Die Vorzüge des Monats RamadanFada-il Ramadan

© Alle Rechte Vorbehalten

Von

Maulana Mohammed Zakaria Kandhalvi



Einführung

Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen.

Alles Lob gebührt Allah taala und Segen sei auf Seinem Prophetensallallahu alaihi wassallam. Auf den folgenden Seiten habe ich einige Ahadith zitiert, in denen es um den gesegneten Monat Ramadan geht. Der Prophet sallallahu alaihi wassallam, der eine Barmherzigkeit für alle Welten war, hat uns zu unserem eigenen Nutzen so sehr ermutigt, verschiedene Taten zu vollbringen, dass wir uns aus Dankbarkeit für ihn hätten aufopfern müssen. Unsere Achtlosigkeit gegenüber diesen Lehren geht jedoch so weit, dass wir es nicht nur vernachlässigen, sie zu praktizieren, sondern wir widmen diesen Lehren noch nicht einmal unsere Aufmerksamkeit, so dass viele Menschen sogar kaum diese Lehren kennen.

Mein Ziel bei der Sammlung der Ahadith in diesem Buch ist es, diejenigen, die das Gebet in den Moscheen leiten, die Leiter des Tarawih-Gebetes und andere belesene Muslime dazu aufzumuntern, dieses Buch während der ersten Tage des Monats Ramadan (oder zuvor) in den verschiedenen Moscheen vorzulesen und zu erklären, so dass durch Allahs ta’ala große Barmherzigkeit und den Segnungen der Worte Seines geliebtesten Propheten sallallahu ’alaihi wassallam wir angemessenen Respekt für den Monat Ramadan und seinen Segen erlangen.

Dies kann uns dazu führen, nach Seinen Anweisungen zu handeln und uns von schlechten Taten fern halten. Der Prophetsallallahu ’alaihi wassallam hat gesagt: „Sollte Allah ta’ala eine Person durch euch zum richtigen Weg leiten, dann soll dies besser für euch sein als rote Kamele (etwas das als kostbarster Besitz angesehen wird).“

Der Monat Ramadan ist für die Muslime eine sehr große Gnade von Allah ta’ala. Diese Gnade kann nur als solche betrachtet werden, wenn wir sie auch angemessen wertschätzen, sonst wird der Monat Ramadan kommen und gehen, ohne dass wir etwas hinzu gewinnen. In einem Hadith heißt es: „Wenn meine Gemeinschaft (Umma) erkennen würde, was der Monat Ramadan wirklich ist, so würden sie wünschen, dass das ganze Jahr über Ramadan sein sollte.“

Dies ist der Wert dieses Fastenmonats. In einem anderen Hadith wird uns gesagt: „Das Fasten des Monats Ramadan und das Fasten an drei Tagen in jedem Monat hält schlechte Gedanken vom Herzen weg und reinigt es.“ Es muss doch etwas wichtiges und gewaltiges gewesen sein, dass die Sahaba dazu bewegte, während der schweren und ermüdenden Reise der Anstrengung (Dschihad) zu fasten, obwohl sie die Erlaubnis vom Prophetensallallahu ’alaihi wassallam hatten, ihr Fasten zu brechen. Am Ende musste der Prophetsallallahu ’alaihi wassallam ihnen solches Fasten verbieten.

In einem Hadith aus dem „Sahih“ von Muslim (eine Sammlung von Ahadith) wird berichtet, dass die Sahaba radiallahu ’anhum einmal auf einer Reise zur Anstrengung (Dschihad) für eine Rast anhielten. Es war extrem heiß und wegen ihrer Armut besaßen sie nicht einmal ausreichend Kleidung, um sich gegen die Sonneneinstrahlung zu schützen.

In diesem Zustand benutzten viele von ihnen ihre Hände als Schutz vor der Hitze der Sonne. Viele fasteten und waren so geschwächt, dass sie nicht gegen die extreme Hitze ankamen und nieder fielen. Einige der Sahaba radiallahu ’anhum fasteten das ganze Jahr hindurch.

Es gibt unzählige Ahadith in denen die verschiedenen Segnungen des Monats Ramadan erklärt werden. Es ist mir nicht möglich, sie hier alle zu sammeln und wenn ich sie aufzählen und im Detail erklären würde, so könnten die Leser gelangweilt werden, da heutzutage immer weniger Interesse an Angelegenheiten der Religion (Din) besteht, weder für seinem Wissen noch an seiner Praxis.

Ich habe daher nur einundzwanzig Ahadith in diesem Buch aufgeschrieben und sie in drei Kapitel unterteilt, nämlich Kapitel 1 über die Segnungen des Monats Ramadan (10 Ahadith), Kapitel 2 über die Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) (7 Ahadith) und Kapitel 3 über das Zurückziehen (I’tikaf) (3 Ahadith).

Am Ende, zum Abschluss dieses Buches, habe ich ein langes Hadith eingefügt. Möge Allah ta’ala diese Arbeit durch Seine Gnade und die Segnungen Seines geliebten Prophetensallallahu ’alaihi wassallam akzeptieren und gewähren, dass ich und alle Muslime daraus Nutzen ziehen. Amen!

Mohammed Zakaria Kandhalvi



Kapitel 1. Die Vorzüge des Monats Ramadan

1. Mohammeds sallallahu ’alaihi wassallam Rede am letzten Tag des Monats Scha’ban (8. Monat im islamischen Kalender)

1. Salmaan berichtet: „Am letzten Tag des Monats Scha’ban (8. Moant im islamischen Kalender) sprach der Prophet von Allah sallallahu ’alaihi wassallam uns an und sagte: „O Leute! Es kommt nun ein großartiger Monat zu euch, ein gesegneter Monat, in welchem eine Nacht liegt, die besser ist als eintausend Monate. Es ist ein Monat in welchem Allah ta’ala das Einhalten des Fastens am Tag zur Pflicht und das Gebet in der Nacht (Tarawih) zum freiwilligen Gebet gemacht hat.“

„Wer immer versucht, näher zu Allah ta’ala zu gelangen, indem er eine freiwillige (nafl) Tat in diesem Monat macht, für den gibt es eine Belohnung als hätte er eine Pflichthandlung (fard) in irgendeinem anderen Monat des Jahres getan. Und wer auch immer eine Pflichthandlung verrichtet, der bekommt die Beloh-nung von siebzig Pflichthandlungen zu irgendeiner anderen Zeit des Jahres.“

„Dies ist wahrlich der Monat der Geduld, und die Belohnung für wahre Geduld ist das Paradies (Dschanna). Es ist der Monat der Güte für seine Mitmenschen. Es ist der Monat, in dem der Unterhalt eines wahren Gläubigen vermehrt wird. Wer auch immer einer fastenden Person etwas zu Essen gibt für sein Fastenbrechen (bei Sonnenuntergang), für den wird es Vergebung seiner Sünden geben und Freiheit vor dem Feuer der Hölle (Dschahannam), und für ihn gibt es dieselbe Belohnung wie für den, dem er zu essen gab, ohne das die Belohnung dieser Person dabei im mindesten verringert würde.“

Daraufhin sagten wir: „O Prophet von Allah sallallahu ’alaihi wassallam, nicht alle von uns haben die Mittel dafür, jemandem zum Fastenbrechen Essen zu geben.“ Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam antwortete: „Allah ta’ala gewährt dieselbe Belohnung demjenigen, der einem Fastenden eine einzelne Dattel oder ein Glas Wasser oder einen Schluck Milch zum Fastenbrechen gibt. Dies ist ein Monat, dessen erster Teil Allahs Segen bringt, seine Mitte bringt Seine Vergebung und sein letzter Teil bringt Freiheit vom Feuer der Hölle (Dschahannam).“

„Wer immer in diesem Monat die Last seiner Diener erleichtert, dem wird Allah ta’ala vergeben und ihn aus dem Feuer der Hölle (Dschahannam) befreien. Und in diesem Monat sollt ihr versuchen, vier Dinge in großer Anzahl zu tun, zwei davon erfreuen euren Allah ta’ala und die anderen zwei sind so, dass ihr ohne sie nicht auskommt.

Die, die euren Allah ta’ala erfreuen werden, sind dass ihr in großer Menge die Bezeugung (Kalima Tajjiba) „la ilaha illallah“ (es gibt keine Gottheit außer Allah) rezitiert und wiederholt um Allahs Vergebung bittet, indem ihr „astaghfirullah“ (ich bitte Allah um Vergebung)sagt. Und was die zwei Dinge betrifft, ohne die ihr nicht auskommt: ihr solltet Allah ta’ala um Einlass ins Paradies (Dschanna) bitten und SeinenSchutz vor der Hölle (Dschahannam) suchen. Und wer immer einem Fastenden Wasser zu trinken gibt, dem wird Allah ta’ala einen Trank von meiner Quelle gewähren, solch einen Trank, nachdem er nie wieder Durst verspürt bis er das Paradies (Dschanna) betritt.“ (Ibn Khusaima, Baihaki)

Anmerkung: Die Hadith-Gelehrten haben zwar einige Überlieferer von diesem Hadith kritisiert, jedoch reicht die Stärke der Überlieferungskette aus, als Hadith über Belohnung von Taten (Fada-il). Außerdem wird der Inhalt von diesem Hadith durch zahlreiche andere Überlieferungen bestätigt. Wir werden in diesem Hadith auf eine ganze Anzahl wichtiger Punkte hingewiesen. Zuerst muss man beachten, dass der Prophetsallallahu ’alaihi wassallam diese Rede am Ende des Monats Scha’ban (8. Monat im islamischen Kalender) hielt. Der offensichtliche Grund dafür war, uns auf die große Wichtigkeit des (kommenden) Monat Ramadan vorzubereiten, so dass wir uns darin erinnern können und nicht einen Moment vorbei gehen lassen, ohne ihm die echte Wichtigkeit beizumessen, die er verdient.

Nach der Beschreibung der Vorzüge dieses Monats wird die Aufmerksamkeit besonders auf einige wichtige Dinge gelenkt. Zuerst die Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr), die wahrlich eine höchst wertvolle Nacht ist. Danach teilt uns oben genannter Hadith mit, dass Allah ta’ala das Fasten während des Tages zur Pflicht gemacht hat, der auch das Tarawih-Gebetwährend der Nacht zu einer Gewohnheit des Propheten (Sunna) gemacht hat.

Aus diesem Hadith erfahren wir, das der Befehl für das Tarawih-Gebet auch von Allah ta’ala Selbst stammt. Mit den Ahadith, in denen der Prophetsallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat, er hätte es selbst zur Gewohnheit (Sunna) gemacht, ist gemeint, dass er den Befehl Allahs nur betont hat, um die Wichtigkeit dieser zu verstärken. All die verschiedenen islamischen Rechtsschulen stimmen darin überein, dass Tarawih eine Gewohnheit des Propheten (Sunna) ist. Maulana Schah ’Abdul Haq Dihlawi schrieb in seinem Buch „Maa Thabata bil-Sunna“, dass wenn die Einwohner einer Stadt das Tarawih-Gebet aufgeben sollten, der muslimische Regierende (Bürgermeister usw.) sie zur Durchführung dieses Gebets zwingen sollte.

Hier muss man eine Sache beachten. Viele haben die Meinung, dass man einfach nur der Rezitation des vollständigen Koran während Tarawih zuhören braucht, was innerhalb 8 bis 10 Tagen in einer Moschee geschieht, um die Belohnung für die Gewohnheit des Propheten (Sunna) erlangt zu haben.

Das ist falsch, denn es gibt zwei verschiedene Bedingungen. Erstens ist es eine Gewohnheit des Propheten (Sunna), zu hören wie der komplette Koran im Tarawih während des Monats Ramadan rezitiert wird. Zweitens ist es eine weitere Gewohnheit des Propheten (Sunna), den ganzen Monat Ramadan hindurch Tarawih-Gebet zu verrichten. Beide sollten mit angemessener Sorgfalt verrichtet werden.

Was die angeht, die sich auf einer Reise befinden und nicht in der Lage sind, diese beiden Gewohnheiten des Propheten (Sunna) zu verrichten, weil sie nicht wissen, wo sie sich aufhalten werden (an verschiedenen Orten), ihnen ist zu raten, dass sie in den ersten paar Tagen des Monats Ramadan den ganzen Koran im Tarawih hören sollten, so dass er nicht unvollständig bleibt. Dann sollten sie beim Tarawih-Gebet mitmachen, wo immer sie dazu Gelegenheit finden.

Ein weiterer Punkt, auf den wir im obigem Hadith aufmerksam gemacht werden, ist, dass der Prophetsallallahu ’alaihi wassallam uns darüber informierte, dass jede freiwillige (nafl) Tat im Monat Ramadan so belohnt wird wie eine Pflichthandlung zu anderen Zeiten, wohingegen eine Pflichthandlung im Monat Ramadan die Belohnung von siebzig Pflichthandlungen zu anderen Zeiten mit sich bringt.

Hier sollten wir unsere Anbetung von Allah ta’ala überdenken. Wie viel Wert legen wir auf die Pflichthandlungen im Monat Ramadan und wie viele freiwillige (nafl) Taten verrichten wir? Was die Sorgfalt bei der Ausführung von Pflichthandlungen angeht, so finden wir viele Leute, die ins Bett gehen und kein Morgengebet (Fadschr) machen, nachdem sie die Morgenmahlzeit (Sahur) gegessen haben. Viele verrichten dieses Gebet, aber nicht mit der Gemeinschaft (Dschama’a).

Dies erweckt den Eindruck, dass wir Allah ta’ala für das Essen, das wir am Morgen (Sahur) gegessen haben danken, indem wir entweder die wichtigste Pflichthandlung gar nicht verrichten, oder indem wir sie ohne Gemeinschaft (Dschama’a) verrichten! Der Prophetsallallahu ’alaihi wassallam sagte, dass es für diejenigen, die in der Nähe einer Moschee wohnen kein Gebet gibt außer in der Moschee.

In dem Buch „Masaahir Haq“ finden wir, dass wenn ein Mann ohne gültige Entschuldigung das Gebet nicht inder Gemeinschaft (Dschama’a) verrichtet, dann hat er zwar seine Pflicht erfüllt, erhält aber nicht die volle Belohnung für das Gebet. Genauso wird in vielen Fällen durch das Fastenbrechen das Abendgebet (Maghrib) verpasst, und viele, die zur Moschee kommen sind nicht in der Lage, rechtzeitig da zu sein, wenn der Vorbeter (Imam) das Gebet mit Allahu Akbar (Allah ist der Größte) beginnt, oder sie verpassen sogar die erste Rak’a.

Viele Leute verrichten wegen dem langen Tarawih-Gebet das Nachtgebet (’Ischa) schon bevor seine Zeit überhaupt dran ist! Das ist die traurige Art, auf die wir im Monat Ramadan auf unser Gebet achten! Um eine Pflichthandlung zu erfüllen, vernachlässigen wir drei andere. Wie oft erleben wir es, dass sogar das Mittagsgebet (Suhr) ignoriert wird, weil wir Mittagsschlaf machen, während das Nachmittagsgebet (’Asr) verpasst wird, weil wir zu beschäftigt sind mit Verkaufen, Kaufen und Kochen in Vorbereitung auf das Fastenbrechen.

Wenn es so bei den Pflichthandlungen aussieht, dann kann man sich vorstellen, wie viel weniger Wert auf die freiwilligen Handlungen (nafl A’maal) gelegt wird. Man stellt fest, dass die Zeiten der freiwilligen Gebete (nafl) kurz nach Sonnenaufgang (Schuruq) und am Vormittag (Duha) verschlafen werden.

Dann schauen wir uns die sechs Rak’a freiwilliges Gebet (nafl) nach dem Abendgebet (Maghrib) an, bekannt als Salatu-l-Awwabin. Hier finden wir uns mit dem Fastenbrechen beschäftigt und sind angsterfüllt von dem Gedanken an das Tarawih-Gebet in einer Stunde, so dass auch dieses Gebet ignoriert wird.

Darüber hinaus stellen wir fest, dass die Zeit für das freiwillige Gebet in der Nacht (Tahadschud) auch die Zeit für die Morgenmahlzeit (Sahur) ist, mit dem Ergebnis, dass auch dieses Gebet vernachlässigt wird. Man mag tausend Entschuldigungen dafür finden, dass man einfach keine Zeit für freiwillige Gebete (nafl) hatte, und doch sehen wir, dass es viele gibt, die die Zeit für das Verrichten all dieser Anbetungshandlungen während dieser wertvollen Tage finden.

Ich persönlich beobachtete meinen Lehrer Maulana Khalil Ahmed während vielen Monaten im Ramadan. Er war ein sehr schwacher Mensch in hohem Alter, aber dennoch rezitierte er eins der dreißig Kapitel (dschuz) des Koran und ein Viertel dazu im freiwilligen Gebet (nafl) nach dem Abendgebet (Maghrib). Danach verbrachte er gewöhnlich eine halbe Stunde mit Essen und anderen Notwendigkeiten in Vorbereitung für das Tarawih.

Er stand gewöhnlich etwa zweieinhalb Stunden im Tarawih in Indien und etwa drei Stunden, als er in der gesegneten Stadt Madina lebte. Danach pflegte er für zwei oder drei Stunden zu schlafen (je nach Jahreszeit). Dann rezitierte er wieder den Koran im freiwilligen Gebet in der Nacht (Tahadschud) bis etwa eine halbe Stunde vor dem Morgengebet (Fadschr), wo er dann die Morgenmahlzeit (Sahur) aß. Von da an blieb er beschäftigt mit Koranrezitation oder dem Vervollständigen seines täglichen Pensums an Gedenken an Allah (Sikr) und Bittgebete (Du’a). Bei Anbruch der Dämmerung verrichtete er sein Morgengebet (Fadschr), wonach er meditierte bis zu dem freiwilligen Gebet (nafl), zwanzig Minuten nach Sonnenaufgang. Nach dem Verrichten dieses freiwilligen Gebets pflegte er bis zum Mittag einen Teil seines bekannten Buches „Basla-l-Madschhud“ auf Arabisch zu schreiben, über die „Sunan“ von Abu Dawud. Dann kümmerte er sich normalerweise um seine Briefe und diktierte Antwortschreiben.

Dann ruhte er sich bis zum Mittagsgebet (Suhr) aus und las den Koran vom Mittagsgebet (Suhr) bis zum Nachmittagsgebet (’Asr). Vom Nachmittagsgebet (’Asr) bis zum Abendgebet (Maghrib) war er mit dem Gedenken Allahs (Sikr) und mit Gesprächen mit denen beschäftigt, die ihn besuchten. Als er „Basla-l-Madschhud“ vervollständigt hatte, beschäftigte er sich mit dem Studium religiöser Werke.

Dies war sein tägliches Programm das ganze Jahr hindurch. Im Monat Ramadan jedoch verbrachte er ein wenig mehr Zeit mit der Anbetung von Allah ta’ala, verlängerte die Rak’a. Andere Maschaikh legten genauso Wert auf den Monat Ramadan, und sogar mehr, so dass es nicht einfach ist, es ihnen nach zu machen.

Der große religiöse Lehrer Schaichu-l-Hind, Maulana Mahmud Hasan rahmatullah ’alaih blieb im freiwillgem Gebet von nach Tarawih bis zum Morgengebet (Fadschr) und hörte sich die Koranrezitation mehrerer Huffaz (Leute, die den Koran auswendig können) nacheinander an.

Maulana Schah ’Abdur Rahim Raipuri blieb während des Monats Ramadan Tag und Nacht beschäftigt mit der Rezitation des Koran. Es blieb ihm keine Zeit, sich um seinen Schriftverkehr oder um Besucher zu kümmern. Nur seine engsten Freunde durften ihn für kurze Zeit nach Tarawih besuchen, während er eine Tasse Tee trank.

Der Grund, warum ich beschreibe, wie diese Älteren (Maschaich) ihren Monat Ramadan verbrachten, ist nicht, dass wir das nur beiläufig durchlesen, sondern mit der Absicht lesen, dass wir dadurch ermutigt werden und uns so gut wir können anstrengen, ihrem edlen Beispiel zu folgen.

Wie wunderbar wäre es, wenn diejenigen, die nicht durch weltliche Notwendigkeiten eingeengt sind, ihr Bestes versuchen würden, um ihr religiöses Leben in diesem Monat aufzubessern, nachdem sie elf Monate des Jahres verschwendet haben. Was die angeht, die morgens um Acht oder um Neun in ihren Büros und bei der Arbeit sein müssen, so sollte es nicht zu schwer für sie sein, wenigstens im Monat Ramadan die Zeit zwischen dem Morgengebet (Fadschr) und ihrem Arbeitsbeginn mit der Rezitation des Koran zu verbringen.

Immerhin finden wir für unsere weltlichen Bedürfnisse ja auch Zeit, trotz unserer Arbeitszeiten. Was die angeht, die auf einem Bauernhof oder im Landbau arbeiten und normalerweise bei niemandem angestellt sind, so sollte sie nichts davon abhalten, den Koran während ihrer Arbeit zu rezitieren.

Dann sieht euch die Geschäftsmänner, Ladeninhaber und Händler an. Nichts sollte sie im Monat Ramadan davon abhalten, den Koran während ihrer Geschäftszeiten zu rezitieren oder ein wenig Zeit vom Handel abzukürzen, um sie für die Koranlesung zu nutzen.

Schließlich gibt es eine starke Verbindung zwischen dem Monat Ramadan und der Rezitation des Koran. Fast alle von Allah offenbarten Schriften wurden in diesem Monat offenbart. Ebenso wurde in diesem Monat der Koran von seinem ursprünglichen Platz kopiert und diese Kopie wurde in den untersten Himmel gebracht, von wo aus sie über einen Zeitraum von dreiundzwanzig Jahren Stück für Stück dem Prophetensallallahu ’alaihi wassallam offenbart wurde.

Der Prophet Ibrahim (Abraham) ’alaihis salaam bekam seine Schriften am Ersten oder Dritten dieses Monats und Dawud (David) ’alaihis salaam erhielt die Psalter (Sabur) am Zwölften oder Achtzehnten dieses Monats. Der Prophet Musa (Moses) ’alaihis salaam erhielt die Thora am Sechsten; ’Isa (Jesus) ’alaihis salaam erhielt das Evangelium (Indschil) am Zwölften oder Dreizehnten.

Daran sehen wir die enge Verbindung zwischen den göttlichen Schriften und dem Monat Ramadan. Aus diesem Grund sollte man in diesem Monat so viel wie möglich vom Koran rezitieren. Dies war die Angewohnheit unserer Älteren (Maschaich).

Der Engel Dschibra´il (Gabriel) ’alaihis salaam pflegte im Monat Ramadan vor unserem Propheten Mohammed sallallahu ’alaihi wassallam den gesamten Koran zu rezitieren. In manchen Ahadith wird gesagt, dass der Prophetsallallahu ’alaihi wassallam rezitierte und der Engel Dschibra´il (Gabriel) ’alaihis salaam zuhörte. Durch das Zusammenfügen dieser Berichte sagen die Gelehrten (’Ulama), dass es zu bevorzugen ist, den Koran so zu lesen, dass eine Person rezitiert während der andere zuhört. Danach rezitiert ein anderer, während die anderen zuhören.

Also rezitiert den Koran so viel wie möglich; was immer an Zeit danach noch übrig ist, sollte auch nicht verschwendet werden. Der Prophetsallallahu ’alaihi wassallam hat unsere Aufmerksamkeit auf vier weitere Dinge gelenkt und uns geraten, dass wir sie so viel wie möglich praktizieren sollen: Die Rezitation des Glaubensbekenntnisses (Kalima Tajjiba), um Allahs Vergebung bitten, Ihn um Einlass ins Paradies (Dschanna) anflehen und Zuflucht vor der Hölle (Dschahannam) suchen. Darum sollte jede verfügbare freie Minute damit verbracht werden. Was ist so schwer daran, unsere Zunge damit zu beschäftigen, Bittgebete (Du’a) für Segen auf den Prophetensallallahu ’alaihi wassallam oder la ilaha illallah (es gibt keine Gottheit außer Allah) zu rezitieren, während wir uns um unsere täglichen Aufgaben kümmern?

Im selben Hadith sagte der Prophetsallallahu ’alaihi wassallam noch ein paar andere Dinge; Ramadan ist der Monat der Geduld. Darum sollte man, auch wenn einem das Fasten schwer fällt, es heiter und geduldig ertragen; man sollte sich nicht beschweren, wie es die Leute oft während heißer Sommertage tun.

Genauso sollte man sich nicht beschweren, falls man die Morgenmahlzeit (Sahur) verpasst. Sollten wir uns zur Zeit des Tarawih müde fühlen, so sollte auch das mit Geduld ertragen werden. Seht das nicht als große Schwierigkeit oder Prüfung an, denn sonst könnten diese Taten bei Allah ta’ala an Wert verlieren. Wenn wir weltlicher Bequemlichkeit den Rücken zukehren, auf Essen und Trinken verzichten für Allahs Wohlgefallen, sollten wir dann nicht die Schwierigkeiten dabei vergessen?

