Aischa radiallahu ’anha


Hadhrat ’Aischa radiallahu ’anha heiratete den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam im Schawal (10. Monat im islamischen Kalender) des zehnten Jahres des Prophetentums. Sie war die einzige Jungfrau unter den Frauen des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam, alle anderen waren Witwen. Sie war in dem vierten Jahr des Prophetentum geboren und als sie sechs war heiratete sie, wurde aber erst von ihren Eltern nach seiner Auswanderung (Hidschra) nach Madina geschickt, um mit dem Propheten sallallahu ’alaihi wassallam zu leben, als sie neun war. Sie war achtzehn zu der Zeit als der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam starb.

Sie starb in der Nacht vom Dienstag, dem 17. Ramadan (9. Monat im islamischen Kalender), 57 nach der Auswanderung (Hidschra), im Alter von 66 Jahren. Sie wünschte in ihrer Sterbezeit, dass sie zusammen mit den anderen Ummahatu-l-Mu´minin (Mütter der Gläubigen; d.h. die Frauen des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam) begraben wird, im öffentlichen Friedhof (Baki), und verbot, sie an der Seite des Grabes des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam zu begraben.

Im Schawal (10. Monat im islamischen Kalender) zu heiraten galt als ein schlechtes Omen unter den arabischen Frauen. Hadhrat ’Aischa radiallahu ’anha sagte: „Ich habe im Schawal (10. Monat im islamischen Kalender) geheiratet. Es war auch Schawal (10. Monat im islamischen Kalender), als ich zum Propheten sallallahu ’alaihi wassallam geschickt wurde, um mit ihm zu leben. Welche der Frauen des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam hatte mehr Glück und war mehr geliebt als ich?“

Nach dem Tod von Hadhrat Khadidscha radiallahu ’anha kam Hadhrat Khaula bint Hakiem radiallahu ’anha zum Propheten sallallahu ’alaihi wassallam und sagte: „O Prophet von Allah! Willst du nicht wieder heiraten?“ Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam: „Wen soll ich heiraten?“ Khaula radiallahu ’anha: „Ich kenne eine Jungfrau und eine Witwe.“ Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam: „Sage mir sie.“ Khaula radiallahu ’anha: „Die Jungfrau ist ’Aischa radiallahu ’anha, die Tochter deines Freundes Abu Bakr radiallahu ’anhu und die Witwe ist Sauda bint Sam’a radiallahu ’anha.“

Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam: „In Ordnung! Du kannst die Anträge stellen.“ Hadhrat Khaula radiallahu ’anha ging dann zu Hadhrat ’Aischas radiallahu ’anha Mutter Hadhrat Umm Rumaan radiallahu ’anha und sagte zu ihr: „Ich bin gekommen mit guten Nachrichten für deine Familie.“ Hadhrat Umm Rumaan radiallahu ’anha: „Was ist es?“ Khaula radiallahu ’anha: „Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam hat mich geschickt, damit ich für ihn um die Hand von ’Aischa radiallahu ’anha anhalte.“ Hadhrat Umm Rumaan radiallahu ’anha: „Aber ’Aischa radiallahu ’anha ist wie seine Nichte. Wie kann sie ihn heiraten? Ich muss mich mit ihrem Vater beraten.“

Hadhrat Abu Bakr radiallahu ’anhu war zu dieser Zeit nicht zu Hause. Als er kam, wurde der Antrag vor ihm gebracht und er drückte die gleichen Bedenken aus. Hadhrat Khaula radiallahu ’anha ging zum Propheten sallallahu ’alaihi wassallam zurück und benachrichtigte ihn über ihre Bedenken. Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte: „Abu Bakr radiallahu ’anhu ist mein Freund und Bruder im Islam, aber dieses verbietet mir nicht, seine Tochter zu heiraten.“

