Die Vorzüge des Gebets – Fada-il Salah

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Von

Maulana Mohammed Zakaria Kandhalvi



Vorwort des Autors

Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen.

Wir preisen Allahtaalaund erbitten Seinen Segen für Seinen edlen Gesandten, seine Gefährten und diejenigen, die ihm bei der Aufrechterhaltung der Sache der wahren Religion nachfolgen. Dies sind 40 Ahadithüber die Segen des Gebets, die ich auf Wunsch meines Onkels gesammelt habe. Möge Allah taalaihn auf die höchsten Stufenspiritueller Erhabenheit erhöhen und möge Er alle von uns zu den Taten leiten, die Er liebt und die Ihn erfreuen.

Die Gleichgültigkeit der Muslime gegenüber dem Praktizieren des Islam heutzutage ist wohl bekannt. Das geht so weit, dass sogar das Gebet völlig vernachlässigt wird, das die wichtigste Säule des Islam ist [nach dem Glauben (Iman)] und die erste Sache, die am Tag der Abrechnung (Jaumu-l-Qijama) abgerechnet wird. Obwohl heute jeder Aufruf zum Islam nur ein Schrei in der Wildnis zu sein scheint, so zeigt doch die Erfahrung, dass Bemühungen in diese Richtung nicht ganz fruchtlos sind. Die herrlichen Worte des erhabenen Prophetensallallahu ’alaihi wassallamnützen gewiss denjenigen, die eine empfängliche und untergebene Haltung haben. Mit diesem Gedanken im Blick und um dem lang gehegten Wunsch einiger meiner lieben Freunde zu entsprechen, habe ich es auf mich genommen, dieses Buch zu schreiben, welches das zweite in der Serie über das Weiterberichten (Tabligh) ist (das erste ist „Die Segen des Weiterberichtens“ – „Fasail-e-Tabligh“).

…Und es gibt für mich kein Gelingen außer durch Allah. Auf Ihn alleine vertraue ich nur und an Ihn wende ich mich.“ (Hūd 88)

Die heutigen Muslime kann man bezüglich ihres Verhaltens dem Gebet gegenüber in drei Gruppen aufteilen. Eine große Anzahl von ihnen achten gar nicht auf das Gebet. Einige verrichten ihr Gebet, aber legen keinen Wert auf die Gemeinschaft (Dschama’a). Dann gibt es noch die, die regelmäßig ihr Gebet verrichten (mit der Gemeinschaft), aber ihrem Gebet fehlt die Sorgfalt und Gründlichkeit, nach der es verlangt. Ich habe dieses Buch in drei Kapitel aufgeteilt, um den Anforderungen jeder Gruppe gerecht zu werden. In jedem Kapitel wurden die berühmten Ahadith vom Prophetensallallahu ’alaihi wassallammit ihrer einfachen Übersetzung zitiert. Die Übersetzung ist natürlich nicht wörtlich. Erklärende Anmerkungen wurden wenn nötig angefügt. Die Namen der Hadith-Bücher, denen die Ahadith entnommen wurden, wurden der Referenz wegen auch beigefügt.



Kapitel 1: Bedeutung/Wichtigkeit des Gebets

Dieses Kapitel besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil handelt von der Wichtigkeit des Gebets und der zweite Teil von Warnung und Bestrafung für diejenigen, die das Gebet vernachlässigen oder ganz weglassen.


Teil A: Die Belohnungen für das Gebet


1. Das Gebet ist eine Säule des Islam

’Abdullah ibn ’Umarradiallahu ’anhuberichtet, dass er den Prophetensallallahu ’alaihi wassallamsagen hörte: „Der Islam ist auf fünf Säulen gegründet: Als allererstes zu bezeugen, dass niemand das Recht hat angebetet zu werden außer Allahta’alaund dass Muhammadsallallahu ’alaihi wassallamSein Diener und Gesandter ist; danach das Verrichten des Gebets; das Bezahlen von Almosen (Zakah); die Durchführung der Pilgerfahrt (Hadsch) und das Fasten im Ramadan.“(Mutafaqun ’alaih)

Anmerkung: Dies sind die fünf Säulen bzw. Wurzeln des Glaubens. Der Prophetsallallahu ’alaihi wassallamhat den Islam mit einem Zelt verglichen, dass auf fünf Stützen ruht. Das Glaubensbekenntnis (Kalima) ist die zentrale Stütze und die anderen vier Säulen des Islam sind, sozusagen, die restlichen vier Stützen, eine in jeder Ecke des Zeltes. Ohne die zentrale Stütze kann das Zelt unmöglich stehen und wenn eines der Eckstützen fehlt, so wird die fehlerhafte Ecke einstürzen. Nun lasst uns selbst darüber urteilen, inwieweit wir das Zelt des Islam aufrechterhalten haben. Gibt es wirklich eine einzige Säule, die an ihrem angemessenen Platz gehalten wird?

Die fünf Säulen des Islam, die dieser Hadith beschreibt, stellen die grundlegendsten Pflichten eines Muslims dar. Obwohl ein Muslim nicht ohne sie auskommt, so nimmt doch das Gebet im Islam eine Position direkt nach dem Glauben (Iman) ein. ’Abdullah ibn Mas’udradiallahu ’anhusagt: „Einmal fragte ich den Prophetensallallahu ’alaihi wassallam, welche Tat (des Menschen) am meisten von Allahta’alageliebt wird. Der Prophetsallallahu ’alaihi wassallamantwortete: ‚Das Gebet.’ Dann fragte ich, welche Tat danach kommt (in Reihenfolge des Wertes) und der Prophetsallallahu ’alaihi wassallamantwortete: ‚Gütig sein zu den Eltern.’ Ich fragte nochmal, was dann kommt und er antwortete: ‚Anstrengung (Dschihad).’“

Mulla ’Ali Qarirahmatullah ’alaih hat diesen Hadith zitiert als Beweis für die Ansicht, dass das Gebet die wichtigste religiöse Pflicht nach dem Glauben (Iman) ist. Das wird von vielen Ahadith bestätigt, besonders dem, in dem berichtet wird, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallamsagte: „Die beste eurer Taten ist das Gebet“, der im Jami’us Saghir von fünf verschiedenen Sahaba (Thauban, Ibn ’Amr, Salama, Abu Umama, ’Ubada radiallahu ’anhum) überliefert wurde. Von Ibn Mas’ud und Anas radiallahu ’anhum wird berichtet, dass das Gebet zur richtigen Zeit die beste Tat sei. Von Ibn ´Umar radiallahu ’anhu und Umm Farwa radiallahu ’anha wird berichtet, dass das Gebet zur ersten Zeit die beste Tat sei.



2. Das Gebet löscht Sünden aus

Abu Sarrradiallahu ’anhuberichtet, dass einmal unser Prophet sallallahu ’alaihi wassallam aus seinem Haus kam. Es war Herbst und die Blätter fielen von den Bäumen. Er fasste nach dem Zweig eines Baumes und die Blätter begannen in großer Menge herab zu fallen. Er sagte: „O Abu Sarr!“ Er antwortete: „Zu deinen Diensten (Labbaik) o Prophet von Allah.“ Daraufhin bemerkte er: „Wenn ein Muslim sein Gebet verrichtet, um Allah ta’ala zu erfreuen, dann fallen seine Sünden von ihm ab, genau wie die Blätter von diesem Baum herabfallen.“(Ahmed, Targhib)

Anmerkung: Im Herbst fallen normalerweise die Blätter in großer Menge von den Bäumen, so sehr, dass an manchen Bäumen kein einziges Blatt mehr bleibt. Genauso ist die Wirkung des Gebets, das mit Aufrichtigkeit und Hingabe verrichtet wird. All die Sünden der betenden Person werden ausgelöscht. Man sollte jedoch daran denken, dass laut den islamischen Rechtsgelehrten nur die kleineren Sünden durch das Verrichten des Gebets und anderer solcher Taten vergeben werden. Die großen Sünden werden nicht ohne Reue vergeben. Wir sollten darum zusätzlich zum Verrichten des Gebets auch besonderen Wert darauf legen, zu bereuen und um Allahs Vergebung zu bitten. Allah ta’ala könnte jedoch in Seiner segensreichen Gnade selbst die großen Sünden einer Person wegen ihrem Gebet vergeben.



3. Das Gebet verursacht Vergebung von Sünden

Abu ’Uthman radiallahu ’anhu sagt: „Einmal saß ich mit Salmaan radiallahu ’anhu unter einem Baum. Er fasste einen trockenen Zweig des Baumes und schüttelte ihn, bis all seine Blätter herabfielen. Dann sagte er zu mir: ‚O Abu ’Uthman, wirst du mich nicht fragen, warum ich das tue?’ Ich antwortete: ‚Sag es mir.’ Er sagte: ‚Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam hat genau das vor mir getan, während ich mit ihm unter einem Baum saß. Er erfasste einen trockenen Zweig und schüttelte ihn bis all seine Blätterherabfielen. Daraufhin sagte er: ‚O Salmaan! Willst du mich nicht fragen, warum ich das tue?’ Ich antwortete: ‚Sag mir, warum tust du das?’ Er bemerkte: ‚Wenn ein Muslim die rituelle Waschung (Wudu) richtig macht und dann sein Gebet fünf Mal am Tag verrichtet, so fallen seine Sünden ab, genau so wie diese Blätter abgefallen sind.’ Dann rezitierte er den folgenden Vers des Koran:

„Und verrichte das Gebet an den beiden Tagesenden (mittags und nachmittags) und in den ersten Stunden der Nacht (Abend-, Nacht- und Morgengebet). Wahrlich die guten Taten tilgen die bösen. Das ist eine Ermahnung für die Nachdenklichen.“ (Hūd 114)(Ahmed, Nasa-i)

Anmerkung: Das Verhalten von Salmaan radiallahu ’anhuin obigem Hadith zeigt die große Liebe, die die Sahabaradiallahu ’anhum für den Prophetensallallahu ’alaihi wassallam hatten. Wenn ein Mensch jemanden liebt, versucht er ihn nachzuahmen, und alles genau so zu tun, wie er. Diejenigen, die den Geschmack der Liebe bekommen haben, können dies gut nachvollziehen. Deshalb pflegten die Sahaba radiallahu ’anhum nicht nur die Worte des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam zu überliefern, sondern sie pflegten auch die Handlungen genau nachzumachen, die der Propheten sallallahu ’alaihi wassallam in jenem Moment getan hat.

Es ist wirklich sehr schwierig, all die Ahadith unseres Propheten sallallahu ’alaihi wassallamzu behandeln, die von der Wichtigkeit des Gebets handeln und die Vergebung für diejenigen erklären, die auf ihre Gebete achten. Wie schon zuvor gesagt, beschränken die Theologen diese Erklärung von Vergebung nur auf kleine Sünden, aber im Text des Hadith findet sich keine solche Beschränkung. Mein gelehrter Vater nannte mir zwei Gründe dafür. Erstens steht es einem Muslim nicht wirklich an, irgendeine der großen Sünden zu begehen. Wenn er zufällig eine solcher Sünden begeht, dann kann er nicht ruhig bleiben (wegen der eigenen Furcht vor Allah ta’ala), bis er sie mit Tränen der Reue wegwäscht, indem er vor Allah ta’alaweint. Zweitens, die Person, die ihr Gebet mit Aufrichtigkeit und Sorgfalt verrichtet, bittet sehr wahrscheinlich täglich mehrmals um Allahs Vergebung. Schaut euch zum Beispiel das Bittgebet (Du’a) von der Bezeugung (Taschahhud) am Ende des Gebets selbst an:

O mein Allahtaala! Ich habe meiner Seele großes Unrecht zugefügt und niemand vergibt Sünden außer Dir allein. So vergib mir und sei barmherzigmit mir. Wahrlich, Du bist der Vergebende, der Barmherzige.

Der oben genannte Hadith spricht davon, dass die rituelle Waschung (Wudu) richtig gemacht wird. Wir sollten darum uns der Regeln der Waschung (Wudu) bewusst sein und genau nachforschen, was die Gewohnheit des Propheten (Sunna) und wünschenswert (Mustahabb) ist, und versuchen, sie alle einzuhalten. Nehmen wir zum Beispiel den Fall von Miswak. Es ist eine Gewohnheit des Propheten (Sunna) von der Waschung (Wudu), wird aber sehr oft vernachlässigt. In einem Hadith heißt es, dass das Gebet was man verrichtet, nachdem man Miswak benutzt hat, siebzig Mal besser ist als ein Gebet ohne Miswak. In einem anderen Hadith wurde das Benutzen von Miswak sehr nahe gelegt und ihm werden die folgenden Nutzen zugeschrieben:

  1. Es reinigt und versüßt den Mund und hält seinen schlechten Geruch auf.
  2. Es ist ein Auslöser für Allahs Wohlgefallen und ein Schlag gegen den Teufel.
  3. Allah ta’ala und Seine Engel (Mala-ika) lieben denjenigen, der Miswak benutzt.
  4. Es stärkt das Zahnfleisch und verbessert die Sehkraft.
  5. Es ist ein Heilmittel gegen Galle und Phlegma.
  6. Und als Krönung all dessen, ist es eineSunna, d.h. Angewohnheit unseres geliebten Propheten sallallahu ’ alaihi wassallam. ( „Munabbihat“ Ibn Hadschar)

Nicht weniger als siebzig Vorzüge von Miswak wurden von den Theologen gezählt. Man sagt, dass jemand der immer Miswak benutzt, mit dem Glaubensbekenntnis (Kalima) auf seinen Lippen stirbt. Im Gegensatz dazu hat das Einnehmen von Opium siebzig Schäden, von denen einer ist, dass man das Glaubensbekenntnis (Kalima) zur Zeit des Todes vergisst. Es gibt sehr viele Belohnungen für das richtige Durchführen der Waschung (Wudu). In einem Hadith heißt es, dass die Körperteile, die bei der Waschung (Wudu) gewaschen werden, am Tag der Abrechnung (Jaumu-l-Qijama) leuchten werden und dass der Prophetsallallahu ’alaihi wassallam durch dieses Erkennungsmerkmal seine Anhänger sofort erkennen wird.



4.a Das Gebet wäscht Sünden weg

Abu Hurairaradiallahu ’anhu berichtet, dass einmal der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam seine Sahaba fragte: „Glaubt ihr, dass Schmutz auf einer Person zurück bleiben kann, die fünf Mal am Tag in einem Fluss badet, der vor ihrer Tür fließt?“„Nein,“ antworteten die Sahaba, „kein Schmutz kann auf seinem Körper zurück bleiben.“Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallambemerkte: „Genau so ist die Wirkung vom Gebet, das fünf Mal am Tag verrichtet wird. Durch das Gebet wäscht Allah ta’ala alle Sünden weg.“(Bukhari, Muslim)

4.b Das Gebet wäscht Sünden weg

Dschaabirradiallahu ’anhu berichtet, dass er den Propheten sallallahu ’alaihi wassallamsagen hörte: „Das Gleichnis von fünf Mal täglichem Gebet ist das eines tiefen Flusses, der vor der Tür einer Person entlang fließt, die fünf Mal am Tag darin badet.“(Muslim)

Anmerkung: Fließendes Wasser ist generell frei von Schmutz und je tiefer es fließt, desto sauberer und reiner ist es. Ein Bad in solchem Wasser entfernt mit Sicherheit Schmutz vom Körper und macht ihn sauber. Das Gebet, das man mitangemessener Aufmerksamkeit für seine Grundlagen verrichtet, reinigt genau so die Seele von allen Sünden. Es gibt einige Ahadith mit derselben Bedeutung, jedoch mit leichten Variationen im Ausdruck, überliefert von verschiedenen Sahaba des Prophetensallallahu ’alaihi wassallam.

Abu Sa’id Khudri radiallahu ’anhu berichtet, dass er den Prophetensallallahu ’alaihi wassallamsagen hörte: „Jedes der fünf täglichen Gebete deckt die Sünden ab, die man seit dem vorherigen Gebet gemacht hat.“ Zur Erklärung betrachten wir den Fall eines Mannes, der in einer Fabrik arbeitet. Seine Arbeit ist so, dass sein Körper dabei mit Staub bedeckt wird. Aber es gibt fünf Flüsse mit fließendem Wasser zwischen der Fabrik und seinem Haus und wenn er von der Arbeit zurückkommt, nimmt er in jedem Fluss ein Bad. Die Wirkung von fünf Mal täglichem Gebet ist ganz genauso. Jegliche Sünde die zwischen zwei Gebete passieren, wird vergeben, weil man in jedem Gebet um Allahs Vergebung bittet und bereut.

Der Prophetsallallahu ’alaihi wassallam wollte uns mit solchen Beispielen nahe bringen, dass das Gebet die wunderbare Macht hat, die Sünden auszuwaschen. Wenn wir dennoch versagen, Allahs Barmherzigkeit in Anspruch zu nehmen, dann sind mit Sicherheit wir selbst die Verlierer.

Irren ist menschlich. Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir unzählige Taten tun, die Allah ta’ala missfallen und wir dadurch Seinen Zorn und Bestrafung verdienen. Aber seht euch an, wie barmherzig unser geliebter Allah ta’ala ist! Er hat uns voller Gnade den Weg gezeigt, Seine Barmherzigkeit und Vergebung zu verdienen. Es ist eine große Schande, wenn wir von diesem großen Gefallen keinen Gebrauch machen. Unser Allah ta’ala ist immer bemüht, uns Seine Gnade in kleinsten Dingen zu zeigen. In einem Hadith heißt es, wenn jemand ins Bett geht mit der Absicht, für das freiwillige Gebet in der Nacht (Tahadschud) aufzustehen und dann, zufällig nicht aufwacht, so bekommt er die volle Belohnung für dieses Gebet (Tahadschud), obwohl er zu dieser Zeit seinen Schlaf genossen hat. Wie grenzenlos ist die Gnade von Allah ta’ala und was für ein riesiger Verlust ist es, wenn wir von solch einem Schenker keine Segnungen erhalten.



5. Das Gebet hilft bei Schwierigkeiten

Husaifaradiallahu ’anhu sagt, wann immer der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam irgendeiner Schwierigkeit gegenüber stand, hat er sich sofort zum Gebet gewendet. (Ahmed, Abu Dawud)

Anmerkung: Das Gebet ist eine großartige Gnade von Allah ta’ala. Sich zurzeit von Sorgen zum Gebet zu wenden, bedeutet, zu Seiner Gnade zu eilen und wenn Allahs Gnade zur Hilfe kommt, dann kann keine Spur von Kummer übrig bleiben. Es gibt viele Ahadith, die diese Gewohnheit unseres Propheten sallallahu ’alaihi wassallamberichten. Genauso war es die Gewohnheit seiner Sahaba, die ihm bis ins kleinste Detail gefolgt sind. Abu Darda sagt: „Immer wenn ein starker Wind wehte, eilte der Prophetsallallahu ’alaihi wassallam sofort zur Moschee und kam nicht heraus, bevor der Wind sich gelegt hatte.“ Genauso zur Zeit einer Sonnen- oder Mondfinsternis begann der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sofort damit, das Gebet zu verrichten. Suhaib radiallahu ’anhu wurde vom Prophetensallallahu ’alaihi wassallam darüber informiert, dass alle früheren Propheten (Ambia) (Friede sei mit ihnen) von Allah ta’ala sich auch in allen Schwierigkeiten zum Gebet wendeten.

Ibn ’Abbaas radiallahu ’anhu befand sich einmal auf einer Reise, als er die Nachricht vom Tod seines Bruders Quthum erhielt. Er stieg am Straßenrand von seinem Kamel ab, betete zwei Rak’a Gebet und machte für lange Zeit ein Bittgebet (Du’a) bei der Bezeugung (Taschahhud). Nach dem Beenden seines Gebets stieg er wieder auf sein Kamel auf und rezitierte dabei folgenden Vers des Korans:

„Und sucht Hilfe durch Geduld und Gebet; dies ist wahrlich schwer, außer für Demütige.“ (Al-Baqara 45)

Es gibt noch eine weitere Geschichte von ihm. Als er vom Tod einer der Ehefrauen vom Prophetensallallahu ’alaihi wassallam erfuhr, fiel er in die Niederwerfung (Sadschda). Als ihn jemand nach dem Grund dafür fragte, sagte er: „Unser geliebter Prophet sallallahu ’alaihi wassallam hat uns empfohlen, eine Niederwerfung (Sadschda) im Gebet zu machen, wann immer ein Unglück über uns hereinbricht. Welches Unglück kann größer sein als der Tod einer der Ummu-l-Mu`minin (Mütter der Gläubigen)?“

Als ’Ubada radiallahu ’anhu dabei war, seinen letzten Atemzug zu tun, sagte er zu den Leuten um ihn herum: „Ich verbiete euch allen, über mich zu weinen. Wenn meine Seele weggeht, dann bitte ich jeden, eine perfekte rituelle Waschung (Wudu) zu machen und zur Moschee zu gehen und um meine Vergebung zu bitten, denn unser Gnädiger Allah ta’ala hat uns befohlen „Sucht Hilfe in der Standfestigkeit und im Gebet“. Danach legt mich in mein Grab.“

Eines Tages wurde der Ehemann von Umm Kulthum, Abdur Rahman radiallahu ’anhu  so krank, dass er ohnmächtig war, und es sah ganz danach aus, dass er schon gestorben war. Umm Kulthum radiallahu ’anha stand auf und beabsichtigte ihr Gebet zu beginnen. Als sie mit dem Gebet fertig war, war ihr Ehemann bereits wieder zu sich gekommen. Er fragte die Leute um sich herum: „Bin ich gerade Tod gewesen?“ Sie bejahten. Daraufhin erzählte er, dass zwei Engel ihn zu Allah ta’ala mitnehmen wollten, als ein dritter Engel kam und sprach: „Lasst ihn frei, denn er gehört zu den Leuten, in dessen Schicksal das Glück schon geschrieben war, als er noch im Mutterleib war und seine Kinder sollen noch eine Weile von ihm profitieren. Nach diesem Vorfall blieb er noch einen Monat am Leben und verstarb dann. (Durr-e-Manthur)

Nadr rahmatullah ’alaih berichtet: „Einmal wurde es tagsüber sehr dunkel in Madina. Ich ging schnell zu Anas radiallahu ’anhu um zu fragen, ob er jemals während der Lebenszeit unseres Propheten sallallahu ’alaihi wassallam ein ähnliches Ereignis erlebt hatte. Er sagte zu mir. ‚Ma’asAllah! (Allah schütze uns!) Während jener gesegneten Tage, immer wenn ein starker Wind wehte, eilten wir zur Moschee, aus Furcht davor, dass es der Anbruch des Tages der Abrechnung (Jaumu-l-Qijama) sei.’“

’Abdullah ibn Salaamradiallahu ’anhu berichtet, immer wenn die Familienmitglieder vom Propheten sallallahu ’alaihi wassallam auf irgendeine Weise in Not waren, dann empfahl ihnen der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam Gebet zu verrichten und rezitierte den folgenden Vers vom Koran:

„Und fordere die Deinen zum Gebet auf und sei (selbst) darin ausdauernd. Wir verlangen keinen Unterhalt von dir; Wir selbst sorgen für dich. Und der Ausgang ist durch Gottesfurcht vorgegeben.“ (Tā Hā 132)

In einem Hadith heißt es, wenn jemand ein Bedürfnis hat, egal ob es mit diesem Leben oder mit dem Nächsten (Akhira) zu tun hat, oder ob es Allah ta’ala oder ein menschliches Wesen betrifft, dann sollte er eine perfekte Waschung (Wudu) machen, zwei Rak’a Gebet verrichten, Allah ta´ala lobpreisen, dann um Segen für Muhammadsallallahu ’alaihi wassallam bitten und dann das folgende Bittgebet (Du’a) machen:

La ilaha illAllahul halimul karim subhan-Allahi rabbil-arschil-asim alhamdulillahi rabbil alamin as´aluka mudschibati rahmatika wa asa´ima maghfiratika wal ghanimata min kulli birrin wassalamata min kulli ismin la tada´li sanban illa ghafartah wa la hadschatan hia laka ridhan illa qadaitaha ja arhamar rahimin

Es gibt keinen Gott außer Allah, dem Milden, Freigiebigen. Gerühmt sei Allah, der Herr des gewaltigen Thrones. Lobpreis sei Allah, dem Herrn der Welten. Ich suche alle Wege, Deine Barmherzigkeit und Vergebung zu erlangen, die Bereicherung durch jede gute Tat und Rettung vor jeder Sünde. Lass keine Sünde unvergeben, keine Sorge unbeseitigt und kein Bedürfnis unerfüllt, das Deinem Wohlgefallen entspricht, o Barmherzigster der Barmherzigen.“

Wahb ibn Munabbih schreibt: „Lasst eure Bedürfnisse von Allah ta´ala erfüllen durch das Gebet. Wenn in den guten alten Zeiten die Leute ein Unglück traf, so eilten sie sofort zum Gebet.“

Es wird gesagt, dass es in Kufa einen Träger gab, der Geld und Waren gegen Bezahlung von einem Ort zum Anderen tranzportierte, der sehr bekannt war für seine Ehrlichkeit. Die Leute vertrauten ihm ihre Wertsachen und ihr Geld an, die er von einem Ort zum anderen trug. Einmal war er auf seiner üblichen Route, als er unterwegs einen Mann traf, der ihn nach seinem Ziel fragte. Als ihm der Träger die gewünschte Information gab, sagte der Mann: „Ich muss auch in die gleiche Richtung. Wenn ich laufen könnte, hätte ich dich zu Fuß begleitet. Würdest du mich gütigst für eine Goldmünze auf deinem Maultier mitnehmen?“ Der Träger stimmte zu und ließ den Mann zusammen mit ihm auf sein Maultier aufsitzen.

Sie kamen an eine Wegkreuzung und der Mann fragte: „Nun, welchen Weg würdest du nehmen?“ „Natürlich die Hauptstraße,“ antwortete der Träger. Der Mann sagte: „Nein, Bruder. Wir sollten die andere Straße nehmen, die ist nämlich eine Abkürzung und es gibt unterwegs reichlich Gras, so dass du dein Tier füttern kannst.“ Der Träger sagte: „Ich habe diesen Weg noch nie genommen.“ Der Mann bemerkte: „Aber ich bin aufdieser Straße schon ziemlich oft gereist.“ Der Träger glaubte ihm und lenkte das Tier auf diesen Weg.

Nach einiger Entfernung endete der Weg in einem Furcht erregenden Wald, wo eine große Anzahl Leichen herum lag. Plötzlich sprang der Mann vom Maultier herunter und zog seinen Dolch mit der Absicht, den Träger zu töten. „Halt!“ schrie der Träger, „Nimm das Tier und seine Ladung, aber töte mich nicht!“ Der Mann weigerte sich auf seine Bitte zu hören und schwor, dass er zuerst den Träger umbringen und dann das Tier und die Ladung an sich nehmen würde.

Als er sah, dass sein Flehen auf taube Ohren traf und dass sein grausames Herz nicht weich werden würde, sagte der Träger zu ihm: „Na gut, wenn du mich töten musst, dann gewähre es mir, nur zwei Rak’a Gebet zu machen.“ Der Mann stimmte zu und bemerkte: „Wie du willst. All die Toten, die du hier siehst, haben mich um das gleiche gebeten, aber ihr Gebet hat ihnen nicht geholfen.“ Der Träger begann das Gebet, aber er konnte sich, trotz aller Bemühungen, an keine Sure erinnern, die er nach der SureAl-Fātiha lesen könnte. Inzwischen wurde der Mann ungeduldig und drängte ihn dazu, sich mit seinem Gebet zu beeilen.

Plötzlich fiel ihm der folgende Vers ein:

„Wer antwortet denn dem Bedrängten, wenn er Ihn anruft, und nimmt das Übel hinweg…“ (An-Naml 62)

Der Träger rezitierte diesen Vers und Tränen traten in seine Augen, als plötzlich ein Reitersmann erschien. Er trug einen glänzenden Helm und hielt einen Speer in seiner Hand. Er durchstach den Körper des gnadenlosen Räubers mit seinem Speer und tötete ihn auf der Stelle. Eine Flamme stieg auf von der Stelle, wo die Leiche nieder fiel.

Der Träger fiel in Niederwerfung (Sadschda) und dankte Allah ta’ala. Nachdem er sein Gebet beendet hatte, rannte er auf den Reitersmann zu und bat ihn, zu sagen wer er sei. Er antwortete: „Ich bin ein Sklave des Verses:

Wer antwortet denn dem Bedrängten, wenn er Ihn anruft, und nimmt das Übel hinweg…“ (An-Naml 62). Du bist jetzt sicher und kannst gehen, wohin du magst.“ Mit diesen Worten ritt er davon und verschwand.

Wirklich, das Gebet ist eine großartige Einrichtung. Neben dem Erfreuen von Allah ta’ala schützt es uns oft vor den Unglücken dieses Lebens und versorgt uns mit Seelenfrieden. Ibn Sirin schreibt: „Wenn mir erlaubt würde, zwischen Paradies (Dschanna) und ein Gebet von zwei Rak’a zu wählen, so würde ich das Gebet bevorzugen. Der Grund dafür ist klar: Das Paradies (Dschanna) ist zu meiner eigenen Freude, während das Gebet für den Wohlgefallen meines geliebten Allah ta’ala ist.“

Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam hat gesagt: „Beneidenswert ist die Sache desjenigen Muslim, der die geringste Last hat, dessen größtes Vermögen (seine größte Freude) das Gebet ist, der sein ganzes Leben lang zufrieden bleibt mit bescheidener Versorgung, der seinen Allah ta’ala auf pflichtbewusste Weise anbetet, der unbekannt lebt und der einen frühen Tod stirbt, wobei er wenig Vermächtnis und sehr wenige hinterlässt, die ihn betrauern.“ In einem anderen Hadith wird berichtet, dass unser Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte: „Verrichtet euer Gebet recht häufig in euren Häusern, damit diese gesegnet werden mit Allahs Gnade und Barmherzigkeit.“



6. Das Gebet ist ein Mittel zur Vergebung von Sünden

Abu Muslim rahmatullah ’alaih berichtet: „Ich ging um Abu Umama radiallahu ’anhu zu besuchen, als er in der Moschee war. Ich fragte ihn, ob er wirklich den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam sagen gehört hat: ‚Wenn jemand die rituelle Waschung (Wudu) auf die richtige Weise macht und dann sein Pflichtgebet verrichtet, so vergibt ihm Allah ta’ala all die Sünden, die er an diesem Tag mit seinen Füßen gemacht hat, mit denen er zum Schlechten hin ging; mit seinen Händen, mit denen er Schlechtes tat; mit seinen Ohren, mit denen er Schlechtem zuhörte; mit seinen Augen, mit denen er Schlechtes anschaute und mit seinem Herzen, mit dem er Schlechtes dachte.’ Er antwortete: ‚Bei Allah ta’ala, ich habe diese Worte von unserem Propheten sallallahu ’alaihi wassallam wieder und wieder gehört.’“(Ahmed, Targhib)

Anmerkung: Viele der Sahaba haben diesen Hadith mit leichten Variationen berichtet. Manchmal erlaubt Allah ta’ala den Menschen sogar, zu sehen, wie diese Sünden weg gewaschen werden. Es wird von Imam Abu Hanifa rahmatullah ’alaih gesagt, dass er von dem Wasser, das an den Körperteilen von dem herab lief, der die Waschung (Wudu) machte, sagen konnte, welche Sünden damit abgewaschen worden waren. In einer Überlieferung von ’Uthman radiallahu ’anhu wird berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam davor gewarnt hat, mit der falschen Einstellung Sünden zu begehen, in der Hoffnung, dass sie durch das Gebetvergeben werden. Wir haben wirklich keinen Grund, uns deswegen so zu verhalten. Wie ist denn schließlich die Qualität des Gebets, das wir verrichten? Wenn Allah ta’ala unser Gebet überhaupt annimmt, dann ist das Seine ganz besondere Gunst und Gnade. Und es ist die Höhe der Undankbarkeit, Allah ta’ala nicht zu gehorchen, nur weil Er Milde, Barmherzig und Vergebend ist.