Weiterhin sagt der Hadith, dass dies der Monat von Güte ist, besonders zu den Armen und Bedürftigen. Diese Güte sollte praktischer Art sein. Wenn man zum Fastenbrechen zehn Dinge vor uns legt, dann sollten wenigstens drei oder vier davon für die Armen und Bedürftigen beiseite gelegt werden, selbst wenn wir sie nicht so großzügig behandeln können wie uns selbst.

Beim Zeigen von Güte zu den Armen waren die Sahaba radiallahu ’anhum, wie auch bei allen anderen Dingen, lebende Beispiele und es ist unsere Pflicht ihnen zu folgen oder es wenigstens zu versuchen. Es gibt hunderte und tausende solcher Ereignisse, die uns die Sprache verschlagen.

Schaut euch das folgende Beispiel an: Abu Dschahm berichtet, dass er während des Kampfes vom Jarmuk seinen Cousin suchen ging: „Ich nahm eine Ziegenhaut voll Wasser mit, um ihm davon zu trinken zu geben und seine Wunden auszuwaschen, falls er am Leben und verwundet war. Ich fand ihn bei den Verwundeten liegend. Als ich ihn fragte, ob er Wasser möchte, deutete er ein „Ja“ an. In diesem Augenblick stieß in der Nähe jemand einen Schmerzensschrei aus. Mein Cousin zeigte dort hin und deutete mir an, dass ich zuerst den Durst des anderen stillen soll. Ich ging zu ihm und stellte fest, dass auch er Wasser brauchte. Gerade als ich ihm etwas geben wollte, schrie ein Dritter in der Nähe vor Schmerzen. Der Zweite zeigte zu dem Dritten, was bedeuten sollte, dass ich dem Dritten zuerst Wasser bringen soll. Ich ging zu dem dritten Mann, doch er verstarb, bevor er etwas trinken konnte. Daraufhin kehrte ich zu dem zweiten zurück, aber auch der war inzwischen gestorben. Als ich zu meinem Cousin zurückkam, war auch er zum Märtyrer geworden.“

Das ist die Opferbereitschaft, die unsere Vorfahren besaßen. Möge Allah ta’ala zufrieden mit ihnen sein und uns die Fähigkeit gewähren, ihnen zu folgen.

Ibn ’Umar radiallahu ’anhu hat eine Aussage des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam berichtet, der sagte, dass es zu jeder Zeit fünfhundert Personen gibt, die Allahs Gnade genießen. Genauso wie vierzig große Maschaich (abdaal). Wenn einer von ihnen stirbt, dann nimmt ein anderer seinen Platz ein. Die Sahaba radiallahu ’anhum fragten nach deren besonderen guten Taten. Der Prophetsallallahu ’alaihi wassallam sagte: „Sie vergeben dem Unterdrücker, sind gütig zu denen, die sie verletzen und wegen ihrer Liebe zu den einfachen Leuten teilen sie ihre Versorgung mit den Bedürftigen.“

In einem anderen Hadith wird gesagt, wer den Hungrigen speist, den Nackten einkleidet und dem Reisenden Aufenthalt gewährt, den wird Allah ta’ala sicher vor der Furcht am Tag der Abrechnung (Jaumu-l-Qijama) bewahren.

Jahja Barmaki gab Sufjaan Thauri jeden Monat eintausend Silbermünzen, woraufhin Sufjaan Niederwerfung (Sadschda) vor Allah ta’ala machte und dieses Bittgebet (Du’a) sagte: „O Allah ta’ala, Jahja hat sich ausreichend um meine weltlichen Bedürfnisse gekümmert. Kümmere Du Dich durch Deine große Barmherzigkeit um seine Bedürfnisse im Jenseits (Akhira)!“ Nach dem Tod von Jahja sahen ihn einige Leute im Traum und fragten ihn, was ihm bei der Abrechnung vor Allah ta’ala passiert sei. Er antwortete: „Durch das Bittgebet (Du’a) von Sufjaan hat mir Allah ta’ala vergeben.“

Darüber hinaus hat der Prophetsallallahu ’alaihi wassallam von der Belohnung dafür gesprochen, einen Fastenden zum Fastenbrechen zu speisen. In einem Hadith wird berichtet, dass die Engelwährend der Nächte des Monats Ramadan Segnungen zu jedem schicken, der einen Fastenden (zum Fastenbrechen) aus seinem erlaubten (halal) Verdienst speist und in der Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) schüttelt der Engel Dschibrail (Gabriel) ’alaihis salaam seine Hand. Das Anzeichen davon ist, dass sein Herz weich wird, während ungehemmt Tränen aus seinen Augen fließen. Hammaad ibn Salama, ein sehr bekannter Gelehrter, gab jeden Tag im Monat Ramadan fünfzig Personen zum Fastenbrechen zu Essen. (Ruha-l-Bajaan)

Im letzten Teil des Hadith bezeichnet der Prophetsallallahu ’alaihi wassallam den ersten Teil des Monats Ramadan als den Zeitraum des Segens, womit gemeint ist, dass Allah ta’ala Seine Segnungen auf die Gläubigen herab regnen lässt. Diejenigen, die Allah ta’ala ihre Dankbarkeit für Seine Gnaden zeigen, erhalten sie in größerer Menge. Der Koran sagt:

„Wenn ihr dankbar seid, so will Ich euch wahrlich mehr geben.“ (Ibrāhīm 7)

Der mittlere Teil des Monats Ramadan ist der Zeitraum, wo den Gläubigen Vergebung gewährt wird als Belohnung für ihr Fasten während des ersten Teils. Der letzte Teil des Monats Ramadan bringt Freiheit von der Hölle (Dschahannam). Das wird von vielen ähnlichen Ahadith bestätigt.

Nach meiner persönlichen Meinung wurde der Monat Ramadan hier in drei Teile geteilt, weil die Menschen normalerweise von drei unterschiedlichen Arten sind. Zuerst gibt es diejenigen, auf denen keine Sünden lasten. Für sie werden direkt von Anfang des Monats Ramadan an Allahs Segnungen und Gnaden herabkommen. Zweitens sind da diejenigen, deren Last aus Sünden nicht allzu schwer ist. Sie erhalten Vergebung, nachdem sie ein Drittel des Monats Ramadan gefastet haben. Drittens sind da die schweren Sünder. Für sie gibt es erst Vergebung, nachdem sie den größten Teil des Monats Ramadan gefastet haben.

Was die betrifft, die Allahs Segen direkt am Anfang bekamen, da sie keine Sünden zu vergeben hatten, diese werden wahrlich mit Unmengen solcher Segnungen begnadet werden. Und Allah ta’ala weiß es am besten.

Der Hadith betont auch, dass Herren im Monat Ramadan nachsichtig mit ihren Dienern umgehen sollten bzw. der Chef mit seinen Arbeitern, da diese ja schließlich auch fasten. Zu viel an schwerer Arbeit wäre eine unerträgliche Belastung für sie. Warum nicht einfach noch einen Arbeiter einstellen für die zusätzliche Arbeit? Das gilt natürlich nur, wenn der Diener selbst fastet, sonst istes für ihn egal, ob es der Monat Ramadan oder irgendein anderer Monat ist. Es ist die Höhe der Unverschämtheit wenn einige Herren ungütig zu ihren fastenden Angestellten sind, wobei sie selbst nicht fasten.

Und bald werden die Ungerechten wissen zu welch einer (schlimmen) Heimstadt sie zurückkehren werden.

„Außer denen, die glauben und gute Werke verrichten und Allahs des öfteren gedenken und die sich widersetzen, nachdem ihnen Unrecht widerfuhr. Und die Ungerechten werden bald erfahren, zu welchem Ort sie zurückkehren werden.“ (Asch-Schu’arā 227)

Zuletzt ruft der Prophetsallallahu ’alaihi wassallam in dem Hadith dazu auf, dass vier Dinge ständig wiederholt werden sollen. Erstens, die Rezitation des Glaubensbekenntnisses (Kalima Tajjiba), die in den Ahadith als das beste Gedenken Allahs (Sikr) genannt wird. In „al-Mischkaah“ berichtet Abu Sa’id Khudri: Einmal bat der Prophet Musa (Moses) ’alaihis salaam Allah ta’ala, ihm ein spezielles Bittgebet (Du’a) zu lehren, mit dem er Allahs gedenken und ihn um Gnaden bitten könnte. Daraufhin wies Allah ta’ala ihn an, la ilaha illallah (es gibt keine Gottheit außer Allah) zu rezitieren.

Der Prophet Musa (Moses) ’alaihis salaam sagte: „O Allah, das ist eine Preisung die all Deine Diener rezitieren. Ich wünsche ein spezielles Bittgebet (Du’a) oder Gedenken an Dir (Sikr).“Allah ta’ala antwortete: „O Musa (Moses), wenn man die sieben Himmel, die Erde und all ihre Bewohner, außer Mir Selbst, in eine Schale der Waage legt und dieses Glaubensbekenntnis (Kalima) in die andere, dann würde dieses Glaubensbekenntnis (Kalima) alles überwiegen.“

In einem anderen Hadith heißt es: „Sollte irgendjemand aufrichtig dieses Glaubensbekenntnis (Kalima) rezitieren, dann öffnen sich sofort die Tore vom Paradies (Dschanna) für sie und nichts hält sie davon ab, Allahs ta’ala Thron zu erreichen.“ Die einzige Bedingung dafür ist, dass der Rezitator sich von großen Sünden fern halten sollte.

Allah ta’ala stellt in Seiner unendlichen Gnade all das im Überfluss zur Verfügung, was alle brauchen. Wir stellen fest, dass dieses Gesetz auf der ganzen Welt gilt, wenn wir unsere grundlegenden weltlichen Bedürfnisse betrachten. Zum Beispiel Wasser, was alle brauchen, ist frei verfügbar. Genauso ist dieses Glaubensbekenntnis (Kalima), die höchste Form von Gedenken an Allah (Sikr), frei verfügbar, so dass sie jeder rezitieren und ihre Vorteile genießen kann.

Der obige Hadith empfiehlt auch, sehr häufig um Allahs ta’ala Vergebung zu bitten. Einige andere Ahadith berichten die Vorzüge davon, um Allahs ta’ala Vergebung zu bitten. In einem Hadith lesen wir: „Wer auch immer häufig um Allahs Vergebung bittet, dem öffnet Allah ta’ala einen Weg aus allen Schwierigkeiten heraus und befreit ihn von seinen Sorgen.“

Auf die gleiche Weise erhält er seine Versorgung „aus unerwarteter Quelle“. In einem anderen Hadith sagte der Prophetsallallahu ’alaihi wassallam: „Jeder Mensch ist ein Sünder, aber die besten Sünder sind die, die bereuen und um Vergebung bitten.“

Wenn ein Mensch eine Sünde begeht, dann erscheint auf seinem Herz ein schwarzer Fleck, aber wenn er bereut, dann wird dieser Fleck weg gewaschen. Bereut er nicht, dann bleibt der schwarze Fleck ständig da. In dem gleichen Hadith rät der Prophetsallallahu ’alaihi wassallam uns, Bittgebet (Du’a) fürs Paradies (Dschanna) und für Schutz vor der Hölle (Dschahannam) zu machen.



2. Fünf Geschenke für diese Gemeinschaft (Umma)

Abu Huraira radiallahu anhu berichtet, dass der Prophetsallallahu alaihi wassallam sagte: Meiner Gemeinschaft (Umma) wurden fünf spezielle Dinge gegeben, die niemandem vor ihnen gegeben wurden. Der Geruch aus dem Mund eines fastenden Muslim ist angenehmer für Allah taala als der angenehme Duft von Moschus. Die Fische im Meer bitten um Vergebung für sie, bis sie ihr Fasten brechen. Allah taala bereitet Sein spezielles Paradies (Dschanna) vor und schmückt es jeden Tag und sagt (zu ihm): Die Zeit ist nahe wenn Meine treuen Diener die Last (diese Welt) ablegen und zu dir kommen werden. In diesem Monat werden die rebellischen Teufel (Schaiatin) angekettet, damit sie nicht die Übel verursachen, die sie normalerweise während anderen Monaten als Ramadan verursachen. In der letzten Nacht vom Monat Ramadan wird den fastenden Muslimen vergeben. Die Sahaba radiallahu anhum fragten daraufhin: O Prophet von Allah taala, ist diese Nacht die Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr)? Der Prophetsallallahu alaihi wassallam antwortete: Nein. Aber es ist nur Recht, dass ein Arbeiter seinen Lohn bekommt, wenn er seine Pflicht erfüllt hat.(Ahmed, Basar, Baihaki, Ibn Hibban)

Anmerkung: Fünf Geschenke von Allah ta’ala wurden nicht den (fastenden) Menschen vor dem Islam gegeben. Wenn wir nur den wahren Wert dieser Gnade von Allah ta’ala an uns zu schätzen wüssten, dann würden wir uns aufrichtig bemühen, diese speziellen Gnaden zu erlangen.

Als erstes wird uns gesagt, dass der Geruch aus dem Mund eines fastenden Muslim erfreulicher für Allah ta’ala ist als der Duft von Moschus. Die Kommentatoren zählen acht mögliche Bedeutungen dafür auf. Drei davon sind die akzeptabelsten Erklärungen:

(1) Einige haben die Meinung, dass Allah ta’ala im Jenseits (Akhira) den Geruch aus dem Mund belohnen wird mit einem angenehmen Duft, der noch angenehmer und erfrischender als Moschus ist (Dur-e-Manthur).

(2) Am Tag der Abrechnung (Jaumu-l-Qijama), wenn wir aus unseren Gräbern auferstehen werden, wird ein süßer Duft aus den Mündern derer kommen, die gefastet haben und dieser Geruch wird besser sein als Moschus.

(3) Die Auslegung, die meiner Ansicht nach am akzeptabelsten ist, ist die Ansicht, dass hier in dieser Welt der Geruch für Allah ta’ala erfreulicher als Moschus ist. Das zeigt die Bande der Liebe zwischen Allah ta’ala und Seinen fastenden Dienern.

Wir alle wissen, dass selbst ein unangenehmer Geruch von einer Person, die man wirklich und aufrichtig liebt, an sich anziehend für den Liebenden ist, der in diesem Fall Allah ta’ala Selbst ist. Worauf hier hingewiesen wird, ist die Nähe von Allah ta’ala zu dem Fastenden.

Fasten ist aus Sicht von Allah ta’ala eine der angesehensten Formen der Anbetung zu Allah und aus diesem Grund sagt ein Hadith, dass die Belohnung für jede Tat von den Engeln gebracht wird, aber Allah ta’ala sagt: „Die Belohnung für das Fasten werde Ich Selbst geben, denn es ist allein für Mich.“ Eine andere Version desselben Hadith (wenn man ihn auf andere Weise liest) besagt: „Ich Selbst werde zu seiner Belohnung.“ Und welche Belohnung könnte für den Liebenden größer sein, als den Geliebten zu treffen?

In einem anderen Hadith lesen wir: „Fasten ist die Tür zu allen anderen Formen der Anbetung von Allah ta’ala.“ Das bedeutet, dass durch das Fasten das Herz erleuchtet wird und dadurch der Wunsch für andere Formen der Anbetung entsteht. Das ist aber nur der Fall, wenn das Fasten echt ist, mit allem was dazu gehört (wie später erklärt wird), und nicht nur reines Hungrig und Durstigbleiben ist.

An diesem Punkt möchte ich die Aufmerksamkeit auf eine bestimmte Sache lenken. Wegen diesem Hadith verbieten einige Gelehrte (Fuqahaa) das Reinigen der Zähne mit Miswak am Nachmittag, wohingegen die Gelehrten der Hanifi-Rechtsschule es zu jeder Zeit als zu bevorzugen (mustahabb) ansehen.

Durch Miswak wird der Geruch von den Zähnen entfernt, wohingegen Gelehrte der Hanifi-Rechtsschule der Ansicht sind, dass der Geruch um den es hier geht, daher kommt, dass der Magen leer ist und nichts mit den Zähnen zu tun hat. Die Beweise der verschiedenen Rechtsschulen sind in Bücher über Rechtswesen (Fiqh) und Hadith-Büchern zu finden.

Die zweite spezielle Gnade ist, dass die Fische im Meer für den der fastet um Vergebung bitten. Der Sinn davon ist, zu erklären, dass viele Lebewesen Bittgebet (Du’a) für ihn machen. Mein Onkel, Mohammed Iljas rahmatullah ’alaih sagte, dass das anscheinend daran liegt, dass Allah ta’ala im Koran sagt:

„Diejenigen, die da glauben und gute Werke tun – ihnen wird der Allerbarmer (schon in dieser Welt) Liebe zukommen lassen.“ (Maryam 96)

Ein Hadith erklärt das genauer: „Wenn Allah ta’ala jemanden liebt, dann sagt Er zum Engel Dschibra´il (Gabriel) ’alaihis salaam: „Ich liebe diese Person, also liebe du ihn auch!“ Dschibra´il (Gabriel) ’alaihis salaam ruft dann in den Himmeln aus: „Diese Person wird von Allah ta’ala geliebt, also sollt ihr alle ihn auch lieben!“ Daraufhin fangen alle Bewohner der Himmel an, ihn zu lieben. Dann verbreitet sich Liebe für diese Person auf der ganzen Erde. Selbst die Tiere im Dschungel und die Fische in den Meeren machen Bittgebet (Du’a) für ihn.“

Normalerweise scheinen nur die, die Nahe bei jemandem sind, ihn zu lieben, aber hier breitet sich diese Liebe überallhin aus. Sogar die Tiere im Dschungel und die Fische im Meer lieben ihn.

Die dritte Gnade für die Fastenden ist, dass am Anfang jedes Jahres damit begonnen wird, das Paradies (Dschanna) für den Monat Ramadan zu schmücken. Wir wissen, wenn eine wichtige Persönlichkeit erwartet wird, dann wird seine Ankunft sorgfältig vorbereitet. Für eine Hochzeit zum Beispiel beginnen die Vorbereitungen Monate im Voraus. Genauso ist es mit dem Monat Ramadan.

Die vierte ist, dass die rebellischen Teufel (Schaiatin) angekettet werden, mit dem Ergebnis, dass das Übel zurückgeht. Man könnte annehmen, dass wegen dem großen Wunsch Allah ta’ala im Monat Ramadan anzubeten, die Teufel (Schaiatin) sich genauso anstrengen, die Gläubigen vom richtigen Weg abzubringen, so dass viel mehr Übel entsteht. Das ist aber nicht der Fall.

Im Gegenteil, wir sehen so viel weniger an Übel. Wie viele Trinker sehen wir, die nur wegen dem gesegneten Monat Ramadan keinen Alkohol trinken? Wie viele Sünder sehen wir, die ihr Übel aufgeben während des Monats Ramadan?

Es mag sich hier die Frage stellen, wenn die Teufel (Schaiatin) angekettet sind, wie kommt es dann, dass wir trotzdem noch Sünden sehen, wenn auch in geringerem Ausmaß? Die Antwort ist, dass nicht unbedingt jedes Übel von den Teufel (Schaiatin) verursacht wird. In einigen Überlieferungen wird das Wort  „Schaiatin“ erwähnt, ohne die Einschränkung „rebellisch“. D.h. also, dass alle Teufel angekettet werden, nicht nur die rebellischsten unter ihnen. Dies kann durchaus möglich sein, da in einem Hadith allgemein etwas erwähnt wird, während es in einem anderen Hadith genauer beschrieben wird. Selbst wenn die Bedeutung, dass alle Teufel angekettet werden, zutrifft, ist es verständlich, weshalb die Menschen immer noch Sünden begehen. Denn nachdem man elf Monate lang im Gehorsam gegenüber den üblen Plänen und Wünschen der Teufel (Schaiatin) gelebt hat, wird das Begehen der von ihnen verursachten Sünden zu unserer zweiten Natur, so dass inner- und außerhalb des Monats Ramadan Übel geschieht. Aus diesem Grund stellen wir fest, dass diejenigen, die normalerweise Sünden begehen, dies auch im Monat Ramadan weiter tun. Darum, selbst wenn die Teufel (Schaiatin) angekettet wurden, ist ihr schlechter Einfluss auf uns so stark geworden, dass wir ihrem Weg aus eigenem Antrieb heraus weiter folgen.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist: der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam hat gesagt: „Wenn jemand eine Sünde begeht, dann erscheint ein schwarzer Fleck auf seinem Herzen. Wenn er aufrichtig bereut, wird der Fleck entfernt, ansonsten bleibt er. Wenn er noch eine andere Sünde begeht, erscheint ein weiterer schwarzerFleck (und so weiter), bis sein Herz ganz schwarz wird. Dann kann nichts Gutes mehr in sein Herz hinein gelangen.“

Sich darauf beziehend sagt Allah ta’ala im Koran:

„Nein, jedoch das, was sie zu tun pflegten, hat auf ihre Herzen Schmutz gelegt.“ (Al-Mutaffifīn 14)

So werden ihre Herzen völlig beschmutzt. In solchen Fällen haben diese Herzen eine natürliche Neigung zu diesen Sünden. Das ist der Grund, warum viele Leute ganz furchtlos eine bestimmte Art von Sünden begehen, aber wenn sie an andere Sünden denken, die genauso schlimm sind, weigert sich ihr Herz, diese zu begehen.

Zum Beispiel würden diejenigen, die Alkohol trinken, es hassen, wenn man ihnen sagt, dass sie Schweinefleisch essen sollen, wo diese beiden Sünden doch gleich schlimm sind. Genauso ist es, wenn bestimmte Sünden ständig außerhalb des Monats Ramadan begangen werden, dann haben sie auf das Herz abgefärbt, was dazu führt, dass diese Sünden weiter begangen werden, sogar ohne jegliches Zutun der Teufel (Schaiatin).

Meine persönliche Meinung ist, dass nicht alle Teufel (Schaiatin) angekettet werden, sondern nur die rebellischsten von ihnen. Alle von uns können sehen, dass es im Monat Ramadan keiner großen Anstrengung und Mühe bedarf, eine gute Tat zu tun. Und genauso bedarf es keiner so großen Selbstbeherrschung und Opferbereitschaft, das Schlechte zu vermeiden, wie zu anderen Zeiten.

Maulana Schah Ishaq vertrat die Meinung, dass für die schlechten Leute nur die aller rebellischsten Teufel (Schaiatin) angekettet werden, wohingegen für die rechtschaffenen Leute alle Teufel (Schaiatin) angekettet werden.

Die fünfte Gnade ist, dass in der letzten Nacht des Monats Ramadan Vergebung gewährt wird (siehe vorheriger Hadith). Wegen dieser großen Gnade dachten die Sahaba, dass das die Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) sein muss. Sie kannten die großen Segnungen dieser Nacht und entsprechend fragten sie, ob das die Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) sei. Die Antwort war, dass dies nichtdie Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) ist. Dies ist bloß eine Gnade, die dafür gewährt wird, dass man bis zum Ende des Monats Ramadan gefastet hat.



3. Nur einem Verlierer entgeht die Vergebung im Monat Ramadan

Ka’b ibn ’Udschra radiallahu ’anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte: „Kommt näher zur Kanzel (Mimbar)“, und wir kamen näher. Als er auf die erste Stufe der Kanzel (Mimbar) stieg, sagte er: „Amen.“ Als er auf die zweite Stufe stieg, sagte er: „Amen.“ Als er auf die dritte Stufe stieg, sagte er: „Amen.“ Als er (nach seiner Rede) herab kam, sagten wir: „O Prophet von Allah sallallahu ’alaihi wassallam! Wir haben heute etwas von dir gehört, was wir noch nie zuvor gehört haben.“ Er sagte: „Als ich auf die erste Stufe stieg, erschien der Engel Dschibrail (Gabriel) ’alaihis salaam vor mir und sagte: „Ruin für den, der den gesegneten Monat Ramadan gefunden hat und ihn vorbei gehen ließ, ohne Vergebung zu erlangen.“
Daraufhin sagte ich: „Amen.“ Als ich auf die zweite Stufe hoch stieg, sagte er: „Ruin für den, vor dem dein Name genannt wird und der macht kein Bittgebet (Du’a) für Allahs Segen auf dich (indem er z.B.sagt „sallallahu ’alaihi wassallam“)!“ Ich antwortete: „Amen.“ Als ich die dritte Stufe hoch stieg, sagte er: „Ruin für den, während dessen Lebenszeit seine Eltern oder einer von ihnen alt wird und ihm wird nicht erlaubt, das Paradies (Dschanna) zu betreten (weil er ihnen nicht gedient hat).“ Ich sagte: ‚Amen.’“ (Haakim, Tabranie)

Anmerkung: In diesem Hadith scheint es, als hätte der Engel Dschibrail (Gabreil) ’alaihis salaam drei Verfluchungen ausgesprochen, zu denen der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam jedes Mal „Amen“ sagte. In „Dur-e-Manthur“ wird berichtet, dass Dschibrail (Gabriel) ’alaihis salaam dem Propheten sallallahu ’alaihi wassallam geraten hat, Amen zu sagen. Da er ein Engel von sehr hoher Stellung ist, ist sicher, dass diese drei Flüche von Dschibrail (Gabriel) ’alaihis salaam angenommen werden. Möge Allah ta’ala in Seiner endlosen Barmherzigkeit uns Seine Hilfe gewähren und uns vor diesen drei Gefahren retten!

