Die Vorzüge des Weiterberichtens – Fada-il Tabligh

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Von

Maulana Mohammed Zakaria Kandhalvi

Vorwort                                                                                   

1. Kapitel: Verse des Koran über das Weiterberichten (Tabligh)                                                                 

2. Kapitel: Aussagen des Propheten über das Weiterberichten (Tabligh)                                       

3. Kapitel: Lass deinen Worten Taten folgen                           

4. Kapitel: Wie wichtig Ikram beim Einladen ist                      

5. Kapitel: Wie wichtig Aufrichtigkeit beim Weiterberichten (Tabligh) ist                                                            

6. Kapitel: Respekt für die Gelehrten & Honoratioren des Islam                                                                       

7. Kapitel: Mit rechtschaffenen Muslimen zusammen sein  



Vorwort des Autors

Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen.

Zuerst danke ich Allah taala, Der es mir ermöglicht hat dieses Heft über das Weiterberichten (Tabligh) zu schreiben. Einer der bekannten Islam-Gelehrten unserer Zeit bat mich darum ein paar Verse des Koran und einige Worte vom Propheten sallallahu ’alaihi wassallam zum Thema Weiterberichten (Tabligh) auszusuchen und sie zu erklären. Da mein bescheidener Dienst für solche aufrichtigen Gläubigen ein Mittel für meine Rettung sein kann, präsentiere ich dieses nützliche Büchlein allen islamischen Schulen, islamischen Gesellschaften, islamischen Regierungen und jedem Muslim. Und ich bitte alle von ihnen beim Weiterberichten (Tabligh) mit zu helfen.

In dieser Zeit heute verschlechtert sich unser Verhältnis zur Religion von Tag zu Tag und nicht nur die Nicht-Muslime bringen Einwände gegen den wahren Glauben vor. Sachen die Pflicht (fard Amal) sind werden nicht nur von den gewöhnlichen Muslimen vernachlässigt, sondern auch von denen die wichtige Posten haben.

Millionen von Muslimen beten eindeutig das Falsche an, ganz zu schweigen vom Aufgeben von Gebet und Fasten – und trotzdem sind sie sich nicht bewusst, dass ihre Taten reiner Ungehorsam zu Allah sind. Die Grenzen der Religion zu übertreten ist ganz häufig, und sich über den Glauben lustig zu machen ist in Mode. Das ist der Grund, warum die Islam-Gelehrten angefangen haben, sich nicht mehr mit den gewöhnlichen Leuten abzugeben. Und das Ergebnis von diesem Zustand ist, dass die Unwissenheit über den Islam täglich zunimmt.

Die Leute bringen die Ausrede, dass niemand echtes Interesse hat ihnen den Islam beizubringen und die muslimischen Gelehrten haben die Ausrede, dass ihnen keiner aufmerksam zuhört. Aber keine von diesen Ausreden gilt etwas vor Allah. In Wirklichkeit wird Er niemals die Ausrede der gewöhnlichen Leute akzeptieren, dass sie von der Religion kein Wissen hatten. Denn sich ernsthaft im Wissen der Religion zu bemühen ist die persönliche Pflicht von jedem Muslim. Bei keiner Regierung gilt „Unwissenheit vorm Gesetz“ als Entschuldigung, wieso sollte dann der Herr aller Herren diese Entschuldigung gelten lassen? Man sagt, ein Verbrechen zu entschuldigen ist schlimmer als das Verbrechen selbst.

Und genau so bringt auch die Ausrede der Gelehrten, dass ihnen keiner zuhört gar nichts. Sie brüsten sich damit, die großen geistigen Führer und Freunde Allahs der Vergangenheit zu vertreten, aber sie denken nie drüber nach, wie viele Mühen und Schwierigkeiten diese auf sich genommen haben, um die wahre Religion zu verbreiten. Wurden die Gelehrten und Freunde Allahs der Vergangenheit nicht mit Steinen beworfen? Wurden sie nicht auf extreme Weise beleidigt und unterdrückt? Aber trotz all diesen Hindernissen und Schwierigkeiten haben sie ihre Pflicht zum Verbreiten der Religion erfüllt, und sie haben die Botschaft des Islam entgegen jedem Widerstand verbreitet.

Normalerweise haben die Muslime das Weiterberichten (die Tabligh-Arbeit) allein auf die Gelehrten beschränkt, wo doch Allah taala jedem Muslim befohlen hat, die anderen vom Verbotenen abzuhalten. Sogar wenn wir nur einen Augenblick annehmen, dass das Weiterberichten (Tabligh) nur die Pflicht der Gelehrten ist, so ist es trotzdem die Aufgabe aller Muslime, weiter zu berichten (Tabligh zu machen), weil die Gelehrten ihre Pflicht nicht richtig erfüllen.

Wie wichtig das Weiterberichten (Tabligh) im Koran und in der Gewohnheit des Propheten (Sunna) ist, werden die Verse und Worte des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam auf den folgenden Seiten beweisen. Deshalb kann man das Weiterberichten (Tabligh) nicht allein als Aufgabe der Gelehrten ansehen und es gibt auch keine Ausrede, es zu ignorieren. Ich bitte jeden Muslim darum, seine Zeit und Kraft dem Weiterberichten (Tabligh) zu widmen so viel er kann.

Die Zeit in deiner Hand, sieh sie als Segen an, denn keiner weiß, was sein Ende ist.“

Du brauchst kein perfekter Gelehrter sein, um den Menschen vom Islam und guten Charakter zu erzählen. Was immer du über den Islam weißt, musst du an andere weitergeben. Wann immer etwas moralisch Falsches oder Verbotenes vor dir passiert, dann ist es deine Pflicht als Muslim, das zu verhindern, soweit es in deiner Macht liegt. Ich habe alle wichtigen Dinge über das Weiterberichten (Tabligh) in sieben kurzen Kapiteln beschrieben, und ich hoffe, dass sie jedem Muslim Nutzen bringen.

Hafiz Mohammed Zakaria

Vorstand des Gebiets Hadith-Unterricht

Madrassa Mazahir al-Ulum

Saharanpur



1. Kapitel: Verse des Koran über das Weiterberichten (Tabligh)

Zuerst möchte ich ein paar Verse vom Koran nennen, die betonen, wie wichtig das Weiterberichten (Tabligh) ist. Aus diesen Versen kann der Leser leicht erkennen, wie wichtig das Weiterberichten (Tabligh) bei Allah ta’ala ist. Ich habe mehr als sechzig Verse zu diesem Thema gefunden, und Allah ta’ala, weiß wie viele mehr ein anderer aufmerksamer Beobachter finden kann. Hier nenne ich einige davon zum Nutzen jedes wahren Gläubigen.

1) „Und wer ist besser in der Rede als einer, der zu Allah ruft und Gutes tut und sagt: ‚Ich bin einer der Gottergebenen.‘“ (Fussilat 33)

Anmerkung: Bestimmte Kommentatoren des Koran(Mufassirin) haben geschrieben, wer immer die Leute auf irgendeine Weise zu Allah ruft, der verdient die Ehre, von der dieser Koranvers spricht. Zum Beispiel rufen die Propheten alaihimus salaam (Ambia) die Leute zu Allah durch Wunder und übernatürliche Taten. Die Gelehrten laden sie ein durch Predigen und Argumente, die Kämpfer (Mudschahidin) durch das Schwert und der Gebetsrufer (Mu-asin) ruft mit seinem Gebetsruf (Asaan). Kurz gesagt, wer immer die Leute zu guten Taten einlädt, verdient diese Belohnung, egal ob er sie zu den formellen Praktiken des Islam ruft, oder zur innerlichen Verbesserung, wie es die Mystiker (Sufis) tun, die Wert auf die Reinigung des Herzen legen und das Begreifen von Allahs taala Eigenschaften.

Über den letzten Satz des Verses sagen die Kommentatoren, dass so jemand stolz auf die Ehre sein sollte das Allah ihn zum Muslim gemacht hat und das sollte er auch mit Stolz zeigen. Einige andere Kommentatoren legen den Satz so aus, dass er nicht stolz sein soll ein „Prediger“ zu sein, sondern sich selbst als normalen Muslim ansehen soll.



2)  „Doch fahre fort, (sie) zu ermahnen; denn die Ermahnung nützt den Gläubigen.“ (Ad-Dāriyāt 55)

Anmerkung: Die Korankommentatoren (Mufassirin) schreiben, dass mit „ermahnen“ gemeint ist, die Gläubigen mit Koranversen zu ermahnen, wodurch sie auf den richtigen Weg geführt werden. Doch auch für Nicht-Muslime kann solches Ermahnen nützlich sein, denn dadurch ist es auch ihnen möglich, zu Gläubigen zu werden.

Heutzutage wird das Ermahnen nicht richtig und regelmäßig gemacht. Allgemein ist das Ziel der Prediger, ihre Fähigkeiten und Redekunst vorzuzeigen, wohingegen der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat:

„Wer die Redekunst erlernt, um die Leute anzuziehen, dessen Anbetung (’Ibada) von Allah – egal ob Pflicht oder freiwillige – wird am Tag der Abrechnung nicht angenommen.“



3) „Und fordere die Deinen zum Gebet auf und sei (selbst) darin ausdauernd. Wir verlangen keinen Unterhalt von dir; Wir Selbst sorgen für dich. Und der Ausgang ist durch Gottesfurcht vorgegeben.“ (Tā Hā 132)

Anmerkung: Zahlreiche Ahadith berichten, wann immer sich jemand beim Propheten sallallahu ’alaihi wassallam über seine Armut beklagte, rezitierte er sallallahu ’alaihi wassallam diesen Koranvers und empfahl den Leuten, ihr Gebet regelmäßig zu verrichten. Damit zeigte er, dass regelmäßige Gebete zu reichliche Versorgung führen.

Dieser Vers betont, wie nützlich es ist, eine Sache erst selbst zu tun, bevor man andere dazu aufruft, denn das ist die wirkungsvollere und erfolgreichere Methode des Ermahnens. Deswegen haben alle Propheten (Ambia) das selbst getan, wozu sie andere aufriefen. Damit wurden sie zum Vorbild für ihre Anhänger, die nicht dachten, dass die Lehren ihrer Religion schwer umzusetzen seien.

Darüber hinaus hat Allah denjenigen, die regelmäßig ihre Gebete verrichten, genug Versorgung (Risq) versprochen, so dass sie nie das Gefühl haben müssen, das Gebet würde dem Verdienen ihres Lebensunterhalts im Weg stehen, egal ob durch Handel, Dienstleistung usw. Danach wird als Regel gesagt, dass nur die Gottesfürchtigen ultimativen Erfolg und Rettung erreichen werden.