Es ist wie das Beispiel eines Vaters, dessen Kinder etwas falsch gemacht haben und der dann sagt: „Ich verzeihe euch.“ Die ungezogenen Kinder werden dadurch ermutig ihrem Vater absichtlich ungehorsam zu sein.



7. Das Gebet verursacht frühen Eintritt ins Paradies (Dschanna)

Abu Huraira radiallahu ’anhu berichtet: „Zwei Männer von einem Stamm kamen zum Propheten sallallahu ’alaihi wassallam und nahmen zur gleichen Zeit den Islam an. Einer von ihnen wurde in einem Kampf Märtyrer und der andere starb ein Jahr später. Talha ibn ’Ubaidullah sagt: „Ich habe in einem Traum gesehen, dass derjenige, der später gestorben war, vor dem Märtyrer ins Paradies (Dschanna) eintreten durfte. Dies überraschte mich. Da die Stufe des Märtyrers so hoch ist, hätte er eigentlich zuerst ins Paradies gehen müssen.“ Ich erinnere mich nicht, ob er es war oder jemand anderes, der diesen Traum erzählte. Der Prophetsallallahu ’alaihi wassallam bemerkte daraufhin: ‚Siehst du nicht, die guten Taten von demjenigen, der ein Jahr später gestorben ist. Hat er nicht einen zusätzlichen Monat Ramadan gefastet, und hat er nicht mehr als sechstausend Rak’a Gebet verrichtet während dem Jahr, das er nach dem Märtyrer  lebte?’“ (Ahmed, Ibn Madscha)

Anmerkung: Wenn man für jeden Monat des Jahres 29 Tage rechnet und nur die 20 Rak’a von Pflicht (Fard) und Witr zählt, so macht das im Jahr 6.960 Rak’a. Wenn man dazu noch für die Monate mit 30 Tagen die 20 Pflicht-Rak’a und alle Sunna– und freiwilligen Gebete (Nafl) dazu zählt, braucht man gar nicht mehr nach der Belohnung zu fragen.

Im Hadith-Buch von Ibn Madscha wird dies noch ausführlicher erklärt. Und zwar so: Talha radiallahu ’anhu, der den oben erzählten Traum hatte, persönlich erzählt: „Von einem Stamm sind zwei Personen zum Propheten sallallahu ’alaihi wassallam gekommen und gleichzeitig Muslim geworden. Einer von ihnen war sehr eifrig und mutig. In einem Kampf wurde er zum Märtyrer. Der andere von den beiden starb ein Jahr später. Er sagt: „In meinem Traum habe ich gesehen, dass ich vor dem Tor vom Paradies (Dschanna) stehe und diese zwei Personen waren auch da. Von drinnen ist jemand gekommen und hat den, der ein Jahr später gestorben war die Erlaubnis zum Eintritt gegeben. Der Märtyrer blieb draußen. Danach kam noch jemand von drinnen und hat dann auch dem Märtyrer erlaubt, hinein zu gehen und zu mir gesagt: „Deine Zeit ist noch nicht gekommen. Du sollst zurückkehren.“ Als ich am Morgen allen meinen Traum erzählt hatte, staunten alle: „Der Märtyrer sollte doch eigentlich zuerst die Erlaubnis bekommen. Wieso hat er sie denn später bekommen?“. Als ich diesen Traum zum Propheten sallallahu ’alaihi wassallam erklärt habe, sagte er: „Worüber soll man da staunen?“. Die Sahaba sagten: „O Prophet sallallahu ’alaihi wassallam, er ist Märtyrer geworden und war auch eifrig und mutig, aber der andere ist eher ins Paradies (Dschanna) gegangen!“ Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam fragte: „Hat der andere nicht ein Jahr länger Gottesdienst (’Ibada) gemacht?“ Darauf sagten die Sahaba: „Ohne Zweifel, so war es.“ Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam fragte: „Hat er nicht einen Monat Ramadan mehr gefastet?“ Und die Sahaba sagten: „Ohne Zweifel, das ist so.“ Dann fragte der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam: „Und hat er nicht in dem einen Jahr lang gemachten Gebete so viel mehr Niederwerfung (Sadschda) gemacht?“ Die Sahaba sagten: „Ohne Zweifel, das hat er gemacht.“ Als die Sahaba dies sagten, antwortete der Prophetsallallahu ’alaihi wassallam: „Wenn das so ist, dann ist der Unterschied zwischen den Beiden wie zwischen Erde und Himmel.“ Ähnliche Begebenheiten sind vielen anderen Leuten auch passiert.

Im Hadith-Buch von Abu Dawud wird eine ähnliche Sache berichtet, die zwei Sahabaradiallahu ’anhumpassierte, mit einem Unterschied von acht Tagen. Einer starb eine Woche später und ist trotzdem vorher ins Paradies (Dschanna) gegangen. Und wahrlich, wir verstehen nicht, was für eine wertvolle Anbetung (’Ibada) das Gebet ist. Daran, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte, dass das Gebet die Kühle seiner Augen ist, erkennt man, dass ohne Zweifel etwas Wichtiges daran ist. Das, dass Gebet die Kühle der Augen vom Propheten sallallahu ’alaihi wassallam ist, zeigt, dass es keine einfache Sache, sondern der Beweis für eine tiefe Liebe ist.

In einem Hadith wird berichtet: „Es waren einmal zwei Brüder. Einer von ihnen ist gestorben und der andere vierzig Tage später. Weil der zuerst Gestorbene sehr rechtschaffen war, haben die Sahaba ihn sehr gelobt und unser Prophet sallallahu ’alaihi wassallam fragte: „War der andere Bruder nicht Muslim?“ Die Sahabaradiallahu ’anhum sagten: „Ohne Zweifel war er Muslim, aber auf einer niedrigeren Stufe (nicht so rechtschaffen wie sein Bruder).“ Darauf sagte der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam: „Wisst ihr wie diese vierzig Tage Gebete ihn erhöht haben? Das Gebet ist so wie ein tiefer Fluss mit süßem Wasser, der vor der Tür entlang fließt. Wenn sich jemand fünf Mal am Tag darin wäscht, bleibt dann an ihm Schmutz zurück?“ Als er dies gesagt hatte, wiederholte er nochmals: „Wisst ihr welche hohe Stufe ihm sein gemachtes Gebet gebracht hat?“ (Malik, Ahmed, Nasa-i, Ibn Khusaima)



8. Das Gebet ist ein Erlöser

Ibn Mas’ud radiallahu ’anhu berichtet, dass er den Prophetensallallahu ’alaihi wassallam sagen hörte: „Wenn die Gebetszeit beginnt, ruft ein Engel aus: „Steht auf, o Kinder von Adam! Und löscht das Feuer aus, dass ihr (durch Begehen von Sünden) angezündet habt, um euch selbst zu verbrennen!“ Also stehen die (frommen) Menschen auf, machen ihre Waschung (Wudu) und verrichten ihr Mittagsgebet (Suhr). Das verursacht die Vergebung ihrer Sünden, (die sie seit Tagesanbruch begangen haben). Das gleiche wiederholt sich beim Nachmittags- (’Asr), Abend- (Maghrib) und Nachtgebet (’Ischa). (Zu jedem Gebet wiederholt sich das ganze). Nach dem Nachtgebet (’Ischa) gehen die Menschen zu Bett, aber es gibt einige, die sich mit Gutem beschäftigen (Gebet, Gedenken an Allah usw.), während sich einige andere mit bösen Taten (Ehebruch, Diebstahl usw.) beschäftigen.“ (Tabranie, Targhib)

Anmerkung: In den Hadith-Büchern kommt dieses Thema sehr oft vor, nämlich dass Allah aus Seiner Güte heraus den Menschen durch das Gebet Sünden vergibt. In einem wie oben beschriebenen Gebet ist das Bitten um Vergebung (Istighfar) sowieso enthalten, so dass kleine und auch große Sünden vergeben werden. Natürlich unter der Bedingung, dass man im Herzen die Sünden wirklich bereut. Wie wir schon bei dem dritten Hadith gesehen haben, sagt Allah:

„Und verrichte das Gebet an den beiden Tagesenden (mittags und nachmittags) und in den ersten Stunden der Nacht (Abend, Nacht- und Morgengebet). Wahrlich, die guten Taten tilgen die bösen. Das ist eine Ermahnung für die Nachdenklichen.“ (Hūd 114)

Salmaan radiallahu ’anhu sagt: „Nach dem Nachtgebet (’Ischa) werden die Menschen in drei Gruppen geteilt. Es gibt einige, für die ist die Nacht eine Quelle von Gnade und Gewinn. Das sind diejenigen, die sie mit Anbetung von Allah ta’ala verbringen, während andere Leute schlafen. Für sie bringt die Nacht großartige Belohnung von ihrem Allah ta’ala. Es gibt andere, die ihre Nacht in eine Last und einen Fluch für sich selbst verwandeln, denn sie ergehen sich in verschiedensten dunklen Taten (Sünden) in der tiefsten Nacht. Für sie bringt die Nacht Flüche und Elend. Dann gibt es noch eine dritte Gruppe der Menschen, die direkt nach dem Nachtgebet (’Ischa) ins Bett gehen. Sie gewinnen weder, noch verlieren sie.“



9. Allahs Abkommen mit denen, die es mit dem Gebet genau nehmen

Abu Qataada ibn Rib’i radiallahu ’anhu sagt, dass er den Prophetensallallahu ’alaihi wassallam sagen hörte: „Allah ta’ala hat gesagt: ‚Ich habe deiner Gemeinde (Umma) fünf Mal tägliches Gebet auferlegt. Ich habe mit Mir Selbst ein Abkommen getroffen, wer immer regelmäßig sein Gebet zu seiner festen Zeit verrichtet, für den nehme ich Verantwortung, ihn ins Paradies (Dschanna) reinzunehmen. Diejenigen, die nicht auf ihr Gebet achten, für die habe ich keine Verantwortung.’“(Durr-e-Manthur, Abu Dawud)

Anmerkung: In einem anderen Hadith heißt es, dass Allah ta’ala fünf Mal täglich das Gebet zur Pflicht gemacht hat und wer immer auf sein Gebet achtet, indem er die Waschung (Wudu) richtig macht und indem er das Gebet zu seinen festgelegten Zeiten verrichtet mit Aufrichtigkeit und Hingabe, dem wird von Allah ta’ala der Eintritt ins Paradies (Dschanna) garantiert. Und wer nicht auf sein Gebet achtet, für den gibt es keine solche Garantie; es mag ihm vergeben werden oder auch nicht. Das Gebet hat tatsächlich einen gewaltigen Wert. Es bietet uns die Möglichkeit, Allahs Garantie für das Paradies (Dschanna) zu bekommen. Wenn eine ehrbare Person von finanziellem Stand oder mit Einfluss und Macht uns eine Garantie gibt oder sich dafür verbürgt, irgendeins unserer Bedürfnisse in diesem weltlichen Leben zu erfüllen, dann sind wird ziemlich zufrieden und froh und sehen es als unsere Pflicht an, ihm verbunden und ergeben zu bleiben. Hier gibt uns Allah ta’ala, der Absolute Herrscher von beiden Welten, eine Garantie und verbürgt Sich für den wahren Erfolg nach dem Tod, als Gegenleistung für fünf Mal tägliches Gebet. Welches keiner großen Anstrengung unsererseitsbedarf. Wenn wir selbst dann die Gelegenheit immer noch nicht nutzen, dann werden wir niemandem außer uns selbst die Schuld geben können für das schreckliche Schicksal, das uns erwartet.



10. Der Wert von zwei Rak’a Gebet

Ibn Salmaan sagt, dass er hörte, wie einer der Sahaba unseres Propheten sallallahu ’alaihi wassallam berichtete: „Als wir den Kampf von Khaibar gewonnen hatten, brachten die Leute ihre Kriegsbeute heraus, darunter waren verschiedene Dinge und Gefangene. Wir begannen zu kaufen und verkaufen (jede Person kaufte die Dinge die er benötigte, und die, die er nicht gebrauchen konnte, verkaufte er). Ein Sahaba kam zum Propheten sallallahu ’alaihi wassallam und sagte: „O Prophet von Allahsallallahu ’alaihi wassallam, niemand hat heute so viel Gewinn gemacht, wie ich im heutigen Handel erlangt habe.“„Wie viel hast du denn verdient?“, fragte der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam erstaunt. Er antwortete: „Ich habe immer weiter gekauft und verkauft, bis ich einen Nettogewinn von dreihundert Uqija Silber hatte.“ Der Prophetsallallahu ’alaihi wassallamsagte: „Soll ich dich über etwas informieren, welches einen besseren Gewinn hat?“ Er riefaus: „Sag es mir, o Prophet von Allah ta’ala!“ Der Prophetsallallahu ’alaihi wassallam bemerkte: „Zwei Rak’a freiwilliges Gebet nach dem Pflichtgebet.“(Abu Dawud)

Anmerkung: Dreihundert Uqija Silber entsprechen etwa 36,5 Kilo. Laut dem Propheten sallallahu ’alaihi wassallam steht der vergängliche Gewinn der Welt in keinem Vergleich zu dem ewigwährenden Gewinn des Jenseits (Akhira). Unser Leben wird erfreulich und lebenswert sein, wenn wir unseren Glauben (Iman) auf solch einen Standard entwickeln, dass zwei Rak’a Gebet in unseren Augen mehr wert sind als die ganzen Reichtümer dieser Welt. Das Gebet ist wirklich ein großartiger Schatz und das ist der Grund, warum der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam es „die Kühle seiner Augen“ genannt und bis zu seinem letzten Atemzug zu seiner Einhaltung aufgerufenhat. Umm Salama radiallahu ’anha berichtet, dass die letzten Worte von Muhammadsallallahu ’alaihi wassallam, die er kaum äußern konnte, über dasAchten aufs Gebet und Güte zu den Sklaven waren. Es gibt auch einen ähnlichen Hadith, der von ’Ali radiallahu ’anhu berichtet wurde.

Der Prophetsallallahu ’alaihi wassallam schickte einmal eine Armee zu einer Schlacht nach Nadschd. Sie kehrten sehr bald siegreich und mit ansehnlicher Beute zurück. Als der Prophetsallallahu ’alaihi wassallam sah, wie die Leute sie beneideten und über ihre schnelle und profitable Rückkehr staunten, da sagte er zu ihnen: „Soll ich euch über eine Gruppe von Menschen informieren, die viel mehr in viel kürzerer Zeit verdienen? Sie sind diejenigen, die ihr Morgengebet (Fadschr) mit der Gemeinschaft (Dschama’a) verrichten und nach dem Gebet sitzen bleiben bis kurz nach Sonnenaufgang und dann zwei Rak’a Gebet verrichten.“

Laut Schaqiq Balkhi, einem sehr berühmten Schaikh, kann man fünf Dinge auf fünf Wegen erreichen: Segen in seinem Lebensunterhalt (Risq) durch zwölf Rak’a freiwilliges Gebet von Duha am Vormittag; ein Licht im Grab durch das freiwillige Gebet in der Nacht (Tahadschud), eine sehr befriedigende Antwort auf die Fragen von Munkar und Nakir durch die Rezitation des Koran; ein leichtes Überqueren der Brücke von Sirat über der Hölle (Dschahannam) durch Fasten und Almosen; und Platz unter dem Schatten von Allahs Thron am Tag der Abrechnung (Jaumu-l-Qijama) durch das sich Zurückziehen (d.h. Gedenken an Allah – Sikr).



11. Vierzig kurze Ahadith über die Vorzüge des Gebets

Esgibt so viele Aussagen des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam, die zum Verrichten des Gebets aufrufen und seine Vorzüge erklären, dass es sehr schwierig ist, alle von ihnen in diesem kleinen Buch zu behandeln. Einige Zitate werden jedoch folgend wiedergegeben:

  1. Das Gebet war die erste und oberste Tat, die Allah ta’ala befohlen hat, und es wird die erste und oberste Sache sein, über die am Tag der Abrechnung (Jaumu-l-Qijama) Rechenschaft abgelegt wird.
  2. Fürchtet Allah ta’ala bezüglich des Gebets! Fürchtet Allah ta’ala bezüglich des Gebets! Fürchtet Allah ta’ala bezüglich des Gebets!
  3. Das Gebet stellt eine Trennung dar zwischen dem Menschen und andere Dinge Allah ta’ala beizugesellen (Schirk).
  4. Das Gebet ist das Erkennungsmerkmal des Islam. Jemand der sein Gebet zur festgelegten Zeit mit Aufrichtigkeit und Hingabe verrichtet, und dabei all seine Regeln einhält, einschließlich der bevorzugten Handlungen, ist gewiss ein Gläubiger (Mu´min).
  5. Von allen Dingen die Allah ta’ala befohlen hat, sind der Glaube (Iman) und das Gebet die am meisten geschätzten. Gäbe es irgendeine andere Tat die besser als das Gebet wäre, so hätte Allah ta’ala diese für Seine Engel bestimmt. Einige von ihnen sind ständig in Verbeugung (Ruku’) und andere in Niederwerfung (Sadschda).
  6. Das Gebet ist die Säule des Islam.
  7. Das Gebet entwürdigt den Teufel (Schaitan).
  8. Das Gebet ist das Licht eines Gläubigen (Mu´min).
  9. Das Gebet ist die beste Anstrengung (Dschihad).
  10. Allah ta’ala widmet Seine volle Aufmerksamkeit einer Person, solange dieser mit voller Aufmerksamkeit im Gebet ist. Wendet die Person ihre Aufmerksamkeit ab, so wendet Allah ta’ala seine Aufmerksamkeit auch ab.
  11. Wenn uns ein Unglück vom Himmel befällt, dann bleiben Leute, die häufig zur Moschee gehen, verschont und geschützt.
  12. Wenn einen Muslim seine großen Sünden in die Hölle (Dschahannam) bringen, dann wird das Feuer nicht die Stellen seines Körpers verbrennen, die den Boden berührt haben, während er sich in seinem Gebet nieder warf.
  13. Dem Feuer wurde verboten die Stellen des Körpers zu berühren, die den Boden während der Niederwerfung (Sadschda) berühren.
  14. Von allen Gewohnheiten ist das Gebet, das zur festgelegten Zeit verrichtet wird, am Meisten geliebt von Allah ta’ala.
  15. Allah ta’ala mag eine Person am Meisten, wenn er sich nieder wirft und dabei seine Stirn in Demut auf den Boden presst.
  16. Eine Person in Niederwerfung (Sadschda) ist Allah ta’ala am nahesten.
  17. Das Gebet ist ein Schlüssel zum Paradies (Dschanna).
  18. Wenn jemand im Gebet steht, dann werden die Tore vom Paradies (Dschanna) geöffnet und alle Vorhänge zwischen ihm und Allah ta’ala werden aufgehoben (vorausgesetzt er verdirbt sein Gebet nicht durch Husten usw.)
  19. Eine Person im Gebet klopft sozusagen an das Tor des Königs aller Königeund das Tor wird immer geöffnet für den, der klopft.
  20. Die Stellung vom Gebet im Islam ist die des Kopfes auf einem Körper.
  21. Das Gebet ist das Licht des Herzens. So sollen diejenigen, die es wünschen, ihre Herzen erleuchten (durch das Gebet).
  22. Wenn jemand wünscht, dass Allah ta’ala seine Sünden vergibt, so soll er seine Waschung (Wudu) richtig machen, mit Hingabe zwei oder vier Rak’a Pflicht- (Fard) oder freiwilliges Gebet (Nafl) verrichten und dann Bittgebet (Du’a) zu Allah machen. Allah ta’ala wird ihm vergeben.
  23. Jeder Teil der Erde, auf dem Allah im Gebet gedacht wird, ist stolz über den Rest der Erde.
  24. Allah ta’ala akzeptiert die Bittgebete (Du’a) dessen, der Bittgebet (Du’a) zu Ihm macht, nachdem er zwei Rak’a Gebet verrichtet hat. Allah ta’alagewährt ihm, wofür er bittet, manchmal sofort und manchmal (in seinem eigenen Interesse) erst später.
  25. Jemand, der in Abgeschiedenheit zwei Rak’a Gebet verrichtet, wo ihn niemand außer Allah ta’ala und Seine Engel sehen, erhält einen Erlass über Freiheit vor dem Feuer der Hölle (Dschahannam).
  26. Jedem wird von Allah ta’ala ein Bittgebet (Du’a) gewährt, nach jedem Pflichtgebet das er verrichtet hat.
  27. Das Feuer der Hölle (Dschahannam) ist verboten und das Paradies (Dschanna) wird fällig für jemanden, der seine Waschung (Wudu) richtig macht und sein Gebet bewusst verrichtet, seinen Regeln entsprechend.
  28. Der Teufel (Schaitan) fürchtet sich so lange vor einem Muslim, so lange er auf sein Gebet achtet. Aber kaum vernachlässigt er es, dass der Teufel (Schaitan) ihn in den Griff bekommt und darauf zielt, ihn irre zu führen.
  29. Das Gebet zu seiner frühen Zeit ist die ausgezeichnetste Angewohnheit.
  30. Das Gebet ist das Opfer der Rechtschaffenen.
  31. Das Gebet zu seiner frühen Zeit ist eine Gewohnheit die Allah ta’ala sehr liebt.
  32. In der Dämmerung gehen einige Menschen zur Moschee und einige zum Markt. Diejenigen die zur Moschee gehen, sind die Fahnenträger des Glaubens (Iman) und diejenigen die zum Markt gehen, sind die Fahnenträger vom Teufel (Schaitan).
  33. Die vier Rak’a vor dem Mittagsgebet (Suhr) bringen die gleiche Belohnung wie die vier Rak’a vom freiwilligen Gebet in der Nacht (Tahadschud).
  34. Die vier Rak’a vor dem Mittagsgebet (Suhr) zählen genauso (bei der Belohnung) wie die vier Rak’a vom freiwilligen Gebet in der Nacht (Tahadschud).
  35. Der Segen von Allah ta’ala steig herab auf jemanden, der im Gebet steht.
  36. Das Gebet in tiefster Nacht ist am Meisten geschätzt, aber es gibt nur sehr wenige, die es verrichten.
  37. Der Engel Dschibrail (Gabriel) ’alaihis salaam kam zu mir und sagte: „O Muhammadsallallahu ’alaihi wassallam! Egal wie lang du lebst, eines Tages musst du sterben; und wen auch immer du liebst, eines Tages musst du dich von ihm trennen. Gewiss, du wirst die Vergeltung erhalten für alles (gut oder böse), was du tust. Ohne Zweifel, die Ehre für einen Gläubigen (Mu´min) liegt im freiwilligen Gebet in der Nacht (Tahadschud) und seine Würde liegt in der Genügsamkeit undEinschränkung.“
  38. Zwei Rak’a in den späten Stunden der Nacht sind wertvoller als all die Reichtümer dieser Welt. Würde ich nicht befürchten, meinen Anhängern Mühsal aufzuerlegen, hätte ich sie zur Pflicht gemacht.
  39. Setzt das Verrichten vom freiwilligen Gebet in der Nacht (Tahadschud) fort, denn das ist der Weg der Rechtschaffenen und ein Mittel zur Nähe von Allah ta’ala. Das freiwillige Gebet in der Nacht (Tahadschud) hält einen fern von Sünden, verursacht die Vergebung von Sünden und verbessert die körperliche Gesundheit.
  40. Allah ta’ala sagt: „O Sohn von Adam! Sei nicht faul beim Verrichten von vier Rak’a im frühen Teil des Tages (Vormittag), denn dann werde Ich für deine Bedürfnisse ausreichen.“

Die Ahadith-Bücher sind voll von Aussagen über die Vorzüge des Gebetsund gebieten es allen Muslimen, es zu verrichten. Die vierzig kurzen Ahadith oben kann man auswendig lernen und so die Belohnung dafür verdienen, vierzig Ahadith auswendig zu wissen. Tatsächlich ist das Gebet wirklich ein riesiger Schatz, aber dies begreifen nur diejenigen, die seinen Geschmack gekostet haben. Darum pflegte der Prophetsallallahu ’alaihi wassallam es die Kühle seiner Augen zu nennen und verbrachte den größten Teil der Nacht im Gebet stehend vor Allah ta’ala. Aus demselben Grund hat unser geliebter Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sogar noch auf seinem Sterbebett uns geraten, sehr auf das Gebet zu achten. Es wurde in vielen Ahadith berichtet, dass der Prophetsallallahu ’alaihi wassallam oft sagte:

„Fürchtet Allah ta’ala wegen des Gebets!“

’Abdullah ibn Mas’udradiallahu ’anhu berichtet, dass er den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam sagen hörte: „Von allen Gewohnheiten ist das Gebet mir die liebste.“

Einer der Sahaba berichtet: „Eines Nachts ging ich zur Moschee vom Propheten sallallahu ’alaihi wassallam. Ich fand ihnim Gebet vor. Ich verspürte den Wunsch, mit ihm zusammen zu beten. Ich fasste die Absicht und stellte mich hinter ihn; da rezitierte er gerade SureAl-Baqara. Ich dachte, dass er am Ende des hundertsten Verses die Koranrezitation beenden und in Verbeugung (Ruku’) gehen würde, aber das tat er nicht. Dann dachte ich, dass er vielleicht nach dem zweihundertsten Vers in Verbeugung (Ruku’) gehen würde, aber nicht einmal da hörte er auf. Ich war mir sicher, dass er die Rezitation des Koran am Ende der Sure beenden und in Verbeugung (Ruku’) gehen würde. Als die Sure endete, rezitierte er einige Male: „Allahumma lakal hamd“ (O Allah! Dir gebührt aller Lobpreis!) und begann dann mit SureAl-’Imran. Ich habe mich gewundert und dachte mir, sicherlich wird er am Ende dieser Sure in Verbeugung (Ruku’) gehen. Am Ende dieser Sure rezitierte er wieder dreimal „Allahumma lakal hamd“ und begann mit SureAl-Mā´ida. Erst nachdem er diese Sure beendet hatte, ging er in Verbeugung (Ruku’). In der Verbeugung (Ruku’) rezitierte er „Subhana Rabbial ’Asim“ und ein anderes Bittgebet (Du’a), das ich nicht hören konnte.Danach rezitierte er in der Niederwerfung (Sadschda) „Subhana Rabbial A’laa“ und noch etwas anderes. Im zweiten Rak’a begann er nach der SureAl-Fātiha mit der SureAl-An’ām. Ich konnte nicht länger mit ihm mithalten und brach hilflos ab.“

Was der Prophetsallallahu ’alaihi wassallam in einem Rak’a rezitierte, entspricht ungefähr einen Sechstel des ganzen Koran. Außerdem rezitierte der Prophetsallallahu ’alaihi wassallamlangsam, wobei er jedes Wort korrekt aussprach; wir können uns vorstellen, wie lang diese Rak´a gewesen sind. Das war der Grund dafür, dass seine Füße oft angeschwollen waren. Aber keine Menge an Belastung und Unanannehmlichkeit im Gebet können den zurück halten, dessen Herz mit der Süße des Gebets angefüllt ist.  

Abu Ishaq Subai’i rahmatullah ’alaih war ein berühmter Hadith-Gelehrter, der als Hundertjähriger starb. In seinem hohen Alter rief er oft aus: „Ach! Diese Gebrechlichkeit und das hohe Alter haben mir den Genuss von langen Gebeten genommen. Jetzt kann ich nur noch Al-Baqara und Al-’Imrān in meinen zwei Rak’a Gebet rezitieren.“ (Tahsibul Tahsib)

Diese zwei Suren umfassen ein Achtel des ganzen Koran.

Mohammed ibn Sammak, der berühmte Mystiker (Sufi), schreibt: „Mein Nachbar in Kufa hatte einen Sohn. Der Junge fastete tagsüber und beschäftigte sich die Nacht über mit dem Gebet und Lobpreisung Allahs. Diese ständige Anstrengung schwächte ihn so sehr, dass sein Körper auf ein Skelett abgemagert war. Sein Vater bat mich, ihn davon abzuhalten. Einmal saß ich an meiner Tür, als er vorüber kam. Er grüßte mich mit „Salam“ und setzte sich. Ich hatte kaum etwas gesagt, als er mich unterbrach mit den Worten: „Lieber Onkel! Mag sein, dass du die Absicht hast, mich zu bitten, meine Anstrengungen zu verringern. Hör dir zuerst meine Geschichte an. Ich hatte ein paar Freunde in diesem Ort. Wir entschieden untereinander, miteinander Wettstreit zu machen bei der Anbetung und Lobpreisung von Allah ta’ala. Sie alle strengten sich so sehr an, dass Allah ta’ala sie bald zu Sich holte. Sie haben den Tod erfreut und friedlich begrüßt. Nun bin ich der Einzige, der zurück blieb. Was werden sie von mir denken, wenn sie erfahren, dass ich hinterher hänge? Lieber Onkel! Meine Freunde haben sich wirklich sehr angestrengt und ihr Ziel erreicht.“ Dann begann er, die Bemühungen und Leistungen seiner verstorbenen Freunde zu berichten, was alle Zuhörer in Staunen versetzte. Danach verließ er mich. Ein paar Tage später hörte ich, dass der Junge auch gestorben war (Möge Allah ta’ala sich seiner erbarmen!)“

Selbst in unseren Tagen gibt es Menschen, die den größten Teil der Nacht im Gebet verbringen und den ganzen Tag sich anderen Diensten im Weg von Allah ta’ala widmen, wie z.B. dem Weiterverbreiten der Religion (Tabligh) oder dem Aneignen und Weitergeben von religiösem Wissen (Ilm) etc. Maulana ’Abdul Wahid Lahori rahmatullah ’alaih war ein bekannter Heiliger, der vor ungefähr zweihundert Jahren lebte. Er seufzte und schluchzte, als er erfuhr, dass es im Paradies (Dschanna) kein Gebet gibt, weil dort der Ort für Belohnung und nicht für Bemühung ist. Er bemerkte: „Wie sollen wir das Paradies (Dschanna) ohne dem Gebet genießen!“ Solche Menschen sind wirklich die Besten auf dieser Erde. Möge Allah ta’ala uns ihre Stärke vom Glauben (Iman) und Liebe zur Anbetung gewähren! Amen!