Hadhrat Khaula radiallahu ’anha ging, um Hadhrat Abu Bakr radiallahu ’anhu dementsprechend zu informieren. Abu Bakr radiallahu ’anhu war sehr erfreut den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam zu seinem Haus zu rufen und vollzog ’Aischas radiallahu ’anha Heirat (Nikah) mit ihm. Einige Monate später, als der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam nach Madina ausgewandert war, sagte Hadhrat Abu Bakr radiallahu ’anhu zum Propheten sallallahu ’alaihi wassallam: „Warum nimmst du nicht deine Frau ’Aischa zu dir, um mit ihr zu leben?“ Er sagte: „Ich muss erst einige Vorbereitungen treffen, bevor ich das tue.“

Hadhrat Abu Bakr radiallahu ’anhu beschenkte ihn mit etwas Geld, womit die notwendigen Vorbereitungen getroffen wurden. Hadhrat ’Aischa radiallahu ’anha fing dann an, mit dem Propheten sallallahu ’alaihi wassallam von Schawal (10. Monat im islamischen Kalender) des ersten oder zweiten Jahres nach der Auswanderung (Hidschra) zu leben. Sie teilte das Bett zum ersten Mal mit dem Propheten sallallahu ’alaihi wassallam in Hadhrat Abu Bakrs radiallahu ’anhu Haus.

Diese drei Ehen ist der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam vor der Auswanderung (Hidschra) eingegangen. Alle restlichen Frauen wurden von ihm in Madina geheiratet.

Die Überlieferung von Ahadith und Hadhrat ’Aischas radiallahu ’anha  Wissen über die offenbarten Verse

Mit sechs Jahren wurde Hadhrat ’Aischa radiallahu ’anha in Mekka in Ehe zum Propheten gegeben. Sie fing an, mit dem Propheten sallallahu ’alaihi wassallam in Madina zu leben, als sie neun war. Sie war nur 18 zu der Zeit als der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam starb. Ungeachtet ihres Alters hatte sie ein unbegrenztes Wissen über Ahadith, Vorschriften (Masail) und Regeln der islamischen Praxis.

Masruq rahmatullah ’alaih sagte: „Ich sah viele bedeutende Sahaba zu ’Aischa radiallahu ’anha kommen, um Wissen über islamische Rechtswissenschaft zu suchen. ’Ataa rahmatullah ’alaih sagt: „’Aischa radiallahu ’anha war gelehrter als die Männer.“ Hadhrat Abu Musa radiallahu ’anhu sagte: „Mit Hilfe von Hadhrat ’Aischa radiallahu ’anha wurde eine Lösung zu jedem Problem gefunden, dass wir uns auf dem Gebiet des religiösen Wissens gegenübergestellt sahen.“ (Asaba)

Die Bücher von Hadith enthalten 2210 Ahadith, die von Hadhrat ’Aischa radiallahu ’anha berichtet werden. (Talqi) Sie sagte: „Ich war ein Kind und spielte in Mekka, als der Vers zum Propheten sallallahu ’alaihi wassallam offenbart wurde:

„Nein, die Stunde ist ihr Termin; und die Stunde ist noch unheilvoller und bitterer.“

(Al-Qamar 46) (Bukhari)


Anmerkung: Wir wissen, dass sie nach Madina auswanderte, als sie nur acht war. Sie musste bei der Offenbarung dieses frühen mekkanischen Verses viel jünger gewesen sein. Dieses zeigt ihren großen Eifer und Hingabe für islamisches Rechtswissen schon von ihrer Kindheit an. Ansonsten kann man von einem Kind in diesem Alter nicht viel erwarten.


Hadhrat ’Aischas radiallahu ’anha Ausgabe im Weg von Allah ta’ala (Sadaqa)

Einst empfing ’Aischa radiallahu ’anha ein Geschenk von zwei Säcken, die mehr als 100.000 Dirham enthielten. Sie bestellte mehrere Tabletts, füllte sie mit Dirham und fing an, diese unter den Armen zu verteilen, so dass sie am Abend keinen einzigen Dirham bei sich übrigbehalten hatte. Sie fastete an diesem Tag. Zurzeit vom Fastenbrechen bat sie ihre Dienerin, etwas zum Fastenbrechen zu bringen. Sie brachte ihr ein Stück Brot und ein wenig Olivenöl und bemerkte: „Ich wünschte, dass wir einen Dirham behalten hätten, damit wir selbst etwas Fleisch zum Fastenbrechen gehabt hätten.“ ’Aischa radiallahu ’anha sagte: „Das ist jetzt zu spät. Wenn du es mir vorher gesagt hättest, hätte ich möglicherweise einen Dirham für uns behalten. (Taskara)

