Die Vorzüge des Koran – Fada-il Qur`an

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Von

Maulana Mohammed Zakaria Kandhalvi



Vorwort des Autors

Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen.

Alles Lob gebührt Allah, Der den Menschen erschaffen hat, ihm das Geschenk der Fähigkeit sich auszudrücken gab und für ihn den Heiligen Koran offenbarte, der eine Quelle von Rat, heilender Rechtleitung und Barmherzigkeit für die ist, die Glauben haben. Der Koran enthält nichts was zweifelhaft oder erlogen ist. Er ist absolute Rechtleitung, ein Beweis und Erleuchtung(Nur) für die Gläubigen. Reichliche und perfekte Segnungen seien auf Mohammed sallallahu ’alaihi wassallam, dem besten aller Geschöpfe, dessen Erleuchtung(Nur) die Herzen der Lebenden erleuchtete und ihre Gräber nach ihrem Tod, dessen Erscheinen ein Segen für das ganze Universum war. Friede sei auf seinen Nachkommen und Gefährten, die die Sterne der Rechtleitung und Verbreiter des Heiligen Koran sind, und auch auf die Gläubigen, die ihnen im Glauben folgen.

Nach diesem Lobpreis und Gruß erkläre ich (der Autor), Zakaria, Sohn von Jahja, Sohn von Ismail, dass diese eilig geschriebenen Seiten vierzig Ahadith (Mehrzahl von Hadith) enthalten – Aussagen des edlen Propheten sallallahu ’alaihi wassallam, die ich über die Vorzüge des edlen Koran gesammelt habe, im Gehorsam gegenüber den Personen, deren Wort für mich Gesetz sind und denen zu folgen mir höchst wertvoll ist. Einer der besonderen Segen von Allah auf die Madrassa (religiöse Schule) von Masahiru-l-Ulum Saharanpur. Beim jährlichen Treffen dieser Madrassa, um kurz den Fortschritt der Einrichtung zu besprechen, wird nicht viel Mühe darauf verwendet, Redner, Prediger und berühmte Personen Indiens einzuladen, sondern es wird mehr Wert darauf gelegt, die Leute einzuladen, deren Herzen voller Liebe zu Allah sind und die Maschaikh (Allah nahe stehende Personen), die es vorziehen unbekannt zu leben. Obwohl jene Tage der Vergangenheit angehören in denen Maulana Mohammed Qasim Nanotavi rahmatullah ’alaih und Maulana Raschid Ahmed Gangohi rahmatullah ’alaih diese Versammlung mit ihrer Anwesenheit ehrten und die Herzen aller Teilnehmer erleuchteten. Und die Szene ist noch immer vor unseren Augen, als die geistigen Nachkommen der Wiederbeleber des Islam – Schaikh Hind rahmatullah ’alaih, Maulana Khalil Ahmed rahmatullah ’alaih und Maulana Aschraf Ali Thanvi rahmatullah ’alaih auf der jährlichen Versammlung der Madrassa zusammen kamen. Ihre Anwesenheit war eine Quelle von Licht und Leben für tote Seelen und stillte den Durst von denen die göttliche Liebe suchten.

Heute, obwohl die jährlichen Versammlungen nicht die Leuchtkraft solcher Quellen der Rechtleitung haben, ehren doch ihre geistigen Nachkommen diese Versammlungen mit ihrer Teilnahme und bereichern die Zuhörer mit Gnaden und Segen. Die Leute, die in diesem Jahr bei diesem Treffen dabei waren, können das bezeugen. Nur diejenigen, die sehende Augen haben, können die Segnungen erleben, aber auch nicht sehende Wesen wie wir können etwas Ungewöhnliches fühlen.

Wenn jemand zur jährlichen Versammlung dieser Madrassa kommt um polierte Reden und kraftvolle Vorträge zu hören, wird er vielleicht nicht so glücklich zurück kehren, wie einer der Balsam für sein Herz sucht.

Alles Lob und Flehen gebührt Allah

Genauso besuchte Schah Hafiz Mohammed Jasin Naginawi rahmatullah ’alaih in diesem Jahr am 27. Su-l-Hidscha (12. Monat im islamischen Kalender) 1348 die Madrassa. Sein Kommen war wie eine Dusche von Güte und Zuneigung und ich kann ihm nicht ausreichend dafür danken. Nachdem man weiß, dass er einer der geistigen Erben von Hadhrat Gangohi rahmatullah ’alaih ist, braucht man seine edlen Eigenschaften von Hingabe und Gottesfurcht (Taqwa) und die Anwesenheit von Erleuchtungen und Segen (Anwar, Plural von „Nur“) in seiner Person nicht extra zu erwähnen. Am Ende dieses Treffens kehrte er nach Hause zurück und ehrte mich mit einem gütigen Brief, indem er mich bat, vierzig Ahadith zusammen zu stellen über die Vorzüge des edlen Koran und sie ihm gemeinsam mit ihrer Übersetzung zu schicken. Er schrieb mir auch, wenn ich seinen Wunsch nicht befolge, wird er den Nachfolger meines Schaikh (Lehrer), meinen Onkel Maulana Hafiz Alhadsch Molvi Mohammed Iljas rahmatullah ’alaih darum bitten, diese Anweisung von ihm zu bestätigen. Er machte deutlich, dass er wollte, dass ich diese Sache erledige. Zufällig traf diese Botschaft ein, als ich auswärts auf einer Reise und mein Onkel anwesend (in Saharanpur) war. Bei meiner Rückkehr übergab mein Onkel mir diesen Brief zusammen mit seiner eigenen strengen Anweisung, Folge zu leisten. Jetzt gab es für mich keine Chance für Ausreden oder meine mangelnde Fähigkeit anzubringen. Obwohl meine Beschäftigung mit dem Kommentar zu „Mo-atta“ (einem Hadith-Buch) von Imam Malik rahmatullah ’alaih eine gute Ausrede war, musste ich diese Arbeit für ein paar Tage verschieben. Und in Befolgung der strengen Anweisungen präsentiere ich meine Bemühung zu seiner geschätzten Betrachtung. Ich bitte mich zu entschuldigen für solche Mängel, die auf Grund meiner Unfähigkeit unvermeidbar sind.

Das habe ich gemacht in der Hoffnung, am Tag der Abrechnung zusammen mit denen auferweckt zu werden, die der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam meinte als er sagte: „Wer immer für meine Anhänger (Umma) vierzig Ahadith bewahren wird, die wichtige Dinge über ihren Glauben enthalten, den wird Allah taala am Tag der Abrechnung als Gelehrten der Religion (Alim) auferwecken und ich werde für ihn Fürsprache machen und ein Zeuge für ihn sein.“

Alqami rahmatullah ’alaih sagt, das Wort „bewahren“ in diesem Hadith wird im Sinne von „etwas sichern und vorm Verlust schützen; entweder indem man es auswendig lernt ohne es aufzuschreiben oder indem man es schwarz auf weiß aufschreibt, ohne es überhaupt auswendig zu lernen. So bekommt jeder, der sie in Form eines Buches aufschreibt und an andere weiter gibt auch den Segen der in diesem Hadith erwähnt ist.

Munawi rahmatullah ’alaih hat die Meinung, dass „für meine Anhänger (Umma) bewahren“ bedeutet, einen Hadith zusammen mit seinem Ursprung zu berichten. Laut einigen beinhaltet „bewahren“ sogar die, die ihn anderen Muslimen berichten, ohne auswendig zu lernen oder ohne sogar seine Bedeutung zu kennen. Auch der Begriff „vierzig Ahadith“ wurde in einem allgemeinen Sinn verwendet, d.h. diese Ahadith können alle authentisch(sahih), korrekt(hasan) oder sogar schwach(da‘if) sein in dem Grad, dass man wegen ihrer Vorzüge nach ihnen handelt.

Allahu akbar! (Wie großartig ist Allah!) Der Islam bietet so viele Möglichkeiten! Und wirklich lobenswert ist die Rolle der Gelehrten und Theologen, die sich die Mühe gemacht haben die Feinheiten der verschiedenen Ausdrücke zu erklären. Möge Allah taala uns alle mit Perfektion im Islam segnen!

Wichtig ist zu bemerken, immer wenn ich einen Hadith zitiert habe ohne den Namen der Quelle zu nennen, so stammt er aus einem der fünf Bücher („Al-Mischkat“, „Tanqihu-r-Ruwat“, „Al-Mirqat“, „Scharahu-l-Ihja“ und „At-Targhib“ von Mundhiri, auf das ich mich oft beziehe und aus dem ich häufig zitiert habe). Wann immer ich aus einem anderen Buch zitiert habe, wird die Quelle erwähnt.

Es ist die Pflicht des Koranlesers die Regeln der Ehrfurcht für seine Rezitation einzuhalten.

Bevor wir weiter gehen, scheint es wünschenswert erst einmal einige der erforderlichen Anstandsregeln zum Lesen des Heiligen Koran zu nennen, denn:

„Einem dem der Anstand fehlt entgeht Allahs besondere Gnade.“

Kurz gesagt die Essenz aller Anstandsregeln ist es den edlen Koran als das Wort Allahs, Den wir anbeten, zu betrachten und als das Wort von Einem, Den wir lieben und nach Dem wir streben.

Wer jemals Liebe erlebt hat, weiß wie zuneigungswert ein Brief oder die Rede des Geliebten ist. Das ekstatische Entzücken das so eine Kommunikation auslöst, geht über alle Regeln der Angemessenheit hinaus, denn wie man so sagt:

„Die Liebe selbst wird einem die Verhaltensregeln der Liebe beibringen.“

Wenn wir also beim Koranlesen uns versuchen die echte Schönheit und grenzenlose Gnade unseres geliebten Allahs vorzustellen, werden unsere Herzen von Gefühlen himmlischer Liebe erfüllt sein. Gleichzeitig ist der Koran das Wort des Herrn aller Herren und der Befehl des Königs aller Könige. Es ist das Gesetz, das der Allmächtige Herrscher erlassen hat, Der für immer ohne Gleichen bleibt. Wer am Hof eines Königs gedient hat, kennt aus Erfahrung die extreme Ehrfurcht, die der Befehl des Königs auslöst, während andere sich das nur vorstellen können. Der Koran ist das Wort unseres geliebten Herrn, Der auch Der Oberste Herrscher ist. Darum sollten wir den Koran mit Gefühlen von Liebe und Furcht lesen.

Man sagt immer wenn ’Ikrima radiallahu ’anhu den Koran öffnete, wurde er ohnmächtig und stürzte zu Boden. Dann sagte er:

„Das ist das Wort meines Herrns, das ist das Wort meines Herrns!“

Das zeigt uns den Geist der Anstandsregeln, die sehr ausführlich von den muslimischen Gelehrten beschrieben wurden. In den folgenden Abschnitten wird das noch etwas näherer erklärt. Kurz gesagt, ein Muslim sollte das Buch von Allah taala nicht nur wie ein Diener lesen, sondern wie ein Sklave im Sinn völliger Demut gegenüber seinem Herrn. Die Mystiker (Sufis) schreiben, wenn jemand seine mangelnde Ehrerbietung und fehlenden Respekt beim Koranrezitieren erkennt, dann wird er weiter Fortschritte auf dem Weg der Nähe zu Allah machen. Aber jemand der sich selbst mit Anerkennung oder Stolz betrachtet, wird sich nicht weiter verbessern.



Teil A: Anstandsregeln beim Koranlesen

Nachdem man seine Zähne mit Miswak gereinigt und die rituelle Waschung (Wudu) gemacht hat, sollte man sich mit Würde und Demut an einen ruhigen Platz in Richtung der Ka’ba setzen. Dann – mit einem aufmerksamen Herzen, tiefer Hingabe und angemessener Begeisterung – sollte man rezitieren und sich dabei die ganze Zeit vorstellen, dass man vor Allah ta’ala rezitiert. Wenn man die Bedeutung versteht, sollte man pausieren und nachdenken über die Verse, die Allahs Gnade berichten und Ihn anflehen um Vergebung und Mitleid. Rezitiert man Verse über Strafe und Warnung, sollte man bei Allah Zuflucht suchen, da es außer Ihm keinen Helfer gibt. Bei Verse über seine Hohheit und Heiligkeit sollte man „Subhanallah (Gepriesen sei Allah)“ sagen. Wenn man nicht von selbst Tränen vergießt beim Lesen des Buches, sollte man sich selbst dazu bringen, ein wenig zu weinen.

„Für einen Liebenden ist der kostbarste Augenblick der Liebe dann, wenn er sich bei seinem Geliebten mit Augen voller Tränen beklagt.“

Man sollte nicht zu schnell lesen, außer man möchte auswendig lernen. Der Koran sollte leicht erhöht auf einem Holzgestell oder einem Kissen liegen. Man sollte während der Rezitation nicht mit anderen sprechen. Wenn man dazu gezwungen ist mit jemandem zu sprechen, sollte man das erst tun, nachdem man das Buch zu gemacht hat. Und bevor man wieder anfängt zu lesen sollte man „A‘usu billahi minasch schaitanir radschiem“ sagen. Wenn in der Nähe Leute mit ihrer Arbeit beschäftigt sind, ist es wünschenswert mit leiser Stimme zu lesen, ansonsten wird stimmhaftes Lesen mehr belohnt.

Die Gelehrten haben sechs äußere und sechs innere Regeln der Ehrerbietung für das Koranlesen aufgezählt, die wir hier nennen:

1. Regeln der äußeren (sahiri) Ehrerbietung

  1. Mach die rituelle Waschung (Wudu) und setze dich auf respektvolle Weise mit dem Gesicht Richtung Kaba.
  2. Lies nicht eilig, sondern langsam mit richtiger Aussprache.
  3. Versuche zu weinen, auch wenn du so tun musst als ob.
  4. Auf Verse über Allahs Gnade oder über Strafe sollte man wie oben erklärt reagieren.
  5. Man sollte mit leiser Stimme lesen, wenn man befürchtet, dass man unaufrichtig ist, oder andere stören könnte. Ansonsten lies mit betonter Stimme.
  6. Lies in melodiösem Ton, denn es gibt viele Ahadith die das betonen.

2. Regeln der inneren (batini) Ehrerbietung

  1. Das Herz sollte erfüllt sein mit der Herrlichkeit des Koran, d.h. man soll erkennen wie erhaben er ist.
  2. Denk an die Erhabenheit, Majestät und Herrlichkeit von Allah ta’ala, Dessen geoffenbartes Wort der Koran ist.
  3. Denk über die Bedeutung nach und genieße das Lesen.
    1. Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam hat einmal die ganze Nacht damit verbracht, immer wieder folgenden Verse zu lesen:
„Wenn Du sie bestrafst, sind sie Deine Diener, und wenn Du ihnen verzeihst, bist Du wahrlich der Allmächtige, der Allweise.“ (Al-Mā`ida 118)
  • Einmal verbrachte Sa’id ibn Dschubair rahmatullah ’alaih die ganze Nacht damit, folgenden Vers zu wiederholen:
„Und (es wird gesprochen): ‚Sondert euch heute ab, o ihr Schuldigen!‘“ (Yā-Sīn 59)
  • Gib dein Herz dem Thema hin, von dem die gelesenen Verse sprechen. Zum Beispiel beim Vers über Allahs Gnade, sollte das Herz mit Freude und Vergnügen gefüllt sein. Und beim Vers über Strafe sollte das Herz vor Ehrfurcht erzittern.
  • Man sollte seine Ohren so aufmerksam halten als ob Allah taala persönlich spricht und der Leser Ihm zuhört.

Möge Allah taala aus Seiner Barmherzigkeit und Güte heraus uns allen die Fähigkeit geben, den Koran diesen Anstandsregeln entsprechend zu lesen. Amen!



Teil B: Ein religiöses Prinzip

So viel vom Koran auswendig zu lernen wie man braucht, um das Gebet zu verrichten, ist Pflicht für jeden Muslim. Dagegen ist das Auswendiglernen des ganzen Koran fard kifaja, d.h. eine Tat, die für alle obligatorisch ist, bei dem es aber ausreicht, wenn eine angemessene Anzahl von Leuten sie erfüllt. Gäbe es keinen Einzigen der den Koran auswendig gelernt hat (möge Allah ta’ala es verhindern!), dann wären alle Muslime verantwortlich für diese Sünde. Mulla ’Ali Qari rahmatullah ’alaih berichtet von Sarkaschi rahmatullah ’alaih, dass wenn es in einer Stadt oder einem Dorf niemanden gibt, der den Koran liest, sind alle Muslime dieses Ortes sündig. In unserer Zeit von Dunkelheit und Unwissenheit, wo die Muslime in vielen Dingen des Islam irre gehen, wird das Auswendiglernen vom Koran oft als sinnlos angesehen und das Rezitieren der Worte des Koran ohne die Bedeutung zu verstehen betrachtet man als reine Zeit- und Energieverschwen-dung. Wäre dies das einzige Beispiel unserer Abneigung zum Glauben, könnte man etwas darüber schreiben. Aber all unsere Taten sind irrig und all unsere Gedanken führen uns in die Irre. Über wie viele davon sollte man weinen und über wie viele davon sollte man sich beklagen?

Bei Allah beklagen wir uns und von Ihm suchen wir Hilfe.


Kapitel 1: Vierzig Ahadith



1. Wer ist die beste Person?

’Uthman radiallahu ’anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Der Beste von euch ist der, der den Koran lernt und ihn lehrt.“(Bukhari, Abu Dawud, Tirmisie, Nasa-i, Ibn Madscha)

Anmerkung: In den meisten Büchern wird der Hadith mit dem Wort „und“ zwischen „lernt“ und „lehrt“ zitiert, so wie oben. Also bekommt der die allergrößte Belohnung, der den Koran lernt und ihn dann anderen beibringt. Aber in einigen der Bücher wird dieser Hadith mit dem Wort „oder“ zwischen „lernt“ und „lehrt“ berichtet. In dem Fall wäre die Bedeutung: „Der Beste unter euch ist der, der den Koran lernt oder ihn lehrt.“ Nach dieser Version ist die Belohnung allgemein, d.h. gleich groß, ob man den Koran selber lernt oder ihn anderen beibringt. Es wäre also für beide gleich lohnend.

Der Koran ist die Basis der Religion des Islam. Und von seiner Erhaltung und Verbreitung hängt die reine Existenz dieses Glaubens ab. Darum erklärt sich die Belohnung für das Lernen und Lehren des Koran von selbst und braucht keine deutlichere Erklärung. Es gibt aber verschiedene Stufen von Vorzügen. Die höchste ist es, den Koran zusammen mit seiner Übersetzung und Bedeutung zu lernen. Und die niedrigste ist es, nur das Rezitieren seiner Worte zu lernen.

Der Hadith oben wird von einer anderen Aussage des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam bestätigt, wie Sa’id ibn Sulaim radiallahu ’anhu berichtet: „Wer Wissen vom Koran gelernt hat, und dann einen anderen als gesegneter als sich selbst ansieht, weil dem etwas anderes geschenkt wurde, dann zeigt er Respektlosigkeit gegenüber den Segnungen von Allah.“ Weil der Koran das Wort Allahs ist, ist klar, dass er überlegen über alle anderen Reden ist. Darum muss auch sein Lernen und Lehren allem anderen überlegen sein. Das wird auch später in einem Hadith erklärt.

Mulla ’Ali Qari rahmatullah ’alaih berichtet, dass in einem anderen Hadith gesagt wird: „Wer immer Wissen vom Koran lernt, der speichert das Wissen des Prophetentum hinter seiner Stirn.“ Sahl Tustari rahmatullah ’alaih sagt: „Der Beweis für die Liebe zu Allah ist, dass man Liebe zu Allahs Wort im Herzen hat.

In Scharhu-l-Ihja (Kommentar zu Ihja-ul-Ulum von Imam Ghasali) gibt es eine Liste von Personen, die am angsterfüllten Tag der Auferstehung (Jaumu-l-Qijama) im Schatten unter Allahs Thron Schutz bekommen. Dazu gehören auch diejenigen, die den Kindern der Muslime den Koran beibringen und auch diejenigen, die den Koran als Kinder lernen und sich, wenn sie erwachsen werden, seiner Rezitation widmen.



2. Segen (Baraka) wenn man Allahs Wort rezitiert

Abu Sa’id radiallahu ’anhu sagt, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte, dass Allah ta’ala sagt: „Wenn jemand so mit dem Koran beschäftigt ist, dass er kein Gedenken an Ihm (Sikr) und Bittgebet (Du’a) machen kann, dann gebe Ich ihm Besseres als denen die Bittgebete (Du’a) machen. Allahs ta’ala Rede (der Koran) ist so hoch über jeder anderen Rede, wie Allah ta’ala Selbst über all Seine Geschöpfe überlegen ist.“ (Tirmisie, Daarimi, Baihaki)

Anmerkung: Anders gesagt, im Vergleich mit denen die Allah ta’ala um Gnaden anflehen, wird Er mit Sicherheit eine bessere Belohnung dem geben, der so damit beschäftigt ist, den Koran auswendig zu lernen, das er kaum Zeit für Bittgebete (Du’a) hat.

Jeder weiß, dass wenn jemand bei einer Feier Süßigkeiten oder etwas anderes unter den Leuten verteilt, dann wird auch ein Anteil beiseite gelegt für den, der nicht an dem Fest teilnehmen kann, weil er vom Schenker persönlich eine andere Aufgabe bekommen hat. Im gleichen Zusammenhang steht in einem anderen Hadith: „Allah taala gibt ihm (der mit dem Koran beschäftigt ist) eine bessere Belohnung als Seinen anderen dankbaren Dienern.“



3. Belohnung für zwei, drei und vier Verse

’Uqba ibn ’Aamir radiallahu ’anhu sagt: „Wir saßen auf der Suffa als der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam zu uns kam und fragte: „Wer von euch würde gern jeden Morgen nach But-han oder ’Aqiq gehen und ohne dass er eine Sünde macht und ohne ungerecht zu Verwandten zu sein mit zwei Kamelinnen mit fetten Höckern zurück kommen?“ Wir sagten: „O Prophet von Allah sallallahu ’alaihi wassallam! Das würde uns allen gefallen!“ Er erwiderte: „Zur Moscheezu gehen und zwei Verse von Allahs Buch (dem Koran) zu lernen oder zu lehren ist besser als zwei Kamelinnen, drei Verse sind besser als drei Kamelinnen und vier Verse sind besser als vier Kamelinnen. Und sie sind besser als die gleiche Menge an männlichen Kamelen.“ (Muslim, Abu Dawud)

Anmerkung: Suffa heißt eine bestimmte Plattform in der Moschee des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam in Madina. Sie wurde von den armen Auswanderern (Muhadschirin) bewohnt, die man als As-haba-s-Suffa kennt. Ihre Anzahl änderte sich von Zeit zu Zeit. ’Allama Sujuti rahmatullah ’alaih hat 101 Namen von ihnen gezählt und ein extra Büchlein darüber geschrieben.

But-han und ’Aqiq waren zwei Kamelmärkte in der Nähe von Madina. Das Kamel, ganz besonders Kamelinnen mit fetten Höckern waren bei den Arabern sehr wertvoll.

Der Ausdruck „ohne Sünde“ ist wichtig. Man kann eine Sache, ohne dafür zu arbeiten, bekommen, indem man jemanden erpresst, oder zu Unrecht erbt (indem man den Anteil eines Verwandten an sich reißt) oder durch Diebstahl. Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam hat mit den Worten „ohne Sünde“ all diese Möglichkeiten ausgeschlossen. Für eine Sache nicht zu arbeiten und sie ohne Sünde zu bekommen, ist bestimmt allen lieber. Aber noch wertvoller ist das Lernen von ein paar Versen.

Es ist eine ganz klare Tatsache, ganz zu schweigen von ein oder zwei Kamelen, wenn jemand die Herrschaft über alle sieben Kontinente bekäme, wird er gezwungen, sie zu verlassen. Wenn nicht heute, dann ganz sicher morgen (wenn er stirbt). Aber die Belohnung von einem Vers wird ewig andauern. Im täglichen Leben sehen wir, dass man sich mehr freut, wenn man nur einen einzigen Euro geschenkt bekommt (ohne dass man ihn zurück geben muss) als wenn man eintausend Euro bekommt, die man nur für eine kurze Zeit aufbewahren und dann zurück geben muss. In diesem Fall ist das Geld nur eine Last ohne dass man einen Nutzen davon hat.

Dieser Hadith ist eine Warnung, dass man etwas Vergängliches nicht mit etwas ewig währendem vergleichen soll. Egal ob bei Taten oder sonst wie sollte man überlegen ob seine Mühe dafür verschwendet wird, die vergänglichen Gewinne dieser Welt zu bekommen oder ob sich seine Mühe darauf richtet, die ewig währenden Gewinne zu bekommen. Schade für die verschwendeten Mühen, durch die man ewiges Unglück erlangt.

Der Letzte Satz des Hadith „Und sie sind besser als die gleiche Menge an Kamelen.“ hat drei Bedeutungen:

  1. Bis zu vier wurde die Belohnung einzeln genannt. Darüber hinaus wird kurz gesagt, je mehr Verse einer lernt, desto besser sind sie als die Menge von Kamelen. In dem Fall geht es um die Rasse „Kamel“, egal ob männlich oder weiblich. Und die Menge sind mehr als vier, denn bis zu vier wurde die Belohnung einzeln genannt.
  2. Die Menge ist die Gleiche wie vorher gesagt, aber manche bevorzugen männliche und manche weibliche Kamele. Darum hat der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam diese Worte benutzt, um zu zeigen, dass jeder Vers besser als ein weibliches Kamel ist. Und wenn man lieber männliche Kamele mag, dann ist jeder Vers auch besser als ein männliches Kamel.
  3. Die Menge ist die gleiche wie vorher gesagt und nicht mehr als vier. Aber man nimmt an, dass ein Vers nicht besser ist als ein weibliches oder ein männliches Kamel, sondern ein Vers ist besser als ein weibliches UND ein männliches Kamel zusammen. Und ebenso ist jeder weitere Vers besser als die gleiche Menge an Kamelpaaren. So wird ein Vers verglichen mit einem Paar von Kamelen.

Mein Vater (Allah möge sein Grab erleuchten) bevorzugte die letzte Erklärung, weil sie auf noch höheren Segen hinweist. Das bedeutet aber nicht, dass man ein Vers mit einem oder zwei Kamelen gleich setzen kann. Das alles dient nur zur Verdeutlichung und um es besser begreifbar zu machen. Denn oben wurde ganz deutlich gesagt, dass ein Vers mit seiner endlosen, ewig andauernden Belohnung sogar besser ist als die Macht über die sieben Kontinente(Aqalim), denn die wird eines Tages vergehen.