Bevor ich dieses Kapitel beende, möchte ich noch den folgenden wunderschönen Hadith aus Munabbihat von Ibn Hadschar wiedergeben: „Einmal als der Prophetsallallahu ’alaihi wassallam unter seinen Sahaba saß, bemerkte er: „Drei Dinge in dieser Welt liebe ich sehr: Parfüm, Frauen und das Gebet – die Kühle meiner Augen.“ „Wohl wahr“, bemerkte Abu Bakr radiallahu ’anhu, „und ich genieße diese drei Dinge: dein Gesicht anzuschauen, meinen Besitz für dich zu spenden und dass meine Tochter deine Ehefrau ist, o Prophet sallallahu ’alaihi wassallam von Allah ta’ala!“ „Wohl wahr“, sagte ’Umar radiallahu ’anhu, „und die drei, die ich am meisten liebe, sind: das durchzusetzen, was Recht ist, das Schlechte zu verbieten und alte Kleidung zu tragen.“ „Wohl war“, sagte ’Uthman radiallahu ’anhu, „und die drei, die ich am meisten liebe, sind: die Hungrigen zu speisen, die Nackten einzukleiden und den Koran zu rezitieren.“ „Wohl war“, sagte ’Ali radiallahu ’anhu, „und ich liebe diese drei Dinge am meisten: einen Gast zu bedienen, an einem sehr heißen Tag zu fasten und den Feind mit meinem Schwert zu bekämpfen.“ Da erschien der Engel Dschibrail (Gabriel) ’alaihis salaam und sagte zum Propheten sallallahu ’alaihi wassallam: „Allah ta’ala hat mich gesandt, um euch zu sagen, was ich am meisten lieben würde, wenn ich einer der Sterblichen wäre.“ „Ja, sag es uns, o Dschibrail (Gabriel)!“, sagte der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam. Dschibrail (Gabriel) ’alaihis salaamantwortete dann: „Wäre ich wie ihr, so hätte ich drei Dinge geliebt: denen den Weg zu zeigen, die sich verirrt haben, diejenigen zu lieben, die in Armut Anbetung verrichten und den armen Familienvätern zu helfen. Und was Allah ta’ala betrifft, so liebt Er drei Eigenschaften Seiner Diener: sich mit seinem Besitz und seiner Kraft auf Seinem Weg abzumühen, zu weinen, weil man seine Sünden bereut und Standhaftigkeit in Not und Hunger.“

Hafiz Ibn Qajjim schreibt: Das Gebet stellt unser tägliches Brot sicher, fördert die Gesundheit, treibt Krankheiten aus, stärkt das Herz, macht das Gesicht leuchtend und schön, erfreut die Seele, erfrischt den Körper, heilt Trägheit, befreit den Verstand, ernährt die Seele, erleuchtet das Herz und garantiert Allahs Gnaden. Es gewährt Schutz vor Allahs Zorn. Es hält den Teufel (Schaitan) fern und bringt uns näher zu Allah ta´ala. Kurz gesagt, das Gebet ist eine Garantie für alles, was wünschenswert ist und ein Schutz vor allem, das unerwünscht ist, sowohl für den Körper als auch für die Seele, in dieser Welt ebenso wie im Jenseits (Akhira).“


Teil B: Warnung und Vorwurf für das Missachten des Gebets


Die Hadith-Bücher beschreiben sehr harte Bestrafung für diejenigen, die das Gebet missachten. Aus vielen Ahadith zu diesem Thema werden nur ein paar in diesem Kapitel wiedergegeben. Obwohl eine einzige Warnung vom wahrhaftigen Prophet sallallahu ’alaihi wassallam genug war, so stellen wir doch fest, dass er aus Liebe und Zuneigung zu seinen Anhängern sie immer und immer wieder auf verschiedene Weise gewarnt hat; damit sie nicht das Gebet vernachlässigen und die Folgen davon erleiden. Trotz all dem, sind wir unachtsam dem Gebet gegenüber und sind auch noch so unbesonnen, uns als Anhänger vom Prophetensallallahu ’alaihi wassallam und Champions des Islam zu betrachten!


1. Das Gebet ist eine Trennung zwischen Islam und Unglaube (Kufr)

Dschaabir ibn ’Abdullah radiallahu ’anhu berichtet, dass er den Prophetensallallahu ’alaihi wassallam sagen hörte:
  1. „Das Gebet zu verlassen, ist verbunden mit Unglaube (Kufr).“ (Ahmed, Muslim)
  2. „Das Gebet zu verlassen, ist verbunden mit Unglaube (Kufr) und dem Glauben an mehr als einen Gott.“ (Abu Dawud)
  3. „Die einzige Trennung zwischen einem Diener und einem Ungläubigen (Kafir) ist das Verlassen des Gebets.“ (Nasa-i)
  4. „Das Gebet zu verlassen ist die einzige Trennung zwischen Glauben (Iman) und Unglaube (Kufr).“ (Tirmisie)

Anmerkung: Es gibt eine Anzahl von Ahadith zu diesem Thema. In einem von ihnen wird berichtet: „Beeilt euch mit eurem Gebet wenn es bewölkt ist (damit ihr euch nicht irrt und die richtige Zeit verpasst), denn das Gebet zu verpassen bedeutet, ein Ungläubiger zu werden.“ Was für eine harte Warnung davor, selbst die richtige Zeit für das Gebet zu verpassen, denn (laut diesem Zitat) bedeutet das Gebet zu verpassen, es wegzulassen. Obwohl, laut der Auslegung der Gelehrten (’Ulama) das Urteil von Unglaube (Kufr) nur über eine Person verhängt wird, wenn er das Gebet ablehnt (und nicht einfach nur weglässt); so sollten dennoch die Worte vom Prophetensallallahu ’alaihi wassallam sehr schwer wiegen für diejenigen, die jeglichen Respekt für ihn haben.

Es mag jedoch gesagt werden, dass einige der sehr wichtigen Sahaba vom Prophetensallallahu ’alaihi wassallam wie ’Umar, ’Abdullah ibn Mas’ud, ’Abdullah ibn ’Abbaas radiallahu ’anhum und eminente Juristen wie Ahmed ibn Hanbal, Ishaq ibn Rahwai, Ibn Mubarak rahmatullah ’alaihim definitiv die Ansicht vertreten, dass das Urteil von Unglaube (Kufr) über den verhängt werden kann, der absichtlich sein Gebet verlässt. Möge Allah ta’ala uns schützen!



2. Das Gebet wegzulassen ist gleichbedeutend mit dem Verlassen des Islam

’Ubada ibn Saamitradiallahu ’anhu berichtet: „Mein lieber Freund, Muhammadsallallahu ’alaihi wassallam sagte, während er mir zu sieben guten Praktiken riet: „Geselle Allah ta’ala nichts als Partner bei, selbst wenn du in Teile geschnitten oder lebendig verbrannt oder gekreuzigt würdest; verlasse das Gebet nicht absichtlich, damit du nicht aus dem Islam heraus gehst; sei nicht ungehorsam zu Allah ta’ala, damit du nicht Seinen Zorn verdienst; und trinke keinen Alkohol, denn das ist die Quelle aller Übel.“(Tabranie)

Anmerkung: In einem anderen Hadith sagt Abu Darda radiallahu ’anhu: „Mein geliebter Prophet sallallahu ’alaihi wassallam warnte mich mit den Worten: ‚Geselle Allah ta’ala keinen Partner bei, auch wenn du in Teile geschnitten oder lebend verbrannt oder gekreuzigt wirst; verlasse das Gebet nicht absichtlich, denn Allah ta’ala hat keine Verpflichtung einem gegenüber, der wissentlich das Gebet missachtet; und trinke keinen Wein, denn das ist der Schlüssel zu allen Übeln.’“



3. Allah hat keine Verpflichtung gegenüber einem, der das Gebet verlässt

Mu’as ibn Dschabal radiallahu ’anhu berichtet: „Der Prophetsallallahu ’alaihi wassallam riet mir zehn Dinge: „Geselle Allah ta’ala nichts als Partner bei, auch wenn du umgebracht oder lebendig verbrannt wirst. Sei nicht ungehorsam zu deinen Eltern, auch wenn du dich von deiner Ehefrau oder deinem kompletten Besitz trennen musst. Verlasse dein Gebet nicht absichtlich, denn Allah ta’ala hat keinerlei Verpflichtung gegenüber einem, der das Pflichgebet absichtlich missachtet.
Trinke keinen Alkohol, denn das ist die Wurzel von jedem Übel. Sei nicht ungehorsam zu Allah ta’ala, denn das ruft den Zorn von Allah ta’ala hervor. Wende im Kampf nicht dem Feind den Rücken zu, auch wenn all deine Kameraden gefallen sind. Lauf nicht weg aus der Ortschaft, wo eine Epidemie ausgebrochen ist. Gib entsprechend deiner Möglichkeiten für deine Familienmitglieder aus und Warne sie davor ihre Pflichten gegenüber Allah ta’ala zu Vernachlässigen!“(Ahmed, Tabranie)

Anmerkung

Es wird berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sehr oft sagte: „Gebietet eurem Kind das Gebet, wenn es sieben Jahre alt ist und bestraft es, wenn es das Gebet vernachlässigt, nachdem es das Alter von zehn Jahren erlangt hat.“ ’Abdullah ibn Mas’ud radiallahu ’anhu sagt: Wacht über das Gebet eurer Kinder und bringt ihnen gute Gewohnheiten bei.“ Luqman der Weise pflegte zu sagen: „Die Bestrafung bei einem Kind ist so unverzichtbar wie Wasser für die Saatfelder.“ Es wird berichtet, dass der Prophetsallallahu ’alaihi wassallam sagte: „Jemand, der seinen Kindern guten Rat gibt, erhält mehr Belohnung von Allah ta’ala als wenn er ungefähr sieben Pfund (~ 3,2 kg) Getreide auf Seinem Weg ausgeben würde.“ In einem anderen Hadith hat der Prophetsallallahu ’alaihi wassallam gesagt: „Kein Vater kann seinen Kindern etwas Besseres geben als ihnen gute Manieren beizubringen.“



4. Gewaltiger Verlust durch das Verpassen eines einzigen Gebets

Naufal ibn Muawia radiallahu anhu berichtet, dass er den Propheten sallallahu alaihi wassallam sagen hörte: Jemand, der ein Gebet verpasst hat, ist wie einer, der seine ganze Familie und all seinen Besitz verloren hat.(Ibn Hibban, Ahmed)

Anmerkung: Das Gebet wird normalerweise verpasst wenn jemand entweder in Gesellschaft seiner Familienmitglieder ist oder nach Besitz strebt. Laut diesem Hadith ist der ultimative Verlust durch das Verpassen eines Gebets in keinster Weise geringer als der Verlust der gesamten Familie und des Besitzes. Mit anderen Worten, wenn wir ein Gebet verpassen, dann sollte uns das so sehr bekümmern, als wenn wir unsere ganzen Angehörigen und vollständigen Besitz verlieren.

Wenn wir von einer zuverlässigen Person davor gewarnt werden, dass an einer bestimmten Straße Räuber lauern, wo die Menschen während der Nacht ausgeraubt und umgebracht werden, dann brauchen wir schon das Herz eines Löwen, um diese Warnung zu ignorieren und selbst tagsüber diese Straße zu bereisen. Es ist merkwürdig festzustellen, dass wir wieder und wieder gewarnt wurden vom Prophetensallallahu ’alaihi wassallam und wir glauben, dass er wirklich der wahre Gesandte von Allah ta’ala ist und dennoch achten wir nicht darauf und verpassen ein Gebet nach dem anderen.



5. Das Gebet aufzugeben ist eine große Sünde

Ibn ’Abbaas radiallahu ’anhu berichtet, dass er den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam sagen hörte: „Jemand der zwei Gebete verbindet ohne kräftige Entschuldigung hat eine Tür der großen Sünden erreicht.“(Haakim, Targhib)

Anmerkung: ’Ali radiallahu ’anhuberichtet, dass der Prophetsallallahu ’alaihi wassallam einmal sagte: „Drei Dinge sollt ihr nicht aufschieben: Das Gebet, wenn seine Zeit angebrochen ist; eine Beerdigung, wenn das Begräbnis bereit ist und die Hochzeit einer unverheirateten Frau, wenn ein passender Partner für sie gefunden wurde.“ Viele Leute, die sich selbst als praktizierende Muslime ansehen, verrichten eine Anzahl von Gebeten auf einmal, wenn sie nach Hause zurückkommen, mit der fadenscheinigen Ausrede von Reise, Handel oder Beschäftigung. Das Gebet aufzuschieben bis nach seiner festgelegten Zeit ohne kräftige Entschuldigung (Krankheit usw.) ist eine große Sünde. Obwohl es nicht so sündig ist wie das Weglassen des Gebets, so ist es dennoch sehr ernst.



6. Schicksal von dem, der das Gebet vernachlässigt

’Abdullah ibn ’Amrradiallahu ’anhu berichtet, dass einmal der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam, während er über das Gebet sprach, sagte: „Für denjenigen, der sein Gebet regelmäßig verrichtet, wird es am Tage der Abrechnung (Jaumu-l-Qijama) ein Licht für ihn sein, ein Argument zu seinen Gunsten und ein Mittel zu seiner Befreiung. Dagegen wird es kein Licht, keine Verteidigung und keine Befreiung von der Strafe für den geben, der nicht auf sein Gebet achtet; und er wird das Schicksal von Pharao, Haman und Ubai bin Khalf teilen.“(Ahmed, Ibn Hibban)

Anmerkung:Jeder weiß, dass Pharao (Fir’aun), der große Ungläubige, so stolz war, dass er sich selbst als „den höchsten Gott“ bezeichnete und sich von seinem Volk anbeten ließ. Haman war sein oberster Minister und Komplize. Ubai bin Khalf war der aktivste und schärfste Feind des Islam unter den Ungläubigen von Mekka. Bevor der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam nach Madina auswanderte, pflegte er zum Prophetensallallahu ’alaihi wassallam zu sagen: „Ich habe ein Pferd großgezogen, das ich sehr gut füttere. Eines Tages werde ich dich ermorden, während ich auf seinem Rücken reite.“ Einmal entgegnete der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam: „Wenn Allah ta’ala will, dann wirst du dein Ende durch meine Hand finden.“

Im Kampf von Uhud rannte er auf dem Schlachtfeld herum, suchte den Prophetensallallahu ’alaihi wassallam und rief dabei: „Wenn Mohammed heute nicht ermordet wird, dann habe ich keine Chance zu überleben.“ Letztendlich fand er den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam und rückte vor, um ihn anzugreifen. Die Sahaba wollten ihn erledigen, bevor er den Prophetensallallahu ’alaihi wassallam erreichte, aber der Prophetsallallahu ’alaihi wassallam hielt sie auf. Als er näher kam, nahm der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam einen Speer von einem der Sahaba und schlug ihn damit, was einen kleinen Kratzer an seinem Hals verursachte. Er stolperte und fiel von seinem Pferd und flüchtete dann in Richtung seines Lagers, wobei er schrie: „Bei Allah ta’ala, Mohammed hat mich getötet!“

Seine Leute versuchten ihn zu trösten und sagten ihm, dass es nur ein Kratzer war und er sich keine Sorgen machen brauchte, aber er sagte dann: „Muhammad hat einmal in Mekka zu mir gesagt, dass er mich töten würde. Bei Allah ta’ala, wenn er mich auch nur angespuckt hätte, so wäre ich gestorben.“ Man sagt, er brüllte dabei wie ein Bulle. Abu Sufjaan, der an diesem Tag sehr aktiv war, sagte, er solle sich schämen, auf diese Art wegen so einer kleinen Wunde zu schreien, aber er sagte: „Weißt du, wer mir diese Wunde zugefügt hat? Es war kein anderer als Mohammed. Bei Lat und ’Uzza! Wenn mein Schmerz auf die ganzen Menschen von Hidschas verteilt würde, so würde keiner von ihnen überleben. Seit der Zeit, als er ankündigte, dass er mich töten wird, war ich mir sicher, dass ich meinen Tod durch seine Hand finden würde. Wenn er nach dieser Ankündigung mich auch nur angespuckt hätte, dann wäre ich nicht mehr.“ Er starb auf dem Rückweg nach Mekka, einen Tag bevor sie Mekka erreichten.

Schaut euch das an! Ein Ungläubiger wie Ubai bin Khalf ist sich so sicher über die Wahrheit der Worte vom Prophetensallallahu ’alaihi wassallam, dass er nicht den geringsten Zweifel an seinem eigenen Tod hat; aber wo stehen wir? Obwohl wir an ihn als den größten Prophetenvon Allah ta’ala glauben, seine Worte als vollkommen wahr ansehen, wie sehr fürchten wir die Bestrafungen, vor denen er uns gewarnt hat? Es steht jedem selbst zu, darüber nachzudenken und eine Antwort zu geben.

Ibn Hadschar hat bei der Wiedergabe dieses Hadith auch den Namen von Qarun mit Pharao und den anderen genannt. Er schreibt: „Das Schicksal dieser Leute am Tag der Abrechnung (Jaumu-l-Qijama) zu teilen kommt daher, dass es oft die Aktivitäten dieser schuldigen Personen sind, die das Vernachlässigen des Gebets verursachen. Wenn darum jemand sein Gebet wegen seiner Gier nach Reichtum vernachlässigt, wird er das Schicksal von Qarun teilen. Vernachlässigt er es wegen seiner Liebe zur Macht, erleidet er das Schicksal von Pharao; liegt es an seiner Verbindung mit einem Regierenden, erleidet er das von Haman und wenn es an seiner Beschäftigung mit dem Handel liegt, dann das von Ubai bin Khalf.“ Deren Schicksal zu teilen erklärt völlig die schweren Qualen, die die erwarten, die das Gebet vernachlässigen. Obwohl die Ungläubigen ihre Strafe für immer erleiden müssen und die irrenden Gläubigen freigelassen werden, nachdem die Zeit ihrer Bestrafung vorbei ist und man ihnen letztlich den Eintritt ins Paradies (Dschanna) gewähren wird, so kann doch diese Zeit der Bestrafung, wer weiß, Tausende Jahre andauern.



7. Fürchterliche Folgen, wenn man das Gebet vernachlässigt

In einem Hadith heißt es, dass Allah ta’ala dem, der auf sein Gebet achtet, fünf Gnaden erweist: Sein tägliches Brot wird ihm leicht gemacht; er ist geschützt vor den Bestrafungen im Grab; er wird sein Tatenbuch am Tag der Abrechnung (Jaumu-l-Qijama) in seine rechte Hand bekommen; er wird die Brücke über der Hölle (Dschahannam) mit Blitzgeschwindigkeit überqueren und er wird das Paradies (Dschanna) ohne Abrechnung betreten. Was den betrifft, der sein Gebet vernachlässigt, so wird er fünfzehn Arten der Bestrafung in dieser Welt bekommen, drei zur Zeit seines Todes, drei im Grab und drei beim Wiederauferstehen aus dem Grab.
Die Bestrafungen in dieser Welt sind: sein Leben ist nicht gesegnet; ihm wird das Licht vorenthalten, das die Gesichter der Rechtschaffenen erhellt; er erhält keine Belohnung für seine guten Praktiken; sein Bittgebet (Du’a) wird nicht beantwortet; und er hat keinen Anteil an den Bittgebeten (Du’as) der Rechtschaffenen. Die zur Zeit des Todes sind: er stirbt entwürdigend; er stirbt hungrig; er stirbt mit solchem Durst, den das Wasser der Weltmeere nicht stillen kann.
Die im Grab sind: er wird so eingequetscht, dass die Rippen der einen Seite sich in die Rippen der anderen Seite verschieben; für ihn wird im Grab Feuer angezündet, in dem er Tag und Nacht gerollt wird; eine Schlange, dessen Name Schujaa’u-l-Aqra ist, mit feurigen Augen und eisernen Krallen von der Länge einer Tagesreise wird auf ihn los gelassen und brüllt mit donnernder Stimme: „Mein Allah ta’alahat mir befohlen, dich bis Sonnenaufgang zu schlagen, weil du das Morgengebet (Fadschr) missachtet hast; bis zum Nachmittagsgebet (’Asr), weil du das Mittagsgebet (Suhr) missachtet hast, bis Sonnenuntergang, weil du das Abendgebet (Maghrib) missachtet hast und bis zur Morgendämmerung, weil du das Nachtgebet (’Ischa) missachtet hast.“ Der Drachen wird ihn dann schlagen bis zum Jüngsten Tag. Jeder Schlag stößt ihn siebzig Armeslängen weit tiefer. Diese Bestrafung dauert an bis zum Tag der Abrechnung (Jaumu-l-Qijama).
Die nach dem Auferstehen vom Tod sind: seine Abrechnung wird hart sein; Allah ta’ala wird wütend auf ihn sein; und er wird ins Feuer geworfen. (Dies ergibt insgesamt vierzehn Bestrafungen; vielleicht hat einer der Überlieferer die fünfzehnte vergessen. In einem anderen Hadith heißt es, dass er die folgenden drei Sätze auf seine Stirn geschrieben bekommt:
„O du, der Allahs Pflicht vernachlässigte“
„O du, der Allahs Zorn verdient hat“
„Hoffe jetzt nicht auf Allahs Gnade, denn du hast deine Pflicht Ihm gegenüber missachtet“)

Anmerkung: Berühmte Theologen wie Ibn Hadschar, Abu Laith Samarkandi rahmatullah ’alaihimund andere haben diesen Hadith in ihren Büchern berichtet. Obwohl ich nicht in der Lage war, den vollen Text in den Hadith-Büchern wiederzufinden, so stützen doch andere Ahadith seinen Inhalt, von denen einige schon zitiert wurden und andere noch folgen werden. Das Vernachlässigen vom Gebet, wie oben gesagt, führt einen zumUnglauben (Kufr), also ist keine Strafe zu hart für dieses Verbrechen. Man sollte jedoch nicht vergessen, dass es Allah ta’ala frei steht, jemandem zu vergeben, wie und wann Er wünscht, selbst nachdem er für schuldig erklärt wurde. Er sagt in Seinem Buch:

„Wahrlich! Allah wird es nicht vergeben, dass Ihm Götter zur Seite gestellt werden, doch Er vergibt, was geringer ist als dies, wem Er will“ (An-Nisā` 116)

Wenn Allah ta’ala wünscht, jemandem zu verzeihen, der das Gebet missachtet hat, so hat er höchstes Glück. Aber wer kann sich sicher sein, dass er dieses Glück erlangen wird?

In einem Hadith wird auch gesagt, dass Allah ta’ala am Tag der Abrechnung (Jaumu-l-Qijama) drei Gerichtshöfe halten wird. Im ersten wird zwischen Unglaube (Kufr) und Islam geurteilt und es wird kein Pardon geben. Im zweiten wird geurteilt über die Pflichten und das Verhalten untereinander. Alle Betroffenen werden hier Ausgleich bekommen. Dieser Ausgleich wird entweder vom Täter genommen oder von Allah ta’ala Selbst gezahlt, wenn Er wünscht, jemandem zu vergeben. Der dritte wird sich mit den Pflichten Allahta’ala gegenüber beschäftigen. Hier werden die Tore von Allahs Barmherzigkeit weit geöffnet sein und Er wird jedem vergeben, wie Er wünscht. Im Licht all dessen, was oben gesagt wurde, muss man deutlich verstehen, dass wir die Bestrafungen verdienen, die für unsere begangenen Sünden anstehen, aber die allumfassende Gnade von Allah ta’ala übertrifft alles und kennt keine Grenzen.

Es war eine Gewohnheit vom Prophetensallallahu ’alaihi wassallam, direkt nach dem Morgengebet (Fadschr) die Sahaba zu fragen, ob einer von ihnen einen Traum gesehen hatte. Dann deutete er den Traum, der ihm berichtet wurde. Eines Tages, nachdem er wie üblich die anderen gefragt hatte, berichtete der Prophetsallallahu ’alaihi wassallam selbst einen langen Traum, in dem zwei Männer kamen und ihn mit sich nahmen. Neben anderen berichtete er bestimmte Ereignisse, die er in seinem Traum zu sehen bekam. Er sagte: „Ich sah wie der Kopf einer Person mit einem schweren Stein eingeschlagen wurde. Er wurde mit solcher Macht geschlagen, dass der Stein, nachdem er den Kopf zerschlagen hatte, einen langen Weg hinab rollte. Der Kopf nahm seine normale Form wieder an, bis der Stein zurück gebracht wurde und das Ganze wiederholte sich. So ging es ohne Pause weiter. Als ich meine Begleiter danach fragte, sagte man mir, derjenige hat den Koran zuerst gelernt, ihn aber nicht behalten und er ging ins Bett, ohne das Pflichtgebet zu verrichten.“

Es gibt eine andere ähnliche Überlieferung, in der berichtet wird, dass der Prophetsallallahu ’alaihi wassallam (in seinem Traum) eine Gruppe Menschen sah, die auf die gleiche Weise behandelt wurden. Der Engel Dschibrail (Gabriel) ’alaihis salaaminformierte ihn auf seine Frage hin darüber, dass diese Menschen ihr Gebet vernachlässigt hatten.

Mudschahid sagt: „Allah ta’ala segnet die Menschen, die auf ihr Gebet achten, genau wie Er Ibrahim (Abraham) ’alaihis salaam und seine Nachkommen gesegnet hat.“

Anas radiallahu ’anhu berichtet, dass er den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam sagen hörte: „Wenn jemand mit aufrichtigem Glaube (Iman) stirbt, die Befehle von Allah ta’ala einhält, das Gebet verrichtet und Almosen (Zakah) bezahlt, dann stirbt er während Allah ta’ala mit ihm zufrieden ist.“

Anas radiallahu ’anhu berichtet auch, dass er den Prophetensallallahu ’alaihi wassallamsagen hörte: „Allah ta’ala sagt: ‚Ich halte die Strafe zurück, die eine Ortschaft verdient, wenn Ich darin einige Leute sehe, die oft die Moschee besuchen, sich gegenseitig um Meinetwegen lieben und in den Stunden der Dunkelheit Bittgebete (Du’a) für Vergebung machen.’“

Abu Darda radiallahu ’anhu schrieb an Salmaan radiallahu ’anhu: „Verbringe deine meiste Zeit in der Moschee. Ich habe gehört, dass der Prophetsallallahu ’alaihi wassallam sagte, dass die Moschee der Platz der Rechtschaffenen ist. Allah ta’ala Selbst belohnt denjenigen, der seine meiste Zeit in der Moschee verbringt. Allah ta’ala wird ihm Ruhe schenken und ihn die Brücke über der Hölle (Dschahannam) mit großer Leichtigkeit überqueren lassen. Gewiss, Allah ta’ala ist zufrieden mit so jemandem.“

’Abdullah ibn Mas’udradiallahu ’anhu berichtet, dass er den Prophetensallallahu ’alaihi wassallam sagen hörte: „Die Moscheen sind die Häuser von Allah ta’ala, und Leute, die dahin kommen, sind Seine Gäste. Wenn jeder seine Gäste gütig behandelt, warum sollte Allah ta’ala nicht gütig zu Seinen Gästen sein?“ Abu Sa’id Khudri radiallahu ’anhu berichtet, dass er den Prophetensallallahu ’alaihi wassallam sagen hörte: „Allah ta’ala liebt den, der mit der Moschee verbunden ist.“

Abu Huraira radiallahu ’anhu berichtet, dass er den Prophetensallallahu ’alaihi wassallamsagen hörte: „Wenn ein Toter ins Grab gelegt wird, sogar noch bevor die Leute, die bei seiner Beerdigung anwesend sind, nach Hause gehen, besuchen ihn Munkar und Nakir. Dann, wenn derjenige ein Gläubiger (Mu´min) ist, umgeben ihn seine guten Angewohnheiten: Das Gebet kommt dicht an seinen Kopf, die Almosen (Zakah) an seine Rechte, Fasten an seine Linke und die übrigen guten Taten an seine Füße, so dass niemand an ihn heran kommt. Selbst die Engel machen die nötige Befragung während sie in einiger Entfernung stehen.“

Einer der Sahaba berichtet, wenn die Mitglieder vom Prophetens sallallahu ’alaihi wassallam Haus irgendwelche Schwierigkeiten hatten, wies er sie an, Gebet zu verrichten und er rezitierte den folgenden Vers:

„Und fordere die Deinen zum Gebet auf und sei (selbst) darin ausdauernd. Wir verlangen keinen Unterhalt von dir; Wir Selbst sorgen für dich. Und der Ausgang ist durch Gottesfurcht vorgegeben.“ (Tā Hā 132)

Asma radiallahu ’anha berichtet, dass sie den Prophetensallallahu ’alaihi wassallam sagen hörte: „All die Menschen werden am Tag der Abrechnung (Jaumu-l-Qijama) versammelt werden und sie alle werden die Stimme des ausrufenden Engels hören. Er wird sagen: „Wo sind diejenigen, die Allah ta´ala in Leichtigkeit und in Schwierigkeiten lobgepriesen haben?“ Eine Gruppe wird sich erheben und das Paradies (Dschanna) ohne Abrechnung betreten. Dann wird ausgerufen: „Wo sind diejenigen, die ihre Betten verlassen und ihre Nächte mit Anbetung verbracht haben?“ Eine weitere Gruppe wird sich erheben und das Paradies (Dschanna) ohne Abrechnung betreten. Dann wird der Engel rufen: „Wo sind diejenigen, die Handel und Geschäft nicht vom Gedenken an Allah ta’ala abgehalten hat?“ Und eine weitere Gruppe wird sich erheben und das Paradies (Dschanna) betreten.“

In einem anderen Hadith wird derselbe Ablauf erzählt, mit dem Zusatz, dass der Engel am Anfang sagen wird: „Alle die hier versammelt sind, werden heute sehen, wer die geehrten Personen sind.“ Und mit der Änderung, dass der Engel bei der dritten Ausrufung sagen wird: „Wo sind die, die ihre Beschäftigung im Handel nicht vom Gebet und dem Gedenken an Allah ta’ala abgelenkt hat?“

Schaich Nasr Samarkandi zitiert diesen Hadith und schreibt danach: „Wenn alle drei Gruppen das Paradies (Dschanna) ohne Abrechnung betreten haben, wird ein  langer Hals, mit leuchtenden Augen und ganz flüssiger Sprache aus der Hölle (Dschahannam) empor steigen und sagen: „Ich wurde für alle eingeteilt, die stolz und böse sind.“ Dann wird es all diese Leute aus der Menge heraus picken, so wie ein Huhn Körner aufpickt und dann wird es sie in die Hölle (Dschahannam) werfen.

Dann wird es wieder empor steigen und sagen: „Diesmal wurde ich für alle eingeteilt, die über Allah ta’ala und Seinen Propheten sallallahu ’alaihi wassallam gelogen haben.“ Dann wird es all solche Leute aufpicken und sie in die Hölle (Dschahannam) werfen. Es wird dann zum dritten Mal auftauchen und wird genauso all die wegbringen, die Figuren und Bilder gemacht haben. Nachdem diese drei Gruppen entfernt wurden, wird die Abrechnung beginnen.“

Es heißt, dass die Menschen in frühen Zeiten den Teufel (Schaitan) sehen konnten. Jemand ging zu ihm hin und fragte den Teufel (Schaitan): „Wie kann ich so wie du sein?“ Der Teufel (Schaitan) sagte ihm, dass er noch nie zuvor so eine Bitte erhalten hat und fragte, was ihn dazu bringt, das zu fragen. Der Mann sagte ihm, dass er es von Herzen wünschte. Der Teufel (Schaitan) riet ihm, sein Gebet zu vernachlässigen und häufig zu schwören, ohne sich darum zu kümmern, ob es wahr ist oder nicht. Der Mann sagte zum Teufel (Schaitan), dass er bei Allah ta’ala schwört, dass er nie sein Gebet aufgeben und nie etwas schwören wird. Der Teufel (Schaitan) sagte ihm, dass ihn noch nie zuvor ein Mensch ausgetrickst hat, diesen Rat zu geben. Er war entschlossen, das in Zukunft nicht mehr passieren zu lassen.