Anmerkung: Geschenke dieser Art empfing Hadhrat ’Aischa radiallahu ’anha häufig von Hadhrat Amir Mu’awia radiallahu ’anhu, HadhratAbdullah bin Subair radiallahu ’anhu und von anderen, denn es war die Zeit der Mühelosigkeit und des Überflusses für die Muslime, da Gebiete nach Gebiete in ihre Hände fielen. In den Häusern gab es so  viel Geld, wie man Getreide in Vorratskammern lagert. Trotz dieses Überflusses führte Hadhrat ’Aischa radiallahu ’anha ein Leben von Enthaltsamkeit. So, dass sogar die Dienerin sie erinnern musste, zum Fastenbrechen Fleisch zu bestellen. Siehe! Sie verteilte 100.000 Dirham an die Armen, aber sie dachte nicht daran, etwas Fleisch für ihr eigenes Fastenbrechen zu besorgen.

In unserer heutigen Atmosphäre scheinen solche Geschichten unmöglich zu sein, aber für die Leute, die die Gemütsverfassung der Sahaba verstanden haben, sind diese und Hunderte solcher Ereignisse nicht erstaunlich. Es gibt viele Geschichten dieser Natur, die über ’Aischa radiallahu ’anha berichtet werden. Einmal fastete sie und außer einem Stück Brot besaß sie nichts für ihr Fastenbrechen. Ein armer Mann kam und bettelte um etwas Nahrung. Sie bat ihre Bedienstete, ihm dieses Stück Brot zu geben. Das Mädchen sagte: „Wenn ich ihm dieses Stück Brot gebe, gibt es nichts für dein eigenes Fastenbrechen.“ Sie sagte: „Das macht nichts. Lass ihn das Stück haben.“ So gab sie ihm das Stück. (Muta)

Einst tötete sie eine Schlange. Sie sah in ihrem Traum jemand sagen: „’Aischa du hast einen Muslim getötet.“ Sie antwortete: „Wie kann ein Muslim in das Haus der Witwe des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam kommen?“ Die Erscheinung erwiderte: „Aber er war in Verkleidung gekommen.“ Sie stand abrupt von ihrem Schlaf auf und gab sofort 12.000 Dirhams als Almosen (Sadaqa), das war das Blutgeld, welches für einen Menschen festgelegt war, der aus Fehler getötet worden war.

Hadhrat ’Urwa radiallahu ’anhu sagt: „Ich sah einmal Hadhrat ’Aischa radiallahu ’anha, wie sie 70.000 Dirham als Almosen (Sadaqa) spendete, während sie selbst ein Kleid trug, das geflickt war.“ (Tabkat)


Ibn Subair radiallahu ’anhu stoppt Hadhrat ’Aischa radiallahu ’anha freiwilige Almosen zu geben

Hadhrat ’Abdullah bin Subair radiallahu ’anhu war Hadhrat ’Aischas radiallahu ’anha Neffe. Er war ihr sehr lieb, da sie ihn groß gezogen hatte. Er mochte es nicht, dass sie so viel Almosen (Sadaqa) ausgab, während sie selbst in Bedürftigkeit und Armut lebte. Er erwähnte dieses zu jemandem und sagte: „Ich muss meine Tante stoppen, so etwas zu tun.“

Sie erfuhr davon und wurde so unzufrieden, dass sie schwur nicht mit HadhratAbdullah bin Subair radiallahu ’anhu für den Rest ihres Lebens zu sprechen. HadhratAbdullah bin Subair radiallahu ’anhu war sehr entsetzt wegen diesen Eid. Er beauftragte viele Leute zu ihr zu gehen und für ihn zu sprechen, aber sie erklärte ihnen: „Ich habe einen Eid geschworen und ich bin nicht bereit, ihn zu brechen.“

Am Ende war HadhratAbdullah bin Subair radiallahu ’anhu so unruhig, dass er zwei Personen aus der Familie der Mutter des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam zu ihrem Haus nahm, um für ihn Fürsprache zu machen. ’Aischa radiallahu ’anhu erlaubte den Personen ihr Haus zu betreten und mit ihr hinter einem Vorhang zu sprechen. Ibn Subair radiallahu ’anhu schlich sich heimlich mit diesen Personen herein. Als diese Personen anfingen zu sprechen, konnte er sich nicht unter Kontrolle halten, durchquerte den Vorhang und hing sich an seine Tante, weinte und bat um Entschuldigung.