Mulla ’Ali Qari rahmatullah ’alaih berichtet die Geschichte eines frommen Schaikh, der nach Mekka zur Pilgerfahrt (Hadsch) ging. Als er in Jedda ankam, haben ihn ein paar seiner Geschäftsfreunde gebeten, ein bisschen länger in Jedda zu bleiben, damit sie durch seine gesegnete Anwesenheit mehr Geld mit ihrer Ware verdienen. Den so gemachten Gewinn wollten sie einigen Dienern des Schaikh als Hilfe überlassen. Zuerst sagte der Schaikh, dass er nicht länger da bleiben kann. Aber als sie darauf bestanden, fragte der Schaikh: „Was ist der maximale Gewinn, den ihr mit euren Waren verdienen könnt?“ Sie erklärten: „Der Gewinn ist immer unterschiedlich. Aber das allerhöchste was man erwarten kann, sind 100 Prozent Gewinn.“ Der Schaikh sagte darauf: „So viel Mühe macht ihr für so einen mickrigen Gewinn?! Für so einen unbedeutenden Gewinn kann ich nicht das Gebet in der Moschee der Kaba verpassen. Denn dort wird die Belohnung für ein Gebet einhunderttausend Mal vermehrt!“

Wir Muslime sollten wirklich mal darüber nachdenken wie wir manchmal für mickrige weltliche Gewinne auf große spirituelle Vorteile verzichten.



4. Belohnung für flüssiges und holperndes Lesen

’Aischa radiallahu ’anha berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte: „Der Experte im Koranlesen ist mit den edlen Schrift-Engeln zusammen. Und für den, der beim Koranlesen stecken bleibt und mit Schwierigkeiten liest, gibt es zweifache Belohnung.“ (Bukhari, Muslim, Abu Dawud)

Anmerkung: Mit „Koran-Experte“ ist jemand gemeint, der den Koran professionell auswendig lernen und vortragen kann. Besonders lobenswert ist, wenn man dazu auch noch die Übersetzung und Bedeutung beherrscht. Mit den Engeln zu sein bedeutet: Genau wie die Engel den Koran von seinem Original kopiert haben, überträgt auch er den Koran an andere durch seine Rezitation und darum haben beide die gleiche Beschäftigung. Oder es bedeutet, dass er am Tag der Abrechnung (Jaumu-l-Qijama) in die Gesellschaft solcher Engel aufgenommen wird.

Einer der holprig liest bekommt doppelte Belohnung – eine fürs Lesen und die andere für seine Anstrengung beim Koranlesen, weil er nicht aufgibt obwohl er immer wieder dabei steckenbleibt. Das heißt aber nicht, dass seine Belohnung größer ist als die von einem, der gut Lesen kann. Die Belohnung für den, der gut lesen kann ist viel größer, so sehr, dass er in Gesellschaft besonderer Engel sein wird. Die Erklärung ist, dass die Anstrengung und Mühe beim Koranlesen eine eigene Belohnung bringen. Darum sollte man das Koranlesen auf keinen Fall aufgeben mit der Ausrede, dass man schlecht lesen kann.

Mulla ’Ali Qari rahmatullah ’alaih berichtet einen Hadith aus Tabranie und Baihaki: „Wer den Koran nicht auswendig lernen kann, es aber immer weiter versucht, der bekommt eine doppelte Belohnung. Und jemand der den Koran gerne auswendig lernen möchte, aber nicht dazu in der Lage ist, und trotzdem sich immer weiter bemüht, der wird von Allah taala am Tag der Abrechnung (Jaumu-l-Qijama) als Hafiz gezählt.“



5. Zwei Taten auf die man neidisch sein darf

Ibn ’Umar radiallahu ’anhu sagt, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Außer auf zwei Leute ist Neid nicht erlaubt: 1. einen dem Allah ta’ala Wissen vom Koran gegeben hat und der sich Tag und Nacht damit beschäftigt und 2. einen dem Allah ta’ala Reichtum gegeben hat und der ihn Tag und Nacht spendet.“ (Bukhari, Tirmisie, Nasa-i)

Anmerkung: Viele Verse des Koran und viele Ahadith sagen, dass Neid (Hasad) eine Sünde und absolut verboten ist. Dieser Hadith hier scheint aber Neid auf zwei Leute zu erlauben. Weil es aber so viele Ahadith gibt die Neid verbieten, erklären die Gelehrten (’Ulama) diesen Hadith auf zwei Weisen:

  1. „Neid“ wird im Sinn des arabischen „Ghibta“ genommen. Das bedeutet, dass man etwas an anderen bewundert und es auch gern selbst haben möchte. Der Unterschied zwischen „Neid“ und „Ghibta“ ist der: Neid ist der Wunsch, dass einem der einen Segen hat, dieser weggenommen werden soll, egal ob der Neidische diese Sache dann bekommt oder nicht. „Ghibta“ dagegen ist der Wunsch, etwas zu besitzen, egal ob es dem jetzigen Besitzer weggenommen wird oder nicht. Da sich alle Gelehrten einig sind, dass Neid verboten (haram) ist, haben die Gelehrten (Ulama) das arabische Wort für Neid (Hasad) hier als „Ghibta“ übersetzt. Das bedeutet, dass man etwas das ein anderer hat bewundert und es auch haben will. In weltlichen Dingen ist Ghibta erlaubt und in religiösen Dingen ist es empfehlenswert.
  2. Die zweite Erklärung ist, dass „Neid“ im hypothetischen Sinn verwendet wurde. Das heißt: Wenn Neid erlaubt wäre, dann wäre er auf die beiden oben beschriebenen Personen erlaubt.


6. Gleichnis von denen die Koran rezitieren und denen die das nicht tun

Abu Musa radiallahu ’anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Der Mu´min, der den Koran rezitiert, ist wie eine Zitronatzitrone (Citrus medica): sie riecht gut und schmeckt gut. Und der Mu´min der nicht Koran rezitiert ist wie eine Dattel: sie riecht nicht, aber sie schmeckt gut. Der Heuchler der nicht den Koran rezitiert ist wie ein wilder Kürbis: er duftet nicht und schmeckt bitter. Und der Heuchler der den Koran rezitiert ist wie eine Blume(Raihan): sie duftet gut aber sie schmeckt bitter.“ (Bukhari, Muslim, Nasa-i, Ibn Madscha)

Anmerkung: Um den Unterschied zwischen Lesen und Nicht-Lesen vom Koran deutlich zu machen, vergleicht dieser Hadith eine nicht greifbare Eigenschaft – das Koranlesen – mit greifbaren Dingen. Denn eigentlich ist ganz klar, dass materielle Dinge von dieser Welt wie Zitronen und Datteln nicht an die Süße und den Duft des Koran heran reichen.

In diesem Gleichnis gibt es einige besondere Punkte, die das tiefe Wissen der Propheten (Ambia) zeigen und den umfassenden Verstand vom Propheten sallallahu ’alaihi wassallam bezeugen.

Schauen wir uns zum Beispiel die Zitronatzitrone (Citrus medica) an. Sie gibt dem Mund Aroma, reinigt den Magen und regt die Verdauung an. Und genau das sind auch die Eigenschaften, die speziell zum Koranlesen gehören. Denn ein duftender Mund, innere Reinheit und geistige Stärke kommen vom Koranlesen. Man sagt auch, wenn eine Zitronatcitrone (Citrus medica) im Haus ist kann kein Geist (Dschinn) es betreten. Falls das stimmt, so ist das auch die Besonderheit vom Koran. Einige Ärzte sagen, dass die Zitronatzitrone (Citrus medica) das Gedächtnis stärkt und in Ihja wird von ’Ali radiallahu ’anhu berichtet, dass drei Dinge das Gedächtnis stärken. Nämlich 1. die Zähne mit Miswak reinigen, 2. Fasten und 3. Koran lesen.

Im Buch von Abu Dawud wird am Ende vom oben genannten Hadith gesagt, dass ein guter Freund so ist, wie jemand der Moschus hat. Sogar wenn du kein Moschus bekommst, kannst du wenigstens seinen Duft genießen. Und ein schlechter Freund ist wie ein Schmied mit einem Feuer. Selbst wenn du daneben nicht schwarz wirst, stinkst du auf alle Fälle nach Rauch. Darum ist es wichtig, dass man sehr sorgfältig seine Freunde aussuchen soll, mit denen man allgemein zu tun hat.



7. Aufstieg und Fall der Nationen durch den Koran

’Umar ibn Khattab radiallahu ’anhu sagt, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Ohne Zweifel, Allah ta’ala erhöht viele Völker mit diesem Buch (den Koran). Und viele andere erniedrigt Er damit.“ (Muslim)

Anmerkung: Leuten die an den Koran glauben und nach ihm handeln gibt Allah Ehre und Respekt, sowohl in diesem Leben als auch im Jenseits (Akhira). Dagegen werden die, die nicht danach handeln von Allah ta’ala erniedrigt. Das wird in vielen Versen vom Koran erklärt. An einer Stelle steht:

 „Er führt damit viele irre und leitet viele auch damit recht.“ (Al-Baqara 26)

An einer anderen Stelle finden wir:

 „Und Wir senden vom Koran das hinab, was eine Heilung und Barmherzigkeit für die Gläubigen ist; den Ungerechten aber mehrt es nur den Schaden.“ (Al-Isrā´ 82)

Es wird auch berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Viele Heuchler von dieser Gemeinschaft (Umma) werden die sein, die den Koran korrekt rezitieren.“ In Ihja-ul-Ulum wird von einigen Mashaikh berichtet: „Sobald jemand anfängt eine Sure zu lesen, fangen die Engel an um Allahs Vergebung für ihn zu bitten. Und das machen sie weiter bis er aufhört zu lesen. Im Gegensatz dazu fängt ein anderer an eine Sure zu lesen und die Engel fangen an, ihn zu verfluchen. Und das machen sie weiter, bis er mit Lesen fertig ist.“

Einige Gelehrte sagen, dass manchmal jemand den Koran liest und dadurch verflucht wird, ohne dass er es überhaupt weiß. Zum Beispiel liest er im Koran:

 „Wahrlich, der Fluch Allahs lastet auf denen die anderen Unrecht zufügen!“ (Hūd 18)

Und dieser Fluch trifft ihn selbst wegen seiner Sünden. Oder er liest an anderer Stelle:

„…und Allahs Fluch liegt auf den Lügnern.“ (Āl-’Imrān 61)

Und weil er selbst ein Lügner ist, setzt er sich selbst diesem Fluch aus.

’Aamir ibn Waathila radiallahu ’anhu sagt: „’Umar radiallahu ’anhu hat Nafi’ ibn ’Abdul Harith als Gouverneur von Mekka eingesetzt. Einmal fragte er den Gouverneur: „Wen hast du als Verantwortlichen für den Wald eingesetzt?“ Nafi’ antwortete: „Ibn Absaa.“ Als ’Umar radiallahu ’anhu fragte: „Wer ist Ibn Absaa?“, antwortete Nafi’: „Der ist einer unserer Sklaven.“ „Wieso hast du einen Sklaven als Verantwortlichen(Amir) eingesetzt?“, wandt ’Umar radiallahu ’anhu ein. „Weil er das Buch von Allah taala rezitiert.“, sagte Nafi’. Darauf hin berichtete ’Umar radiallahu ’anhu diesen Hadith: „Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam hat gesagt: „Durch diesen Koran erhöht Allah taala viele Völker und Er erniedrigt viele dadurch.“



8. Drei Dinge werden am Tag der Abrechnung (Jaumu-l-Qijama) unter Allahs Thron sein

’Abdur Rahman ibn ’Auf radiallahu ’anhu sagte, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Am Tag der Abrechnung (Jaumu-l-Qijama) werden drei Dinge unter dem Schatten von Allahs Thron sein:
  1. Der Koran, der mit den Leuten argumentieren wird. Und der Koran hat eine äußere (sahir) Erscheinung und eine innere (batin) Wirklichkeit.
  2. Anvertrautes Gut (Amanat).
  3. Familienbande. Sie werden sagen: ‚Wer sich um mich kümmert, dem möge Allah Seine Barmherzigkeit geben. Und wer sich von mir abtrennt, den soll Allah von Seiner Barmherzigkeit trennen!‘“ (Scharhu-s-Sunna)

Anmerkung: Dass diese Dinge „unter dem Schatten von Allahs Thron“ sein werden, zeigt wie extrem nahe sie Allah ta’ala sind. „Der Koran wird argumentieren“ bedeutet, dass er Fürsprache für die machen wird, die ihn gelesen, ihn geachtet und nach seinen Befehlen gehandelt haben. Für sie wird er Fürsprache machen und um Erhöhung ihrer Stellung bitten.

Mulla ’Ali Qari rahmatullah ’alaih berichtet von Tirmisie: „Der Koran wird Allah taala um eine Bekleidung für seinen Leser bitten. Allah wird ihm eine Krone der Ehre geben. Der Koran wird weiter um zusätzliche Geschenke bitten. Darauf wird Allah dem Koran-Leser eine komplette Ehren-Bekleidung schenken. Der Koran wird Allah nochmals anflehen, dass Er mit dem Leser zufrieden sein soll. Und Allah wird zeigen, dass Er mit ihm zufrieden ist.

In diesem Leben ist die Zufriedenheit des Geliebten das kostbarste Geschenk. Und genauso wird im Leben im Jenseits (Akhira) keine Gnade vergleichbar sein mit Allahs Zufriedenheit.

Was die angeht, die ihre Pflicht gegenüber dem Koran missachten: Diejenigen wird er herausfordern mit den Worten: „Hast du auf mich geachtet? Hast du deine Pflicht mir gegenüber erfüllt?“

In Ihja wird von Imam Abu Hanifa rahmatullah ’alaih berichtet, dass es das Recht vom Koran ist, dass man ihn zwei Mal im Jahr komplett durchliest. Diejenigen von uns, die sich nie drum kümmern den Koran zu lesen, sollten zuerst mal darüber nachdenken, wie sie sich vor so einem starken Ankläger verteidigen wollen. Der Tod ist unvermeidbar und man kann ihm nicht entkommen.

Dass der Koran eine „äußere Erscheinung und eine innere Wirklichkeit“ hat bedeutet: Der Koran hat eine offensichtliche Bedeutung, die alle verstehen können. Aber seine tiefere spirituelle Bedeutung kann nicht jeder verstehen. Darüber sagte der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam: „Wer immer seine eigene Meinung über irgendetwas im Koran sagt, der macht einen Fehler. Sogar wenn er mit seiner Meinung richtig liegt.“

Einige Gelehrte meinen, dass „äußere (sahir) Erscheinung“ sich auf die Worte des Koran bezieht, die jeder richtig rezitieren kann. Und das Wort „innere (batin) Wirklichkeit“ bezieht sich auf die Bedeutung des Koran und die zu Grunde liegenden Gedanken. Die zu verstehen hängt von der Fähigkeit des Lesers ab.

Ibn Mas’ud radiallahu ’anhu sagte: „Wenn ihr Wissen sucht, sollt ihr über die Bedeutung des Koran nachgrübeln. Denn er verkörpert die Geschichte der früheren Zeiten und auch die der kommenden.“ Es ist aber grundwichtig die Voraussetzungen für die Koran-Auslegung einzuhalten. Eine Mode unserer Zeit ist es, dass sogar die, die wenig oder gar keine arabischen Worte kennen, ihre persönliche Meinung verkünden auf Grund von Koran-Übersetzungen in ihrer eigenen Sprache.

Die islamischen Gelehrten haben gesagt, dass jeder, der versucht den Koran zu kommentieren sehr gebildet in fünfzehn Gebieten sein muss. Sie werden hier kurz aufgezählt und zeigen, dass nicht jeder die grundlegende und wirkliche Bedeutung vom Koran verstehen kann. Diese fünfzehn Gebiete sind:

  1. Lugha: Philologie der Sprache. Das hilft dabei die angebrachte Bedeutung der Wörter zu verstehen. Mudschahid rahmatullah ’alaih sagt: „Einer der an Allah ta’ala und den jüngsten Tag glaubt, sollte seinen Mund nicht über den Koran aufmachen. Es sei denn er ist sehr gebildet in der Philologie der arabischen Sprache.“ Arabische Worte haben oft mehrere Bedeutungen. Jemand kennt vielleicht nur eine oder zwei davon, obwohl in einem bestimmten Zusammenhang eine ganz andere Bedeutung gemeint ist.
  2. Nahw: Das ist Syntax (die Lehre vom Satzbau), ein Teil der Grammatik. Sie hilft dabei die Beziehung von zwei Sätzen und die Beziehung zwischen den Vokalen (Selbstlauten) in einem Wort zu verstehen. Eine Änderung bei den Vokalen weist oft auf eine veränderte Bedeutung hin.
  3. Sarf: Morphologie, ein Teil der Grammatik. Sie hilft dabei die Wurzeln und Beugungen (Konjugationen) der Worte zu kennen. Die Bedeutung eines Wortes ändert sich bei Änderung in der Wurzel und bei Änderung in der Konjugation. Ibn Faris rahmatullah ’alaih sagt: „Jemand der das Wissen der Morphologie verliert, verliert eine ganze Menge.“ ’Allama Samakhschari rahmatullah ’alaih schreibt: Ein Unwissender versuchte den Vers

„An jenem Tag, da werden Wir ein jedes Volk mit seinem Führer vorladen.“ (Al-Isrā´ 71)

zu übersetzen. Unwissend übersetzte er so: „Eines Tages werden Wir alle mit  ihrer Mutter rufen.“ Er dachte, dass „imam“ die Mehrzahl von „umm“ (Mutter) ist. Wenn er sich in der Wissenschaft der Konjugation ausgekannt hätte, dann hätte er gewusst, dass „imam“ nicht die Mehrzahl von „umm“ sein kann.

  • Ischtiqaq: Etymologie. Wenn ein Wort von zwei verschiedenen Wurzeln abgeleitet ist, hat es verschiedene Bedeutungen, je nach der Wurzel, von der es abgeleitet wurde. Zum Beispiel kann man das Wort „masih“ ableiten von „mas-h“ – das bedeutet „etwas berühren oder mit feuchter Hand über etwas drüber streichen“. Man kann es aber auch ableiten von „masahah“ – was „abmessen“ bedeutet.
  • Maani: Rhetorik. Auch diese Wissenschaft braucht man, damit man die Bedeutung der Sätze in ihrem Zusammenhang versteht.
  • Ilm al-Bajan: Durch diese Wissenschaft erkennt man, ob die Worte in ihrer wörtliche Bedeutung oder in einer weniger offensichtlichen Bedeutung, oder ob die Worte nur als Metapher oder als Gleichnis verwendet werden.
  • Badi: Durch diese Wissenschaft erkennt man die Schönheit der Sprache, die damit zusammen hängt, welche Worte man auswählt um etwas zu sagen.

Diese drei Wissenschaften zusammen nennt man „’Ilm Balagha“. Dies ist ein sehr wichtiges Fach für die, die den Koran studieren. Denn die Sprache des Koran ist ein gesamtes Wunder. Und man kann das Wunder dieser Sprache nicht ohne diese Wissenschaft begreifen.

  • Qiraat: Die Rezitation des Koran. Man muss die verschiedenen Arten kennen, auf die man den Koran rezitieren kann. Denn manchmal führt unterschiedliche Rezitationsweise zu unterschiedlicher Bedeutung – und manchmal ist eine Bedeutung besser als eine andere.
  • Aqaid: Grundlagen des Glaubens. Diese Wissenschaft braucht man, weil es einige Verse vom Koran gibt, die man nicht wörtlich nehmen kann. Zum Beispiel:

„Die Hand Allahs ist über ihren Händen.“ (Al-Fath 10)

Wir können ihre wörtliche Bedeutung nicht auf Allah anwenden, darum müssen wir eine zweite Bedeutung für sie kennen.

  1. Usul-u-Fikh: Die Grundlagen islamischen Rechts. Man muss die Grundlagen des islamischen Rechts kennen. Damit kann man die Prinzipien verstehen, auf Grund derer ein islamisches Rechtsurteil aus dem Koran abgeleitet wird.
  2. Zu wissen bei welcher Gelegenheit ein Vers offenbart wurde. Wenn man Zeit und Ort der Offenbarung eines Verses weiß, wird die Bedeutung dieses Verses klar. Manchmal kann man die wirkliche Bedeutung eines Verses nicht verstehen, wenn man nicht die Situation kennt, zu der der Vers offenbart wurde.
  3. Nasih und Mansuh: Ablösung der Verse. Die Befehle mancher Verse im Koran wurden geändert oder ersetzt durch Befehle späterer Verse. Darum muss man wissen, welche Verse geändert oder ersetzt wurden und welche nicht.
  4. Fikh: Islamische Rechtssprechung. Um den Koran richtig zu verstehen muss man die Details des islamischen Rechts kennen. Denn man kann die weiten Prinzipien der Religion (Din) nur dann richtig verstehen, wenn man auch die Details der Religion (Din) weiß.
  5. Hadith: Man muss die Ahadith kennen, die die Einzelheiten zu den Koranversen enthalten, die ein Thema nur kurz ansprechen.
  6. Wahbi Ilm: Dieses Wissen ist ein ganz besonderes Geschenk, dass Allah nur Seinen ausgewählten Dienern gibt. Dieses Wissen ist in dem Hadith gemeint:

„Wer nach seinem Wissen handelt, dem gibt Allah Wissen über die Dinge, die er nicht weiß.“

Man fragte ’Ali radiallahu ’anhu, ob der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam ihm irgendwelches besonderes Wissen hinterlassen hat, oder ob er ihm irgendwelche besonderen Dinge gesagt hat, die er anderen Leuten nicht beigebracht hatte. ’Ali radiallahu ’anhu antwortete: „Bei Allah, Der das Paradies und das Leben erschaffen hat! Ich besitze nichts Besonderes, außer dem deutlichen Verständnis, dass Allah taala einem für den Koran gibt.“

Ibn Abi Dunja rahmatullah ’alaih hat gesagt: „Die Wissenschaft vom Koran und das Wissen, das man daraus bekommt, sind wie ein Ozean ohne Ufer.“

Diese fünfzehn Wissenschaften sind die Werkzeuge dessen, der versucht die Bedeutung des Koran zu erklären. Wenn jemand das versucht, ohne diese Wissenschaften zu kennen, dann „sagt er etwas über den Koran aus seiner eigenen Meinung“, was verboten ist, wie in dem Hadith oben erklärt wurde. Die Sahaba radiallahu ’anhum kannten sich natürlich aus in den Wissenschaften, die mit arabischer Sprache zu tun haben. Und die übrigen Wissenschaften lernten sie direkt vom Propheten sallallahu ’alaihi wassallam.

Allama Sujuti rahmatullah ’alaih sagt: „Man könnte denken, dass es unmöglich ist, diese fünfzehnte Wissenschaft zu erlernen, die ein Geschenk von Allah ist. Aber die Wahrheit ist, dass es einen Weg gibt, um dieses Geschenk zu bekommen. Dieser Weg ist, dass man die Dinge tut, die ein Mittel dafür sind, dass Allah dieses Geschenk gibt. Das ist zum Beispiel: mit seinem Wissen Taten machen, sich von weltlichen Sachen abwenden usw.

Der Autor von Kimja Sadat schreibt: „Drei Leute können den Koran nicht richtig verstehen:

  1. Derjenige, der sich nicht in der Wissenschaft der arabischen Sprache auskennt.
  2. Jemand der eine große Sünde macht und sich dann weigert, sie zu bereuen. Oder einer der etwas zur Religion (Din) hinzufügt: Er tut Dinge, die nicht zur Religion gehören und denkt es wäre die Religion (Din). Oder hat Ansichten über die Grundlagen der Religion (Din), die nicht mit den Überzeugungen aus Koran und Hadith übereinstimmen. Das wird sein Herz verdunkeln und er wird den Koran nicht verstehen können.           
  3. Jemand der ganz wörtlich nimmt, was mit den Grundlagen der Religion (Din) zu tun hat. Und jedesmal wenn er etwas liest, was gegen seine Meinung ist, weigert er sich, das mit offenem Herzen anzunehmen.“

„Möge Allah uns davor schützen!“



9. Hohe Stufe im Paradies (Dschanna) durch den Koran

’Abdullah ibn ’Amr radiallahu ’anhu sagt, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Am Tag der Abrechnung (Jaumu-l-Qijama) wird zu den Leuten des Koran gesagt: „Lies den Koran und steig weiter hoch. Und lies mit guter und deutlicher Betonung, so wie du in der Welt (Dunja) gelesen hast. Dein Platz wird da sein, wo du den letzten Vers liest.“ (Ahmed, Tirmisie, Abu Dawud)

Anmerkung: „Die Leute des Koran“ sind offensichtlich Huffaz (Mehrz. von Hafiz). Mulla ’Ali Qari rahmatullah ’alaih hat erklärt, dass diese Ehre für einen Hafiz reserviert ist, und dieser Hadith gilt nicht für den, der ins Buch schaut und so liest. Erstens weil „Leute des Koran“ auf einen Hafiz hinweist und zweitens weil es einen Hadith im Masnad von Imam Ahmed gibt:

„Bis er gelesen hat, was vom Koran in ihm ist.“ Diese Worte weisen deutlicher auf einen Hafiz hin, obwohl auch einer gemeint sein kann, der sehr oft den Koran aus dem Buch abliest.

In Mirqa steht, dass dieser Hadith aber nicht den Leser betrifft, der vom Koran verflucht wird. Das bezieht sich auf den Hadith: „Viele Leute lesen den Koran, aber der Koran verflucht sie.“ Darum bedeutet das Koranlesen von einem, der sich nicht an die richtigen Grundsätze hält, nicht dass er bei Allah akzeptiert ist. Viele Ahadith dieser Art beziehen sich auf die Khawaridsch (Eine Gruppe irre gehender Leute, die am Anfang des Islam den Koran rezitierten und nach außen hin den Islam befolgten. Aber sie legten den auf eine Weise aus, die die Sahaba nicht akzeptieren konnten und die nicht dem Islam entsprach, den Mohammed sallallahu ’alaihi wassallam gebracht hatte.)

Schah ’Abdul ’Asis rahmatullah ’alaih schreibt in seinem Kommentar, dass Tartil wörtlich „lesen mit guter und deutlicher Aussprache“ bedeutet. Nach den islamischen Grundsätzen bedeutet Tartil, dass man beim Lesen folgende Regeln beachtet:

  1. Die Buchstaben sollten richtig ausgesprochen werden, so dass man nicht  als  liest und nicht  als  und so weiter.                  
  2. An den Pausen richtig stoppen, damit man die Verse nicht an der falschen Stelle verbindet oder beendet.
  3. Die richtige Aussprache aller Vokale (Selbstlaute).
  4. Die Stimme leicht erheben, damit die Worte des Koran, die aus dem Mund kommen, die Ohren erreichen und so Einfluss auf das Herz nehmen.
  5. Die Stimme soll voller Rührung sein, damit das Herz schnell beeinflusst wird. Denn eine rührende Stimme beeinflusst das Herz sofort und sie bewegt und kräftigt die Seele wirksamer.