4) „O mein Sohn, verrichte das Gebet und gebiete Gutes und verbiete Böses und ertrage geduldig, was dich auch treffen mag. Das ist wahrlich eine Stärke in allen Dingen.“ (Luqmān 17)

Anmerkung: In diesem Vers werden einige für einen Muslim wichtige Dinge genannt, die ein Mittel zur Erlösung sein können, die wir aber sträflich vernachlässigt haben. Ganz zu schweigen davon, die Leute zum Guten aufzurufen, vernachlässigen wir das Gebet, das eine Grundsäule vom Islam ist, ja sogar nach dem Glauben (Iman) die wichtigste.

Es gibt so viele Leute, die ihr Gebet gar nicht machen, aber selbst die, die es tun, verrichten es kaum mit allen Anforderungen, wie zum Beispiel das Gebet in der Gemeinschaft (mit Dschama’a). Es sind nur die Armen, die ihre Gebete regelmäßig in Gemeinschaft in der Moschee machen, während es die Reichen als unter ihrer Würde ansehen, in die Moschee zu gehen.

Ach, meine Klage richtet sich nur an Allah.

„Oh du Achtloser! Was für dich eine Schande ist, ist mir eine Ehre!“



5)  „Und aus euch soll eine Gemeinde werden, die zum Guten einlädt und das gebietet, was Rechtens ist, und das Unrecht verbietet; und diese sind die Erfolgreichen.“ (Āl-’Imrān 104)

Anmerkung: In diesem Vers hat Allah den Muslimen deutlich befohlen, dass sie eine Gruppe vorbereiten sollen, die den Islam in der ganzen Welt predigt. Aber wir sehen, dass die heutigen Muslime diesen Befehl komplett ignorieren. Im Gegensatz dazu predigen die Nicht-Muslime ihre Religionen Tag und Nacht.

Zum Beispiel gibt es christliche Missionare, die ihren Glauben auf der ganzen Welt verbreiten. Und genau so tun andere Gemeinschaften ihr Bestes, ihre eigenen Religionen zu predigen. Die Frage ist: Gibt es unter den Muslimen auch so eine Gruppe?

Die Antwort kann, wenn schon nicht negativ, auch nicht positiv ausfallen. Wenn sich ein Einzelner oder eine Gruppe unter den heutigen Muslimen aufmacht, um zum Islam einzuladen, so werden unvernünftige Einwände gegen sie vorgebracht, anstatt ihnen zu helfen und sie zu unterstützen. Und das, wo es doch die Pflicht jedes wahren Muslims ist, denen zu helfen, die zum Islam einladen und wenn nötig, Unzulänglichkeiten zu entfernen.

Diese Leute tun weder selbst etwas, um zum Islam einzuladen, noch unterstützen sie diejenigen, die sich dieser ehrwürdigen Aufgabe widmen. Das Ergebnis davon ist, dass selbst die aufrichtigen und selbstlosen Prediger enttäuscht sind und ihre Bemühungen aufgeben.



6) „Ihr seid die beste Gemeinde, die für die Menschen entstand. Ihr gebietet das, was Rechtens ist, und ihr verbietet das Unrecht, und ihr glaubt an Allah. Und wenn die Leute der Schrift geglaubt hätten, wahrlich, es wäre gut für sie gewesen! Unter ihnen sind Gläubige, aber die Mehrzahl von ihnen sind Frevler.“ (Āl-’Imrān 110)

Anmerkung: Dass die Muslime die beste aller Gemeinschaften sind, hat der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam mehrfach klar gesagt und es gibt auch mehrere Verse im Koran, die das bestätigen. Der hier genannte Vers gibt uns auch diese Ehre, „die beste Gemeinschaft“ zu sein, unter der Bedingung, dass wir zum Islam aufrufen, das Gute gebieten und das Verwerfliche verbieten.

Die Korankommentatoren (Mufassirin) schreiben, dass dieser Vers noch vor dem Glauben das Gebieten des Guten und Verbieten des Verwerflichen anspricht, obwohl der Glaube (Iman) die Wurzel aller islamischen Überzeugungen und Taten ist. Der Grund dafür ist, dass „Glaube“ (Iman) ein gemeinsamer Faktor aller vorherigen Gemeinschaften war. Aber die Besonderheit der Muslime ist die Anweisung, die Menschen zum Guten aufzurufen und sie vom Verwerflichen abzuhalten.

Also ist das die wirkliche Basis für die Erhabenheit der Muslime, wann immer sie diese Anweisung erfüllt haben. Und da im Islam gute Taten ohne Glauben von geringem Wert sind, wird dieser auch am Ende des Verses eindeutig genannt. Das Ziel dieses Verses ist es, zu betonen, wie wichtig es ist, die Menschen aufzurufen, Gutes zu tun, und das ist das unterscheidende Merkmal der muslimischen Gemeinschaft (Umma).

Es genügt nicht, nur ab und zu das Gute zu gebieten und das Verwerfliche zu verbieten. Diese Gewohnheit sollte regelmäßig zu jeder Zeit an jedem Ort fortgeführt werden.

Hinweise auf das Predigen der Wahrheit finden sich auch in früheren Gemeinschaften, aber das Unterscheidungsmerkmal der muslimischen Gemeinschaft ist das Predigen als regelmäßige Pflicht. Das ist kein Gelegenheitsjob, sondern eine Dauerbeschäftigung.



7)  „Und wer Böses tut oder sich gegen sich selbst vergeht und dann Allah um Vergebung bittet, der findet Allah All vergebend, Barmherzig.“ (An-Nisā´ 110)

Anmerkung: In diesem Vers hat Allah eine großartige Belohnung versprochen für diejenigen, die zu Wahrheit aufrufen. Und wie großartig und ehrenvoll muss die Belohnung sein, die Allah Selbst „großartig“ nennt?!

Dazu sagte der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam: „Das Wort eines Menschen ist eine Last für ihn, außer wenn er zu guten Taten aufruft und andere von verbotenen Dingen abhält, oder um Allah zu gedenken.“

In einem anderen Hadith hat der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt: „Soll ich euch eine gute Tat nennen, die besser ist als freiwilliges Gebet, Fasten und Almosen?“ Seine Gefährten (Sahaba) sagten: „Bitte sag uns diese Tat, o Gesandter Allahs!“ Darauf sagte der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam: „Zwischen den Menschen Frieden zu stiften. Denn Hass und Streit untereinander entwurzeln gute Taten, genau wie ein Rasierer die Haare entfernt.“

Es gibt noch viel mehr Koranverse und Aussagen des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam, die uns anweisen, zwischen den Menschen Frieden zu stiften. Was hier betont werden soll, ist das Frieden zwischen den Menschen zu stiften auch eine Form vom Gebieten des Guten und Abhalten vom Verwerflichen ist. In der Gesellschaft Frieden und Miteinander herzustellen, sollte darum sehr wichtig genommen werden.



2. Kapitel: Aussagen des Propheten über das Weiterberichten(Tabligh)

In diesem Kapitel zitiere ich einige Aussagen des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam, die die Bedeutung der oben aufgezählten Koranverse genauer erklären. Meine Absicht ist nicht, alle relevanten Ahadith zu diesem Thema aufzuzählen. Ich fürchte, wenn ich das tun würde, so würde sie niemand lesen, denn heutzutage finden die Menschen kaum Zeit, für solche Dinge.

Um also zu zeigen, wie wichtig das Weiterberichten (Tabligh) in den Augen des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam ist und welche schwerwiegenden Folgen seine Vernachlässigung hat, nenne ich hier ein paar Aussagen des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam.

1) Abu Sa’id Khudri radiallahu ’anhu berichtet, dass er den Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagen gehört hat: „Wenn einer von euch irgendetwas Schlechtes sieht, so soll er es mit seiner Hand ändern. Wenn er dazu nicht in der Lage ist, soll er es mit seiner Zunge verhindern. Und wenn er auch dazu nicht in der Lage ist, so soll er es in seinem Herzen als schlecht ansehen. Und das ist die geringste Stufe des Glaubens (Iman).“ (Muslim, Tirmisie)

Anmerkung: In einem anderen Hadith heißt es: „Wenn jemand Schlechtes mit seiner Zunge verhindern kann, dann soll er es tun. Kann er das nicht, soll er es wenigstens in seinem Herzen als schlecht ansehen.“ Ein anderer Hadith lautet: „Wenn jemand jede Sünde von Herzen hasst, ist er ein echter Gläubiger, aber dies ist die schwächste Form von Glauben (Iman).

Dieses Thema wird auch in vielen anderen Ahadith angesprochen. Jetzt überlegt gut, wie viele Muslime es gibt, die auf praktische Weise nach diesem Hadith handeln. Wie viele von uns verhindern Schlechtes mit ihrer Hand, wie viele mit der Zunge und wie viele hassen es wirklich von Herzen? In dieser Sache müssen wir uns selbst beurteilen.



2) Es wird von Nu’man bin Baschir radiallahu ’anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Das Gleichnis derer, die Allahs Gebote befolgen und derer, die Seine Gebote nicht befolgen, ist wie das Gleichnis einer Gruppe, die ihren Platz auf einem Schiff durch Auslosung verteilen. So ließen sich ein Teil von ihnen auf dem oberen Deck des Schiffes nieder, und ein Teil auf dem unteren Deck. Wenn die Leute vom unteren Deck Wasser brauchten, mussten sie an den Leuten vom Oberdeck vorbei. Würden sie in dem Fall sagen: „Wenn wir in unserem Deck ein Loch machen und uns so Wasser aus dem Meer holen, dann brauchen wir die Leute auf dem oberen Deck nicht belästigen“, und die Leute vom Oberdeck darauf (mit dem Gedanken: „Das ist ihre Sache. Sollen sie tun, was sie wollen.“) sie nicht aufhalten, so würde das Schiff untergehen und beide Gruppen wären vernichtet. Würden sie sie aber aufhalten, so wären beide Gruppen vorm Untergang gerettet.“ (Bukhari, Tirmisie)

Anmerkung: Einmal fragten die Sahaba den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam: „O Gesandter Allahs, können wir vernichtet werden, solange es unter uns Gottesfürchtige gibt?“ Er erwiderte: „Ja, wenn sich die Schlechtigkeit ausbreitet.“

Heutzutage machen sich die Muslime Sorgen über den Verfall der Gemeinschaft (Umma) und schlagen Pläne vor, um diesen aufzuhalten. Aber sie überlegen nie, was die Hauptursache für unseren Verfall ist. Sie erkennen nicht den wahren Grund für unseren spirituellen und moralischen Niedergang, und das obwohl die passende Medizin dafür von Allah und Seinem Propheten sallallahu ’alaihi wassallam schon genannt wurde.