Die erste der oben beschriebenen Personen ist der, der selbst im gesegneten Monat Ramadan seine Tage mit Sünden verbringt und seine Pflichten vernachlässigt, somit erlangt er keine Vergebung. Ramadan ist der Monat von Allahs ta’ala Barmherzigkeit und wenn selbst dieser Monat unachtsam verbracht wird, wie kann man dann erwarten, das ihm seine Sünden verziehen werden? Wenn er nicht einmal im Monat Ramadan Allahs ta’ala Vergebung erlangen kann, wann denn sonst? Die richtige Art und Weise, um Allahs ta’ala Vergebung zu bitten, ist, dass man seine Pflichten im Monat Ramadan so erfüllt, wie Allah ta’ala es befohlen hat, also Fasten, das Tarawih-Gebet verrichten und um Allahs ta’ala Vergebung für seine vergangenen Sünden bitten.

Die zweite unglückliche Person ist der, der Mohammeds sallallahu ’alaihi wassallam Namen hört und dennoch kein Bittgebet (Du’a) für Allahs Segen auf ihn macht. Aus diesem Grund sehen es einige Gelehrten (’Ulama) als obligatorisch an, Bittgebet (Du’a) für Allahs Segen zu machen, wann immer der Name von Mohammed erwähnt wird. In einigen Ahadith wird die Person, die das nicht tut, unglücklich und geizig genannt. Solche Leute werden als die beschrieben, die den Weg zum Paradies (Dschanna) verlieren werden, oder als die, die nicht das gesegnete Gesicht vom Propheten sallallahu ’alaihi wassallam sehen werden. Die Gelehrten (’Ulama) geben verschiedene Interpretationen für diese Ahadith. Die Tatsache bleibt jedoch bestehen, dass es wahrlich sehr unglücklich ist, wenn man nicht Bittgebete (Du’a) für Allahs Segen auf den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam macht.

Und warum auch nicht? Immerhin sind die Segnungen, die diese Gemeinschaft (Umma) wegen dem Propheten sallallahu ’alaihi wassallam bekommen hat, so groß, dass weder unsere Schriften noch unsere Vorträge sie ausreichend beschreiben könnten. Seine Gefallen für uns sind wirklich außerordentlich groß. Darum ist jede Warnung vor dem Vernachlässigen des Bittgebets (Du’a) für Allahs Segen auf Mohammed sallallahu ’alaihi wassallam gerechtfertigt.

Andererseits ist die Belohnung dafür, Bittgebete (Du’a) für Allahs Segen auf den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam zu machen, sehr groß. Die Ahadith lehren uns, dass Allah ta’ala demjenigen zehnmal Segen schickt, der einmal ein Bittgebet (Du’a) für Segen auf den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam macht und die Engel machen Bittgebet (Du’a) für ihn. All seine Sünden werden vergeben, sein Status wird erhöht, seine Belohnung wird so groß sein wie der Berg Uhud und am Tag der Abrechnung (Jaumu-l-Qijama) wird der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam Allah ta’ala bitten, ihm zu vergeben.

Weitere versprochene Belohnungen sind: Das Erlangen von Allahs ta’ala Wohlgefallen, Barmherzigkeit und Schutz vor Seinem Zorn, Schutz vor den Ängsten am Tag der Abrechnung (Jaumu-l-Qijama) und dass man seinen versprochenen Platz im Paradies (Dschanna) schon sehen darf, während man noch auf dieser Erde lebt. Außerdem ist da auch noch das Versprechen, dass man niemals von Armut und Not betroffen wird und Nähe zum Propheten sallallahu ’alaihi wassallam genießen darf; das Versprechen von Hilfe gegen Feinde und das Versprechen, dass man von anderen geliebt wird. Die islamischen Rechtsgelehrten haben gesagt, dass es obligatorisch (Pflicht) ist, wenigstens einmal im Leben ein Bittgebet (Du’a) für Allahs Segen auf den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam zu machen, und die Gelehrten aller islamischen Rechtsschulen stimmen darin überein. Es gibt jedoch verschiedene Meinungen, ob es obligatorisch (Fard) ist, jedes Mal ein Bittgebet (Du’a) für Allahs Segen zu machen, wenn man seinen Namen hört, oder ob es nur zu bevorzugen (mustahabb) ist.

Die dritte Person die in obigem Hadith beschrieben wird ist der, in dessen Lebenszeit ein oder beide Elternteile alt werden und dennoch ist er nicht in der Lage, das Paradies (Dschanna) zu gewinnen, weil er ihnen nicht diente. Die Gelehrten (’Ulama) sagen, dass es in jeder erlaubten Tat Pflicht ist, den Wünschen der Eltern zu folgen.

Man solle nicht respektlos zu ihnen sein und demütig sein, selbst wenn sie Nicht-Muslime sind. Weder sollte man seine Stimme gegen sie erheben, noch sie mit ihren Namen ansprechen. Man sollte ihnen angemessenen Vorrang geben. Wenn man sie zum Guten aufrufen muss und ihnen Schlechtes verbieten muss, dann sollte dies nachsichtig getan werden; und man sollte immer weiter Bittgebete (Du’a) für sie machen, selbst wenn sie sich weigern, unseren guten Rat anzunehmen.

Zu jeder Zeit sollten sie geehrt und respektiert werden. In einem Hadith wird berichtet: „Die beste Tür für das Betreten vom Paradies (Dschanna) ist der Vater. Wenn ihr wollt, kümmert euch um sie, und wenn ihr wollt, zerstört sie.“ Ein Sahabi fragte den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam: „Was sind die Rechte der Eltern?“ Er antwortete: „Sie sind dein Paradies (Dschanna) und deine Hölle (Dschahannam).“ D.h. Ihr Wohlgefallen führt euch zum Paradies (Dschanna) und ihr Missfallen führt euch zur Hölle (Dschahannam). Weiter wird in einem Hadith gesagt: „Wenn ein gehorsamer Sohn seine Eltern mit Liebe und Zuneigung ansieht, dann wird die Belohnung für diesen Blick die gleiche sein wie für eine Wallfahrt (Hadsch), die von Allah ta’ala akzeptiert wurde.“ In einem anderen Hadith wird gesagt: „Allah ta’ala vergibt alle Sünden wie Er mag, außer wenn man Ihm andere Götter zur Seite stellt. Jedoch bestraft Er Ungehorsam zu den Eltern direkt in dieser Welt, noch vor dem Tod.“

Ein Sahabi sagte: „O Prophet von Allah, ich möchte zur Anstrengung (Dschihad) gehen!“ Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam fragte: „Lebt deine Mutter noch?“ Erantwortete: „Ja.“ Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte dann: „Diene ihr, das Paradies (Dschanna) liegt für dich unter ihren Füßen.“ Ein weiterer Hadith sagt: „Der Wohlgefallen von Allah ta’ala liegt darin, deinen Vater zu erfreuen und der Missfallen von Allah ta’ala liegt darin, deinem Vater zu missfallen.“

Wenn man seine Eltern nicht richtig behandelt und respektiert hat und diese jetzt verstorben sind, dann gibt es laut Schari’a ein Gegenmittel für ihre Kinder. Die Ahadith lehren uns, dass man in so einem Fall stetig Bittgebete (Du’a) für ihre Vergebung machen soll, und indem man dies tut, wird man zu den Gehorsamen gerechnet. Ein weiterer Hadith sagt, dass die beste Tat, die man nach dem Tod seiner Eltern machen kann, ist, dass man ihre Freunde und Gefährten auf freundliche Weise behandelt (so wie die Eltern es getan hätten).



4. Zeigt Allah eure Rechtschaffenheit im Monat Ramadan

Ubada ibn Saamit radiallahu anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu alaihi wassallam eines Tages, als der Monat Ramadan nahe gerückt war, sagte: Der Monat Ramadan, der Monat der Segnungen ist zu euch gekommen, in dem Allah taala Sich euch zuwendet und Seinen speziellen Segen zu euch herab schickt, eure Fehler vergibt, euer Bittgebet (Dua) annimmt, es würdigt, dass ihr miteinander um die beste Tat wettstreitet und lobend zu den Engeln über euch spricht. Darum zeigt Allah taala eure Rechtschaffen-heit; denn wahrlich, der Bedauernswerteste und Unglücklichste ist der, dem Allahs Barmherzigkeit in diesem Monat vorenthalten bleibt.(Tabranie, Targhib)

Anmerkung: In diesem Hadith lesen wir vom Wettbewerbsgeist unter den Gläubigen; jeder versucht mehr gute Taten als der andere zu tun. Ich bin sehr froh zu sehen wie in unserem eigenen Zuhause die Frauen miteinander wettstreiten, jede versucht mehr Koran zu rezitieren als die andere, so dass trotz der Haushaltspflichten jede täglich die Hälfte bis zwei Drittel des Koran liest. Dies erwähne ich nur aus Dankbarkeit zu Allah ta’ala, um Seine Gnade zu zeigen und nicht um anzugeben. Möge Allah ta’ala ihre und unsere Taten annehmen und unsere Fähigkeit, gute Taten zu machen, erhöhen!



5. Freiheit von der Hölle (Dschahannam) und Annahme von Bittgebete (Du’a)

Abu Said Khudri radiallahu anhu berichtet dass der Prophet sallallahu alaihi wassallam sagte: Während jedem Tag und jeder Nacht des Monats Ramadan befreit Allah ta´ala eine große Anzahl von Seelen aus der Hölle (Dschahannam). Und von jedem Muslim wird während jedem Tag und jeder Nacht mindestens ein Bittgebet (Dua) mit Sicherheit akzeptiert.(Basar, Targhib)

Anmerkung: Neben diesem Hadith gibt es noch viele weitere, die besagen, dass das Bittgebet (Du’a) eines Fastenden akzeptiert (mustadschab) ist. In einem Hadith lesen wir, dass die Bittgebete (Du’a) zur Zeit des Fastenbrechens angenommen sind, aber wir sind normalerweise so mit Essen beschäftigt, dass wir diese große Gelegenheit vernachlässigen.

Das bekannte Bittgebet (Du’a) zum Fastenbrechen wird oft vergessen:

Allahumma laka sumtu wa bika amantu wa alaika tawakaltu wa ala risqika aftartu

„O Allah ta’ala, für Dich habe ich gefastet, an Dich glaube ich, und auf Dich verlasse ich mich, und nun breche ich dieses Fasten mit Essen, das von Dir kommt.“ ’Abdullah ibn ’Amr radiallahu ’anhu pflegte das folgende Bittgebet (Du’a) zum Fastenbrechen zu machen:

Allahumma inni asaluka bi rahmatikallati wasiat kulla schaiin an taghfira li

„O Allah ta’ala, ich bitte Dich, durch Deine endlose Barmherzigkeit, die alle Dinge umgibt, mir zu vergeben.“ In einigen Büchern lesen wir, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam zu sagen pflegte:

Ya wasial fadli ighfirli

„O Du, Der große Gnaden gewährt, vergib mir!“ Viele andere Bittgebete (Du’as) wurden für das Fastenbrechen empfohlen, aber es ist kein bestimmtes Bittgebet (Du’a) festgelegt. Diese Zeit (des Fastenbrechens) ist eine Zeit, wo das Bittgebet (Du’a) angenommen wird; bittet Allah ta’ala um all eure Bedürfnisse [und falls ihr daran denkt, dann macht auch für mich ein Bittgebet (Du’a)].



6. Drei Personen deren Bittgebet (Du’a) mit Sicherheit angenommen werden

Abu Huraira radiallahu anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu alaihi wassallam sagte: Es gibt drei Personen, deren Bittgebete (Dua) werden nicht abgelehnt: Der Fastende, bis er sein Fasten bricht; das gerechte Staatsoberhaupt; und der Unterdrückte, dessen Bittgebet (Dua) Allah taala über die Wolken erhebt und ihm die Tore vom Paradies (Dschanna) öffnet, und Allah taala sagt:  Ich schwöre bei Meiner Ehre, wahrlich, Ich werde dir helfen, selbst wenn es erst nach einiger Zeit sein sollte.’“ (Ahmed, Tismisie, Targhib)

Anmerkung: In „Dur-e-Manthur“ wird berichtet von ’Aischa radiallahu ’anha, dass sich die Gesichtsfarbe vom Propheten sallallahu ’alaihi wassallam veränderte, wenn der Monat Ramadan kam. Dann vermehrte er seine Gebete, wurde in seinem Bittgebet (Du’a) sogar noch demütiger und zeigte noch mehr Furcht vor Allah ta’ala.

Laut einem anderen Bericht legte er sich kaum jemals in sein Bett, bis der Monat Ramadan zu Ende war. Darüber hinaus wird gesagt, dass den Engeln, die Allahs ta’ala Thron tragen, im Monat Ramadan befohlen wird, alles andere beiseite zu lassen und „Amen“ zu den Bittgebeten (Du’as) der Fastenden zu sagen.

Zahlreiche Ahadith sagen, dass die Bittgebete (Du’as) der Fastenden beantwortet werden. Wenn Allah ta’ala das versprochen hat, und Sein wahrhafter Prophet sallallahu ’alaihi wassallam uns darüber informiert hat, sollte es keinerlei Zweifel an der Wahrheit dieser Versprechen geben.

Dennoch ist es seltsam, dass wir trotzdem Leute finden, die anscheinend nicht das bekommen, wofür sie das Bittgebet (Du’a) machen. Sie bitten und bekommen nicht, aber das heißt nicht, dass ihr Bittgebet (Du’a) abgelehnt wurde. Man muss hier verstehen, was es heißt, wenn ein Bittgebet (Du’a) beantwortet wird.

Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam hat uns darüber informiert, dass wenn ein Muslim ein Bittgebet (Du’a) für irgendetwas bei Allah ta’ala macht, mit der Bedingung, dass er nicht darum bittet, nahe Verwandtschaftsbande zu trennen oder um irgendetwas sündiges bittet, dann erhält er definitiv eins der folgenden drei Dinge: Er bekommt exakt die Sache, um die er gebeten hat. Wenn er dies nicht bekommt, dann entfernt Allah ta’ala entweder von seinem Weg ein großes Unglück im Austausch für das, worum er gebeten hat, oder die Belohnung für die Sache, für die er Bittgebet (Du’a) gemacht hat, wird für ihn im Jenseits (Akhira) aufbewahrt.

Ein anderer Hadith besagt, dass Allah ta’ala am Tag der Abrechnung (Jaumu-l-Qijama) Seinen Diener rufen und zu ihm sagen wird: „O Mein Diener! Ich habe dir befohlen zu bitten und versprochen, zu antworten. Hast du mich gebeten?“ Der Diener wird antworten: „Ja, das habe ich.“

Dann wird Allah ta’ala antworten: „Du hast kein einziges Bittgebet (Du’a) gemacht, das nicht akzeptiert wurde. Du hast dafür Bittgebet (Du’a) gemacht, dass ein bestimmtes Unglück weggehen soll. Das habe Ich für dich in deinem weltlichen Leben getan. Du machtest ein Bittgebet (Du’a) dafür, dass eine bestimmte Sorge von dir genommen werden soll, aber das Ergebnis dieses Bittgebets (Du’a) war dir nicht bekannt. Dafür habe Ich für dich so und so eine Belohnung im Jenseits (Akhira) festgelegt.“

Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagt, dass der Mensch dann an jedes einzelne Bittgebet (Du’a) erinnert wird, und ihm wird gezeigt, wie es in der Welt erfüllt wurde oder was für eine Belohnung dafür für ihn im Jenseits (Akhira) aufgehoben wurde. Wenn er diese Belohnung sieht, wird er sich wünschen, dass nicht ein einziges Bittgebet (Du’a) auf der Erde beantwortet worden wäre, so dass er die volle Belohnung nur im Jenseits (Akhira) bekommen könnte.

Ja, das Bittgebet (Du’a) ist tatsächlich sehr wichtig, und es zu irgendeiner Zeit zu vernachlässigen ist ein großer Verlust. Selbst wenn die äußeren Anzeichen darauf deuten, dass unser Bittgebet (Du’a) nicht angenommen ist, so sollte man doch die Hoffnung nicht verlieren. Sogar aus dem langen Hadith am Ende dieses Buches geht hervor, dass Allah ta’ala beim Annehmen vom Bittgebet (Du’a) zu allererst unser eigenes Bestes und Wohlergehen berücksichtigt.

Sollte Allah ta’ala befinden, dass uns das zu geben, worum wir bitten zu unserem Besten und in unserem Interesse ist, dann gewährt Er es uns, ansonsten nicht. Es ist wirklich Allahs ta’ala Gnade, dass wir nicht immer bekommen, worum wir bitten, denn sehr oft bitten wir durch unser mangelndes Verständnis um Dinge, die zu einer bestimmten Zeit nicht gut für uns sind.

Hier muss ich eure Aufmerksamkeit auf die Tatsache lenken, dass sowohl Männer als auch Frauen die schlechte Angewohnheit haben, ihre Kinder zu verfluchen, wenn sie wütend oder außer sich vor Sorge sind. Hütet euch davor. Wie von Allah ta’ala bestimmt, gibt es bestimmte Anlässe, wo egal welches Bittgebet (Du’a) man macht, sofort angenommen wird.

Darum wird das Kind manchmal durch unsere eigene Dummheit verflucht und wenn die Auswirkung dieses Fluches sichtbar wird und das Kind in ein Unglück stürzt, dann stehen die Eltern da und weinen und beschweren sich. Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam wies uns an, niemals uns selbst, unsere Kinder, unseren Besitz oder unsere Diener zu verfluchen.

Es kann gut möglich sein, dass der Fluch gerade zu einer Zeit ausgesprochen wird, wo alle Bittgebete (Du’as) gewährt werden, besonders im Monat Ramadan, der voll von solchen speziellen Momenten der Annahme ist. Darum solle man in diesem Monat besonders vorsichtig sein.

’Umar radiallahu ’anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte: „Wer immer Allah ta’ala im Monat Ramadan gedenkt, dem wird definitiv vergeben, und wer Allah ta’ala um einen Gefallen bittet, der wird nicht zurück gewiesen.“ Ibn Mas’ud radiallahu ’anhu berichtet, dass in jeder Nacht des Monats Ramadan ein Engel von den Himmeln ausruft: „O ihr Sucher des Guten, kommt näher; o ihr Sucher des Schlechten, wendet euch ab (vom Schlechten) und öffnet eure Augen!“

Danach ruft dieser Engel aus: „Gibt es irgendjemanden, der Vergebung sucht, damit ihm vergeben werden kann? Gibt es irgendjemanden, der bereut, so dass Allah ta’ala seine Reue annehmen kann? Gibt es irgendjemanden mit einem Bittgebet (Du’a), damit sein Bittgebet (Du’a) erhört werden kann? Gibt es irgendjemanden der etwas möchte, so dass sein Wunsch erfüllt werden kann?“

Dann sollte man daran denken, dass es bestimmte Bedingungen gibt, unter denen ein Bittgebet (Du’a) akzeptiert wird. Sind diese nicht gegeben, kann das Bittgebet (Du’a) oft abgelehnt werden. Dazu gehört das Essen von reinem (halal) Essen. Wird etwas gegessen, das von Allah ta’ala verboten ist, so wird das Bittgebet (Du’a) nicht akzeptiert.

Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte: „Oft hebt ein Notleidender seine Hände beim Bittgebet (Du’a) zu den Himmeln hoch und weint: „O Allah, O Allah!“. Aber das Essen das er isst, ist verboten von Allah, was er trinkt ist verboten, seine Kleidung wurde mit verbotenen Mitteln verdient, wie kann dann in so einem Fall sein Bittgebet (Du’a) akzeptiert werden?

Es wird eine Geschichte berichtet über eine Gruppe von Leuten aus Kufa (Irak), deren Bittgebete (Du’a) immer akzeptiert wurde. Immer wenn ein grausamer Mensch an die Macht kam, pflegten sie ein Bittgebet (Du’a) für einen Fluch auf ihn zu machen, welcher schnell eintraf um ihn zu vernichten. Als Hadschadsch dort an die Macht kam, lud er diese Leute, zusammen mit anderen, zu einem Festmahl ein. Nachdem sie alle gegessen hatten, sagte er: „Ich habe keine Angst mehr vor dem Fluch dieser Leute, denn verbotenes Essen ist nun in ihren Magen gegangen.“

Lasst uns hier einmal darüber nachdenken, wie viele von Allah ta’ala verbotene Dinge in diesen Zeiten konsumiert werden, wo die Leute sogar versuchen, das Annehmen von Zinsen für erlaubt zu erklären. Wir stellen fest, dass die Leute so weit gehen, dass sie denken Bestechung und was dadurch erlangt wird, sei erlaubt, während unsere Händler es sehr oft rechtfertigen, die Leute zu betrügen, während sie mit ihnen Geschäfte machen.



7. Segen Allahs und der Engel für die, welche die Morgenmahlzeit (Sahur) essen

Ibn Umar radiallahu anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu alaihi wassallam sagte: Wahrlich, Allah taala und Seine Engel senden Segnungen auf diejenigen, die die Morgenmahlzeit (Sahur) essen.(Tabranie, Ibn Hibban, Targhib)

Anmerkung: Wie groß ist Allahs ta’ala Gnade zu uns, dass sogar das Essen vor der Morgendämmerung fürs Fasten so großartig belohnt wird. Es gibt viele Ahadith, in denen die Vorzüge von der Morgenmahlzeit (Sahur) und die dafür versprochenen Belohnungen erklärt werden. Allama ’Aini – der Kommentator der ‘Sahih‘ von Bukhari – hat die Vorzüge von der Morgenmahlzeit (Sahur) von siebzehn verschiedenen Sahaba radiallahu ’anhum zitiert und alle Gelehrten (’Ulama) stimmen darin überein, dass es bevorzugt (mustahabb) ist.

Vielen Leuten entgeht diese großartige Belohnung wegen ihrer eigenen Faulheit. Einige gehen sogar so weit, dass sie das Tarawih-Gebet beenden, ein bisschen Essen an Stelle von der Morgenmahlzeit (Sahur) zu sich nehmen und ins Bett gehen. Welche große Segnung verlieren sie! Denn die Morgenmahlzeit (Sahur) bedeutet eigentlich „Essen, welches kurz vor der Dämmerung gegessen wird“, wie es aus dem Wörterbuch zu entnehmen ist.

Einige Autoritäten sagen, dass die Zeit für die Morgenmahlzeit (Sahur) nach Mitternacht beginnt (Mirqaat). Der Autor von „Kaschschaaf“ (Zamakhschari) teilte die Nacht in sechs Abschnitte auf, wobei er sagt, dass die letzte davon die Zeit von der Morgenmahlzeit (Sahur) ist. Wenn z.B. die Nacht (von Sonnenuntergang bis zur Morgendämmerung) zwölf Stunden dauert, dann wären die letzten zwei Stunden die richtige Zeit für die Morgenmahlzeit (Sahur).

Dann muss man auch daran denken, dass das Essen in der letzten erlaubten Zeit besser und mehr belohnt ist, als früher zu essen, vorausgesetzt, dass es keinen Zweifel gibt, ob die Morgenmahlzeit (Sahur) vor der Dämmerung oder danach gegessen wurde. Die Ahadith sind voll mit Vorzügen der Morgenmahlzeit (Sahur).

Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte: „Der Unterschied zwischen unserem Fasten und dem der Juden und Christen(Ahla-l-Kitab) liegt darin, dass wir die Morgenmahlzeit (Sahur) essen und sie nicht.“ Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam hat gesagt: „Esst die Morgenmahlzeit (Sahur), denn darin liegen große Segnungen.“ Und nochmals: „In drei Dingen liegen große Segnungen: in der Gesellschaft (Dschama’a), im Essen von Tharid und in der Morgenmahlzeit (Sahur).“ In diesem Hadith wird das Wort Gesellschaft (Dschama’a) allgemein benutzt, woraus wir sehen, dass es das Gebet mit der Gemeinschaft (Dschama’a) und all die guten Taten einschließt, die man in Gesellschaft tut, weil Allahs ta’ala Hilfe zu ihnen kommt.

Tharid ist ein schmackhaftes Gericht, in dem gebackenes Brot mit Fleisch gekocht wird. Die dritte Sache, über die der Hadith spricht, ist die Morgenmahlzeit (Sahur). Wenn der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam einen der Sahaba einlud, um mit ihm zusammen die Morgenmahlzeit (Sahur) zu essen, dann sagte er: „Komm und iss das gesegnete Essen mit mir.“

Ein Hadith besagt: „Esst die Morgenmahlzeit (Sahur) und stärkt euch für das Fasten. Und schlaft am Nachmittag, um Hilfe zu bekommen für das Aufwachen im letzten Teil der Nacht (um Allah anzubeten).“ ’Abdullah ibn Harith berichtet, dass einer der Sahaba sagte: „Ich besuchte den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam zu einer Zeit, als er gerade damit beschäftigt war, die Morgenmahlzeit (Sahur) zu essen. Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte: „Dies ist eine Sache voller Segen (Baraka), das Allah ta’ala dir gewährt hat. Gib es nicht auf.“

Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam empfiehlt uns die Morgenmahlzeit (Sahur) wiederholt und sagt: „Wenn es nichts anderes gibt, dann esst wenigstens eine Dattel oder trinkt etwas Wasser.“ Darum, wo die Morgenmahlzeit (Sahur) definitiv große Vorteile und Belohnung bringt, sollten sich die Muslime bemühen, diese Gewohnheit so weit wie möglich einzuhalten. Jedoch ist bei allen Dingen Mäßigung nötig, und die Grenzen der Mäßigung zu überschreiten, ist schädlich: Man sollte weder so wenig essen, dass man sich während der Fastenzeit schwach fühlt, und auch nicht so viel essen, dass es Unwohlsein verursacht. Uns wurde wiederholt verboten, unsere Mägen übermäßig zu füllen.