Ubai radiallahu ’anhu berichtet, dass er den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam sagen hörte: „Bringt den Muslimen die gute Nachricht, dass sie geehrt und erhöht sein werden und ihre Religion wird vorherrschen, aber es gibt keinen Anteil im Jenseits (Akhira) für diejenigen, die den Islam für weltlichen Gewinn ausnutzen.“

Es wird berichtet, dass der Prophetsallallahu ’alaihi wassallam sagte: „Ich sah Allah ta’ala in Seiner besten Form. Er sagte zu mir: „O Mohammed! Worüber sprechen die höchsten Anführer (Engel)?“ Ich sagte: „Davon habe ich kein Wissen.“ Allah ta’ala legte Seine gnädige Hand auf meine Brust. Ich fühlte ihre tröstende Kühle genau durch mein Herz und dann wurde mir das gesamte Universum offenbart. Ich sagte: „Sie sprechen über die Dinge, die erhöhen; die Dinge, die Sünden ausgleichen; die Belohnungen für die Schritte, die man macht, um zum Gebet (mit der Gemeinschaft) zu gehen; die Vorzüge davon, die Waschung (Wudu) zu machen, wenn es sehr kalt ist und über die Segnungen, die jemand verdient, wenn er ein Gebet verrichtet hat und danach bis zum nächsten Gebet in der Moschee sitzen bleibt. Jemand, der auf diese Dinge achtet, wird sein Leben im besten Zustand verbringen, und im besten Zustand sterben.“

Es wird (in vielen Ahadith) berichtet, dass der Prophetsallallahu ’alaihi wassallam sagte: „Allah ta’ala sagt: ‚O Sohn von Adam! Verrichte vier Rak’a Gebet im frühen Teil des Tages. Ich werde dir den Rest des Tages bei der Erledigung aller Aufgaben helfen.’“ In einem Hadith wird gesagt: „Das Gebet ist die Ursache für Allahs Wohlgefallen, die Engel lieben es, es ist eine Tradition der Propheten (Ambija), es gibt das Licht der Erkennung Allahs ta’ala, es sorgt dafür, dass das Bittgebet (Du’a) gewährt wird, es verursacht Segen (Baraka) im täglichen Brot, es ist die Wurzel vom Glauben (Iman), es erfrischt den Körper, es ist eine Waffe gegen den Feind, es wird ein Fürsprecher für seine Anhänger, es ist ein Licht in der Dunkelheit und ein Gefährte in der Einsamkeit des Grabes, es ist eine Antwort auf die Befragung der Engel, es ist ein Schirm gegen die Sonne am Tag der Abrechnung (Jaumu-l-Qijama), es ist ein Schutz vor dem Feuer der Hölle (Dschahannam), es ist ein Gewicht für die Waagschale der guten Taten, es ist ein Mittel zum schnellen Überqueren der Brücke über der Hölle (Dschahannam) und es ist ein Schlüssel zum Paradies (Dschanna).“

Hafiz ibn Hadschar berichtet im „Munabbihat“, dass ’Uthman radiallahu ’anhu gesagt hat: „Allah ta’ala gewährt neun Gnaden für den, der auf sein Gebet achtet und es genau damit nimmt, es zur festgelegten Zeit zu verrichten: Er wird von Allah ta’ala geliebt; er erfreut sich guter Gesundheit; er steht ständig unter dem Schutz der Engel, sein Heim ist gesegnet mit Segen (Baraka), das Licht der Rechtschaffenden leuchtet auf seinem Gesicht, sein Herz wird weich gemacht, er wird die Brücke über der Hölle (Dschahannam) blitzschnell überqueren, er ist vor der Hölle (Dschahannam) gerettet und seine Nachbarn im Paradies (Dschanna) sind diejenigen, über die Allah ta’ala gesagt hat:

„Wisst, dass über Allahs Schützlinge keine Furcht kommen wird, noch sollen sie traurig sein.“ (Yūnus 62)“

Der Prophetsallallahu ’alaihi wassallam sagt: „Das Gebet ist die Säule des Islam und es hat zehn Vorzüge: Es erleuchtet das Gesicht, es ist ein Licht des Herzens, Gesundheit und Frische für den Körper, ein Geselle im Grab, ein Mittel um Allahs Barmherzigkeit zu erlangen, ein Schlüssel zum Himmel, ein Gewicht für die Waagschalen (der guten Taten), ein Mittel um Allahs Wohlgefallen zu erlangen, ein Schlüssel vom Paradies (Dschanna) und ein Schutz vor dem Feuer der Hölle (Dschahannam). Jemand der genau auf sein Gebet achtet, baut in Wirklichkeit seine Religion (Din) auf, und einer, der es vernachlässigt, zerstört seine Religion (Din).“

Nach einer Überlieferung wird gesagt: „Zuhause das Gebet zu machen ist Licht (Nur) und ihr sollt euch bemühen eure Häuser mit dem Gebet zu erleuchten (Licht (Nur) rein zu bringen). Ein bekannter Hadith sagt: „Die Hände, Füße und Gesichter meiner Gemeinschaft (Umma) werden am Tag der Abrechnung (Jaumu-l-Qijama) durch die rituelle Waschung (Wudu) und Niederwerfung (Sadschda) glänzen. Und durch diese Anzeichen kann man sie von den anderen Gemeinschaften (Umma) unterscheiden.“ In einem Hadith wird gesagt: „Wenn vom Himmel ein Unglück oder eine Strafe kommt, so sind die Menschen, die oft in der Moschee sind davor geschützt.“ Viele Ahadith berichten, dass Allah für die Stellen derAnzeichen von der Niederwerfung (Sadschda) das Brennen in der Hölle (Dschahannam) verboten hat. (D.h. wenn ein Diener von Allah durch schlechte Taten (A’mal) in die Hölle (Dschahannam) gehen muss, so wird trotzdem aufgrund der Spuren  der Niederwerfung (Sadschda) das Feuer von der Hölle (Dschahannam) diese Stellen nicht berühren.) In einem Hadith wird berichtet, dass das Gebet das Gesicht vom Teufel (Schaitan) schwarz färbt und freiwillige Almosen (Sadaqa) bricht ihm das Rückgrat (den Rücken).

Laut einem Hadith liegt Heilung im Gebet. Einmal sah der Prophetsallallahu ’alaihi wassallam Abu Huraira radiallahu ’anhu auf seinem Bauch liegen und sagte zu ihm: „Hast du Bauchschmerzen?“ Er bejahte. Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte: „Dann steh auf und beschäftige dich mit dem Gebet, denn das wird dich heilen.“

Einmal sah der Prophetsallallahu ’alaihi wassallam in seinem Traum das Paradies (Dschanna) und dort hörte er die Fußschritte von Bilal radiallahu ’anhu. Am nächsten Morgen sagte er zu Bilal: „Welche deiner Taten hat dir dabei geholfen, mir sogar bis ins Paradies (Dschanna) zu folgen?“ Er antwortete: „Wenn meine Waschung (Wudu) ungültig wird, selbst nachts, dann mache ich sie neu und verrichte so viel Rak’a freiwilliges Gebet (Nafl) wie ich kann.“

Safiri schreibt: Die Engel sprechen jemanden, der sein Morgengebet (Fadschr) verpasst hat, an mit: „O du Unrecht Tuender!“ und einen, der das Mittagsgebet (Suhr) vernachlässigt mit: „O du Verlierer“ und einen, der das Nachmittagsgebet (’Asr) ignoriert mit: „O du Verbrecher!“ und einen, der das Abendgebet (Maghrib) auslässt mit: „O du Ungläubiger!“ und einen der das Nachtgebet (’Ischa) nicht verrichtet mit: „O du, der Allahs Befehle bricht!““

’Allama Scha’rani schreibt: „Man sollte klar verstehen, dass die Strafe von einem Ort aufgehoben wird, dessen Einwohner auf ihr Gebet achten. Wohingegen ein Ort, dessen Einwohner das Gebet vernachlässigen, häufig von Strafe heimgesucht wird. Erdbeben, Blitzeinschläge und Versinken von Häusern kann man dort erwarten, wo die Leute nicht aufs Gebet achten. Einfach nur auf sein eigenes Gebet zu achten ist nicht genug, denn wenn ein Unglück eintrifft, dann betrifft es nicht allein die Übeltäter. Es betrifft alle in einer Ortschaft.

Einmal fragten die Sahaba den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam: „Können wir umkommen, während es rechtschaffene Personen unter uns gibt?“ Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam antwortete: „Ja, wenn das Übel vorherrschen wird.“ Darum ist es nötig, dass man auch andere Leute daran erinnert, sich an Allahs Befehle zu halten und vom Unrecht tun abzulassen.



8. Ein Huqb in der Hölle (Dschahannam) für jedes verpasste Gebet

Es wird berichtet, dass der Prophetsallallahu ’alaihi wassallam sagte: „Jemand der sein Gebet missachtet (selbst wenn er es später nachholt), wird für eine Periode von einem Huqb in der Hölle (Dschahannam) bleiben. Ein Huqb entspricht achtzig Jahren mit je dreihundertsechzig Tagen, und ein Tag im Jenseits (Akhira) wird so sein wie eintausend Jahre dieser Welt.“(Nach dieser Rechnung entspricht ein Huqb achtundzwanzig Millionen und achthunderttausend Jahren – 28.800.000) (Madschalisu-l-Abrar)

Anmerkung: Huqb bedeutet wörtlich eine sehr lange Zeit, in den meisten Ahadith wird es als eine Zeitspanne von achtzig Jahren angegeben, wie oben.

Abu Laith Samarkandi ist verantwortlich für den Hadith, in dem berichtet wird, dass der Prophetsallallahu ’alaihi wassallam sagte: „Der Name von einem, der selbst ein einziges Pflichtgebet absichtlich vernachlässigt, wird ans Tor von der Hölle (Dschahannam) geschrieben und dadurch muss er hinein gehen.“ Ibn ’Abbaas radiallahu ’anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam einmal sagte: „Bittet Allah ta´ala darum, keinen von uns zu einem unglücklichen Mittellosen zu machen!“ Dann sagte er: „Wisst ihr, wer ein unglücklicher Mittelloser ist?“ Als ihn die Sahaba baten, zu erklären, sagte er: „Ein unglücklicher Mittelloser ist der, der sein Gebet vernachlässigt. Im Islam gibt es nichts für ihn.“ In einem anderen Hadith wird gesagt: „Allah ta’ala wird sich nicht ein bisschen um den kümmern, der sein Gebet absichtlich vernachlässigt hat, und für ihn wird es furchtbare Strafe geben.“

In einem Hadith wird berichtet, dass zehn Personen besonders bestraft werden und einer von ihnen ist der, der sein Gebet vernachlässigt. Es wird gesagt, dass seine Hände festgebunden werden, während ihn die Engel in sein Gesicht und auf seinen Rücken schlagen werden. Das Paradies (Dschanna) wird zu ihm sagen: „In mir ist kein Platz für dich“ und die Hölle (Dschahannam) wird zu ihm sagen: „Komm zu mir, du bist für mich und ich bin für dich.“ Es wird auch berichtet, dass es in der Hölle (Dschahannam) ein Tal namens „Lamlam“ gibt. Dieses Tal ist voller Schlangen, so dick wie ein Kamelhals und so lang wie eine Monatsreise. Jemand der sein Gebet vernachlässigt, wird in diesem Tal bestraft.

In einem anderen Hadith wird berichtet, dass es ein Tal in der Hölle (Dschahannam) gibt, das als „Grube des Kummers“ bekannt ist. Es wird heimgesucht von Skorpionen, so groß wie ein Maultier. Dieser Ort ist auch für die Bestrafung derer bestimmt, die ihr Gebet vernachlässigen. Natürlich braucht man sich keine Sorgen zu machen, wenn Allah ta’ala, der Barmherzigste, die Sünden vergibt. Aber sind wir wirklich darauf vorbereitet, um Seine Vergebung zu bitten?

Ibn Hadschar schreibt: „Eine Frau war gestorben. Ihr Bruder kam zu ihrer Beerdigung. Aus Versehen fiel seine Geldbörse ins Grab und wurde mit der Leiche zusammen begraben. Der Bruder bemerkte das, nachdem er nach Hause gekommen war und bedauerte den Verlust sehr. Er entschloss sich, das Grab heimlich aufzugraben und die Börse heraus zu holen. Als er zu graben begann, sah er, dass das Grab in Flammen stand. Er kehrte voller Kummer nach Hause zurück und erzählte die Geschichte seiner Mutter und fragte, ob sie wüsste, warum das so war. Die Mutter informierte ihn darüber, dass seine Schwester ihr Gebet verschoben und außerhalb seiner festgelegten Zeit verrichtet hat.“

Möge Allah ta’ala uns vor diesen Angewohnheiten schützen!



9. Kein Anteil am Islam für den, der sein Gebet vernachlässigt

Abu Huraira radiallahu ’anhu berichtet, dass er den Prophetensallallahu ’alaihi wassallam sagen hörte: „Es gibt keinen Platz im Islam für jemanden, der sein Gebet nicht macht. Und es gibt kein Gebet ohne Waschung (Wudu).“ In einem anderen Hadith wird berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte: „Islam (Din) ist nicht vorhanden in einer Person, die nicht das Gebet verrichtet. Die Stellung des Gebets im Islam ist wie die vom Kopf auf dem Körper.“(Basar, Haakim)

Anmerkung: Diejenigen, die kein Gebet verrichten und sich selbst nicht nur Muslime nennen, sondern auch noch damit angeben, die Champions der muslimischen Sache zu sein, sollten einmal über diese Worte des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam nachdenken. Sie träumen davon, den vergangenen Glanz des Islam wiederzubeleben, aber kümmern sich nicht darum zu erfahren, wie die Menschen, die für diesen Glanz verantwortlich waren, an den Praktiken des Islam festgehalten haben.

’Abdullah ibn ’Abbaas radiallahu ’anhu litt an Katarakt des Auges. Die Leute sagten zu ihm, dass diese Krankheit behandelbar ist, aber er würde sein Gebet ein paar Tage lang aufgeben müssen. Er sagte: „Das ist nicht möglich. Ich habe gehört, dass der Prophetsallallahu ’alaihi wassallam sagte: ‚Jemand, der sein Gebet nicht macht, wird vor Allah ta’ala stehen müssen, während Allah ta’ala wütend auf ihn ist.’“

In einem anderen Hadith heißt es, er müsse fünf Tage lang auf einem Stück Holz seine Niederwerfung (Sadschda) machen. Er erwiderte, dass ernicht einmal bereit wäre, nur eine einzige Raka auf diese Weise zu verrichten.

Die Sahaba vom Prophetensallallahu ’alaihi wassallam wollten lieber blind werden, als das Gebet selbst ein paar Tage lang aufzugeben (obwohl unter solchen Umständen zulässig). Als ’Umar radiallahu ’anhu an seinem letzten Tag von einem Feueranbeter erstochen wurde, blieb er oft bewusstlos und starb letztlich an dem extremen Blutverlust. Während er auf seinem Sterbebett lag, weckte man ihn auf, wenn das Gebet heran kam und er verrichtete sein Gebet in eben diesem Zustand. Dazu bemerkte er: „Es gibt keinen Platz im Islam für jemanden, der kein Gebet verrichtet.“ Heutzutage sieht man es als unhöflich und unangebracht an, einen Kranken daran zu erinnern oder ihm überhaupt zu erlauben, sein Gebet zu verrichten. Was für eine Welt des Unterschiedes liegt zwischen den Ansichten der Muslime heute und damals!

’Ali radiallahu ’anhu bat einmal den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam, ihm einen Diener zu geben. Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte: „Hier sind drei Sklaven, nimm welchen du magst.“ ’Ali radiallahu ’anhu sagte: „Bitte such du einen für mich aus.“ Der Prophetsallallahu ’alaihi wassallam zeigte auf einen bestimmten Mann und sagte: „Nimm diesen hier, er achtet genau auf sein Gebet. Aber du darfst ihn nicht schlagen. Uns ist verboten, jemanden zu schlagen, der sein Gebet macht.“ Wir machen uns im Gegensatz dazu über unsere Arbeiter lustig und sehen sie als Last an, wenn sie ihr Gebet verrichten.

Sufjaan Thauri rahmatullah ’alaihi, der berühmte Mystiker (Sufi), verfiel einmal in einen Zustand spiritueller Freude. Er blieb sieben Tage in seinem Haus ohne zu schlafen, zu Essen oder zu Trinken. Als sein Schaikh über seinen Zustand informiert wurde, fragte er, ob Sufjaan die Gebetszeiten einhielt. Man sagte ihm, dass sein Gebet ganz regelmäßig und behütet war. Daraufhin bemerkte der Schaikh: „Lob sei Allah ta’ala, Der dem Teufel (Schaitan) nicht erlaubt hat, die Oberhand über ihn zu gewinnen.“


Kapitel 2: Wichtigkeit/Bedeutung vom Gemeinschaftsgebet (Dschama’a)


Wie bereits im Vorwort gesagt wurde, gibt es viele, die ihr Gebet regelmäßig machen, es aber mit dem Gemeinschaftsgebet (Dschama’a) nicht so genau nehmen. Der Prophetsallallahu ’alaihi wassallam betont genauso nachdrücklich die Gemeinschaft (Dschama’a) wie das Gebet. Dieses Kapitel besteht auch aus zwei Teilen. Der Erste beschäftigt sich mit den Belohnungen vom Gemeinschaftsgebet (Dschama’a) und der Zweite mit den Folgen der Vernachlässigung von der Gemeinschaft (Dschama’a).

Teil A: Die Belohnungen für das Gemeinschafts-gebet (Dschama’a)

1. Das Gebet mit der Gemeinschaft (Dschama’a) ist siebenundzwanzig Mal besser

’Abdullah ibn ’Umarradiallahu ’anhu berichtet, dass er den Prophetensallallahu ’alaihi wassallam sagen hörte: „Ein Gebet mit der Gemeinschaft (Dschama’a) ist siebenundzwanzig Mal besser als ein allein gemachtes Gebet.“(Malik, Bukhari, Muslim)

Anmerkung: Wenn wir unser Gebet machen, um Belohnung von Allah ta’ala zu bekommen, wieso sollten wir es dann nicht in der Moschee tun, wo die verdiente Belohnung siebenundzwanzig Mal mehr ist? Niemand wird so unklug sein, einen siebenundzwanzig Mal größeren Gewinn aufzugeben, bloß weil er sich dafür ein wenig mehr anstrengen muss. Wir jedoch sind so gleichgültig gegenüber den Belohnungen, die für unsere religiösen Praktiken versprochen wurden. Der Grund dafür kann nichts anderes sein als unsere mangelnde Beachtung für die Religion (Din) und die Belohnungen. Es ist eine Schande, dass wir uns so sehr anstrengen für die unbedeutendenGewinne dieser materiellen Welt; aber wir sind so unachtsam für die Gewinne im Jenseits (Akhira), die siebenundzwanzig Mal vermehrt werden, mit ein wenig extra Anstrengung.

Wir behaupten oft, dass wir den Laden zumachen müssten, um wegen der Gemeinschaft (Dschama’a) zur Moschee zu gehen und uns so Geschäfte entgehen. Diese Ausreden und andere dieser Art können nicht im Weg von denen stehen, die perfekten Glauben an die Erhabenheit von Allah ta’ala und an Sein Wort haben und die den Wert der Segnungen und Belohnungen im Jenseits (Akhira) begreifen. Über solche Leute sagt Allah ta’ala:

„Männer, die weder Ware noch Handel vom Gedenken an Allah abhält und der Verrichtung des Gebets und dem Entrichten der Almosen (Zakah);“ (An-Nūr 37)

Man sagt von Salim Haddad rahmatullah ’alaihi, einem Händler und großem Mystiker (Sufi), dass er blass und unruhig wurde, wenn er den Gebetsruf (Asaan) hörte. Er stand sofort auf, ließ seinen Laden offen und rezitierte dieses Gedicht:

  1. Wenn Dein Rufer zum Gebet einlädt, stehe ich schnell auf, um auf (den Ruf von) Allah ta´ala dem Allmächtigen, Der keinen Gleichgestellten hat, zu antworten.
  2. Ich antworte auf die Einladung mit vollständiger Ergebenheit und Freude: „Hier bin ich, o Du Gnadenvoller!“
  3. Mein Gesicht wird blass vor Furcht und Angst und die Beschäftigung mit Dir lenkt mich von allen anderen Beschäftigungen ab.
  4. Ich schwöre bei Dir, nichts liebe ich außer Dir zu Gedenken. Nichts genieße ich mehr als Deinen süßen Namen.
  5. O, wird es eine Zeit geben, wo wir zusammen sein können? Ein Liebender ist nur glücklich, wenn er mit seinem Liebsten ist.
  6. Der, dessen Augen das Licht Deiner Schönheit gesehen haben, kann nie getröstet werden. Er muss nach Dir verlangend sterben.

In einem Hadith heißt es: „Leute, die regelmäßig die Moschee besuchen, sind ihre Bewohner; Engel sind ihre Gefährten und besuchen sie, wenn sie krank sind und helfen ihnen, wenn sie bei ihrer Arbeit sind.“



2. Das Gebet mit der Gemeinschaft (Dschama’a) ist fünfundzwanzig Mal besser

Abu Huraira radiallahu ’anhu berichtet, dass er den Prophetensallallahu ’alaihi wassallam sagen hörte: „Das Gebet mit der Gemeinschaft (Dschama’a) ist fünfundzwanzig Mal besser als das Gebet, das man im Haus oder im Laden macht. Dies ist so, wenn jemand die Gebetswaschung (Wudu) vollständig macht und zur Moschee geht, mit der einzigen Absicht das Gebet zu verrichten,dann erhebt ihn jeder Schritt, den er geht um eine Stufe und löscht eine Sünde aus. Und wenn er in der Moschee sitzen bleibt (natürlich mit der Waschung), nachdem das Gebet vorbei ist, dann bitten die Engel für ihn um Allahs Gnade und Vergebung. Und so lange er in der Moschee sitzen bleibt und aufs Gebet wartet, bekommt er Belohnungen, als ob er mit Gebet beschäftigt ist.“ (Bukhari, Muslim, Abu Dawud)

Anmerkung: In Hadith Nummer 1 wird gesagt, dass das Gebet mit der Gemeinschaft (Dschama’a) siebenundzwanzig Mal besser ist, als ein allein verrichtetes Gebet, während dieser Hadith nur fünfundzwanzig Mal mehr verspricht. Verschiedene Theologen haben diesen Unterschied ausführlich besprochen. Die folgenden sind einige der Erklärungen: 1) Die Unterscheidung von fünfundzwanzig bis siebenundzwanzig hängt von der Aufrichtigkeit verschiedener Personen ab. 2) Im Gebet wo der Koran still rezitiert wird [d.h. im Mittags- (Suhr) und Nachmittagsgebet (’Asr)] ist die Belohnung fünfundzwanzig Mal und im Gebet, wo der Koran laut rezitiert wird [d.h. im Morgen- (Fadschr), Abend- (Maghrib) und Nachtgebet (’Ischa)] ist die Belohnung siebenundzwanzig Mal. 3) Beim Morgen- (Fadschr) und Nachtgebet (’Ischa), wenn es etwas unbequem ist, in der Kälte und Dunkelheit raus zu gehen, ist die Belohnung siebenundzwanzig Mal, aber bei den anderen Gebeten ist sie fünfundzwanzig Mal. 4) Am Anfang betrug die Belohnung fünfundzwanzig Mal, aber später hat Allah ta’ala (als besondere Gnade für die Anhänger des Prophetensallallahu ’alaihi wassallam) sie auf siebenundzwanzig Mal erhöht.

Einige andere haben eine noch feinere Erklärung gebracht. Sie sagen, dass die Belohnung für das Gebet mit der Gemeinschaft (Dschama’a) in diesem Hadith nicht nur fünfundzwanzig Mal ist, sondern fünfundzwanzig Mal verdoppelt wird, was dann 33. 554. 432 Mal ergibt. (Man beginnt bei eins und verdoppelt. Das jeweilige Ergebnis wird dann wieder verdoppelt und das Ganze setzt man fünfundzwanzig Mal fort. z.B. 1, 2, 4, 8, 16, 32…). Auch dies übersteigt nicht die gnadenreiche Barmherzigkeit von Allah ta’ala. Wenn das Weglassen von einem Gebet dazu führen kann, eine Bestrafung von einem Huqb in der Hölle (Dschahannam) zu verursachen (wie wir im letzten Kapitel gesehen haben), dann ist auch eine so große Belohnung für das Gemeinschaftsgebet (Dschama’a) völlig verständlich.

Der Prophetsallallahu ’alaihi wassallam hat uns auch erklärt, wie die Belohnung noch weiter vermehrt wird für jemanden, der, nachdem er die Waschung (Wudu) gemacht hat, aus dem Haus geht mit der einzigen Absicht, das Gebet mit der Gemeinschaft (Dschama’a) in der Moschee zu beten. Jeder Schritt bringt eine Belohnung und wäscht eine Sünde weg.

Die Häuser von Banu Salama, einem Stamm in Madina, befanden sich in einiger Entfernung. Sie beabsichtigten darum, in die Nähe der Moschee umzuziehen. Der Prophetsallallahu ’alaihi wassallam gab ihnen jedoch den Rat: „Bleibt wo ihr seid. Jeder Schritt, den ihr zur Moschee geht, wird in eurem Tatenbuch aufgeschrieben.“ In einem Hadith wird gesagt: „Das Gleichnis von jemandem, der zu Hause die Waschung (Wudu) macht und dann zur Moschee geht, ist wie jemand, der sich zur Pilgerfahrt (Hadsch) aufmacht, nachdem er alle erforderlichen Beschränkungen (Ihram etc.) auf sich genommen hat.“

Darüber hinaus zeigt uns der Prophetsallallahu ’alaihi wassallam im selben Hadith eine weitere Tat von großem Wert, d.h. so lange man in der Moschee sitzen bleibt, nachdem das Gebet vorbei ist, machen die Engel Bittgebet (Du’a) für ihn und bitten um Vergebung und Gnade. Die Engel sind die unschuldige und heilige Schöpfung von Allah ta’ala. Also ist die Wirksamkeit ihres Bittgebets (Du’a) ziemlich klar.

Mohammed ibn Sima’a ist ein berühmter Theologe und Schaikh. Er starb im Alter von einhundertdrei Jahren. Er verrichtete täglich zweihundert Rak’a freiwilliges Gebet (nafl). Er schreibt: „Vierzig Jahre lang habe ich nie verpasst zum Gebet anwesend zu sein, wenn der, der das Gebet leitet, das Gebet anfängt, indem er „Allahu akbar“ sagt; außer ein Mal, alsmeine Mutter gestorben ist.“

Derselbe Schaikh schreibt: „Einmal verpasste ich das Gemeinschaftsgebet (Dschama’a). Da ich wusste, dass das Gebet mit der Gemeinschaft (Dschama’a) fünfundzwanzig Mal besser ist, habe ich dieses Gebet (allein) fünfundzwanzig Mal wiederholt, um den Verlust wiedergutzumachen. In meinem Traum hörte ich jemanden zu mir sagen: „Mohammed! Du hast dein Gebet 25 Mal wiederholt (in der Hoffnung, den Verlust wiedergutzumachen), aber was ist mit dem „Amen“ der Engel?“ In vielen Ahadith wird berichtet, wenn der Vorbeter (Imam) „Amen“ sagt nachdem er die SureAl-Fātiha rezitiert hat, dann sagen auch die Engel „Amen“ und alle vergangenen Sünden von demjenigen werden vergeben, dessen „Amen“ mit dem der Engel zusammen trifft. Dies ist nur möglich beim Gebet mit der Gemeinschaft (Dschama’a). Darum schreibt Maulana ’Abdul Hai, nachdem er diese Geschichte des Schaikhs zitierte: „Selbst wenn jemand sein Gebet (allein) eintausend Mal wiederholt, kann er nicht den gesammelten Segen von einem Gebet mit der Gemeinschaft (Dschama’a) bekommen.“

Das ist offensichtlich: Er verliert nicht nur das „Amen“ mit den Engeln, sondern auch die Segnungen der Versammlung und das Bittgebet (Du’a) der Engel nach dem Gebet, zusammen mit vielen anderen spirituellen Nutzen. Man sollte auch daran denken, das das Bittgebet (Du’a) der Engel nur verdient wird, wenn das Gebet ordentlich war. Wenn das Gebet von jemandem nicht so ist, wie es sein sollte und (laut einem Hadith) wie ein schmutziger Lumpen zurück in sein Gesicht geschleudert wird, wie können dann die Engel für ihn Bittgebet (Du’a) machen?



3. Achtsamkeit der Sahaba auf die Gemeinschaft (Dschama’a)

’Abdullah ibn Mas’udradiallahu ’anhu sagt: Wenn jemand Allah ta’ala morgen am Tag der Abrechnung (Jaumu-l-Qijama) treffen möchte, so soll er achtsam sein auf diese Gebete, und sie dort verrichten, wo zu den Gebeten gerufen wird (in den Moscheen), denn Allah ta’ala hat durch Seinen Propheten sallallahu ’alaihi wassallam solche Taten gezeigt, die nichts außer vollständiger Rechtleitung sind, und das Gebet [mit der Gemeinschaft (Dschama’a)] ist eine von ihnen.
Wenn ihr beginnt euer Gebet in eueren Häusern zu verrichten (wie es So und So macht), so gebt ihr eine Lebensweise (Sunna) von eurem Propheten sallallahu ’alaihi wassallam auf und sobald ihr seine Lebensweise (Sunna) verlasst, geht ihr irre. Wenn jemand die rituelle Waschung (Wudu) richtig macht und dann zur Moschee geht, bekommt er für jeden Schritt eine Segnung und eine Sünde wird ausgelöscht. Während der Lebenszeit des Prophetensallallahu ’alaihi wassallam hat niemand die Gemeinschaft (Dschama’a) verpasst, außer einem offenen Heuchler oder jemand richtig krankem.
Selbst die Heuchler wagten es nicht, die Gemeinschaft (Dschama’a) zu verpassen und einem Kranken, der mit Hilfe von zwei Männern zur Moschee gebracht werden konnte, wurde geholfen an der Gemeinschaft (Dschama’a) teilzunehmen.“(Muslim, Abu Dawud, Nasa-i)

Anmerkung:Das zeigt die extreme Sorgfalt der Sahaba für ihr Gebet mit der Gemeinschaft (Dschama’a). Selbst die Kranken wurden auf die eine oder andere Weise zur Moschee gebracht, selbst wenn sie zwei Männer zur Hilfe brauchten. Das war ganz natürlich, wenn sie unseren Propheten sallallahu ’alaihi wassallam selbst so darauf achten sahen.Man sagt, als der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam auf seinem Sterbebett lag und er wiederholt ohnmächtig wurde, schaffte er es nach mehreren Anläufen seine Waschung (Wudu) zu machen und, obwohl er kaum stehen konnte, ging er mit Hilfe von ’Abbaas radiallahu ’anhu und einem anderen Sahabi zur Moschee. Abu Bakr radiallahu ’anhu leitete das Gebet auf seinen Befehl hin und der Prophetsallallahu ’alaihi wassallamselbst nahm an der Gemeinschaft (Dschama’a) teil.

Abu Darda radiallahu ’anhu berichtet, dass der Prophetsallallahu ’alaihi wassallam einmal zu ihm sagte: „Bete deinen Allah ta’ala so an, als ob du Ihn vor dir siehst, zähl dich selbst zu den Toten, hüte dich vor dem Fluch derjenigen, denen Unrecht getan wurde und, selbst wenn du zur Moschee kriechen musst, verpasse nicht das Nacht- (’Ischa) und Morgengebet (Fadschr) mit der Gemeinschaft (Dschama’a).“

In einem anderen Hadith wird gesagt, dass das Nacht- (’Ischa) und Morgengebet (Fadschr) für die Heuchler sehr schwer sind. Wenn sie die Belohnung für die Gemeinschaft (Dschama’a) wüssten, würden sie zur Moschee gehen und an der Gemeinschaft (Dschama’a) teilnehmen, selbst wenn sie kriechen müssten.



4. Befreiung von der Hölle (Dschahannam) und Freiheit, ein Heuchler zu sein

Anas bin Malik radiallahu ’anhu berichtet, dass er den Prophetensallallahu ’alaihi wassallam sagen hörte: „Jemand der mit aller Aufrichtigkeit vierzig Tage lang konstant bei seinem Gebet mit der Gemeinschaft (Dschama’a) ist, ohne zu verpassen dann anwesend zu sein, wenn der Vorbeter (Imam) das Gebet mit den Worten „Allahu akbar“ beginnt, erhält zwei Belohnungen: eine ist die Freiheit vor der Hölle (Dschahannam) und die andere ist Freiheit von Heuchelei.“(Tirmisie)

Anmerkung: Wenn jemand regelmäßig das Gebet macht (mit Aufrichtigkeit) und ganz von Anfang an (d.h. wenn der Vorbeter (Imam) das Gebet mit „Allahu akbar“ beginnt) an der Gemeinschaft (Dschama’a) teilnimmt, dann wird er weder ein Heuchler sein noch wird er in die Hölle (Dschahannam) gehen. Ein Heuchler ist jemand, der so tut als wäre er ein Muslim, aber in seinem Herzen ist Unglaube (Kufr).

Daraus wird ersichtlich, dass die  Zeitspanne von 40 Tagen eine große Rolle spielt bei der Veränderung des Zustandes eines Menschen. Die Entwicklung vor der Geburt des Menschen (laut einem Hadith) findet ebenfalls in Abschnitten von vierzig Tagen statt. Darum schreiben die Mystiker (Sufi) der Periode von vierzig Tagen großen Wert zu zum Zweck von spirituellem Fortschritt.

Glücklich sind wahrlich diejenigen, die über Jahre hinweg nie verpassen anwesend zu sein, beim ersten Takbir (Allahu akbar) des Vorbeters (Imam).