Es ist eine Schande, dass aufgrund der falschen Diagnose die richtige Medizin – einschließlich der stetigen Vernachlässigung vom Weiterberichten (Tabligh) – zum weiteren Verfall der Gemeinschaft (Umma) führt. Tatsächlich ist die Hauptursache unseres Niedergangs, dass wir weder dem Weiterberichten (Tabligh) genug Aufmerksamkeit schenken, noch denen helfen, die sich dieser ehrwürdigen Sache widmen.



3) Ibni Mas’ud radiallahu ’anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Der Verfall und Untergang der Bani Israel (Kinder Israels – des Propheten Ishaq (Isaak) ’alaihis salaam) begann so: Als die Rechtschaffenen von ihnen sahen, dass die Übertreter bestimmte Sünden machten, verbaten sie ihnen das. Aber als die Sünder nicht bereuten, gaben sich die Rechtschaffenen weiter mit ihnen ab, weil sie befreundet oder verwandt waren. Als sich dieser Zustand verbreitete, lies Allah ihre Herzen auf die gleiche Weise verflucht sein. (d.h. die Herzen wurden von dem Ungehorsam der Sünder beeinflusst.)

Um das zu bekräftigen rezitierte der Prophet diesen Vers des Koran:

„Verflucht wurden die Ungläubigen von den Kindern Israels durch die Zunge Davids und Jesus’, des Sohnes der Maria. Dies, weil sie ungehorsam waren und (gegen die Gebote) verstießen. Sie hinderten einander nicht an den Missetaten, die sie begingen. Übel wahrlich war das, was sie zu tun pflegten. Du siehst, wie sich viele von ihnen die Ungläubigen zu Beschützern nehmen. Wahrlich, übel ist das, was sie selbst für sich vorausgeschickt haben, so dass Allah ihnen zürnt; und in der Strafe werden sie auf ewig bleiben. Und hätten sie an Allah geglaubt und an den Propheten und an das, was zu ihm herab gesandt wurde, hätten sie sich jene nicht zu Beschützern genommen; aber viele von ihnen sind Frevler.“ (Al-Mā´ida 78 – 81)

Danach wies er seine Gefährten sehr eindringlich an: „Ihr müsst andere zu guten Taten aufrufen und sie daran hindern, Verbotenes zu tun. Ihr solltet jeden Tyrannen von der Tyrannei abhalten und ihn zur Wahrheit und Gerechtigkeit einladen.“ (… um nicht den gleichen Verfall wie die Kinder Israels zu erleiden.) (Abu Dawud, Tirmisie)

Anmerkung: Ein anderer Hadith sagt, dass sich der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gemütlich angelehnt hatte, als er sich plötzlich aufgeregt aufsetzte und sagte: „Ich schwöre bei Allah, dass ihr keine Erlösung finden könnt, solange ihr nicht die Tyrannen von der Tyrannei abhaltet.“

Ein anderes Mal sagte der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam: „Ihr müsst die Wahrheit propagieren und die Sünder davon abhalten, Verbotenes zu tun und die Tyrannen zurechtweisen, um sie auf den richtigen Weg zu bringen. Tut ihr das nicht, werdet ihr verflucht und eure Herzen werden verderben, genau wie Allah es mit den Kindern Israels (des Propheten Ishaq (Isaak) alaihis salaam) getan hat.“ Dann rezitierte er zur Erklärung ein paar Koranverse. Die Kinder Israels wurden unter anderem deshalb verdammt, weil sie andere nicht von verbotenen Dingen abhielten.

Heutzutage wird es als gute Eigenschaft angesehen, mit allen gut auszukommen. Man sagt, es gehöre zum guten Benehmen den Sündern gegenüber. Offensichtlich ist das die falsche Politik, denn es gibt höchstens die Zustimmung der Religion dazu, in extremen Fällen still zu bleiben, aber niemals die Zustimmung dazu, sich in eine Reihe mit den Tyrannen und Übeltätern zu stellen. Zu mindestens muss man diejenigen zum Guten aufrufen, die man leicht beeinflussen kann, zum Beispiel Untergebene, Angestellte, Ehefrau, Kinder und Verwandte. Unter solchen Umständen über das Weiterberichten (Tabligh) zu schweigen, ist vor Allah unverzeihlich.

Sufjaan Thauri rahmatullah ’alaih sagte: „Wer sehr beliebt ist bei seinen Verwandten und Nachbarn, der ist verdächtig, beim Verkünden der Wahrheit Kompromisse zu machen.

Viele Ahadith sagen, wenn einen Sünde heimlich begangen wird, so beschränkt sich ihr Schaden allgemein nur auf den Sünder allein. Wird aber eine Sünde öffentlich begangen, und diejenigen, die in der Lage sind, sie zu stoppen, verhindern sie nicht, dann wirkt sich das letztendlich auf alle aus.“

Jetzt kann jeder selbst nachsehen, wie viele Sünden täglich vor seinen Augen geschehen und er, obwohl er es könnte, sie nicht verhindert. Und es ist eine Schande, dass die Unwissenden und Schamlosen dem, der sich erhebt, um das Schlechte zu verhindern, entgegen treten, anstatt ihn zu unterstützen.

„ … Und die Ungerechten werden bald erfahren, zu welchem Ort sie zurückkehren werden.“ (Asch-Schu’arā 227)


4) Dscharir bin ’Abdullah radiallahu ’anhu erzählt, dass er den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam sagen hörte: „Wenn jemand in einer Gruppe irgend eine Sünde begeht und diese Gruppe ihn nicht daran hindert, obwohl sie die Macht dazu hätten, so wird Allah sie noch vor ihrem Tod bestrafen.“(Abu Dawud, Ibn Madscha)

Anmerkung: Verehrte Ältere, die sich die Verbesserung des Islam und der Muslime wünschen! Jetzt habt ihr deutlich die Ursachen unseres Niedergangs gesehen. Von Fremden ganz zu schweigen, halten wir normalerweise nicht einmal unsere eigene Familie und Untergebenen von falschen Taten ab. Wir entschließen uns noch nicht einmal, Schlechtes zu verhindern und tun noch viel weniger dafür. Wann immer unser Sohn etwas gegen Allahs Gebote tut, halten wir ihn nicht auf, aber wenn er sich politisch engagiert, oder gar bei einer bestimmten Partei mitmischt, machen wir uns nicht nur um ihn ernsthafte Sorgen, sondern auch um unsere eigene Sicherheit und Ansehen. Dann warnen wir ihn und denken uns Pläne aus, um uns vor Schäden zu bewahren. Wenn er aber Allahs Gebote bricht, machen wir uns keine Sorgen über das Leben im Jenseits und über die Rechenschaftspflicht am Abrechnungstag.

Manchmal weißt du ganz genau, dass dein Sohn schlechte Dinge tut und sehr achtlos bei seinen Gebeten ist, aber dir fehlt der Mut, ihn von solchen Dingen abzuhalten oder ihn zu bestrafen, obwohl Allah uns eindeutig befohlen hat, streng im Ausrotten solcher Übel zu sein und sogar die Beziehungen mit dem Täter abzubrechen.

Es gibt viele Eltern, die böse auf ihren Sohn wären, weil er faul ist und sich nicht richtig um sein Studium, seinen Dienst oder sein Geschäft kümmert. Aber gibt es auch irgendjemanden, der böse auf seinen Sohn ist, weil der nicht mal die Grundlagen des Islam praktiziert?

Tatsache ist, dass die nachteilige Wirkung dieser Nachlässigkeit nicht nur auf den großen Verlust im Jenseits begrenzt ist, sondern sie erstreckt sich auch auf unsere weltlichen Angelegenheiten und Interessen, die uns doch so lieb sind. Diese  Blindheit von uns ist furchtbar, denn Allah sagt:

Wer aber blind ist in dieser (Welt), der wird auch im Jenseits blind sein und noch weiter vom Weg abirren.“ (Al-Isrā´ 72)

Solche Missetäter sind von allen guten Geistern verlassen, weil:

„Versiegelt hat Allah ihre Herzen und ihr Gehör; und über ihren Augen liegt ein Schleier; ihnen wird eine gewaltige Strafe zuteil sein.“ (Al-Baqarah 7)


5) Anas radiallahu ’anhu berichtet, das der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Wenn jemand La ilaha illallah (niemand außer Allah hat das Recht auf Anbetung) sagt, ohne dessen Rechte zu verletzen, bekommt er davon andauernden Nutzen und ist vor Unglücken und Leiden geschützt.“ Die Sahaba fragten: „O Prophet von Allah sallallahu ’alaihi wassallam, wie kann man die Rechte dieses Wortes (Kalima) verletzen?“ Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam antwortete: „Wenn Sünden offen begangen werden und derjenige, der das Wort (Kalima) spricht, die Sünder nicht von ihrem falschen Tun abhält.“ (Targhib)

Anmerkung: Jetzt überlegt mal selbst, wie oft in unseren Zeiten Sünden öffentlich begangen werden, und doch gibt es keinen ernsthaften Versuch, sie aufzuhalten. In solchen gefährlichen und gottlosen Zeiten ist die reine Existenz der Muslime in dieser Welt eine große Gnade von Allah, ansonsten fordern wir unsere Zerstörung auf jede mögliche Weise heraus.

’Aischa radiallahu anha fragte den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam: „Wenn Allahs Strafe über die Bewohner einer Ortschaft kommt, trifft sie dann die Gottesfürchtigen genauso, wie die Schuldigen?“ Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam antwortete: „Ja, sie trifft alle in dieser Welt, aber am Abrechnungstag werden die Gottesfürchtigen von den Schuldigen getrennt.“

Darum sollten die, die zufrieden mit ihrer eigenen Gottesfurcht sind und nichts tun, um andere zu verbessern, nicht sicher sein, dass sie vor der Strafe des Allmächtigen geschützt sind.



6) ’Aischa radiallahu ’anha erzählt: „Einmal kam der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam in mein Haus und ich sah an seinem Gesicht, dass etwas Wichtiges passiert sein musste. Er machte die rituelle Waschung (Wudu) und ging ohne mit jemandem zu sprechen in die Moschee. Ich stellte mich dicht an die Wand meines Zimmers (die an die Moschee grenzt), um zu hören, was er sagen würde. Er setzte sich auf die Kanzel (Mimbar), lobte Allah und sagte dann: ‚O ihr Menschen! Allah sagt: „Ihr sollt zu guten Taten einladen und schlechte verhindern. Ansonsten werdet ihr Bittgebete an Mich machen, aber Ich nehme sie nicht an. Ihr werdet von mir wünschen, aber Ich werde es euch nicht geben. Ihr werdet Meine Hilfe gegen eure Feinde erbitten, aber Ich werde euch nicht helfen.‘“ Ohne noch etwas Weiteres zu sagen, stieg er von der Kanzel (Mimbar) herunter.“ (Ibn Madscha, Ibn Hibban)

Anmerkung: Besonders diejenigen, die die Feinde des Islam bekämpfen wollen, aber selbst die Grundlagen des Islam nicht befolgen, sollten gut über diesen Hadith nachdenken. Sie vergessen, dass die Stärke der Gemeinschaft (Umma) von der Verbreitung des Islam abhängt.