In seinem Kommentar zu ‚Sahih’ von Bukhari hat Ibn Hadschar verschiedenste Gründe für den Segen (Baraka) von der Morgenmahlzeit (Sahur) aufgezählt. (1) Weil damit der Gewohnheit des Propheten (Sunna) gefolgt wird. (2) Durch die Morgenmahlzeit (Sahur) unterscheiden wir uns von den Juden und Christen(Ahla-l-Kitab), wozu wir zu allen Zeiten aufgefordert sind. (3) Es sorgt für Kraft, um Allah ta’ala anzubeten. (4) Es fördert größere Aufrichtigkeit beim Anbeten von Allah ta’ala. (5) Es hilft dabei, schlechter Laune vorzubeugen, die normalerweise das Ergebnis von Hunger ist. (6) Sahur ist die Zeit, wenn Bittgebete (Du’a) angenommen werden. (7) Zur Zeit von der Morgenmahlzeit (Sahur) bekommt man Gelegenheit dazu, Allahs ta’ala zu gedenken und Bittgebete (Du’a) zu machen.

Dies sind ein paar der Hauptgründe, es gibt auch noch viele andere. Einige Mystiker (Sufis) zweifeln, ob das Essen der Morgenmahlzeit (Sahur) im Konflikt mit dem Ziel des Fastens steht oder nicht. Sie vertreten den Standpunkt, dass es das Ziel des Fastens ist, sich von essen, trinken und sexuellen Begehren fern zu halten. Daher ist die Morgenmahlzeit (Sahur) entgegen dem Ziel des Fastens. Meiner Meinung nach unterscheidet sich die gegessene Menge je nach Person und Aktivität. Zum Beispiel wäre für die Studenten, die damit beschäftigt sind, Wissen von der Religion (Din) zu erlangen, zu wenig Essen zur Morgenmahlzeit (Sahur) und zum Fastenbrechen schädlich. Für sie ist es besser, nicht zu wenig zu essen, da sie religiöses Wissen erlernen, was sehr wichtig ist (für die Erhaltung und Verbreitung des Islam).

Genauso ist es bei jenen, die sich mit dem Gedenken Allahs (Sikr) und anderen religiösen Aktivitäten beschäftigen. Andere Leute, die nicht solche harte Arbeit haben, sollten wenig zur Morgenmahlzeit (Sahur) essen.

Einmal gab der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam denen, die zur Anstrengung (Dschihad) aufbrachen, bekannt: „Es liegt kein Vorzug im Fasten, während man reist.“ Das war im Monat Ramadan, als einige Sahaba fasteten. Natürlich ist es besser, weniger zu essen, wenn jemand eine Arbeit für die Religion (Din) macht, bei der weniger zu Essen nicht zu Schwäche führt. ’Allama Scha’rani wurde in „Scharh Iqnaa´“ wie folgt zitiert: „Mit uns wurde ein Abkommen getroffen, dass wir unsere Mägen nicht (vollständig) füllen sollen, wenn wir essen, besonders in den Nächten des Monats Ramadan.“

Es ist besser wenn man in den Nächten des Monats Ramadan weniger isst als in anderen Nächten. Immerhin nutzt das Fasten wenig, nachdem man sich zur Morgenmahlzeit (Sahur) und zum Fastenbrechen voll gegessen hat. Die religiösen Mashchaich haben gesagt: „Wer immer im Monat Ramadan hungrig bleibt, wird den Rest des Jahres vor dem Übel des Teufels (Schaitan) geschützt bleiben bis zum nächsten Monat Ramadan.“

Scharh Ihja ’Ulum al-Din“ berichtet von den Erfahrungen einiger Maschaich, wie zum Beispiel Sahl ibn ’Abdullah Tastari, der nur einmal alle fünfzehn Tage etwas aß, während er im Monat Ramadan nur einen Bissen aß; aber um der Gewohnheit des Propheten (Sunna) zu folgen, trank er täglich etwas Wasser zur Morgenmahlzeit (Sahur) und zum Fastenbrechen. Schaikh Dschunaid fastete immer das ganze Jahr lang. Wenn ihn jedoch ab und zu seine frommen Freunde besuchten, dann hat er sein Fasten gebrochen und mit ihnen zusammen gegessen und sagte: „Der Vorzug davon, das Fasten zu brechen und mit (solchen) Freunden zu essen, ist nicht geringer als der des freiwilligen (nafl) Fastens.“

So sind auch die Erfahrungen zahlreicher religiöser Vorfahren (Salaf), die ihr inneres Selbst (Ego, nafs) durch wenig Essen erzogen haben; wir müssen aber daran denken, dass es nicht so extrem werden sollte, dass religiöse Aktivitäten und Pflichten vernachlässigt werden als Ergebnis körperlicher Schwäche.



8. Viele fasten und beten nachts, haben aber nichts davon

Abu Huraira radiallahu anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu alaihi wassallam sagte: „Viele von denen, die fasten, erlangen durch solches Fasten nichts außer Hunger, und manch einer verrichtet nachts das Gebet, erlangt dadurch aber nichts, außer Schlaflosigkeit.“ (Ibn Madscha, Nasa-i, Targhib)

Anmerkung: Mit Bezug auf diesen Hadith haben die Gelehrten (’Ulama) verschiedene Auslegungen. Erstens kann sich dieser Hadith auf die Leute beziehen, die tagsüber fasten und dann zum Fastenbrechen Essen zu sich nehmen, das von Allah ta’ala verboten ist. Die ganze Belohnung fürs Fasten geht verloren, wegen der größeren Sünde, verbotenes Essen zu essen und man gewinnt dadurch nichts außer Hunger.

Zweitens kann es um die Leute gehen, die fasten, aber während des Fastens sich damit beschäftigen, schlecht über andere zu sprechen und falsche Anschuldigungen zu machen. Drittens kann es sich um die handeln, die sich während des Fastens nicht von Schlechtem und Sünden fern halten.

In diesem Hadith sind alle solche Möglichkeiten eingeschlossen. Genauso ist der Fall einer Person, der die ganze Nacht Gebete verrichtet, der aber, weil sie schlecht über andere redet (ghiba) oder einer anderen Sünde (z.B. das Morgengebet (Fadschr) verpassen, oder wach bleiben, um von anderen dabei gesehen zu werden, die Belohnung für seine Nacht der Anbetung verliert.



9. Fasten ist ein Schutzschild

Abu Ubaida radiallahu anhu berichtet: Ich habe gehört, dass der Prophet sallallahu alaihi wassallam sagte: Fasten ist ein Schutzschild für den Mensch, so lange er diesen Schutz nicht zerreist. (Nasa-i, Ibn Madscha, Haakim, Targhib)

Anmerkung: „Schutzschild“ bedeutet hier: Genau wie ein Mensch sich mit einem Schild schützt, genauso schützt ihn das Fasten vor seinem bekannten Feind, dem Teufel (Schaitan). In anderen Ahadith wird uns gesagt, dass Fasten vor Allahs Bestrafung und dem Feuer der Hölle (Dschahannam) im Jenseits (Akhira) schützt.

Einmal fragte jemand den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam: „Was zerstört das Fasten?“ Er antwortete: „Lügen und schlecht über andere sprechen.“ Dieser Hadith, zusammen mit vielen anderen, sagt uns, dass wir solche Taten lassen sollen, die dafür sorgen, dass das Fasten umsonst ist.

In unserer Zeit lieben wir es, die Zeit mit unnützen Gesprächen zu verschwenden. Einige Gelehrten (’Ulama) haben die Meinung, dass Lügen, üble Nachrede (ghiba), Verleumdung usw. tatsächlich das Fasten nichtig machen, genau wie Essen und Trinken. Aber die große Mehrheit der Gelehrten (’Ulama) glauben, dass das Fasten nicht völlig zerstört wird, aber seinen Segen (Baraka) verliert. Die Gelehrten (’Ulama) des Islam nennen uns sechs Dinge, auf die wir während des Fastens sehr achten müssen:

Erstens sollte man seine Augen abwenden von jedem Ort, wo man nicht hin schauen darf. Manche gehen so weit und verbieten es, seine eigene Frau mit Begehren anzusehen und erst recht nicht eine andere Frau. Genauso sollte man das Anschauen einer schlechten Tat oder eines Ortes, an dem Schlechtes gemacht wird, vermeiden.

Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte: „Der Blick ist wie ein Pfeil vom Teufel (Schaitan). Wer immer sich aus Furcht vor Allah ta’ala davor hütet, etwas Schlechtes anzusehen, dem wird Allah ta’ala solches Licht (Nur) vom Glauben gewähren, dessen Geschmack und Süße er in seinem Herzen spüren wird.“ Die Mystiker (Sufis) interpretieren diese Aussage so, dass die Anblicke, die man vermeiden soll, alle Orte und Dinge beinhalten, die die Gedanken vom Gedenken an Allah ta’ala ablenken.

Zweitens sollte man die Zunge vor Lügen, unnötigem Gespräch, übler Nachrede, Streit, Beschimpfungen usw. hüten. Im ‚Sahih’ von Bukhari lesen wir, dass Fasten ein Schild für den Fastenden ist: aus diesem Grund sollten die Fastenden jedes nutzlose Gespräch, sich lustig über andere machen, Streit usw. vermeiden. Sollte irgendjemand einen Streit anfangen, dann sagt: „Ich faste.“

Mit anderen Worten man sollte keinen Streit anfangen und wenn jemand anderes einen Streit beginnt, dann soll man nicht mit machen. Wenn der, der einen Streit anfängt, unverständig ist, dann sollte man sich wenigstens selbst daran erinnern: „Ich faste.“

Während der Zeit unseres Propheten sallallahu ’alaihi wassallam haben zwei Frauen gefastet und litten an extremen Hunger, so sehr, dass das Fasten unerträglich wurde und beide kurz vorm Sterben waren. Die Sahaba informierten den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam darüber, der eine Schüssel schickte und die Frauen anwies, sich da hinein zu übergeben.

Als sie sich beide in die Schüssel übergaben, wurden Fleischstücke und frisches Blut darin gefunden. Die Sahaba waren darüber sehr erstaunt, worauf unser Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte: „Sie fasteten von reinem Essen von Allah ta’ala, aber sie haben Essen gegessen das Allah ta’ala nicht erlaubt, indem sie schlecht über andere Leute gesprochen haben.“

Daraus wird deutlich, dass das Fasten viel schwerer wird, wenn man während dem Fasten schlecht über andere spricht. Aus diesem Grund waren beide Frauen kurz vorm Sterben. Genauso ist es mit anderen Sünden und die Erfahrung zeigt, dass für die gläubigen, gottesfürchtigen Personen das Fasten keine Schwierigkeit ist, wohingegen es für die Sünder nicht auszuhalten ist.

Man sollte darum sich von Sünden fern halten und besonders von den Hauptsünden, wie schlecht über andere sprechen(ghiba) und Verleumdung, mit denen sich oft beschäftigt wird, um die Zeit zu vertreiben. Allah ta’ala sagt im Koran, dass schlecht über andere zu sprechen so ist, wie man das Fleisch seines toten Bruders essen würde.

Dies wird auch in vielen Ahadith überliefert. Einmal sah der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam ein paar Leute und bat sie, in ihren Zähnen zu stochern. Sie sagten, dass sie heute gar kein Fleisch gegessen hatten, worauf der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte: „Das Fleisch von dem und dem hängt an euren Zähnen.“ Man fand heraus, dass sie schlecht über jemanden gesprochen hatten.

Möge Allah ta’ala uns vor diesem Übel bewahren, denn wir missachten diese Warnung oft. Alle machen sich dessen schuldig, gar nicht zu reden vom Durchschnittsbürger, selbst die religiösen Leute vermeiden in ihren Versammlungen nicht, schlecht über andere zu reden.

Das Schlimmste ist, dass wir nicht mal erkennen, was „üble Nachrede (ghiba)“ ist; selbst wenn wir vermuten, dass wir es tun, dann versuchen wir es zu rechtfertigen, indem wir behaupten, nur die Wahrheit zu berichten.

Einer der Sahaba fragte den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam: „Was ist‚ üble Nachrede (ghiba)’?“ Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam antwortete: „Etwas hinter dem Rücken deines Bruders zu sagen, was er übel nehmen würde.“ Der Sahabi sagte dann: „Und ist es immer noch üble Nachrede (ghiba), wenn das, was ich über ihn sage, wirklich wahr ist?“ Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte: „In diesem Fall (wenn das, was du sagst, wirklich wahr ist), genau dann ist es üble Nachrede (ghiba). Aber wenn das Gesagte falsch ist, dann hast du ihn verleumdet.“

Einmal kam unser Prophet sallallahu ’alaihi wassallam an zwei Gräbern vorbei. Er sagte: „Beide Bewohner dieser Gräber bekommen gerade Bestrafung im Grab. Einer wird bestraft wegen übler Nachrede (ghiba) und der andere, weil er nicht dafür gesorgt hat, beim Urinieren sauber zu bleiben.“

Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte auch: „Es gibt mehr als siebzig Stufen von Übel bei Zinsen. Die niedrigste Form ist vergleichbar damit, mit der eigenen Mutter Unzucht (Zina) zu begehen. Und nur eine Silbermünze als Zinsen zu nehmen ist schlimmer als fünfunddreißig Mal Unzucht begangen zu haben. Die schlimmste und übelste Form von Zinsen ist es, einen Muslim fälschlicherweise zu beschuldigen.“

In verschiedensten Ahadith werden wir dringlich davor gewarnt, schlecht über einen Muslim zu sprechen oder ihn zu verleumden. Ich wollte hier sehr gern eine Anzahl solcher Ahadith aufschreiben, denn all unsere Treffen und Gespräche sind normalerweise voll mit diesen Übeln: üble Nachrede (ghiba) und Verleumdung (falsche Anschuldigung). Jedoch habe ich mich letztendlich entschieden, dies nicht zu tun, weil das Thema, um das es hier geht, etwas anderes ist.

Darum mache ich noch einmal ein Bittgebet (Du’a), dass Allah ta’ala uns vor diesem Übel bewahren möge. Und ich flehe meine Freunde und Brüder an, auch für mich Bittgebete (Du’a) zu machen; wir alle sind voll von inneren Fehlern.

Welches Leiden gibt es, o Allah, das ich nicht in mir habe!

Heile mich von jeder Krankheit und erfülle meine Bedürfnisse.

Wahrlich, ich habe ein Herz, das krank ist.

Wahrlich, Du bist der Heiler der Kranken.

Die dritte Sache ist, dass der Fastende darauf achten muss, was er hört. Was immer zu sagen verboten ist, ist auch verboten anzuhören. Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam hat gesagt: „Bei der üblen Nachrede (ghiba) sind der, der schlecht über andere redet und der, der ihm dabei zuhört, gleichwertige Partner in der Sünde.“

Viertens sollte man den Rest des Körpers von Sünden und unerlaubten Dingen fern halten. Weder sollten die Hände es berühren, noch die Füße dahin laufen. Besonders beim Fastenbrechen muss man darauf achten, dass nichts in den Magen gelangt, von dem es Zweifel gibt, ob es von Allah ta’ala erlaubt (halal) ist. Wenn jemand fastet und dann zur Zeit des Fastenbrechens sein Fasten mit verbotenem Essen bricht, dann ist er wie ein Kranker, der eine Medizin als Heilmittel einnimmt, aber er fügt ihr ein bisschen Gift hinzu, das ihn umbringt.

Fünftens, nachdem man gefastet hat ist es nicht ratsam, den Magen beim Fastenbrechen ganz zu füllen, selbst nicht mit Essen, das von Allah ta’ala erlaubt wurde, denn dadurch wird der Sinn des Fastens zerstört. Fasten will die körperlichen Begehren verringern und unseren Glauben und geistige Kräfte verstärken.

Elf Monat lang essen und trinken wir frei genug: was verliert man schon, wenn man einen Monat lang etwas weniger isst als gewöhnlich. Wir haben die schlechte Angewohnheit, unsere Mägen beim Fastenbrechen zu füllen, als Ausgleich für das, was uns entgangen ist. Und bei der Morgenmahlzeit (Sahur) stopfen wir uns noch einmal voll, als Vorbereitung für den Tag, wodurch wir unseren täglichen Verbrauch sogar erhöhen.

Solchen Leuten verstärkt der Monat Ramadan den Appetit. Viele solche Speisen werden gegessen, die wir normalerweise zu anderen Zeiten nicht essen. Diese Art der Gewohnheit ist völlig gegen den Sinn des Monats Ramadan und den wahren Sinn des Fastens.

Imam Ghasali rahmatullah ’alaih stellt die gleiche Frage: „Wenn es das Ziel vom Fasten ist, unsere körperlichen Begierden im Kampf gegen den Teufel (Schaitan) zu besiegen, wie kann das durch übertriebenes Essen beim Fastenbrechen möglich sein?“

In diesem Fall haben wir in Wirklichkeit nur unsere Essenszeiten verschoben und nicht wirklich gefastet. Tatsächlich verbrauchen wir sogar mehr als zu normalen Zeiten dadurch, dass wir verschiedenste köstliche Speisen essen. Das Ergebnis davon ist, dass wir unsere körperlichen Begierden erheblich verstärken anstatt sie zu verringern.

Der wahre Nutzen des Fastens ist das Ergebnis von echtem Hunger im eigentlichen Sinne. Unser Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte: „Der Teufel (Schaitan) lebt im Körper des Menschen wie Blut, darum versperrt ihm den Weg, indem ihr hungrig bleibt.“ Das heißt, wenn der Körper hungrig ist, dann wird der Geist stärker.

Außer dem Hunger gibt uns das Fasten die Möglichkeit, den Zustand der Armen und Bedürftigen zu schätzen und erzeugt somit Mitgefühl für sie. Auch das kann man durch das hungrig Bleiben erlangen und nicht dadurch, dass man zur Morgenmahlzeit (Sahur) seinem Bauch mit köstlichen Speisen füllt, so dass man keinen Hunger hat bis zum Fastenbrechen.

Einmal ging jemand zu Bischr Haafi, den er zitternd in der Kälte fand, obwohl warme Kleidung neben ihm lag. Der Mann fragte: „Ist das die richtige Zeit dafür, deine Kleidung auszuziehen?“ Bischr antwortete: „Es gibt zahlreiche Arme und Bedürftige. Ich bin nicht in der Lage, mit ihnen Mitgefühl zu haben. Das Mindeste was ich tun kann ist, in ihrer Lage zu sein.“

Gelehrte der Mystiker (Sufi) haben oft darauf hingewiesen und die islamischen Rechtsgelehrten stimmen dem auch zu. In „Maraqi al-Falaah“ steht: „Esst nicht übertrieben zur Morgenmahlzeit (Sahur), da das der Weg ist, um das Ziel des Fastens zu verlieren.“ Allama Tahtawi schreibt: „Die Belohnung für das Fasten wird entschieden mehr, wenn man wirklich Hunger verspürt. Und genauso wird ein Gefühl für die Armen und Hungrigen entwickelt.“

Unser Prophet sallallahu ’alaihi wassallam selbst sagte: „Allah ta’ala mag das Füllen keiner Sache bis zum Rand weniger, als das Füllen des Magens.“ Bei einer anderen Gelegenheit sagte der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam: „Ein paar Bissen sollten ausreichen, die den Rücken gerade halten können. Der beste Weg für den Menschen ist es, dass ein Drittel vom Magen mit Essen, ein Drittel mit Trinken gefüllt wird und ein Drittel leer bleiben soll.“ Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam selbst fastete mehrere Tage hintereinander ohne dazwischen etwas zu essen.

Ich habe meinen Lehrer Maulana Khalil Ahmed während des Monats Ramadan kaum mehr als ein dünnes Roti (selbst gemachtes Brot) zum Fastenbrechen und zur Morgenmahlzeit (Sahur) essen sehen. Wenn einer seiner Nahestehenden ihn drängte, mehr zu essen, so sagte er: „Ich bin nicht hungrig. Ich habe mich nur wegen meinen Freunden zum Essen hingesetzt.“

Über Maulana Schah ’Abdur Rahiem Raipuri habe ich gehört, dass er im Monat Ramadan tagelang fastete und zum Fastenbrechen und zur Morgenmahlzeit (Sahur) nur ein paar Tassen Tee ohne Milch getrunken hat und sonst nichts.

Einmal bemerkte sein vertrautester Anhänger und sein Nachfolger (im spirituellen Unterrichten), Maulana Schah ’Abdul Qadir, voll Sorge: „Mein verehrter Älterer, du wirst sehr schwach werden, wenn du nichts isst.“ Daraufhin antwortete Maulana Schah Raipuri: „Alles Lob gebührt Allah ta’ala. Ich erlebe gerade ein bisschen der Freuden vom Paradies (Dschanna).“ Möge Allah ta’ala uns allen die Fähigkeit gewähren, diesen rechtschaffenen Menschen zu folgen!

Der sechste Punkt ist, dass man nach dem Fasten immer ein wenig darüber besorgt sein sollte, ob unser Fasten von Allah ta’ala angenommen wurde oder nicht. Dies sollte bei allen Formen der Anbetung von Allah ta’ala so sein.

Man weiß nie, ob man unbemerkt ein wichtiges Detail ausgelassen hat. Man sollte immer fürchten, dass Allah ta’ala unsere Taten ablehnt. Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte: „Viele Leser des Koran werden vom Koran verflucht.“

Er sagte auch: „Am Tag der Abrechnung (Jaumu-l-Qijama) wird einer der ersten, über die Allah ta’ala richten wird, ein Märtyrer sein, der auf dem Weg von Allah ta’ala gestorben ist. Allah ta’ala wird ihn rufen und ihn an all Seine Gnaden ihm gegenüber erinnern, die er zugeben wird. Dann wird er gefragt: „Was hast du getan, um deinen Dank für diese Gnaden auszudrücken?“ Der Märtyrer wird antworten: „Ich kämpfte für Deine Sache bis ich zum Märtyrer wurde.“ Allah ta’ala wird sagen: „Das stimmt nicht. Du hast gekämpft, damit man dich einen mutigen Mann nennt, und das ist geschehen.“ Danach wird befohlen, dass er mit dem Gesicht auf dem Boden weggezerrt und in die Hölle (Dschahannam) geworfen wird. Danach wird ein religiöser Gelehrter gerufen. Er wird auch an all die Gnaden von Allah ta’ala erinnert und ihm wird dieselbe Frage gestellt. Er wird antworten: „O Allah! Ich habe Wissen erworben, es anderen gelehrt und Deinetwegen den Koran rezitiert.“ Allah ta’ala wird sagen: „Das ist nicht wahr. Du hast all das nur getan, damit man sagt, wie gelehrt du bist, und das ist geschehen.“ Dann wird befohlen, dass auch er mit dem Gesicht am Boden gezerrt und in die Hölle (Dschahannam) geworfen wird. Danach wird ein reicher Mann gerufen. Nachdem er an die Gnaden Allahs erinnert wird und diese auch zugibt, wird er auf die Frage von Allah ta’ala, was er getan hat um seinen Dank auszudrücken, antworten: „Es gab keine würdige Sache, in der ich nicht um Deinetwegen Almosen spendete.“ Allah ta’ala wird antworten: „Nicht wahr. Du hast all das getan, damit man sagt, dass du sehr großzügig bist. Und das ist geschehen.“ Dann wird befohlen, dass auch er mit dem Gesicht am Boden weggezerrt und in die Hölle (Dschahannam) geworfen wird.“ Möge Allah ta’ala uns alle bewahren, denn dies sind die Ergebnisse von schlechten Absichten.

Viele solche Ereignisse werden in den Ahadith berichtet. Darum sollte ein Fastender nicht nur aufrichtig sein, sondern auch hoffen, dass Allah ta’ala sein Fasten annehmen wird.

Diese sechs Punkte sind wichtig für alle wahrlich rechtschaffenen Menschen. Was die besonders Frommen betrifft, so gibt es für sie einen siebten Punkt. Und zwar, dass während des Fastens das Herz niemandem außer Allah ta’ala zugewandt sein sollte, in dem Ausmaß, dass es keinen Gedanken daran geben sollte, ob es etwas zu Essen zum Fastenbrechen geben wird.

Manche Maschaich sehen es sogar als Fehler an, über Essen für das Fastenbrechen nachzudenken, oder dass man versucht, etwas zu besorgen, denn dies zeigt mangelndes Vertrauen in Allahs ta’ala Versprechen, dass Er verantwortlich ist für die Erfüllung all eurer Bedürfnisse.