5. Belohnung für das Gehen zur Moschee, selbst wenn man die Gemeinschaft verpasst

Abu Huraira radiallahu ’anhu berichtet, dass er den Prophetensallallahu ’alaihi wassallam sagen hörte: „Jemand, der sorgfältig die rituelle Waschung (Wudu) macht und dann zur Moschee geht und feststellt, dass die Gemeinschaft (Dschama’a) vorbei ist, bekommt eine Belohnung wie die von der Gemeinschaft (Dschama’a). Das verringert nicht die Belohnung von denen, die wirklich ihr Gebet mit der Gemeinschaft (Dschama’a) gemacht haben.“(Abu Dawud, Nasa-i, Haakim)

Anmerkung: Das ist wirklich Allahs große Gnade und Wohltätigkeit, dass reines Bemühen und ein wenig Anstrengung genügen, um uns die Belohnung der Gemeinschaft (Dschama’a) zu sichern, obwohl wir verpasst haben, daran teilzunehmen. Niemand sonst ist der Verlierer, wenn wir selbst unwillig sind und uns die Gnaden des Gnadenreichsten entgehen lassen.

Dieser Hadith zeigt auch, dass wir es nicht aufschieben sollten, zur Moschee zu gehen aus Furcht, dassdie Gemeinschaft (Dschama’a) schon vorbei ist. Selbst wenn wir beim Ankommen in der Moschee sehen, dass die Gemeinschaft (Dschama’a) vorbei ist, bekommen wir trotzdem die Belohnung dafür. Wenn sich jemand jedoch von vornherein sicher ist, dass das Gebet vorbei ist, dann schadet es nicht, wenn er nicht zur Moschee geht.



6. Je größer die Gemeinschaft (Dschama’a), desto größer die Belohnung

Qubaath bin Aschjam Laithi radiallahu ’anhu berichtet, dass er den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam sagen hörte: „Allah liebt das Gebet von zwei Leuten zusammen, wobei einer führt und der andere ihm folgt, mehr als das Gebet von vier Leuten, die einzeln beten.
Genauso liebt Allah vier Leute, die zusammen ihr Gebet machen mehr, als acht Leute, die einzeln beten. Und genauso liebt Allah acht Leute mehr, die in der Gemeinschaft (Dschama’a) beten, als einhundert Leute, die einzeln beten.“(Basar, Tabranie)
In einem anderen Hadith heißt es:„Allah liebt eine große Gemeinschaft (Dschama’a) mehr als eine kleine Gemeinschaft (Dschama’a).“ (Abu Dawud, Ahmed)

Anmerkung: Einige Leute denken, dass es nichts schadet, zu Hause oder im Geschäft ihre eigene kleine Gemeinschaft (Dschama’a) zu haben. Das stimmt aber nicht, denn erstens entgeht ihnen die Belohnung für das Gebet in der Moschee und zweitens verlieren sie den Segen für das Gebet mit einer großen Gemeinschaft (Dschama’a).

Je größer die Versammlung ist, desto mehr erfreut sie Allah ta’ala. Wenn es unser einziges Ziel ist den Wohlgefallen von Allah ta’ala zu erlangen, wieso sollten wir es dann nicht auf die Weise tun, die Ihn mehr erfreut? In einem Hadith wird berichtet, dass Allah ta’alaSich freut, drei Dinge zu sehen, nämlich eine Reihe von Anbetern, die ihr Gebet mit der Gemeinschaft (Dschama’a) machen, einen, der sich in tiefster Nacht mit freiwilligem Gebet (Tahadschud) beschäftigt und einen, der auf Allahs Weg kämpft.



7. Perfektes Licht am Tag der Abrechnung (Jaumu-l-Qijama)

Sahl ibn Sa’d radiallahu ’anhu berichtet, dass er den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam sagen hörte: „Gebt denen frohe Botschaft, die oft in den Stunden der Dunkelheit zur Moschee gehen, denn sie werden am Tag der Abrechnung (Jaumu-l-Qijama) perfektes Licht (Nur) haben.“ (Ibn Madscha, Ibn Khusaima)

Anmerkung: Den Wert davon, in der Dunkelheit der Nacht zur Moschee zu gehen, wird man am furchterfüllten Tag der Abrechnung (Jaumu-l-Qijama) begreifen, wenn jeder in miserablem Zustand sein wird. Jemand, der die Unanannehmlichkeit in den Stunden der Dunkelheit in dieser Welt auf sich nimmt, wird in der nächsten Welt großartig belohnt werden, da er ein Licht haben wird, das heller ist als das Licht der Sonne.

In einem Hadith wird berichtet, dass solche Menschen ohne jede Sorge leuchtende Sitze einnehmen werden, während andere in großer Verwirrung sein werden. In einem anderen Hadith heißt es: „Allah wird am Tag der Abrechnung (Jaumu-l-Qijama) sagen: „Wo sind Meine Nachbarn?“ Die Engel werden fragen: „Wer sind Deine Nachbarn, o Allah?“ Allah wird antworten: „Diejenigen, die in die Moscheen gegangen sind.“

In einem Hadith wird gesagt: „Von all den Orten dieser Erde sind die Moscheen Allah am liebsten und die Märkte sind die am wenigsten geliebten.“ In einem anderen Hadith werden die Moscheen als „Gärten des Paradies (Dschanna)“ bezeichnet.

Abu Sa’id radiallahu ’anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam einmal sagte: „Bezeugt den Glauben (Iman) dessen, der regelmäßig zur Moschee geht, und dann rezitierte er den folgenden Vers vom Koran:

„Wahrlich, der allein vermag die Moscheen Allahs zu erhalten, der an Allah und an den Jüngsten Tag glaubt“ (At-Tauba 18)

Es folgen noch ein paar mehr Ahadith über die Vorzüge der Gebete mit der Gemeinschaft (Dschama’a): die Waschung (Wudu) zu machen, wenn es unangenehm ist, zur Moschee zu gehen und dort zu sitzen (nach einem Gebet) und auf das nächste Gebet zu warten, löscht die Sünden aus. Je weiter jemand von der Moschee entfernt wohnt, desto mehr Segnungen erhält er. Das liegt daran, dass jemand, der aus einiger Entfernung kommt, weiter laufen muss und, wie wir gesehen haben, bekommt er für jeden Schritt eine Belohnung. Aus eben diesem Grund wurde berichtet, dass einige Sahaba kleine Schritte zur Moschee machten, um mehr Belohnung zu erhalten.

Ein anderer Hadith sagt, dass es drei Dinge auf dieser Welt gibt, um die die Menschen miteinander kämpfen würden, wenn sie die Belohnung dafür wüssten. Dies sind: Den Gebetsruf (Asaan) zu rufen, in der sengenden Mittagshitze zum Mittagsgebet (Suhr) in die Moschee zu laufen und der erste in der Reihe beim Gebet mit der Gemeinschaft (Dschama’a) zu sein. In einem anderen Hadith wird gesagt, dass am Tag der Abrechnung (Jaumu-l-Qijama) sieben Personen unter dem Schatten von Allahs Gnade sein werden, wenn jeder in großer Verwirrung unter der großen Hitze der Sonne leiden wird. Einer dieser sieben wird derjenige sein, dessen Herz mit der Moschee verbunden ist. Er strebt danach, zur Moschee zurück zu kehren, wenn er sie aus irgendeinem Grund verlassen muss. Ein anderer Hadith berichtet, dass Allah diejenigen liebt, die die Moschee lieben.

Jeder Glaubensartikel des Islam ist die Quelle von zahllosen Segnungen und Belohnungen von Allah und bringt unbegrenzte Vorteile mit sich, die auf diejenigen herab regnen, die ihm folgen. Außerdem hat jeder Befehl von Allah eine tiefe Bedeutung. Es ist jedoch oft schwierig, den vollen Nutzen von Allahs Befehlen zu verstehen, da niemand Sein Wissen und Seine Weisheit erlangen kann. Einige der Gelehrten (’Ulama) des Islam haben versucht, die Wichtigkeit des Gebets mit der Gemeinschaft (Dschama’a) zu erklären, aber ihre Erklärungen unterscheiden sich je nach dem Ausmaß ihres eigenen Verständnisses und ihrer Macht, in die Göttlichen Geheimnisse Einsicht zu nehmen. Unser verehrter Schaikh Schah Waliullah Dihlawi (möge Allah sein Grab erleuchten) schreibt in seinem bekannten Buch Hudschatullaaha-l-baalighah:

„Um die Menschen vor den tödlichen Auswirkungen zu schützen, die ihre eigenen Bräuche und Rituale für sie haben können, gibt es nichts nützlicheres, als einen der religiösen Dienste zu einem allgemein üblichen Brauch und so verbreitetem Ritual zu machen, so dass er offen von jedem vor jedem verrichtet wird, sei er nun studiert oder ungebildet. Die Stadtbewohner und die Landbevölkerung sollten beide gleichermaßen danach streben, ihn einzuhalten. Er sollte zu einem Objekt des Wettbewerbs und des Stolzes unter ihnen allen werden und er sollte so universell praktiziert werden, dass er ein Teil ihres sozialen Gefüges wird, so sehr, dass ein Leben ohne ihn für sie wertlos sein mag. Ist dies erreicht, wird es dabei helfen, die Anbetung und den Gehorsam Allah gegenüber einzurichten und wird zu einem wirkungsvollen Ersatz für diese falschen Bräuche und Rituale, die ihnen ernsthaften Schaden zufügen. Da das Gebet die einzige religiöse Praxis ist, die alle anderen in Wichtigkeit und Universalität übertrifft, im Grund und in der Autorität, wird es daher absolut notwendig, es universell einzurichten und zu verbreiten, indem man spezielle Versammlungen durchführt, wo es mit absoluter Einheit in Form und Zweck verrichtet werden kann.

Darüber hinaus gibt es in jeder Gemeinschaft oder religiösen Gesellschaft immer nur ein paar wenige, die Führungskraft besitzen, während der Rest einfach folgt. Es gibt einige andere, die mit ein wenig Rat oder Warnung korrigiert werden können. Dann gibt es noch die dritte Klasse von Menschen, die sehr schwach im Glauben sind und, wenn man sie nicht dazu bringt, in der Öffentlichkeit zu beten, es wahrscheinlich gar nicht tun würden. Es liegt daher im besten Interesse der islamischen Gesellschaft, dass all ihre Mitglieder die Anbetung kollektiv und in Versammlung verrichten, so dass die, die sie nicht verrichten, sich von denen unterscheiden, die sie verrichten und die Unwilligen von den Willigen. Dies wird auch verursachen, dass die Menschen mit weniger Wissen den Gelehrten (’Ulama) folgen und die Unwissenden von den Gelehrten die speziellen Anforderungen der Gebete lernen. Der Betende wird das Richtige vom Falschen unterscheiden können, so dass das Rechte und Echte vorherrschen möge und das Falsche und Unrichtige unterdrückt wird.

Außerdem haben diese Versammlungen von Menschen, die Allah lieben, Seine Gnade ersuchen, Ihn stets fürchten und ihre Herzen und Seelen allein Ihm zuwenden, den wundervollen Effekt, dass sie verursachen, dass Seine Segnungen aus dem Paradies (Dschanna) herab steigen.

Darüber hinaus wurde die muslimische Gemeinschaft geschaffen, damit das Wort von Allah über allem anderen in erhabener Stellung bewahrt wird und die islamische Ordnung über allen anderen vorherrschen möge. Dieses Ziel kann nicht erreicht werden, solang nicht alle Muslime, Groß und Klein, die Elite und der Durchschnitt, die Stadtbewohner und die Landbevölkerung, gemeinsam den höchsten Gottesdienst und das heiligste Ritual des Islam (nämlich das Gebet) verrichten, indem sie sich an einem Ort versammeln. Aus diesem Grund legt die Schari’a so großen Wert auf das gemeinschaftliche Freitagsgebet und auf Gebete mit der Gemeinschaft (Dschama’a), indem die daraus resultierenden Segnungen und die Bestrafungen für ihre Missachtung erklärt werden. Für die offenen und sichtbare Einhaltung dieses wichtigen Gottesdienstes sind zwei Arten von Versammlung nötig: eine für die Menschen eines Stammes oder einer bestimmten Lokalität (Ortschaft) und den anderen für die Bewohner der gesamten Stadt. Da die Versammlung ersterer zu jeder Stunde möglich ist und die der letzteren vergleichsweise schwierig, wurde für die erstere die Versammlung für das Gebet (mit der Gemeinschaft) fünfmal täglich und für die letztere das wöchentliche Freitagsgebet bestimmt und angeordnet.“


Teil B: Strafe für das Aufgeben vom Gemein-schaftsgebet  (Dschama’a)


Genau wie Allah Belohnungen und Segnungen für das Befolgen Seiner Befehle versprochen hat, so hat Er uns vor den ernsten Folgen und Strafen für ihre Missachtung gewarnt. Wir sind Diener von Allah und als solche ist es unsere Pflicht, Ihm zu gehorchen. Uns steht keine Vergütung oder Lohn zu für unseren Gehorsam Ihm gegenüber. Wenn Er eine Belohnung gibt, so ist das sicher eine Sache Seiner extremen Gnade an uns. Genauso kann keine Strafe für uns zu schwer sein, wenn wir Ihm, unserem Herrn Allah, nicht gehorchen, denn es kann kein größeres Verbrechen für einen Diener geben, als seinem Herrn ungehorsam zu sein.

Darum war es nicht notwendig zu warnen. Dennoch haben Allah und Sein Prophet sallallahu ’alaihi wassallam uns so gütig häufig auf verschiedenste Arten gewarnt vor den Folgen des Ungehorsams und haben uns immer wieder erklärt, nur um uns vor dem Unheil zu schützen. Wenn wir selbst dann immer noch nicht hören, wer könnte uns dann noch vor den unvermeidlichen Folgen retten?


1. Das Gebet ohne die Gemeinschaft (Dschama’a) ist nicht angenommen

Ibn ’Abbaas radiallahu ’anhu berichtet: „Ich hörte den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam sagen: ‚Wenn jemand, obwohl er den Gebetsruf (Asaan) hört, nicht zur Moschee geht (und es vorzieht sein Gebet zu Hause zu machen) ohne eine starke Entschuldigung, dann ist sein Gebet nicht angenommen.’“ Als die Sahaba fragten, was so eine starke Entschuldigung sein könnte, antwortete er: „Krankheit oder Furcht.“(Abu Dawud; Ibn Habban)

Anmerkung: Es mag aus diesem Hadith erscheinen, dass das zu Hause gemachte Gebet (nachdem man den Gebetsruf (Asaan) gehört hat) überhaupt kein Gebet ist. Nach Ansicht der islamischen Hanifi-Rechtsschule ist solch ein Gebet zwar gültig, jedoch bekommt man nicht die versprochene Belohnungen und Segnungen. Man begeht dadurch trotzdem eine Straftat, wenn man ohne einen trifftigen Grund zu Hause betet. Aber nach Meinung einiger Sahaba und ihrer Nachfolger ist das Gebet mit der Gemeinschaft (Dschama’a) (nachdem man den Gebetsruf (Asaan) gehört hat) pflicht und es wegzulassen ist verboten von Allah.

Wie auch immer, auf alle Fälle begeht er die Sünde, dass er die Gemeinschaft (Dschama’a) aufgibt. In einem anderen Hadith, den Ibn ’Abbaas berichtet, wird gesagt, dass so jemand schuldig des Ungehorsams gegen Allah und Seinen Prophet sallallahu ’alaihi wassallam ist.

Ibn ’Abbaas radiallahu ’anhu sagt auch: „Nichts Gutes tut derjenige und ihm wird nichts Gutes getan, der nicht an die Gemeinschaft (Dschama’a) teilnimmt, nachdem er den Gebetsruf (Asaan) gehört hat.“

Abu Huraira radiallahu ’anhu sagte, dass wenn jemand den Gebetsruf (Asaan) hört und trotzdem nicht zum Gemeinschaftsgebet geht, ist es besser für ihn, dass flüssiges Blei in seine Ohren gegossen wird.



2. Die Gemeinschaft (Dschama’a) zu verpassen, passt nicht zu einem Muslim

Mu’as ibn Anas radiallahu ’anhu berichtet, dass er den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam sagen hörte: „Jemand, der nicht zum Gebet geht, nachdem er den Gebetsruf (Asaan) gehört hat, begeht ein großes Unrecht und was er tut, passt nur zu einem Ungläubigen oder einem Heuchler.“(Ahmed; Tabranie)

Anmerkung: Laut diesem Hadith schickt es sich nicht für einem Muslim, wenn er nachdem er den Gebetsruf (Asaan) gehört hat, nicht am Gemeinschaftsgebet (Dschama’a) teilnimmt und das ist eine Angewohnheit eines Ungläubigen oder eines Heuchlers. Was für eine scharfe Warnung! In einem anderen Hadith heißt es: „Für einen Menschen ist es ausreichend, unglücklich und verloren zu sein, dadurch, dass er den Gebetsruf hört und nicht zum Gemeinschaftsgebet (Dschama’a)  geht.“

Sulaiman ibn Abi Haithama ist einer der eminenten Personen der frühen Tage des Islam. Er wurde während der Lebenszeit des Propheten sallallahu ’alaihi wassallamgeboren, war aber zu jung für die Ehre, einen Hadith von ihm hören zu können. Während des Kalifats von ’Umar radiallahu ’anhu wurde ihm die Verantwortung über den Markt gegeben.

Eines Tages bemerkte ’Umar radiallahu ’anhu, dass er beim Morgengebet (Fadschr) fehlte. Darum ging er zu seinem Haus und fragte seine Mutter, warum Sulaiman nicht beim Morgengebet (Fadschr) in der Moschee war. Sie sagte: „Er hat die ganze Nacht freiwillige Gebete (nafl) gemacht, so dass er morgens so müde war, dass er nicht für das Morgengebet (Fadschr) zur Moschee ging.“ Darauf sagte ’Umar radiallahu ’anhu: „Ich bevorzuge es mein Morgengebet (Fadschr) mit der Gemeinschaft (Dschama’a) zu beten, als die ganzen Nacht mit freiwilligen Gebeten (nafl) zu verbringen.“



3. Das Missfallen vom Propheten sallallahu ’alaihi wassallam über das Aufgeben der Gemeinschaft

Abu Huraira radiallahu ’anhu berichtet, dass er den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam sagen hörte: „Ich hätte fast gewünscht, die Jungs zu bitten, eine große Menge Feuerholz für mich zu sammeln. Dann würde ich gehen und die Häuser von denen anzünden, die ihr Gebet ohne Entschuldigung zu Hause verrichten.“ (Muslim; Abu Dawud)

Anmerkung: Unser Prophet sallallahu ’alaihi wassallam, der so gütig und barmherzig zu seinen Anhängern war und dem es sehr weh tat, sie nur in kleinen Schwierigkeiten zu sehen, ist so verletzt, dass er fast bereit wäre, die Häuser derer anzuzünden, die damit zufrieden sind, ihr Gebet zu Hause zu machen.



4. Das Gebet ohne die Gemeinschaft (Dschama’a) ist eine leichte Beute für den Teufel (Schaitan)

Abu Darda radiallahu ’anhu berichtet, dass er den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam sagen hörte: „Wenn es (nur) drei Personen in einem Dorf oder einer Wüste gibt und die verrichten nicht ihr Gebet mit der Gemeinschaft (Dschama’a), dann bekommt sie der Teufel (Schaitan) in den Griff. Denkt daran, dass die Gemeinschaft (Dschama’a) im Gebet sehr notwendig für euch ist. Mit Sicherheit frisst der Wolf das einsame Schaf und der Wolf für die Menschen ist der Teufel (Schaitan).“ (Ahmed; Abu Dawud)

Anmerkung:Das zeigt, dass die Menschen, die mit Landbau usw. beschäftigt sind, sich darum kümmern sollen, dass sie ihr Gebet zusammen in der Gemeinschaft (Dschama’a) machen, wenn sie mehr als drei Personen sind. Selbst wenn sie nur zwei sind, ist es besser, zusammen in der Gemeinschaft (Dschama’a) zu beten. Die Bauern in unserem Land machen allgemein kein Gebet und sehen ihre Arbeit als ausreichende Entschuldigung dafür an. Und selbst die, die man als fromm ansieht, ziehen es vor, ihr Gebet alleine zu machen.

Wenn die Bauern, die in der Nähe arbeiten, zusammen kommen und ihr Gebet mit der Gemeinschaft (Dschama’a) machen, so können sie eine ziemlich große Gemeinschaft (Dschama’a) organisieren und dadurch wunderbaren Segen von Allah erhalten. Trotz Sonne, Regen, Hitze und Kälte arbeiten sie für einen kleinen weltlichen Gewinn, machen dabei aber riesigen Verlust an Allahs Belohnung, weil sie ihre Gebete verpassen. Dagegen können sie eine fünfzig Mal größere Belohnung bekommen (wie ein Hadith berichtet), wenn sie ihr Gebet gemeinsam auf dem Feld verrichten.

In einem Hadith heißt es: „Wenn ein Schafhirte am Fuße eines Hügels (oder auf einem Feld) den Gebetsruf (Asaan) ruft und sein Gebet beginnt, dann ist Allah sehr zufrieden mit ihm und sagt stolz zu den Engeln: „Seht euch Meinen Diener an! Er hat den Gebetsruf (Asaan) gerufen und verrichtet sein Gebet. All das macht er aus Furcht vor Mir. Darum gewähre Ich ihm Vergebung und beschließe seinen Eintritt ins Paradies (Dschanna).“



5. Ibn ’Abbaas’ Urteil über das Aufgeben der Gemeinschaft (Dschama’a)

Jemand fragte Ibn ’Abbaas radiallahu ’anhu: „Was ist mit jemandem, der den ganzen Tag fastet und die ganze Nacht freiwillige Gebete (nafl) macht, aber er geht nicht zur Moschee für die Gemeinschaft (Dschama’a) und nicht zum wöchentlichen Freitagsgebet?“„Er ist verdammt zur Hölle (Dschahannam)“, antwortete Ibn ’Abbaas radiallahu ’anhu. (Tirmisie, Targhib)

Anmerkung: So jemand, weil er ein Muslim ist, kann letztendlich befreit werden aus der Hölle (Dschahannam), aber wer weiß, nach wie langer Zeit. Die unwissenden unter den Mystikern (Sufis) und Schaikhs nehmen es sehr genau mit dem Gedenken an Allah (Sikr) und freiwillige Gebete (nafl) und betrachten das als oberste Frömmigkeit, wobei sie es nicht so genau nehmen mit dem Gebet in der Gemeinschaft (Dschama’a). Man muss ein für alle Mal ganz klar daran denken, dass jemand keine religiöse Erhabenheit erreichen kann außer durch vollkommenes Festhalten an der Praxis des geliebten Propheten sallallahu ’alaihi wassallam.

In einem Hadith wird gesagt, dass Allah drei Personen verflucht: jemanden, der darauf besteht, die Menschen eines Ortes im Gebet zu führen, obwohl sie ihn aus vernünftigem Grund ablehnen; eine Frau, die das Missfallen ihres Mannes erregt hat und jemanden, der den Gebetsruf (Asaan) hört und nicht zur Moschee für das Gebet mit der Gemeinschaft (Dschama’a) geht.



6. Jemand der nicht an der Gemeinschaft (Dschama’a) teilnimmt, wird keine Niederwer-fung (Sadschda) machen können, wenn er Allahs Herrlichkeit sieht

Ka’b Hibr sagt: „Bei Dem, Der die Thora an Musa (Moses) offenbarte, das Evangelium (Indschil) an ’Isa (Jesus), der Psalter (Zabur) an Dawud (David) ’alaihimus salaam und den Koran an Muhammad sallallahu ’alaihi wassallam, die folgenden Verse wurden offenbart über das Verrichten vom Gebet an den Orten (Moscheen), wo der Gebetsruf (Asaan) gerufen wird:

‚Am Tage, wenn die Beine entblößt werden und sie aufgefordert werden, sich anbetend niederzuwerfen, werden sie es nicht können. Ihre Blicke werden niedergeschlagen sein, (und) Schande wird sie bedecken; denn sie waren (vergebens) aufgefordert worden, sich anbetend niederzuwerfen, damals als sie (noch) wohlbehalten waren.’“ (Al-Qalam 42 und 43) (Baihaki)

Anmerkung: Die „Herrlichkeit von Saaq“ ist eine bestimmte Art von Glanz, die am Tag der Abrechnung (Jaumu-l-Qijama) gezeigt wird. Alle Muslime werden bei diesem Anblick in Niederwerfung (Sadschda) fallen, aber es wird einige geben, deren Rücken wird steif werden und so werden sie keine Niederwerfung (Sadschda) machen können. Es wurden von verschiedenen Kommentatoren verschiedene Auslegungen gegeben, wer diese Unglücklichen sein werden. Laut diesem Hadith, der auch durch einen anderen von Ibn ’Abbaas und anderen berichteten Hadith bestätigt wird, werden es diejenigen sein, die zum Gebet mit der Gemeinschaft (Dschama’a) gerufen wurden, aber nicht hingegangen sind.

Eine andere Auslegung gibt im Bukhari Abu Sa’id Khudri radiallahu ’anhu, der berichtet, dass es diejenigen sein werden, die ihr Gebet zur Show und aus Heuchlerei gemacht haben. Eine andere Auslegung ist, dass es die Ungläubigen sein werden, die gar kein Gebet gemacht haben. Eine weitere Auslegung sagt, dass es die Heuchler sein werden. Allah weiß es am besten und Sein Wissen ist am perfektesten.

Was für eine schreckliche Sache, so entwürdigt und beschämt zu werden am Tag der Abrechnung (Jaumu-l-Qijama), wenn alle Muslime in Niederwerfung (Sadschda) fallen beim Anblick von Allahs Herrlichkeit, dass diejenigen, die ihr Gebet mit der Gemeinschaft (Dschama’a) missachtet haben, von allen erkannt werden, weil sie keine Niederwerfung (Sadschda) machen können.

Neben diesen wurden viele weitere Warnungen gegen das Aufgeben der Gemeinschaft (Dschama’a) gegeben. Natürlich braucht es keine Warnung für einen guten Muslim, dem das Wort von Allah und Seinem Propheten so wichtig ist. Und für einen, der keinen Wert auf ihr Wort legt, sind all diese Warnungen bedeutungslos. Doch es wird eine Zeit kommen, wenn jede Seele zur Abrechnung gerufen und für ihre Missetaten bestraft wird, und dann wird einem kein Ausmaß an Reue etwas nützen.



Kapitel 3: Wichtigkeit von Demut und Hingabe im Gebet


Es gibt zwar viele Menschen, die ihre Gebete verrichten, und auch viele, die ihre Gebete mit der Gemeinschaft (Dschama’a) verrichten. Da sie jedoch auf solch eine schlechte Art das Gebet verrichten, wird ihnen das Gebet wie ein schmutziger Lumpen auf das Gesicht geworfen, anstatt dass sie Belohnungen und Segnungen dafür bekommen. Dies ist trotzdem noch besser, als gar nicht zu beten, da die Strafe für das Auslassen des Gebetes viel höher ist.

Wenn sich nun jemand schon die Zeit nimmt, und sich die Mühe macht überhaupt zu beten, dann sollte er sich doch schon bemühen die Qualität seines Gebetes zu verbessern.

Teil A: Zitate aus dem Koran


1. Es ist die Ergebenheit, die Allah erreicht

„Ihr Fleisch erreicht Allah nicht, noch tut es ihr Blut, sondern eure Ehrfurcht ist es, die Ihn erreicht.“ (Al-Hağğ 37)

Obwohl sich dieser spezielle Vers auf die Opfertiere bezieht, so entspricht es prinzipiell jedoch allen anderen Ritualen. Es sind die Aufrichtigkeit und Ergebenheit im Gottesdienst, durch die seine Akzeptierbarkeit von Allah beurteilt wird. Mu’as radiallahu ’anhu sagt: „Als der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam mich nach Jemen entsandte, bat ich ihn, mir zum Abschied einen Rat zu geben. Er antwortete: ‚Sei aufrichtig in all deiner Anbetung, da Aufrichtigkeit den Wert einer Handlung steigert, egal wie klein die Tat auch sei.’“

Thauban radiallahu ’anhu berichtet, dass er den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam sagen hörte: „Gesegnet sind die Aufrichtigen, denn sie sind die wegweisenden Lichter. Sie verursachen, dass die schlimmsten Übel abgewendet werden durch ihre Aufrichtigkeit.“ In einem anderen Hadith heißt es: „Es ist durch die Anwesenheit der Schwachen und wegen ihrem Gebet und ihrer Aufrichtigkeit, dass Allahs Hilfe zur gesamten Gemeinschaft (Umma) kommt.“



2. Wichtigkeit der Achtsamkeit im Gebet

„Wehe denjenigen Betenden, die (mit der Verrichtung) ihres Gebets nachlässig sind, die (nur dabei) gesehen werden wollen“ (Al-Mā’ūn 4-6)

„Nachlässig“ zu sein, wurde auf verschiedene Weisen interpretiert: So achtlos zu sein, dass man die richtige Zeit des Gebets verpasst. Im Gebet unaufmerksam zu sein. Die Anzahl der Rak’a zu vergessen.



3. Das Gebet der Heuchler

„Wahrlich die Heuchler versuchen, Allah zu überlisten; doch Er wird sie überlisten. Und wenn sie sich zum Gebet hinstellen, dann stellen sie sich nur ungern auf; (sie tun dies nur), um von den Menschen gesehen zu werden, und sie Gedenken Allahs nur selten.“ (An-Nisā´ 142)


4. Verderben für die, die ihr Gebet ruinieren

„Dann aber kamen nach ihnen Nachfahren, die das Gebet vernachlässigten und ihren Leidenschaften folgten. So gehen sie nun sicher dem Untergang entgegen;“ (Maryam 59)

Im Wörterbuch wird „ghai“ übersetzt als „irre gehen“, was auf das furchtbare Verderben und Ruin im Jenseits (Akhira) hinweist. Laut vielen Kommentatoren ist „ghai“ eine Grube in der Hölle (Dschahannam), die voller Blut und Eiter ist. Diejenigen, die ihr Gebet ruiniert haben, werden in diese Grube geworfen.



5. Nachlässigkeit im Gebet ist ein Grund dafür, dass Allah Spenden nicht annimmt

„Ihre Spenden werden nur deshalb nicht angenommen, weil sie nicht an Allah und an seinen Gesandten glauben und nur träge zum Gebet kommen und ihre Spenden nur widerwillig geben.“(At-Tauba 54)

Anmerkung: Die Zitate 1 bis 5 oben beziehen sich auf diejenigen, die ihr Gebet ruinieren. Im Gegensatz dazu sprechen die folgenden von denen, die Allah für ihr gutes Gebet lobt.