Abu Darda radiallahu anhu – ein bedeutender Sahabi des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam – sagt: „Ihr müsst den Leuten das Gute gebieten und sie vom Schlechten abhalten, denn sonst wird Allah so einem Tyrannen die Macht über euch geben, der eure Älteren nicht ehren und zu euren Jüngeren nicht barmherzig sein wird. Dann werden die Großen der Religion Bittgebete (Dua) zu Allah machen, aber Er wird sie nicht annehmen. Ihr werdet um Hilfe bitten, aber euch wird nicht geholfen, ihr werdet um Vergebung eurer Sünden bitten, aber sie werden nicht vergeben.“

Allah selbst sagt:

„O ihr, die ihr glaubt, wenn ihr Allahs (Sache) helft, so wird Er euch helfen und euren Füßen festen Halt geben.“ (Muhammad 7)

und in einem anderen Vers sagt Er:

„Wahrlich, wenn Allah euch (zum Sieg) verhilft, so gibt es keinen, der über euch siegen könnte; wenn Er euch aber im Stich lässt, wer könnte euch nach Ihm helfen? Wahrlich, auf Allah sollen die Gläubigen vertrauen.“ (Āl-’Imrān 160)

In dem Buch „Dur-e-Manthur“ berichten Tirmisie und andere von Husaifa radiallahu anhu: „Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam hat geschworen: ‚Ihr müsst den Leuten das Gute gebieten und sie von den verbotenen Dingen abhalten, ansonsten wird Allah euch eine schwere Strafe auferlegen und dann werden nicht einmal eure Bittgebete von Ihm akzeptiert.‘“

An dieser Stelle sollten meine verehrten Leser gut nachdenken, wie oft sie selbst Allahs Befehle brechen. Dann werden sie wissen, warum ihre Bemühungen scheitern die Lage der Nation zu verbessern und warum ihre Bittgebete nichts bewirken und warum sie anstatt Fortschritt zu säen den Niedergang verursachen.



7) Abu Huraira radiallahu ’anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Wenn meine Anhänger (Umma) anfangen, die Welt als etwas bedeutendes anzusehen, wird aus ihren Herzen die Ehrfurcht vor dem Islam verschwinden. Und wenn sie aufhören das Gute zu gebieten und das Verwerfliche zu verbieten, entgeht ihnen der Segen der Offenbarung. Und wenn sie sich gegenseitig beschimpfen, werden sie in Allahs Ansehen sinken. (Haakim, Tirmisie, Dur-e-Manthur)

Anmerkung: O ihr, die das Gute unserer Nation wünschen, warum enden eure Anstrengungen mit Verlust anstatt Erfolg? Wenn ihr wirklich glaubt, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam und seine Lehren wahr und erhellend sind, warum seht ihr dann die Dinge als nützlich an, die er sallallahu ’alaihi wassallam für schädlich erklärt hat?

Er sagte dies und jenes wird eure Krankheit verschlimmern, aber ihr denkt, genau diese Dinge machen euch gesund. Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte: „Keiner von euch kann ein wahrer Muslim sein, so lange seine Wünsche nicht der Religion unterliegen, die ich gebracht habe.“

Im Gegensatz dazu meint ihr, die Religion ist ein Hindernis auf dem Weg des individuellen und nationalen Fortschritts nach dem Vorbild anderer Völker.

Allah sagt im Koran:

„Dem, der die Ernte des Jenseits begehrt, vermehren Wir seine Ernte; und dem, der die Ernte dieser Welt begehrt, geben Wir davon, doch am Jenseits wird er keinen Anteil haben.“ (Asch-Schūrā 20)

Ein Hadith mit gleicher Bedeutung lautet: „Das Herz eines Gläubigen, dessen Ziel das Jenseits (Akhira) ist, kümmert sich nicht um weltliche Freuden, und doch wird ihm die Welt zu Füßen gelegt. Wer immer aber der Welt (Dunja) hinterher läuft, der wird überwältigt von Kummer und Schicksalsschlägen, und doch kann er nicht mehr bekommen, als seinen vorbestimmten Anteil.“

Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam zitierte den obigen Koranvers (Asch-Schūrā 20) und sagte danach: „Allah der Erhabene sagt: ‚O Kinder Adams! Widmet euch Meiner Anbetung und Ich werde euer Herz von weltlichen Sorgen befreien und eure Armut beseitigen. Andernfalls fülle Ich eure Herzen mit tausenden Sorgen und werde auch eure Armut nicht beseitigen.‘“

Das sind die Worte Allahs und Seines Propheten, aber ihr seht unkluger Weise, dass die Religion und die Worte der Gelehrten ein Hindernis auf dem Weg eures weltlichen Fortschritts sind. Denkt ihr nicht, dass euer weltlicher Fortschritt auch für die Gelehrten sehr nützlich sein kann, denn dann könntet ihr ihnen viel besser dienen. Warum sollten sie also euch entgegen treten, zu ihrem eigenen Schaden?

Tatsache ist, dass sie ihre eigenen weltlichen Interessen opfern indem sie die Wahrheit aussprechen, indem sie den Islam predigen, um euch auf den richtigen Weg zu bringen. Ist es vernünftig, sich abzuwenden, wenn alles was die Gelehrten sagen auf dem Koran basiert? Und wenn ihr sie abweist, könnt ihr dann wahre Gläubige sein? Eure religiösen Prediger haben vielleicht persönliche Mängel, aber so lange sie euch Allahs Befehle aus dem Koran und die Worte des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam vermitteln, seid ihr verpflichtet ihnen zuzuhören und ihre Anweisungen zu befolgen. Und wenn ihr ihnen nicht folgt, dann müsst ihr selbst euren Ungehorsam zu Allah verantworten. Nicht einmal ein Narr würde sagen, dass man den offiziellen Befehlen nicht folgen darf, nur weil sie von einem armen Diener übermittelt wurden.

Bildet nicht solch ein Pauschalurteil, das diejenigen, die sich der edlen Sache des Islam gewidmet haben, weltliche Gewinne und Interessen verfolgen. Wahre Einlader zum Islam sind nie eigennützig und bitten nie für sich selbst um etwas. Je mehr sie Allah anbeten (und sich der Religion (Din-Arbeit) widmen), desto weniger Acht geben sie auf weltliche Angebote. Wenn sie euch dennoch um Hilfe bitten, so wird das nur für die Religion sein und das ist für sie befriedigender als jede andere persönliche Sache. Warum also solltet ihr dabei zögern ihnen zu helfen?

Es wird immer wieder das Argument gebracht, dass der Islam nicht fordert, weltliche Interessen aufzugeben und in diesem Zusammenhang werden die Koranverse falsch verstanden. Zum Beispiel gibt es einen Vers:

„Und unter ihnen sind manche, die sagen: ‚Unser Herr, gib uns in dieser Welt Gutes und im Jenseits Gutes und verschone uns vor der Strafe des Feuers!‘“ (Al-Baqara 201)

Manche Menschen bestehen darauf, dass dieser Vers bedeutet, dass der Islam weltliche Vorteile ebenso bevorzugt und wertschätzt wie das Gute im Jenseits (Akhira). Mit anderen Worten, es gäbe keine „Ablehnung“ der Welt im Islam. Solche Menschen behaupten, vollkommene Gelehrte zu sein, nachdem sie nur ein paar Übersetzungen des Koran gesehen haben. Die wahre Bedeutung des Koran können aber nur die richtig verstehen, die tiefen Einblick in seine Verse haben und in diesem Bereich sehr gelehrt sind.

Die Gefährten des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam und die islamischen Gelehrten haben viele Erklärungen zu diesem Vers (Al-Baqara 201) gegeben. Einige davon sind:

Qataada radiallahu anhu sagte: „Mit „Gutes im Diesseits“ ist ein friedliches Dasein und ausreichend Lebensunterhalt gemeint.“ ’Ali radiallahu anhu sagt, dass „Gutes im Diesseits“ eine gute Ehefrau bedeutet. Hasan Basri rahmatullah ’alaih sagt, dass „Gutes in dieser Welt“ Wissen vom Islam und Anbetung (Ibada) bedeutet. Suddi rahmatullah ’alaih sagt, dass mit „Gutes in dieser Welt“ erlaubtes (halal) Einkommen gemeint ist. Ibn ’Umar radiallahu anhu sagt: „Mit „Gutes im Diesseits“ sind rechtschaffene Kinder und der Wohlwollen anderer Menschen gemeint.“ Dscha’far radiallahu anhu berichtet, dass „Gutes im Diesseits“ Gesundheit, ausreichend Lebensunterhalt, Wissen vom Koran, Sieg über die Gegner des Islam und die Gesellschaft der Gottesfürchtigen bedeutet.

Ich würde zufügen, wenn „Gutes in dieser Welt“ materiellen Fortschritt bedeuten würde, selbst dann wäre die Absicht dieses Verses, Allah um solches „Gutes“ zu bitten – und nicht, uns vollständig damit zu beschäftigen, ihm nachzujagen. Allah zu bitten, selbst wenn es darum geht, einen kaputten Schuh auszubessern, ist an sich ein Teil der Religion.