Die Ärzte sagen, wenn man einer Medizin mittels Parfüm einen süßen Duft gibt, dann wirkt sie schneller auf das Herz, denn das Herz ist empfänglich für süßen Duft. Und wenn eine Medizin auf die Leber wirken soll, muss man sie mit Zucker süßen, denn die Leber nimmt Süßes auf. Wenn man deswegen beim Koranlesen Parfüm benutzt, wird das Herz besser beeinflusst.

  • Doppelte Buchstaben und lange Vokale (Selbstlaute) sollten vollständig ausgesprochen werden, denn das offenbart die Herrlichkeit vom Koran und steigert seine Wirksamkeit.
  • Wie vorher schon gesagt sollte das Herz des Lesers entsprechend auf die jeweiligen Verse reagieren, in denen es um Allahs Barmherzigkeit oder Allahs Zorn geht.

Diese sieben Regeln sind die richtige Weise um den Koran zu rezitieren und das nennt man Tartil. Das einzige Ziel all dessen ist es, richtiges Verständnis und Begreifen der tieferen Bedeutung vom Koran zu erlangen.

Umm Salama radiallahu ’anha (Ummu-l-Mu´minin – eine Mutter der Gläubigen) wurde einmal gefragt, wie der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam den Koran rezitierte. Sie sagte: „Auf so eine Weise, dass alle Vokale (Selbstlaute) deutlich waren und die Aussprache von jedem einzelnen Buchstaben klar und deutlich war.“

Es ist wünschenswert (mustahabb) den Koran mit Tartil zu lesen, selbst wenn man seine Bedeutung nicht versteht. Ibn ’Abbaas radiallahu ’anhu sagte: „Ich bevorzuge es eine kurze Sure mit Tartil zu lesen, als (lange) Suren wie Al-Baqara oder Āl-Imrān ohne Tartil zu lesen.

Die Kommentatoren (Mufassirin) und Gelehrten erklären, dass der Hadith oben bedeutet, man kommt für jeden rezitierten Vers im Paradies eine Stufe höher empor gehoben wird. Aus anderen Ahadith lernt man, dass es im Paradies so viele Stufen gibt, wie es Koranverse gibt. Darum wird derjenige um so viele Stufen erhöht, wie er Koranverse weiß. Also wird der, der den kompletten Koran weiß, die höchste Stufe vom Paradies erreichen.

Mulla ’Ali Qari rahmatullah ’alaih sagt: „Es gibt keine höhere Stufe im Paradies als die, die die Koranleser bekommen. So werden die Koranleser aufsteigen entsprechend der Anzahl von Verse, die er in dieser Welt (Dunja) gelesen hat.“

Allama Dani rahmatullah ’alaih sagt: „Die Gelehrten (Ulama) sind sich einig, dass es sechstausend Verse im Koran gibt. Aber es gibt verschiedene Meinungen, wie viel mehr als sechstausend es sind. Es wird jeweils berichtet, dass es 6.014, 6.019, 6.025, 6.036 oder 6.204 Verse sind.“

In Scharhu-l-Ihja steht, dass es für jeden Vers im Paradies eine Stufe gibt. So wird dem Koranleser gesagt: „Steig hoch entsprechend der Verse, die du gelesen hast.“ Wer den kompletten Koran gelesen hat, erreicht die höchste Stufe im Paradies (Dschanna). Und wer nur einen Teil vom Koran weiß, der wird dementsprechend hochsteigen. Also die erreichte Stufe wird bestimmt durch die Anzahl von Versen, die man gelesen hat.

Ich verstehe diesen Hadith auf eine andere Weise.

„Wenn meine Auslegung richtig ist, so kommt das von Allah taala. Und wenn sie falsch ist, so kommt das von mir und vom Teufel (Schaitan) und Allah und sein Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sind frei davon.“

Ich denke, dass das „Hochsteigen“ nicht durch die Anzahl der gelesenen Verse bestimmt ist, also nicht ein gelesener Vers = eine Stufe höher, egal wie man liest. Dieser Hadith deutet auf eine andere Art von Hochsteigen – eine Art innerer Erfahrung und hängt damit zusammen, ob man mit angebrachter Betonung (Tartil) oder ohne Tartil gelesen hat.

So wird der Mensch auf die gleiche Weise lesen, wie er hier in seinem Leben gelesen hat. Mulla ’Ali Qari rahmatullah ’alaih berichtet aus einem Hadith: „Wenn jemand den Koran in diesem Leben oft gelesen hat, wird er ihm im Jenseits (Akhira) wieder einfallen, ansonsten wird er ihn vergessen.“ Möge Allah uns allen helfen!

Durch die Religiosität ihrer Eltern haben viele von uns den Koran als Kinder auswendig gelernt, aber ihn später durch unsere eigene Achtlosigkeit wieder vergessen. In anderen Ahadith wird berichtet: „Wer stirbt während er sich anstrengt und bemüht den Koran auswendig zu lernen, der wird zusammen mit den Huffaz (Mehrz. von Hafiz) abgerechnet.“ Allahs Gnade kennt keine Grenzen. Wir sollten einfach nur versuchen, sie zu verdienen. Ein Dichter sagte:

„Seine Geschenke sind für jeden, o Schahidi!
Auch du hättest etwas bekommen,
wenn du irgendetwas Wert wärest!“



10. Belohnung von zehn gute Taten (Hassana) für jeden Buchstabe des Koran

Ibn Mas’ud radiallahu ’anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Wer von Allahs Buch einen Buchstabe liest, der bekommt dafür eine gute Tat (Hassana). Und für eine gute Tat (Hassana) gibt es zehnfache Belohnung. Ich sage nicht, dass „Alif, Lam, Mim“ ein Buchstabe ist. In Wirklichkeit ist „Alif“ ein Buchstabe, „Lam“ ist ein Buchstabe und „Mim“ ist ein Buchstabe.“ (Tirmisie, Daarimi)

Anmerkung: Dieser Hadith bestätigt, dass es beim Koran nicht wie bei den anderen Taten ist, wo eine Tat als Ganzes zählt. Sogar nur einen Teil vom Koran zu lesen, zählt schon als vollständige Tat. So wird das Lesen von jedem einzelnen Buchstabe als gute Tat gezählt. Und die Belohnung für jede gute Tat wird zehnfach vermehrt, wie Allah verspricht:

„Dem, der eine gute Tat vollbringt, soll (sie) zehnfach vergolten werden.“ (Al-An’ām 160)

Zehn Mal ist jedoch die minimale Vermehrung:

„Und Allah vervielfacht es (die Belohnung), wen immer Er will.“ (Al-Baqara 261)

Das jeder Buchstabe, den man vom Koran liest, als gute Tat (Hassana) zählt, hat der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam betont, indem er sagte, dass „Alif, Lam, Mim“ nicht ein einzelner Buchstabe ist, sondern „Alif“, „Lam“ und „Mim“ sind drei einzelne Buchstaben, und die zu lesen zählt als drei gute Taten und dafür gibt es dreißig Belohnungen.

Es gibt verschiedene Meinungen, ob mit „Alif, Lam, Mim“ der Anfang von Sure Al- Baqara oder „Alam“ – der Anfang von Sure Al-Fīl gemeint ist. Wenn der Anfang von Sure Al-Baqara gemeint ist und man die drei einzelnen Buchstaben so zählt, wie sie geschrieben werden, ohne mit auf die Leseart zu achten, dann ergibt das dreißig gute Taten (Hassana).

Aber wenn der Anfang von Sure Al-Fīl gemeint ist, so wird die Schreibweise und die Leseart beachtet. Betrachtet man aber die Leseart vom Anfang der Sure Al-Baqara, so sind es neun Buchstaben, und deren Belohnung macht neunzig gute Taten (Hassana).

In einem von Baihaki rahmatullah ’alaih überlieferten Hadith wird berichtet: „Ich sage nicht, dass ‘Bismillah‘ ein einzelner Buchstabe ist. Sondern „Ba, Sin und Mim“ sind alles einzelne Buchstaben.“



11. Eltern vom Koranleser bekommen leuchtende Krone

Mu’as Dschuhani radiallahu ’anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Wer den Koran liest und damit Taten macht, dessen Eltern wird am Abrechnungstag so eine Krone aufgesetzt, die wird noch mehr leuchten als die Sonne, die die Häuser in der Welt beleuchtet. Wenn diese Sonne in eurem Haus wäre (wie sehr würde euer Haus da strahlen)? Wenn das so ist, was denkt ihr dann von dem, der selber nach dem Koran handelt (was der für eine Belohnung bekommt)?“ (Ahmed, Abu Dawud, Haakim)

Anmerkung: Das heißt, wegen dem, der den edlen Koran liest und danach handelt, wird seinen Eltern eine Krone aufgesetzt, die noch mehr strahlt als die Sonne. Die Sonne ist so weit von uns entfernt und gibt so viel Licht ab. Wenn diese Sonne in unserem eigenen Haus wäre, wie viel stärker würde sie dann erst leuchten! Und die Krone, welche die Eltern des Koranlesers bekommen, wird sogar noch strahlender sein!

Wenn das die Belohnung für die Eltern ist, was wird dann erst der Koranleser selbst bekommen? Wenn die Leute, die dem Koranleser nahe stehen schon solche Belohnung bekommen, dann wird die Belohnung von einem der selber liest und Taten macht, noch viel viel größer sein. Die Eltern kriegen diese Belohnung nur dafür, weil sie der Auslöser dafür waren, dass der Koranleser auf die Welt kam, oder weil sie für seine Ausbildung verantwortlich waren.

Das Gleichnis, dass das Licht der Sonne im eigenen Haus viel stärker wäre, enthält noch einen anderen Sinn. Zuneigung und Liebe zu einer Sache wird stärker, wenn man diese Sache ständig bei sich hat. Darum wird sich das fremde Gefühl für die Sonne, weil sie so weit weg ist, in ein Gefühl von Nähe und Zuneigung verwandeln, wenn die Sonne die ganze Zeit nahe ist. So erklärt das Hadith auch noch neben der Leuchtkraft der Krone, wie sehr man diese lieben wird und wie groß die Freude darüber ist, dass sie einem selbst gehört. Jeder hat Nutzen von der Sonne, aber wenn man sie ganz allein einem Einzigen geben würde, wie stolz wäre derjenige dann!

Hakim rahmatullah ’alaih berichtet einen Hadith von Buraida radiallahu ’anhu, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Einer der den Koran liest und danach handelt, dem wird man eine Krone aufsetzen, die aus Licht(Nur) gewebt ist. Und seinen Eltern wird man Kleider anziehen, die wertvoller sind als die ganze Welt. Sie werden sagen: „O Allah, für was haben wir diese Kleider bekommen?“ „Dafür, dass euer Kind den Koran gelesen hat“, wird die Antwort sein.“

In Dschamaul-Fawa-id berichtet Tabranie rahmatullah ’alaih von Anas radiallahu ’anhu diesen Hadith: „Wer seinem Sohn das Koranlesen beibringt (ohne auswendig lernen), dem werden alle Sünden vergeben, egal ob frühere oder spätere Sünden. Und wer immer sein Kind den Koran auswendig lernen lässt, der wird am Tag der Abrechnung (Jaumu-l-Qijama) wie der Vollmond auferstehen. Und seinem Sohn wird gesagt: „Fang an zu lesen!“ Und für jeden Vers, den das Kind liest, wird die Stellung der Eltern auf die jeweils nächste Stufe des Paradieses erhöht, bis die Rezitation des Koran abgeschlossen ist.“

Das ist der Segen und das Wohlergehen (Baraka) dafür, eurem Kind den Koran beizubringen. Das ist aber nicht alles, es gibt da noch eine andere Sache. Allah ta’ala möge es verhindern, wenn ihr euren Kind keine religiöse Ausbildung gebt um ein paar Cent zu sparen, dann entgeht euch nicht nur die ewig andauernde Belohnung, sondern ihr werdet auch vor Allah ta’ala dazu zur Verantwortung gezogen. Ist es nicht wahr, dass ihr eurem lieben Kind keine religiöse Ausbildung gebt, aus Angst, dass er dann als Mulla oder Hafiz für seinen Lebensunterhalt von anderen abhängig ist? Bitte denkt daran, dass ihr nicht nur euer Kind ewigem Elend aussetzt, sondern, dass ihr auf euren Schultern auch eine große Verantwortung tragt. Ein Hadith sagt:

„Jeder ist ein Bewacher, und jeder wird über die befragt, die unter seiner Aufsicht sind.“

Das bedeutet, jeder wird befragt wie viel Religion (Din) er seinen Untergebenen und den von ihm Abhängigen beigebracht hat. Wir sollten also uns selbst und die von uns Abhängigen vor solchem Schaden schützen. Denn, wie heißt das Sprichwort: „Sollte man aus Angst vor Läusen keine Kleider tragen?“ Keineswegs, sondern man sollte versuchen seine Kleider rein zu halten. Wenn ihr eurem Kind eine religiöse Ausbildung gebt, seid ihr von eurer Verantwortung befreit. Jede gute Tat die das Kind sein Leben lang macht, und das Gebet was es verrichtet, und die Vergebung um die er Allah für euch bittet, all das wird euere Position im Paradies (Dschanna) verbessern.

Wenn ihr wegen diesem Leben hier und wegen ein paar Cent euer Kind unwissend von der Religion (Din) aufwachsen lasst, werdet ihr nicht nur für diesen Fehler leiden, sondern auch jeden Fehler und jede Sünde, die das Kind macht, werdet ihr in eurem Buch sehen. Habt doch um Allahs Willen Mitleid mit euch selbst! Dieses Leben ist nur eine vorüber gehende Phase und der Tod wird all seinen Schwierigkeiten – egal wie groß sie sein mögen – ein Ende setzen. Aber die Leiden im Jenseits (Akhira), nach denen es keinen Tod gibt, die werden ewig andauern.



12. Feuer verbrennt den Koran nicht

’Uqba ibn ’Aamir radiallahu ’anhu sagt: „Ich habe gehört wie der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte: „Würde man den Koran in eine Haut stecken, und diese dann ins Feuer werfen, sie würde nicht brennen.“ (Daarimi)

Anmerkung: Die Hadith-Gelehrten erklären diesen Hadith auf zwei Arten. Die erste Erklärung ist, dass mit „Haut“ jede Art von Haut (Leder der Tiere) gemeint ist und mit „Feuer“ das Feuer von dieser Welt hier gemeint ist. Damit wird ein Wunder beschrieben, was zurzeit vom Propheten sallallahu ’alaihi wassallam geschah, so wie alle Propheten Wunder mit sich brachten.

Die zweite Erklärung ist, dass mit „Haut“ die Haut des Menschen gemeint ist und mit „Feuer“ das Höllenfeuer. Damit ist es für alle Zeiten gültig und nicht beschränkt. Das heißt, wenn einer den Koran auswendig lernt und wegen irgendeiner Sünde ins Höllenfeuer geworfen wird, dann hat das Feuer der Hölle keine Wirkung auf ihn. In einem anderen Hadith heißt es: Also „das Feuer wird ihn nicht berühren.

Die zweite Erklärung wird auch von einem anderen Hadith bestätigt, den Mulla ’Ali Qari rahmatullah ’alaih in Scharha-s-Sunna von Abu Umama radiallahu ’anhu berichtet: „Lernt den Koran auswendig, denn Allah taala bestraft nicht das Herz, in dem der Koran ist.“ Dieser Hadith ist ganz klar und deutlich.

Die Leute die das Auswendiglernen vom Koran als nutzlos ansehen, sollten um Allahs Willen einmal über das Wohlergehen (Baraka) vom Auswendiglernen(Hifz) nachdenken. Allein dieser letzte Hadith sollte schon ausreichen um jeden dazu zu bringen sein ganzes Leben dem Auswendiglernen vom Koran zu widmen, denn es gibt niemanden der keine Sünden gemacht hat und der das Feuer der Hölle (Dschahannam) nicht verdient.

In Scharhu-l-Ihja gibt es eine Liste von den Personen, die am fürchterlichen Tag der Abrechnung (Jaumu-l-Qijama) in Schatten von Allahs Barmherzigkeit ausruhen werden. Darin steht, berichtet von Dailami rahmatullah ’alaih, der von ’Ali radiallahu ’anhu berichtet: „Die Wächter/Bewahrer des Koran (also die ihn auswendig lernen) werden unter Allahs Schutz sein, gemeinsam mit den Propheten(Ambia) und anderen gesegneten Menschen.“



13. Ein Hafiz darf Fürsprache für zehn Personen machen

’Ali radiallahu ’anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Wer den Koran liest, danach auswendig lernt und was er erlaubt als erlaubt (halal) ansieht und was er verbietet als verboten (haram) ansieht, den bringt Allah ins Paradies und gibt ihm das Recht Fürsprache zu machen für zehn solche Personen aus seiner Familie, für die die Hölle (Dschahannam) bestimmt ist.“ (Ahmed, Tirmisie)

Anmerkung: Nachdem man die Strafe für die schlechten Taten bekommen hat, ist es Inscha-Allah für jeden Gläubigen(Mu´min) sicher, ins Paradies zu gehen. Der Hafiz bekommt jedoch den Vorzug, dass er sofort ins Paradies gehen darf. Die zehn Personen seiner Familie, für die seine Fürsprache angenommen wird, sind solche sündigen und ungehorsamen Muslime, die große Sünden (Kaba-ir) gemacht haben. Für Nicht-Muslime gibt es aber keine Fürsprache. Allah ta’ala sagt:

„Wer Allah Götter zur Seite stellt, dem hat Allah das Paradies verwehrt, und das Feuer wird seine Herberge sein. Und die Frevler sollen keine Helfer finden.“ (Al-Mā´ida 72)

In einem anderen Vers steht:

„Es kommt dem Propheten und den Gläubigen nicht zu, für die Götzendiener um Verzeihung zu flehen, und wären es selbst ihre nächsten Verwandten.“ (At-Tauba 113)

Diese Verse sagen ganz klar, dass denen, die an viele Götter glauben, niemals vergeben wird. Die Fürsprache der Huffaz wird darum nur für die Muslime sein, deren Eintritt in die Hölle (Dschahannam) wegen ihren Sünden bestimmt ist. Wer nicht Hafiz ist und den Koran nicht auswendig lernen kann, der sollte wenigstens versuchen, einen seiner Verwandten zum Hafiz zu machen, so dass sie durch seinen Segen vor der Strafe für ihre eigenen Sünden gerettet werden.

Ich danke Allah ta’ala für die Gnade, dass mein Vater, meine Onkel, und beide Großväter Huffaz waren. (Das betrifft den Autor, Schaichu-l-Hadith Maulana Zakaria rahmatullah ’alaih).

„O mein Allah! Vermehre Deine Segen weiter und weiter!“



14. Wer den Koran lernt und liest ist wie ein Behälter voll Moschus

Abu Huraira radiallahu ’anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte: „Lernt der Koran, danach lest ihn. Denn wer den Koran liest und lernt und ihn danach weiter im freiwilligen Gebet in der Nacht (Tahadschud) liest, der ist wie ein Gefäß voller Moschus, dessen Duft sich überall ausbreitet. Wer den Koran lernt und schläft, der ist wie ein Gefäß voller Moschus, das verschlossen ist.“ (Tirmisie, Nasa-i)

Anmerkung: Das heißt einer der den Koran liest, ihn wiederholt und nachts im Gebet liest, der ist so wie ein offenes Gefäß voller Moschus, dessen Duft sich im ganzen Haus verbreitet. Und genau so erblüht das ganze Haus mit Licht (Nur) und Segen (Baraka), wenn ein Hafiz den Koran liest. Wenn aber ein Hafiz schläft oder aus Achtlosigkeit nicht den Koran liest, so ist trotzdem der Koran in seinem Herzen wie Moschus. Durch seine Achtlosigkeit entgeht den anderen Leuten der Segen des Koran und trotzdem enthält sein Herz den Moschus des Koran (wie ein geschlossenes Gefäß, aus dem kein Duft verströmt).



15. Ein Herz ohne Koran ist wie ein leeres Haus

’Abdullah ibn ’Abbaas radiallahu ’anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte: „Wer in seinem Herzen nicht einen einzigen Vers vom Koran hat, der ist wie ein verlassenes leer stehendes Haus.“ (Tirmisie, Daarimi)

Anmerkung: Das Gleichnis von einem verlassenen Haus zeigt eine Feinheit, die das folgende Sprichwort gut ausdrückt:

„Der Verstand eines faulen Mannes ist die Werkstatt des Teufels.“

Genau so bekommt der Teufel (Schaitan) immer mehr Einfluss auf ein Herz, in dem nichts vom Koran ist. Wie viel Wert legt dieser Hadith auf das Auswendiglernen vom Koran. So sehr, dass ein Herz ohne Koran mit einem verlassenen Haus verglichen wird.

Abu Huraira radiallahu ’anhu sagt: „In dem Haus wo der Koran gelesen wird, erhöht sich die Zahl der Familienmitglieder, Segen (Baraka) wird vermehrt, Engel kommen in das Haus und der Teufel (Schaitan) verlässt das Haus. Und das Haus, in dem kein Koran gelesen wird, in dem wird das Leben beengt und ohne Segen (Baraka), die Engel verlassen das Haus und der Teufel (Schaitan) kommt rein.“

Ibn Mas’ud radiallahu ’anhu und andere berichten, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Ein leeres Haus ist das, in dem kein Koran gelesen wird.“



16. Koran im Gebet zu lesen ist besser als andere Taten

’Aischa radiallahu ’anha berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Im Gebet Koran zu rezitieren ist besser als außerhalb vom Gebet Koran zu lesen. Außerhalb vom Gebet Koran zu lesen ist besser als Allahs zu Gedenken (Tasbih) und Allah zu lobpreisen (Takbir). Allahs zu Gedenken (Tasbih) ist besser als Almosen geben (Sadaqa). Almosen geben (Sadaqa) ist besser als Fasten (Saum). Und Fasten ist ein Schutz vor dem Feuer.“ (Baihaki)

Anmerkung: Dass Koranrezitation besser ist als das Gedenken an Allah (Sikr) ist ganz klar, weil der Koran Allahs Wort ist. Und wie schon früher gesagt, ist Allahs Wort so sehr über andere Worte erhaben, wie Allah Selbst über Seine Geschöpfe erhaben ist. Dass Gedenken an Allah (Sikr) besser als Almosen geben (Sadaqa) ist wird auch in den Ahadith betont. Dass hier gesagt wird Almosen geben (Sadaqa) ist besser als Fasten (Saum), scheint gegen einige Ahadith über die Vorzüge des Fastens zu stehen. Dieser Unterschied hängt an den verschiedenen Lebensumständen. Unter manchen Umständen ist Fasten lohnender und in anderen Situationen ist Almosen geben (Sadaqa) besser. Genauso ist es je nach Person verschieden – für manche Menschen ist Fasten lohnenswerter und für andere Almosen geben (Sadaqa).

In diesem Hadith kommt Fasten als letztes in der Reihenfolge, und wenn es ein Schutz gegen das Feuer ist, kann man sich vorstellen, wie viel Wert dann das Koranlesen hat, das an erster Stelle genannt wird!

Imam Ghasali rahmatullah ’alaih berichtet in Ihja eine Überlieferung von ’Ali (karamallahu wadsch-hahu): „Wer im Gebet stehend den Koran rezitiert, bekommt für jeden Buchstaben einhundert Belohnungen. Wer im Gebet sitzend Koran rezitiert, bekommt fünfzig Belohnungen. Wer außerhalb vom Gebet mit ritueller Waschung (Wudu) rezitiert, bekommt fünfundzwanzig Belohnungen und ohne ritueller Waschung(Wudu) zehn Belohnungen. Wer selber nicht liest, aber dem Koranleser aufmerksam zuhört, bekommt eine Belohnung.“



17. Belohnung fürs Lesen von drei Versen im Gebet

Abu Huraira radiallahu ’anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Wenn einer von euch nach Hause kommen und dort drei große, gut gefütterte und trächtige Kamele finden würde, würde er sich da freuen?“ Als wir ja (da würden wir uns freuen) sagten, bemerkte der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam: ‚Drei Verse, die einer von euch im Gebet liest, sind noch besser als drei große, gut gefütterte, trächtige Kamele.‘“ (Muslim)

Anmerkung: Eine ähnliche Sache wurde auch schon in Hadith 3 beschrieben. Dort wird der Vorzug vom Koranlesen innerhalb des Gebets im Gegensatz zum Koranlesen außerhalb vom Gebet mit trächtigen Kamelen verglichen, denn wie ein trächtiges Kamel zwei Vorteile hat (das Kamel selbst und das Junge in seinem Bauch), so gibt es hier auch zwei Anbetungen (’Ibada) auf einmal – das Gebet und das Koranlesen. Bei der Anmerkung von Hadith 3 wurde auch schon gesagt, dass so ein Vergleich nur zur Verdeutlichung dient. Denn die ewig andauernde Belohnung von einem Vers ist viel besser als tausende von vergänglichen Kamelen.



18. Belohnung für auswendig und vom Buch Koran zu lesen

’Uthman bin ’Abdullah radiallahu ’anhu berichtet von seinem Großvater Aus Thaqfie radiallahu ’anhu, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Für das auswendig Rezitieren vom Koran gibt es eintausend Belohnungen und für das Koranlesen aus dem Buch wird die Belohnung bis auf zweitausend erhöht.“ (Baihaki)

Anmerkung: Die vielen Vorteile davon den Koran auswendig zu können wurden schon vorher berichtet. Dass in diesem Hadith hier das Lesen vom Buch mehr belohnt wird, liegt daran: Wenn man in den Koran hinein schaut und so liest, kann man besser über seine Bedeutung nachdenken und außer dem sind noch mehrere Anbetungen (’Ibada) in dieser Tat, nämlich den Koran anschauen, den Koran berühren usw. Darum wird gesagt das Lesen vom Buch ist lohnender.

Durch die verschiedenen Ahadith sind sich die Hadith-Gelehrten uneinig, was besser ist – den Koran auswendig zu rezitieren oder vom Buch abzulesen. Einige Gelehrte bevorzugen das Ablesen vom Buch wegen diesem Hadith hier und weil es einen davor schützt, Fehler zu machen und weil die gute Tat des in den Koran Hineinschauens darin enthalten ist. Andere Gelehrte bevorzugen das auswendig Rezitieren wegen anderer Ahadith und weil beim auswendig Vortragen mehr Hingabe entsteht, weil man dabei nicht angeben kann und weil es die Gewohnheit vom Propheten sallallahu ’alaihi wassallam war, den Koran auswendig zu rezitieren. Imam Nawawi rahmatullah ’alaih sagt dazu: „Was besser ist, hängt vom Einzelnen persönlich ab. Wer beim auswendig Vortragen mehr Hingabe hat und besser über die Bedeutung nachdenken kann, für den ist auswendig lesen besser. Und wer beim Ablesen vom Koran mehr Hingabe hat und besser nachdenken kann, für den ist Ablesen vom Buch besser. Hafiz ibn Hadschar rahmatullah ’alaih hat auch diese Erklärung in seinem Buch Fathu-l-Bari bevorzugt.