Im dem Kommentar zu ‘Ihja Ulum al-Din‘ geht der Autor so weit, Folgendes zu berichten: Sollte vor der eigentlichen Zeit des Fastenbrechens von irgendwo her Essen gebracht werden, so geben die Maschaich es jemand anderem, aus Angst, dass ihr Herz den Rest des Tages von Allah ta’ala abgewandt sein könnte, wenn sie das Essen behalten. Dies können natürlich nur die außergewöhnlich Frommen tun. Wir können uns nicht einmal vorstellen, solch starken Glauben zu haben. Sollten wir ohne diesen starken Glauben versuchen, ihrem Beispiel zu folgen, könnten wir uns selbst zugrunde richten.

Der Koran befiehlt:  „Fasten wurde euch vorgeschrieben.“ Die Kommentatoren des Koran sagen, dass man aus diesem Vers erkennt, dass das Fasten für jeden Teil des Körpers Pflicht gemacht wurde. So bedeutet Fasten der Zunge, dass man Falschheit usw. vermeidet. Fasten der Augen bedeutet, dass man keine Art von Übel oder Sünde anschaut. Und genauso bedeutet Fasten des Selbst (Nafs), dass man frei von allen körperlichen Verlangen sein sollte. Fasten des Herzens bedeutet, es von der Liebe zu weltlichen Dingen zu entfernen. Fasten des Verstandes bedeutet, Gedanken an irgendetwas außer Allah ta’ala zu vermeiden.



10. Ein Tag im Monat Ramadan ist mehr wert, als lebenslanges Fasten

Abu Huraira radiallahu anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu alaihi wassallam sagte: Wer einen Tag vom Monat Ramadan ohne Fasten verbringt, ohne eine (laut Schari’a) gültige Entschuldigung oder krank zu sein, wird niemals in der Lage sein, diesen Tag zurück zu bekommen, selbst wenn er den Rest seines Lebens fastet.(Ahmed, Tirmisie, Abu Dawud, Ibn Madsch)

Anmerkung: Die Ansicht einiger Gelehrten (’Ulama), unter anderem ’Ali radiallahu ’anhu, ist, dass wenn jemand ohne gültige Entschuldigung irgendeinen Tag des Monats Ramadan nicht gefastet und ihn durch Essen usw. entehrt hat, dann kann er diesen verlorenen Tag des Monats Ramadan niemals aufholen, selbst wenn er für den Rest seines Lebens fastet. Jedoch sagt die große Mehrheit der Gelehrten (’Ulama), wenn jemand einen Tag vom Monat Ramadan nicht gefastet hat, so muss er als Ausgleich dafür nur einen Tag fasten. Wenn jedoch jemand angefangen hat im Monat Ramadan zu Fasten und dann absichtlich während des Tages das Fasten ohne gültige Entschuldigung gebrochen hat, dann muss er laut der Schari’a sechzig aufeinander folgende Tage fasten.

Die volle Belohnung und Segen des Monats Ramadan wird jedoch nie erlangt. Das ist die Bedeutung des obigen Hadith. Das heißt, wenn ein Tag des Monats Ramadan ohne Entschuldigung verloren wurde, kann man niemals die wahren Segnungen eines einzigen Ramadan-Tages aufholen, egal wie viele Tage man später fastet.

All dies ist für diejenigen, die versuchen, ihre verlorenen Fastentage nachzuholen. Wie unglücklich und irregeleitet sind die, die das Fasten völlig ignorieren und im Monat Ramadan gar nicht fasten und auch danach nicht als Wiedergutmachung(kaffara) fasten.

Fasten ist eine der Grundsäulen des Islam und der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam hat uns über fünf solche Säulen informiert. Zuallererst kommt die Einheit von Allah ta’ala und das Prophetentum von Mohammed sallallahu ’alaihi wassallam, und danach die vier übrigen bekannten Säulen: Gebet, Fasten, Almosen (Zakah) und Wallfahrt (Hadsch).

Eine große Anzahl von Muslimen wird in den Statistiken als Muslime gezählt, jedoch erhalten sie nicht einmal diese fünf Säulen aufrecht. In den offiziellen Dokumenten und bei Statistiken zählen sie als Muslime, wohingegen sie in der Statistik von Allah ta’ala keine Muslime sind.

Ibn ’Abbaas radiallahu ’anhu berichtet einen Hadith, der besagt: „Islam basiert auf drei Prinzipien: 1. Glaube (Iman), 2. Gebet und 3. Fasten. Wer es nicht schafft, eine dieser drei aufrecht zu erhalten, ist ein Ungläubiger und verdient die Todesstrafe.“ Was den letzten Teil des Hadith angeht, so haben die Gelehrten (’Ulama) gesagt, dass sie nur zu Ungläubigen werden, wenn sie nicht nur eines der Prinzipien nicht aufrechterhalten, sondern auch seine Notwendigkeit verleugnen oder leugnen, dass es ein Grundprinzip des Islam ist.

Egal welche Bedeutung man her nimmt, es bleibt eine Tatsache, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sehr hart gegen solche Leute gesprochen hat und diejenigen, die nicht die obligatorischen Praktiken des Islam verrichten, sollten wahrlich Allahs Zorn sehr fürchten. Es kann kein Entkommen geben und nur Gehorsam gegenüber Seinen Befehlen in dieser Welt kann uns retten.

Es gibt diese unwissenden Personen, die nicht fasten, aber viel schlimmer sind die, die sich nicht nur weigern zu fasten, sondern sich auch noch über den Fastenmonat lustig machen, indem sie sarkastisch sagen: „Der, der nichts zu essen zuhause hat, soll fasten“, oder „Was hat Allah ta’ala denn davon, wenn wir Hunger leiden?“

Solche Worte darf man niemals äußern; man sollte daran denken, dass sich über den kleinsten Teil von der Religion (Din) lustig zu machen zu Unglaube (Kufr) führt. Sollte irgendjemand kein einziges Gebet in seinem Leben verrichten, keinen einzigen Tag fasten oder keinerlei Pflicht(fard) des Islam verrichten, dann wird er trotzdem nicht zum Ungläubigen, vorausgesetzt er leugnet nicht, dass diese Dinge nötig sind. Welche Pflicht auch immer verrichtet wurde, wird belohnt und welche auch immer nicht getan wurde, wird bestraft.

Aber sich selbst über den kleinsten Teil von der Religion (Din) lustig zu machen führt zum Unglauben (Kufr), als Ergebnis dessen alle guten Taten verloren sind. Daraus erkennen wir, wie gefährlich solcher Spott ist. Darum sollten wir uns vor allen verächtlichen Worten über das Fasten hüten.

Selbst wenn man all dies außer Acht lässt, so ist jemand, der ohne gültige Entschuldigung im Monat Ramadan nicht fastet, ungehorsam gegenüber Allah ta’ala. Einige Gelehrte gehen so weit zu sagen, dass jemand, der im Monat Ramadan öffentlich etwas isst, die Todesstrafe erhalten sollte. Selbst wenn es keine islamische Regierung gibt, die dieses Gesetz durchsetzen kann (da die Durchführung bzw. Durchsetzung solcher Strafen nur die Aufgabe einer islamischen Regierung (bzw. eines Amiru-l-Mu´minin) ist und dadurch solchen Taten ein Ende bereiten kann), so hält uns doch nichts davon ab, unser Missfallen, unseren Groll und Hass gegen solche Taten auszudrücken.

Das ist das Mindeste, wozu unser Glauben(Iman) uns treiben sollte, und die geringste Stufe von Glauben ist es, solche Dinge im Herzen als schlecht anzusehen. Hier angekommen, betrachte ich diese zehn Ahadith im ersten Kapitel als ausreichend für diejenigen, die sie aufrichtig befolgen möchten. Was die angeht, die keine Absicht haben, ihre Handlungen entsprechend zu verändern, so wird nichts helfen, egal wie viel geschrieben wird. Möge Allah ta’ala mir und allen Muslimen die Stärke gewähren, rechtschaffene Taten zu machen, denn wir alle haben unsere Fehler. Amen!



Kapitel 2: Die Nacht der Macht (Lailatul-Qadr)

Unter den Nächten des Monats Ramadan gibt es eine, die „die Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr)“ genannt wird, eine Nacht, die für ihren großen Segen (Baraka) bekannt ist. Der Koran sagt, sie hat mehr Segen (Baraka) und spirituellen Wert als eintausend Monate, was natürlich bedeutet, dass sie mehr wert ist als dreiundachtzig Jahre und vier Monate.

Wahrlich glücklich ist der, der den vollen Segen (Baraka) dieser Nacht erlangt, indem er sie mit Anbetung von Allah ta’ala verbringt, denn dann hat er die Belohnung für dreiundachtzig Jahre, vier Monate und sogar mehr erlangt. Wahrlich ist das Gewähren dieser Nacht für die gläubigen Muslime eine große Gnade.

Der Ursprung

Bezüglich dieser Nacht wird in einem Hadith von Anas in ‚Dur-e-Manthur’ berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Die Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) wurde dieser (meiner) Gemeinschaft (Umma) gewährt und keiner anderen Gemeinschaft (Umma) zuvor.“

Was den Grund für das Gewähren der Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) angeht, so gibt es verschiedenste Ansichten. Laut einigen Ahadith ist dies einer der Gründe: Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam grübelte über die längeren Leben der Menschen vergangener Zeiten nach und wurde sehr traurig, als er sie mit den viel kürzeren Lebensspannen seiner Gemeinschaft (Umma) verglich, denn seine Gemeinschaft (Umma) könnte nie mit den Leuten vor ihnen mithalten, da es wegen ihrer kürzeren Lebenszeit nicht möglich wäre, die vorangegangenen Gemeinschaften (Umma) beim Tun guter Taten nachzuahmen oder gar zu übertreffen.

Darum gewährte ihnen Allah ta’ala, in Seiner endlosen Barmherzigkeit, diese Nacht der großen Segnungen. Das bedeutet, dass, wenn ein Glücklicher dieser Gemeinschaft (Umma) während seiner Lebenszeit zehn solche Nächte in Anbetung seines Schöpfers verbringt, so hätte er die Belohnung für achthundert und dreiunddreißig Jahre Anbetung von Allah und sogar mehr bekommen.

Ein anderer Bericht besagt, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam einmal den Sahaba radiallahu ’anhum eine Geschichte berichtete von einem sehr rechtschaffenen Mann von den Bani Isra´il. Dieser verbrachte eintausend Monate in Anstrengung (Dschihad). Als sie das hörten, fühlten die Sahaba radiallahu ’anhum, dass sie nicht die gleiche Belohnung bekommen könnten, woraufhin ihnen Allah ta’ala diese Nacht gewährte.

Noch ein weiterer Bericht besagt, dass unser Prophet sallallahu ’alaihi wassallam einmal über vier Propheten (Ambia) von den Bani Isra´il sprach, von denen jeder achtzig Jahre mit aufrichtiger Anbetung von Allah ta’ala verbracht hatte und nicht im Mindesten ungehorsam war. Dies waren die Propheten Ajjub (Hiob) alaihis salaam, Zakaria (Zacharias) ’alaihissalam, Hisqiel (Hesekiel) ’alaihis salaam und Juscha’ (Joschua) ’alaihis salaam. Die Sahaba radiallahu ’anhum hörten dies und wunderten sich, wie sie ihnen nacheifern sollten. Dann erschien der Engel Dschibrail (Gabriel) ’alaihis salaam und rezitierte die Sure Al-Qadr, in der die Segnungen dieser speziellen Nacht offenbart wurden.

Es gibt auch noch andere Berichte, die den Ursprung von der Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) erklären. Die Erklärung für die unterschiedlichen Überlieferungen ist, dass mehrere verschiedene Vorfälle geschehen sind vor der Offenbarung dieser Sure. Dies führte dazu, dass verschiedene Überlieferer die jeweils verschiedenen Vorfälle als Ursache erklärten. Egal jedoch, welchen von ihnen wir akzeptieren, die wichtige Tatsache bleibt, dass Allah ta’ala uns diese Nacht als große Gnade gewährt hat und wie glücklich sind jene Menschen, die noch nie die Anbetung in dieser Nacht verpasst haben.

Wenn es darum geht, welche spezielle Nacht es ist, so gibt es darüber etwa fünfzig verschiedene Ansichten. Es ist nicht einfach für mich, sie alle aufzuzählen, aber die allgemein akzeptiertesten Versionen folgen auf den nächsten Seiten dieses Kapitels. Weil der Koran selbst uns von dieser Nacht berichtet, werden wir mit einem kurzen Kommentar von der Sure Al-Qadr beginnen.

„Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen! Wahrlich, Wir haben ihn (den Koran) herabgesandt in der Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr).“ (Al-Qadr 1)

Hier wird Bezug genommen auf die Tatsache, dass in dieser speziellen Nacht der Koran von seinem Original (Lauhu-l-Mahfus – die geschützte Tafel) kopiert und zum ersten Himmel herab gebracht wurde. Die bloße Tatsache, dass der Koran in dieser Nacht offenbart wurde, wäre ausreichend, um ihre Erhabenheit zu bezeugen. Aber sie ist noch wegen anderer Dinge bemerkenswert.

Gleich im nächsten Vers wird eine Frage gestellt, um unser Interesse an dem Thema zu verstärken:

„Und was lehrt dich wissen, was die Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) ist?“ (Al-Qadr 2)

Mit anderen Worten, die Frage, die hier gestellt wird, lautet: Besitzt du jegliches Wissen von der Erhabenheit und Wichtigkeit dieser Nacht? Besitzt du Wissen über die großen Gnaden und Segnungen, die mit dieser Nacht einhergehen? Der nächste Vers fährt fort damit, ihre Erhabenheit zu erklären:

„Die Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) ist besser als tausend Monate.“ (Al-Qadr 3)

Die wahre Bedeutung hier ist, dass die Belohnung dafür, diese Nacht mit Anbetung Allahs zu verbringen größer ist, als eintausend Monate mit Anbetung zu verbringen. Aber man sagt uns hier nicht, um wie viel größer die Belohnung ist.

„In ihr steigen die Engel herab…“ (Al-Qadr 4)

Eine feine Erklärung für diesen Vers gibt uns Imam Rasi rahmatullah ’alaihi. In seinem Kommentar zu diesem Vers schreibt er, dass, als der erste Mensch auf der Erde erschien, die Engel ihn mit Sorge betrachteten. Sie fragten sogar Allah ta’ala: „Wirst Du auf diese Erde einen bringen, der darin Aufruhr machen und Blut vergießen wird?“

Ebenso, als Eltern die ursprüngliche Form des Kindes als bloßen Samentropfen bemerkten, schauten sie mit Missfallen auf ihn herab, so sehr, dass sie ihn als etwas ansahen, dass die Kleidung verschmutzt und das man wegwaschen muss. Doch später, als Allah ta’ala diesen selben Samen in die feine Form eines Kindes verwandelte, begannen sie es zu lieben und zu schätzen. Die Dinge sind nun so weit voran geschritten, dass, wenn sie diesen selben Menschen in dieser Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) bei der Anbetung und Lobpreisung von Allah ta’ala vorfinden, dann kommen eben diese selben Engel zu ihm, ihre einstigen Gedanken offensichtlich bereuend.

Die Stelle in diesem Vers, wo es heißt „…und der Geist…“, bezieht sich auf den Engel Dschibrail (Gabriel) ’alaihis salaam, der während dieser Nacht auf die Erde herab steigt. Experten der Bedeutung des Koran haben verschiedenste Bedeutungen dieses Wortes genannt. Schauen wir uns einige davon an:

  1. Die große Mehrheit der Koranexperten stimmen überein, dass hier der Engel Dschibrail (Gabriel) ’alaihis salaam gemeint ist und, laut Imam Rasi, ist dies die korrekteste Meinung. Allah ta’ala spricht zuerst von den Engeln und dann, wegen dem speziellen Status, den Dschibrail (Gabriel) ’alaihis salaam unter ihnen einnimmt, wird er einzeln erwähnt.
  2. Einige Experten des Koran vertreten die Ansicht, dass „Geist“ hier einen speziellen Engel bedeutet, von solch außergewöhnlichen und gigantischen Proportionen, dass vor ihm die Himmel und die Erde wie ein kleiner Bissen erscheinen.
  3. Eine andere Gruppe von Koranexperten sagen, dass „Geist“ hier eine Gruppe von Engeln bedeutet, die normalerweise nie erscheinen, und die nur in dieser Nacht von anderen Engeln gesehen werden.
  4. Einige Kommentatoren glauben, dass „Geist“ hier auf spezielle Geschöpfe von Allah ta’ala hinweist, die essen und trinken und dennoch weder Menschen noch Engel sind.
  5. Es gibt auch die Ansicht, dass „Geist“ sich auf den Propheten ’Isa (Jesus) ’alaihis salaam bezieht, der in dieser Nacht herab kommt, um sich die rechtschaffenen Taten dieser Gemeinschaft (Umma) anzusehen.
  6. Die letzte Auslegung, die wir hier berichten ist die, dass „Geist“ einen besonderen Segen von Allah ta’ala bedeutet, der dem Abstieg der Engel folgt.

Es gibt noch andere Auslegungen, aber wie schon gesagt ist die oben zuerst genannte Meinung am bekanntesten. In dieser Verbindung berichtet Baihaki ein Hadith von Anas, in dem berichtet wird, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte: „In der Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) kommt Dschibrail (Gabriel) ’alaihis salaam mit einer Gruppe von Engeln herab und machen Bittgebete (Du’a) für Barmherzigkeit für jeden, den sie mit Anbetung von Allah ta’ala beschäftigt finden.“

Der gleiche Vers sagt:  „…mit der Erlaubnis ihres Herrn zu jeglichem Geheiß.“ (Al-Qadr 4). Der Autor von „Masaahir-e-Haq“ schreibt, dass in dieser Nacht, vor einer Ewigkeit die Engel erschaffen wurden, lange bevor die Schöpfung von Adam ’alaihis salaam in Form einer Masse in eben dieser Nacht begann. Das Paradies (Dschanna) wurde mit Bäumen bepflanzt und zahlreiche Ahadith bezeugen die Tatsache, dass in dieser Nacht das Bittgebet (Du’a) akzeptiert ist.

Wir lesen auch in dem Buch „Dur-e-Manthur“, dass laut einem Hadith in dieser Nacht der Prophet ’Isa (Jesus) ’alaihis salaam körperlich in den Himmel erhoben wurde und es war auch in dieser Nacht, dass die Reue von Bani Isra´il akzeptiert wurde.

„Frieden ist sie bis zum Anbruch des Frühlichts.“ (Al-Qadr 5).

Diese Nacht ist wirklich voller Frieden. Die ganze Nacht hindurch grüßen die Engel die treuen Gläubigen.

Wenn eine Gruppe aufsteigt, kommt eine andere Gruppe herab (mit den gleichen Grüßen), was in einigen Überlieferungen angedeutet wird.

Eine andere Auslegung ist, dass dies eine Nacht vollständiger Sicherheit vor Übel und Unheil ist. Diese Segen (Baraka) dauern die ganze Nacht lang an, bis zum Tagesanbruch und sind nicht auf einen Teil der Nacht beschränkt.

Und jetzt, da wir ein paar Vorzüge dieser Nacht kennen, die mit den Worten von Allah ta’ala beschrieben wurden, wenden wir uns den Ahadith zu, wo wir mehr über die Vorzüge dieser Nacht lesen.



1. Alle Sünden werden vergeben für Anbetung in dieser Nacht

Abu Huraira radiallahu anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu alaihi wassallam sagte: Wer die Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) mit vollem Glauben und mit aufrichtiger Hoffnung auf Belohnung von Allah (in Anbetung) stehend verbringt, dem werden alle seine vergangenen Sünden vergeben. (Bukhari, Muslim)

Anmerkung: In dem obigen Hadith bezieht sich das Wort „stehen“ auf das Gebet, aber es schließt auch jede andere Form der Anbetung von Allah ta’ala mit ein, wie zum Beispiel das Gedenken an Allah (Sikr), Rezitation des Koran usw. Der Ausdruck „mit aufrichtiger Hoffnung darauf, Belohnung zu bekommen“ bedeutet, dass man eine reine Absicht haben und man mit großer Demut und Aufrichtigkeit vor Allah ta’ala stehen soll.

Laut Khattabi bedeutet es, dass man vollständigen Glauben in das Versprechen, dass alle Taten belohnt werden, haben soll und dies mit Freude tun sollte. Außerdem sollte man es nicht als eine Last ansehen, und man sollte auch keine Zweifel haben (ob die versprochene Belohnung gegeben wird oder nicht).

Immerhin ist es eine bekannte Tatsache, dass wenn jemand hoch hinaus will und eine große Belohnung wünscht, wobei er gleichzeitig völlig sicher ist, dass er diese auch bekommt, dann wird die Aufgabe, sich bei der Anbetung anzustrengen, um dieses Ziel zu erreichen, ganz leicht. Das ist der Grund warum diejenigen, die in der Sicht von Allah ta’ala spirituell erhöht sind, es so leicht finden, fast ihre ganze Zeit in Anbetung von Allah ta’ala zu verbringen.

Man muss anmerken, wenn die Ahadith von Vergebung vergangener Sünden sprechen, haben die Gelehrten (’Ulama) gesagt, dass diese Vergebung (wie im obigen Hadith und in anderen gesagt wird) nur kleinere Sünden betrifft. Denn wie im Koran angezeigt wird, können die großen Sünden nur vergeben werden, wenn man aufrichtig bereut und schwört, solche Sünden niemals wieder zu tun. Darum sagen die Gelehrten (’Ulama), wenn ein Hadith davon spricht, dass Sünden vergeben werden, bedeutet dies kleinere Sünden.

Mein verstorbener Vater (möge Allah ta’ala ihm vergeben und ihn in seinem Grab Licht (Nur) geben) sagte, dass in den Ahadith das Wort „kleinere“ aus zwei Gründen weggelassen wurde. Erstens, sagt er, ist ein echter Muslim einer, bei dem keine großen Sünden bleiben, denn immer, wenn er eine große Sünde gemacht hat, kann er niemals ruhig bleiben oder Frieden finden, solang er nicht bei seinem Herrn aufrichtig bereut hat.

Zweitens, an solchen großartigen gesegneten Tagen und Nächten, wenn ein echter Muslim in Anbetung vor seinem Herrn steht und auf Belohnung hofft, dann bedauert er automatisch seine vergangenen Sünden, was zusammen mit dem festen Entschluss solche Taten nie wieder zu tun, eine wichtige Voraussetzung für Reue ist.

Das bedeutet, dass der Anbeter an solchen Tagen und Nächten seine großen Sünden wirklich bereut und dadurch bleiben nur noch kleinere Sünden übrig, die vergeben werden können. Es ist jedoch am besten, wenn eine Nacht wie die Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) kommt, dass man zuerst mündlich bereut, mit dem Herzen voll von aufrichtigem Wunsch nach Vergebung, damit Allah ta’ala in Seiner endlosen Gnade alle Arten von Sünden vergeben kann. Und wenn ihr das tut, dann denkt in eurem Bittgebet (Du’a) auch an mich.



2. Die Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) zu verpassen bedeutet alles Gute zu verpassen

Anas radiallahu anhu berichtet: Einmal, als der Monat Ramadan begann, sagte der Prophet von Allah sallallahu alaihi wassallam: Ein Monat ist wahrlich zu euch gekommen, in dem eine Nacht liegt, die besser ist als tausend Monate. Wer immer so eine Nacht verpasst, hat wirklich alles was gut ist verpasst. Und niemandem entgeht so eine Nacht, außer einem Verlierer.’“ (Ibn Madscha)

Anmerkung: Wer kann an dem Unglück von dem zweifeln, dem entweder das großartige Gute von der Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) vorenthalten wird oder der es sich selbst vorenthält? Es gibt Leute, die müssen wegen ihrer Arbeit oder ihrem Dienst das ganze Jahr lang jede Nacht wach bleiben. Wie leicht sollte es da sein, einen Monat lang im Dienst von Allah ta’ala wach zu bleiben, um die Belohnung von über achtzig Jahren Anbetung zu bekommen.

Wegen mangelndem Interesse fehlt dieser Wunsch im Herzen. Wenn dieser Wunsch vorhanden wäre, würden sogar eintausend Nächte voll Anbetung von Allah ta’ala außerordentlich leicht werden. Es ist dieser Wunsch und dieses Verlangen, das wir entwickeln müssen. Unserem Propheten sallallahu ’alaihi wassallam wurde immer wieder versprochen, dass er nichts im Jenseits (Akhira) zu befürchten hat und er hat die gute Nachricht über seine erhabene Stellung bekommen. Und dennoch wurde er Nacht für Nacht bei Anbetung von Allah ta’ala gesehen, so sehr, dass seine Füße dabei angeschwollen sind.

Unter den Gläubigen des Islam gibt es viele Nachfolger, die seinem Beispiel folgten. Sie waren Menschen genau wie wir und darum kann keiner sagen, dass es unmöglich für uns ist, denselben Wunsch nach Anbetung zu haben. Es geht einfach nur darum, es sich zu Herzen zu nehmen. Schauen wir uns das Beispiel der folgenden berühmten Söhne des Islam an:

Einer dieser Männer war ’Umar radiallahu ’anhu, der, nachdem er sein Nachtgebet (’Ischa) verrichtet hatte, nach Hause ging und dort die ganze Nacht lang im Gebet blieb, bis man den Gebetsruf (Asaan) für das Morgengebet (Fadschr) hörte.