Außerdem, wenn es ehrliches verdientes Brot bedeutet, oder erfolgreich und unabhängig zu sein, so ist auch das nicht verboten im Islam. Auf alle Fälle muss man seinen Lebensunterhalt mit der Religion im Einklang verdienen. Es geht darum, dass unsere Anstrengungen für die Sache der Religion mindestens genauso groß sein sollten wie unsere Bemühungen für weltlichen Gewinn, wenn nicht sogar mehr, denn der Islam lehrt uns, mehr Wert auf das Jenseits zu legen:

„Dem, der die Ernte des Jenseits begehrt, vermehren Wir seine Ernte;“ (Asch-Schūrā 20)
„Wenn einer das Irdische begehrt, bereiten Wir ihm schnell das, was Wir wollen – dem, der Uns beliebt; danach haben Wir Dschahannam für ihn bestimmt, in der er brennt, verdammt und verstoßen. Und wenn aber einer das Jenseits begehrt und es beharrlich erstrebt und gläubig ist – dessen Eifer wird mit Dank belohnt.“ (Al-Isrā´ 18-19)
„Zum Genuss wird den Menschen die Freude gemacht an ihrem Trieb zu Frauen und Kindern und aufgespeicherten Mengen von Gold und Silber und Rassepferden und Vieh und Saatfeldern. Dies ist der Genuss des irdischen Lebens; doch bei Allah ist die schönste Heimkehr.“
(Āl-’Imrān 14)
 „O ihr. Die ihr glaubt, fürchtet Allah in geziemender Furcht und sterbt nicht anders denn als Muslime.“ (Āl-’Imrān 102)
„Sprich: ‚Die Nutznießung dieser Welt ist gering, und das Jenseits wird für die Gottesfürchtigen besser sein; und kein Fädchen Unrecht sollt ihr erleiden.‘“ (An-Nisā´ 77)
„Das Leben in dieser Welt ist wahrlich nichts als ein Spiel und Vergnügen. Und wahrlich, die Wohnstätte des Jenseits ist für jene besser, die gottesfürchtig sind. Wollt ihr (das) denn nicht begreifen?“ (Al-An-’ām 32)
„Und verlasst jene, die mit ihrem Glauben ein Spiel treiben und ihn als Zerstreuung betrachten, und die vom irdischen Leben betört sind.“ (Al-An-’ām 70)
„Ihr wollt die Güter dieser Welt, Allah aber will (für euch) das Jenseits.“ (Al-Anfāl 67)
„Würdet ihr euch denn mit dem diesseitigen Leben statt mit jenem im Jenseits zufrieden geben? Doch der Genuss des irdischen Lebens ist gar gering, verglichen mit dem des Jenseits.“ (At-Tauba 38)
„Diejenigen, die das irdische Leben und seine Pracht begehren, wollen Wir für ihre irdischen Werke voll belohnen, und sie sollen (auf Erden) kein Unrecht erleiden. Diese sind es, die im Jenseits nichts als das Feuer erhalten sollen, und das, was sie hienieden gewirkt haben, wird nichtig sein, und eitel (wird) all das (sein), was sie zu tun pflegten.“ (Hūd 15-16)
„Sie freuen sich des irdischen Lebens, doch das diesseitige Leben ist im Vergleich mit dem jenseitigen nur ein Nießbrauch.“ (Ar-Ra’d 26)
„ … und ihnen wird eine strenge Strafe zuteil sein. Dies (ist so), weil sie das Leben des Diesseits dem des Jenseits vorgezogen haben …“ (An-Nahl 106-107)

Es gibt noch viele andere Verse in denen das weltliche Leben mit dem Leben im Jenseits verglichen wird. Alle davon kann ich nicht hier aufzählen, aber ein paar habe ich als Beispiel genannt. Grundsätzlich ist die Moral all dieser Verse, dass diejenigen, die das Diesseits vor dem Jenseits bevorzugen, auf lange Sicht verlieren werden.

Wenn man nicht mit beiden Welten umgehen kann, dann ist das Leben im Jenseits (Akhira) vorzuziehen und man sollte seine Anforderungen erfüllen. Ich gebe zu, dass diese Welt und das Lebensnotwendige unvermeidbar sind, aber man muss doch bemerken, dass kein vernünftiger Mensch den ganzen Tag lang auf der Toilette sitzen würde, auch wenn man dazu gezwungen ist, die Toilette zu benutzen.

Wenn wir die Schari’a sorgsam studieren, müssen wir zugeben, dass sie weltlichen Aktivitäten und religiösen Pflichten einen angemessenen Platz gibt. Uns wurde empfohlen, die Hälfte unserer Zeit dem Gebet (und anderen religiösen Gepflogenheiten) zu widmen und den Rest unserer Zeit können wir mit weltlichen Beschäftigungen verbringen, sei es mit Ausruhen oder dem Verdienen unseres Lebensunterhalts. Nach diesem Plan können wir die Balance zwischen den beiden halten und sowohl unsere religiösen Pflichten als auch unser weltliches Leben ausführen. Wenn wir uns deshalb ganz oder größtenteils weltlichen Notwendigkeiten vorbehalten, sind wir ungerecht und leichtsinnig. Die Gerechtigkeit verlangt danach, dass wir beiden treu bleiben, sowohl den Bedürfnissen im Diesseits als auch dem Jenseits, damit für beide gesorgt ist, denn der Islam fordert keinen Rückzug aus dieser Welt. Das ist auch die Bedeutung von diesem Vers:

„Unser Herr, gib uns in dieser Welt Gutes und im Jenseits Gutes und verschone uns vor der Strafe des Feuers!“ (Al-Baqara 201)

Mein Ziel war es in diesem Kapitel die Worte des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam über die Arbeit des Weiterberichtens (Tabligh) wiederzugeben. Und die sieben, die ich oben genannt habe, reichen aus für wahre Gläubige, und was die Ungläubigen angeht, so sagt Allah:

„Und die Ungerechten werden bald erfahren, zu welchem Ort sie zurückkehren werden.“ (Asch-Schu’arā´ 227)

Einige Aussagen des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam zeigen, dass eine Zeit kommen wird, in der jeder seinen eigenen Wünschen und Begierden folgen und niemand auf die Lehren der Religion und Allahs Befehle achten wird. Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam hat uns geraten, uns in dieser Zeit um unsere eigenen Angelegenheiten zu kümmern und Allah anzubeten, anstatt den Leuten Vorträge zu halten. Aber die Gottesfürchtigen dieser Gemeinschaft (Umma) sagen, dass diese Zeit noch nicht gekommen ist. Darum versucht euer bestes, euch zu verbessern und andere anzuleiten, bevor solch eine Zeit kommt. Wir müssen diese Mängel vermeiden, die der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam in den hier zitierten Ahadith aufgezeigt hat, weil sie die Türen sind, durch die Unaufrichtigkeit sowohl in unser eigenes Leben als auch in die Gesellschaft kommt. Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam hat diese Mängel aufgezählt, die zu den Ursachen für unseren Niedergang zählen.

„O Allah, bewahre uns vor den Versuchungen, ob äußerlich oder innerlich!“



3. Kapitel: Lass deinen Worten Taten folgen

In diesem Kapitel ist beabsichtigt, die Aufmerksamkeit auf einen bedeutenden Mangel zu lenken. Genau wie die meisten gebildeten Muslime und Gelehrten unserer Zeit die Pflicht zum Weiterberichten (Tabligh-Arbeit) vergessen haben, so gibt es auch diejenigen, die andere durch Reden und Schriften zum Islam einladen, aber selbst vergessen zu praktizieren, was sie sagen.

Tatsächlich sollten sie als Einlader mehr bemüht sein, sich selber als andere zu verbessern. Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam hat solchen Menschen, die selbst Missetaten schuldig sind, streng verboten, anderen zu predigen.

In seiner Nachtreise nach Jerusalem und in die Himmel sah der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam eine Gruppe von Menschen, denen die Lippen mit feurigen Scheren abgeschnitten wurden. Als er fragte, wer diese sind, bekam er vom Engel Dschibra´il (Gabriel) alaihis salaam die Antwort: „Das sind diejenigen aus deiner Gemeinschaft (Umma), die nicht nach dem gehandelt haben, was sie anderen predigten.“

Ein Hadith berichtet: „Einige Bewohner des Paradieses werden die Höllenbewohner fragen: „Wie seid ihr Leute dort, wo wir doch euren Lehren gefolgt und dadurch ins Paradies gekommen sind?“ Die Höllenbewohner werden antworten: „Wir haben selbst nicht praktiziert, was wir anderen gepredigt haben.“

In einem anderen Hadith heißt es: „Allahs Strafe wird die schuldigen Gelehrten viel schneller treffen als die einfachen Sünder. Sie werden darüber erstaunt sein und sagen: „Warum bekommen wir Allahs Strafe sogar noch vor den Götzenanbetern?“ Es wird ihnen geantwortet: „Diejenigen, die ungehorsam waren, obwohl sie religiöses Wissen hatten, sind schuldiger als diejenigen, die kein solches Wissen hatten.“

Islamische Gelehrte haben geschrieben: „Die frommen Schriften von denen, die selbst nicht praktizieren, können keine Wirkung auf andere haben.“ Darum haben die religiösen Vorträge, Bücher und Magazine unserer Zeit nur wenig Wirkung auf die Zuhörer und Leser.

Allah sagt im Koran:

 „Wollt ihr den Menschen Aufrichtigkeit gebieten und euch selbst vergessen, wo ihr doch das Buch lest! Habt ihr denn keinen Verstand?“ (Al-Baqara 44)

Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte:

Am Abrechnungstag (Jaumu-l-Qijama) wird keinem Diener erlaubt, sich auch nur einen Schritt weg zu bewegen, bevor nach vier Dingen gefragt wurde: 1. Wie hast du dein Leben verbracht? 2. Wie hast du deine Jugend genutzt? 3. Wie hast du dein Vermögen verdient und wofür hast du es ausgegeben? 4. Inwieweit hast du nach deinem Wissen gehandelt?“ (Targhib)

Abu Darda radiallahu anhu ist ein bedeutender Sahabi des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam. Er sagte: „Was ich am allermeisten fürchte, ist die Frage die mir am Abrechnungstag im Beisein aller Menschen gestellt werden wird: „Hast du nach dem Wissen, das du hattest, auch gehandelt?“

Ein Sahabi fragte den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam: „Welches ist das schlimmste aller Geschöpfe?“ Der Prophet antwortete ihm: „Fragt mich nicht nach schlechten Dingen, sondern fragt mich nach guten Sachen! Die schlimmsten Geschöpfe sind die schuldigen Gelehrten (d.h. die nicht nach dem handeln was sie sagen).

Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte in einem anderen Hadith: „Es gibt zwei Arten von Wissen (Ilm): eins, das nur auf der Zunge bleibt und keine Wirkung auf das Herz hat und so in Wirklichkeit nur eine Beschuldigung von Allah ist. Und das andere, welches ins Herz eindringt und die Seele wiederbelebt: das ist wahrlich nützlich.“

Wir wollen damit sagen, dass ein Muslim nicht nur das Wissen erlernen soll, das die Formalitäten betrifft (Ilm Sahir), sondern auch das spirituelle Wissen (Ilm Batin), das die Herzen reinigt und den Verstand erleuchtet, denn sonst wird es dazu führen, dass man am Abrechnungstag befragt wird, inwieweit man danach gehandelt hat. In vielen anderen Ahadith gibt es ähnliche Warnungen.

Deshalb bitte ich aufrichtig alle die zum Islam aufrufen (Dawa-Arbeiter) und Prediger, sich selbst innerlich und äußerlich zu verbessern und selbst das zu praktizieren, wozu sie andere einladen. Ansonsten können bloße Vorträge ohne danach zu handeln nicht von Allah akzeptiert werden, wie die verschiedenen Koranverse und Aussagen des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam gezeigt haben.

Ich bitte Allah darum, dass Er mir die Kraft gibt, auch mich innerlich und äußerlich zu verbessern und nach dem zu handeln, was ich predige, denn ich bin völlig von Seiner Gnade abhängig, meine Fehler zu verbergen.