’Uthman radiallahu ’anhu hat durch sein vieles Lesen zwei Kopien vom Koran verschlissen. ’Amr bin Maimun rahmatullah ’alaih schreibt in Scharha-l-Ihja: „Wer nach dem Morgengebet(Fadschr) den Koran öffnet und daraus einhundert Verse liest, der bekommt so eine Belohnung wie die ganze Welt.“ Und es wird berichtet, dass das Ablesen vom Koran aus dem Buch auch für die Sehkraft gut ist. Jeder Überlieferer (Rawi) in der Kette (Sanad) des von Abu ’Ubaid radiallahu ’anhu berichteten „Hadith Musalsalin“ beklagte sich bei seinem jeweiligen Lehrer über Probleme mit den Augen. Und jeder von ihnen hat dafür von seinem Lehrer den Rat bekommen, den Koran vom Buch abzulesen. Imam Schafi’i rahmatullah ’alaih pflegte oft den Koran nach dem Nachtgebet (Ischa) aufzuschlagen und kurz vor dem Morgengebet (Fadschr) zu zuklappen.



19. Koranlesen befreit das Herz vom Rost

’Abdullah ibn ’Umar radiallahu ’anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Gewiss rosten die Herzen so wie Wasser Eisen rosten lässt.“ Als man fragte: „Was kann diesen Rost weg polieren, o Prophet von Allah sallallahu ’alaihi wassallam?“, antwortete der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam: „Oft an den Tod denken und den Koran lesen.“ (Baihaki)

Anmerkung: So wie Wasser Eisen verrosten lässt, genau so verrosten die Herzen durch Sünden und Vernachlässigung von Allahs Gedenken. Das Koranlesen und über den Tod nachdenken funktioniert dagegen wie ein Poliermittel. Das Herz ist wie ein Spiegel, je schmutziger es wird, desto weniger reflektiert es Allah. Je sauberer und glänzender es ist, desto besser und deutlicher reflektiert es die Erkenntnis von Allah ta’ala. Je mehr man sich seinen Begierden und teuflischen Handlungen hingibt, desto weiter entfernen wir uns von der Erkenntnis Allahs. Um eben dieses Spiegel zu polieren, raten die Maschaikh ihren Schülern dazu, Allahs zu gedenken (Sikr zu machen), das eigene Ego zu bekämpfen und besondere Anbetungen (’Ibada) zu machen.

In den Ahadith wird gesagt: „Wenn ein Diener (Allahs) eine Sünde macht, erscheint auf seinem Herz ein schwarzer Punkt. Wenn er aufrichtig bereut, wird der Punkt weggewischt. Wenn er aber ohne zu bereuen eine zweite Sünde macht, erscheint ein zweiter schwarzer Fleck. Auf diese Weise, je mehr Sünden er macht, desto mehr schwarze Punkte erscheinen, bis das Herz ganz schwarz ist. Danach ist das Herz völlig abgeneigt gegen alles Gute. Im Gegenteil, es ist nur noch schlechten Dingen zugeneigt.“

„O Allah, schütze uns davor, so zu werden!“

Im edlen Koran weist folgender Vers auf diesen Zustand hin:

„Nein, jedoch das, was sie zu tun pflegten, hat auf ihre Herzen Schmutz gelegt.“ (Al-Mutaffifīn 14)

In einem Hadith hat der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt: „Ich hinterlasse euch zwei Prediger. Einen sprechenden und einen schweigenden. Der sprechende Ratgeber ist der Koran und der schweigende ist das Nachdenken über den Tod.“ Mohammeds sallallahu ’alaihi wassallam Worte verdienen es, dass wir sie willig und mit Liebe annehmen. Aber nur diejenigen, die guten Rat annehmen und die zugeben, dass sie guten Rat brauchen, haben davon einen Nutzen. Wer die Religion als unnötig und als Hindernis auf dem Weg zum Fortschritt ansieht, hört auf keinen guten Rat. Und selbst wenn er ihn hört, welchen Nutzen hätte er davon? Hasan Basri rahmatullah ’alaih sagt: „Die früheren Leute haben den Koran als Allahs Befehl anerkannt. Nachts haben sie tief über ihn nachgedacht und tagsüber haben sie nach ihm gehandelt. Aber ihr bemüht euch darum, jeden einzelnen Buchstaben vom Koran perfekt auszusprechen, aber ihr nehmt ihn nicht als den Befehl des Königs aller Könige an und seine Befehle bedenkt und beachtet ihr nicht.“



20. Stolz und Ehre der Muslime ist der Koran

’Aischa radiallahu ’anha berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Gewiss hat jede Sache etwas, wodurch sie geehrt und anderen gegenüber überlegen ist. Und ohne Zweifel die Überlegenheit meiner Gemeinschaft (Umma) und ihre Ehre ist der Koran.“ (Hilja)   

Anmerkung: Die Menschen sind stolz auf ihre Väter, Großväter, Familie, Herkunft und viele ähnliche Dinge. Der Koran ist der Stolz und die Ehre für diese Gemeinschaft (Umma), weil ihn zu lesen, zu lernen, zu lehren, nach ihm zu handeln – kurz gesagt alles was mit ihm zu tun hat – uns Ehre bringt.

Und wieso sollte das auch nicht so sein? Er ist ja schließlich das Wort des Geliebten und der Befehl des Herrn. Seine Würde übertrifft alle weltlichen Ehren, egal wie groß. Alle Errungenschaften von diesem weltlichen Leben – wie herrlich auch immer – vergehen wenn nicht heute, dann sicher morgen. Aber die Ehre und Überlegenheit vom Koran bleiben, sie sind unvergänglich. Jede der kleinsten Eigenschaften vom Koran reicht aus, um darauf stolz zu sein. All seine Eigenschaften sind perfekt. Zum Beispiel wie schön er zusammen gestellt ist, wie wundervoll stimmig er ist, wie richtig die Worte gewählt sind, wie logisch Standpunkte erklärt werden, wie Dinge aus der Vergangenheit und Voraussagen über die Zukunft dargestellt sind. Seinen kritischen Bemerkungen über andere Völker kann man nicht widersprechen – zum Beispiel die Bemerkung über die Juden, dass sie ihre Liebe zu Allah bezeugen, sich aber dennoch nie den Tod wünschen.

Der Zuhörer ist beeindruckt von seiner Rezitation und der Leser wird nie müde, ihn zu lesen. Normalerweise ist es bei einer schönen Erzählung oder sogar einem Liebesbrief von jemandem nach dem man verrückt ist so, dass sie nach dem zwanzigsten Mal Lesen langweilig werden, wenn nicht schon nach dem zehnten Mal. Oder mindestens nach dem vierzigsten Mal, wenn nicht nach dem zwanzigsten. Wenn wir aber nur ein paar Zeilen vom Koran auswendig lernen, können wir die zweihundert Mal oder vierhundert Mal oder unser Leben lang immer weiter lesen, aber wir werden nie das Interesse daran verlieren. Und wenn uns etwas davon abhält, dann immer nur für eine kurze Weile.

Tatsächlich ist es so, je mehr wir vom Koran auswendig lernen, desto größer wird unser Vergnügen und unsere Befriedigung dabei. Wenn sich in einem Werk sogar nur ein paar der oben genannten Eigenschaften finden würden, wären wir voller Lob für dieses Werk. Und wenn all diese Eigenschaften auf perfekter Stufe in einem einzigen Werk zu finden sind, muss man es gewiss mit der größten Ehre und Stolz bedenken.

Und jetzt sollten wir mal unseren eigenen Zustand betrachten: Wie viele von uns sind wirklich stolz darauf, den ganzen Koran auswendig zu wissen? Sehen wir wirklich mit Respekt zu einem Hafiz auf? Ach, unsere Ehre und Stolz liegen auf hohen Universitäts-Diplomen, in großen Titeln, in weltlichem Glanz und Angeberei und im Reichtum, die wir alle hinter uns zurück lassen müssen, wenn wir sterben.

„Nur bei Allah beklagen wir uns.“



21. Koranlesen ist Licht im Diesseits (Dunja) und Versorgung im Jenseits (Akhira)

Abu Sarr radiallahu ’anhu erzählt: „Ich sagte zum Propheten sallallahu ’alaihi wassallam: „O Prophet von Allah sallallahu ’alaihi wassallam, bitte geben Sie mir einen Rat!“ Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte darauf: ‚Lege Wert darauf, dass du Allah fürchtest. Denn das ist die Grundlage von allem. Achte darauf, dass du den Koran liest. Denn das ist in dieser Welt (Dunja) Licht(Nur) für dich, und im Jenseits (Akhira) Proviant.‘“ (Ibn Hibban)

Anmerkung: Gottesfurcht(Taqwa) ist wirklich die Wurzel von allen Taten. In einem Herzen voller Gottesfurcht(Taqwa) kann weder eine Sünde, noch Not auftauchen.

Allah ta’ala sagt im edlen Koran:

„…und dem, der Allah fürchtet, verschafft Er einen Ausweg und versorgt ihn in der Art und Weise, mit der er nicht rechnet…“ (At-Talāq 2-3)

Dass das Koranlesen Licht(Nur) ist, haben wir an den vorherigen Ahadith schon gesehen. Der Autor von Scharha-l-Ihja berichtet aus Abu Nu’aims Marifa die Aussage von Basit rahmatullah ’alaih, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Die Häuser in denen man Koran liest, die strahlen so für die Bewohner des Himmel, wie die Sterne am Himmel für die Leute auf der Erde leuchten.“ Von diesem Hadith wurde nur so eine kurze Überlieferung in Targhib und anderen Hadith-Büchern berichtet. Eigentlich ist es aber ein sehr langer Hadith. Den haben Mulla ’Ali Qari, Ibn Hibban rahmatullah ’alaih und andere ausführlich und Imam Sujuti rahmatullah ’alaih etwas verkürzt berichtet. Obwohl der hier genannte Teil des Hadith ausreicht für den Zweck unseres Buchs, enthält der komplette Hadith noch viele wichtige und nützliche Dinge. Deswegen wird er hier noch einmal ganz berichtet:

Abu Sarr radiallahu ’anhu sagt: „Ich fragte den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam: „Wie viele Bücher hat Allah taala insgesamt herab geschickt?“, und der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam antwortete: „Einhundert Büchlein und vier große Bücher. 50 Büchlein hat Schies alaihis salaam bekommen, 30 Büchlein Idris (Henoch) alaihis salaam, 10 Büchlein Ibrahim (Abraham) alaihis salaam und 10 Büchlein hat Musa (Moses) alaihis salaam vor der Thora bekommen. Zusätzlich dazu hat Allah taala vier Bücher herab gesandt: die Thora, das Evangelium (Indschil), die Psalter (Sabur) und den edlen Koran.“ Als ich fragte: „Was stand denn in den Büchlein, die Ibrahim (Abraham) alaihis salaam geoffenbart wurden?“, sagte der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam: „Das waren alles weise Worte (Sprichwörter). Zum Beispiel: ‚O du brutaler Herrscher, der von sich selbst überzeugt ist! Ich habe dich nicht eingesetzt damit du immer mehr Reichtum anhäufst! Ich habe dich eingesetzt damit du dich um die Klage der Unterdrückten kümmerst, bevor sie zu mir kommt. Denn Ich weise nie die Klage des Unterdrückten ab, selbst wenn er ein Ungläubiger (Kafir) ist.‘“

Ich möchte hier deutlich machen, dass immer wenn der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam einen der Sahaba radiallahu ’anhum als Führer (Amir) oder Gouverneur irgendwohin geschickt hat, ihm neben anderen Ratschlägen immer besonders diesen Rat gab:

„Nimm dich in Acht vor dem Fluch (Bad-Dua) des Unterdrückten. Denn zwischen dem und Allah gibt es keinerlei Vorhang oder Hindernis.“

Ein Dichter sagte:

Hüte dich vor dem Seufzer der Unterdrückten, wenn sie Bittgebet (Dua) machen
werden sie stets bei Allah angenommen.]

Dann sagte der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam: „In einem dieser Büchlein stand: „Ein kluger Mensch muss – solange er bei Verstand ist – seine Zeit in drei Teile aufteilen: einen Teil um Allah taala anzubeten, einen Teil um mit sich selber Abrechnung zu machen und zu überlegen was man gemacht hat – Gutes oder Schlechtes und einen Teil, um auf erlaubter Weise (halal) seinen Lebensunterhalt zu verdienen.

Der kluge Mensch muss auch auf seine Zeit achten und sich immer Gedanken machen, wie er sich verbessern kann und er muss seine Zunge vor unnötiger und sinnloser Rede bewahren. Wer seine eigene Rede kontrolliert, dessen Zunge rutscht nicht in sinnlose Rede hinein.

Ein kluger Mensch sollte keine Reise machen, außer für drei Dinge: um Proviant für sein Leben im Jenseits (Akhira) zu besorgen, um seinen Lebensunterhalt zu suchen oder für erlaubte Erholung.“ Dann fragte ich: „O Prophet von Allah sallallahu ’alaihi wassallam, und was stand in den Büchlein von Musa (Moses) ’alaihis salaam?“ Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam erwiderte: „Das waren alles Warnungen, wie zum Beispiel: „Ich staune über jemanden, der an irgendetwas Freude findet, obwohl er weiß, dass er sterben muss. (Wenn man sich vorstellt, dass man zum Tode verurteilt wurde und sehr bald auf den Galgen steigen muss, dann erfreut man sich an gar nichts mehr.) Ich staune über den, der lacht, obwohl er weiß, dass der Tod kommt. Ich staune über den, der auf diese Welt (Dunja) vertraut, obwohl er sieht wie sich ständig die Situationen ändern und verschlechtern. Ich staune über den, der traurig ist und bedauert, obwohl er an die Vorbestimmung glaubt. Ich staune über den, der keine guten Taten macht, obwohl er glaubt, dass er bald zur Abrechnung antreten muss.“ Da sagte ich zum Propheten sallallahu ’alaihi wassallam: „Bitte geben Sie mir einen guten Rat.“ Zuerst riet er mir zur Gottesfurcht (Taqwa) und sagte: „Gottesfurcht (Taqwa) ist die Grundlage und die Wurzel von allen Dingen.“ Ich bat ihn um etwas mehr und er sagte: „Lass nicht davon ab den Koran zu lesen und Allah zu Gedenken. Diese Dinge sich in dieser Welt Licht (Nur) und in den Himmeln (im Jenseits) Proviant.“ Als ich den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam um noch etwas mehr guten Rat bat, sagte er: „Halt dich von zu viel lachen zurück, denn dadurch stirbt das Herz und das Licht (Nur) aus deinem Gesicht verschwindet (das heißt es schadet dem Menschen sowohl innerlich als auch äußerlich).“ Ich bat um noch mehr Rat und bekam zur Antwort: „Achte gut darauf, dass du Anstrengung (Dschihad) machst, denn das ist das Mönchstum meiner Gemeinschaft (Umma)[1].“ Ich bat ihn um noch mehr guten Rat und er sagte: „Sei vertraut mit den Armen, freunde dich mit ihnen an und sitz mit ihnen zusammen.“ Als ich um mehr guten Rat bat, sagte der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam: „Schau immer auf die, die unter dir sind (damit du dich daran gewöhnst dankbar zu sein) und schau nicht auf die, die über dir sind, damit du nicht anfängst, die Segen die Allah dir gegeben hat, als klein anzusehen und undankbar wirst.“ Als ich um noch mehr guten Rat bat, sagte er: „Deine eigenen Fehler sollen dich davon abhalten, die Fehler der anderen zu kritisieren. Und versuch nicht ihre Fehler zu finden, denn du machst selber welche. Dass du bei anderen Fehler findest, die du (vielleicht unbewusst) selber hast und andere bei Sünden erwischst, die du selber machst, reicht schon als Beweis dafür, dass du Fehler hast.“ Danach schlug der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam liebevoll mit seiner Hand auf meine Brust und sagte: „Abu Sarr! Keine Weisheit ist so wie die Umsicht. Und keine Gottesfurcht (Taqwa) ist besser als das Abstandhalten von den (von Allah) verbotenen Dingen. Keine Ehre ist größer als schöne Manieren.“

(Beim Übersetzen von diesem Hadith wurde mehr Wert auf den Sinn und die Bedeutung anstelle von exakt wörtlicher Übersetzung gelegt.)



22. Segen für eine Gruppe von Koranlesern

Abu Huraira radiallahu ’anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Wenn sich irgendeine Gruppe in einem Haus von den Häusern Allahs versammelt und Allahs Buch vorliest, es sich gegenseitig beibringt, dann steigt auf sie Sakina herab, sie werden von Allahs Barmherzigkeit(Rahma) umhüllt, die Engel drängen sich zu ihnen hin und Allah ta’ala erwähnt sie vor denen, die bei Ihm sind (vor den Engeln).“ (Muslim, Abu Dawud)

Anmerkung: Der Hadith beschreibt besonders die Vorteile von Koranschulen und religiöse Schulen (Madaris). Dieser Vorteil umfasst viele verschiedene Vorzüge. Würde man sein ganzes Leben geben um auch nur einen einzelnen von ihnen zu erlangen, so wäre das immer noch wenig. Und hier werden gleich mehrere Vorzüge berichtet. Besonders der Vorzug der am Ende des Hadith genannt wird – dass man bei Allah erwähnt und in der Versammlung des Geliebten genannt wird – ist so eine große Gnade, den nichts ersetzen kann.

Über das Herabsteigen von Sakina wird in vielen Ahadith gesprochen. Die Hadith-Gelehrten haben mehrere Erklärungen dafür, was Sakina bedeutet. Diese Erklärungen widersprechen sich aber nicht, sondern sie ergeben einen Sinn, wenn man sie zusammen fügt. ’Ali radiallahu ’anhu erklärt Sakina so: „Sakina ist ein Windhauch der dem Gesicht des Menschen ähnlich ist.“ Nach dem Bericht von ’Allama Suddi rahmatullah ’alaih ist Sakina der Name einer goldenen Schale im Paradies. Darin werden die Herzen der Propheten gewaschen. Manche Gelehrte sagen, dass Sakina eine besondere Gnade Allahs ist. Tabari rahmatullah ’alaih bevorzugt die Erklärung, dass Sakina das friedliche Gefühl (Sukun) im Herzen ist. Andere erklären Sakina als „Seelenfrieden“, andere als „Würde“ und wieder andere als „Engel“. Es gibt auch noch andere Ansichten darüber. Hafiz ibn Hadschar rahmatullah ’alaih schreibt in Fathu-l-Bari, dass all diese Sachen Sakina sind. Imam Nawawi rahmatullah ’alaih meint, dass Sakina eine Kombination aus Seelenfrieden und Allahs Barmherzigkeit (Rahma) ist und zusammen mit den Engeln herab kommt. Der Koran sagt folgendes dazu:

„Da ließ Allah Seinen Frieden (Sakina) auf ihn (den Propheten) herab.“ (At-Tauba 40)

In einem anderen Vers heißt es:

„Er ist es, Der die Ruhe (Sakina) in die Herzen der Gläubigen niedersandte.“ (Al-Fath 4)

Ein weiterer Vers sagt:

„Darin ist Frieden von eurem Herrn.“ (Al-Baqara 248)

Viele Koranverse sprechen über Sakina und viele Ahadith berichten von diesem frohen Segen. In Ihja wird berichtet, dass Ibn Thauban radiallahu ’anhu einem Verwandten versprochen hat, zum Fastenbrechen (Iftar) zu ihm zu kommen. Allerdings kam er erst am nächsten Morgen dort an. Als der Verwandte seine Unzufriedenheit über das Zuspätkommen deutlich machte, sagte Ibn Thauban radiallahu ’anhu: „Wenn ich dir nicht versprochen hätte zu kommen, dann hätte ich dir niemals gesagt was mich verhindert hat. Ohne dass ich dafür konnte, habe ich mich verspätet bis es Zeit für das Nachtgebet (Ischa) war. Ich dachte mir: „Ich mache auch gleich noch zusammen mit dem Nachtgebet (Ischa) das Witr-Gebet, man weiß ja nicht wann der Tod kommt, nicht dass mein Witr-Gebet dann als Schuld auf mir bleibt.“ Als ich im Witr-Gebet das Qunut-Bittgebet gesprochen habe, wurde mir ein Garten vom Paradies gezeigt mit allen möglichen Blumen und grünen Pflanzen. Ich habe mich so sehr in diesen Anblick vertieft, bis es letztendlich Morgen war.“

In den Büchern werden hunderte solche Erlebnisse der Freunde Allahs berichtet. So etwas kann man aber nur dann erleben, wenn man sich von allem außer Allah abwendet und sich vollkommen Ihm zuwendet.

Dass die Engel herab kommen wird in vielen Ahadith berichtet. Die Geschichte von Usaid bin Hudair radiallahu ’anhu wird ausführlich in den Hadith-Büchern erzählt. Als er den Koran las, fühlte er, dass sich so etwas wie eine Wolke über ihm befand. Als er das dem Propheten sallallahu ’alaihi wassallam berichtete, sagte der: „Das waren die Engel, die gekommen sind um dir beim Koranlesen zuzuhören. Weil es so viele waren, haben sie wie eine Wolke ausgesehen.“

Einer der Sahaba radiallahu ’anhum fühlte eines Tages etwas wie eine Wolke über sich und der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte zu ihm: „Das war Sakina, eine Gnade, die wegen dem Koran herab kommt.“ Dieser Hadith wird im Sahih Muslim noch ausführlicher berichtet. Am Ende steht folgender Satz:

„Wen seine schlechten Taten von Allahs Gnade entfernen, den werden seine hohe Abstammung und angesehene Familie nicht näher an Allahs Gnade bringen.“

Einer der einen edlen Stammbaum hat und Allah ungehorsam ist und sündigt, kann nie gleich sein mit einem, der aus einer niederen Familie stammt aber gottesfürchtig ist und Allah gehorsam.

„Wahrlich, vor Allah ist von euch der Angesehenste, welcher der Gottesfürchtigste ist.“ (Al-Huğurāt 13)



23. Koran bringt Nähe zu Allah

Abu Sarr radiallahu ’anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Ihr könnt euch mit keiner Sache Allah mehr zuwenden und Ihm näher kommen als mit der, die von Ihm hervor gegangen ist (der Koran).“ (Haakim, Abu Dawud, Tirmisie)

Anmerkung: Aus vielen Überlieferungen wird klar, dass man mit keiner Sache Allah näher kommt als mit dem Lesen des edlen Koran. Imam Ahmed ibn Hanbal rahmatullah ’alaih erzählt: „Ich habe Allah ta’ala im Traum gesehen und ihn gefragt, was das beste Mittel dafür ist, Ihm näher zu kommen. Allah ta’ala sagte: „O Ahmed, es ist Mein Wort (der Koran).“ Ich fragte ob damit das Lesen mit Verstehen seiner Bedeutung gemeint ist oder auch das Lesen ohne ihn zu verstehen. Allah ta’ala sagte: „Ob man ihn mit Verständnis oder ohne liest, es sind beides Mittel zu Meiner Nähe.“

Die Erklärung dafür, dass der Koran das beste Mittel ist um näher zu Allah zu kommen finden wir im Kommentar von Maulana Schah ’Abdul ’Asis Dahlawi rahmatullah ’alaih: Suluk ila-llah (der Weg zu Allah) – auch Ihsan[2] genannt – kann man auf drei Arten finden:

  1. Tassawur. In der Scharia ist das „Meditation“ – über Allah nachdenken. Die Mystiker (Sufis) nennen es „Murakaba“.
  2. Allah lobpreisen
  3. Den Koran lesen.

Der erste dieser Wege ist Sikr Qalbi, also Allahs im Herzen gedenken. Der zweite ist das Gedenken mit Worten. Und der dritte das Koranlesen. Eigentlich gibt es also nur zwei Wege Allahs zu Gedenken. Entweder mit dem Herzen oder mit Worten. Die Zusammenfassung vom Gedenken (Sikr) ist, dass man die Worte für Allahs Gedenken immer und immer wiederholt. Diese Wiederholung hilft einem dabei sich auf Allah zu konzentrieren und Zuneigung zu Ihm zu bekommen. Dadurch entsteht ein Gefühl als ob Allah direkt anwesend ist und man behält Allah stetig im Gedächtnis. Beständigkeit in diesem Zustand heißt „ma’ija“ (Zusammensein) und davon spricht auch dieser Hadith, in dem Allah ta’ala sagt:

„Mein Diener kommt mir durch freiwillige Anbetungshandlungen (nafl Ibada) immer näher. Dann mache Ich ihn zu Meinem Geliebten. Dann werde Ich zu seinem Ohr mit dem er hört, zu seinem Auge mit dem er sieht, zu seiner Hand mit der er greift und zu seinen Füßen mit denen er läuft.“

Das heißt wenn man durch viele Anbetungshandlungen (Ibada) Allah näher kommt, dann schützt Allah alle Körperteile, so dass Augen, Ohren usw. alle anfangen sich so zu verhalten, wie es Allah gefällt. Weil die Anzahl der Pflichtgebete fest bestimmt ist und nicht vermehrt werden kann, wird hier gesagt, dass man seine freiwilligen Gebete vermehren soll. Denn Nähe und eine enge Verbindung verlangen Ausdauer und Konzentration.

Um Allah nahe zu kommen muss man wie schon vorher gesagt sich ständig an Allah erinnern. Dieser Weg zur Nähe gehört ausschließlich zu Allah. Bei keinem anderen Wesen funktioniert diese Methode. Es ist unmöglich jemandem nahe zu kommen indem man ständig an ihn denkt. Das liegt daran, dass der, dem man nahe kommen will zwei Eigenschaften haben muss: 1. muss er Allwissend sein, damit er das Gedenken (Sikr) aller Menschen wahrnehmen kann, egal ob sie mit Worten oder mit dem Herzen gedenken, egal in welcher Sprache und zu welcher Zeit und an welchem Ort. Und 2. muss er die Macht dazu haben den Verstand zu erleuchten und die Wünsche zu erfüllen von dem, der ihm gedenkt. Das nennt man „dunuw“ (Nähe), „tadalli“ (näher kommen), „nusul“ (herab kommen) und „qurb“ (nahe sein).

Da einzig und allein nur Allah diese beiden Eigenschaften besitzt, funktioniert diese Methode zum näher Kommen nur bei Ihm. Folgender heiliger Bericht (Hadith Qudsi) bestätigt das:

Allah sagt: „Wer Mir eine Handspanne entgegen kommt, dem komme Ich eine Armlänge entgegen. Wer Mir eine Armlänge entgegen kommt, dem komme Ich zwei Armlängen entgegen. Wer immer zu Mir läuft, dem eile Ich entgegen.“

Dieses Beispiel dient nur zum besseren Verstehen. Denn Allah kann man nicht mit „laufen“ oder „eilen“ verbinden. Es bedeutet einfach, dass die, die Ihm gedenken und Seine Hilfe suchen, von Ihm Hilfe bekommen und von Ihm umsorgt werden in einem Ausmaß, das ihre innere Not und ihre Bemühungen weit übertrifft. Das ist so weil es Allahs Gütigkeit so gebührt.