Dann gibt es das Beispiel von ’Uthman radiallahu ’anhu, der, nachdem er den ganzen Tag gefastet hatte, die ganze Nacht im Gebet verbrachte, außer einem kurzen Schlaf im ersten Drittel der Nacht. Es ist sehr bekannt, dass er in einem Rak’a den ganzen Koran auf einmal rezitierte.

In „Ihja Ulum al-Din“ von Imam Ghasali berichtet Abu Taalib Makki, dass es von  vierzig Nachfolgern (Tabi’in) durch Tawaatur–Überlieferungen bewiesen ist, dass sie ihr Morgengebet (Fadschr) mit der gleichen Waschung (Wudu) machten, das sie für das Nachtgebet (’Ischa) genommen hatten.

Tawaatur-“ bzw. „Mutawaatir“–Überlieferungen bedeutet, dass eine große Menge von Menschen von einem Vorfall berichten und die Anzahl der Überlieferer in jeder Generation hoch ist.

Schaddaad radiallahu ’anhu war einer der Sahaba, die die ganze Nacht wach lagen und sich von einer Seite auf die andere wälzten bis zum Morgengebet (Fadschr) und sagte: „O Allah! Die Furcht vor dem Feuer der Hölle (Dschahannam) hat meinen Schlaf vertrieben.“ Aswad ibn Jasied rahmatullah ’alaihi verbrachte im Monat Ramadan die ganze Nacht mit Anbetung von Allah, abgesehen von einem kleinen bisschen Schlaf zwischen dem Abend- (Maghrib) und Nachtgebet (’Ischa).

Es wird über Said ibn Musajjab gesagt, dass er fünfzig Jahre lang das Nacht- (’Ischa) und Morgengebet (Fadschr) mit der gleichen Waschung (Wudu) verrichtete. Dann ist da das Beispiel von Silah ibn Aschjam, der, nachdem er die ganze Nacht mit Anbetung von Allah verbracht hat, morgens sagte: „O Allah! Ich bin nicht gut genug, um Dein Paradies (Dschanna) zu erbitten. Alles, worum ich Dich bitte, ist, dass Du mich vor der Hölle (Dschahannam) bewahrst.“

Qataada rahmatullah ’alaihi rezitierte den Koran alle drei Nächte im Monat Ramadan, aber während der letzten zehn Nächte rezitierte er den ganzen Koran in einer Nacht. Von Imam Abu Hanifa rahmatullah ’alaihi ist bekannt, dass er vierzig Jahre lang das Nacht- (’Ischa) und das Morgengebet (Fadschr) am nächsten Morgen mit derselben Waschung (Wudu) machte.

Wenn ihn seine Gefährten fragten, woher er die Kraft dazu nimmt, antwortete er: „Das ist die Antwort auf ein bestimmtes Bittgebet (Du’a), dass ich zu Allah ta’ala gemacht habe mit dem Segen Seiner Besonderen Namen.“ Er schlief nur nachmittags ein wenig, wozu er sagte: „In den Ahadith wird gesagt, dass wir das tun sollen.“ (Das heißt, selbst bei seinem Schlaf am Nachmittag war es seine Absicht, der Gewohnheit des Propheten (Sunna) zu folgen.)

Der gleiche Imam Abu Hanifa weinte so sehr wenn er den Koran rezitierte, dass seine Nachbarn Mitleid mit ihm hatten. Einmal weinte er die ganze Nacht lang, während er den folgenden Vers immer wiederholte:

„Nein, die Stunde ist ihr Termin; und die Stunde ist noch unheilvoller und bitterer.“ (Al-Qamar 46)

Ibrahim ibn Ad-ham ging so weit, dass er im Monat Ramadan gar nicht geschlafen hat, egal ob Tag oder Nacht. Imam Schafi’i rahmatullah ’alaihi rezitiere den Koran etwa sechzig Mal im Monat Ramadan. Außer diesen gab es noch unzählige andere fromme Seelen, die fleißig nach diesem Koranvers handelten:

„Und ich habe die Dschinn und die Menschen nur darum erschaffen, damit sie Mir dienen.“ (Ad-Dāriyāt 56)

Dies sind einige Beispiele derer, die in früheren Zeiten gelebt haben (die sog. Salafu-s-Salihien). Selbst heute gibt es noch viele, die mit der gleichen Hingabe Allah ta’ala dienen. Selbst in diesen lockeren Zeiten gibt es Leute, die wirklich dem Beispiel vom Propheten sallallahu ’alaihi wassallam folgen und sich nicht von ihren weltlichen Beschäftigungen oder ihrer Bequemlichkeit von der Anbetung Allahs abhalten lassen.

Der Prophet von Allah sagte: „Allah ta’ala sagt: ‚O Sohn von Adam, verbringe deine Zeit in Meinem Dienst und Ich werde dich mit Freiheit von Not segnen und Ich werde deine Armut wegnehmen. Tust du das nicht, werde Ich dich mit dringenden Beschäftigungen und Pflichten belasten, während deine Armut und deine Bedürfnisse nicht weniger werden.’“ Wie oft sehen wir die Wahrheit dieser Aussage. Einige Leute dienen allein Allah ta’ala, während sie keinen Lebensunterhalt haben, und dennoch brauchen sie nichts.



3. Herabkommen der Engel

Anas radiallahu ’anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „In der Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) steigt der Engel Dschibra´il (Gabriel) ’alaihis salaam mit einer Gruppe von Engeln auf die Erde herunter und sie machen Bittgebete (Du’a) für Segen für jeden Diener von Allah ta’ala, den sie in Anbetung finden, stehend oder sitzend und mit Allahs Lobpreisung beschäftigt sind. Dann, am Tag vom Fest(’Id) spricht Allah ta’ala lobend über sie zu den Engeln (die bei der Schöpfung von Adam ’alaihis salaam kritisch waren):
„O Meine Engel, was ist der Lohn für den Arbeiter, der seine Arbeit gut gemacht hat?“ Sie antworten: „O unser Herr, er sollte seine volle Belohnung bekommen.“ Darauf sagt Allah ta’ala: „O Meine Engel, wahrlich, Meine Diener, die männlichen und auch die weiblichen, haben ihre Pflicht angemessen erfüllt, danach sind sie zum Platz des Festtagsgebet(’Id-Gebets) gegangen und erhoben dabei ihre Stimmen im Bittgebet (Du’a) zu Mir. Ich schwöre bei Meiner Ehre, bei Meiner Herrlichkeit, bei Meiner Gnade und bei Meiner Erhabenen Stellung, dass ich sicher die Bittgebete (Du’as) dieser Leute beantworten werde.“ Danach spricht Allah ta’ala zu den Leuten: „Kehrt um, Ich habe eure Sünden vergeben und Ich habe eure schlechten Taten durch gute ersetzt.“ Dann kehren diese Leute vom Platz des Festtagsgebet (’Id-Gebets) in so einem Zustand zurück, dass ihre Sünden vergeben sind.“ (Baihaki, Mischkat)

Anmerkung: Das Herabkommen von Dschibra´il (Gabriel) ’alaihis salaam mit den Engeln ist auch im Koran erwähnt, wie schon vorher beschrieben und auch in anderen Ahadith deutlich erwähnt. Am Ende des Buches (Vorzüge des Monats Ramadan) wird in einem Hadith beschrieben, dass Dschibra´il (Gabriel) ’alaihis salaam die Engel anordnen wird, zu den Häusern derer zu gehen, die damit beschäftigt sind Allahs zu gedenken, um ihnen die Hände zu schütteln. Ein anderer Hadith, der von Ibn ’Abbaas radiallahu ’anhu berichtet und von ’Abdul Qadir Dschilanie rahmatullah ’alaihi in seinem Buch ‚Ghunjah’ zitiert wird, erleuchtet das Thema dieses Hadith noch mehr.

Es wird berichtet, dass Dschibra´il (Gabriel) ’alaihis salaam nach dem Herabkommen den Engeln befiehlt, dass sie zum Haus von jedem gehen sollen, der mit Anbetung von Allah ta’ala beschäftigt ist und ihn begrüßen und seine Hände schütteln sollen. Daraufhin verteilen sich die Engel und besuchen jedes Haus, egal ob groß oder klein, ob in der Wildnis oder auf einem Schiff, in dem ein Gläubiger lebt, um seine Hände zu schütteln.

Jedoch betreten sie bestimmte Häuser nicht: Das Haus, in dem es einen Hund oder ein Schwein gibt, das Haus, in dem jemand Unzucht begangen hat und der noch immer unrein ist, weil er sich danach nicht einmal gebadet hat und das Haus, in dem Bilder (Abbildungen) von Menschen und Tieren ausgestellt sind.

Wie unglücklich, dass den Häusern der Muslime der gesegnete Eintritt der Engel vorenthalten bleibt, bloß weil dort Bilder von Menschen und Tieren aufgestellt sind, nur um als Dekoration zu dienen. Vielleicht hat ein Familienmitglied nur ein einziges Bild aufgehängt und darum entgehen jetzt der ganzen Familie diese Segnungen.



4. Wann soll man nach der Nacht der Macht (Lailatu l-Qadr) suchen?

Aischa radiallahu anha berichtet, dass der Prophet sallallahu alaihi wassallam sagte: Sucht die Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) unter den ungeraden Nächten der letzten zehn Tage vom Monat Ramadan. (Bukhari, Mischkat)

Anmerkung: Laut der großen Mehrheit der Gelehrten beginnen die letzten zehn Nächte in der 21. Nacht. Das ist der Fall, egal ob der Monat Ramadan 29 oder 30 Tage hat. Also sollte man nach der Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) in der 21., 23., 25., 27. und 29. Nacht suchen.

Ibn Hasm hat eine andere Meinung. Er sagt, das Wort „’ascharah“ in dem Hadith bedeutet „zehn“. Also ist die obige Berechnung nur richtig, wenn der Monat Ramadan 30 Tage hat. Wenn er aber nur 29 Tage hat (was oft vorkommt), so beginnen die letzten zehn Tage am 19. Tag und die Nacht ist die 20. Nacht. Laut dieser Berechnung ergibt sich, dass die ungeraden Nächte eigentlich die 20., 22., 24., 26. und 30. Nacht sind.

Aber alle Gelehrten (’Ulama) stimmen überein, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam in der 21. Nacht des Monats Ramadan begann, wenn er ging, um sich zurückzuziehen (I’tikaf), um die Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) zu suchen. Im Hinblick darauf betrachten diese Gelehrten (’Ulama) die ungeraden Nächte als passende Nächte für die Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr).

Man sollte darum jede einzelne Nacht ab dem 20. mit Anbetung von Allah ta’ala verbringen, um sicher zu gehen, dass man den Segen (Baraka) des Monats Ramadan bekommt. Zehn oder elf Nächte mit Anbetung zu verbringen ist eindeutig nicht so schwierig, wenn man die riesige dafür versprochene Belohnung betrachtet.



5. Exaktes Wissen über die Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) wurde weggenommen

Ubada ibn Saamit radiallahu anhu sagte: Einmal kam der Prophet sallallahu alaihi wassallam heraus, um uns über das (genaue) Datum von der Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) zu informieren. Leider stritten sich zwei Muslime, woraufhin er sagte: Ich bin heraus gekommen, um euch zu informieren, wann die Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) ist, aber weil zwei von euch miteinander gestritten haben, wurde das Wissen vom genauen Datum weggenommen. Vielleicht ist es so besser für euch. Darum, sucht danach in den neunten, siebten und fünften Nächten.’ (Bukhari, Mischkat)

Anmerkung: Drei wichtige Punkte werden in diesem Hadith angesprochen. Zuerst erfahren wir von einem Streit, wegen dem uns das Wissen der genauen Nacht von der Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) verloren ging. Streit und Zank sorgen immer für den Verlust von Segnungen.

Einmal fragte der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam die Sahaba radiallahu ’anhum: „Soll ich euch von einer Tat berichten, die besser ist als das Gebet, Fasten und Almosen?“ Die Sahaba antworteten: „Natürlich!“ Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte dann: „Bewahrt friedliche und gute Beziehungen untereinander, denn wahrlich, Streitigkeiten unter euch zerstören (rasieren) den Glauben (ab).“ Das heißt, genau wie ein Rasierer die Haare abrasiert, so beeinflusst Streit die Religion (Din).

Ganz abgesehen von weltlichen Personen, die keine Religion praktizieren, selbst die von uns, die besonders religiös zu sein scheinen, werden Opfer dieser Streitereien und zanken und verteidigen hartnäckig ihren Standpunkt, trotz dieser Aussage vom Propheten sallallahu ’alaihi wassallam. Im ersten Kapitel dieses Buches haben wir gelesen, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte, einen Muslim zu beleidigen ist wahrlich ein ernsthaftes Verbrechen und gleicht der schlimmsten Art von Wucher. Wir aber verschonen nicht die Ehre der Muslime, oder enthalten uns Beleidigungen und beachten die Anweisungen von Allah ta’ala und Seinem Propheten nur wenig.

Der Koran sagt:

Und hadert nicht miteinander, damit ihr nicht versagt und euch die Kampfkraft nicht verlässt…“ (Al-Anfāl 46)

Nun ist es die Aufgabe all derer, die ständig versuchen, andere zu beleidigen und ihre Ehre und Würde zu verletzen, darüber nachzudenken, wie sehr sie sich in Wirklichkeit selbst geschadet haben. Sie sollten darüber nachdenken, wie sehr sie sich in den Augen von Allah ta’ala und in der Sicht ihrer Mitmenschen mit diesen verachtenswerten Taten herabgewürdigt haben.

Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte, dass derjenige, der die Beziehung zu einem Muslim-Bruder länger als drei Tage abbricht und der in diesem Zustand stirbt, direkt in die Hölle (Dschahannam) gehen wird. In einem anderen Hadith wird gesagt, dass an jedem Montag und Donnerstag die Taten der Menschen zu Allah ta’ala gebracht werden. Dann wird durch Seine Gnade (als Ergebnis von bestimmten guten Taten) Vergebung gewährt, außer für die Götzenanbeter und die, die Allah ta’ala Partner beigesellen. Jedoch wird bezüglich den zwei Leuten, die ihre Freundschaft wegen einem Streit abgebrochen haben gesagt: „Lasst ihre Angelegenheit in der Schwebe, bis sie sich wieder versöhnen.“

Ein weiterer Hadith sagt, wenn jeden Montag und Donnerstag die Taten vor Allah ta’ala präsentiert werden, wird die Reue von denen, die bereuen, akzeptiert und denen, die um Vergebung bitten, wird vergeben. Was die angeht, die Streit (miteinander) hatten, so werden sie gelassen wie sie waren.

Ein Hadith lehrt uns weiter, dass sich in der Nacht des 14. Scha’ban (8. Monat im islamischen Kalender) die Gnade von Allah ta’ala an alle Geschöpfe richtet und Vergebung frei gewährt wird, außer für zwei Personen: Einer, der ungläubig ist und der andere, der Rache gegenüber anderen hegt.

In einem anderen Hadith heißt es: „Es gibt drei Personen deren Gebete nicht einmal eine Handspanne weit über ihren Kopf aufsteigt.“ Zu ihnen zählen die, die miteinander streiten.

In den wenigen Abschnitten oben bin ich vom eigentlichen Thema abgewichen. Es war nicht meine Absicht, alle Ahadith über Streit und Zank durchzusprechen. Ich habe euch nur auf dieses große Übel aufmerksam gemacht, das wir ignorieren. So sehr, dass sogar die, die wir als edel und rechtschaffen ansehen, dessen schuldig sind. Man muss aber feststellen, dass dieses Streiten, das Benutzen grober Worte und die Beziehung zueinander abzubrechen im Islam nur dann als Verbrechen gilt, wenn es aus Feindschaft und Hass wegen weltlichen Dingen und weltlichen Ursachen geschieht. Es ist erlaubt, die Beziehung zu jemandem wegen seinen Sünden oder wegen einer religiösen Sache (wobei er Unrecht hat und schuldig ist) abzubrechen.

Ibn ’Umar radiallahu ’anhu zitierte einmal eine Aussage vom Propheten sallallahu ’alaihi wassallam, worauf sein Sohn etwas sagte, das äußerlich wie ein Widerspruch aussah. Das Ergebnis war, dass Ibn ’Umar radiallahu ’anhu  so lange er lebte niemals wieder mit diesem Sohn gesprochen hat. Es werden viele ähnliche Ereignisse über die Sahaba berichtet.

In unserem Fall kennt nur Allah ta’ala, der Allwissende, Allweise, die Wahrheit, ob wir eine Beziehung wegen der Religion (Din) abbrechen oder weil unsere eigene Ehre, Würde und Stolz verletzt wurden.

Der zweite Punkt, auf den der obige Hadith die Aufmerksamkeit lenkt, ist die Tatsache, dass der Mensch zufrieden sein soll und froh Allahs Entscheidung in allen Dingen annehmen soll. Zum Beispiel selbst wenn der Verlust des Wissens vom genauen Datum von der Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) als riesiger Verlust erscheint, so muss man es doch akzeptieren weil es von Allah ta’ala ist.

Deswegen sagte der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam: „Es ist so besser für uns.“ Darüber sollte man einmal nachdenken. Allah ta’ala ist zu jeder Zeit barmherzig zu Seinen Dienern. Selbst wenn jemand wegen seiner eigenen bösen Taten eine große Strafe bekommt, dann braucht er nur seinen Schöpfer anflehen, seine eigene Schwäche zugeben und diese Strafe wird zur Ursache von größerem Gutem.

Unsere Gelehrten (’Ulama) nennen einige Vorteile davon, dass wir nicht genau wissen, wann die Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) ist. Erstens, wenn wir das genaue Datum dieser gesegneten Nacht gekannt hätten, dann würde es viele geben, die Allah ta’ala während den anderen Nächten überhaupt nicht anbeten. So wie es ist, muss man eine ganze Anzahl von Nächten wach bleiben und Allah ta’ala anbeten, in der Hoffnung, dass jede Nacht vielleicht die Nacht ist. Das bedeutet, dass man mehr Nächte mit Allahs Anbetung verbringt und dafür mehr Belohnung bekommt.

Zweitens sind da diejenigen von uns, die einfach nicht in der Lage sind, Schlechtes zu vermeiden. Wie extrem gefährlich und unglücklich wäre es für sie, wenn sie eine Nacht mit Sünde und Übel verbringen, obwohl sie wissen, dass es die Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) ist! Einmal betrat der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam die Moschee und sah einen der Sahaba schlafen. Er sagte zu ’Ali radiallahu ’anhu: „Weck ihn auf, damit er die Waschung (Wudu) machen kann.“

’Ali radiallahu ’anhu tat dies und sagte dann zum Propheten sallallahu ’alaihi wassallam: „O Prophet von Allah, du bist immer der Erste, der zu guten Taten eilt. Wieso hast du ihn dann nicht selbst aufgeweckt?“ Darauf antwortete der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam: „Ich fürchtete, dass er sich weigern könnte, und sich meinem Befehl zu verweigern ist Unglaube (Kufr), Verweigern der Religion (Din). Hätte er sich aber deinem Befehl verweigert, so wäre das nicht Unglaube (Kufr).“

Genauso möchte Allah ta’ala in Seiner endlosen Gnade nicht, dass ein Muslim diese Nacht mit Sünde und Übel verbringt, obwohl er weiß, welche Nacht wirklich die Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) ist.

Drittens, wenn wir es wüssten und trotzdem aus irgendeinem Grund diese Nacht ohne Anbetung von Allah ta’ala verstreichen lassen würden, dann wäre es sehr wahrscheinlich, dass wir danach im Rest des Monats Ramadan keine andere Nacht mit Anbetung verbringen. Im Gegensatz dazu ist es heute vielen Leuten möglich, eine, zwei oder drei Nächte mit Anbetung Allahs zu verbringen, weil wir nicht wissen, welche davon die Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) ist.

Viertens wird die Belohnung für jede Nacht, in der wir Allah ta’ala auf der Suche nach der Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) anbeten, extra angerechnet.

Fünftens haben wir gelesen, dass Allah ta’ala lobend zu den Engeln über diejenigen spricht, die sich während des Monats Ramadan mit Seiner Anbetung beschäftigen. Jetzt bieten sich mehr solche Gelegenheiten von Allahs Wertschätzung. Obwohl sie nicht wissen, wann die echte Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) ist und obwohl sie nur eine vage Ahnung von ihrem Datum haben, dienen sie Allah doch bis zum Äußersten, Nacht für Nacht. Wenn sie sich so anstrengen, obwohl die Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) nicht bekannt ist, um wie viel mehr würden sie sich anstrengen, wenn man ihnen das Wissen darüber geben würde.

Es gibt noch weitere Vorteile. Es ist allgemein bekannt, dass Allah ta’ala oft bestimmte Dinge geheim hält, wie zum Beispiel isma-l-Asam (der größte Name von Allah; wenn wir Ihn damit anrufen, so antwortet Er). Genauso ist es mit diesem speziellen Moment am Freitag, wenn die Bittgebete (Du’as) eines Muslim akzeptiert werden; auch diese Zeit ist nicht mit vollständiger Sicherheit bekannt.

Der dritte Punkt, auf den der Hadith die Aufmerksamkeit lenkt, ist der Fakt, dass man in der Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) in drei Nächten suchen sollte: in der neunten, siebten und fünften. Liest man dies zusammen mit den anderen Ahadith, so erfährt man, dass sich dies auf die letzten zehn Nächte des Monats Ramadan bezieht.

Wenn wir also zur Bestimmung dieser Nächte bei der 20. beginnen und aufwärts zählen, dann wären diese drei Nächte die 25., die 27. und die 29. Wenn man bei der 29. (wenn der Monat Ramadan 29 Tage hat) beginnt und rückwärts zählt, so wären diese Nächte die 21., die 23. und die 25. Hat der Monat Ramadan aber 30 Tage, dann wären es die 22., die 24. und die 26. Nacht.

Daraus kann man sehen, wie viel Unbestimmtheit über das genaue Datum herrscht. Und unter den Gelehrten (’Ulama) gibt es tatsächlich schätzungsweise fünfzig verschiedene Meinungen. Darum haben einige Gelehrten (’Ulama) gesagt, dass die Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) nicht jedes Jahr in der gleichen Nacht ist. Wenn sie in diesem bestimmten Jahr auf eine bestimmte Nacht fällt, so wird sie im kommenden Jahr auf eine andere Nacht fallen.

Es gab Zeiten, zu denen der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam den Sahaba geraten hat, unter einer Anzahl von Nächten zu suchen und zu anderen Zeiten hat er eine bestimmte Nacht genannt.

Abu Huraira radiallahu ’anhu berichtet, dass einmal während eines Gespräches der Sahaba jemand über die Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) sprach. Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam fragte: „Welches Datum haben wir heute?“ Sie antworteten: „Den 22. Ramadan.“ Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte darauf: „Sucht nach die Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) in der Nacht die diesem Tag folgt (23. Nacht).“

Abu Sarr radiallahu ’anhu berichtet: „Ich fragte den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam, ob die Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) nur während der Lebenszeit vom Propheten sallallahu ’alaihi wassallam gewährt würde, oder ob sie nach ihm auch weiterhin kommen würde. Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam antwortete: ‚Sie wird bis zum Tag der Abrechnung (Jaumu-l-Qijama) fortgesetzt.’ Dann fragte ich, in welchem Teil des Monats Ramadan sie kommt. Er antwortete: ‚Such danach unter den ersten zehn und den letzten zehn Tagen.’ Danach beschäftigte sich der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam mit einer anderen Aufgabe. Ich wartete und als sich wieder die Gelegenheit bot, fragte ich: ‚In welchem Teil dieser zehn Tage kommt die Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr)?’ Daraufhin wurde der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam so wütend auf mich wie er es nie zuvor gewesen war und sagte: ‚Wenn es Allah ta’ala gewollt hätte, dass das Datum bekannt ist, hätte Er uns dann nicht darüber informiert? Such danach unter den letzten sieben Nächten und frag nicht weiter!’“

In einem anderen Hadith wird berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam einem Sahabi gesagt hat, dass die Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) in der 23. Nacht sei. Ibn ’Abbaas radiallahu ’anhu berichtet: „Während ich schlief, sagte im Traum jemand zu mir: ‚Steh auf, es ist die Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr)!’ Ich wachte auf und eilte zum Propheten sallallahu ’alaihi wassallam und fand ihn beim Gebet. Das war in der 23. Nacht.“ Laut anderen Berichten war die 24. die Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr). ’Abdullah ibn Mas’ud radiallahu ’anhu sagte: „Wer immer alle Nächte des Jahres mit Anbetung von Allah ta’ala verbringt, der kann die Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) finden.“ (Mit anderen Worten, diese gesegnete Nacht bewegt sich durch das Jahr hindurch und kommt nicht unbedingt nur im Monat Ramadan vor.)