4. Kapitel: Wie wichtig Ikram beim Einladen ist

In diesem Kapitel geht es um eine weitere wichtige Voraussetzung für das Weiterberichten (Tabligh), die, wenn sie vom Einlader nicht beachtet wird, schaden anstatt nutzen kann. Wenn man zum Beispiel versucht, jemanden vom Falschen oder einer schlechten Angewohnheit abzubringen, sollte man ihm vertraulich Rat geben und ihn nicht öffentlich vor aller Augen blamieren. Die Würde eines Muslims ist ein wertvolles Vermögen, wie diese Worte des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam zeigen:

Abu Huraira radiallahu anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Wer den Fehler eines Muslims versteckt, dessen Fehler wird Allah im Diesseits und im Jenseits verstecken. Allah hilft Seinem Diener so lange der seinem Glaubensbruder hilft.“ (Muslim, Abu Dawud)

Ein anderer Hadith berichtet:

Ibn Abbaas radiallahu anhu berichte, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte: „Wer die Fehler eines Muslimbruders verbirgt, so verbirgt Allah am Abrechnungstag auch seine Fehler. Wer die Fehler eines Muslimbruders aufdeckt, so deckt Allah seine Fehler auf, so dass Er ihn selbst in seinem eigenen Haus blamiert.“ (Ibn Madscha, Targhib)

Anmerkung: Es gibt viele andere Ahadith zu diesem Thema, darum sollten die Einlader zum Islam stets sehr darauf achten, die Fehler der anderen zu ignorieren und den Respekt ihren Glaubensbrüdern gegenüber zu bewahren.

In einem Hadith heißt es: „Wer seinem Muslimbruder nicht hilft, wenn er entehrt wird, dann wird Allah ihn nicht beachten, wenn er selbst dringend Hilfe benötigt.“

Ein anderer Hadith besagt: „Die schlimmste Form von Wucher ist es, einen Muslim zu entehren.“ In zahlreichen Ahadith wie diesem wurde das Entehren eines Muslim streng verboten, darum sollten die, die zum Islam aufrufen (Dawa-Arbeiter) auf diesem Gebiet sehr vorsichtig sein.

Die richtige Methode ist es, den Menschen in aller Stille von den Sünden abzuraten, von denen man weiß, dass sie sie heimlich begehen und öffentlich die Sünden zu korrigieren, die öffentlich begangen wurden. Selbst den guten Rat (Nasiha) sollte man so geben, dass der Sünder nicht entehrt wird, sonst könnte der Ratschlag genau das Gegenteil bewirken.

Kurz gesagt, die Sünder müssen entsprechend Allahs Befehlen strikt aufgehalten werden, aber lasst uns nicht die hier gegebenen Hinweise vergessen, die Würde jedes Muslim zu respektieren. Mehr noch, ein Einlader muss respektvoll und liebenswürdig sein, wenn er sein Publikum anspricht, denn Übellaunigkeit und bittere Worte bewirken genau das Gegenteil.

Ein Prediger sprach sehr barsch mit dem Kalifen Ma’mun Raschid. Der sagte daraufhin: „Sei bitte respektvoll und nett zu mir, denn Pharao war ein schlimmerer Kerl als ich und Musa (Moses) ’alaihis salaam war ein viel besserer Mensch als du, aber als er und Harun (Aaron) ’alaihis salaam geschickt wurden, um Pharao einzuladen, sagte Allah:

„Jedoch sprecht zu ihm in sanfter Sprache; vielleicht lässt er sich mahnen oder fürchtet sich.” (Tā-Hā 44)

Ein Jugendlicher kam von außerhalb nach Medina zum Propheten sallallahu ’alaihi wassallam und sagte: „Bitte erlaube mir, Ehebruch (Sina) zu begehen.“ Die Gefährten des Propheten nahmen das sehr ernst und wurden sehr wütend über diese Worte. Aber der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte zu dem jungen Mann: „Komm näher. Würde es dir gefallen, wenn jemand mit deiner Mutter Ehebruch begehen würde?“ Er sagte: „Ganz und gar nicht!“ Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam entgegnete: „Dann werden auch andere Leute niemals so eine schändliche Tat mit ihren Müttern zulassen.“ Danach stellte der Prophet ihm die gleiche Frage über seine Schwester, seine Tante und so weiter und jedes Mal antwortete der Jugendliche im Negativen. Hiernach legte der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam die Hand auf seine Brust und machte ein Bittgebet (Dua): „O Allah, reinige sein Herz, vergib seine Sünden und bewahre ihn vor Ehebruch!“ Die Überlieferer sagen, dass der junge Mann danach nichts mehr hasste als Ehebruch.

Um es kurz zu machen, die Einlader sollten immer liebenswürdig, bescheiden und verständnisvoll mit ihren Zuhörern umgehen und sie so behandeln, wie sie selber gern behandelt werden möchten.



5. Kapitel: Wie wichtig Aufrichtigkeit beim Weiterberichten (Tabligh) ist

Ich bitte besonders alle, die zum Islam aufrufen (Da’wa-Arbeiter) darum, all ihre Vorträge, Schriften und Taten auf Aufrichtigkeit (Ikhlas) zu begründen. Selbst eine kleine gute Tat, die auf Aufrichtigkeit gründet, wird bei Allah reichlich belohnt werden, wohingegen sie ohne Aufrichtigkeit weder im Diesseits noch im Jenseits eine Belohnung einbringen wird. Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte:

Allah schaut nicht auf eure Form (euer Äußeres) und euren Besitz, sondern Er schaut auf eure Herzen und eure Taten.“ (Muslim, Mischkari)

In einem anderen Hadith heißt es: „Allah akzeptiert nur die Taten Seiner Diener, die auf vollkommener Aufrichtigkeit Ihm gegenüber beruhen.“

Jemand fragte den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam: „Was ist Glaube (Iman)?“ Er sallallahu ’alaihi wassallam antwortete: „Aufrichtigkeit (Ikhlas).“ Diese und andere ähnliche Überlieferungen stammen aus dem Buch Targhib. Mu’ad radiallahu anhu bekam die Stelle des Gouverneurs von Jemen. Als er kurz vor der Abreise dorthin stand, bat er den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam um eine Empfehlung. Der sagte ihm: „Achte in allen religiösen Dingen auf Aufrichtigkeit (Ikhlas). Denn eine kleine Tat, die man aufrichtig tut, reicht schon aus.“

In einem anderen Hadith werden diese Worte des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam berichtet:

Allah taala sagt: „Von allen Partnern bin Ich Derjenige der keinesfalls einen Partner benötigt (d.h. die weltlichen Partner brauchen einen Partner und sind damit auch zufrieden. Ich aber bin der absolute Erschaffer, ein Wesen, das absolut unabhängig davon ist, einen Partner zu brauchen. Dass man mir beim Anbeten (Ibada) einen Partner gibt, will ich nicht). Wer mir deshalb bei irgendeiner Tat einen Partner gibt, den überlasse ich diesem Partner. In einer anderen Überlieferung heißt es und ich entferne mich von ihm und er gehört demjenigen für den er diese Tat gemacht hat.“ (Muslim, Mischkat)

In einem anderen Hadith wird berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Am Abrechnungstag (Jaumu-l-Qijama) wird ausgerufen: „Wer immer Allah bei irgendeiner Tat einen Partner beigesellt hat, der soll seine Belohnung von diesem Partner verlangen, denn Allah ist nicht darauf angewiesen, einen Partner zu haben.“

Ein weiterer Hadith berichtet:

„Wer das Gebet verrichtet, damit man ihn sieht hat Allah einen Partner beigesellt (Schirk gemacht). Wer fastet, damit man ihn sieht hat Allah einen Partner beigesellt (Schirk gemacht). Wer Almosen spendet, damit man ihn sieht hat Allah einen Partner beigesellt (Schirk gemacht).“ (Mischkat, Ahmed)

Die Bedeutung von „Schirk begehen“ ist folgende: Wer etwas tut, um anderen Leuten aufzufallen, der hat diese Leute Allah als Partner zur Seite gestellt. In dem Fall sind diese Taten nicht für Allah, sondern für diejenigen, denen man damit gefallen möchte.

Es wird berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat:

Zu den Gruppen, die am Abrechnungstag (Jaumu-l-Qijama) erst befragt werden, gehört ein Märtyrer. Allah wird ihn fragen: „Habe Ich dir nicht solche und solche Gnaden erwiesen?“ Er wird diese Wohltaten und Gefälligkeiten zugeben. Dann wird Allah ihn fragen: „Wie hast du Meine Gnaden genutzt?“, worauf der Märtyrer antworten wird: „Ich haben um Deinetwegen gekämpft, bis ich im Kampf gefallen bin.“ Allah wird ihm entgegnen: „Du lügst! Du hast gekämpft, damit die Leute dich als Held bezeichnen, und das ist auch geschehen (d.h. wofür du gekämpft hast, das hast du bekommen).“ Dann wird er mit dem Gesicht voran ins Höllenfeuer geworfen.
Als nächstes wird ein Gelehrter gerufen und ihm werden die gleichen Fragen nach Allahs Gnaden gestellt. Er wird sie anerkennen und sagen: „Zu Deinem Wohlgefallen habe ich Wissen erlernt und gelehrt. Um deinetwegen habe ich den Koran vorgetragen. Allah wird ihm entgegnen: „Du lügst! du hast Wissen erlernt, damit die Leute dich einen Gelehrten nennen und den Koran vorgetragen, damit sie sagen, wie gut du den Koran rezitieren kannst, und so ist es auch geschehen (du hast bekommen, was du wolltest).“ Dann wird befohlen, ihn mit dem Gesicht voran ins Höllenfeuer zu werfen.
Als Dritter wird ein reicher Mann zur Abrechnung gerufen. Auch er wird nach den Gnaden Allahs gefragt, die er bekam und auch er wird sie anerkennen. Dann wird er von Allah gefragt, wie er diese Segnungen genutzt hat. Der reiche Mann wird erwidern: „Ich habe keine Möglichkeit ausgelassen, meinen Besitz um Deinetwegen auf gute Weise auszugeben und zu spenden.“ Allah wird ihm entgegnen: „Du lügst! Du hast das getan, damit die Leute dich großzügig nennen, und das ist auch geschehen.“ Danach wird sein Urteil gefällt und er wird mit dem Gesicht voran ins Höllenfeuer geworfen.“ (Muslim, Mischkat)

Deswegen sollten die, die zum Islam aufrufen (Dawa-Arbeiter) und Einladen immer Stolz und Angeberei vermeiden und ihre Arbeit nur tun, um Allah zu erfreuen. Sie sollten der Gewohnheit (Sunna) des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam folgen und sich nicht Ruhm oder die Gunst und das Lob der Leute wünschen. Falls sie so einen wertlosen Wunsch in ihrem Herzen vermuten, sollten sie bei Allah Zuflucht suchen und Ihn um Vergebung bitten.