6. Aufs Gebet zu achten führt zum höchsten Paradies (Dschanna)

„Wahrlich, erfolgreich sind die Gläubigen, die in ihren Gebeten voller Demut sind, und die sich von allem leeren Gerede fernhalten, und die die Almosen (Zakah) entrichten, und ihre Schamteile bewahren; außer gegenüber ihren Gattinnen oder denen, die sie von Rechts wegen besitzen; denn dann sind sie nicht zu tadeln. Diejenigen aber, die darüber hinaus etwas begehren, sind Übertreter. Und diejenigen, die das ihnen anvertraute Gut und ihre Verpflichtung hüten, und die ihre Gebete einhalten – dies sind die Erben, die Al-Firdaus (Paradies) erben werden. Auf ewig werden sie darin verweilen.“ (Al-Mu´minūn 1 – 11)

Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte: „Firdaus ist die Spitze und der beste Teil vom Paradies (Dschanna), von dem all seine Flüsse entspringen. Allahs Thron wird dort aufgestellt werden. Wenn ihr Bittgebete (Du’a) für das Paradies (Dschanna) macht, bittet immer um Firdaus.“



7. Eigenschaften von denen, für die das Gebet leicht ist

„Und helft euch durch Geduld und Gebet; dies ist wahrlich schwer, außer für Demütige, welche ahnen, dass sie ihrem Herrn begegnen und zu Ihm heimkehren werden.“(Al-Baqara 45 und 46)


8. Männer, deren Geschäft sie nicht beim Verrichten des Gebets stört

„(Es ist) in Häusern, für die Allah die Erlaubnis erteilte, sie sollen errichtet werden und Sein Name soll darin verkündet werden. Darin preisen (sie) Ihn am Morgen und am Abend – Männer, die weder Ware noch Handel vom Gedenken an Allah abhält und der Verrichtung des Gebets und dem Entrichten der Almosen (Zakah); sie fürchten einen Tag, an dem sich Herzen und Augen verdrehen werden. Damit Allah sie belohne für die besten ihrer Taten und ihnen reichlich gebe aus Seiner Fülle. Und Allah versorgt ja, wen Er will, ohne zu rechnen.“ (An-Nūr 36 – 38)

’Abdullah ibn ’Abbaas radiallahu ’anhu sagt: „Das Verrichten des Gebets bedeutet, dass die Verbeugung (Ruku’) und die Niederwerfung (Sadschda) ordentlich gemacht werden und konstante Konzentration im Gebet, mit voller Demut und Unterwerfung.“ Qataada radiallahu ’anhu sagt: „Wann immer die Worte „Verrichten des Gebets“ im Koran auftauchen, so bedeuten sie, auf seine Zeit zu achten, die rituelle Waschung (Wudu) richtig zu machen und die Verbeugung (Ruku’) und Niederwerfung (Sadschda) ordentlich zu machen.“



9. Hohe Position und froher Aufenthalt für die, die die Nacht im Gebet verbringen

„Und die Diener des Allerbarmers sind diejenigen, die sanftmütig auf der Erde schreiten; und wenn die Unwissenden sie anreden, sprechen sie friedlich (zu ihnen); sie sind jene, die die Nacht damit verbringen, sich niederzuwerfen und zu beten.“ (Al-Fūrqan 63 und 64)

Nachdem Er noch einige Eigenschaften Seiner gläubigen Diener beschreibt, sagt Allah im selben Zusammenhang:

„Diese werden mit der höchsten Stätte (im Paradies) belohnt, weil sie geduldig waren; und Gruß und Frieden werden sie dort empfangen. Ewig darin verweilend: herrlich ist es als Ruhestatt und als Aufenthalt.“ (Al-Fūrqan 75 und 76)



10. Diejenigen, die ihre Betten verlassen, um vor Allah zu weinen

„Ihre Seiten halten sich fern von (ihren) Betten; sie rufen ihren Herrn in Furcht und Hoffnung an und spenden von dem, was Wir ihnen gegeben haben. Doch niemand weiß, welche Augenweide für sie als Lohn für ihre Taten verborgen ist.“ (As-Sağda 16 und 17)


11. Leben in Gärten und Quellen für Nächte, die im Gebet verbracht wurden

„Wahrlich, die Gottesfürchtigen werden inmitten von Gärten und Quellen sein, das Empfangen, was ihr Herr ihnen gegeben hat, weil sie vordem Gutes zu tun pflegten. Sie schliefen nur einen kleinen Teil der Nacht, und vor Tagesanbruch suchten sie stets Vergebung,“(Ad-Dāriyāt 15 – 18)


12. Wahres Wissen: Nachts Anbetung voll Furcht und Hoffnung

„Ist etwa jener, der zu Allah in den Nachtstunden – sich niederwerfend und stehend – betet, der sich vor dem Jenseits fürchtet und auf die Barmherzigkeit seines Herrn hofft (einem Ungehorsamen gleich)? Sprich: ‚Sind solche, die wissen, denen gleich, die nicht wissen?’ Allein nur diejenigen lassen sich warnen, die verständig sind.“ (Az-Zumar  9)


13. Ehrenhafter Aufenthalt im Paradies (Dschanna)

„Und die Engel werden zu ihnen durch jegliches Tor treten. „Frieden sei auf euch, da ihr geduldig wart; seht, wie herrlich der Lohn der Wohnstatt ist!“ (Ar-Ra’d 23 und 24)
„Wahrlich, der Mensch ist (seiner Natur nach) kleinmütig erschaffen worden. Wenn ihn ein Urteil trifft, so gerät er in großer Panik, doch wenn ihm (etwas) Gutes zukommt, ist er geizig. Nicht so sind diejenigen, die beten und (die Verrichtung) ihrer Gebete einhalten.“ (Al-Ma’āriğ 19 – 23)

Nachdem Er noch einige Einzelheiten über diese gesegneten Menschen angibt, sagt Allah im selben Zusammenhang:

„Und die, die ihr Gebet getreulich verrichten; diese sind es, die in den Gärten hochgeehrt sein werden.“ (Al-Ma’āriğ 34 und 35)

Außer den oben genannten Zitaten gibt es viele Verse des Koran, die das Gebet befehlen, die diejenigen loben und erhöhen, die ihr Gebet ordentlich verrichten. Das Gebet ist wahrlich ein großer Segen. Darum hat es der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam „den Trost meiner Augen“ genannt und Ibrahim (Abraham) ’alaihis salaam bat Allah:

„Mein Herr, hilf mir, dass ich und meine Kinder das Gebet verrichten. Unser Herr! Und nimm mein Gebet an.“ (Ibrāhīm 40).

Hier bittet der berühmte Prophet von Allah, den Allah „Khalil“ oder „Freund“ genannt hat, Allah drum, dass Er ihn sein Gebet richtig und regelmäßig verrichten lässt. Allah der Erhabene Selbst gibt Seinem geliebten Propheten Mohammed sallallahu ’alaihi wassallam folgenden Befehl:

„Und fordere die Deinen zum Gebet auf und sei (selbst) darin ausdauernd. Wir verlangen keinen Unterhalt von dir; Wir Selbst sorgen für dich. Und der Ausgang ist durch Gottesfurcht vorgegeben.“ (Tā Hā 132)

In einem Hadith heißt es, wann immer die Familienmitglieder unseres Propheten sallallahu ’alaihi wassallam irgendwelche Schwierigkeiten hatten, riet er ihnen zum Gebet und rezitierte diesen Vers. Es wird berichtet, dass alle Propheten ’alaihimus salaam sich dem Gebet zugewendet haben wann immer sie eine Schwierigkeit hatten. Aber ach, wir sind dem Gebet gegenüber so achtlos und gleichgültig, das wir, trotz allem was wir über den Islam und islamische Handlungen behaupten, dem Gebet keine Aufmerksamkeit widmen. Im Gegenteil, wenn sich jemand erhebt, um uns dazu einzuladen und unsere Aufmerksamkeit aufs Gebet zu lenken, dann machen wir uns über ihn lustig und entgegnen ihm, wodurch wir niemandem außer uns selbst schaden.

Selbst die, die ihr Gebet machen, verrichten es oft auf solche Art, dass man es ruhig als Verspottung des Gebets bezeichnen kann, weil ihm die richtige Einhaltung aller Grundlagen fehlt und auch die Hingabe und Ergebenheit, die darin Pflicht sind. Das praktische Beispiel unseres Propheten sallallahu ’alaihi wassallam und auch die Gewohnheiten seiner berühmten Sahaba sollten das Leitmotiv in unserem Leben sein. Ich habe die Geschichten über das Gebet der Sahaba in einem separaten Buch namens „Hikajatu-s-Sahaba – Geschichten der Sahaba“ gesammelt und brauche sie darum hier nicht zu wiederholen. Jedoch zitiere ich einige Geschichten aus den Leben einiger rechtschaffener Personen auf den folgenden Seiten. Die Handlungen und Aussagen unseres Propheten sallallahu ’alaihi wassallam zu diesem Thema folgen in Teil C.


Teil B: Ein paar Geschichten aus den Leben der Rechtschaffenen


1. Belohnungen für Nächte im Gebet

Schaich ’Abdul Wahid rahmatullah ’alaih sagt: „Eines Tages war ich so von Müdigkeit überwältigt, dass ich ins Bett ging, bevor ich mein Gedenken an Allah (Sikr) für diese Nacht beendet hatte. Im Traum sah ich ein wunderschönes Mädchen, die in grüne Seide gekleidet war. All ihre Körperteile, sogar ihre Schuhe, waren mit dem Gedenken an Allah (Sikr) beschäftigt. Sie sagte zu mir: „Bemühe dich, mich zu besitzen! Ich liebe dich.“ Und dann rezitierte sie ein paar Verse über den Eifer eines Liebenden. Als ich aus diese Traum aufwachte, schwor ich, nie wieder nachts zu schlafen.“ Es wird berichtet, dass er vierzig Jahre lang niemals nachts schlief und das Nacht- (’Ischa) und Morgengebet (Fadschr) mit derselben Waschung (Wudu) machte.



2. Was Allah erschaffen hat für die, die nachts vor Ihm
stehen

Schaich Mashar Sa’di rahmatullah ’alaih, der berühmte fromme Mann, weinte sechzig Jahre lang aus Liebe und Eifer für Allah. Eines Nachts sah er im Traum ein paar junge Mädchen neben Perlenbäumen mit goldenen Zweigen, am Ufer eines Baches der voll flüssigem Moschus war, pur und duftend. Die Mädchen lobpriesen die Herrlichkeit von Allah. Er fragt sie, wer sie sind. Als Antwort rezitierten sie zwei Verse: „Wir wurden erschaffen vom Erhalter der Menschheit und Mohammed sallallahu ’alaihi wassallam für die Menschen, die die ganze Nacht vor Allah stehen bleiben und Bittgebete (Du’a) zu Ihm machen.“



3. Die physische Erscheinung von Nächten voller Anbetung

Abu Bakr Darir rahmatullah alaih sagt: „Bei mir lebte ein junger Sklave. Er fastete den ganzen Tag und betete die ganze Nacht freiwillige Gebete (Tahadschud). Eines Tages kam er zu mir und berichtete: ‚Letzte Nacht ging ich entgegen meiner Gewohnheit schlafen. Im Traum sah ich, dass die Wand der Moschee an der Stelle einen Riss bekam, wo der Vorbeter (Imam) das Gebet führt. In dieser Öffnung erschienen ein paar junge Mädchen. Eine von ihnen war sehr hässlich. Ich fragte eins der hübschen jungen Mädchen, wer sie sind. Sie antwortete, dass sie meine vorherigen Nächte waren und die hässliche wäre diese Nacht.’“



4. Das Vergnügen des Schlafs kann man nicht mit den Vergnügen vom Paradies (Dschanna) vergleichen

Ein berühmter Schaich sagt: „Eines Nachts schlief ich so fest, dass ich nicht für das freiwillige Gebet in der Nacht (Tahadschud) aufstehen konnte. Im Traum sah ich ein so schönes Mädchen, wie ich noch nie in meinem Leben gesehen hatte. Sie verströmte solchen Duft, wie ich ihn noch nie zuvor gerochen hatte. Sie übergab mir ein Stück Papier, auf dem drei Verse geschrieben standen: „Du liebtest den tiefen Schlaf so sehr, dass du nicht mehr an die hohen Balkone des Paradieses (Dschanna) gedacht hast, wo du ewig leben wirst, ohne Angst vorm Tod. Wach auf! Es ist besser den Koran im freiwilligen Gebet der Nacht (Tahadschud) zu rezitieren als zu schlafen!“ Seit dem fallen mir immer, wenn ich müde werde, diese Verse ein und die Müdigkeit geht weg.“



5. Das Gebet in der Nacht ist ein Anzeichen für Allahs Gunst an die Person

’Ata rahmatullah ’alaih schreibt: „Ich ging zum Markt. Jemand verkaufte ein Sklavenmädchen, von der man sagte, dass sie verrückt sei. Ich kaufte sie für sieben Goldmünzen und brachte sie in mein Haus. Nachdem ein Teil der Nacht vorbei war, bemerkte ich, dass sie aufstand, ihre Waschung (Wudu) machte und ihr Gebet begann. In ihrem Gebet weinte sie so sehr, dass ich dachte, sie würde vom vielen Weinen sterben.

Nachdem sie ihr Gebet beendet hatte, begann sie Allah anzuflehen: „O mein Allah! Bei der Liebe die Du für mich hast, Sei barmherzig zu mir!“ Ich unterbrach sie und sagte ihr, sie solle lieber sagen „bei der Liebe, die ich für Dich habe…“ Dieser Vorschlag verärgerte sie und sie sagte: „Bei Allah Selbst! Wenn Er mich nicht lieben würde, dann würde ich nicht vor Ihm stehen, während du in deinem Bett liegst.“

Dann fiel sie in Niederwerfung (Sadschda) und rezitierte ein paar Verse: „Ich werde immer unruhiger. Wie kann jemand Ruhe finden, dessen Seelenfrieden Liebe, Eifer und stetige Sorge beraubt ist? O Allah! Sei barmherzig zu mir und gib mir frohe Botschaft!“ Dann machte sie mit lauter Stimme dieses Bittgebet (Du’a): „O Allah! Bisher war die Sache zwischen mir und Dir ein Geheimnis, doch jetzt haben die Leute davon erfahren. O Allah, ruf mich zurück!“ Nachdem sie dies sagte, schrie sie laut auf und war auf der Stelle tot.



6. Noch eine Geschichte, dass das Gebet in der Nacht ein Zeichen für Allahs Gunst ist

Eine ähnliche Sache passierte Sirri rahmatullah ’alaih. Er schreibt: „Ich kaufte eine Sklavin, damit sie sich um mich kümmert. Sie diente mir für einige Zeit, aber ich hatte keine Ahnung von ihren Angelegenheiten. Sie hatte eine Ecke im Haus für ihr Gebet reserviert. Nachdem sie ihre Arbeit beendet hatte, ging sie dorthin und verrichtete ihr Gebet. Eines Nachts bemerkte ich, dass sie ihr Gebet macht und dann Allah anflehte. Während sie ihr Bittgebet (Du’a) machte, sagte sie: „Bei der Liebe, die Du für mich hast, tu dies und dies für mich.“ Ich sagte zu ihr: „O Frau! Sag „bei der Liebe, die ich für Dich habe…“ Sie antwortete: „Mein Herr, wenn Er mich nicht lieben würde, dann hätte Er mich nicht im Gebet stehen lassen und es dir vorenthalten.“ Am nächsten Morgen rief ich sie und sagte zu ihr: „Du bist unpassend für deine jetzige Arbeit. Du bist allein für die Anbetung Allahs gedacht.“ Dann gab ich ihr ein paar Geschenke und ließ sie frei.“



7. Übermäßiges Weinen im Gebet

Sirri Saqati rahmatullah ’alaih schreibt über eine andere Frau: „Wenn sie sich für das freiwillige Gebet in der Nacht (Tahadschud) hinstellte, sagte sie: „O Allah! Der Teufel (Schaitan) ist nur Dein Geschöpf. Du hast volle Macht über ihn. Er sieht mich und ich kann ihn nicht sehen. Du siehst ihn und hast Macht über all seine Taten, während er keine Macht über Dich hat. O Allah! Schütze mich vor dem Bösen, das er mir antun will, verhindere das Übel, das er tun mag, um mich zu täuschen. Ich suche Deine Zuflucht vor seinen bösen Plänen und mit Deiner Hilfe verjage ich ihn!“ Danach weinte sie bitterlich. Als Ergebnis davon verlor sie ein Augenlicht. Die Leute warnten sie, dass sie das viele Weinen aufgeben soll, damit sie nicht auch noch das andere Auge verliert. Sie antwortete: ‚Wenn es dazu bestimmt ist, ein Auge im Paradies (Dschanna) zu sein, dann wird mir Allah etwas Besseres als dies gewähren. Wenn es aber für die Hölle (Dschahannam) bestimmt ist, dann je schneller ich es verliere, umso besser.’“



8. Das Gebet mit Vertrauen, dass Allah uns vor Schaden schützen wird

Schaich Abu ’Abdullah Dschala` sagt: „Eines Tages bat meine Mutter meinen Vater, ein paar Fische vom Markt zu holen. Mein Vater ging zum Markt und ich begleitete ihn. Der Fisch wurde gekauft und wir brauchten einen Träger, um ihn für uns zu tragen. Wir engagierten einen Jungen, der dort herum stand und uns anbot, die Arbeit für uns zu erledigen. Er legte sich die Last auf den Kopf und folgte uns. Während wir unterwegs waren hörten wir den Gebetsruf (Asaan).

Der Junge sagte plötzlich: „Allahs Rufer hat mich gerufen und ich muss auch noch die Waschung (Wudu) machen. Ich werde den Fisch nach dem Gebet weiter tragen. Wenn ihr wollt, könnt ihr warten, wenn nicht: hier ist er.“ Mit diesen Worten legte er die Last nieder und ging zur Moschee. Mein Vater dachte, dass, wenn der arme Junge so ein Vertrauen in Allah hatte, dann müssten wir das noch viel mehr tun. Darum ließ er den Fisch dort und nahm mich mit zur Moschee.

Als wir drei nach dem Verrichten des Gebets zurückkamen, lag der Fisch noch genau da, wo wir ihn zurück gelassen hatten. Der Junge trug ihn dann zu unserem Haus. Mein Vater erzählte meiner Mutter diese seltsame Geschichte und sie bestand darauf, dass wir den Jungen aufhalten sollen, damit er mit uns Fisch essen kann. Als wir ihn einluden, sagte er: „Entschuldigung, ich faste.“ Mein Vater bat ihn dann, sein Fasten bei uns zu brechen. Darauf sagte er: „Es ist nicht möglich für mich, zurück zu kommen, wenn ich einmal gegangen bin. Aber es ist möglich, dass ich in einer Moschee in der Nähe bleibe, wenn ja, dann werde ich mit euch essen.“

Mit diesen Worten ging er zur Moschee und kehrte nach dem Abendgebet (Maghrib) zurück. Als das Essen vorbei war, zeigte ich ihm ein Zimmer, wo er sich zurückziehen und sich ausruhen konnte.

In unserer Nachbarschaft lebte eine verkrüppelte Frau. Wir waren erstaunt, sie ganz gesund herumlaufen zu sehen. Als wir sie fragten, wie sie geheilt worden war, sagte sie: „Ich habe Allah gebeten, mich wegen dem Segen (Baraka), das eurer Gast trägt, zu heilen. Kaum hatte ich dieses Bittgebet (Du’a) gemacht, war ich geheilt.“ Als wir zu dem Jungen in den Raum gingen, wo wir ihn zurück gelassen hatten, waren alle Türen geschlossen und er war nirgends zu finden.“



9. Konzentration im Gebet

Es wird von einem frommen Mann gesagt, dass er einmal eine Wunde an seinem Fuß hatte. Laut der Meinung der Chirurgen würde sich die Wunde als tödlich erweisen, wenn man den Fuß nicht amputiert. Seine Mutter schlug vor, dass man die Operation machen soll, während er in sein Gebet vertieft ist. Das hat man dann auch getan und er hat keinen Schmerz gespürt.



10. Berührt werden vom Koran, den man im Gebet rezitiert: Geschichte einer Sklavin

Abu ’Amir rahmatullah ’alaih sagt: „Ich sah eine Sklavin, die für einen sehr kleinen Preis zu verkaufen war. Sie war sehr schmal und ihr Haar war sehr schmutzig. Sie tat mir leid und ich kaufte sie. Ich sagte zu ihr: „Komm, Frau, lass uns gehen und für Ramadan einkaufen.“ Sie bemerkte: „Al-hamdu lillah (Preis sei Allah), für mich sind alle Monate gleich.“ Sie fastete an allen Tagen und stand in allen Nächten im Gebet.

Als das Fest (’Id) näher kam, sagte ich zu ihr: „Frau! Morgen wirst du mit mir gehen, um für das Fest (’Id) einzukaufen.“ Sie bemerkte: „Mein Herr! Du bist zu sehr in Anspruch genommen von dieser Welt.“ Dann ging sie in ihr Zimmer und begann ihr Gebet. Sie rezitierte SureIbrāhīm und als sie zum 16. Vers kam:

„Und hinter ihm rückt die Hölle (Dschahannam) her, und er wird von Eiter getränkt werden;“ (Ibrāhīm 16),

der die Verdammnis eines Ungläubigen beschreibt, wiederholte sie ihn immer wieder und dann schrie sie auf und fiel tot zu Boden.“

Dies waren Erzählungen von Menschen, die sich hauptsächlich mit Gebeten etc. beschäftigten. Es ist jedoch sehr schwer für uns, uns jene Menschen zu Vorbildern zu nehmen, die viele andere religiöse oder weltliche Verantwortungen hatten, und trotzdem schafften, soviel Anstrengung für gottesdienstliche Handlungen (Ibada), Gebeten etc. zu machen.



11. Das Gebet  von ’Umar ibn ’Abdul ’Asis

Jeder kennt ’Umar ibn ’Abdul ’Asis rahmatullah ’alaih. Nach den vier rechtgeleiteten Kalifen (Khulafa Raschidin) ist er der berühmteste Kalif. Seine Ehefrau sagte: „Es mag andere Leute geben, die noch mehr auf die Waschung (Wudu) und das Gebet achten, aber ich habe niemals jemanden gesehen, der Allah mehr fürchtete als mein Ehemann. Nach seinem täglichen Nachtgebet (’Ischa) blieb er an dem fürs Gebet bestimmten Platz sitzen und hob seine Hände im Bittgebet (Du’a) und weinte vor Allah, bis ihn die Müdigkeit überwältigte. Wann immer er nachts aufwachte, begann er wieder, Bittgebete (Du’a) zu machen und vor Allah zu weinen.“

Man sagt, dass er seitdem er Kalif wurde, nie mehr das Bett mit seiner Ehefrau geteilt hat. Seine Ehefrau war die Tochter des großen Königs ’Abdul Malik. Ihr Vater hatte ihr viele Juwelen als Mitgift gegeben, wozu auch ein wunderschöner Diamant gehörte. ’Umar ibn ’Abdul ’Asis sagte zu seiner Ehefrau: „Entweder trennst du dich Allah zu Liebe von all deinen Juwelen, damit ich sie im Schatzhaus (Baitu-l-Mal) deponieren kann, oder du trennst dich von mir. Ich möchte nicht in einem Haus Leben, wo es so viel Reichtum gibt.“ Seine Frau antwortete: „Ich kann mich von tausend Mal mehr Reichtum trennen, aber dich kann ich nicht verlassen.“

Dann deponierte sie alles, was sie hatte im Schatzhaus (Baitu-l-Mal). Nach dem Tod von ’Umar ibn ’Abdul ’Asis, als ihr Bruder Jasid ibn ’Abdul Malik ihm als Kalif nachfolgte, sagte er zu seiner Schwester: „Wenn du möchtest, kannst du deine Juwelen vom Schatzhaus (Baitu-l-Mal) zurück bekommen.“ Sie antwortete: „Wie kann mich der Reichtum, den ich während des Lebens meines Mannes aufgab, mir nach seinem Tod Freude bringen?“

’Umar ibn ’Abdul ’Asis lag auf seinem Sterbebett, als er die Personen um sich herum nach der Ursache seiner Krankheit fragte. Jemand sagte: „Die Leute meinen, das ist die Wirkung von schwarzer Magie.“ Er sagte: „Nein, das ist keine Zauberei.“ Dann ließ er einen bestimmten seiner Sklaven rufen und sagte zu ihm: „Was hat dich dazu gebracht, mich zu vergiften?“ Der Sklave antwortete: „Einhundert Goldmünzen und das Versprechen auf Freilassung.“ ’Umar ibn ’Abdul ’Asis rahmatullah ’alaih nahm diese Goldmünzen von dem Sklave und deponierte sie im Schatzhaus (Baitu-l-Mal) und gab ihm den Rat, zu einem weit entfernten Ort zu fliehen, wo man ihn nicht fangen würde.

Kurz vor seinem Tod kam Maslamah rahmatullah ’alaih zu ihm und sagte: „Niemand hat jemals seine Kinder so grausam behandelt wie du. Keiner deiner dreizehn Söhne besitzt irgendetwas, wovon er leben könnte.“ ’Umar ibn ’Abdul ’Asis setzte sich im Bett auf und sagte: „Ich habe von meinen Söhnen nichts zurückgehalten, was ihnen zusteht. Natürlich habe ich ihnen das verweigert, was tatsächlich anderen zusteht. Wenn meine Söhne rechtschaffend sind, dann wird Allah gewiss ihr Schutzherr sein, denn Er hat in Seinem Buch gesagt:

„Und er beschützt die Rechtschaffenen.“ (Al-A’rāf 196).

Wenn sie aber Übeltäter sind, warum sollte ich mich dann um sie kümmern?“



12. Berührt werden vom Koran, den man im Gebet rezitiert: Mohammed ibn Munkadir

Mohammed ibn Munkadirrahmatullah ’alaih gehörte zu den Menschen, die riesige Sammlungen von Ahadith auswendig gelernt hatten. Eines Nachts weinte er sehr viel in seinem freiwilligen Gebet (Tahadschud). Als ihn jemand danach fragte, sagte er: „Als ich den Koran rezitierte, kam ich zu folgenden Worten des Koran:

„Besäßen diejenigen, die gefrevelt haben, auch alles, was auf Erden ist, und noch einmal so viel dazu, würden sie sich gewiss damit von der schlimmen Strafe am Tage der Auferstehung loskaufen wollen; aber es wird ihnen von Allah das erscheinen, mit dem sie nimmermehr gerechnet haben. Und das böse dessen, was sie gewirkt haben, wird ihnen deutlich werden, und es wird sie das umschließen, worüber sie zu spotten pflegten.“ (Az-Zumar 47, 48).“

Er war sehr besorgt und bekümmert zur Zeit seines Todes und sagte, dass eben diese Worte des Koran vor seinen Augen standen.



13. Thaabit Bananis Wunsch

Thaabit Banani rahmatullah ’alaih ist noch einer der Menschen, die viele große Hadith-Sammlungen auswendig gelernt hatten. Er weinte stets sehr viel, wenn er Allah anflehte. Jemand warnte ihn, wenn er nicht aufhörte so zu weinen, würde er sein Augenlicht verlieren. Er antwortete ihm: „Welchen Nutzen haben diese Augen, wenn sie nicht vor Allah weinen?“

In seinem Bittgebet (Du’a) bat er: „O Allah! Erlaube mir, in meinem Grab das Gebet zu machen, falls du dieses Privileg jemals einem Deiner Diener gewährst!“ Abu Sinan rahmatullah ’alaih berichtet: „Bei Allah! Ich war bei denen, die zur Beerdigung von Thaabit Banani anwesend waren. Kurz nachdem man ihn in sein Grab gelegt hatte, fiel einer der Steine an der Seite hinein. Ich spähte in die Grube, um zu meinem großen Erstaunen zu sehen, dass Thabit sein Gebet verrichtete. Ich sagte zu einem Mann, der neben mir stand: „Schau mal, was ist das!?“ Er riet mir, still zu bleiben.

Nach dem Begräbnis gingen wir zu seiner Tochter und fragten sie: „Was war die spezielle Gewohnheit deines Vaters?“ Sie wollte wissen, warum wir diese Frage stellen. Wir berichteten ihr von dem Ereignis an seinem Grab. Sie sagte: „Er war fünfzig Jahre lang stetig in seinem freiwilligen Gebet in der Nacht (Tahadschud) und machte jeden Morgen Bittgebet (Du’a) zu Allah, dass Er ihm erlauben möge, sein Gebet im Grab zu machen, falls das irgendjemandem erlaubt werden könne.“



14. Das Gebet einiger berühmter Gelehrten

Bevor ich dieses Kapitel abschließe, berichte ich noch die Gewohnheiten (bezüglich des Gebets) einiger unserer berühmten muslimischen Vorfahren:

  1. Imam Ahmad ibn Hanbal rahmatullah ’alaih ist der bekannte Begründer einer der vier islamischen Rechtsschulen. Neben der Beschäftigung mit seiner üblichen Arbeit, verrichtete er täglich dreihundert Rak’a freiwilliges Gebet (nafl). Nachdem er vom König ausgepeitscht wurde, weil er sich weigerte, dem königlichen Befehl zu folgen, wurde er sehr schwach und reduzierte seine gewohnten freiwilligen Gebete (nafl) auf einhundertfünfzig Rak’a täglich. Wir sollten nicht vergessen, dass er zu dieser Zeit achtzig war.
  2. Imam Schafi’i rahmatullah ’alaih, der berühmte Begründer einer weiteren islamischen Rechtsschule, rezitierte den kompletten Koran sechzig Mal im Gebet im Ramadan. Jemand berichtet: „Ich blieb mehrere Tage lang bei Imam Schafi’i und stellte fest, dass er nachts nur ein wenig schlief.“
  3. Imam Abu Hanifa rahmatullah ’alaih ist berühmt für sein nächtliches Beten. Man sagt, dass er dreißig, vierzig oder fünfzig Jahre lang (je nach der Information verschiedener Überlieferer) sein Morgengebet (Fadschr) mit der Waschung (Wudu) vom Abendgebet (’Ischa) verrichtete. Er legte sich nur ein paar Minuten am Nachmittag schlafen, wobei er sagte: „Es ist die Gewohnheit des Propheten (Sunna), am Nachmittag zu schlafen.“
  4. Von Said ibn Musajjab rahmatullah ’alaih wird gesagt, dass er fünfzig Jahre lang sein Morgengebet (Fadschr) mit der Waschung (Wudu) vom Nachtgebet (’Ischa) verrichtete. Man sagt, Abu Mu’tamar habe dies vierzig Jahre lang getan. Imam Ghasali rahmatullah ’alaih berichtet von Abu Talib Makki, dass nicht weniger als vierzig Nachfolger (Tabi’in) diese Gewohnheit hatten, manche von ihnen beständig vierzig Jahre lang.
  5. Mohammed ibn Nasr rahmatullah ’alaih ist ein bekannter Hadith-Gelehrter. Seine Hingabe zum Gebet kennt keinen Vergleich. Einmal als er im Gebet war, stach ihn eine Wespe an die Stirn. Und obwohl Blut heraus kam, hat er sich weder bewegt, noch zugelassen, dass seine Hingabe im Gebet dadurch gestört wird. Man sagt, in seinem Gebet stand er regungslos wie ein in die Erde gestoßener Stock.
  6. Über Baqi ibn Mukhallad rahmatullah ’alaih wird berichtet, dass er jede Nacht den kompletten Koran in dreizehn Rak’a freiwilligem Gebet in der Nacht (Tahadschud) und im Witr-Gebet rezitierte.
  7. Hannad rahmatullah ’alaih ist ein Hadith-Gelehrter. Einer seiner Studenten berichtet: „Hannad weinte sehr viel. Eines Tages, nachdem unser Unterricht am Morgen beendet war, machte er bis zum Mittag freiwillige Gebete (nafl). Er ging für kurze Zeit nach Hause und kehrte dann für sein Mittagsgebet (Suhr) zurück. Danach machte er wieder freiwillige Gebete (nafl) bis zum Nachmittagsgebet (’Asr). Zwischen dem Nachmittags- (’Asr) und Abendgebet (Maghrib) rezitierte er den Koran. Nach dem Abendgebet (Maghrib) verließ ich ihn. Ich sagte zu einem seiner Nachbarn: „Unser Schaich macht so viel Anbetung! Es ist wirklich wunderbar.“ Der Nachbar sagte: „Das macht er schon die letzten siebzig Jahre lang so und du wirst noch mehr staunen, wenn du seine Anbetung während der Nacht siehst!“
  8. Masruq rahmatullah ’alaih ist ein weiterer Hadith-Gelehrter. Seine Ehefrau berichtet: „Er verrichtete so lange Rak’a, dass seine Beine angeschwollen sind und ich saß hinter ihm und weinte aus Mitleid mit ihm.“
  9. Über Abu ’Attab Sulami rahmatullah ’alaih wird berichtet, dass er volle vierzig Jahre lang jeden Tag gefastet und die Nächte hindurch geweint hat.

10.Über einen frommen Mann, der ein Nachkomme des
Propheten sallallahu ’alaihi wassallam war, wird berichtet, dass er zwölf Tage hindurch sein Gebet mit ein und derselben Waschung (Wudu) verrichtete. Fünfzehn Jahre lang hat sein Rücken kein Bett berührt. Er blieb auch tagelang ohne jegliche Nahrung.