Also bringt die Standfestigkeit und Ausdauer von denen, die Ihm gedenken stetig Aufmerksamkeit von Allah und lässt Seine Gnaden herab kommen.

Der ganze Koran ist Gedenken (Sikr) von Allah denn jeder Vers erinnert an Allah taala und macht auf Ihn aufmerksam.

Der Koran hat aber noch eine andere Eigenheit, die verstärkt Nähe zu Allah bringt. Nämlich, dass jede Rede die Eigenschaften und Besonderheiten des Sprechers besitzt. Es ist offensichtlich, dass das Aufsagen von Gedichten von sündigen und verdorbenen Dichtern eine negative Wirkung hat. Und die Verse von edlen und rechtschaffenen Dichtern üben einen edlen Einfluss aus.

Aus diesem Grund führt übermäßiges Studieren von Logik und Philosophie zu Stolz und Eingebildetheit. Und übermäßiges Studieren der Ahadith führt zu Demut und Bescheidenheit. Obwohl als Sprache an sich Englisch und Persisch gleich sind, haben sie verschiedene Wirkung auf ihren Leser, wegen den unterschiedlichen Glaubensauf-fassungen und Haltungen der jeweiligen Schriftsteller.

Daraus kann man schließen, dass wiederholte Rezitation vom edlen Koran dazu führt, dass der Leser von den Eigenschaften des „Autors“ der Verse beeinflusst wird und eine natürliche Zuneigung zu ihnen entwickelt. Wenn jemand die Werke eines bestimmten Autors liebt, dann mag der Schriftsteller ihn natürlich auch und fängt an ihn zu bevorzugen. Genauso gewinnt der Leser des Koran mit Sicherheit Allahs taala große Gnade, was einen wiederum Ihm näher bringt.

Möge Allah taala uns alle mit Seinen Gnaden segnen, Amen!



24. Die Leute des Koran gehören zu Allahs Haushalt

Anas radiallahu ’anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Manche von den Menschen gehören zu Allahs Haushalt.“ Als die Sahaba fragten: „Wer sind diese, o Prophet von Allah sallallahu ’alaihi wassallam?“, da antwortete er: „Diejenigen, die die Leute des Koran sind, die gehören zu Allahs Haushalt und sie sind die Ihm nahe Stehenden.“ (Nasa-i, Ibn Madscha, Haakim)

Anmerkung: Die Leute des Koran sind die, die ständig mit Allahs Wort beschäftigt und mit dem Koran verbunden sind. Dass sie zu Allahs Haushalt gehören und Ihm nahe stehen ist klar.

Aus diesem Hadith versteht man, wenn man sich ständig mit dem edlen Koran beschäftigt, dann regnen auch ständig Allahs besondere Segnungen auf sie herab.

Natürlich zählen diejenigen, mit denen man ständig zusammen lebt auch mit zum Haushalt. Was für eine riesige Ehre ist es zu Allahs Haushalt zu gehören, zu den „Leuten Allahs“ gezählt und zu den Ihm nahe Stehenden gerechnet zu werden und das mit so wenig Mühe und Anstrengung. Was bringen die Menschen nicht für Opfer an Zeit und Geld, um bei weltlichen Höfen Einlass zu finden oder um in eine bestimmte Gesellschaft aufgenommen zu werden. Sie schmeicheln den Wählern und ertragen jede Demütigung und sehen es trotzdem als Wert an.

Aber die Bemühungen für das Studium des edlen Koran werden als Verschwendung von Zeit und Energie betrachtet:

Vers: „Sieh dir die verschiedenen Wege an – was für ein Unterschied!“



25. Besondere Aufmerksamkeit Allahs, wenn ein Prophet mit süßer Stimme den Koran vorträgt

Abu Huraira radiallahu ’anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Allah ta’ala schenkt nichts so viel Aufmerksamkeit wie einem Propheten der mit lieblicher Stimme den Koran rezitiert.“ (Bukhari, Muslim)

Anmerkung: Es wurde schon eher gesagt, dass Allah Seine besondere Aufmerksamkeit dem Koran zeigt, der Sein Eigenes Wort ist. Weil die Propheten alle Regeln der Rezitation perfekt beherrschen, ist klar, dass Allah ta’ala ihnen noch aufmerksamer zuhört. Und wenn dazu noch eine süße Stimme kommt, dann ist das Licht (Nur) über Licht (Nur). Wie sehr Allah dann Seine Aufmerksamkeit zu wendet ist offensichtlich. Und was die anderen Leute betrifft, die nicht Propheten sind, so erhält ihr Vortrag Allahs Aufmerksamkeit entsprechend der Schönheit ihrer Rezitation.



26. Allahs besondere Aufmerksamkeit für perfekten Vortrag

Fudala bin ’Ubaid radiallahu ’anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Allah ta’ala widmet der Stimme vom Koranleser noch mehr Aufmerksamkeit als einer, der dem Gesang seiner Sklavin Aufmerksamkeit zeigt.“ (Ibn Madscha, Ibn Hibban)

Anmerkung: Es ist natürlich, dass Gesang die Aufmerksamkeit anzieht. Natürlich schenken die religiösen Menschen dem Gesang keine Aufmerksamkeit wegen dem Verbot durch die Religion. Der Islam erlaubt jedoch dem Gesang einer Sklavin zuzuhören, die einem rechtens gehört. Den Koran darf man nicht auf singende Weise vortragen, denn das wird durch einige Ahadith verboten.

In einem Hadith wird gesagt:

„Hütet euch davor den Koran mit so einem musikalischen Tonfall zu rezitieren, so wie Liebende ihre Liebeslieder singen.“

Die Maschaikh sagen, wer den Koran wie ein Lied vorträgt, der ist Allah ungehorsam und sogar der, der so einer Rezitation zuhört macht eine Sünde.

Zu bevorzugen(Mustahabb) ist es, den Koran mit lieblichem Tonfall vorzutragen ohne dabei wie Gesang zu klingen. Verschiedenste Ahadith rufen dazu auf den edlen Koran mit lieblicher Stimme vorzutragen. Einmal sagte der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam: „Schmückt den Koran mit einer schönen Stimme.“ Ein anderes Mal sagte er: „Eine schöne Stimme verdoppelt die Schönheit des Koran.“

Schaich ’Abdul Qadir Dschilanie rahmatullah ’alaih schreibt in seinem Buch Ghunjah, dass einmal ’Abdullah ibn Mas’ud radiallahu ’anhu an einem Platz in der Stadt Kufa (Irak) vorbei lief. Er sah, dass dort sich viele Sünder in einem Haus versammelt hatten. Ein Sänger namens Saasaan spielte auf seinem Musikinstrument und sang dazu. Als er seine Stimme hörte sagte Ibn Mas’ud radiallahu ’anhu: „Was für eine liebliche Stimme, ich wünschte sie würde für die Rezitation des edlen Koran benutzt!“ Dabei bedeckte er seinen Kopf mit einem Stück Stoff und ging seines Weges. Der Sänger Saasaan hatte ihn sprechen gesehen und fragte die Leute nach diesem Mann. Er erfuhr, dass es der Sahabi ’Abdullah ibn Mas’ud war und was er gesagt hatte. Diese Worte machten ihm solche Angst, dass er all seine Instrumente zerbrach und Ibn Mas’ud aufsuchte. Er wurde sein Schüler und mit der Zeit zu einem der größten Gelehrten seiner Ära.

Viele Ahadith empfehlen den Koran mit lieblicher Stimme vorzutragen und verbieten gleichzeitig eine Rezitation, die Gesang ähnlich ist. Husaifa radiallahu ’anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Rezitiert den Koran auf arabische Weise und nicht im Tonfall Liebender oder auf die Art der Juden und der Christen. In Kürze wird ein Volk kommen, das den Koran so gefühlvoll rezitieren wird wie Liebende oder Trauernde. Und solche Rezitation wird ihnen überhaupt nichts nutzen. Sie selbst werden Schwierigkeiten bekommen und auch die, die ihre Rezitation bewundern.“

Ta-us rahmatullah ’alaih schreibt, dass jemand den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam fragte: „Wer liest den Koran mit der schönsten Stimme?“ Er bekam zur Antwort: „Derjenige, wenn du ihn hörst und dabei spürst wie er Angst vor Allah hat (d.h. seine Stimme ist überwältigt von Gottesfurcht).“

Eine der größten Gnaden Allahs ist es, dass Er von niemandem etwas erwartet das seine Fähigkeiten übersteigt. Ein Hadith berichtet, dass Allah ta’ala einem Engel eine spezielle Aufgabe befohlen hat: Immer wenn jemand den Koran vorträgt, es aber nicht so richtig kann wie es sein sollte, dann verbessert dieser Engel seine Rezitation bevor er sie hoch in die Himmel bringt.

„O Allah, ich kann Dich nicht genügend lobpreisen.“



27. Aufruf des Propheten s.a.w. Tag und Nacht den Koran zu lesen

’Ubaida Mulaiki radiallahu ’anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „O ihr Leute des Koran! Benutzt den Koran nicht als Kopfkissen und lest ihn tags und nachts wie es ihm gebührt. Verbreitet ihn und tragt ihn mit schöner Stimme vor. Denkt über seinen Inhalt nach. Damit ihr erfolgreich sein werdet. Wünscht keinen Lohn für den edlen Koran in dieser Welt. (Im Jenseits) gibt es einen großen Lohn für ihn.“ (Baihaki)

Anmerkung: Einige Punkte werden in diesem Hadith erklärt:

  1. „Benutzt den Koran nicht als Kopfkissen.“ Das wäre sehr respektlos. Ibn Hadschar rahmatullah ’alaih schreibt: „Den Koran als Kissen zu benutzen, die Füße zu ihm ausstrecken und auf ihn treten sind alle verboten.“ Den Koran als Kissen zu benutzen bedeutet auch, ihn zu vernachlässigen. Es bringt nichts ihn auf einem Kissen zu platzieren. Auf manchen Friedhöfen findet man den Koran in einem Schrein oder auf einem Ständer, was Segen (Baraka) bringen soll. Das ist sehr respektlos gegenüber dem Koran. Wir schulden es ihn, ihn zu lesen.
  2. „Lest ihn wie es ihm gebührt“ bedeutet ihn mit höchster Ehrerbietung zu lesen. Der Koran selbst befiehlt das:

„Diejenigen, denen Wir das Buch gegeben haben, lesen es, wie man es lesen soll.“ (Al-Baqara 121)


Die Befehle eines Königs werden mit großem Respekt behandelt und den Brief eines Geliebten liest man mit großer Zuneigung – genau so sollte man den Koran mit großem Respekt und Zuneigung lesen.

  • „Verbreitet den Koran“ heißt, dass wir ihn mit unseren Worten, durch Schreiben, durch Einladung (Da’wa), durch Praktizieren (A’mal) und durch alle anderen möglichen Mittel verbreiten sollen. Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam hat seine Verbreitung befohlen, aber einige unserer hellen Denker sehen das als nutzlose Mühe an und gleichzeitig behaupten sie, dass sie Mohammed sallallahu ’alaihi wassallam und den Islam sehr lieben. Ein persischer Vers sagt dazu:

„O du Beduine! Ich fürchte auf deinem Weg kommst du nicht zur Kaba,
denn die Straße, die du eingeschlagen hast, führt nach Turkistan.“

Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam hat die Verbreitung des Koran befohlen aber wir zögern nicht, dem alle möglichen Hürden in den Weg zu stellen. Wir machen Gesetze die eine weltliche Schulbildung erzwingen, damit unsere Kinder gezwungen sind in die Grundschule zu gehen anstatt den Koran zu lernen.


Wir sind unzufrieden mit den Lehrern in religiösen Schulen (Madrasa) weil sie unseren Kindern das Leben verderben und darum schicken wir unsere Kinder nicht mehr zu ihnen. Selbst wenn diese Vermutung richtig wäre, befreit uns das nicht von unserer Verantwortung. Im Gegenteil, unsere Verantwortung wird dadurch noch größer, weil wir alle verpflichtet sind – einzeln und gemeinsam – den Koran zu verbreiten.


Ohne Zweifel sind die religiösen Lehrer verantwortlich für ihre Fehler, aber wenn wir deswegen unsere Kinder nicht mehr zu ihnen schicken und andere Eltern auch davon abhalten und so den Kindern das Koranlernen vorenthalten, dann ist das so, als ob man einen Tuberkulose-Patienten damit behandelt, dass man ihm tödliches Gift verabreicht.


Unser feindseliges Verhalten mit vermuteten Fehlern des religiösen Lehrers zu rechtfertigen ist eine lahme Entschuldigung, die vor Allahs taala Gericht nichts bringen wird. Wir halten es vielleicht für nötig, dass unsere Kinder Sachen wie Arithmetik lernen, damit sie später einen kleinen Laden führen können oder einen Job bei der Regierung bekommen, aber in der Sicht von Allah taala ist das Lernen des edlen Koran das Wichtigste.

  • „Rezitation mit lieblichem Tonfall“ wurde schon unter dem vorherigen Hadith (Nr. 26) erklärt.
  • „Denkt über seinen Inhalt nach.“ In Ihja wird aus der Thora zitiert, dass Allah sagt: „O mein Diener! Schämst du dich nicht für dein Verhalten Mir gegenüber? Wenn du einen Brief von einem Freund erhältst, während du auf einer Straße läufst, dann hältst du an und setzt dich an eine passende Stelle und liest ihn mit voller Aufmerksamkeit und versuchst jedes Wort davon zu verstehen. Aber im Fall von Meinem Buch, in dem Ich alles erklärt habe und wichtige Dinge wiederholt betont habe, damit du über sie nachdenkst und sie verstehst, da zeigst du Gleichgültigkeit. Siehst du Mich als unwichtiger als deinen Freund an? O Mein Diener! Einige deiner Freunde sitzen mit dir und sprechen mit dir und du schenkst ihnen volle Aufmerksamkeit. Du hörst ihnen zu und versuchst sie zu verstehen. Wenn jemand zu unterbrechen versucht, dann stoppst du ihn mit einer Geste. Ich spreche durch Mein Buch zu dir, aber du bleibst achtlos. Betrachtest du Mich als niedriger als deine Freunde?“

Den Segen des Nachdenkens und Grübelns über den Inhalt des edlen Koran wurden schon im Vorwort und unter Hadith Nr. 8 beschrieben.

  • „Sucht keinen Lohn für den Koran (in diesem Leben)“ bedeutet, dass man für die Koranrezitation keinen Lohn annehmen sollte, weil die Rezitation im Jenseits (Akhira) riesigen Lohn einbringen wird. In diesem Leben Lohn dafür anzunehmen ist so, als ob man ein paar Cent anstatt von Euros annimmt.

Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte: „Wenn meine Gemeinschaft (Umma) mehr Wert auf Geld legen wird, dann wird sie die Würde, die der Islam ihnen gibt, verlieren. Und wenn sie aufhört das Rechte zu gebieten und das Falsche zu verbieten, dann wird ihr der Segen der göttlichen Offenbarung genommen (das Verstehen des Koran).“

„O Allah, bewahre uns davor, so zu werden!“



28. Im Koran steckt die Essenz aller früheren Offenbarungen

Waathila radiallahu ’anhu überliefert, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Anstelle der Thora wurden mir ‚Sab’a Tuwal’ gegeben. Anstelle der Psalter ‚Mi-ien’ und anstelle des Evangeliums ‚Mathani’. Und die ‚Mufassal’ habe ich zusätzlich bekommen. (Sie wurden nur mir gegeben.)“ (Ahmed, Al-Kabier, Dschama’ul-Fawa-id)

Anmerkung: Die ersten sieben Suren vom Koran nennt man Sab’a (die sieben Längsten). Die danach folgenden elf Suren heißen Mi-ien (Suren die jeweils etwa 100 Verse haben). Die darauf folgenden zwanzig Suren werden Mathani genannt (die oft Wiederholten) und alle übrigen Suren des Koran heißen Mufassal (die Deutlichen). Diese Einteilung entspricht der gängigen Auslegung. Es gibt jedoch bei einigen Suren unterschiedliche Ansichten darüber, ob sie zu den Sab’a Tuwal oder Mi-ien bzw. zu den Mathani oder Mufassal gehören. Das hat aber keinen Einfluss auf die Bedeutung dieses Hadith. Er zeigt, dass der edle Koran das Equivalent zu allen wichtigen vorher offenbarten Büchern enthält. Und darüber hinaus enthält er sogar noch die Mufassal als besonderen Zusatz, deren Gleichnis sich in den früheren Schriften nicht findet.



29. Der Prophet s.a.w. sitzt mit den armen  Auswanderern zusammen

Abu Sa’id Khudri radiallahu ’anhu sagt: „Eines Tages saß ich zusammen mit einer Versammlung von armen Auswanderern (Muhadschirin). (Sie hatten nicht einmal ausreichend Kleidung um ihre Körper ganz zu bedecken.) Da ihre Körper unbedeckt waren, versteckten sich manche von ihnen hinter den anderen. Einer von ihnen trug den edlen Koran vor. In diesem Moment kam der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam und blieb bei uns stehen. Da hörte der Vorleser mit seiner Koranrezitation auf.
Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam grüßte uns und fragte: „Was macht ihr?“ „Wir hören dem Wort von Allah zu“, antworteten wir. Darauf sagte der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam: „Alles Lob gebührt Allah, Der in meiner Gemeinschaft (Umma) solche Leute erschaffen hat, von denen mir befohlen wurde, mich mit ihnen gemeinsam zu gedulden.“ Danach setzte er sich so in unsere Mitte, dass er von jedem gleich weit entfernt saß (damit nicht einer näher und einer weiter weg war). Dann deutete er mit seinen Händen, dass wir uns im Kreis setzen sollen. Wir Sahaba radiallahu ’anhum formten einen Kreis und alle wendeten ihr Gesicht zum Propheten sallallahu ’alaihi wassallam.
Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte: ‚O ihr Versammlung der armen Muhadschirin, frohe Botschaft für euch! Am Tag der Abrechnung werdet ihr volles Licht (Nur) besitzen und einen halben Tag vor den Reichen das Paradies betreten. Dieser halbe Tag ist so lang wie fünfhundert Jahre.‘“ (Abu Dawud)

Anmerkung: Dass die Körper der Muhadschirin unbedeckt waren bedeutet offensichtlich, dass solche Körperteile offen waren, die zu verhüllen nicht Pflicht ist. Doch in der Öffentlichkeit schämt man sich, wenn selbst diese Körperteile unverhüllt sind. Darum haben sich einige von ihnen hinter die anderen gesetzt.

Die Gruppe bemerkte das Kommen vom Propheten sallallahu ’alaihi wassallam nicht, weil sie so beschäftigt mit dem Koran waren. Sie sahen ihn erst, als er neben ihnen stand und aus Respekt hörte der Koranleser auf. Obwohl der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesehen hatte was sie Taten, fragte er trotzdem „was macht ihr?“. Das tat er um seine Freude über ihre Beschäftigung zu zeigen.

Ein Tag im Jenseits (Akhira) ist so viel wie eintausend Jahre. Allah ta’ala sagt:

„Wahrlich, ein Tag bei deinem Herrn ist gleich tausend Jahre nach eurer Zeitrechnung.“ (Al-Hağğ 47)

Darum wird im Koran vom Jenseits (Jaumu-l-Qijama) oft als „morgen“ gesprochen. Diese Dauer gilt aber nur allgemein für die Gläubigen(Mu´minin) Denn für die Ungläubigen(Kuffar) wird diese Dauer in Sure Al-Ma’āriğ so erklärt:

„Die Engel und Gabriel steigen zu Ihm auf in einem Tage, dessen Ausmaß fünfzigtausend Jahre beträgt.“ (Al-Ma’āriğ 4)

Für die echten Gläubigen wird dieser Tag je nach ihrem Status verkürzt. Es wird berichtet, dass der Abrechnungstag für einige Gläubige so kurz sein wird, wie es dauert zwei Raka vom Morgengebet(Fadschr) zu beten.

Die Segen des Koranlesens werden in vielen Ahadith erzählt. Und auch die Segen des Zuhörens seiner Rezitation werden in vielen Ahadith berichtet. Das Zuhören bringt so viel Belohnung, dass dem Propheten sallallahu ’alaihi wassallam befohlen wurde, sich bei denen aufzuhalten, die den Koran vortragen.

Einige Gelehrte meinen, dass das Zuhören mehr belohnt wird als das selbst Vortragen, denn den Koran zu lesen ist freiwillig(nafl) und ihm zuzuhören ist Pflicht(fard) und eine Pflichttat ist besser als eine freiwillige Tat.

Noch eine Sache kann man aus diesem Hadith ableiten, über die die Gelehrten verschiedene Meinungen haben. Es gibt Unstimmigkeit darüber, ob jemand, der arm aber standfest ist und seine Armut vor anderen verbirgt, besser ist oder jemand, der reich ist und Allah taala dankbar ist und seine Pflichten erfüllt. Dieser Hadith hier spricht für die armen aber standfesten Personen.



30. Belohnung für Vortragen und Zuhören des Koran

Abu Huraira radiallahu ’anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Wer einem Vers von Allahs Buch zuhört, für den wird doppelte Belohnung aufgeschrieben. Für den Leser wird (dieser Vers) am Tag der Abrechnung Licht(Nur) sein.“ (Ahmed)

Anmerkung: Die Gelehrten zweifeln an der Echtheit dieses Hadith, aber sein Inhalt wird von vielen anderen Ahadith bestätigt, die sagen, dass dem Koran zuzuhören riesige Belohnung bringt. So sehr, dass laut einigen Gelehrten das Zuhören mehr belohnt wird, als das Rezitieren.

Ibn Mas’ud radiallahu ’anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam einmal auf der Kanzel (Mimbar) saß und zu ihm (Ibn Mas’ud) sagte: „Lies mir den Koran vor!“ Ibn Mas’ud radiallahu ’anhu erwiderte: „Aber es steht mir nicht zu den Koran vor dir zu rezitieren, denn er wurde dir geoffenbart.“ Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte darauf: „Aber es ist mein Herzenswunsch, ihm zuzuhören.“ Da begann Ibn Mas’ud zu rezitieren und er sagt: „Dabei liefen dem Propheten sallallahu ’alaihi wassallam Tränen aus den Augen.“

Einmal rezitierte Salim radiallahu ’anhu (der frei gelassene Sklave von Husaifa radiallahu ’anhu) den Koran und der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam stand daneben und hörte ihm lange Zeit zu. Einmal als der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam der Rezitation von Abu Musa Asch’ari radiallahu ’anhu zuhörte, bewunderte er seinen Vortrag.



31. Belohnung für lautes und stilles Lesen

’Uqba bin ’Aamir radiallahu ’anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Wer den edlen Koran laut vorträgt gleicht dem, der öffentlich freiwillige Almosen (Sadaqa) gibt. Und wer ihn leise liest, ist wie einer der heimlich Almosen gibt.“ (Tirmisie, Abu Dawud)

Anmerkung: Manchmal wird das öffentliche Spenden von freiwilligen Almosen (Sadaqa) mehr belohnt, wenn es einen guten Grund dafür gibt und wenn man die Absicht hat, andere dadurch auch zum Spenden zu ermuntern. Zu anderen Zeiten ist das heimliche Spenden besser, zum Beispiel wenn man die Absicht hat, Angeberei zu vermeiden oder um den Empfänger der Spende nicht zu demütigen.

Auf die gleiche Weise bringt das laute (stimmhafte) Koranlesen mehr Lohn, wenn man die Absicht hat, andere auch dazu zu ermuntern und außerdem bekommen dabei auch die Zuhörer eine Belohnung. Manchmal ist das stille Lesen zu bevorzugen, um anderen keine Unannehmlichkeiten zu machen oder damit man selbst nicht angeberisch wird. So bringt das Lesen auf beide Arten seine eigene Belohnung. Manchmal ist die eine Art zu bevorzugen und manchmal die andere.

Viele Leute sagen wegen diesem Hadith, dass leises Rezitieren mehr belohnt wird. Imam Baihaki rahmatullah ’alaih schreibt in seinem Buch Kitaba Schuab, dass ’Aischa radiallahu ’anha berichtet hat: „Die Belohnung dafür, dass man eine gute Tat heimlich macht ist siebzig Mal soviel wie die Belohnung für eine öffentlich gemachte gute Tat.“ Aber nach den Regeln der Hadith-Gelehrten ist dieser Hadith schwach (dhaif).

Dschaabir radiallahu ’anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte: „Rezitiert nicht mit lauter Stimme, damit sich nicht eure Stimmen miteinander vermischen.“ ’Umar ibn ’Abdul ’Asis rahmatullah ’alaih sagte: „Wenn ihr wegen Allah taala lest, dann lest mit leiser Stimme. Und wenn ihr wegen den Menschen lest, dann hat euer Lesen eh keinen Nutzen.“

Es wurde aber auch die Empfehlung des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam für das Koranlesen mit lauter Stimme berichtet. In Scharhu-l-Ihja sind beide Ahadith enthalten und auch Aussagen vom Propheten sallallahu ’alaihi wassallam, die das laute und auch das leise Rezitieren empfehlen.



32. Der Koran als Fürsprecher

Dschaabir radiallahu ’anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Der Koran ist ein Fürsprecher, dessen Fürsprache angenommen wird. Er ist ein Akläger, dessen Anklage entsprochen wird. Wer ihm folgt, den bringt er ins Paradies. Wer ihn hinter sich lässt, den schleudert er ins Feuer.“ (Ibn Hibban, Haakim)

Anmerkung: Das bedeutet, wenn der Koran für jemand Fürsprache macht, dann wird sie von Allah ta’ala angenommen. Wie der Koran Fürsprache macht, wurde schon bei Hadith Nr. 8 erklärt. Der Koran bittet bei Allahs Gericht darum, dass die Stufen seiner Anhänger erhöht werden und er klagt diejenigen an, die ihn vernachlässigt haben.

Dem Koran zu folgen heißt, sein Leben lang seine Befehle zu erfüllen, dann führt er einen ins Paradies (Dschanna). Und ihn hinter sich zu lassen heißt, dass man ihm nicht folgt, und derjenige wird ohne Zweifel in die Grube der Hölle stürzen.

Der Autor sagt, den Koran gleichgültig zu behandeln bedeutet auch, ihn hinter sich zu lassen. In vielen Ahadith wird davor gewarnt, Allahs Wort zu vernachlässigen. In Sahih Bukhari wird ein langer Hadith berichtet, in dem einige Strafen für die Sünder beschrieben werden, die Allah dem Propheten sallallahu ’alaihi wassallam gezeigt hat.

Man zeigte ihm eine Person, deren Kopf mit einem Steinbrocken so kraftvoll geschlagen wurde, dass der Kopf zerbrach. Als der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam fragte, wer das ist, sagte man ihm: „Allah hat dieser Person Sein Wort gelehrt, aber er hat es weder nachts rezitiert, noch hat er tagsüber danach gehandelt. Darum bekommt er diese Strafe bis zum Tag der Abrechnung (Jaumu-l-Qijama).“

Möge Allah taala durch Seine Gnade uns vor Seiner Strafe bewahren, Amen! Tatsächlich ist der Koran so ein großartiger Segen, dass jede Gleichgültigkeit ihm gegenüber die schwerste Strafe verdient.