Als man dies Ubai ibn Ka’b radiallahu ’anhu berichtete, sagte er: „Ja. Ibn Mas’ud meint, dass die Leute nicht nur diese eine Nacht wach bleiben und sich damit zufrieden geben sollen.“ Danach schwor er bei Allah ta’ala, dass die Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) am 27. ist. Diese Ansicht vertraten auch viele Sahaba und ihre Nachfolger (Tabi’in). Ubai ibn Ka’b radiallahu ’anhu vertritt die Ansicht, dass es die 27. Nacht ist.

Was Ibn Mas’ud und Ubai radiallahu ’anhum wirklich meinten, ist, dass der, der alle Nächte des Jahres Allah anbetet, sicher erkennen wird, wann die Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) ist. Unter den Imamen gibt es eine bekannte Ansicht von Imam Abu Hanifa rahmatullah ’alaihi, dass sich die Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) durch das Jahr bewegt, während eine andere seiner Ansichten ist, dass sie sich durch den Monat Ramadan bewegt. Seine bekannten Schüler und Nachfolger, Imam Mohammed und Imam Abu Jusuf hatten jedoch die Ansicht, dass diese Nacht auf ein bestimmtes Datum (welches nicht bekannt ist) im Monat Ramadan festgelegt ist. Dahingegen glauben Gelehrte der Schafi’i-Rechtsschule, dass sie sehr wahrscheinlich in der 21. Nacht ist. Imam Ahmed und Imam Malik rahmatullah ’alaihim vertreten die Ansicht, dass sie unter den letzten zehn Nächten des Monats Ramadan ist und sich innerhalb dieser zehn Tage von Jahr zu Jahr ändert und nicht festgelegt ist. Aber die große Mehrheit der Gelehrten (’Ulama) sehen es als am wahrscheinlichsten an, dass die Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) jedes Jahr am 27. Ramadan ist.

Ibn ’Arabi rahmatullah ’alaihi sagt: „Meiner Meinung nach ist die korrekteste Ansicht die derer, die meinen, dass die Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) an verschiedenen Nächten das Jahr hindurch kommt, denn ich habe sie zweimal im Monat Scha’ban (8. Monat im islamischen Kalender) gesehen, einmal am 15. und einmal am 19. Und zweimal habe ich sie in den mittleren zehn Nächten des Monats Ramadan gesehen – am 13. und am 18. Und ich habe sie in jeder ungeraden Nacht der letzten zehn Tage des Monats Ramadan gesehen. Aus diesem Grund bin ich sicher, dass sie sich durch alle Nächte des Jahres hindurch bewegt, aber am häufigsten im Monat Ramadan kommt.“

Schah Waliullah aus Delhi glaubte, dass die Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) jedes Jahr zweimal kommt: (1) Eine Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) ist die, in der Allahs Befehle an die Engel offenbart werden; das ist auch die Nacht, in der der Koran von seinem Original kopiert und in den ersten Himmel herab gebracht wurde. Diese Nacht kommt nicht allein im Monat Ramadan vor, sondern sie bewegt sich und kann in jeder Nacht des Jahres sein. Jedoch die bestimmte Nacht, in der der Koran offenbart wurde, fiel auf den Monat Ramadan.

(2) Die zweite Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) ist eine Nacht von gewaltigem spirituellem Wert, wenn die Engel in großer Zahl herab steigen, während die Teufel (Schaiatin) zurück gehalten werden und wenn die Bittgebete (Du’as) beantwortet werden. Diese Nacht kommt nur im Monat Ramadan vor, während den verschiedenen ungeraden Nächten der letzten zehn Tage. (Diese Ansicht von Schah Waliullah fand auch mein Vater am meisten akzeptabel.)

Egal aber ob es zwei Nächte der Macht (Lailatu-l-Qadr) gibt oder nur eine, die Tatsache bleibt, dass man danach suchen muss, wenn nicht das ganze Jahr hindurch, so doch wenigstens im Monat Ramadan. Sollte das zu schwierig sein, dann wenigstens während der letzten zehn Tage. Wenn auch das ein bisschen zu schwer für uns erscheint, dann wenigstens während den ungeraden Nächten dieser letzten zehn Tage. Falls man auch einige von denen verpasst hat, dann sollte man die 27. nicht vorbei gehen lassen.

Wenn man das Glück hat und damit gesegnet ist, diese Nacht zu finden, dann würde das alle Bequemlichkeiten und angenehmen Dinge auf der Welt übertreffen. Selbst wenn es misslingt, die viel gesuchte Nacht zu finden, so bekommt man mindestens die Belohnung für die (bei der Suche verrichtete) Anbetung. Man sollte wenigstens versuchen, das ganze Jahr hindurch die Gebete vom Abend (Maghrib) und der Nacht (’Ischa) mit der Gemeinschaft (Dschama’a) zu verrichten, denn falls es die Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) ist, ist die Belohnung für beide um vieles größer.

Es ist ein großer Segen von Allah ta’ala, dass wenn sich jemand anstrengt für ein religiöses Ziel, das aber nicht erreichen kann, dann wird er trotzdem für seine Anstrengung belohnt. Und dennoch, wie wenige gibt es, die jede Anstrengung im Dienste der Religion (Din) unternehmen würden? Geht es aber um weltliche Dinge, wo unsere Bemühungen keine Früchte tragen, dann werden diese Mühen als Verlust abgeschrieben. Und trotzdem bemühen sich zahlreiche Leute immer weiter mit ihrer Zeit, ihrer Kraft und ihrem Besitz in weltlichen Anstrengungen, die fruchtlos und nicht der Mühe wert sind und die nicht so eine sichere Belohnung versprechen.



6. Anzeichen von der Nacht der Macht (Lailatul-Qadr)

Ubada ibn Saamit radiallahu anhu berichtet, dass er den Propheten sallallahu alaihi wassallam nach der Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) fragte. Er antwortete: Sie liegt im Monat Ramadan, in den letzten zehn Tagen, in den ungeraden Nächten, entweder in der 21., der 23., der 25., 27., 29. oder der letzten Nacht des Monats Ramadan. Wer immer in dieser Nacht in Anbetung von Allah taala steht, mit aufrichtigem Glauben und mit echter Hoffnung, eine Belohnung zu bekommen, dem werden seine vergangenen Sünden vergeben. Unter den Anzeichen dieser Nacht ist, dass sie eine klare, ruhige, leuchtende Nacht ist, weder heiß noch kalt, sondern wohl temperiert, so als ob ein Mond klar leuchtet, und in dieser Nacht werden keine Meteore auf die Teufel (Schaiatin) geschossen. Sie dauert an bis zur Morgendämmerung. Ein weiteres Zeichen ist, dass beim Tagesanbruch die Sonne ohne jegliche leuchtenden Lichtstrahlen aufgeht, sondern eher wie der Vollmond erscheint. An diesem Tag verbietet Allah taala die Teufel (Schaiatin), zusammen mit der Sonne aufzusteigen. (Dur-e-Manthur, Ahmed, Baihaqi etc.)

Anmerkung: Ein Teil dessen, was in dem Hadith gesagt wird, wurde bereits erklärt. Hier wird von einigen Anzeichen der eigentlichen Nacht berichtet. Diese Zeichen sind deutlich und müssen nicht weiter erklärt werden. Außer diesen gibt es noch weitere Zeichen, die in den Ahadith genannt oder die von denen berichtet werden, die das Glück hatten, die Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) zu erleben.

Das bestimmteste Anzeichen in den Ahadith ist, dass die Sonne ohne jegliche leuchtenden Lichtstrahlen aufgeht. Andere Zeichen sind nicht immer vorhanden. Ein Sahabi, ’Abda ibn Abi Lubaaba radiallahu ’anhu sagt: „Am Abend des 27. kostete ich das Wasser des Meeres und es war süß.“ Ajjub ibn Khaalid sagt: „Einmal musste ich mich mit Meereswasser baden und als es in meinen Mund kam, schmeckte es süß. Das war in der 23. Nacht.“

Einige der Gelehrten (Maschaich) haben geschrieben, dass am Abend von der Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) alles in Niederwerfung (Sadschda) geht vor Allah ta’ala, so sehr, dass Bäume flach zu Boden fallen und dann in ihre normale Stellung zurückkehren. Dies sind jedoch spirituelle Phänomene, die für durchschnittliche Leute nicht sichtbar sind.



7. Wofür man in der Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) Bittgebete (Du’a) machen sollte

Aischa radiallahu anha berichtet: Ich sagte: O Prophet von Allah, sollte ich die Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) finden, worum soll ich Allah taala dann bitten? Der Prophet sallallahu alaihi wassallam antwortete: Sag: O Allah, Du bist Derjenige, Der Sünden vergibt. Du liebst es, zu vergeben. Darum vergib mir.’“ (Ibn Madscha, Tirmisie)

Anmerkung: Dies ist wirklich so ein alles-inklusive-Bittgebet, mit dem man darum bittet, dass Allah ta’ala in Seiner endlosen Güte unsere Sünden vergeben möge. Wenn man das erreicht hat, ist der Weg ins Jenseits (Akhira) gesichert. Was mehr braucht man noch? Imam Sufjaan Thauri sagte oft, sich in dieser Nacht mit dem Bittgebet (Du’a) zu beschäftigen ist besser als jede andere Art der Anbetung von Allah.

Ibn Radschab sagt, das man sich nicht allein nur mit dem Bittgebet (Du’a) beschäftigen, sondern auch an allen anderen Arten der Anbetung teilnehmen soll, wie Rezitation des Koran, Gebet, Meditation usw. Diese Ansicht ist am richtigsten und näher an dem, was der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat, wie schon in den voran gegangenen Ahadith erwähnt.



Kapitel 3. Das Zurückziehen (I’tikaf)

Die Bedeutung vom sich Zurückziehen (I’tikaf) ist, sich selbst in eine Moschee zurückzuziehen mit der Absicht für das Zurückziehen (I’tikaf). Laut der Hanifi-Rechtsschule gibt es davon drei verschiedene Arten:

  1. obligatorisches Zurückziehen (I’tikaf): Das Zurückziehen (I’tikaf) wird zur Pflicht, wenn man es sich selbst auferlegt. Zum Beispiel wenn jemand zu Allah ta’ala schwört, wenn Allah ta’ala einen bestimmten Wunsch von ihm erfüllt, dann wird die Person so und so viele Tage sich Zurückziehen (I’tikaf machen). In dem Augenblick, wo der Wunsch erfüllt wird, wird das Zurückziehen (I’tikaf) zur Pflicht. Oder jemand kann auch ohne Bedingung schwören, so und so lange sich zurückzuziehen (I’tikaf zu machen). Dadurch macht er es sich selbst zur Pflicht, eine bestimmte Zahl von Tagen sich zurückzuziehen (I’tikaf zu machen). Die Pflicht besteht ab dem Moment, in dem er schwört.
  2. das Zurückziehen als Gewohnheit (Sunna) (Sunna I’tikaf): Dies war die allgemeine Praxis des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam. Es bedeutet, sich die letzten zehn Tage des Monats Ramadan innerhalb einer Moschee zurückzuziehen.
  3. freiwilliges Zurückziehen (nafl I’tikaf): Für die dritte Kategorie, das freiwillige Zurückziehen (nafl I’tikaf), ist keine bestimmte Zeit und keine bestimmte Anzahl von Tagen festgelegt. Man kann die Absicht für jede Anzahl von Tagen zu jeder Zeit machen, selbst für sein ganzes Leben. Während Imam Abu Hanifa sagt, dass das Zurückziehen (I’tikaf) nicht weniger als ein ganzer Tag sein darf, sagt Imam Mohammed, dass es keine Grenze für die minimale Zeitdauer gibt. Das akzeptierte Urteil bestätigt diese letztere Ansicht.

Darum ist es wünschenswert, dass jeder, der eine Moschee betritt, die Absicht für das Zurückziehen (I’tikaf) macht für die Zeitdauer, die er in der Moschee bleiben wird, so dass er, während er mit Allahs Anbetung beschäftigt ist, zusätzlich auch die Belohnung für das Zurückziehen (I’tikaf) erhält.

Teil A. Ziele vom Zurückziehen (I’tikaf) und seine Vorteile

Angesichts des oben genannten ist es ratsam, dass jeder, der die Moschee betritt, um am Gebet in der Versammlung (Dschama’a) teilzunehmen, beim Betreten der Moschee die Absicht für das Zurückziehen (I’tikaf) macht. Das bedeutet in diesem Fall, so lange er mit dem Gebet, dem Gedenken an Allah (Sikr), dem Zuhören von Vorträgen oder Predigten beschäftigt ist, bekommt er auch die Belohnung für das Zurückziehen (I’tikaf).

Ich habe immer beobachtet, dass mein verstorbener Vater jedes Mal die Absicht für das Zurückziehen (I’tikaf) machte, wenn er die Moschee betrat. Gelegentlich, um seine Anhänger zu erinnern und zu unterrichten, erhob er seine Stimme, wenn er die Worte zur Erklärung der Absicht aussprach. Die Belohnung für das Zurückziehen (I’tikaf) ist groß, worauf die Tatsache hinweist, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam immer das Zurückziehen (I’tikaf) verrichtete.

Das Beispiel einer Person, der sich beim Zurückziehen (I’tikaf) innerhalb der Moschee aufhält, ist wie das Beispiel dessen, der an einen bestimmten Ort gegangen ist, um etwas zu erbitten und der so lange dort bleibt, bis seine Bitte erfüllt wird. Wenn ein Bettler an die Tür kommt und sich dann weigert, weg zu gehen, bis er etwas bekommt, dann bin ich sicher, dass selbst der hartherzigste von uns ihm letztendlich seine Bitte erfüllen wird.

Allah ta’ala ist viel Barmherziger und wenn jemand ausdauernd an Seiner Tür sitzt, welchen Zweifel kann es dann an der Erfüllung seiner Wünsche geben? ’Allama ibn Qajjim schreibt zur Erklärung der Bedeutung vom Zurückziehen (I’tikaf), dass das eigentliche Ziel ist, das Herz von allem außer Allah ta’ala abzuwenden und es nahe zu Allah ta’ala kommen zu lassen, wodurch eine vollständige geistige Verbindung mit dem Schöpfer geformt wird.

Alle weltlichen Verbindungen werden somit abgebrochen, um Allahs ta’ala Aufmerksamkeit zu gewinnen und damit sich all unsere Gedanken, Wünsche, unsere Liebe und Hingabe auf Ihn konzentrieren. Als Ergebnis wird eine Verbindung mit Allah ta’ala erreicht – eine Liebe und Freundschaft, die die einzige Unterstützung in der Einsamkeit des Grabes sein wird. Man kann sich vielleicht die riesige Freude vorstellen, in der diese Zeit im Grab verbracht wird.

In ‚Maraaqi Falaah’ schreibt der Autor, dass das Zurückziehen (I’tikaf), wenn es richtig und aufrichtig gemacht wird, zu den besten Taten gehört. Man kann unmöglich all die großartigen Vorteile und Nutzen davon aufzählen. Tatsächlich ist das, was beim Zurückziehen (I’tikaf) passiert, dass das Herz von allem außer dem Schöpfer abgewendet wird, während die Seele vor Seine Tür gelegt wird.

Die ganze Zeit über bleibt man in einem Zustand der Anbetung von Allah ta’ala, selbst wenn man schläft, befindet man sich noch immer in Seiner Anbetung und bemüht sich um Nähe zu Ihm. Und Allah ta’ala sagt (laut einem Hadith): „Wer immer Mir eine Handspanne entgegen kommt, dem komme Ich zwei Handspannen entgegen, und wer zu Mir geht, dem eile Ich entgegen.“ Darüber hinaus sucht man mit dem Zurückziehen (I’tikaf) Zuflucht im Haus von Allah ta’ala und ist darin geschützt vor allen Feinden.

Teil B. Wo soll man das Zurückziehen (I’tikaf) verrichten

Der beste Ort für das Zurückziehen (I’tikaf) ist die Moschee der Ka’ba in Mekka. Die nächstbeste Moschee ist die vom Propheten sallallahu ’alaihi wassallam in Madina und die nächstbeste Moschee ist Baitu-l-Maqdis (Haus der Heiligkeit in Jerusalem). Danach kommt die Moschee, wo in deinem Wohnort das wöchentliche Freitagsgebet verrichtet wird und dann folgt die Moschee, die deinem Haus am nächsten liegt.

Imam Abu Hanifa rahmatullah ’alaihi sagt, dass die Moschee eine sein sollte, in der regelmäßig die fünf täglichen Gebete verrichtet werden, während Imam Abu Jusuf und Imam Mohammed darin überein stimmen, das man jede Moschee für das Zurückziehen (I’tikaf) betreten kann, die von der Schari’a akzeptiert ist.

Das obige trifft für die Männer zu. Was Frauen betrifft, so sollten sie das Zurückziehen (I’tikaf) in dem Raum ihres Zuhauses machen, der für das Gebet reserviert ist. Wo es keinen solchen bestimmten Platz gibt, kann jeder Raum oder Teil des Hauses für diesen Zweck benutzt werden.

Das Zurückziehen (I’tikaf) ist also eine einfachere Aufgabe für eine Frau. Die Haushaltspflichten können von Töchtern oder Angestellten verrichtet werden und die Frau, die sich beim Zurückziehen (I’tikaf) befindet, erhält spirituelle Belohnung, während sie in einem Teil ihres eigenen Hauses bleibt. Es ist sehr schade, dass trotz dieser einfachen Möglichkeit unseren Frauen die Segnungen vom Zurückziehen (I’tikaf) vorenthalten bleiben.

Teil C. Ahadith über das Zurückziehen (I’tikaf)


1. Das Zurückziehen (I’tikaf) des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam

Abu Sa’id Khudri radiallahu ’anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam einmal während den ersten zehn Tagen des Monats Ramadan in einem Zelt in der Moschee sich Zurückzog (I’tikaf machte). Danach dehnte er es auf die mittleren zehn Tage aus. Danach streckte er seinen Kopf aus dem Zelt und sagte: „Wahrlich, ich habe die ersten zehn Tage mich zurückgezogen (I’tikaf gemacht) auf der Suche nach der Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) und dann habe ich es aus demselben Grund auf die nächsten zehn Tage ausgedehnt.
Dann wurde mir gesagt, dass diese Nacht in den letzten zehn Tagen liegt, so dass die, die mit mir das Zurückziehen (I’tikaf) machen, auch weiter machen sollen. Mir wurde wahrlich die Nacht gezeigt und dann hat man mich vergessen lassen, welche es ist. Und wahrlich habe ich gesehen, wie ich selbst vor Allah ta’ala Niederwerfung (Sadschda) machte mit meiner Stirn im Matsch am Morgen nach dieser Nacht. Darum sucht die Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) unter den letzten zehn Nächten des Monats Ramadan. Sucht sie unter den ungeraden.“
Abu Sa’id radiallahu ’anhu sagt: „In der gleichen Nacht regnete es. Das Dach der Moschee war undicht und ich sah, wie der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam Niederwerfung (Sadschda) im matschigen Lehm machte und das war am Morgen der 21. Nacht.“ (Mischkat)

Anmerkung: Es war die allgemeine Gewohnheit vom Propheten sallallahu ’alaihi wassallam, sich im Monat Ramadan zurückzuziehen (I’tikaf zu machen). Manchmal blieb er den ganzen Monat lang in der Moschee und während seinem letzten Lebensjahr war er zwanzig Tage lang beim Zurückziehen (I’tikaf). Weil er sich gewöhnlich für die letzten zehn Tage des Monats Ramadan in die Moschee zurückzog, sehen die Gelehrten (’Ulama) das Zurückziehen (I’tikaf) in dieser Zeit als sehr wichtige Gewohnheit des Propheten (Sunna) an.

Aus dem obigen Hadith kann man ableiten, dass das Hauptziel vom Zurückziehen (I’tikaf) die Suche nach der Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) war. Welche bessere Art der Suche kann es geben, als die ganze Zeit mit Anbetung von Allah ta’ala zu verbringen, wie beim Zurückziehen (I’tikaf), egal ob man wach ist oder schläft. Darüber hinaus ist man während dem Zurückziehen (I’tikaf) von allen täglichen Pflichten befreit und hat somit seine ganze Zeit frei für das Gedenken (Sikr) von Allah ta’ala und Meditation.

Den ganzen Monat Ramadan hindurch verbrachte der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam mit Anbetung von Allah ta’ala und besonders in den letzten zehn Tagen setzte er sich selbst keine Grenzen. Er selbst blieb die ganze Nacht hindurch wach und prägte das Vorbild, auch seine Familie zum gleichen Zweck aufzuwecken.

’Aischa radiallahu ’anha berichtet: „Während den letzten zehn Tagen des Monats Ramadan band der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sein Lendentuch fest um sich, blieb die ganze Nacht wach und weckte auch seine Familie auf (zum gleichen Zweck der Anbetung Allahs).“

„Er band sein Lendentuch fest um sich“ kann entweder bedeuten, dass er sich selbst keine Grenze bei der Anstrengung in der Anbetung setzte, oder dass er alle Formen des Körperkontaktes mit seinen Frauen vermied.


2. Wer sich zurückzieht (I’tikaf macht), vermeidet Sünden und erhält die gleiche Belohnung wie die, die gute Taten tun

Ibn Abbaas radiallahu anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu alaihi wassallam sagte: Derjenige, der das Zurückziehen (Itikaf) macht, bleibt frei von Sünden und er bekommt wahrlich die gleiche Belohnung wie diejenigen, die gute Taten tun (obwohl er diese Taten nicht gemacht hat) als Ergebnis seiner Abgeschiedenheit in der Moschee. (Mischkat, Ibn Madscha)

(Es ist anzumerken, dass jemand während dem Zurückziehen (I’tikaf) die Moschee nicht für weltliche Bedürfnisse verlassen darf. Er darf nur hinaus gehen, um auszutreten, um die Waschung (Wudu) zu machen oder um zu baden oder um am wöchentlichen Freitagsgebet teilzunehmen, falls es nicht in der gleichen Moschee verrichtet wird, wonach er sofort zurückkommen muss.)

Anmerkung: Dieser Hadith zeigt uns zwei große Nutzen vom Zurückziehen (I’tikaf). Erstens, man vermeidet Sünden. Die Welt um uns herum ist voll mit Versuchungen und sehr oft stolpert man ohne es zu wollen in eine Sünde. Im gesegneten Monat Ramadan eine Sünde zu begehen ist wirklich ein großer Schaden für uns selbst. Bleibt man beim Zurückziehen (I’tikaf) in der Moschee, vermeidet man die Versuchung zur Sünde vollständig.

Zweitens erscheint es nach außen hin als Nachteil, weil man durch das Bleiben in der Moschee bestimmte gute Taten nicht tun kann, wie Teilnahme am Begräbnisgebet (Dschanaza), an einem Begräbnis teilnehmen, Kranke besuchen usw. Darum wird man laut diesem Hadith für diese Taten belohnt, obwohl man sie gar nicht tut.

Was für ein großer Gefallen von Allah ta’ala! Wie groß ist Allahs Gnade! Wenn wir diese Gefallen, die Allahs Barmherzigkeit anziehen, nur wirklich verstehen und wertschätzen könnten. Aber wir sind dessen sehr unachtsam und legen in unseren Herzen nur wenig Wert auf die Religion (Din).


3. Das Zurückziehen (I’tikaf) entfernt einem von der Hölle (Dschahannam)

Ibn ’Abbaas radiallahu ’anhu berichtet, dass er einmal beim Zurückziehen (I’tikaf) in der Moschee des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam war, als ein Mann zu ihm kam, ihn grüßte und sich hin setzte. Ibn ’Abbaas sagte zu ihm: „Ich sehe, dass du traurig und besorgt zu sein scheinst.“ Der Mann antwortete: „Ja, o Sohn des Onkels vom Propheten sallallahu ’alaihi wassallam. Ich bin wirklich besorgt, weil ich jemandem gegenüber eine Pflicht erfüllen muss. Ich schwöre bei der Heiligkeit des Bewohners von diesem geehrten Ruheplatz (dem Grab vom Propheten sallallahu ’alaihi wassallam), dass ich diese Pflicht nicht erfüllen kann.“ Ibn ’Abbaas fragte: „Soll ich bei demjenigen für dich Fürsprache machen?
“ Der Mann antwortete: „Auf alle Fälle, wenn du möchtest.“ Ibn ’Abbaas zog seine Schuhe an und ging aus der Moschee hinaus. Als der Mann das sah, sagte er: „Hast du vergessen, dass du beim Zurückziehen (I’tikaf) bist?“ Ibn ’Abbaas antwortete mit Tränen in den Augen: „Nein, aber ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich hörte, dass der verehrte Bewohner dieses Grabes sagte: ‚Wer immer sich aufmacht, um eine notwendige Sache für seinen Bruder zu klären, für den soll dieser Dienst besser sein, als zehn Jahre lang sich zurückzuziehen (I’tikaf zu machen). Und wer immer einen Tag lang sich zurückzieht (I’tikaf macht) (um so Allahs Wohlgefallen zu erlangen), für den wird Allah ta’ala drei Gräben zwischen ihm und dem Feuer von der Hölle (Dschahannam) ausbreiten, und die Breite von jedem dieser Gräben wird größer sein als der Abstand zwischen Himmel und Erde.’“ (Tabranie, Baihaki)

Anmerkung: Aus diesem Hadith gehen zwei Dinge deutlich hervor. Zuerst erfahren wir, dass Allah ta’ala als Belohnung für einen Tag zurückziehen (I’tikaf) drei Gräben zwischen uns und der Hölle (Dschahannam) ausbreitet, die so breit sind wie der Abstand zwischen Himmel und Erde. In „Kaschfa-l-Ghumma“ berichtet ’Allama Scha’rani ein Hadith, in dem der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte: „Wer immer die letzten zehn Tage des Monats Ramadan sich zurückzieht (I’tikaf macht), für den gibt es die Belohnung von zweimal Pilgerfahrt (Hadsch) und zweimal freiwillige Wallfahrt (’Umra) nach Mekka. Und wer immer das Zurückziehen (I’tikaf) vom Abend- (Maghrib) bis zum Nachtgebet (’Ischa) macht und dabei nichts tut außer das Gebet und Rezitieren des Koran, für den wird Allah ta’ala im Paradies (Dschanna) einen Palast bauen.“

Zweitens erfahren wir, dass ein Dienst, den man für seinen Bruder tut, mehr Belohnung bringt als zehn Jahre sich zurückzuziehen (I’tikaf). Aus diesem Grund hat Ibn ’Abbaas das Zurückziehen (I’tikaf) abgebrochen. Er konnte natürlich hinterher damit weiter machen. Die Mystiker (Sufis) sagen, dass Allah ta’ala wenigen Dingen solche Achtung schenkt wie einem gebrochenen Herzen.