Möge Allah uns allen die Aufrichtigkeit gewähren, Seiner Religion auf beste Weise mit unseren verlässlichen Bemühungen zu dienen, Amen!



6. Kapitel: Respekt für die Gelehrten & Honoratioren des Islam

In diesem Kapitel möchte ich die Aufmerksamkeit aller Muslime auf einen besonderen Punkt lenken. Heutzutage ist es Gang und Gäbe, unbegründete Zweifel und Einwände gegenüber den islamischen Gelehrten und Einladern zu haben. Aus religiöser Sicht ist das sehr schädlich.

In jedem Kreis und in jeder Einrichtung dieser Welt gibt es gute und schlechte Menschen und wenn sich unter den Gelehrten auch ein oder zwei schlechte Menschen finden, so ist das kein Wunder. Man muss hier zwei wichtige Punkte beachten.

Erstens, man sollte sich erst dann eine endgültige Meinung über jemandes Charakter bilden, wenn man zuverlässige Beweise hat. Allah sagt im Koran:

„Und verfolge nicht das, wovon du keine Kenntnis hast. Wahrlich, das Ohr und das Auge und das Herz – sie alle sollen zur Rechenschaft gezogen werden.“ (Al-Isrā´ 36)

Und mit Sicherheit ist es ungerecht, den Ratschlag eines Einladers zurückzuweisen, nur weil man unbestätigte Zweifel an ihm hat. Die Juden übersetzten ihre Schriften ins Arabische und pflegten sie den Muslimen vorzulesen. Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gab ein sehr vorsichtiges Urteil dazu, indem er sagte: „O Muslime, ihr solltet weder bestätigen was sie sagen, noch widersprechen. Stattdessen sollt ihr sagen: ‚Wir glauben an all das, was Allah herab gesandt hat.‘“

Das heißt, es wurde verboten, selbst die Schilderung eines Nichtmuslims, ohne  Nachforschung zu bestätigen. Im Widerspruch zu dieser Regel lehnen wir selbst die Anweisungen von Einladern ab, die unseren Wünschen entgegen stehen, ohne dass wir Argumente dafür hätten, und wir greifen ihren Ruf an, selbst wenn wir wissen, dass sie rechtschaffen sind.

Ein weiterer Punkt, den man im Gedächtnis behalten sollte ist, dass unsere rechtschaffenen Gelehrten und Einlader auch Menschen sind und als solche auch Schwächen haben können. Die Verantwortung für ihre guten oder schlechten Taten liegt bei ihnen selbst und die endgültige Abrechnung obliegt Allah. Aber ich hoffe, dass Er ihnen durch Seine Gnade und große Güte vergeben wird, denn schließlich haben sie ihr Leben lang mit großen persönlichen Opfern Seiner Religion und Seinem Glauben gedient.

Kurz gesagt, entweder Zweifel und Einwände gegenüber den religiösen Einladern zu haben oder diese bei anderen zu verbreiten wird die Menschen von der Religion entfernen und zur Ursache großer Besorgnis für diejenigen werden, die so etwas tun. Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte:

Drei Arten von Menschen Respekt zu erweisen bedeutet, Allah Respekt zu erweisen: 1. einem alten Muslim, 2. einem Gelehrten, der nach dem Koran handelt und ihn lehrt und dabei nicht übertreibt, 3. einem gerechten Staatsoberhaupt.“ (Abu Dawud, Targhib)

In einem zweiten Hadith wird folgende Aussage berichtet:

Wer unsere Honoratioren (Ältesten) nicht ehrt, unseren Jüngsten nicht barmherzig ist und unsere Gelehrten nicht würdigt, der gehört nicht zu meiner Gemeinschaft (Umma).“ (Targhib, Ahmed)

Aus einem anderen Hadith erfahren wir:

Abu Umama radiallahu anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Es gibt drei Arten von Menschen, die nur ein Heuchler (Munafiq) gering schätzt (ein Muslim wird diese nicht gering schätzen): 1. einen alten Muslim, 2. einen Gelehrten und 3. ein gerechter Herrscher.“ (Targhib, Tabranie)

Einige Überlieferungen berichten folgende Worte des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam: „Vor allen Dingen fürchte ich für meine Gemeinschaft (Umma) diese drei: Erstens, wenn die weltlichen Gewinne und Eroberungen zunehmen, werden sie anfangen, einander zu beneiden. Zweitens, Diskussionen über die Bedeutung des Koran werden so üblich, dass selbst die Unwissenden behaupten werden, die Bedeutung des Koran zu kennen, obwohl viele seiner Bedeutungen niemand außer sachkundigen Gelehrten verstehen kann. Und selbst die sagen: „Wir glauben wahrlich daran. Alles ist von unserem Herrn.“[2] (Āl-Imrān 7) Drittens, dass die religiösen Gelehrten vernachlässigt und nicht mehr angemessen unterstützt werden. (Targhib, Tabranie) Viele ähnliche solcher Aussagen finden sich in den anderen Hadith-Sammlungen.

Die entehrenden Bezeichnungen, die man in unserer Zeit allgemein für die Gelehrten übrig hat, werden in dem Buch „Fatawa-l-Alamgiria“ zu den Worten gezählt, die zum Unglauben führen. Stellt euch einen Augenblick lang vor, es gäbe auf der Welt keine echten und aufrichtigen Islam-Gelehrten und der Großteil der Menschen wäre verdorben. Selbst dann würde man nichts gewinnen, wenn man sie als schlecht entlarvt. Vielmehr ist es die religiöse und moralische Pflicht von jedem Muslim, solch eine islamische Gesellschaft zu formen, die aufrichtige Diener des Islam hervor bringt. Nur wenn ein solcher Personenverbund existiert, können wir zufrieden sein.

Natürlich gab es immer ein paar Meinungsverschiedenheiten zwischen den muslimischen Gelehrten, hauptsächlich über kleinere Probleme, für die man sie aber nicht verunglimpfen kann. In einem Hadith wird berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam seine Schuhe Abu Huraira radiallahu anhu gab und dazu sagte: „Nimm meine Schuhe als Zeichen und verkünde unter den Muslimen, wer immer aus tiefstem Herzen la ilaha illallah, Muhammadu-r-Rasulullah“ sagt wird sicher das Paradies betreten.“ Abu Huraira traf auf dem Weg ’Umar radiallahu anhu, der ihn fragte, wohin er will. Er erzählte ihm die Botschaft des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam, aber ’Umar radiallahu anhu war beunruhigt darüber, weil er dieser Idee nicht zustimmte und stieß ihn mit seinen beiden Händen so hart an die Brust, dass Abu Huraira radiallahu anhu hinfiel. Und dennoch brachte niemand Einwände gegen ’Umar radiallahu anhu vor, noch wurden Demonstrationen gegen ihn organisiert wegen dieser Meinungsverschiedenheit.

Unter den Prophetengefährten (Sahaba) radiallahu anhum gab es viele Meinungsverschiedenheiten und später unterschieden sich die Begründer der vier bekannten Rechtsschulen in zahlreichen Details voneinander. Unter den Gelehrten der vier Rechtsschulen gab es stets kleinere Meinungsverschiedenheiten bezüglich des Gebets. Ich selbst weiß von ungefähr zweihundert davon, aber das heißt nicht, dass ihre Anhänger den Glauben der anderen anzweifeln und sich gegenseitig als Ungläubige bezeichnen sollten.

Tatsache ist, dass die gewöhnlichen Leute sich der feinen Punkte meistens nicht bewusst sind, über die die Gelehrten verschiedene Ansichten haben. Diese Verschiedenheiten sind in Wahrheit ein Segen. Um genau zu sein messen gute Einlader und aufrichtige Diener des Islam solchen kleinen Dingen keine Bedeutung bei, sondern setzen ihr Bestreben fort, die Menschen auf den richtigen Weg zu bringen.

Wir wissen, dass Ärzte untereinander verschiedener Ansicht sind und auch Anwälte geben unterschiedlichen Rat und dennoch nehmen die Leute auch weiter ihre Dienste in Anspruch. Aber diejenigen, die ungebildet, eigennützig und faul sind, verwenden diese Meinungsverschiedenheiten nur dazu, Einwände gegen die religiösen Gelehrten zu erheben.

Jedenfalls sind die Muslime dazu angehalten, auf die Koran-Gelehrten zu hören, die sie respektieren und die der Gewohnheit des Propheten (Sunna) folgen und diejenigen zu meiden, die sie nicht mögen. Jeder der kein ausreichendes Wissen vom Islam und dem Koran hat, besitzt auch kein Recht, Einwände gegenüber den Gelehrten zu erheben.

Die Islam-Gelehrten sollten sich immer folgende Worte des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam vor Augen halten und entsprechend handeln: „Es ist Verschwendung von Wissen, es ungeeigneten Leuten beizubringen.“ In dieser schlimmen Zeit, wo sogar die Anweisungen von Allah und die Worte des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam kritisiert werden, brauche ich mich nicht zu wundern, dass die Reden der Islam-Gelehrten nicht gehört und der Koran nicht befolgt wird. Allah sagt im Koran:

„Und wer die Schranken Allahs übertritt – das sind diejenigen, die Unrecht tun.“ (Al-Baqara 229)



7. Kapitel: Mit rechtschaffenen Muslimen zusammen sein

In diesem letzten Kapitel, welches das 6. Kapitel vervollständigt, möchte ich die Muslime daran erinnern, der Gewohnheit (Sunna) des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam zu folgen und den Umgang mit denen zu pflegen, die sich dem Islam verpflichtet haben und Tag und Nacht an Allah denken, denn das wird sie im Islam festigen. Selbst der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam wurde angewiesen, sich an solche Gesellschaft zu halten. Er sallallahu ’alaihi wassallam sagt zu diesem Thema:

Soll ich dir etwas sagen, wodurch du Erfolg im Diesseits (Dunja) und im Jenseits (Akhira) bekommst? Halte fest an den Versammlungen derer, die Allahs gedenken.“ (Mischkat)

Nun liegt es an euch, die wahren Liebenden Allahs zu suchen und zu erkennen – und das sind diejenigen, die der Gewohnheit des Propheten (Sunna) folgen. Denn Allah hat Seinen geliebten Propheten sallallahu ’alaihi wassallam als Vorbild für die Rechtleitung der Muslime geschickt. Im Koran sagt Allah:

„(O Mohammed!) Sprich: ‚Wenn ihr Allah liebt, so folgt mir. Lieben wird euch Allah und euch eure Sünden vergeben; denn Allah ist All vergebend, Barmherzig.‘“ (Āl-’Imrān 31)