33. Fasten und Koranlesen legen Fürsprache ein

’Abdullah ibn ’Amr radiallahu ’anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Das Fasten und der Koran legen Fürsprache für Allahs Diener ein. Das Fasten wird sagen: „O Allah, ich habe ihn tagsüber vom Essen und Trinken abgehalten. Bitte nimm meine Fürsprache für ihn an.“ Der Koran wird sprechen: „Ich habe ihn nachts vom Schlaf abgehalten. Bitte akzeptiere meine Fürsprache für ihn.“ Von beiden wird die Fürsprache angenommen.“ (Ahmed, Ibn abi Dunja)

Anmerkung: Im Hadith-Buch Targhib werden im arabischen Text „ta’am“ und „scharab“ (Essen und Trinken) benutzt, wie es hier auch übersetzt ist. Aber im Buch von Haakim steht statt dessen „schahawat“ (Gelüste) anstelle von „scharab“ – d.h. das Fasten hat denjenigen vom Essen und vom befriedigen seiner Gelüste abgehalten. Damit ist hier gemeint, dass man sich sogar von erlaubten Gefühlen fern gehalten hat wie z.B. die eigene Frau zu küssen und zu umarmen.

In manchen Ahadith wird berichtet, dass der Koran in der Form eines Jugendlichen erscheinen und sagen wird: „Ich bin es, der dich nachts wach gehalten und tagsüber durstig gelassen hat.“ Dieser Hadith deutet an, dass ein Hafiz den Koran nachts im freiwilligen Gebet (nafl) rezitieren soll, wie schon bei Hadith Nr. 27 erklärt ist. Im edlen Koran selbst wird an vielen Stellen dazu aufgerufen. Einige davon sind die Folgenden:

„Und unterbrich deswegen (für die Lesung) in der Nacht deinen Schlaf – (vollbringe) diese (Leistung) freiwillig.“ (Al-Isrā´ 79)
„Und wirf dich in einem Teil der Nacht vor Ihm in Anbetung nieder und preise Seine Herrlichkeit einen langen Teil der Nacht hindurch.“ (Al-Insān 26)
„Unter den Leuten der Schrift gibt es (auch) eine Gemeinschaft, die stets die Verse Allahs zur Zeit der Nacht verlesen und sich dabei niederwerfen.“ (Āl-’Imrān 113)
„Sie sind jene, die die Nacht damit verbringen, sich niederzuwerfen und zu beten.“ (Al-Furqān 64)

Darum haben der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam und seine Sahaba radiallahu ’anhum manchmal die ganze Nacht mit Koranlesen verbracht. Über ’Uthman radiallahu ’anhu wird berichtet, dass er manchmal den kompletten Koran in einem einzigen Raka des Witr-Gebets rezitiert hat. Auch ’Abdullah ibn Subair radiallahu ’anhu pflegte den kompletten Koran in einer einzigen Nacht vorzutragen. Sa’id ibn Dschubair radiallahu ’anhu rezitierte den ganzen Koran in zwei Raka im Innern der Kaba. Thaabit Banani rahmatullah ’alaih pflegte den ganzen Koran an einem Tag und einer Nacht durch zu lesen und auch Abu Harra rahmatullah ’alaih machte es so.

Abu Schaich Huna-i rahmatullah ’alaih sagt: „In einer einzigen Nacht lese ich den kompletten Koran zwei Mal und noch zehn Teile(Dschuz) dazu. Wenn ich wollte könnte ich auch die dritte Lesung (Khatim) pro Nacht beenden.“ Auf seiner Pilgerfahrtsreise (Hadsch) beendete Salih ibn Kaisaan rahmatullah ’alaih oft zwei komplette Koranlesungen (Khatim) pro Nacht.

Mansur ibn Saasaan rahmatullah ’alaih beendete eine komplette Lesung (Khatim) im freiwilligen Gebet am Vormittag und die zweite Lesung (Khatim) in der Zeit zwischen dem Mittagsgebet(Suhr) und Nachmittagsgebet(Asr) und er verbrachte die ganze Nacht im freiwilligen Gebet, wobei er so sehr weinte, dass das Ende seines Turbans nass wurde. Dass auch viele andere Maschaich diese Gewohnheit hatten, beschreibt Mohammed ibn Nasr rahmatullah ’alaih in seinem Buch Qijamu-l-Lail.

In Scharhu-l-Ihja steht, dass unsere Vorgänger in der Religion (Din) sich durch ihre verschiedenen Gewohnheiten beim Beenden der Koranlesung unterscheiden. Manche von ihnen beendeten jeden Tag eine ganze Lesung (Khatim), wie es die Gewohnheit von Imam Schaf’i rahmatullah ’alaih außerhalb des Ramadan (9. Monat im islamischen Kalender) war. Andere beendeten jeden Tag zwei komplette Lesungen, wie es Imam Schaf’i rahmatullah ’alaih im Ramadan (9. Monat im islamischen Kalender) machte. Das war auch die Gewohnheit von Aswad, Sa’id bin Dschubair, Salih bin Kaisaan rahmatullah ’alaih und anderen.

Wieder andere pflegten pro Tag drei volle Lesungen des edlen Koran zu beenden, zum Beispiel Sulaim ibn ’Itar, der ein berühmter Nachfolger (Tabii) war. Er nahm an der Eroberung Ägyptens in der Regierungszeit von ’Umar radiallahu ’anhu Teil und Mu’awia radiallahu ’anhu gab ihm die Aufgabe, die Leute zu ermutigen, indem er ihnen Berichte über unsere Vorgänger in der Religion erzählte. Jede Nacht beendete er drei volle Lesungen vom Koran.

Imam Nawawi rahmatullah ’alaih schreibt in Kitabu-l-Askar: „Die häufigste tägliche Koranlesung wird über Ibn Kaatib rahmatullah ’alaih berichtet, der den kompletten Koran acht Mal pro Tag durch las.“ Ibn Qudaama rahmatullah ’alaih berichtet, dass Imam Ahmed ibn Hanbal rahmatullah ’alaih sagte: „Es gibt kein Limit bei dieser Sache. Die Häufigkeit hängt allein vom Elan des Lesers ab.“

Die Historiker berichten, dass Imam Asam (Imam Abu Hanifa) rahmatullah ’alaih im Ramadan (9. Monat im islamischen Kalender) einundsechzig volle Lesungen beendete: eine an jedem Tag, eine in jeder Nacht und eine im ganzen Tarawih-Gebet.

Im Gegensatz dazu hat der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt: „Wer eine ganze Lesung vom Koran in weniger als drei Tagen beendet, der kann nicht darüber (seinen Inhalt) nachdenken.“ Aus diesem Grund vertreten Ibn Hasm rahmatullah ’alaih und andere die Meinung, dass es nicht erlaubt ist, den Koran in weniger als drei Tagen durch zu lesen.

Der Autor (Schaichu-l-Hadith Mohammed Zakaria rahmatullah ’alaih) sagt, dieser Hadith bezieht sich auf die Leistungsfähigkeit der Leser im Allgemeinen, denn ansonsten wurde über eine Gruppe von Sahaba berichtet, die den Koran in weniger als drei Tagen beendeten. Auch eine große Gruppe von Gelehrten (Ulama) sagen, dass es kein Limit für den maximalen Zeitraum gibt, in dem eine Lesung beendet sein soll. Man sollte die Lesung in dem Zeitraum beenden, der einem bequem ist. Aber einige Gelehrten (Ulama) sagen, dass es maximal nicht länger als vierzig Tage dauern sollte, eine Lesung zu beenden. Das heißt, dass man täglich mindestens ein dreiviertel Teil (Dschuz) vom edlen Koran lesen sollte, und falls man das verpasst, soll man es am nächsten Tag nachholen, damit man die ganze Lesung in vierzig Tagen beendet.

Die einstimmige Meinung ist, dass dies nicht Pflicht (fard) ist, aber manche Gelehrten (’Ulama) sagen, es ist besser wenn man pro Tag nicht weniger als ein dreiviertel Teil (Dschuz) liest. Das wird auch von einigen Ahadith bestätigt. Der Autor von Madschma’ berichtet einen Hadith:

„Wer die Koranlesung innerhalb von vierzig Nächten beendet hat, hat sehr lang gebraucht.“

Manche Gelehrten (Ulama) vertreten die Meinung, dass man einmal pro Monat eine ganze Lesung beenden sollte, obwohl es zu bevorzugen ist, eine ganze Lesung pro Woche zu beenden. Das war auch die Gewohnheit der meisten Sahaba radiallahu ’anhu. Man sollte am Freitag beginnen und täglich ein Siebtel vom Koran lesen, so dass man am nächsten Donnerstag damit fertig ist.

Wie schon gesagt ist die Meinung von Imam Abu Hanifa rahmatullah ’alaih, dass wir es dem edlen Koran schulden, ihn mindestens zwei Mal im Jahr durch zu lesen. Darum sollte man auf keinen Fall weniger als das lesen.

Ein Hadith sagt: „Wenn man die Lesung des Koran am Anfang eines Tages beendet, dann bitten die Engel den Rest des Tages um Barmherzigkeit für den Leser. Und wenn man die Lesung am Anfang der Nacht beendet, bitten die Engel den Rest der Nacht um Barmherzigkeit für ihn.“

Manche Maschaich sagen deshalb, dass es besser ist, wenn man im Sommer die Koranlesung am Anfang des Tages (am frühen Morgen) beendet und im Winter am Anfang des Abends (am frühen Abend), damit man länger Nutzen vom Bittgebet (Dua) der Engel bekommt.



34. Kein besserer Fürsprecher als der Koran

Sa’id ibn Sulaim radiallahu ’anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Am Abrechnungstag wird es vor Allah keinen besseren Fürsprecher geben als den Koran. Kein Prophet, kein Engel und kein anderer.“ (Scharhu-l-Ihja)

Anmerkung: Aus vielen Ahadith wissen wir, dass Allahs Buch als Fürsprecher auftreten wird – und zwar als so ein Fürsprecher, dessen Fürsprache auch akzeptiert wird. Möge Allah ta’ala den Koran für uns alle eintreten lassen und möge Er ihn nicht zum Ankläger gegen uns machen, Amen!

Im Buch Lu-ali Masnua wird ein Hadith von Basar rahmatullah ’alaih berichtet, der nicht als schwach(dhaif) eingestuft ist: „Wenn ein Mensch stirbt und seine Verwandten sich mit der Vorbereitung der Beerdigung beschäftigen, stellt sich ein gut aussehender Mann neben seinen Kopf. Wenn die Leiche ins Leichentuch gewickelt wird, schlüpft dieser Mann zwischen Tuch und Brust des Verstorbenen. Wenn die Leute nach der Beerdigung weggehen, kommen die zwei Engel Munkar und Nakir und wollen die Befragung im Grab beginnen. Sie versuchen, den gut aussehenden Mann weg zu drängen, damit sie den Toten in Ruhe über seinen Glauben befragen können. Aber der gut aussehende Mann sagt: „Er ist mein Gefährte. Er ist mein Freund. Ich werde ihn auf keinen Fall allein lassen. Wenn ihr ihn befragen müsst, dann tut eure Arbeit. Aber ich kann ihn nicht verlassen, bis ich ihn ins Paradies gebracht habe.“ Danach wendet er sich an seinen toten Gefährten und spricht: „Ich bin der Koran. Den du gelesen hast, manchmal mit lauter Stimme und manchmal leise. Mach dir keine Sorgen. Nach der Befragung durch Munkar und Nakir wirst du keinen Kummer mehr haben.“ Wenn die Befragung vorbei ist, arrangiert der gut aussehende Mann von den höchsten Engeln (Mala-il Ala) für ihn eine seidene Matratze, die mit Moschus gefüllt ist.“

Möge Allah taala uns allen diesen Segen gewähren, Amen!

(Dieser Hadith beschreibt in seiner vollständigen Form viele Segnungen und wurde der Kürze zuliebe nicht ganz zitiert.)



35. Der Koranleser speichert das Wissen der Propheten in seinem Herz

’Abdullah ibn ’Amr radiallahu ’anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Wer den Koran ließt hat das Wissen der Propheten in seinem Herzen gesammelt. Natürlich sendet Allah keine Offenbarung auf ihn herab. Solange Allahs Worte in seinem Herzen sind, steht es den Leuten des Koran nicht, dass sie einem Wütenden gegenüber wütend werden oder dass sie sich einem Unwissenden gegenüber unwissend verhalten.“ (Haakim)

Anmerkung: Allah ta’ala hat entschieden, nach dem Propheten sallallahu ’alaihi wassallam niemandem mehr Offenbarung zu senden. Also kann auch niemand mehr eine Offenbarung erhalten. Aber weil der Koran Allahs Wort ist, enthält er ohne Zweifel das Wissen der Propheten. Und wer mit diesem Wissen gesegnet ist, dann ist es seine Pflicht das schönste Verhalten zu zeigen und alle schlechte Manieren zu meiden.

Fudail ibn ’Ijad rahmatullah ’alaih sagt: „Ein Hafiz des Koran ist der Fahnenträger des Islam. Darum gehört es sich für ihn nicht, mit zu machen mit denen, die sich in sinnlosem Zeitvertreib ergehen, mit den Achtlosen zusammen zu sein oder sich unter die Trägen zu mischen.“



36. Drei Leute spazieren über Hügel aus Moschus

Ibn ’Umar radiallahu ’anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Es gibt drei verschiedene Menschen, die werden nichts von den Schrecken des Abrechnungstages verspüren. Von ihnen wird keine Abrechnung verlangt. Bis die Leute mit ihrer Abrechnung fertig sind, werden (diese drei) auf Hügeln aus Moschus spazieren gehen.
(Diese drei sind): 1. Der den Koran Allahs wegen liest und die Leute so im Gebet anführt, das sie mit ihm zufrieden sind. 2. Der die Menschen allein Allahs wegen zum Gebet einlädt. 3. Der gut mit seinem Herrn (Vorgesetzten/Anführer) und mit seinen Untergebenen auskommt.“ (Tabranie)

Anmerkung: Die Schwere des Abrechnungstages, seine Schrecken, sein Horror und seine Leiden sind Dinge, denen sich jeder Muslim im Herzen bewusst sein muss. Dass man am Abrechnungstag auf irgendeine Weise von diesen Schrecken befreit wird, ist mehr wert als tausende Segen und Millionen von Vergnügungen.

Diejenigen, die sich dann entspannen und erfreuen dürfen sind wirklich die Gewinner. Und absoluter Ruin und Verlust ist das Schicksal von den unvernünftigen Leuten, die das Koranlesen als nutzlos und als Zeitverschwendung ansehen.

Im Buch Mudscham Kabier wird zu diesem Hadith geschrieben: „Der Überlieferer von diesem Hadith, ’Abdullah ibn ’Umar radiallahu ’anhu, sagte: „Ich hätte diesen Hadith niemals berichtet, wenn ich ihn nicht einmal, noch einmal, dann noch einmal und noch einmal … (das wiederholte er sieben Mal) vom Propheten sallallahu ’alaihi wassallam gehört hätte.“



37. Ein Vers zu lernen wird mehr belohnt als hundert Rak’a freiwilliges Gebet

Abu Sarr radiallahu ’anhu sagt: „Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam wandte sich an mich und sagte: ‚O Abu Sarr, dass du morgens los gehst und einen Vers von Allahs Buch lernst, ist besser für dich als einhundert Rak’a (freiwilliges Gebet) zu machen. Einen Teil von Wissen (’Ilm) zu lernen – ob du es in diesem Moment anwendest oder nicht – ist besser als eintausend Rak’a (freiwilliges Gebet) zu beten.‘“ (Ibn Madscha)

Anmerkung: In vielen Ahadith wird berichtet, dass das Erlenen von (religiösem) Wissen besser ist als Anbetung (’Ibada). Es ist sehr schwer, all die Ahadith in diesem Buch zusammen zu fassen, die über das Erlernen von Wissen sprechen. Unser Prophet sallallahu ’alaihi wassallam hat gesagt: „Die Überlegenheit eines Gelehrten (’Alim) über einen Anbeter ist so, wie meine Überlegenheit über den Geringsten von euch.“ In einem anderen Hadith sagte er: „Ein Gelehrter ist für den Teufel (Schaitan) härter als eintausend Anbeter.“



38. Wer zehn Verse liest wird nicht zu den Achtlosen gezählt

Abu Huraira radiallahu ’anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Wer in einer Nacht zehn Verse vom edlen Koran liest, der wird (in dieser Nacht) nicht zu den Achtlosen gezählt.“ (Haakim)

Anmerkung: Zehn Verse zu lesen dauert nur ein paar Minuten und dadurch ist man die ganze Nacht lang vor Achtlosigkeit bewahrt. Was könnte das noch übertreffen?



39. Wer standhaft am Pflichtgebet fest hält gehört nicht zu den Achtlosen

Abu Huraira radiallahu ’anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Wer an den Pflichtgebeten fest hält, der wird nicht zu den Achtlosen gezählt. Derjenige der in einer Nacht eintausend Verse liest, wird (in dieser Nacht) unter die Respektierten(Qanitien) aufgeschrieben.“ (Ibn Khusaima, Haakim)

Anmerkung: Hasan Basri rahmatullah ’alaih berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Wer nachts einhundert Verse liest gehört zu denen, die nicht vom edlen Koran angeklagt werden. Wer zweihundert Verse liest, dem wird eine Belohnung gegeben, als hätte er die ganze Nacht in Anbetung (’Ibada) verbracht. Für den der fünfhundert bis eintausend Verse liest, gibt es einen Qintaar.“ Als die Sahaba fragten: „Was ist ein Qintaar?“, antwortete der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam: „So viel wie Zwölftausend (Dirham oder Dinar).“



40. Allahs Buch ist ein Schutz vor schlimmen Unruhen

Ibn ’Abbaas radiallahu ’anhu sagt: „Dschibra´il (Gabriel) ’alaihis salaam kam zum Propheten sallallahu ’alaihi wassallam und informierte ihn, dass bald viele Prüfungen(Fitnas) auftauchen werden. Als der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam ihn fragte: „Was ist das Mittel um sich davor zu schützen?“, antwortete Dschibra´il (Gabriel) ’alaihis salaam: ‚Allahs Buch.‘“ (Rasien)

Anmerkung: Nach Allahs Buch zu handeln dient als Schutz vor Schlechtem und seine Rezitation bringt Erleichterung von Übeln. In Hadith Nr. 22 wurde schon erwähnt, wenn der Koran in einem Haus rezitiert wird, dann steigen Frieden und Allahs Gnade auf das Haus herab und der Teufel (Schaitan) verschwindet von dort.

Die Gelehrten (Ulama) sagen, dass in diesem Hadith mit „Fitna“ das Auftreten vom Antichrist (Daddschal) (besitzt übernatürliche Kräfte und wurde von allen Propheten angekündigt), die Invasion der Mongolen und ähnliche Ereignisse gemeint sind. In einem langen Hadith von ’Ali radiallahu ’anhu wird auch dieses Thema berichtet. In diesem Hadith von ’Ali radiallahu ’anhu heißt es auch, dass der Prophet Jahja (Johannes) alaihis salaam zu den Israeliten sagte: „Allah taala befiehlt euch sein Buch zu lesen. Und wenn ihr das tut, dann seid ihr so wie ein Volk, das geschützt in einer Festung ist. Und egal von welcher Seite der Feind angreifen will, so findet er dort Allahs Wort als Wache, die ihn zurück schlägt.“


Kapitel 2: Abschließender Teil


Es gibt ein paar Ahadith mehr als die bis hierher genannten Vierzig, die man unbedingt berichten muss, weil sie zu diesem Thema gehören.

In diesem Teil werden die besonderen Vorzüge einzelner Suren erwähnt. Diese Suren sind kurz, aber bringen riesige Nutzen und Belohnungen. Zusätzlich gibt es noch ein oder zwei wichtige Dinge, vor denen man die Leser des edlen Koran warnen muss.


1. Sure Al-Fātiha ist ein Heilmittel für alle Leiden

’Abdul Malik bin Umair radiallahu ’anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „In der Sure Al-Fātiha ist Heilung für jede Krankheit.“ (Daarimi, Baihaki)

Anmerkung: In vielen Ahadith werden die Vorzüge der Sure Al-Fātiha berichtet. In einem davon wird erzählt: „Ein Sahabi machte ein freiwilliges Gebet, als der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam ihn rief. Weil er aber im Gebet war, antwortete der Mann nicht. Nachdem er mit seinem Gebet fertig war, ging er zum Propheten sallallahu ’alaihi wassallam, der ihn fragte, wieso er nicht gleich geantwortet hat. Er sagte: „Das konnte ich nicht, weil ich doch im Gebet war.“ Da fragte der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam ihn, ob er nicht diesen Vers gelesen hätte:

„O ihr, die ihr Glaubt, hört auf Allah und den Gesandten, wenn er euch zu etwas aufruft.“ (Al-Anfāl 24)

Dann sagte der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam: „Ich sage dir eine Sure, die die Großartigste ist, die vorzüglichste im ganzen Koran. Das ist Sure Al-Hamd … (die erste Sure des Koran), die sieben Verse hat. Das sind die Saba Mathani und sie repräsentieren den edlen Koran.“

Manche Mystiker (Sufis) sagen, alles was in den früheren offenbarten Büchern war, ist im edlen Koran zusammen gefasst. Und was im edlen Koran ist, steckt in Sure Al-Fātiha, und was in Sure Al-Fātiha ist, steckt in Bismillah. Und was in Bismillah ist, steckt in seinem ersten Buchstaben Ba.

Sie erklären, dass Ba ein gleichstellendes Bindewort ist und für „Vereinigung“ steht. Und ganz sicher ist das letztliche Ziel eine Vereinigung des Dieners mit Allah ta’ala. Manche Mystiker (Sufis) gehen sogar noch weiter zu sagen, dass alles was in Ba ist, in seinem Punkt zu finden ist. Und dieser Punkt symbolisiert Allahs Einheit – etwas das so unteilbar ist wie ein Punkt.

Es wird berichtet, dass manche Gelehrte sagten, dass der Vers

„Dir (allein) dienen wir, und Dich (allein) bitten wir um Hilfe“ (Al-Fātiha 5)

ein Bittgebet (Dua) zur Erfüllung all unserer Ziele ist, weltlich als auch spirituell.

In einem Hadith wird berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Bei Dem in Dessen Hand mein Leben liegt, eine Sure wie diese wurde weder in der Thora noch im Evangelium (Indschil) noch in den Psaltern(Sabur) offenbart, noch nicht einmal im Rest vom Koran.“

Die Mashaikh sagen, dass das Lesen der Sure Al-Fātiha mit fester Überzeugung alle Krankheiten heilt, egal ob spirituelle oder weltliche, äußerliche oder innerlich. (Sie aufzuschreiben und als Amulett zu tragen und auch über ihre Buchstaben zu lecken ist hilfreich beim Behandeln von Krankheiten.)

Die sechs authentischen Hadith-Bücher (die Sammlungen von Bukhari, Muslim, Tirmisie, Abu Dawud, Nasa-i und Ibn Madscha) enthalten Ahadith die berichten, dass die Sahaba radiallahu ’anhum Sure Al-Fātiha lasen und auf den pusteten, der von einer Schlange oder einem Skorpion gebissen wurde. Sogar Epileptiker und Geistesgestörte wurden so behandelt. Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam hat dem auch zugestimmt.

Ein anderer Hadith berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam diese Sure rezitierte und auf Sa’id bin Jasied blies und seinen Speichel auf die Stelle auftrug (wo Sa’id Schmerzen hatte). Laut einem anderen Hadith wird berichtet: „Wer beim Schlafengehen Sure Al-Fātiha und Sure Al-Ikhlās liest und auf sich selbst bläst, der ist immun gegen alle Gefahren außer den Tod.“

In einem anderen Hadith heißt es, dass Sure Al-Fātiha die gleiche Belohnung bringt wie zwei Drittel des Koran. Es wird auch berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Mir wurden vier Dinge aus der besonderen Schatzkammer unter Allahs Thron gegeben, die niemals jemandem zuvor gegeben wurden. Diese Vier sind 1. Sure Al-Fātiha, 2. Ajatu-l-Kursi (255. Vers von Sure Al-Baqara), 3. die letzten Verse der Sure Al-Baqara und 4. Sure Al-Kauthar.“

Hasan Basri rahmatullah ’alaih berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Wer Sure Al-Fātiha liest, ist wie jemand der die Thora, das Evangelium, die Psalter und den edlen Koran liest.“

Ein Hadith berichtet, dass der Teufel (Schaitan) bei vier Anlässen geweint und Staub auf seinen Kopf geworfen hat: 1. als er verflucht wurde, 2. als er aus dem Paradies auf die Erde verbannt wurde, 3. als Mohammed sallallahu ’alaihi wassallam Prophet wurde und 4. als die Sure Al-Fātiha offenbart wurde.

Scha’bi rahmatullah ’alaih berichtet, dass einmal ein Mann zu ihm kam und sich über Nierenschmerzen beklagte. Scha’bi riet ihm, Asasa-l-Qur´an zu rezitieren (das Fundament des Koran) und auf die schmerzende Stelle zu blasen. Als man ihn fragte was Asasa-l-Qur´an ist, antwortete Scha’bi rahmatullah ’alaih: „Die Sure Al-Fātiha.“

In den aufgeschriebenen und erprobten Bittgebeten der Maschaikh steht, dass Sure Al-Fātiha Isma-l-Asam ist – Allahs größter Name – und dass man sie zum Erreichen all unserer Ziele lesen sollte. Es gibt zwei Arten, das zu tun:

  1. Vierzig Tage lang diese Sure einundvierzig Mal in der Zeit zwischen Sunna und Fard des Morgengebetes (Fadschr) lesen. Dabei soll man das letzte Miem von Bismillahhir Rahmanir Rahim mit dem Lam am Anfang von Al-hamdulillah zusammen aussprechen. Was immer man als Ziel hat, das wird Inscha Allah erfüllt. Um einen Kranken oder einen, der verzaubert wurde zu behandeln, soll man die Sure rezitieren und auf Wasser blasen, das der Kranke dann trinkt.
  2. Die zweite Methode ist: Am ersten Sonntag eines neuen Monats (nach dem Mondkalender!) liest man Sure Al-Fatiha siebzig Mal zwischen dem Sunna und Fard des Morgengebets, am nächsten Tag zehn Mal weniger und jeden folgenden Tag zehn Mal weniger, bis man am siebten Tag die Sure zehn Mal rezitiert. Am achten Tag sollte man dieses Programm wieder von vorn beginnen und das ganze insgesamt vier Wochen lang durchführen. Hat man sein Ziel am Ende des ersten Monats erreicht, ist es gut. Falls nicht, sollte man dieses Programm den zweiten, und falls nötig einen dritten Monat lang durchführen.