Die zwei Personen machten auch Fürsprache und erinnerten sich an das Verbot des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam, das Sprechen mit einem anderen Muslim nicht aufzugeben. Als sie dieses Hadith hörte, bekam sie Furcht vor Allahs Unzufriedenheit und fing sehr bitterlich an zu weinen. Sie verzieh Hadhrat Subair radiallahu ’anhu und fing an, mit ihm zu sprechen. Sie begann dann Sklaven nach Sklaven als Sühne ihres Eides zu befreien, bis vierzig Sklaven von ihr freigelassen worden waren. Sogar später, wenn immer sie an das Brechen ihres Eides dachte, weinte sie so viel, dass ihr Schal mit ihren Tränen nass wurde. (Bukhari)

Anmerkung: Wie viel Sorgen machen wir uns um die Eide, die wir von morgens bis abends schwören. Jeder kann sich selbst prüfen und antworten. Kommt um die Leute zu sehen, die wirklich Ehrfurcht vor Allah ta’ala und seinen Namen hatten; wie tief haben sie mitgefühlt, wenn sie nicht imstande waren, einen Eid zu erfüllen. Wir sehen, wie viel Hadhrat ’Aischa radiallahu ’anha weinte, wenn immer sie sich an dieses Ereignis über das Brechen ihres Eides erinnerte.

Hadhrat ’Aischa radiallahu ’anha und die Furcht vor Allah ta’ala

Wer weiß nicht von der Liebe, die der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam für seine liebe Frau Hadhrat ’Aischa radiallahu ’anha hatte? Es wird gesagt, dass als er gefragt wurde, wem er am meisten liebte, antwortete er: „’Aischa.“ Sie kannte sich gut aus in der islamischen Rechtswissenschaft, sodass viele bekannte Sahaba zu ihr gingen, um ihre Probleme auf diesem Gebiet zu lösen. Dschibrail (Gabriel) ’alaihis salaam grüßte sie mit „as-salamu ’alaikum“. Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam erklärte ihr einst, dass sie seine Frau im Paradies (Dschanna) sein würde.

Als sie durch die Heuchler (Munafiqin) verleugnet wurde, entlastete Allah ta’ala sie von der Verleugnung und bestätigte ihre Unschuld, indem er einen Vers im Koran offenbarte. Hadhrat ’Aischa radiallahu ’anha selbst zählte einmal zehn Tugenden auf, die Allah ta’ala ihr über den anderen Frauen des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam gegeben hatte. Hadhrat ibn Sa’d hat diese ausführlich berichtet. Ihre Ausgabe im Weg von Allah ta’ala ist bereits in den vorhergehenden Geschichten berichtet worden.

Trotz all dieser Privilegien und Tugenden fürchtete sie Allah ta’ala so sehr, dass man sie häufig hören sagte: „Ich wünschte, dass ich ein Baum wäre, damit ich ständig im Gedenken von Allah beschäftigt wäre und von der Abrechnung am Tag des Urteils frei wäre.“ „Ich wünschte, dass ich ein Stein oder ein Klumpen von Erde gewesen wäre.“ „Ich wünschte, dass ich ein Blatt eines Baums oder ein Grashalm gewesen wäre.“ „Ich wünschte, dass ich überhaupt nicht geboren worden wäre.“ (Bukhari)

Anmerkung: Die Geschichten über die Ehrfurcht vor Allah ta’ala, die die Sahaba in ihren Herzen hatten, sind bereits in Kapitel III berichtet worden. Dieses war der leitende Faktor ihres Lebens.


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