Neben den oben genannten gibt es zahlreiche weitere Berichte über die frommen Taten der Helden islamischer Geschichte. Es ist schwierig, sie alle in diesem Buch aufzuzählen. Alles, was hier gesagt wurde, ist ausreichend, um als Beispiel zu dienen. Möge Allah durch Seine Gnade mir und den Lesern dieses Buches die Kraft geben, in den Fußstapfen dieser gesegneten Menschen zu folgen! Amen!


Teil C: Demut und Ergebenheit, ausgewählte Ahadith


1. Es ist Hingabe, die Allah ta’ala erreicht

’Ammar bin Yaasirradiallahu ’anhu erzählt, dass er den Gesandten Allahs sallallahu ’alaihi wassallam sagen hörte: „Wenn eine Person ihr Gebet beendet, bekommt sie ein Zehntel, ein Neuntel, ein Achtel, ein Siebtel, ein Sechstel, ein Fünftel, ein Viertel, ein Drittel oder die Hälfte der höchstmöglichen Belohnung (je nachdem wie gut sie ihr Gebet verrichtet hat).“ (Abu Dawud und Nasa-i)

Anmerkung: Dies zeigt, dass die Belohnung im Verhältnis zur Aufrichtigkeit und Andacht, mit der das Gebet verrichtet wurde, gegeben wird. Und zwar so sehr, dass manche nur ein Zehntel der gesamten Belohnung bekommen. Andere bekommen eine Belohnung, die zwischen einem Zehntel und der Hälfte der höchstmöglichen Belohnung variiert. Es ist auch richtig zu sagen, dass es welche gibt, die ihre Belohnung vollständig erhalten und es andere gibt, die gar keine Belohnung bekommen.

Es wird in einem Hadith überliefert, dass Allah ta’ala ein Richtmaß für das Pflichtgebet (Fard) hat. Eswird darüber Buch geführt, wie sehr ein Gebet hinter diesem Standard zurückbleibt.

Es wird in einem Hadith vorausgesagt, dass die Andacht im Gebet die erste Sache sein wird, die von dieser Erde genommen wird. Eine Zeit wird kommen, wo nicht eine einzige Person in der ganzen Versammlung ihr Gebet mit richtiger Andacht sagen wird.



2. Schande auf die, die nicht auf ihr Gebet achten

Anas radiallahu anhu berichtet, dass er den Heiligen Propheten sallallahu alaihi wassallam sagen hörte: Wenn eine Person ihr Gebet zur festgesetzten Zeit mit richtiger Waschung (Wudu), mit Demut und Ergebenheit verrichtet und wenn das Stehen (Qijam), die Verbeugung (Ruku) und die Niederwerfung (Sadschda) zufriedenstellend gemacht worden sind, dann steigt solch ein Gebet in heller und schöner Form auf und segnet die Person mit folgenden Worten: Möge Allah taala dich bewahren, so wie du mich bewahrt hast.
Wenn andererseits eine Person weder pünktlich ist mit seinem Gebet, noch die rituelle Waschung (Wudu), das Stehen (Qijam), die Verbeugung (Ruku’) und die Niederwerfung (Sadschda) richtig verrichtet, so steigt das Gebet in hässlicher und dunkler Form auf und verflucht die Person, indem es sagt: „Möge Allah ta’ala dich ruinieren wie du mich ruiniert hast!“
Dann wird es wie ein schmutziger Lappen in das Gesicht dieser Person zurückgeworfen.“ (Tabranie)

Anmerkung: Glücklich sind diejenigen, deren Gebet in jeder Hinsicht so perfekt ist, dass diese wichtigste Anbetung (’Ibada) für sie betet. Aber was kann man über das Gebet der meisten Leute sagen? Sie gehen direkt aus der Verbeugung (Ruku’) in die Niederwerfung (Sadschda) und heben kaum ihren Kopf von der ersten Niederwerfung (Sadschda), wenn sie ihn schon für die zweite wieder senken wie eine Krähe, die etwas aufpickt. Der Fluch, den diese Person verdient, ist in diesem Hadith erwähnt. Wenn das Gebet uns verflucht, wie können wir uns da über unseren Niedergang wundern? Dies ist der Grund, warum sich der Zustand der Muslime von Tag zu Tag in jedem Winkel und jeder Ecke der Welt verschlechtert.

Die gleiche Beschreibung wird in einem anderen Hadith gegeben mit dem Zusatz, dass ein Gebet, das von einer Person mit Aufrichtigkeit und Andacht verrichtet wurde, hell erleuchtet aufsteigt, die Tore des Himmels werden geöffnet für seinen Empfang und dann legt es (bei Allah ta’ala) für Seinen Diener Fürsprache ein.

Der Gesandte Allahs sallallahu ’alaihi wassallam hat gesagt: „Das Gleichnis einer Person, die nicht vollständig in Verbeugung (Ruku’) geht, ist das einer schwangeren Frau, die kurz vor dem vollständigen Austragen eine Fehlgeburt erleidet.“

In einem Hadith wird gesagt: „Es gibt viele fastende Personen, die nichts von ihrem Fasten bekommen außer Hunger und Durst, und es gibt viele Allah ta’ala Verehrende, die eine Nachtwache halten, aber von ihrer Nachtwache nichts haben außer Schlaflosigkeit.“

’Aischa radiallahu ’anha erzählt, dass sie den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam sagen hörte: „Allah ta’ala hat entschieden, eine Person (vor der Strafe im Jenseits) zu retten, die zu Ihm kommt und das Gebet fünfmal am Tag zur vorgeschriebenen Zeit mit gebührender Aufrichtigkeit und Andacht und mit guter Waschung (Wudu) verrichtet hat. Für die Person, die dies nicht gemacht hat, gibt es keine Garantie, wenn sie vor Allah ta’ala erscheint. Es mag sein, dass Allah ta’ala ihr durch Seine besondere Gnade vergibt oder es kann sein, dass sie zur Rechenschaft gezogen wird.

Einmal kam der Gesandte Allahs sallallahu ’alaihi wassallam zu seinen Gefährten und sagte: „Wisst ihr, was Allah ta’ala gesagt hat?“ Die Gefährten antworteten: „Allah ta’ala und Sein Gesandter wissen es am besten.“ Er wiederholte die Frage und die Gefährten gaben jedes Mal die gleiche Antwort. Dann sagte er: „Allah ta’alasagt: „Bei meiner Erhabenheit und Herrlichkeit, Ich muss die Person ins Paradies bringen, die das Gebet fünfmal am Tag zur vorgeschriebenen Zeit verrichtet. Was die Person betrifft, die nicht auf ihr Gebet achtet, so mag Ich ihr vergeben durch Meine Barmherzigkeit oder sie zur Rechenschaft ziehen.“



3. Die Abrechnung wird beim Gebet beginnen

Abu Huraira radiallahu anhu erzählt: Wir hörten den Gesandten Allahs sallallahu alaihi wassallam sagen: Die erste der Taten einer Person, über die am Tag des Gerichts abgerechnet wird, wird ihr Gebet sein. Eine Person wird erfolgreich sein und ihr Ziel erreichen, wenn ihr Gebet angenommen wird, und sie wird scheitern und schlimmen Verlust erleiden, wenn es zurückgewiesen wird. Wenn irgendein Mangel im Pflichtgebet (Fard) gefunden wird, wird Allah taala (zu den Engeln) sagen: Schaut nach, ob es in seinem Bericht irgendwelche freiwillige Gebete (nafl) gibt. Dann wird der Mangel im Pflichtgebet (Fard) durch das freiwillige Gebet (nafl) ausgeglichen. Über den Rest der religiösen Handlungen (z.B. Fasten, Almosen (Zakah), etc.) wird dann auf die gleiche Art und Weise abgerechnet werden.(Tirmisie, Nasai)

Anmerkung: Dieses Hadith zeigt, dass wir ausreichend freiwillige Gebete (nafl) zu unseren Gunsten haben sollten, um irgendwelchen Mangel im Pflichtgebet (Fard) ausgleichen zu können. Viele Leute haben die Angewohnheit zu sagen: „Es ist genug, nur das Pflichtgebet (Fard) zu machen. Freiwillige Gebete (nafl) ist für die, die eine hohe Stufe erreicht haben.“ Zweifellos ist es ausreichend, wenn man das Pflichtgebet (Fard) gut gemacht hat. Aber ist es so einfach, es wirklich so zu verrichten, dass es den maßgebende Standard erreicht? Höchstwahrscheinlich wird es in der einen oder anderen Hinsicht immer irgendeinen Mangel geben, und es gibt keinen anderen Weg als diesen Mangel durch freiwillige Gebete (nafl) auszugleichen.

Es gibt ein anderes Hadith, das diesen Punkt ausführlicher behandelt. Es besagt: „Das Gebet ist die erste Pflicht, die Allah ta’ala befohlen hat und die erste Sache, die Allah ta’ala vorgelegt werden wird und die erste Sache, über die am Tag des Gerichts abgerechnet werden wird. Wenn im Pflichtgebet (Fard) ein Mangel in der Qualität gefunden wird, dann kann diese Unzulänglichkeit durch freiwilliges Gebet (nafl) wiedergutgemacht werden. Das Fasten im Ramadan wird das Nächste sein, über das abgerechnet werden wird und irgendeine Unzulänglichkeit darin kann durch freiwilliges (nafl) Fasten ausgeglichen werden. Dann wird auf ähnliche Weise über Almosen (Zakah) abgerechnet werden. Wenn es sich nach dem Hinzufügen des freiwilligen (nafl) herausstellt, dass die guten Taten in der Waagschale schwerer wiegen, wird die betroffene Person ins Paradies geschickt, andernfalls wird sie ihrem Verhängnis in der Hölle entgegengehen.“

Es war die Verfahrensweise des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam, dass jedes Mal wenn jemand bei ihm Muslim wurde, das Gebet das erste war, das er ihn lehrte.



4. Wenn das Gebet unbefriedigend ist, werden auch alle anderen Taten unbefriedigend sein

’Abdullah bin Quratradiallahu ’anhu erzählt, dass er den Gesandten Allahs sallallahu ’alaihi wassallam sagen hörte: „Das Gebet wird die erste Sache sein, über die am Tag des Gerichts abgerechnet wird. Wenn es als zufrieden-stellend befunden wird, dann wird sich auch der Rest der Taten als solches erweisen. Wenn dies nicht so ist, dann ist es sicher, dass auch die übrigen Taten unzulänglich sind.“ (Tabranie; Targhib)

Anmerkung: ’Umar radiallahu ’anhu hat während seines Kalifats unter allen Offizieren folgende Bekanntmachung herausgegeben: „Ich sehe das Gebet als die wichtigste Pflicht an. Eine Person, die ihr Gebet ernst nimmt, wird wahrscheinlich auch die anderen Regeln des Islam einhalten, aber wenn sie das Gebet aufgibt, wird es noch eher möglich sein, dass sieden Rest des Islam auch zerstört.

Der oben angegebene Ausspruch des Gesandten Allahs sallallahu ’alaihi wassallam und die Bekanntmachung von Hadhrat ’Umar radiallahu ’anhu werden auch durch ein anderes Hadith gestützt: „Der Teufel (Schaitan) hat Furcht vor einem Muslim so lange er an sein Gebet denkt, aber sobald er das Gebet vernachlässigt, kommt der Teufel (Schaitan) auf ihn herab und bekommt Hoffnung, ihn vom rechten Weg abzubringen und dann kann er leicht dazu verlockt werden, noch schlimmeres Unrecht und große Sünden zu begehen. Das ist genau das, was Allah ta’ala meint, wenn Er sagt:

„Wahrlich, das Gebet hält von schändlichen und abscheulichen Dingen ab.“ (Al-’Ankabut 45)


5. Der schlimmste Dieb ist der, der vom Gebet stiehlt

’Abdullah bin Abu Qataadaradiallahu ’anhu erzählt: „Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte einmal: „Der schlimmste Dieb ist einer, der von seinem Gebet stiehlt.“ Die Gefährten fragten: „Wie kann einer etwas von seinem Gebet stehlen, o Prophet Allahs?“ Er antwortete: „Wenn einer die Verbeugung (Ruku’) und die Niederwerfung (Sadschda) nicht richtig macht.“(Daarimi)

Anmerkung: Es gibt viele andere Ahadith, die dieselbe Bedeutung vermitteln. Das Stehlen ist eine sehr entehrende Handlung und ein Dieb wird von jedem verachtet. Was ist erst von einer Person zu halten,die von keinem Geringeren als dem Gesandten Allahs sallallahu ’alaihi wassallam persönlich als „schlimmster Dieb“ bezeichnet wird?

Abu Darda radiallahu ’anhu erzählt: „Einmal schaute der Prophet sallallahu ’alaihi wassallamzum Himmel empor und sagte: „Das Wissen der Religion (Din) wird bald von dieser Welt genommen.“ Siad radiallahu ’anhu, der auch anwesend war, fragte: „Wie kann das Wissen der Religion (Din) hinweg genommen werden, wenn wir unseren Kindern den Koran lehren und dieser Vorgang von unserer Nachkommenschaft weitergeführt werden wird?“ Der Gesandte Allahs sallallahu ’alaihi wassallam sagte zu ihm: „Siad! Ich habe dich immer für eine intelligente Person gehalten. Siehst du nicht, dass die Juden und die Christen auch ihre Kinder ihre heiligen Schriften lehren? Hat dies ihren Verfall verhindern können?“ Einer von Abu Dardas radiallahu ’anhu Schülern sagte: „Nachdem ich dieses Hadith von Abu Darda radiallahu ’anhuhörte, ging ich zu Ubada radiallahu ’anhu und erzählte ihm das Hadith. Er sagte: „Abu Darda radiallahu ’anhu hat ganz recht. Soll ich dir die erste Sache nennen, die von dieser Welt hinweg genommen werden wird? Es ist die Andacht im Gebet. Du wirst sehen, dass nicht eine einzige Person in der ganzen Versammlung ihr Gebet mit Andacht verrichtet.“ Es wurde auch gehört, dass Husaifa radiallahu ’anhu, der Vertraute des Gesandten Allahs sallallahu ’alaihi wassallam sagte: „Andacht im Gebet wird die erste Sache sein, die verschwindet.“

Es wird in einem Hadith gesagt: „Allah ta’ala schenkt dem Gebet keine Aufmerksamkeit, in dem die Verbeugung (Ruku’) und Niederwerfung (Sadschda) nicht richtig gemacht werden.“

Ein anderes Hadith besagt: „Jemand hatte sechzig Jahre Gebet gemacht, aber in Wirklichkeit wird nicht ein einziges Gebet von Allah ta’ala angenommen. Und zwar deshalb, weil er in einigen Gebeten unachtsam bei seiner Verbeugung (Ruku’) war und in anderen Gebeten bei seiner Niederwerfung (Sadschda).“

In den berühmten Briefen des Schaich Ahmed Sarhandi rahmatullah ’alaih liegt eine besondere Betonung auf der richtigen Verrichtung des Gebets. Seine Ausführungen zu diesem Thema machen einen großen Teil der Briefe aus. In einer von ihnen schreibt er: „Unter anderem ist es wünschenswert, dass wir genau darauf achten, die Finger unserer Hände zusammen zu halten bei der Niederwerfung (Sadschda) und auseinander bei der Verbeugung (Ruku’). Diese Regeln sind nicht ohne Sinn.“ Er schreibt weiter: „Den Blick auf dem Ort der Niederwerfung (Sadschda) ruhen zu lassen, während wir stehen, auf unseren Füßen, während wir in der Verbeugung (Ruku’) sind, auf unserer Nase, während wir in der Niederwerfung (Sadschda) sind und auf unseren Händen, während wir sitzen (Qu’ud), trägt viel dazu bei, die gewünschte Konzentration im Gebet zu bewahren.“ Wenn solche gewöhnlichen Regeln, die nur wünschenswert (Mustahabb) sind, den Wert unseres Gebets erhöhen, kannst du dir gut vorstellen, wie viel Nutzen wir daraus ziehen können, wenn wir es mit anderen Regeln genau nehmen, die entweder die Gewohnheit des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam (Sunna) waren oder noch wichtiger sind.



6. Wichtigkeit, bewegungslos im Gebet zu stehen

Umm Ruman (die Mutter von Aischa) radiallahu anha erzählt: Einmal sah mich Abu Bakr Siddiq radiallahu anhu wie ich im Gebet (unwissentlich) mich manchmal zur einen und manchmal zur anderen Seite lehnte. Daraufhin wies er mich so barsch zurecht, dass ich im Begriff war, das Gebet aus Furcht abzubrechen. Er erzählte mir dann, dass er den Gesandten Allahs sallallahu alaihi wassallam hatte sagen hören: Wenn eine Person sich zum Gebet hinstellt, soll sie ihren Körper ruhig halten und soll sich nicht wie die Juden hin und her bewegen, denn bewegungslos zu bleiben ist einer der Bestandteile des Gebets.(Haakim, Tirmisie)

Anmerkung: In vielen Ahadith wird es vorgeschrieben, den Körper während des Gebets still zu behalten. Am Anfang war es eine Gewohnheit des Gesandten Allahs sallallahu ’alaihi wassallam zum Himmel zu schauen in Erwartung, dass Dschibrail (Gabriel) ’alaihis salaam ihm eine Offenbarung bringen würde, so sehr, dass sein Blick sich auch manchmal unabsichtlich während des Gebets erhob. Als die ersten beiden Verse von SureAl-Mu’minūn offenbart wurden:

Wahrlich, erfolgreich sind die Gläubigen, die in ihren Gebeten voller Demut sind“ (Al-Mu’minūn 1 und 2),

begann er seinen Blick während des Gebets zu senken. Es wird auch über die Gefährten gesagt, dass sie am Anfang manchmal während ihres Gebets ihre Blicke hierhin und dorthin schweifen ließen, aber nachdem diese Verse offenbart wurden, gaben sie dies auf. Bei der Erklärung dieser Verse, sagt ’Abdullah bin ’Umar radiallahu ’anhu: „Wenn die Sahaba sich zum Gebet hingestellt hatten, blickten sie niemals zu dieser oder jener Seite. Sie blieben aufmerksam im Gebet. Mit ihren Augen blickten sie fest auf den Ort der Niederwerfung (Sadschda), vollkommen versunken (in das Gedenken an) Allah ta’ala, ihren Herrn. Sie waren sich darüber im Klaren, dass Allahta’ala sie dabei aufmerksam beobachtet.  Jemand fragte ’Ali radiallahu ’anhu: „Was ist Andacht?“ Er antwortete: „Die Furcht  vor Allah ta’ala ist im Herzen.“(D.h. im Gebet ist das Herz Aufmerksam). Dies bedeutet auch, dass man seine Aufmerksamkeit und Konzentration nicht woanders lenken soll.

Ibn ’Abbaas radiallahu ’anhu sagte: „Demütig (wie im oben genannten Vers erwähnt) sind diejenigen, die Allah ta’ala fürchten und im Gebet bewegungslos bleiben.“

Abu Bakr radiallahu ’anhu erzählte: „Einmal sagte der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam: „Sucht Schutz bei Allah ta’ala vor scheinheiliger Andacht.“ Wir fragten: „Was ist scheinheilige Andacht, o Prophet von Allah sallallahu ’alaihi wassallam?“ Er antwortete: „Konzentration vorzutäuschen mit Heuchelei (Nifaq) im Herzen versteckt.“

Abu Darda radiallahu ’anhu überlieferte ein ähnliches Hadith, in welchem berichtet wird, dass der Gesandte Allahs sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Heuchlerische Andacht ist solche, bei der eine Person äußerlich Konzentration vortäuscht, während in seinem Herzen keine ist.“

Qataada radiallahu ’anhu sagte: „Zur Andacht im Gebet, sollte das Herz mit Gottesfurcht erfüllt sein und der Blick sollte gesenkt werden.“

Der Gesandte Allahs sallallahu ’alaihi wassallam sah einmal eine Person sich beim Gebet den Bart streichen. Er meinte: „Wenn sein Herz mit Andacht gesegnet wäre, dann wäre sein ganzer Körper in völliger Ruhe.“

’Aischaradiallahu ’anha fragte einmal den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam danach, was seine Meinung wäre zu der Angewohnheit, beim Gebet umher zu blicken. Er sagte: „Es isteine Beschädigung des Gebets durch den Teufel (Schaitan).“

Einmal sagte der Gesandte Allahs sallallahu ’alaihi wassallam: „Die Leute, die die Angewohnheit haben, während des Gebets hoch zu schauen, müssen diese Angewohnheit aufgeben, damit ihr Blick nicht starr wird und dann nicht zu ihnen zurückkehrt.“

Es wurde von vielen Gefährten und ihren Nachfolgern gesagt, dass Andacht, die Ruhe im Gebet bedeutet. Es wird (von vielen Überlieferern) berichtet, dass der Gesandte Allahs sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Verrichtet jedes Gebet (mit solcher Andacht) als wäre es das letzte Gebet eures Lebens.“



7. Das Gebet hält ab von schändlichen und abscheulichen Dingen

’Imran bin Husain radiallahu ’anhu erzählt: „Jemand fragte den Gesandten Allahs sallallahu ’alaihi wassallam nach der Bedeutung des Verses im Koran:

„Wahrlich, das Gebet hält von schändlichen und abscheulichen Dingen ab,“ (Al-’Ankabūt 45)

Er antwortete: „Das Gebet ist kein Gebet, wenn es einen nicht von Unanständigkeit und Ungerechtigkeit abhält.“ (Durr-e-Manthur)

Anmerkung:Kein Zweifel, das Gebet ist ein sehr wertvoller Dienst, und wenn es richtig verrichtet wird, hat es zur Folge, dass man vor allen unerwünschten Dingen geschützt wird. Wenn dieses Ergebnis nicht erzielt wird, dann fehlt etwas an der richtigen Verrichtung des Gebets. Es gibt viele Ahadith, die diese Bedeutung ausdrücken. Ibn ’Abbaas radiallahu ’anhu sagte: „Das Gebet hat die Kraft, die Neigung zu Sünden einzudämmen.“

Abul Alia radiallahu ’anhu erklärt denselben Koranvers folgendermaßen: „Es gibt drei wesentliche Punkte im Gebet: Aufrichtigkeit, Gottesfurcht und das Gedenken Allahs. Das Gebet ist kein Gebet, wenn diese drei fehlen. Aufrichtigkeit führt gute Taten herbei, Gottesfurcht vertreibt schlechte Angewohnheiten und Sein Gedenken ist der Koran, welcher in sich selbst eine Rechtleitung zum Guten und ein Schutz gegen das Böse ist.“

Ibn ’Abbaas radiallahu ’anhu berichtet, dass der Gesandte Allahs sallallahu ’alaihi wassallameinmal sagte: „Das Gebet, das nicht von Unanständigkeit und Ungerechtigkeit abhält, bringt einen weiter weg von Allah ta’ala anstatt näher zu Ihm.“

Ibn Mas’udradiallahu ’anhu erzählte, dass er den Gesandten Allahs sallallahu ’alaihi wassallam sagen hörte: „Eine Person, die ihrem Gebet nicht eifrig nachfolgt, hat in Wirklichkeit kein Gebet verrichtet. „Dem Gebet nachfolgen“ bedeutet, sich von Unanständigkeit und Ungerechtigkeit fern zu halten.“

Abu Huraira radiallahu ’anhu überliefert: „Jemand kam zum Gesandten Allahs sallallahu ’alaihi wassallam und berichtete über einen bestimmten Mann, der die Angewohnheit hatte, die ganze Nacht Gebete zu machen und dann vor Tagesanbruch einen Diebstahl zu begehen. Der Gesandte Allahs sallallahu ’alaihi wassallam bemerkte dazu: „Sein Gebet wird ihn schon bald von seiner Sünde abbringen.“ Dies zeigt, dass man eine schlechte Angewohnheit loswerden kann, indem man sich mit ganzer Aufrichtigkeit an das Gebet hält. Es ist eine schwierige und langwierige Angelegenheit an sich zu arbeiten und jede einzelne schlechte Gewohnheit zu verbessern. Da kommt man leichter und schneller zum Erfolg, wenn man beginnt, das Gebet mit richtiger Sorgfalt zu verrichten, denn durch die Segnungen, die ihm folgen, ist es gewiss, dass die schlechten Gewohnheiten eine nach der anderen verschwinden werden. Möge Allah ta’ala mir die Kraft geben, mein Gebet gut zu verrichten!



8. Mit Gottergebenheit (Qunut) im Gebet zu stehen

Dschaabir radiallahu anhu erzählt, dass er den Propheten sallallahu alaihi wassallam sagen hörte: Das beste Gebet ist das mit sehr langenRaka.
Mudschahid sagt zur Erklärung des Verses:
„Und steht in demütiger Ergebenheit (Qunut) vor Allah ta’ala.“(Al-Baqara 238):
„Gottergebenheit (Qunut) beinhaltet all solche Dinge wie das richtige Verbeugen,Andacht, lange Rak’a, den Blick gesenkt halten, die Schulternin Ergebenheit und Gottesfurcht sinken lassen. Wann immer ein Gefährte des heiligen Propheten sallallahu ’alaihi wassallam im Gebet stand, hinderte ihn seine Gottesfurcht davor, umher zu blicken oder die Steinchen am Boden beiseite zu schieben, wo er sich niederwerfen wollte, noch beschäftigte er sich mitanderen unsinnigen Sachen, er dachte auch nicht an weltliche Dinge (es sei denn unabsichtlich). Seine Gottesfurcht verhinderte all dies.“

Anmerkung:Es gibt viele Interpretationen für das Wort „Gottergebenheit (Qunut)“, welches in dem Koranvers, der in diesem Hadith erwähnt wird, vorkommt. Nach einer Interpretation bedeutet „Gottergebenheit (Qunut)“ Stille. Zu Beginn des Islam war es erlaubt, während des Gebets etwas zu sagen (was nicht zum Gebet gehörte)oder einen Gruß zu erwidern; aber nachdem dieser Vers offenbart worden war, wurde das Sprechen während des Gebets vollkommen verboten. Ibn Mas’ud radiallahu ’anhu sagt: „Am Anfang begrüßte ich den Gesandten Allahs sallallahu ’alaihi wassallam jedes Mal mit „As-salamu alaikum“ und er antwortete, auch wenn er gerade beim Gebet war, mit „Wa alaikum salam“.

Einmal besuchte ich ihn, während er beim Gebet war und grüßte ihn wie gewöhnlich, aber er antwortete nicht. Ich wurde sehr besorgt, weil ich fürchtete, dass ihm etwas offenbart wurde über Allahs Unzufriedenheit mit mir. Alle möglichen ängstlichen Gedanken gingen mir durch den Kopf. In dem einen Moment dachte ich, der Gesandte Allahs sallallahu ’alaihi wassallam wäre böse auf mich, dann wieder fielen mir andere traurige Erklärungen ein. Als der Gesandte Allahs sallallahu ’alaihi wassallam sein Gebet beendet hatte, sagte er: „Allah ta’ala ergänzt Seine Gebote wie es Ihm beliebt. Er hat es jetzt verboten, während des Gebets zu reden.“ Dann rezitierte er den Vers:

„Und steht in demütiger Ergebenheit (Qunut) vor Allah ta’ala“ (Al-Baqara 238)

und sagte: „Das Gebet ist jetzt ausschließlich dafür gedacht, die Herrlichkeit, das Lob und die Heiligkeit Allahs zu preisen.“

Mu’awia bin Hakam Sulami radiallahu ’anhu sagte: „Als ich Madina besuchte, um den Islam anzunehmen, wurden mir viele Dinge beigebracht. Eins davon war, dass ich „Jarhamuk-Allah“ sagen sollte, nachdem jemand genossen hatte und „Al-hamdu lillah“ gesagt hatte. Da ich neu war im Islam, wusste ich nicht, dass man dies nicht beim Gebet sagen sollte. Einmal standen wir alle im Gebet, als jemand nieste. Ich rief sofort: „Jarhamuk-Allah“. Alle schauten mich an. Da ich noch nicht wusste, dass wir nicht im Gebet sprechen durften, protestierte ich mit folgenden Worten: „Warum guckt ihr mich alle so böse an?“ Sie brachten mich durch eine Geste zum Schweigen, aber ich konnte ihr Verhalten nicht verstehen. Dennoch beschloss ich, ruhig zu bleiben. Als das Gebet beendet war, rief mich der Gesandte Allahs sallallahu ’alaihi wassallam. Weder schlug er mich, noch wies er mich zurecht. Er war gar nicht hart mit mir, sondern sagte einfach: „Es ist nicht erlaubt im Gebet zu reden. Das Gebet ist der Anlasszum Lobpreisen der Herrlichkeit und Großartigkeit Allahs und zum Rezitieren des Koran.“ Bei Allah, ich habe weder vorher noch nachher einen Lehrer getroffen, der so gütig war wie der Gesandte Allahs sallallahu ’alaihi wassallam.

Eine andere Interpretation von Ibn ’Abbaas radiallahu ’anhu besagt, dass „Gottergebenheit (Qunut)“ Andacht bedeutet. Die oben angegebenen Worte von Mudschahid basieren auf dieser Erklärung. ’Abdullah bin ’Abbaas radiallahu ’anhu sagt: „Am Anfang pflegte sich der Gesandte Allahs sallallahu ’alaihi wassallam beim freiwilligen Gebet in der Nacht (Tahadschud) mit einem Seil festzubinden, damit er nicht vom Schlaf überwältigt wurde. Deshalb wurde der folgende Vers des Koran offenbart:

„Wir haben den Koran nicht auf dich herabgesandt, um dich unglücklich zu machen.“ (Tā Hā 2)

Es wird in vielen Ahadith berichtet, dass die Füße des Gesandten Allahs sallallahu ’alaihi wassallam anschwollen, weil er stundenlang im Tahadschud (Gebet im letzten Drittel der Nacht) stand. Aus reiner Güte und Liebe zu seinen Anhängern riet er ihnen jedoch, bei ihrer Anbetung (’Ibada) maßvoll zu sein, denn irgendwelche Übertreibung könnte dazu führen, dass man keine Lust mehr für Anbetungen (’Ibada) verspürt. Deshalb hat er auch einer Frau verboten, sich festzubinden, um den Schlaf während des Gebets zu vermeiden.

Wir sollten jedoch daran denken, dass ein Gebet mit langen Rak’a sicherlich besser und wertvoller ist, vorausgesetzt, die Grenzen des Erträglichen werden nicht überschritten. Doch gibt es einen Grund dafür, dass der Gesandte Allahs sallallahu ’alaihi wassallam solche langen Gebete verrichtet, bei denen er geschwollenen Füße bekam. Als nämlich die Gefährten ihn baten, seine Bemühungen beim Gottesdienst (’Ibada) zu verringern, denn ihm war in SureAl-Fath doch schon Vergebung zugesichert worden:

„…,auf dass Allah ta’ala dir deine vergangene und künftige Schuld vergebe,..“ (Al-Fath 2),

sagte er: „Soll ich denn nicht ein dankbarer Diener Allahs sein?“

Es wird in einen Hadith berichtet, dass die Brust des Gesandten Allahs sallallahu ’alaihi wassallam beim Gebet ein ständiges ächzendes Geräuschmachte, das dem einer Getreidemühle ähnelte. In einem anderen Hadith wird dieses Geräusch mit einem kochenden Kessel verglichen. ’Ali radiallahu ’anhu erzählt: „Am Abend von Badr bemerkte ich, dass der Gesandte Allahs sallallahu ’alaihi wassallam unter einem Baum im Gebet stand und vor Allah ta’aladie ganze Nacht bis zum Tagesanbruch weinte.“ Es wird in vielen Ahadith gesagt, dass Allah ta´ala sich sehr über bestimmte Personen freut. Eine von denen ist derjenige, der sein warmes Bett, das er mit seiner lieben und hübschen Frau teilt, verlässt, und sich in einer Winternacht dem freiwilligen Gebet in der Nacht (Tahadschud) widmet. Allah ta’ala ist sehr mit ihm zufrieden und stolz auf ihn, und obwohl Er der Allwissende ist, fragt Er die Engel: „Was lässt diesen Meiner Diener sein Bett verlassen und sich dort hinstellen?“ Die Engel antworten: „Die Hoffnung darauf, Deine Belohnung und Gnade zu erlangen und die Furcht vor Deinem Missfallen.“ Daraufhin sagt Allah ta’ala: „Hört zu, Ich gewähre ihm worauf er hofft und biete ihm Schutz vor dem, was er fürchtet.“

Der Gesandte Allahs sallallahu ’alaihi wassallam sagte: „Keiner bekommt eine bessere Belohnung von Allah ta’ala, als der, der die Kraft und Möglichkeit bekommt, dass er zwei Rak’a Gebet verrichtet.“

Es wird oft im Koran und Hadith erwähnt, dass die Engel ständig mit Gottesdienst (’Ibada) beschäftigt sind. Es gibt einige, die bis in Ewigkeit in Verbeugung (Ruku’) und andere, die in Niederwerfung (Sadschda) bleiben. Allah ta’ala hat uns diese Haltungen der Engel durch Seine unendliche Güte und Großzügigkeit beschert und sie in unserem Gebet kombiniert, damit wir unseren Anteil von jeder Art ihres Gottesdienstes (’Ibada) erhalten. Die Rezitation des Koran im Gebet ist noch zusätzlich zu ihrer Gottesdienst (’Ibada). Da das Gebet die Ansammlung aller Haltungen der Engel beim Gottesdienst (’Ibada) ist, kann der Genuss nur dann erlangt werden, wenn man die Eigenschaften dieser Engel bekommt. Deshalb sagte der Gesandte Allahs sallallahu ’alaihi wassallam: „Für (ein gutes) Gebet lasst euren Rücken und euren Magen leicht sein.“ Es wird gesagt, dass der Rücken einer Person leicht ist, wenn sie nur sehr wenige weltliche Lasten hat, und ihr Magen ist leicht, wenn sie maßvoll isst, um Trägheit und Faulheit, die eine Folge der Gefräßigkeit sind, zu vermeiden.