Diese Sure wird auch mit Rosenwasser oder Moschuswasser und Safran auf einen Porzellan-Teller geschrieben, dann wird die Schrift mit Wasser abgewaschen und dieses „Abwasch-Wasser“ wird dem Kranken vierzig Tage lang zu trinken gegeben. Das ist eine sichere Behandlung für chronische Leiden.

Sure Al-Fātiha sieben Mal zu lesen und dann auf den Kranken zu blasen ist eine akzeptierte Behandlungsmethode bei Zahnschmerzen, Kopfschmerzen und Magenschmerzen.

All dies wurde aus dem Buch Masahir Haq entnommen.

Der Sahih von Muslim enthält einen Hadith, in dem Ibn ’Abbaas radiallahu ’anhu berichtet: „Einmal saß der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam mit uns zusammen und sagte: „Im Paradies wurde heute eine Tür geöffnet, die noch niemals vorher geöffnet wurde. Und aus dieser Tür ist ein Engel herab gekommen, der noch niemals zuvor herab gekommen ist. Dieser Engel hat zu mir gesagt: ‚Empfange die frohe Nachricht von zwei Lichtern(Nur), die niemandem zuvor gewährt wurden. Das eine ist Sure Al-Fātiha und das zweite ist der letzte Abschnitt von Sure Al-Baqara.‘“ Diese zwei Suren wurden als Licht (Nur) bezeichnet, weil sie am Abrechnungstag vor ihren Lesern deren Weg erleuchten werden.



2. Segen und Wohlergehen (Baraka) von Sure Yā Sīn

’Ata ibn Abi Raba rahmatullah ’alaih sagt: „Mir wurde berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Demjenigen, der am Anfang des Tages Sure Yā Sīn liest werden alle Bedürfnisse (dieses Tages) erfüllt.“ (Daarimi)

Anmerkung: Viele Vorzüge der Sure Yā Sīn werden in den Ahadith berichtet. In einem davon heißt es: „Alles hat ein Herz. Und das Herz des edlen Koran ist Sure Yā Sīn. Für den, der Sure Yā Sīn liest, schreibt Allah ta’ala die gleiche Belohnung auf, als hätte er den ganzen Koran zehn Mal gelesen.“

In einem anderen Hadith wird gesagt: „Allah taala hat die Suren Yā Sīn und Tā Hā eintausend Jahre vor der Schöpfung von Himmeln und Erde rezitiert. Als die Engel sie hörten, sagten sie: „Segen (Baraka) ist für die Gemeinschaft (Umma), auf die der Koran hinab gesandt wird. Segen (Baraka) ist für die Herzen, die den Koran enthalten (d.h. auswendig wissen) werden und Segen (Baraka) ist für die Zungen, die ihn rezitieren werden.“

Ein anderer Hadith sagt: „Wer immer einzig für Allahs Wohlgefallen Sure Yā Sīn liest, dem werden all seine früheren Sünden vergeben. Darum gewöhnt es euch an, diese Sure für eure Verstorbenen zu lesen.“

Ein Hadith berichtet, dass die Sure Yā Sīn in der Thora „munima“ (die gute Dinge gibt) genannt wird, weil sie für ihren Leser sowohl in diesem Leben als auch im Jenseits (Akhira) Nutzen hat. Sie entfernt die Schwierigkeiten dieser Welt und der nächsten von ihm und sie nimmt die Furcht vorm nächsten Leben.

Sure Yā Sīn wird auch „rafida al-khafida“ genannt – diejenige, die die Stellung der Gläubigen erhöht und die Ungläubigen erniedrigt.

In einem Hadith heißt es, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Es ist mein Herzenswunsch, dass Sure Yā Sīn im Herzen von jedem meiner Gemeinschaft (Umma) sein soll.“ Ein anderer Hadith besagt: „Wer jede Nacht Sure Yā Sīn liest und dann stirbt, dessen Belohnung wird wie die sein von einem, der als Märtyrer (Schahid) stirbt.“

Ein anderer Hadith berichtet: „Wer immer Sure Yā Sīn liest, dem wird vergeben. Wer sie hungrig liest, der wird satt. Wer sie liest, wenn er sich verlaufen hat, wird seinen Weg wieder finden. Wer sie liest, wenn ihm ein Tier entlaufen ist, findet es wieder. Und wenn jemand sie liest, der befürchtet, dass sein Essen knapp wird, dessen Essen wird ausreichen. Und wenn man sie neben einem Sterbenden liest, dann wird ihm der Tod leicht gemacht. Und wenn man sie bei einer Frau liest, die Schwierigkeiten bei der Geburt hat, so wird für sie die Geburt leicht gemacht.“

Muqri rahmatullah ’alaih sagte: „Wenn jemand, der Angst vor der Regierung oder vor einem Feind hat, Sure Yā Sīn liest, dann wird er seine Angst los.“

Laut einem Hadith wird berichtet: „Wer am Freitag Sure Yā Sīn und Sure As-Sāffāt liest und Allah taala um etwas bittet, dem wird sein Bittgebet (Dua) erfüllt.“

(Die meisten dieser Ahadith wurden aus dem Buch Masahir-e-Haqq entnommen, auch wenn die Hadith-Gelehrten manche davon anzweifeln.“)



3. Segen und Wohlergehen (Baraka) der Sure Al-Wāqi’a

Ibni Mas’ud radiallahu ’anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Wer jede Nacht Sure Al-Wāqi’a liest, der wird niemals Not sehen.“ Ibni Mas’ud radiallahu ’anhu wies seine Töchter an, diese Sure jede Nacht zu lesen. (Baihaki)

Anmerkung: In vielen Ahadith werden die Vorzüge der Sure Al-Wāqi’a berichtet. Ein Hadith sagt: „Wer Sure Al-Hadīd, Al-Wāqi’a und Ar-Rahmān liest, der wird unter den Bewohnern von Firdaus abgerechnet – dem höchsten Paradies.“

In einem anderen Hadith heißt es. „Sure Al-Wāqia ist die Sure, die von Not befreit, lest sie und bringt sie euren Kindern bei!“ Ein anderer Hadith sagt: „Bringt sie euren Ehefrauen bei!“ Man berichtet, dass ’Aischa radiallahu ’anha großen Wert auf das Lesen dieser Sure legte.

Wir haben allerdings eine sehr niedrige Einstellung, wenn wir diese Sure für einen kleinen weltlichen Gewinn lesen. Wenn wir sie stattdessen für ein zufriedenes Herz und fürs Jenseits (Akhira) lesen, dann fallen uns weltliche Gewinne von selbst zu.



4. Segen und Wohlergehen (Baraka) von Sure Al-Mulk

Abu Huraira radiallahu ’anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Ohne Zweifel gibt es im Koran eine Sure mit dreißig Verse, die immer weiter Fürsprache für ihren Leser macht, bis ihm vergeben wird. Das ist die Sure ‚Tabarakallasi …‘.“ (Abu Dawud, Ahmed)

Anmerkung: Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam hat auch über Sure Al-Mulk gesagt: „Es ist mein Herzenswunsch, dass diese Sure im Herz von jedem Gläubigen (Mu´min) drin sein sollte.“ Ein Hadith sagt: „Wer Sure Al-Mulk und Sure Alif Lam Mim (As-Sağda) zwischen dem Abend- (Maghrib) und Nachtgebet (’Ischa) liest, der ist wie jemand der die Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) im Gebet stehend verbringt.“

Es wird auch berichtet, wenn jemand diese beiden Suren liest, dann werden in seinem Tatenbuch siebzig Belohnungen zugefügt und siebzig Sünden ausgelöscht. Ein anderer Hadith sagt, wer diese beiden Suren liest, für den wird eine Belohnung aufgeschrieben, als hätte er die ganze Nacht der Macht (Lailatu-l-Qadr) im Gebet gestanden. Dies wird auch in Masahir berichtet. Tirmisie rahmatullah ’alaih berichtet von Ibn ’Abbaas radiallahu ’anhu: „Eine Gruppe von Sahaba stellten an einer Stelle ein Zelt auf, ohne zu wissen, dass dort ein Grab war. Plötzlich hörten sie wie jemand Sure Al-Mulk rezitiert. Sie erzählten dem Propheten sallallahu ’alaihi wassallam davon und der erklärte ihnen: „Diese Sure schützt vor Allahs Strafe und sorgt für Befreiung.“

Dschaabir radiallahu ’anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam niemals schlafen ging, bevor er die Suren Alif Lam Mim As-Sağda und Al-Mulk rezitiert hatte.

Khalid ibn Ma’dan rahmatullah ’alaih sagt, dass ihm berichtet wurde: „Es gab einen Mann, der ein großer Sünder war, aber er pflegte die Sure As-Sağda zu rezitieren. Nie hat er etwas anderes gelesen. Diese Sure breitete ihre Flügel über dem Mann aus und sprach zu Allah taala: „O mein Versorger! Dieser Mann hat mich sehr häufig gelesen.“ Also wurde die Fürsprache dieser Sure angenommen. Es wurde befohlen, dass jede Sünde in seinem Tatenbuch durch eine Belohnung ersetzt wird.

Khalid bin Ma’dan berichtet auch: „Diese Sure macht im Grab Fürsprache für ihren Leser und sagt: „O Allah! Wenn ich in Deinem Buch enthalten bin, dann nehme meine Fürsprache an. Ansonsten lösch mich aus Deinem Buch.“ Diese Sure erscheint in Form eines Vogel, breitet ihre Flügel über den Toten aus und schützt ihn vor der Strafe im Grab.“ Die gleichen Vorzüge hat er auch über die Sure Al-Mulk berichtet. Er selbst ging niemals schlafen, ohne vorher diese beiden Suren zu lesen. Ta-us rahmatullah ’alaih sagte: „Diese beiden Suren haben sechzig Vorzüge, mehr als jede andere Sure.“

Die Bestrafung im Grab ist keine leichte Sache. Das Grab ist die erste Stufe die man nach dem Tod durchqueren muss. Immer wenn ’Uthman radiallahu ’anhu an einem Grab stand, weinte er so sehr, dass sein edler Bart nass vor Tränen war. Jemand fragte ihn, wieso er beim Anblick eines Grabes mehr weint als wenn man über das Paradies (Dschanna) oder die Hölle (Dschahannam) spricht. Er antwortete darauf: „Ich habe vom Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gehört, dass das Grab die erste Stufe vom Jenseits (Akhira) ist. Wer da vor Strafe bewahrt bleibt, für den wird alles weitere leicht. Aber wer immer dort bestraft wird, für den wird alles danach noch härter. Und ich habe auch gehört, dass kein Anblick furchterregender ist als das Grab.“

„O Allah, schütze uns durch Deine Gnade vor dieser Strafe!“



5. Welche Tat bringt den meisten Segen?

Ibni ’Abbaas radiallahu ’anhu berichtet: „Ein Mann fragte den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam: „Welche der Taten ist am überlegensten?“ Zur Antwort bekam er: „Haalu-l-Murtahil.“ Als der Mann fragte: „Was ist Haalu-l-Murtahil?“, antwortete ihm der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam: ‚So nennt man diejenigen Leute des Koran, die den edlen Koran am Anfang zu lesen beginnen und ihn bis zum Ende lesen. Wenn sie am Ende angekommen sind, fangen sie wieder von vorne zu lesen an. Da wo sie anhalten, lesen sie dann weiter.‘“ (Tirmisie, Haakim)

Anmerkung: „Haal“ nennt man den, der an seinem Ziel ankommt und „Murtahil“ ist der, der sich von dort aus auf den Weg macht. Also wenn man den Koran fertig hat, wieder von neuem anzufangen. Man soll nicht sagen: „Das reicht, jetzt ist er durch gelesen. Später schauen wir noch mal hinein.“ Eine Überlieferung(Riwaja) im Buch Kansu-l-Ummal erklärt, dass es  Khatamu-l-Mufattih (derjenige, der anhält und direkt wieder anfängt) bedeutet. Also wenn man ein Mal den Koran fertig gemacht hat, fängt man direkt mit dem nächsten an. Höchstwahrscheinlich kommt auch daher die Angewohnheit, wenn man den Koran zu Ende gelesen hat, bis zu „muflihun“ von Sure Al-Baqara weiter zu lesen und erst dann Bittgebet (Du’a) zu machen. Leider sehen die Leute das heute als Brauch an und kümmern sich danach nicht mehr darum, eine weitere Lesung fort zu setzen. Und dabei ist es doch gerade das, was wichtig ist. Was hier betont wird ist, dass man direkt nachdem man mit einer fertig ist, die nächste Lesung vom edlen Koran anfangen soll. Und wenn man die angefangen hat, muss man sie auch zu Ende machen. In Scharh Ihja und auch bei Allama Sujuti rahmatullah ’alaih in Itkan wird von Daarimi rahmatullah ’alaih dieser Hadith berichtet: „Wenn der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam (eine Koranlesung fertig hatte und dabei) die Sure An-Nās gelesen hatte, las er direkt danach weiter bis zum Wort „muflihun“ der Sure Al-Baqara und danach machte er das Bittgebet nach einer Lesung (Khatim-Du’a).“



6. Warum es Hingabe zum Koran braucht

Abu Musa Asch’ari radiallahu ’anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Ihr sollt den Koran häufig zum Lesen in die Hand nehmen. Ich schwöre bei Dem Allah, in Dessen Hand mein Leben liegt, dass der Koran aus dem Herzen eines Hafiz schneller flieht, als ein Kamel dessen Strick, mit dem es angebunden wurde, sich löst.“ (Bukhari, Muslim)

Anmerkung: Wenn ein Mensch vergisst, auf sein Tier zu achten und es anzubinden, kann es sich von seinem Strick befreien und läuft seinem Besitzer davon. Genauso ist es mit dem edlen Koran. Wenn der Hafiz sich nicht darum kümmert und ihn pflegt, bleibt der Koran nicht in seinem Herzen und wird vergessen.

Es ist ein echtes Wunder, dass jemand überhaupt den ganzen Koran auswendig lernen kann. Ein Buch, so dick wie der Koran, auch nur halb oder zu einem Drittel auswendig zu lernen ist nicht nur schwer, sondern fast unmöglich. Darum betont Allah ta’ala in der Sure Al-Qamar immer wieder, dass es ein Segen von Allah ist, den Koran auswendig zu wissen:

„Und wahrlich, Wir haben den Koran zur Ermahnung leicht gemacht. Gibt es also einen, der ermahnt sein mag?“ (Al-Qamar 17, 22, 32, 40)

Im Koran-Kommentar Dschalalain schreibt der Autor: „Diese Frage ist in Wirklichkeit ein Befehl, eine Aufforderung den Koran auswendig zu lernen.“ So hat Allah taala immer wieder betont wie wichtig es ist, den Koran auswendig zu lernen, aber wir Muslime sind so verirrt, dass wir das als nutzlose Zeitverschwendung ansehen. Dieser Fehler von uns reicht, um uns zu ruinieren.

Es ist echt erstaunlich, als ’Usair ’alaihis salaam (ein Prophet der Bani Isra´il) die Thora auswendig lernte und die Leute dies erfuhren, achteten sie ihn dafür so sehr, dass sie ihn „Gottes Sohn“ nannten. Wie gering ist unsere Achtung für Allahs Gnade, dass Er es für uns alle leicht gemacht hat, den Koran auswendig zu lernen und diese Gnade nicht nur einem Einzelnen gewährte, wie es bei der Thora der Fall war.

Über solche Leute sagt der edle Koran:

„Und die Ungerechten werden bald erfahren, zu welchem Ort sie zurückkehren werden.“ (Aš-Šu’arā 227)

Es ist allein Allahs Gnade und Barmherzigkeit, dass der Koran auswendig gelernt werden kann, wenn man ihn dann aber vernachlässigt, lässt Er ihn vergessen. Vor dem Vergessen, nachdem man den Koran gelernt hat, gibt es ernste Warnungen. Es wird berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte: „Mir wurden die Sünden meiner Gemeinschaft (Umma) gezeigt. Keine Sünde fand ich so groß wie die, den Koran zu vergessen, nachdem man ihn gelernt hatte.“ In einem anderen Hadith wird gesagt. „Wer den Koran vergisst, nachdem er ihn gelesen hat, wird als Leprakranker vor Allah treten müssen.“ Rasin rahmatullah ’alaih berichtet in Dschama’ul-Fawa-id einen Hadith, der sagt, dass diese Verse davon sprechen:

Und dem, der sich jedoch von Meiner Ermahnung abkehrt, wird ein Leben in Drangsal beschieden sein, und am Tage der Auferstehung werden Wir ihn blind vor Uns führen.
Er wird sagen: „Mein Herr, warum hast Du mich blind (vor Dich) geführt, obwohl ich (zuvor) sehen konnte?“
Er (Allah) wird sprechen: „Es sind ja Unsere Zeichen zu dir gekommen, und du hast sie missachtet – also wirst heute nun du missachtest sein!“ (Tā Hā 124-126)


7. Strafe für den, der den Koran für weltlichen Gewinn liest

Buraida radiallahu ’anhu berichtet, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt hat: „Wer den edlen Koran mit der Absicht liest, von den Leuten Essen zu bekommen, der wird am Abrechnungstag so auferweckt, dass sein Gesicht wie ein Knochen ohne Fleisch sein wird.“ (Baihaki)

Anmerkung: Wer den Koran liest, um damit weltliche Bedürfnisse zu erfüllen, der bekommt keinen Anteil im Jenseits. Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam hat gesagt. „Wir lesen den Koran. Unter uns sind Araber und auch Nicht-Araber. Lest den Koran weiter so, wie ihr es jetzt macht. In Kürze werden solche Leute auftauchen, die werden die Aussprache der Buchstaben vom Koran so genau ausrichten, wie man den Pfeil in seinem Bogen ausrichtet (d.h. sie werden es zu einer Kunst erheben und Stunden damit verbringen, die Aussprache von jedem einzelnen Buchstaben zu verbessern). Sie werden sich sehr um die Phonetik (Aussprache) bemühen. Aber all das wird mit weltlicher Absicht sein. Sie werden am wenigsten um das Jenseits besorgt sein.“ Dieser Hadith zeigt, dass allein nur das Lesen mit lieblicher Stimme nichts bringt, wenn man keine Aufrichtigkeit(Ikhlas) dabei hat und der Zweck nur ist, weltlichen Nutzen zu bekommen.

Dass das Gesicht wie ein Knochen ohne Fleisch sein wird, bedeutet, das wenn ein Mensch das edelste aller Dinge (den Koran) als Mittel zum Verdienen der niedrigen Dinge dieser Welt benutzt, dann wird dem edelsten Teil seines Körpers (seinem Gesicht) die Schönheit genommen.

Einmal kam ’Imran bin Husain radiallahu ’anhu an einem Prediger vorbei, der den Koran vortrug und danach von den Leuten bettelte. Er war sehr traurig über diesen schmerzlichen Anblick und sagte: „Inna lillahi wa inna ilaihi radschiun. Ich habe vom Propheten sallallahu ’alaihi wassallam gehört: „Wer immer den Koran rezitiert, der soll alles was er braucht nur von Allah taala erbitten. In Kürze wird ein Volk auftauchen, die werden den Koran vortragen und dann von den Leuten betteln.““

Von einigen Gelehrten wird berichtet, dass das Beispiel von jemandem, der die Vorteile dieser Welt durch sein religiöses Wissen erlangt, so ist, wie jemand der seine Schuhe mit seiner Wange sauber wischt. Ohne Zweifel werden die Schuhe dadurch sauber, aber wie dumm ist es, so etwas zu tun. Über solche Leute sagt der edle Koran:

„Diese sind es, die das Irregehen gegen die Rechtleitung eingetauscht haben, doch ihr Handel brachte ihnen weder Gewinn, noch werden sie rechtgeleitet.“ (Al-Baqara 16)

Ubai ibn Ka’b radiallahu ’anhu berichtet: „Ich habe einem Mann eine Sure vom Koran beigebracht und er gab mir einen Bogen als Geschenk. Das habe ich dem Propheten sallallahu ’alaihi wassallam erzählt und der sagte: „Du hast einen Bogen aus der Hölle (Dschahannam) angenommen.““

’Ubada ibn Saamit radiallahu ’anhu berichtet, dass ihm selbst etwas Ähnliches passiert ist. Als er den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam davon erzählte, sagte der: „Du hast zwischen deine Schultern einen Funken vom Höllenfeuer gehängt.“ Laut einem anderen Hadith hat der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt: „Wenn ihr bereit dazu seid, ein Joch[3] aus der Hölle (Dschahannam) um euren Hals zu legen, dann könnt ihr das Geschenk annehmen.“

Diejenigen Huffaz, die nur des Geldes wegen in den Koranschulen arbeiten, werden darum gebeten, einmal über ihre Stellung und ihre Verantwortung nachzudenken. Ihr unangebrachtes Verhalten dient einigen Leuten als Ausrede dafür, dass sie mit dem Koranlesen oder dem Auswendiglernen aufhören. Sie sind nicht allein schuldig für solche Folgen, aber solche Huffaz tragen einen Teil der Verantwortung dafür, dass das Lehren des Koran aufhört.

Sie denken, dass sie dabei helfen den Koran zu verbreiten, dabei verhindern sie dies in Wirklichkeit durch ihr falsches Verhalten und ihre schlechte Absicht. Die Gelehrten (Ulama) erlauben es nicht, Lohn anzunehmen für den Koranunterricht, damit nicht das Geld zum eigentlichen Motiv wird. Das wahre Ziel der Lehrer sollte allein sein, die Ausbildung und das Wissen vom Koran zu verbreiten. Kein Gehalt kann ein Ausgleich sein für die edle Handlung des Lehrens vom Koran. Solcher Lohn dient nur dazu, persönliche Bedürfnisse zu erfüllen und wird nur erlaubt, wenn einen die Umstände dazu zwingen, in Fällen von drängender Not.


Kapitel 3: Anhang


Dass die Schönheiten und der Segen des edlen Koran auf den vorherigen Seiten beschrieben wurde, dient dazu, Liebe zum Koran zu entwickeln. Denn man braucht Liebe zum Koran, um Liebe zu Allah zu entwickeln und umgekehrt. Die Liebe zum einen führt zu Liebe zum anderen. Die Erschaffung des Menschen in dieser Welt dient nur einem Zweck, dass man Allah erkennt. Und der Rest der Schöpfunf wurde für di Dienste des Menschen erschaffen.

Ein persischer Dichter sagte:

Die Wolken, der Wind, der Mond, die Sonne und der Himmel
arbeiten ununterbrochen, damit du deinen Lebensunterhalt verdienst
und nicht vergesslich auf isst.
Die gesamte Schöpfung arbeitet gehorsam für dich.
Die Gerechtigkeit verlangt es,
dass du niemals vergisst, dem Schöpfer (Allah) zu dienen.

Darum sollte der Mensch eine Lektion lernen von der Pünktlichkeit und ihrem Gehorsam mit denen sie ihm dienen. Manchmal, als Warnung, verursacht Allah vorübergehende Veränderungen in ihrer Funktion. Es fällt kein Regen, wenn es regnen sollte, es weht kein Wind, wenn es windig sein sollte. Und genauso ändern sich Sonne und Mond durch ihre Finsternisse. Kurz gesagt unterliegt alles einer Veränderung um die zu ermahnen, die ihre Pflichten, die sie ihrem Schöpfer gegenüber haben, vernachlässigen.

Es ist wirklich erstaunlich, dass all diese Dinge dazu dienen, die Bedürfnisse des Menschen zu erfüllen, und trotzdem führt ihr Gehorsam nicht dazu, dass der Mensch dem Schöpfer gehorsam wird. Einzig die Liebe erweist sich als beste Hilfe zu Gehorsam und Unterwerfung zu Allah ta’ala.

Wahrlich, der Liebende unterwirft sich dem Geliebten.

Wenn sich jemand in einen anderen verliebt, dann wird Gehorsam und Unterwerfung für den geliebten zur Gewohnheit. Ihm ungehorsam zu sein wird so schwer, wie es einem schwer fällt, sich jemandem zu unterwerfen den man nicht liebt.

Ein Weg um Liebe für jemanden zu entwickeln ist seine Schönheit und Erhabenheit zu betrachten. Das geht entweder durch die physischen Sinne (Sehen, Hören usw.) oder durch innerliche Betrachtung (Nachdenken). Ein Blick auf ein schönes Gesicht kann zu „Liebe auf den ersten Blick“ führen, eine liebliche süße Stimme wirkt manchmal wie ein Magnet. Ein persischer Dichter sagte:

Schönheit allein ruft keine Liebe hervor,

sehr oft entspringt dieser Schatz durch charmante Worte.

Manchmal zieht eine schöne Stimme das Herz unbewusst an, und manchmal ist es die Schönheit und Weisheit von Worten, in die man sich verliebt. Erfahrene Personen raten deshalb, um Liebe zu entwickeln soll man über die schönen Eigenschaften und Details des Geliebten nachdenken, und für niemanden außer dem Geliebten sollte man Platz im Herzen haben.

Es stimmt, dass sogar bei menschlicher Liebe der Anblick eines schönen Gesichts oder einer Hand den Wunsch hervor ruft, den Rest des Körpers auch zu sehen, damit sich die Liebe vermehrt und das Verlangen des Herzens gestillt wird, aber die Stufe der Zufriedenheit wird nie erreicht. Ein Dichter sagt in Urdu:

Mit voran schreitender Behandlung verschlimmerte sich die Krankheit.

Wenn man den Samen nach dem Aussähen kein Wasser gibt, wird niemals etwas wachsen. Und wenn man nachdem man sich verliebt hat, den Geliebten nicht hofiert, dann wird diese Liebe im Laufe der Zeit vergehen. Wenn man sich aber immer weiter vorstellt, wie der Geliebte aussieht, seine Statur, wie er läuft und wie er spricht, dann wird sich die Liebe immer weiter vermehren.

Ungewöhnlich sind die Wege in der Schule der Liebe:
einer der seine Lektion gelernt hat, der bekommt nicht frei.

Vergisst man die Lektion der Liebe, ist man auf einmal davon befreit. Aber je mehr man sie lernt, desto mehr wird man gefangen. Und genauso ist es, wenn ein Mensch Liebe zu jemandem entwickeln will, der es Wert ist, dass man ihn liebt. Er sollte die Erhabenheit, die Schönheiten und geschätzten Eigenschaften des Geliebten herausfinden und nicht mit dem zufrieden sein, was er schon über ihn weiß. Er sollte immer eifrig bemüht sein, noch mehr zu erfahren.

Wenn der Liebende im Fall eines sterblichen Geliebten nicht mit einem teilweisen Anblick zufrieden ist und immer darauf aus ist, mehr vom Geliebten zu sehen, dann ist Allah taala, Besitzer aller Eleganz und Schönheit, mit Sicherheit so ein Geliebter, Dessen Lieblichkeit und Perfektion keine Grenzen kennt.