Wer darum dem Propheten sallallahu ’alaihi wassallam getreulich folgt, ist näher bei Allah, und wer ihm nicht folgt, der ist weit entfernt von Allah und kann Seine Gunst nicht erlangen. Die Koran-Kommentatoren (Mufassirin) schreiben: „Wer behauptet, dass er Allah liebt, aber nicht der Gewohnheit (Sunna) des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam folgt, der ist ein Lügner. Denn es ist eine Bedingung der Liebe, dass man alles liebt, was mit dem Geliebten zu tun hat. Ein Poet hat die Worte des berühmten Qais ’Amiri, dem Liebhaber von Laila, zitiert:

„Wann immer ich durch die Stadt von Laila gehe,
liebe ich jede Tür und jede Mauer darin.
In Wahrheit liebe ich nicht die Stadt an sich,
sondern ich liebe die Menschen darin, die mit Laila verbunden sind.“

Ein anderer Poet sagt:

„Du behauptest, du würdest Allah lieben,
und dennoch gehorchst du nicht Seinen Befehlen!
Wenn du ein echter Liebender wärst, würdest du Ihm niemals ungehorsam sein. Denn ein Liebender folgt immer den Befehlen seines Geliebten.“

Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte auch: „Alle aus meiner Gemeinschaft (Umma) werden ins Paradies gehen, außer diejenigen, die nicht wollen. Die Prophetengefährten (Sahaba) radiallahu anhum fragten erstaunt: „O Prophet von Allah, wer will denn nicht ins Paradies?!“ Darauf antwortete der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam: „Wer mir gehorcht, wird ins Paradies gehen, wer mir ungehorsam ist, der will nicht ins Paradies.“

In einem anderen Hadith wird berichtet: „Keiner von euch kann ein echter Gläubiger (Mu´min) sein, solange er nicht seine Wünsche der von mir gebrachten Religion/Lebensweise unterordnet.“ (Mischkat)

Man kann kaum glauben, dass diejenigen, die behaupten Sympathisanten des Islam und der Muslime zu sein, es wagen Allah und Seinem Gesandten sallallahu ’alaihi wassallam ungehorsam zu sein. Wenn wir sagen, dass diese oder jene Sache entgegen der Gewohnheit des Propheten (Sunna) ist, dann werden sie sehr wütend, wie können sie da Anhänger des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam sein?!

Sa’adi rahmatullah ’alaih hat gesagt:

„Wer einem Weg folgt, der entgegen der Gewohnheit (Sunna) des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam ist, wird niemals sein Ziel erreichen.“

Wer deshalb Umgang mit den echten Liebhabern Allahs und Anhängern der Sunna pflegt, um geistigen Nutzen davon zu haben, wird mit Sicherheit auf dem Weg zum internen Erfolg weiter kommen. Bitte überdenkt auch folgende Worte vom Propheten sallallahu ’alaihi wassallam zu diesem speziellen Thema:

„Wann immer ihr die Gärten vom Paradies aufsucht, sollt ihr von ihren Früchten essen.“ Die Prophetengefährten(Sahaba) fragten: „Was sind die Gärten vom Paradies?“ Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam erwiderte: „Die Versammlungen, in denen der Islam und der Koran gelehrt werden.“ (Targhib)
Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte auch: „Luqman alaihis salaam sagte zu seinem Sohn: ‚Halte dich an die Gesellschaft der Gelehrten und lausche aufmerksam den Worten der Weisen, denn damit belebt Allah die toten Herzen wieder, genauso wie Er die tote Erde mit heftigem Regen wiederbelebt. Und allein die Weisen verstehen die Religion.‘“ (Targhib)
Ein Sahabi fragte den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam: „Wer ist der beste Freund für uns?“ Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam antwortete ihm: „Einer, der dich an Allah erinnert, wenn du ihn anschaust, wenn er spricht (und du ihm zuhörst), wird dein Wissen (vom Islam) vermehrt und seine Taten erinnern dich ans Jenseits (Akhira).“ (Targhib)

Er sallallahu ’alaihi wassallam sagte auch: „Die hingebungsvollsten Diener Allahs sind diejenigen, bei deren Anblick ihr euch an Allah erinnert.“ Allah sagt im Koran:

„O ihr, die ihr glaubt, fürchtet Allah und seid mit den Wahrhaftigen.“ (At-Tauba 119)

Die Koran-Kommentatoren (Mufassirin) schreiben, dass in diesem Vers mit „die Wahrhaftigen“ die der Gewohnheit des Propheten (Sunna) folgenden, Allah liebende Lehrer gemeint sind, denn wer immer sich ihnen anschließt und ihren Reden zuhört, erlangt sehr hohe Stufen.

Schaikh Akbar rahmatullah ’alaih hat geschrieben: „Du kannst die Gelüste deines Egos (Nafs) nicht los werden, selbst wenn du dich dein ganzes Leben lang darum bemühst, solange du nicht deine Wünsche den Befehlen von Allah und der Lebensweise (Sunna) des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam unterwirfst. Wenn du einen echten Liebenden Allahs findest, dann diene ihm gut und folge seinen Anweisungen als hättest du keinen eigenen Willen, höre auf ihn bei all deinen spirituellen, religiösen und persönlichen Problemen, selbst wenn es deine Beschäftigung betrifft, damit er dich auf den richtigen Weg führen und dich Allah näher bringen kann.“

Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte: „Wenn sich eine Gruppe von Menschen in einer Versammlung an Allah erinnert, umringen die Engel diese Versammlung, Allahs Segen steigt auf sie herab und Allah erwähnt sie in der Versammlung der Engel.“

Welche Ehre könnte größer sein für die Gläubigen als die, dass Allah an sie denkt und sie würdigt? Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte auch: „Ein Engel wird zu denen geschickt, die Allahs aufrichtig gedenken, und er sagt zu ihnen: ‚Allah hat eure vergangenen Sünden verziehen und eure schlechten Taten in gute umgewandelt.‘“ In einem anderen Hadith wird berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Eine Versammlung von Muslimen, die nicht Allahs gedenken, die keine Segenswünsche auf Seinen Gesandten schicken, wird am Abrechnungstag eine Enttäuschung erleben.“ Dawud (David) alaihis salaam pflegte dieses Bittgebet (Dua) zu machen: „O Allah, wenn Du siehst, dass ich die Versammlungen derer vernachlässige, die Dir gedenken, und an den Versammlungen der Sünder teilnehme, dann brich meine Füße (so dass ich nicht mehr zu ihnen hingehen kann).“

Ein Dichter schrieb:

„Wenn ich Ihm nicht zuhöre und Sein Gesicht nicht sehe,
ist es besser, taub und blind zu sein.“

Abu Huraira radiallahu anhu erzählte: „Eine Versammlung, in der Allahs gedacht und Er Lob gepriesen wird, leuchtet so für die Geschöpfe im Himmel, wie die Sterne für die Bewohner der Erde leuchten.

Einmal ging Abu Huraira radiallahu ’anhu zum Markt und rief dort den Leuten zu: „O Brüder! Ihr sitzt hier, obwohl doch in der Moschee das Erbe vom Propheten sallallahu ’alaihi wassallam verteilt wird?!“ Die Leute rannten zur Moschee, aber da dort nichts Materielles verteilt wurde, kehrten sie enttäuscht zurück. Abu Huraira radiallahu ’anhu fragte sie: „Was war denn los in der Moschee?“ Die Leute antworteten: „Ein paar Leute haben den Koran gelesen und ein paar andere haben Allah Lob gepriesen und Ihn verherrlicht.“ Darauf sagte Abu Huraira radiallahu ’anhu: „Aber genau das ist doch das Erbe vom Propheten sallallahu ’alaihi wassallam!“ Imam Ghasali rahmatullah ’alaih hat viele ähnliche Überlieferungen berichtet. Selbst der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam bekam direkt von Allah den Befehl:

„Und gedulde dich zusammen mit denjenigen, die ihren Herrn morgens und abends anrufen – im Trachten nach Seinem Wohlgefallen; und wende deine Blicke nicht von ihnen ab, indem du nach dem Schmuck des irdischen Lebens trachtest; und gehorche nicht dem, dessen Herz Wir achtlos für die Erinnerung an Uns machten, (und gehorche nicht dem) der seinen Gelüsten folgt und kein Maß und Ziel kennt.“ (Al-Kahf 28)

Zahlreiche Ahadith deuten darauf hin, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam Allah zu danken pflegte, dass Er in seiner Gemeinschaft (Umma) solche frommen Leute hervor gebracht hat, dass ihm befohlen wurde, mit ihnen zusammen zu sitzen. Und im gleichen Vers wird dem Propheten auch geboten, die Gesellschaft der Menschen zu meiden, die ihren eigenen Gelüsten folgen und die Allahs Grenzen übertreten. Alle die blind den Wegen der gottlosen und ungehorsamen Leute der nicht-gläubigen Völker folgen, sollten ihre Herzen überprüfen und schauen inwieweit sie wirkliche Gläubige sind. Dass sie den Nichtmuslimen und Christen so blind folgen, hat sie weit vom rechten Weg abgebracht:

„O du Beduine, ich fürchte, dass du die Ka’ba nicht erreichen kannst,
denn der Weg, dem du folgst,
führt nach Turkistan.“

„Mein Zweck war es, euch in religiösen Dingen zu unterweisen, und ich habe meine Pflicht getan.

Nun vertraue ich euch Allah an und verabschiede mich.“

„Jedoch, sind die Gesandten für irgendetwas außer für die deutliche Verkündigung verantwortlich?“ (An-Nahl 35)

Hafiz Mohammed Zakaria
5. Tag des Monats Safar (2. Monat im islamischen Kalender), 1350 nach der Auswanderung (Hidschri) (21. Juni 1931)
Madrassa Mazahir-al-Ulum, Saharanpur


[1] Ikram: freundliche Aufnahme; Ed. Präsent n; Bewirtung f; Nachlass m im Preis; ikram (-e jemanden) bewirten (-i mit D); jemandem et. anbieten; jemandem einen Nachlass gewähren

[2] „Er ist es, Der dir das Buch herab gesandt hat. Darin sind eindeutig klare Verse – sie sind die Grundlage des Buches – und andere, die verschieden zu deuten sind. Doch diejenigen, in deren Herzen (Neigung zur) Abkehr ist, folgen dem, was darin verschieden zu deuten ist, um Zwietracht herbeizuführen und Deutelei zu suchen, (indem sie) nach ihrer abwegigen Deutung trachten. Aber niemand kennt ihre Deutung außer Allah. Diejenigen aber, die ein tief begründetes Wissen haben, sagen: „Wir glauben wahrlich daran. Alles ist von unserem Herrn.“ Doch niemand bedenkt dies außer den Einsichtigen.“ (Āl-’Imrān  7)


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