Teil D: Von den Mystikern (Sufis) empfohlene Voraussetzungen für ein gutes Gebet


Zwölf Prinzipien

Die Mystiker (Sufis) schreiben: „Es gibt zwölftausend Vorzüge im Gebet, welche durch zwölf Prinzipien erlangt werden können. Wenn jemand den vollen Nutzen aus seinem Gebet ziehen will, muss er sich um diese Prinzipien bemühen. Aufrichtigkeit ist natürlich bei jedem Schritt notwendig.

Diese Prinzipien sind im Folgenden angegeben:

1. Wissen:

Eine Handlung, die ohne Wissen ausgeführt wird ist weit geringer als eine, die mit vollem Wissen vollbracht wird. Wir sollten deshalb wissen:

  1. Welche der islamischen Praktiken sind Pflicht (Fard) und welche Gewohnheit (Sunna);
  2. Was ist Pflicht (Fard) und was ist Gewohnheit (Sunna) bei der Waschung (Wudu) und im Gebet;
  3. Wie der Teufel (Schaitan) einen daran hindert, ein ordnungsgemäßes Gebet auszuführen.

2. Waschung (Wudu):

Wir müssen versuchen:

  1. Unser Herz genauso von Eifersucht und bösen Gedanken zu reinigen wie wir unsere Körperteile waschen.
  2. Uns von Sünden rein zu halten.
  3. Im Wasserverbrauch weder verschwenderisch noch geizig zu sein.

3. Kleidung:

Sie sollte sein:

  1. Durch ehrlichen Lebensunterhalt erworben.
  2. Rein.
  3. Gemäß der Gewohnheit (Sunna), z.B. sollten die Fußknöchel nicht bedeckt werden. (gilt für Männer)
  4. Einfach, ohne Eitelkeit und Stolz zu zeigen.

4. Zeit:

Wir sollten:

  1. In der Lage sein, in jedem Moment, die genaue Zeit zu sagen.
  2. Immer aufmerksam auf den Gebetsruf (Asaan) achten.
  3. Es mit der Gebetszeit genau nehmen, damit wir es nicht zu spät verrichten.

5. Gebetsrichtung (Qibla):

Es gibt drei Sachen, die beim Hinwenden zur Gebetsrichtung (Qibla) gewährleistet sein müssen:

  1. Wir müssen uns körperlich zur Gebetsrichtung (Qibla) wenden.
  2. Unser Herz muss eine Verbindung zu Allah ta’ala haben, denn Er ist die Gebetsrichtung (Qibla) des Herzens.
  3. Wir müssen so aufmerksam sein wie ein Sklave vor seinem Herrn.

6. Absicht (Nijja):

Dabei müssen wir auf drei Dinge besonders achten:

  1. Wir müssen uns darüber klar sein, welches Gebet wir verrichten.
  2. Wir müssen uns unserer Anwesenheit vor Allah ta’ala, Der uns sieht, ständig bewusst sein.
  3. Wir müssen vollkommenen Glauben daran haben, dass Allah ta’ala alles weiß, was in unseren Herzen ist.

7. Takbir Tahrima:

Die wesentlichen Punkte des Takbir Tahrima sind:

  1. Die Worte richtig auszusprechen.
  2. Beide Hände bis zu den Ohren zu erheben. (Männer)Dies bedeutet, dass wir die Verbindung zu allem außer Allah ta’ala abgebrochen haben.
  3. Die Erhabenheit Allahs in unseren Herzen zu fühlen, wenn wir „Allahu akbar (Allah ist der Größte)“ sagen.

8. Stehen (Qijam):

Im Stehen (Qijam) sollten wir:

  1. Auf den Ort, wo wir die Niederwerfung (Sadschda) machen wollen, blicken.
  2. In unserem Herzen fühlen, dass wir vor Allah ta’ala stehen.
  3. Nicht an irgendetwas anderes denken. Das Beispiel einer Person, die nicht konzentriert ist im Gebet, ist wie jemand, der gebeten wird, zum König zu gehen. Nachdem man ihn mit Schwierigkeiten überzeugt hat hinzugehen, und der König ihn aufmerksam beobachtet, schaut er umher ohne sich zu konzentrieren.

9. Rezitieren vom Koran (Qira’a):

Die wesentlichen Punkte des Rezitierens (Qira’a) sind:

  1. Den Koran mit der richtigen Aussprache (Tadschwid) zu rezitieren.
  2. Über die Bedeutung dessen, was wir rezitieren, nachzudenken.
  3. Das, was wir rezitieren, als für uns verpflichtend anzusehen.

10. Verbeugung (Ruku’):

Die wesentlichen Punkte der Verbeugung (Ruku’) sind:

  1. Den Rücken ganz gerade zu halten, d.h. der ganze Oberkörper sollte in einer waagerechten Linie sein. (Männer)
  2. Die Knie mit auseinander gespreizten Fingern festzuhalten. (Männer)
  3. Die Worte (Tasbih) mit Andacht zu rezitieren.

11. Niederwerfung (Sadschda):

Die wesentlichen Punkte der Niederwerfung (Sadschda) sind:

  1. Die Hände flach und nahe der Ohren aufzusetzen. (Männer)
  2. Die Ellbogen vom Boden erhöht zu halten. (Männer)
  3. Die Worte (Tasbih) mit Andacht zu rezitieren.

12. Sitzen (Qu’ud):

Die wesentlichen Punkte des Sitzens (Qu’ud) sind:

  1. Auf dem linken Fuß zu sitzen und den rechten aufrecht zu stellen. (Männer)
  2. Die Bezeugung (Taschahhud) mit Andacht zu rezitieren und dabei an die Bedeutung zu denken, denn es sind darin Grüße an den Gesandten Allahs sallallahu ’alaihi wassallam und Bittgebete (Du’a) für die muslimischen Geschwister enthalten.
  3. Den abschließenden „Salaam“ als einen Gruß sowohl an die Engel, als auch an die Leute links und rechts anzusehen.

Wie schon gesagt wurde, ist Aufrichtigkeit das Wesentliche in all diesen Punkten. Sie erfordert von uns:

  1. Dass der einzige Grund für die Verrichtung unseres Gebets es ist, Allah ta’ala zu erfreuen.
  2. Zu verstehen, dass wir nur durch die Gnade und Gunst Allahs imstande sind, das Gebet zu verrichten.
  3. Auf die von Allah versprochene Belohnung zu hoffen.

2. Die Bedeutung der Worte des Gebets

Das Gebet ist wirklich eine sehr gesegnete und verheißungsvolle heilige Handlung. Jedes ausgesprochene Wort ist von Allahs Erhabenheit und Heiligkeit erfüllt. Thana, die Eröffnung des Gebets hat eine äußerst tugendhafte und frommeBedeutung, nämlich:

1) Subhank-Allah humma:  O Allah! Ich preise Deine Heiligkeit. Du bist frei von 
allen Fehlern. Du bist erhaben über alles Unvollkommene.

2) Wa bihamdika:              Ich preise Deine Herrlichkeit. Alle Tugenden und alles Schöne gebühren anerkanntermaßen Dir und sind Dir angemessen.

3) Wa tabara kasmuka:      Dein Name ist gesegnet und sogar so gesegnet, dass er alles segnet, worüber er ausge-sprochen wird.

4) Wa ta’ala Dschadduka:   Dein Rang ist der allerhöchste. Deine Herrlichkeit ist die erhabenste.

5) Wa la ilaha ghairuk:       Es gibt keinen Gott außer Dir. Niemand war jemals und niemand wird jemals der Verehrung würdig sein außer Dir.

Genauso rezitieren wir in Verbeugung (Ruku’): „Subhana Rabbijal ’Asim“, was bedeutet:

„Mein herrlicher und allmächtiger Allah ta’ala ist frei von allen Mängeln. Ich bekunde meine Demut und Schwäche vor Seiner Erhabenheit durch das Beugen meines Kopfes vor Ihm (denn das Beugen des Kopfes ist das Symbol der Demut, so wie ein steifer Nacken das Zeichen der Überheblichkeit und des Stolzes ist). Ich unterwerfe mich all Deinen Geboten und nehme es auf mich, Dir zu dienen. Ich stehe Dir zur Verfügung. Du bist wahrhaftig hoch erhaben und ich unterwerfe mich Deiner Erhabenheit.“

Genauso bringen wir in der Niederwerfung (Sadschda) unsere Unterwerfung unter Allah ta’ala, dem Höchsten zum Ausdruck und erklären Ihn über alle Unvollkommenheit erhaben. Unser Kopf, welcher mit unseren Augen, Ohren, der Nase und der Zunge als der vorzüglichste Körperteil angesehen wird, wird in der Hoffnung vor Ihm auf den Boden geneigt, dass Er Gnade zeigen und uns Seine Segnungen gewähren möge. Das Stehen mit gefalteten Händen vor Ihm – das war der erste Ausdruck unserer Demut und Ergebenheit. Dieses wurde durch das Beugen unseres Kopfes in der Verbeugung (Ruku’) weiter bestärkt und erreichte seinen Höhepunkt, als wir unseren Kopf vor Ihm auf den Boden neigten. Tatsächlich bringt das ganze Gebet Demut und Ergebenheit zum Ausdruck und ist deshalb ein Weg, auf dem man voran kommt und in dieser Welt und im Jenseits Erfolg erlangt.

Möge Allah ta’ala durch Seine Güte mir und allen Muslimen zu einem wachen Bewusstsein verhelfen, um solch ein Gebet zu verrichten. Amen!


Teil E: Das Gebet einiger Sahaba, Nachfolger (Tabi’in) und Mystiker (Sufis)


Über Hasanradiallahu ’anhu sagt man, dass wann immer er seine Waschung (Wudu) machte, sein Gesicht blass wurde. Als ihn jemand nach dem Grund dafür fragte, antwortete er: „Es ist Zeit, um vor dem Allerhöchsten und Allmächtigsten Herrscher zu stehen.“

Wenn er das Tor der Moschee erreichte, sagte er: „O Allah! Dein Diener ist an deiner Tür, o höchst Wohltätiger! Hier ist ein Sünder vor Dir: Du hast den Guten von uns befohlen, die Fehler der Schlechten zu übersehen. O Allah, Du bist Gut und ich bin schlecht. Darum wegen allem was in Dir so Schön ist, übersieh alles das, was in mir hässlich ist. O höchst Gnadenvoller!“ Dann betrat er die Moschee.

Sainu-l-’Abidin rahmatullah ’alaih verrichtete täglich eintausend Rak’a freiwilliges Gebet (nafl). Er verpasste niemals sein freiwilliges Gebet in der Nacht (Tahadschud), egal ob er zu Hause oder auf einer Reise war. Sein Gesicht wurde blass, wenn er die Waschung (Wudu) machte und er zitterte, wenn er sich zum Gebet aufstellte. Jemand fragte ihn nach dem Grund dafür. Er sagte: „Weißt du nicht, vor Wem ich mich aufstelle?“

Einmal, als er im Gebet war, brach in seinem Haus ein Feuer aus. Er setzte sein Gebet ganz ruhig fort. Als man ihn deswegen fragte, sagte er: „Das Feuer vom Jenseits (Akhira) hat mich abgelenkt vom Feuer dieser Welt.“ Einmal sagte er: „Der Stolz eines stolzen Menschen erstaunt mich. Einen Tag zuvor war er ein Tropfen einer schmutzigen Flüssigkeit und morgen wird er ein toter Körper sein, und dennoch ist er stolz.“ Er pflegte zu sagen: „Es ist merkwürdig, dass die Menschen so viel für die Welt tun, die eines Tages enden wird und dass sie nichts tun fürs Jenseits (Akhira), wo sie ewig leben werden.“ Er pflegte den Armen in der Dunkelheit der Nacht zu helfen, damit sie nicht wissen, wer ihnen geholfen hat. Es kam erst nach seinem Tod heraus, dass er nicht weniger als einhundert Familien unterstützt hatte.

Über ’Ali radiallahu ’anhu sagt man, dass sich seine Gesichtsfarbe veränderte und er zu zittern begann, wenn es Zeit fürs Gebet war. Als ihn jemand danach fragte, sagte er: „Dies ist die Zeit, um das Versprechen zu erfüllen, vor dem die Erde und sogar die Berge zu tragen Angst hatten. Ich weiß nicht, ob ich in der Lage sein werde, ihn zu erfüllen.“

Über ’Abdullah ibn ’Abbaas radiallahu ’anhu sagt man, wenn er den Gebetsruf (Asaan) hörte, weinte er so sehr, dass sein Schal nass wurde, seine Venen schwollen an und seine Augen wurden rot. Jemand sagte zu ihm: „Im Gebetsruf (Asaan) gibt es nichts, was dich so nervös machen kann.“ Er antwortete: „Wenn die Leute die Bedeutung der Worte des Gebetsrufes (Asaan) verstehen würden, dann würden sie aufhören zu schlafen und ihre Bequemlichkeit aufgeben.“ Dann erklärte er ihm die Warnung, die jedes Wort des Gebetsrufes (Asaan) enthält.

Ein Mann berichtet: „Ich verrichtete mein Mittagsgebet (Suhr) mit Sun-Nun Misri rahmatullah ’alaih. Als er (am Anfang seines Gebets) „Allah“ sagte, war er so voll Ehrfurcht erfüllt von Allahs Erhabenheit, als ob seine Seele davon gegangen wäre. Und als er „akbar“ sagte, fühlte ich mein Herz aus Furcht vor Allah bersten.

Owais Qarni rahmatullah ’alaih, ein berühmter frommer Mann und der erhabenste aller Nachfolger (Tabi’in), verbrachte seine ganze Nacht manchmal in Verbeugung (Ruku’) und manchmal in Niederwerfung (Sadschda).

’Isamrahmatullah ’alaih fragte einmal Hatim Sahid Balkhi rahmatullah ’alaih, wie er sein Gebet macht. Hatim antwortete: „Wenn die Zeit für das Gebet kommt, mache ich sorgfältig meine Waschung (Wudu) und gehe dann zum Gebetsplatz. Wenn ich mich fürs Gebet aufstelle, dann stelle ich mir vor, dass die Ka’ba vor mir ist, die Brücke über der Hölle (Dschahannam) unter meinen Füßen, das Paradies (Dschanna) rechts von mir, die Hölle (Dschahannam) links von mir und der Todesengel über meinem Kopf. Und ich denke, das ist mein letztes Gebet, und ich habe vielleicht keine Möglichkeit, noch ein weiteres zu verrichten. Allah Allein weiß, was in diesem Moment in meinem Herzen vorgeht. Dann sage ich mit voller Demut „Allahuakbar“ und rezitiere den Koran, wobei ich über seine Bedeutung nachdenke. Ich mache meine Verbeugung (Ruku’) und Niederwerfung (Sadschda) voller Demut und Ergebenheit und beende ganz ruhig mein Gebet, in der Hoffnung, dass Allah es durch Seine Gnade annehmen wird und fürchte, dass es abgelehnt wird, wenn es nach seiner Qualität beurteilt wird.“

’Isamrahmatullah ’alaih fragte ihn: „Wie lange betest du schon so?“ Hatim rahmatullah ’alaih entgegnete: „Das mache ich die letzten dreißig Jahre lang so.“ ’Isam rahmatullah ’alaih weinte und sagte: „Ich hatte niemals das Glück, auch nur ein einziges Gebet dieser Art zu verrichten.“

Man sagt, dass Hatim rahmatullah ’alaih einmal das Gebet mit der Gemeinschaft (Dschama’a) verpasste und darum sehr bedrückt war. Ein paar Leute kamen, um ihn in seiner Trauer zu trösten. Er begann zu weinen und sagte dann: „Wenn ich einen meiner Söhne verloren hätte, wäre die halbe Stadt Balkh gekommen, um mich zu trösten. Aber wegen meinem Verlust von der Gemeinschaft (Dschama’a) seit ihr die einzigen, die mich trösten. Das liegt nur daran, dass die Leute Schwierigkeiten im Jenseits (Akhira) leichter nehmen als die Schwierigkeiten dieser Welt.“

Sa’id ibn Musajjab rahmatullah ’alaih sagt: „Die letzten zwanzig Jahre lang war ich niemals außerhalb der Moschee zur Zeit des Gebetsrufes (Asaan).“

Mohammed ibn Wasi’ rahmatullah ’alaih sagt: „Ich liebe drei Dinge in diesem Leben: einen Freund, der mich vor meinen Fehlern warnen kann; ausreichend Brot, um mich am Leben zu halten und das Gebet [mit der Gemeinschaft (Dschama’a)], so dass Allah seine Mängel verzeihen und Belohnung für alles Gute darin geben möge.“

Abu ’Ubaida ibn Dscharra radiallahu ’anhu leitete einmal das Gebet. Als das Gebet vorbei war, sagte er zu den Leuten: „Der Teufel (Schaitan) hat einen gefährlichen Angriff auf mich gemacht, während ich das Gebet leitete. Er ließ mich denken, dass ich der Beste von euch allen sei, weil ich das Gebet leite. Ich werde niemals wieder das Gebet leiten.“

Maimun ibn Mihran rahmatullah ’alaih erreichte einmal die Moschee, als die Gemeinschaft (Dschama’a) vorbei war. Er rezitierte „inna lillahi wa inna ilaihi radschi’un“ (Allah gehören wir und zu Ihm kehren wir zurück) und sagte: „Die Belohnung für dieses Gebet mit der Gemeinschaft (Dschama’a) war mir lieber als die Herrschaft über den Irak.“

Man sagt von diesen Persönlichkeiten (Sahaba, Tabi’in etc.), dass sie drei Tage lang trauerten, wenn sie verpasst hatten, anwesend zu sein, wenn der Vorbeter (Imam), das Gebet mit den Worten „Allahuakbar“ begann. Und sie trauerten sieben Tage lang, wenn sie die Gemeinschaft (Dschama’a) ganz verpasst hatten.

Bakr ibn ’Abdullah sagte einmal: „Ihr könnt wann immer ihr wollt direkt mit eurem Herrn Allah sprechen.“ „Wie?“ fragte jemand. Er antwortete: „Macht eure Waschung (Wudu) ordentlich und stellt euch zum Gebet auf.“

’Aischa radiallahu ’anha sagt: „Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam befand sich unter uns (Familienmitgliedern) und unterhielt sich und hörte zu, wenn jedoch die Zeit fürs Gebet kam, dann benahm er sich auf einmal, als hätte er uns nie gekannt und war völlig in Allah versunken.

Von Sa’id Tanuki rahmatullah ’alaih sagt man, solange er im Gebet war, flossen stetig Tränen aus seinen Augen.

Jemand fragte Khalaf ibn Ajjub rahmatullah ’alaih: „Stören dich nicht die Fliegen in deinem Gebet?“ Seine Antwort war: „Selbst die schwarzen Schafe der Gesellschaft ertragen geduldig die Peitschenhiebe der Polizei, um hinterher mit ihrer Standhaftigkeit anzugeben. Warum sollte ich mich dann von bloßen Fliegen stören lassen, während ich in Gegenwart meines Allahs stehe!“

In „Bahdschatu-n-Nufus“ heißt es, dass einer der Sahaba einmal sein freiwilliges Gebet in der Nacht (Tahadschud) verrichtete, als ein Dieb kam und sein Pferd stahl. Er bemerkte es, unterbrach aber nicht sein Gebet. Jemand fragte ihn: „Wieso hast du nicht dein Gebet unterbrochen und den Dieb geschnappt?“ Er entgegnete: „Ich war mit etwas beschäftigt, das viel wertvoller ist als das Pferd.“

Von ’Ali radiallahu ’anhu berichtet man, dass wann immer ein Pfeil in seinen Körper eindrang (im Kampf), so hat man den während seines Gebets heraus gezogen. Einmal steckte ein Pfeil in seinem Oberschenkel. Man konnte ihn trotz mehrfacher Versuche nicht heraus ziehen, weil er so starke Schmerzen hatte. Als er sein freiwilliges Gebet (nafl) verrichtete und die Niederwerfung (Sadschda) machte, zogen die Leute den Pfeil mit Gewalt heraus. Als er sein Gebet beendet hatte, fragte ’Ali radiallahu ’anhu die um ihn versammelten Leute: „Habt ihr euch versammelt, um den Pfeil heraus zu ziehen?“ Als sie ihm sagten, dass der Pfeil schon draußen war, teilte er ihnen mit, dass er keinen Schmerz beim Herausziehen gespürt hatte.

Als Muslim ibn Jasar sich für sein Gebet aufstellte, sagte er zu seinen Familienmitgliedern: „Ihr könnt euch ruhig weiter unterhalten, ich werde nicht mitbekommen, was ihr sprecht.“

Rabi’ hat gesagt: „Wenn ich im Gebet stehe, bin ich darüber besorgt, worüber ich gefragt werde. (Rechenschaft ablegen zu müssen).“

Man sagt von ’Amir ibn ’Abdullah rahmatullah ’alaih, dass er nicht einmal das Schlagen der Trommel hörte, wenn er im Gebet war, ganz zu schweigen von den Gesprächen der Leute um ihn herum. Jemand fragte ihn: „Bist du dir irgendetwas bewusst wenn du im Gebet bist?“ Er entgegnete: „Ja, ich bin mir der Tatsache bewusst, dass ich vor Allah stehen werden muss, wenn ich entweder ins Paradies (Dschanna) oder in die Hölle (Dschahannam) geschickt werde.“ Der Frager sagte: „Nein, das meine ich nicht. Bist du dir dessen bewusst, was wir um dich herum sprechen?“ Er antwortete: „Es ist besser, wenn ein Speer meinen Körper durchbohrt, als dass ich eures Gesprächs bewusst bin, während ich das Gebet mache.“ Er pflegte zu sagen: „Meine Überzeugung in die Wirklichkeit der Dinge des Jenseits (Akhira) ist so vollkommen, dass es unmöglich ist, sich noch zu steigern, selbst wenn ich diese Dinge mit meinen eigenen Augen sehen würde.“

Man fragte einen frommen Mann: „Denkst du jemals an diese Welt während du im Gebet bist?“ Er antwortete: „Ich denke nie an diese Welt; weder im Gebet, noch außerhalb des Gebets.“ Ein anderer frommer Mann wurde gefragt: „Denkst du an irgendetwas während du im Gebet bist?“ Er antwortete: „Gibt es irgendetwas noch anziehenderes als das Gebet selbst, an das man denken könnte?“

In „Bahdschatu-n-Nufus“ wird berichtet, dass ein Mann zu einem Schaich kam, um ihn zu besuchen. In dem Moment war der Schaich mit dem Mittagsgebet (Suhr) beschäftigt. Der Mann setzte sich hin, um auf ihn zu warten. Der Schaich aber fing an, freiwilliges Gebet (nafl) zu verrichten bis zum Nachmittagsgebet (Asr). Danach machte er das Nachmittagsgebet (Asr) und anschließend beschäftigte er sich mit Bittgebeten (Dua). Dies ging weiter bis zum Abendgebet (Magrib). Nach dem Abendgebet (Magrib) setzte er die freiwilligen Gebete (nafl) biszum Nachtgebet(’Ischa) fort. Währenddessen wartete der Mann, der ihn besuchen wollte, immer noch. Nach dem Nachtgebet(’Ischa) fing er wieder an mit den freiwilligen Gebeten (nafl)bis zum Morgengebet (Fadschr). Nach dem Morgengebet (Fadschr), als er sein Gedenken an Allah (Sikr) fortsetzte, überwältigte ihn die Müdigkeit. Sofort bat er um Allahs Vergebung und machte folgendes Bittgebet (Du’a): „Ich suche Zuflucht bei Allah vor dem Auge, dass nicht satt wird vom Schlaf.“

Über einen anderen Schaich wird gesagt, dass er ins Bett ging und versuchte zu schlafen. Doch als dies nicht klappte, stand er auf und beschäftigte sich mit dem Gebet und sagte: „O Allah! Du weißt sehr wohl, dass die Furcht vor dem Feuer der Hölle (Dschahannam) meinen Schlaf verjagt hat.“

Es gibt so viele Geschichten von den rechtschaffenen Menschen, die die ganze Nacht wach bleiben in Eifer und Liebe zu Allah, dass man sie unmöglich in einem Buch zusammenfassen kann. Wir haben so sehr den Geschmack verloren an den Freuden solcher Beschäftigungen, das wir angefangen haben, die Wahrheit solcher Tatsachen anzuzweifeln. Doch diese wurden so häufig und fortgesetzt berichtet, dass wenn wir sie anzweifeln, können wir genauso gut die gesamte Geschichte anzweifeln, denn Häufigkeit und Fortgesetztheit in der Überlieferung eines Ereignisses beweisen seine Richtigkeit ohne Debatte.

Und wir sehen mit unseren eigenen Augen Menschen, die die ganze Nacht (manche sogar stehend) verbringen, um die Show in einem Theater oder einem Konzert anzuschauen. Sie werden weder gelangweilt, noch überkommt sie die Müdigkeit. Wenn solche unfrommen Taten solche Anziehungskraft ausüben, was lässt uns dann daran zweifeln, dass spirituelle Handlungen so anziehend sein können, wobei die Menschen, die sie ausüben zusätzliche Kraft und Ausdauer von Allah bekommen? Der einzige Grund für unsere Zweifel ist unsere Unwissenheit, wie die eines kleinen Kindes, das nichts weiß von den Erfahrungen der Erwachsenen. Möge Allah uns ermöglichen, die Höhen zu erreichen, auf denen wir in der Lage sind, die Freuden Seiner Anbetung zu kosten. Amen!


Teil F: Eine wichtige Anmerkung


Laut den Mystikern (Sufis) ist das Gebet tatsächlich eine Bitte an und ein Gespräch mit Allah, und braucht darum sorgfältiger Konzentration. Bei anderen Handlungen müssen wir nicht so aufmerksam sein. Zum Beispiel ist die Essenz von Almosen (Zakah) das Spenden zum Wohlgefallen von Allah. Das Spenden an sich ist so hart für denjenigen, dass er den Schmerz davon selbst dann spürt, wenn er unaufmerksam spendet.

Genauso erfordert das Fasten, dass man Essen und Trinken und sexuelle Befriedigung aufgibt. All diese Einschränkungen sind wirklich sehr schwer, selbst wenn man sie nicht mit ordentlicher Hingabe und Aufmerksamkeit verrichtet. Im Gegensatz dazu sind Gedenken Allahs (Sikr) und Rezitation des Koran Hauptbestandteile des Gebets. Wenn diese nicht vollständig und aufmerksam gemacht werden, können sie weder bitten noch sprechen. Sie sind nur wie das irre Gerede einer Person mit hohem Fieber, die keiner bewussten Anstrengung bedürfen und keine Bedeutung für den Zuhörer haben.

Es ist daher nötig, dass wir im Gebet vollkommen aufmerksam sind, sonst wird unser Gebet so, wie das Gerede einer Person, die im Schlaf spricht, das keine Bedeutung für die Zuhörer hat und das auch keinen Nutzen bringt. Auf die gleiche Weise schenkt Allah dem Gebet keine Aufmerksamkeit, das unaufmerksam und ohne Konzentration verrichtet wird.

Doch selbst wenn unser Gebet im Vergleich mit dem der berühmten Menschen der Vergangenheit nicht ganz dem Standard entspricht, so sollten wir diese Handlung dennoch nicht aufgeben. Es ist absolut falsch zu denken, dass es keinen Sinn hat das Gebet zu machen, solange es nicht perfekt ist. Ein unvollkommenes Gebet zu verrichten ist viel besser, als es ganz aufzugeben, da dies zu sehr drastischen Strafen im Jenseits (Akhira) führen würde. Es ist ein Betrug des Teufels (Schaitan), der den Menschen einflüstert, es sei besser das Gebet gar nicht zu verrichten, als es ohne Konzentration zu machen.Eine Schule von Gelehrten (’Ulama) haben erklärt, dass der ein Ungläubiger ist, der absichtlich sein Gebet aufgibt (wie in Kapitel 1 ausführlich besprochen wurde).

Es ist darum unbedingt erforderlich, dass wir alle uns wirklich und aufrichtig bemühen, unserem Gebet Gerechtigkeit walten zu lassen und Bittgebete (Du’a) zu Allah zu machen, damit Er uns die Fähigkeit gewährt, ein Gebet wie das der berühmten Menschen der Vergangenheit verrichten zu können, damit wir wenigstens ein Gebet dieser Art zu unseren Gunsten haben, das wir vor Allah präsentieren können.

Am Ende kann man noch darauf hinweisen, dass die Hadith-Gelehrten eher freizügig dabei sind, die Authentizität von den Ahadith anzunehmen, die die Belohnung verschiedener Handlungen betreffen. Was die Geschichten über heilige und fromme Menschen betrifft, so sind diese Teil der normalen Geschichte und basieren daher auf anderem Fundament. Selbstverständlich ist die Authenzität der Geschichte weitaus weniger, als die der Ahadith.

Und es gibt für mich kein Gelingen außer durch Allah. Auf Ihn vertraue ich und an Ihn wende ich mich. (Hūd 88)
„Sie sagten: ‚Unser Herr, wir haben gegen uns selbst gesündigt; und wenn Du uns nicht verzeihst und Dich unser erbarmst, dann werden wir gewiss unter den Verlierern sein.“ (Al-A’rāf 23)
„Unser Herr, mache uns nicht zum Vorwurf, wenn wir (etwas) vergessen oder Fehler begehen. Unser Herr, und erlege uns keine Bürde auf, so wie Du sie jenen auferlegt hast, die vor uns waren. Unser Herr, und lade uns nichts auf, wofür wir keine Kraft haben. Und verzeihe uns, und vergib uns, und erbarme Dich unser. Du bist unser Beschützer. So hilf uns gegen das Volk der Ungläubigen!“ (Al-Baqara 286)

Möge Allahs Barmherzigkeit auf dem besten aller Geschöpfe (Mohammedsallallahu ’alaihi wassallam), auf seinen Verwandten, seinen Sahaba, deren Nachfolgern (Tabi’in), den Nachfolgern der Nachfolger (Tabi’i Tabi’in) und all denen sein, die fest auf deren Weg folgen!

Mohammed Zakaria Kandhalvi

Montagnacht, 7. Tag des Monats Muharram (1. Monat im islamischen Kalender), 1358 nach der Auswanderung (Hidschri)


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