Aus diesem Grund wurden wir so sehr vor den Bittgebeten gewarnt, die einer an Allah ta’ala richtet, der durch ungerechte Behandlung oder Bestrafung verletzt wurde. Immer wenn der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam jemanden als Gouverneur einsetzte, hat er zusätzlich zu seiner Beratung ihn davor gewarnt, sich vor dem Bittgebet (Du’a, an Allah) der Unterdrückten in Acht zu nehmen.

Es ist zu beachten, dass das Zurückziehen (I’tikaf) endet, selbst wenn man die Moschee für einen anderen Muslim verlässt. Wenn dieses Zurückziehen (I’tikaf) Pflicht war, dann muss man ihn noch einmal von vorn beginnen. Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam hat die Moschee während des Zurückziehens (I’tikaf) niemals verlassen, außer um auszutreten und um die Waschung (Wudu) zu machen. Was das Verlassen der Moschee von Ibn ’Abbaas angeht, um jemandem einen Gefallen zu tun, so geschah dies in dem Geist, der an den Soldaten im Kampf von Jarmuk erinnert. Dieser Soldat lag im Sterben und weigerte sich zu trinken, so lange nicht sein verletzter Kamerad etwas zu trinken bekommen hat.

Andererseits kann es auch gut möglich sein, dass Ibn ’Abbaas freiwilliges Zurückziehen (nafl I’tikaf) machte. In dem Fall ist es erlaubt, abzubrechen.

Ich zitiere jetzt einen längeren Hadith, in dem viele Vorzüge genannt werden und damit schließe ich dieses Buch ab.


4. Letzter Hadith

Ibn ’Abbaas radiallahu ’anhu sagt, dass er hörte, wie der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte, dass das Paradies (Dschanna) im Monat Ramadan mit den süßesten Parfümen duftend gemacht wird. Vom Anfang des Jahres bis zum Ende wird es für diesen Monat hell geschmückt.
Und wenn die erste Nacht des Monats Ramadan erscheint, weht ein Wind unter dem Thron von Allah ta’ala hervor. Sein Name ist Muthira und er bringt die Bäume vom Paradies (Dschanna) zum Rauschen und die Türgriffe zum Vibrieren. Dadurch entsteht solch ein melodiöser Klang, wie er noch nie zuvor gehört wurde.
Die Frauen des Paradieses (Huris) treten hervor, bis sie in der Mitte der Balkone vom Paradies (Dschanna) erscheinen und sie rufen aus: „Gibt es irgendjemanden, der Allah ta’ala um uns bittet, so dass Allah ta’ala uns mit ihm verheiraten kann?“ Dann rufen diese Frauen des Paradieses (Huris) aus: „O Ridwan [Torwächter vom Paradies (Dschanna)], welche Nacht ist dies?“ Er antwortet: „Es ist wahrlich die erste Nacht des Monats Ramadan, wenn die Tore vom Paradies (Dschanna) geöffnet werden für die Fastenden aus der Gemeinschaft (Umma) von Mohammed sallallahu ’alaihi wassallam.“
Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte weiter: „Allah ta’ala sagt: ‚O Ridwan, öffne die Tore vom Paradies (Dschanna) und, o Malik (Torwächter der Hölle), schließe die Tore von der Hölle (Dschahannam) für die Fastenden aus der Gemeinschaft (Umma) von Ahmed. O Dschibrail (Gabriel), begib dich hinab auf die Erde und fessle alle rebellischen Teufel (Schaiatin), leg sie in Ketten, wirf sie in die Ozeane, damit sie kein Unheil anrichten können, um das Fasten der Gemeinschaft (Umma) von Meinem geliebten Mohammed sallallahu ’alaihi wassallam zu verderben.’
Allah ta’ala befiehlt einem Ausrufer jede Nacht des Monats Ramadan dreimal von den Himmeln auszurufen: ‚Ist da jemand, der Mich bittet, damit Ich seinen Wunsch erfüllen kann? Ist da jemand, der in Reue zu Mir kommt, damit Ich Mich ihm in Vergebung zuwenden kann? Ist da jemand, der Mich um Vergebung anfleht, damit Ich ihm vergeben kann? Wer ist da, der Einem ein Darlehen gibt, Dessen Besitz nicht abnimmt, und Der pünktlich zurückzahlt ohne jegliche Abzüge?’“
Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte weiter: „Jeden Tag zur Zeit des Fastenbrechens befreit Allah ta’ala eine Million solcher Seelen aus dem Feuer der Hölle (Dschahannam), die vorher verdient hatten, in die Hölle (Dschahannam) zu gehen. In der letzten Nacht befreit Er noch einmal so viele, wie den ganzen Monat hindurch befreit worden waren.“
„In der Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) befiehlt Allah ta’ala dem Engel Dschibra’il (Gabriel), mit einer großen Gruppe von Engeln auf die Erde hinab zu steigen. Sie steigen hinab und tragen dabei eine grüne Fahne, die oben auf der Ka’ba platziert wird. Dschibra’il (Gabriel) ’alaihis salaam selbst hat einhundert Flügel, von denen zwei nur in dieser Nacht ausgebreitet werden.“
„Er breitet diese zwei Flügel aus, so dass ihre Weite vom Osten bis zum Westen reicht. Dschibra’il (Gabriel) ’alaihis salaam schickt dann die Engel in alle Richtungen, damit sie jeden grüßen, den sie stehend im Gebet oder sitzend finden, der Gebet macht oder Allah ta’ala lobpreist. Sie schütteln mit ihnen Hände und sagen ‚Amen’ zu all ihren Bittgebeten (Du’as) bis zur Morgendämmerung.“
„Wenn der Morgen dämmert, ruft Dschibrail (Gabriel) ’alaihis salaam: ‚Reist ab, Engel von Allah, reist ab!’ Die Engel fragen dann: ‚O Dschibrail (Gabriel), was hat Allah ta’ala getan wegen den Bedürfnissen, die die Gläubigen aus der Gemeinschaft (Umma) von Ahmed sallallahu ’alaihi wassallam an Ihn gerichtet haben?’ Dschibrail (Gabriel) ’alaihis salaam antwortet: ‚Allah ta’ala hat sie barmherzig angeschaut und ihnen allen vergeben, außer vier Arten von Menschen.’“
Daraufhin fragten wir (die Sahaba): „Wer sind das, o Prophet sallallahu ’alaihi wassallam?“ Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam antwortete: „Das sind diejenigen, die von Wein abhängig sind, diejenigen, die ihren Eltern ungehorsam sind, diejenigen, die die Beziehung zu ihren nahen Verwandten abbrechen und diejenigen, die ihren Mitmenschen gegenüber Feindschaft hegen und die Verbindung zu ihnen abbrechen.“
„Und dann kommt die Nacht des Festes (’Id) am Ende des Monats Ramadan, die Nacht, die Lailatu-l-Dscha’isah (die Nacht der Belohnung) genannt wird. Am Morgen vom Fest (’Id) schickt Allahta’ala die Engel herab in alle Länder der Erde, wo sie sich an den Straßen und Wegen aufstellen und mit einer Stimme rufen, die alle hören können außer den Menschen und den Geistern (Dschinn): ‚O Gemeinschaft (Umma) von Mohammed sallallahu ’alaihi wassallam! Tretet heraus aus euren Häusern und kommt zu eurem Versorger, Der Edel und Gnädig ist, Der im Überfluss gewährt und die großen Sünden vergibt.’
Wenn sie sich zum Festgebet (’Id-Gebet) aufmachen, sagt Allah ta’ala zu den Engeln: ‚Was ist wahrlich der Lohn für einen Angestellten, der seinen Dienst voll geleistet hat?’ Die Engel antworten: ‚O unser Versorger und Herr, es ist nur gerecht, dass er den vollen Lohn für seine Dienste erhalten soll.’
Dann sagt Allah ta’ala: ‚O Meine Engel, Ich nehme euch als Zeugen. Dafür, dass sie im Monat Ramadan für Mich gefastet haben und dafür, dass sie nachts im Gebet vor Mir gestanden haben, gewähre Ich ihnen als Belohnung mein Wohlgefallen und Vergebung. O Meine Diener, wünscht jetzt von Mir, was ihr wollt, denn Ich schwöre bei Meiner Ehre und Erhabenheit, was immer ihr an diesem Tag in dieser eurer Versammlung für eure Bedürfnisse im Jenseits (Akhira) wünscht, dass werde Ich euch gewähren. Und von dem, was ihr für eure weltlichen Bedürfnisse erbittet, werde Ich euch das gewähren, was zu eurem Vorteil ist. Bei Meiner Ehre, Ich schwöre, so lange ihr Meine Anweisungen befolgt, werde Ich eure Fehler verdecken. Bei Meiner Ehre und Meiner Erhabenheit, Ich schwöre, dass Ich euch niemals vor den Übertretern und den Ungläubigen entehren werde. Kehrt nun von hier zurück, euch wurde vergeben. Ihr habt Mich wahrlich erfreut und Ich bin zufrieden mit euch.’
Wenn die Engel diese großartige Belohnung sehen, die die Gemeinschaft (Umma) von Mohammed sallallahu ’alaihi wassallam am Tag vom Fest (’Id) bekommt, werden sie sehr froh und glücklich.“ (O Allah, lass uns auch zu diesen Glücklichen gehören, Amen!) (Baihaki)

Anmerkung: Die voran gegangenen Seiten dieses Buches haben sich schon mit den meisten Dingen beschäftigt, die dieser lange Hadith enthält. Einige Punkte bedürfen jedoch näherer Betrachtung. Wir sehen hier, dass es ein paar Leute gibt, denen die allgemeine Vergebung im Monat Ramadan vorenthalten wird und es ist für sie wirklich sehr unglücklich, dass sie nicht einmal am Morgen vom Fest (’Id) einen Anteil davon bekommen können.

Zu ihnen gehören diejenigen, die miteinander streiten und zanken und die ihren Eltern ungehorsam sind. Man könnte sie gut fragen: „Ihr habt Allah ta’ala verärgert und nachdem ihr das getan habt, welchen anderen Zufluchtsort habt ihr jetzt? Wir sind wirklich traurig darüber, dass ihr euch selbst zum Ziel des Fluches vom Propheten sallallahu ’alaihi wassallam und dem des Engels Dschibrail (Gabriel) ’alaihis salaam gemacht habt, nur wegen einem weltlichen Gewinn oder Ehre. Und gleichzeitig habt ihr euch selbst von Allahs Vergebung ausgeschlossen. Ihr habt vielleicht einen vorläufigen Sieg über euren Feind und ein wenig weltliche Ehre  erlangt, aber dieser kurzlebige Gewinn wird euch nichts nützen, wenn der Fluch vom Propheten sallallahu ’alaihi wassallam auf euch lastet, den der Engel Dschibrail (Gabriel) ’alaihis salaam bestätigt hat, und wenn euch Allahs ta’ala Vergebung und Barmherzigkeit verweigert wird.“

Ich bitte euch, meine lieben Brüder und Schwestern, denkt in diesem Augenblick über eure Stellung nach und enthaltet euch all eueren Streitereien. Es ist noch Zeit, noch heute zu bereuen und es zu berichtigen. Morgen werdet ihr vor einem Richter stehen müssen, vor Dem euch keine Stellung, keine Ehre, kein Ansehen oder Reichtum nützen wird – ein Richter, vor Dem einzig eure Taten zählen werden und Der über jede einzelne Bewegung Bescheid weiß.

Erinnert euch daran, dass Allah ta’ala unsere Fehler vergeben kann, was unsere Beziehung zu Ihm angeht. Aber Er wird den Ungehorsam gegenüber unseren Verwandten und Mitmenschen nicht ohne entsprechende Strafe verzeihen.

Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte: „Der Ärmste von meiner Gemeinschaft (Umma) ist derjenige, der am Tag der Abrechnung (Jaumu-l-Qijama) erscheinen wird und gute Taten wie Gebet, Fasten und Almosen mitbringt. Aber er hat auch auf jemanden geflucht, jemand anderen fälschlich beschuldigt und jemanden verletzt. Als Ergebnis davon kommen nun all diese Leute mit Beschwerden gegen ihn vor und bezeugen gegen ihn. Als Strafe werden seine guten Taten von ihm weggenommen und den Anklägern gegeben. Und wenn all seine guten Taten auf diese Weise verteilt worden sind, dann werden ihm ihre Sünden aufgeladen (wenn er nicht in der Lage ist, die volle Strafe zu bezahlen, weil er nicht genug gute Taten hat). Und wegen dieser Last wird er die Hölle (Dschahannam) betreten.“ Wir sehen also, dass er trotz vieler guter Taten in großer Verzweiflung sein wird. (O Allah, beschütze uns davor!)

In diesem Zusammenhang verdient noch ein anderer Punkt es, erklärt zu werden. Auf diesen Seiten haben wir von verschiedenen Anlässen und Dingen gesprochen, durch die Vergebung kommt. Es mag sich die Frage stellen, wenn Vergebung gewährt wird, wieso sollte sie immer und immer wieder gewährt werden? Mit anderen Worten, wenn jemandem einmal vergeben wurde, dann hat er keine Sünden mehr übrig. Wieso wird dann immer und immer wieder Vergebung gewährt?

Die Antwort darauf ist, wenn einer Person mit einer Menge von Sünden vergeben wird, dann werden diese Sünden ausgelöscht. Wenn er aber keine Sünden hat, dann kommen stattdessen Allahs ta’ala Segen und Belohnung auf ihn herab.

Eine weitere interessante Sache ist es, dass Allah ta’ala wiederholt Seine Engel aufruft, zu bezeugen, dass Er Vergebung gewährt. Der Grund dafür ist, dass am Tag der Abrechnung (Jaumu-l-Qijama) bei der Abrechnung so vorgegangen wird, dass Zeugen aufgerufen werden, um auszusagen. Darum wird auch von den Propheten (Ambia) verlangt werden, dass sie Zeugen dafür bringen sollen, dass sie die Botschaft übermittelt haben. Entsprechend sagte unser Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sehr oft: „Ihr werdet mit Sicherheit über mich befragt werden. Darum bezeugt, dass ich die Botschaft übermittelt habe.“

Im ‘Sahih’ von Bukhari lesen wir einen Hadith: „Am Tag der Abrechnung (Jaumu-l-Qijama) wird der Prophet Nuh (Noah) ’alaihis salaam aufgerufen und gefragt werden: ‚Hast du die Botschaft richtig übermittelt?’ Er wird antworten: ‚Ja, das habe ich.’ Dann wird seine Gemeinschaft (Umma) gefragt: ‚Hat er Meine Befehle übermittelt?’ Sie werden antworten: ‚Nein, zu uns kam weder ein Freudensbote, noch ein Warner.’ (Al-Mā`ida 19)

„Daraufhin wird Nuh (Noah) ’alaihis salaam gebeten, einen Zeugen zu bringen. Er wird die Gemeinschaft (Umma) von Mohammed sallallahu ’alaihi wassallam aufrufen. Diese Gemeinschaft (Umma) wird also aufgerufen und sie werden bezeugen (dass Nuh (Noah) ’alaihis salaam die Wahrheit sagt).“

In einigen Versionen dieses Hadith wird diese Gemeinschaft (Umma) im Kreuzverhör befragt werden: „Woher wisst ihr, dass Nuh (Noah) ’alaihis salaam Allahs Befehle übermittelt hat, wenn ihr zu der Zeit gar nicht dabei wart?“ Sie werden antworten: „Unser Prophet sallallahu ’alaihi wassallam hat uns darüber informiert, das wahre Buch, das ihm offenbart wurde, hat uns darüber informiert.“ Auf die gleiche Weise werden alle Gemeinschaften (Ummas) der Propheten (Ambia) befragt. Aus diesem Grund sagt der Koran:

„Und so machten Wir euch zu einer Gemeinde von redlicher Gesinnung, auf dass ihr Zeugen seiet über die Menschen und auf dass der Gesandte Zeuge sei über euch.“ (Al-Baqara 143)

Imam Rasi rahmatullah ’alaihi schreibt, dass es am Tag der Abrechnung (Jaumu-l-Qijama) vier Arten von Zeugen geben wird:

1. die Engel. Der Koran sagt:

„Und jede Seele ist gekommen; mit ihr wird ein Treiber und ein Zeuge sein.“ (Qāf 21).
„Spricht er kein Wort aus, ohne dass neben ihm ein Aufpasser wäre, der stets bereit (ist, es aufzuzeichnen).“ (Qāf 18).
„Und über euch sind wahrlich Hüter, Edle, Schreibende, die wissen, was ihr tut.“ (Al-Infitār 10-12).

2. die Propheten (Ambija). Der Koran sagt:

„Und ich war ihr Zeuge, solange ich unter ihnen weilte“ (Al-Mā`ida 117).
„Und wie, wenn Wir aus jedem Volk einen Zeugen herbeibringen und dich als Zeugen gegen diese herbeibringen?“ (An-Nisā` 41).

3. die Gemeinschaft (Umma) von Mohammed sallallahu ’alaihi wassallam. Der folgende Vers bezieht sich darauf:

„Die Propheten (Anbija) und die Zeugen werden herbeigebracht.“ (Az-Zumar 69).

4. die menschlichen Körperteile. Darum sagt der Koran:

„An dem Tage, wo ihre Zungen und ihre Hände und ihre Füße gegen sie das bezeugen werden, was sie getan haben.“ (An-Nūr 24).
„Heute versiegeln Wir ihre Münder, jedoch ihre Hände werden zu Uns sprechen, und ihre Füße bezeugen, was sie erworben haben.“ (Yā Sīn 65).

Kurz gesagt, all diese Verse weisen auf die Zeugenaussage all derer am Tag von der Abrechnung (Jaumu-l-Qijama) hin, die in den Versen genannt wurden.

Der letzte besprochene Hadith bringt auch eine erfreuliche Botschaft mit. Allah ta’ala sagt, dass Er Seine pflichtbewussten Diener nicht vor (und unter) den Ungläubigen und den Übeltätern erniedrigen und entehren wird. Ist das an sich nicht eine große Gnade für die, die Seinen Wohlgefallen suchen? Dass Er ihre Fehler verdecken und diese nicht anderen offenbaren werden?

’Abdullah ibn ’Umar radiallahu ’anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte: „Am Tag der Abrechnung (Jaumu-l-Qijama) wird Allah ta’ala einem Gläubigen befehlen, näher zu kommen und dann einen Vorhang herab lassen, so dass niemand sonst zuschauen kann. Dann wird ihn Allah ta’ala an jede einzelne seiner schlechten Taten und an seinen Ungehorsam erinnern und er wird gezwungen sein, diese zuzugeben. Wenn er die große Anzahl seiner Sünden sieht, wird er das Gefühl haben, dass er sicher ruiniert ist. Doch dann wird Allah ta’ala sagen: ‚In der Welt habe Ich deine Fehler verdeckt und heute werde Ich sie auch verdecken und sie vergeben.’ Danach wird ihm sein Buch der guten Taten übergeben.“

Der Inhalt von diesem Hadith findet sich auch in vielen anderen Ahadith: dass die Fehler von denen, die Allah ta’ala gehorchen und Seinen Wohlgefallen suchen, vergeben werden. Wir sollten deswegen darauf achten, die Rechtschaffenen nicht für ihre Fehler zu entehren und anzugreifen, damit nicht wir die wahren Verlierer sind, die schlecht über die sprechen, die auf ihre eigene Art versuchen, Allah ta’ala zu erfreuen und uns über sie lustig machen. Denn Allah ta’ala könnte ihre Fehler verdecken und ihnen verzeihen durch den Segen ihrer anderen guten Taten, während wir immer weiter schlecht über sie reden und uns über sie lustig machen und so unsere eigene Zerstörung verursachen. Möge Allah ta’ala in Seiner Barmherzigkeit uns allen vergeben!

Dieser Hadith sagt auch, dass die Nacht vordem Fest (’Id) „die Nacht der Belohnung“ genannt wird, die Nacht, in der Allah ta’ala eine Belohnung für Seine Diener gibt, die diese Nacht darum auch angemessen wertschätzen sollten. Es ist normalerweise so, sobald bekannt gegeben wird, dass am nächsten Tag das Fest (’Id) ist, fühlt sich die Mehrheit von uns (die guten Muslime eingeschlossen) ermüdet vom Monat Ramadan und bevorzugt es, in dieser Nacht auszuruhen und zu schlafen, wo doch auch dies eine wertvolle Nacht ist, die man mit Anbetung von Allah ta’ala verbringen sollte.

Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte: „Wer immer in der Nacht vor jedem Fest (’Id) wach bleibt, um Allah ta’ala anzubeten, mit dem Ziel Belohnung zu bekommen, dessen Herz wird nicht sterben an jenem Tag, wo die Herzen verrotten.“ Die Bedeutung davon ist, dass, wenn das Schlechte jeden überwältigt hat, dann wird sein Herz lebendig bleiben (geschützt gegen das Schlechte). Es könnte sich auch auf die Zeit beziehen, wenn in das Horn (Suur) geblasen wird, um den Tag der Abrechnung (Jaumu-l-Qijama) anzukündigen; an diesem Tag wird seine Seele nicht bewusstlos werden.

Es wird auch berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte: „Wer immer in den folgenden Nächten wach bleibt, um Allah ta’ala anzubeten, der wird das Paradies (Dschanna) betreten: Lailatu-l-Tarwia [die Nacht nach dem 7. des Monats Sil-Hidscha (12. Monat im islamischen Kalender)], Lailatu-l-’Arafat [die Nacht nach dem 8. von Sil-Hidscha (12. Monat im islamischen Kalender)], Lailatu-l-Nahr (die Nacht nach dem 9. Tag von Sil-Hidscha (12. Monat im islamischen Kalender)], die Nacht vor demFest (’Id) am Ende vom Monat Ramadan und die Nacht vor dem 15. Scha’ban (8. Monat im islamischen Kalender).“

Die islamischen Juristen schreiben, dass es bevorzugt ist, die Nächte vor beiden Festen (’Id) in Anbetung von Allah ta’ala wach zu bleiben. Es wird berichtet, dass Imam Schafi’i sagte, dass das Bittgebet (Du’a) beantwortet wird in der Nacht des Freitag (die Nacht, die dem Tag Donnerstag folgt), den Nächten vor den beidenFesten (’Id) und in der Nacht nach dem 15. des Monats Scha’ban (8. Monat im islamischen Kalender).

Einige rechtschaffene Gelehrten (’Ulama) haben gesagt, dass man wegen der außergewöhnlichen Erhabenheit der Freitagnacht diese Nacht im Monat Ramadan mit Anbetung von Allah ta’ala verbringen soll. Aber es gibt einige Ahadith, in denen uns verboten wird, nur diese Nacht allein für Allahs Anbetung festzulegen. Es ist am besten, wenn man ein oder zwei andere Nächte dazu fügt.

Nun bin ich zum Ende dieses Buches gekommen und als Abschluss hoffe ich, dass dies nützlich sein wird für diejenigen, die Allahs Wohlgefallen suchen. Ich bitte alle Leser, für mich, den bescheidenen Autor dieser Seiten, während den besonderen Stunden (der Annahme von Bittgebete) im Monat Ramadan, Bittgebete (Du’a) zu machen. Erinnert euch auch an mich in euren Bittgebeten (Du’as) und Allah ta’ala möge, in Seiner ewigen Gnade und Barmherzigkeit, auch auf mich Seine Gnade und Seinen Wohlgefallen herabregnen lassen. Amen.

Hafiz Mohammed Zakaria Kandhalvi

27. Nacht des Monats Ramadan (9. Monat im islamischen Kalender), 1349 nach der Auswanderung (Hidschri)


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