Ein Beweis für Seine äußerste Perfektion ist der Koran, das Wort von Allah ta’ala persönlich. Und welch größeres Vergnügen kann es für einen geben, der Allah liebt, als die Tatsache, dass der edle Koran von Allah persönlich offenbart wurde. Ein Dichter sagt:

O Blume, wie zufrieden bin ich mit dir,
denn du riechst wie jemand den ich liebe.

Selbst wenn wir nicht daran denken, dass der edle Koran seinen Ursprung bei Allah hat und Seine Eigenschaft ist, dann reicht schon die Beziehung die der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam zum Koran hat für jeden Muslim aus, um ihn zu bewundern. Studiert man den edlen Koran, so erkennt man, dass es nirgendwo eine Herrlichkeit gibt, die man nicht im Koran findet. Ein Dichter sagt:

Die Grenzen der Sicht sind beschränkt
und die Blumen deiner Schönheit sind zahlreich.
Er, der die Blumen deines Frühlings pflückt;
beklagt sich, dass sein Griff nicht ausreicht, sie zu umfassen.

Ein anderes Gedicht besagt:

Wie viele deiner Schönheiten kann man bewundern,
sie sind unzählbar, doch ich hab nur ein einziges rastloses Herz!

Dem aufmerksamen Leser der bisher genannten Ahadith wird klar, dass es kaum eine wichtige Sache auf dieser Welt gibt, auf das nicht aufmerksam gemacht wurde. Was immer man für einen Geschmack hat bei Liebe und Schönheit, so findet man die Vervollkommnung und Perfektion davon im edlen Koran wieder.

  1. Im ersten Hadith wird erklärt, dass der edle Koran über jede Schönheit erhaben ist, die in allen weltlichen Dingen liegt. Verglichen mit der unzählbaren Anzahl aller schönen Eigenschaften die man sich vorstellen kann, ist der Koran immer überlegen und unvergleichlich.
  2. Der Koran ist besser als alle liebenswerten Dinge. Wenn man jemanden liebt, weil er einem so viele Nutzen bringt, so hat Allah versprochen (im 2. Hadith), dass Er dem Koranleser mehr geben wird, als das, um was alle anderen Leute Ihn bitten.

Wird jemand für seine persönliche Erhabenheit, eine Errungenschaft oder eine andere Großartigkeit bewundert, so sagt Allah taala (auch im 2. Hadith), dass der Koran über jede andere Rede so überlegen ist, wie Allah Selbst über all Seine Geschöpfe überlegen ist.

  • Wer Reichtum, Besitz, Diener und Nutztiere mag und es liebt, Tiere zu züchten, der wird im 3. Hadith gewarnt, dass das Wissen vom Koran viel mehr wert ist als jede Anzahl von Nutztieren, die man haben könnte, selbst wenn man diese ohne ein Verbrechen oder ohne zu arbeiten bekäme.
  • Sucht ein Mystiker (Sufi) nach Gottesfurcht und Rechtschaffenheit, und strengt sich sehr dafür an, so sagt der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam im 4. Hadith, dass die Experten vom Koran mit den Engeln zusammen sein werden. Die Rechtschaffenheit der Engel kann niemand übertreffen, weil sie nicht mal einen Moment lang Allah ungehorsam sein können.

Wenn jemand stolz darauf ist, doppelte Belohnung zu bekommen, oder wenn er mag, dass seine Worte doppeltes Gewicht tragen, dann soll er darüber nachdenken, wie sogar der Koranleser, der holprig liest eine doppelte Belohnung bekommt.

  • Wenn jemand so neidisch ist, dass er ständig neidisch sein will und diese Eigenschaft einfach nicht los kriegt, dann darf er sogar mit Recht auf einen Hafiz neidisch sein. Ein Hafiz ist es wert, dass man ihn beneidet, sagt der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam im 5. Hadith.
  • Wer Früchte sehr liebt und nicht ohne sie leben kann, der soll wissen, dass der Koran wie eine Zitrusfrucht ist. Und wer Süßigkeiten liebt, der sollte wissen, dass der Koran süßer als Datteln ist. (siehe 6. Hadith)
  • Begehrt jemand Ehre und Würde und wünscht sich Mitglied in einem Rat zu sein, dann sollte er wissen, dass der Koran die Stellung seines Lesers in dieser Welt und im Jenseits (Akhira) erhöht. (7. Hadith)
  • Wünscht sich jemand einen aufrichtigen und ergebenen Gefährten, der bereit ist, ihn in jedem Streit zu verteidigen, dann sollte er wissen, dass der Koran bereit ist, der seinen Verehrer am Gerichtshof des Beherrschers aller Herrscher zu verteidigen. (Hadith 8)

Wenn jemand die subtilen Feinheiten in allen Dingen liebt und sein Leben auf der Suche nach ihnen verbringt, und die Bewunderung so einer Feinheit ihn von jedem weltlichen Genuss wegbringt, dann sollte er wissen, dass der edle Koran eine Schatzkammer voller subtiler Feinheiten ist. (9. Hadith)

Wenn jemand es liebt, verborgene Geheimnisse zu entdecken und der Erfahrung im Nachforschen als Errungenschaft ansieht, und der sein Leben damit verbringt, diese Erfahrung auch zu bekommen, der sollte wissen, dass der edle Koran solche Geheimnissen enthält, deren Tiefe endlos ist. (10. Hadith)

  • Wer erhabene Gebäude liebt und seine persönliche Wohnung auf der siebten Etage eines Hauses wünscht, dann erhöht wahrlich der Koran seinen Leser auf die sieben tausendste Stufe im Paradies.
  • Wer will, dass sein Geschäft bei minimaler Anstrengung maximalen Gewinn abwirft, der sollte wissen, dass beim Koranlesen jeder einzelne Buchstabe zehn Belohnungen(Hassana) bringt. (10. Hadith)
  • Wenn sich jemand eine Krone und einen Thron wünscht und für sie in dieser Welt Kriege führt, der sollte bedenken, dass der Koran für die Eltern vom Verehrers des Koran, eine Krone besorgt, deren Leuchtkraft mit nichts in dieser Welt vergleichbar ist. (11. Hadith)
  • Wer als Artist perfekt jonglieren und sogar eine glühende Kohle auffangen kann oder brennende Fackeln im Mund hält, der sollte begreifen, dass der Koran sogar vor dem Feuer der Hölle (Dschahannam) schützt. (12. Hadith)
  • Es gibt Leute die wollen eine gute Beziehung zu Politikern haben und erzählen dann stolz wie ein Beschuldigter durch ihre Fürsprache bei einem Politiker frei gelassen wurde. Um zu solchen Politikern Zugang zu bekommen, geben sie von ihrer Zeit und ihrem Geld aus, umschmeicheln sie und arrangieren schicke Essen für sie und so weiter. Durch die Fürsprache von einem Hafiz des Koran werden zehn Leute frei gelassen, die in die Hölle (Dschahannam) verbannt waren. (13. Hadith)
  • Im 14. Hadith lernen wir: Liebt jemand Blumen und Gärten und süßen Duft, der sollte begreifen, dass der Koran wie Moschus ist. Liebt jemand Parfüm und würde gern in trockenem Moschus baden, dann ist der Koran so wie ein Behälter voller Moschus. Das dient nur zur Verdeutlichung, denn Moschus ist nicht vergleichbar mit dem Duft des edlen Koran. Die Teile dieser Erde kann man nicht mit denen im Paradies vergleichen. Ein persischer Dichter sagt:

Das Versprühen von Moschus ist in Wirklichkeit etwas, was deine Haarlocke tut.
Aus der Not heraus schreiben Liebende es dem China-Hirsch zu.
(man behauptet er enthält Moschus)

  1. Wer oft geschlagen wird und nur aus Angst vor Strafe arbeitet und bei dem gutes Zureden nichts bringt, dem wird es nützen, zu wissen, dass der, in dessen Herzen nichts vom Koran ist, wie ein ruiniertes verfallenes Haus ist. (15. Hadith)
  2. Ein Anbeter, der die besten Anbetungen (Ibada) sucht und immer darauf achtet, solche Taten zu machen, die ihm die meiste Belohnung bringen, der sollte wissen, dass der Koran über alle anderen Formen von Anbetungen (Ibada) überlegen ist. In Hadith 16 wird extra gesagt, dass Koranlesen besser ist als freiwilliges Gebet, Fasten und das Sagen von Subhanallah (gepriesen sei Allah) und La ilaha illa-llah.
  3. 18) Manche Leute interessieren sich für Viehzucht und den Handel mit trächtigen Tieren, weil diese einen höheren Preis erzielen als normale Tiere. Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam hat besonders gesagt, dass das Koranlesen viel wertvoller ist als solche Tiere. (17. Hadith)
  4. Viele Leute sind ständig um ihre Gesundheit besorgt. Sie trainieren und baden sich täglich, sie gehen morgens joggen oder spazieren. Andere sind von Kummer und Sorgen erfüllt. Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam hat gesagt, dass die Sure Al-Fātiha eine Behandlung für jedes Leiden ist und der Koran heilt das Rosten der Herzen. (19. Hadith)
  • Die Leute sind auf so viele Sachen stolz, dass man sie gar nicht alle aufzählen kann. Zum Beispiel geben manche mit ihrer edlen Abstammung oder mit ihren feinen Manieren an. Andere protzen damit wie beliebt sie sind oder sind auf ihre Weitsicht stolz. Tatsächlich ist der Koran etwas, auf das man wirklich stolz sein kann, denn er besitzt alle Schönheit und Perfektion. (20. Hadith). Ein persisches Gedicht sagt:

Was all die anderen Geliebten zusammen besitzen,
Du ganz allein besitzt alles davon.

  • Viele Leute lieben es, Reichtum anzusammeln. Für diesen Zweck sind sie bei ihrer eigenen Kleidung und Ernährung geizig, ertragen viele Schwierigkeiten und haben so einen Wunsch nach mehr, den keine Menge an Reichtum befriedigen kann. Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam hat uns geraten, dass die einzige Sache, die man so viel wie möglich wert schätzen soll, der Koran ist. Kein Schatz oder Reichtum ist besser als er. (21. Hadith)
  • Und genauso wenn jemand Licht liebt und sein Zimmer mit zehn Glühlampen ausleuchtet, dann sollte er wissen, dass der Koran das Beste aller Lichter gibt.

Die Leute wünschen sich sehr, Geschenke zu bekommen und sie erwarten jeden Tag Geschenke von ihren Freunden. Nur aus diesem Grund vergrößern sie ihren Bekanntenkreis. Wenn einer ihrer Freunde ihnen keinen Anteil an Früchten aus seinem Garten schickt, dann beschweren sie sich über ihn. Sie sollten erkennen, dass der Koran der beste Geschenkemacher ist. Frieden steigt herab auf die, die den Koran lesen. Wenn ihr von jemandem begeistert seid, weil er euch täglich Geschenke macht, dann wird es euch freuen zu hören, dass eine Beziehung zum Koran euch kostbare Geschenke bringt. (22. Hadith)

Manche Leute erniedrigen sich vor einem Minister, damit der sie am Hof des Regierenden erwähnt, manche umschmeicheln die Angestellten, damit sie sie vor den Vorgesetzten loben. Manchmal bettelt man jemanden an, seinen Namen vor dem Geliebten zu nennen. All diese Leute sollten lernen, dass sie durch den Koran wert werden, vor dem geliebten Allah taala persönlich erwähnt zu werden. (23. Hadith)

  • Wenn jemand immer bemüht ist, die Lieblingssache seines Geliebten heraus zu finden, und dann bereit ist auch die anstrengendste Prozedur zu überstehen, um diese Sache zu besorgen, dann sollte er wissen, dass es nichts gibt, was bei Allah beliebter ist als der Koran.
  • Manche wollen gern Zugang zum Hof des Regierenden bekommen und für dieses Ziel planen und kämpfen sie ihr Leben lang. Durch den Koran können wir besonders bevorzugt werden bei dem Allah, vor Dem selbst die größten Könige total hilflos sind. (24. Hadith)

Es ist merkwürdig, wie manche Leute ihre Bequemlichkeit, Zeit und Geld dafür opfern, um Mitglied in irgendeinem Rat oder dem Jagdclub eines mächtigen Mannes zu werden. Sie benutzen alle möglichen fiesen Tricks, um an sie ran zu kommen und verderben sich dadurch ihr weltliches als auch spirituelles Leben, und das alles nur um ein bisschen falsche Ehre zu gewinnen. Ist es dann nicht nötig, sich ein bisschen anzustrengen, um die wahre Ehre zu gewinnen und ein Mitglied am Hof von Allah taala zu werden? Wenn die ihr ganzes Leben für die Eitelkeiten dieser Welt opfern können, dann müssen wir wenigstens einen Teil unserer Leben opfern, um Denjenigen zu erfreuen, Der uns dieses Leben gegeben hat.

  • Wenn ihr Sufismus (Mystizismus) toll findet und nur in den Versammlungen der Mystiker (Sufis) Seelenfrieden findet, dann solltet ihr wissen, dass die Versammlungen zur Koranrezitation noch viel fesselnder sind und selbst die Ohren der Achtlosesten anziehen.
  • Wenn ihr die Aufmerksamkeit eures großartigen Herrn (Allah taala) gewinnen wollt, dann müsst ihr euch der Koranrezitation hingeben. (25. und 26. Hadith)
  • Wenn wir uns selbst zu Muslimen erklären und auch auf den Islam stolz sind, dann sollten wir wissen, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam befohlen hat, den Koran in passender Weise zu rezitieren. Wenn unser Islam kein reines Lippenbekenntnis ist und wirklich etwas mit Gehorsam zu Allah taala und Seinem Propheten sallallahu ’alaihi wassallam zu tun hat, dann sollten wir begreifen, dass Allah taala und Sein Prophet sallallahu ’alaihi wassallam befohlen haben, den Koran zu rezitieren.

Wenn du ein gestandener Nationalist bist und die türkische Kappe (Fez) liebst, weil du sie als Teil der islamischen Kleidung ansiehst, wenn du dich für nationale Kultur und ihre Verbreitung auf jede nur mögliche Weise interessierst, wenn du zu diesem Zweck Zeitungsartikel schreibst und Resolutionen in öffentlichen Versammlungen fasst, dann solltest du wissen, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam uns angewiesen hat, unser Bestes zu tun, um den edlen Koran zu verbreiten. (27. Hadith)

An dieser Stelle ist es passend, einmal Missfallen über die Haltung unserer nationalen Anführer zu zeigen, was den Koran betrifft. Sie helfen nicht bei seiner Verbreitung, sondern dienen auf manche Weise, sie zu verhindern. Den Koran zu lernen, sehen sie als nutzlos und Verschwendung von Zeit und Mühe an.

Es mag sein, dass einige von ihnen diese Haltung nicht gut finden, aber wenn sich eine Bewegung mit Anti-Koran-Propaganda engagiert, hilft das Schweigen unserer nationalen Führer ihnen bei ihrem Verbrechen.

Ein Poet sagt dazu auf Urdu:

Wir geben zu, ihr missachtet uns nicht,
aber wir werden zu Staub gemacht,
bevor ihr uns überhaupt bemerkt.

Viele argumentieren, dass die Koranschulen von Leuten geführt werden, die sie nur als Broterwerb nutzen. Das ist ein ernsthafter Angriff auf die Absicht all solcher Lehrer. Diejenigen die solche Anschuldigungen machen, müssen sie im Jenseits (Akhira) auch beweisen.

Wir bitten solche Leute demütigst darum, sich einmal die Ergebnisse dieser sogenannten „selbstsüchtigen“ Lehrer anzuschauen und auch die Ergebnisse ihrer eigenen „selbstlosen“ Vorschläge. Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam hat uns angewiesen, Allahs Buch zu verbreiten. Sie sollten selbst darüber urteilen, in wie weit sie persönlich dazu beigetragen haben, den Befehl vom Propheten sallallahu ’alaihi wassallam auszuführen.

Ihre Aufmerksamkeit liegt auf einer anderen falschen Annahmen. Manche Leute denken, dass sie selbst ja nicht so über den Koran denken und es sie darum nichts angeht. Aber das kann sie nicht vor Allahs Zorn schützen. Die Sahaba radiallahu ’anhum fragten den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam:

„Können wir zerstört werden, so lange gottesfürchtige Leute unter uns sind?“ Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam antwortete: „Ja. (Es wird so passieren), wenn das Schlechte in der Gesellschaft überwiegt.“

Ein anderer Hadith erzählt: „Allah taala hat befohlen, ein bestimmtes Dorf zu zerstören. Der Engel Dschibra´il (Gabriel) alaihis salaam bemerkte, dass aber in diesem Dorf ein Mensch lebt, der niemals eine Sünde gemacht hatte. Allah taala sagte darauf: „Das ist wahr. Aber obwohl er um sich herum so viel Ungehorsam zu Allah gesehen hat, hat er niemals die Stirn gerunzelt (im Missfallen darüber).“

Und genau wegen diesem Hadith zögern die Gelehrten (Ulama) nicht ihr Missfallen zu äußern, wenn sie sehen, dass jemand Allah ungehorsam ist. Es ist bedauerlich, dass manche unserer so genannten „erleuchteten Denker“ dies als Engstirnigkeit ansehen. Ihre „Weit-Stirnigkeit“ befreit sie nicht von ihrer Verantwortung.

Sie sollten verstehen, dass es nicht allein die Pflicht der Gelehrten (Ulama) ist, den Ungehorsam zu Allahs Befehlen aufzuhalten, sondern, dass es die Pflicht von jedem einzelnen Muslim ist, der sieht, wie ein Unrecht getan wird und die Macht hat, es aufzuhalten.

Es wird berichtet von Bilal ibn Sad rahmatullah ’alaih: „Wenn Sünden heimlich gemacht werden, dann müssen nur die Sünder dafür leiden. Wenn aber die Sünden öffentlich getan werden und niemand verhindert sie, dann werden alle Menschen bestraft.“

  • Manche Leute mögen Geschichte und reisen umher, um alte Geschichtsbücher zu betrachten, wo immer sie die auch finden. Solche Leute sollten sich lieber dem Koran widmen, in dem wir alles finden, was in den Büchern steht, die als Autorität über die Vergangenheit anerkannt sind. (28. Hadith)
  • Wenn du so eine hohe Stellung haben möchtest, dass selbst den Propheten (Ambia) befohlen wird, in deiner Gesellschaft zu sitzen und an deiner Versammlung Teil zu nehmen, dann kannst du das durch den Koran erreichen. (29. Hadith)
  • Wenn du so faul bist, dass du nicht hart arbeiten kannst, selbst dann kannst du noch ohne jegliche Anstrengung eine ehrbare Position verdienen – durch den Koran. Du solltest dich hin setzen und still zuhören wenn die Kinder in einer Koranschule den Koran vortragen. Dadurch verdienst du eine Menge Belohnung, ohne dass du selbst dafür arbeiten musst. (30. Hadith)
  • Wenn du Abwechslung liebst, dann findest du sie in den verschieden Themen des Koran. Manche beschreiben Allahs Barmherzigkeit, andere beschreiben Bestrafungen, wieder andere berichten verschiedene Geschichten und andere beschreiben Allahs Befehle und so weiter. Du kannst auch die Art deiner Rezitation ändern, manchmal leise und manchmal stimmhaft. (31. Hadith)
  • Haben deine Sünden alle Grenzen gesprengt und glaubst du, dass du eines Tages sterben musst, dann ermutigen dich, die Ahadith 32 bis 34 dazu, keine Zeit zu verlieren und mit Koranlesen anzufangen, denn du kannst nirgends so einen einflussreichen Fürsprecher wie den Koran finden. Seine Fürsprache wird mit Sicherheit angenommen.
  • Bist du im Gegensatz dazu sehr angesehen und dein Sinn für Ehre und Respekt lässt dich Diskussionen mit streitsüchtigen Leuten vermeiden, selbst wenn du dafür auf dein Recht verzichten musst, dann solltest du versuchen einen Streit mit dem Koran am Abrechnungstag zu vermeiden. Denn dann wird er der stärkste Ankläger sein, seine Anklage wird angenommen und niemand wird dich verteidigen.
  • Wenn du einen Führer brauchst, der dich zum Haus des Geliebten bringt und wenn du bereit bist jeden Preis für so eine Führung zu zahlen, dann solltest du dich ans Koranlesen halten. Und wenn du dich davor schützen willst eingesperrt zu werden, dann gibt es keinen anderen Ausweg für dich als das Koranlesen.
  • Wenn du das Wissen der Propheten (Ambia) haben willst und das sehr liebst, dann zeigt Hadith 35, dass du durch ein Studium des Koran zum Spezialist werden kannst. Und wenn du dir wünschst, den schönsten Charakter zu entwickeln, dann kannst du das durchs Koranlesen.
  • Wenn du Berghäuser ganz toll findest und dich nur dort wirklich erholen und zufrieden sein kannst, dann solltest du wissen, dass der Koran für dich Erholung auf Hügeln aus Moschus bringt, sogar am Tag der Abrechnung, wenn alle Geschöpfe in einem Zustand von absolutem Horror sein werden. (Hadith 36)
  • 38) 39) Wenn du besonders gut in der Anbetung (Ibada) zu Allah taala sein willst, indem du Tag und Nacht mit freiwilligen Gebeten beschäftigt bist, dann musst du wissen, dass den Koran zu erlernen und anderen beizubringen, ein besserer Weg dafür ist. (siehe 37. Hadith)
  • Du willst dich von allem Ärger fern halten und dich vor allen Sorgen schützen? Das kannst du einfach erreichen, indem du dich dem Koran widmest. (40. Hadith)
  1. Falls du einen Arzt brauchst, dann solltest du wissen, dass Sure Al-Fātiha Heilung für alle Leiden bringt. (siehe Hadith 1 im 2. Kapitel – abschließender Teil)
  2. Bleiben deine zahlreichen täglichen Bedürfnisse unerfüllt? Wieso solltest du dann nicht die Sure Yā Sīn lesen? (2. Hadith im abschließenden Teil)
  3. Falls du hinterm Geld her bist, dann lies besser die Sure Al-Wāqi’a (3. Hadith – abschließender Teil)
  4. Wenn dich die Angst vor der Bestrafung im Grab verfolgt, dann kann auch hier der Koran Erleichterung bringen. (4. Hadith im Abschluss-Teil)
  5. Suchst du nach einer Beschäftigung, die all deine Zeit ausfüllt? Dann kannst du keine bessere finden als den Koran. (Hadith 5, abschließender Teil)
  6. Wer den Schatz des Koran einmal erlangt hat, muss ihn achtsam vor Verlust schützen. So eine Gnade zu verlieren, nachdem man sie besaß, ist ein großes Unglück. Man sollte sich von solchen unwürdigen Taten fern halten, die diesen Segen in einen Fluch verwandeln könnten. (siehe Ahadith 6 und 7, abschließender Teil)

Ich weiß, dass ich nicht kompetent genug bin um die Schönheiten des edlen Koran zu zeigen. Ich habe sie nach meinem bescheidenen Verständnis erklärt. Dies hat ein Feld zum Nachdenken für Gelehrte mit tiefem Verständnis geöffnet.

Die Gelehrten haben gesagt, dass fünf Dinge Liebe auslösen, fünf Eigenschaften des Geliebten zu folgen regt die Liebe an. Erstens ist es das Wesen des Geliebten, das man liebt. Die Veränderungen der Zeit haben keinen Einfluss auf den Koran, das garantiert für sein Leben und seine Sicherheit. Zweitens sollte es eine natürliche Beziehung zwischen dem Liebenden und dem Geliebten geben. Der Koran ist eine Eigenschaft von Allah. Die Beziehung zwischen dem Schöpfer und Seinem Geschöpfen, zwischen Herrn und Sklaven, bedarf keiner Erklärung. Ein persischer Dichter sagt:

Der Schöpfer der Menschheit hat
mit den Leben der Menschen
eine Verbindung, die
unerklärt und nicht begreifbar ist.

Ein anderer Dichter sagt in Urdu:

Er hat eine freundschaftliche Beziehung mit allen,
Er reicht hinaus ins Herz von jedem Einzelnen.

Die dritte, vierte und fünfte Eigenschaft sind Schönheit, Perfektion und Güte. Wenn man diese drei Eigenschaften im Auge behält und dann die voran gegangenen Ahadith studiert, dann werden die Gelehrten nicht zufrieden sein mit dem, was ich aufgeschrieben habe, sondern sie werden selbst den natürlichen Schluss ziehen, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gezeigt hat, dass der Koran alle Betrachtungen, die Liebe und Zuneigung hervor rufen (z.B. Achtung, Respekt und Status, Zuneigung und Beständigkeit, Schönheit und Perfektion, Herrlichkeit und Gnädigkeit, Frieden und Vergnügen, Reichtum und Besitz, kurz gesagt alle Dinge, die die Liebe anregen) auf feinste Weise besitzt.

Es ist nur natürlich, dass einige dieser Segnungen versteckt sein und nicht direkt sichtbar sein können, wie es bei den meisten der weltlichen Wertsachen ist. Wir verweigern keine köstlich Frucht, weil sie eine raue Schale hat. Niemand beginnt, seine geliebte Frau zu hassen, weil sie einen Schleier trägt. Er würde mit allen Mitteln versuchen, dass sie sich ihm unverschleiert zeigt. Falls er das aber nicht schafft, dann wird ihn schon allein der Anblick des Schleiers ergreifen, vorausgesetzt er ist sich sicher, dass seine Geliebte dahinter steckt.

Ohne Zweifel ist der Koran überragend in allen Tugenden, die Liebe erzeugen. Wenn wir aber aus irgendeinem Grund sie nicht erkennen und begreifen, dann wäre es nicht sehr klug von uns, gleichgültig und enttäuscht zu sein. Wir sollten den Fehler uns selbst zuschreiben und über unseren Mangel traurig sein.

Wir sollten mehr und mehr über die Schönheiten des Koran nachdenken und es wert werden, das Göttliche Buch zu verstehen. ’Uthman und Husaifa radiallahu ’anhum haben berichtet: „Wenn die Herzen von allem Schmutz gereinigt sind, dann wird man niemals genug bekommen vom Koranlesen.“

Thaabit Bananie rahmatullah ’alaih hat gesagt: „Ich habe mich zwanzig Jahre abgemüht, um den Koran zu lernen. Und das hat mir diese zwanzig Jahre lang Trost gespendet.“ So ist offensichtlich, dass wer immer seine Sünden bereut und dann über den Koran nachgrübelt, der wird darin alle Schönheiten finden die alle Geliebten zusammen haben.

Ich wünschte ich wäre auch so jemand. Ich jedoch bitte die Leser, dass sie nicht auf die bescheidene Person des Autors achten sollen, damit es sie nicht davon abhält, ihr Ziel zu erreichen. Sie sollten lieber das Thema und seine Quelle betrachten. Ich bin nur ein Mittel dazu, die Aufmerksamkeit auf dieses feine Thema zu ziehen.

An dieser Stelle kann es gut möglich sein, dass mancher Leser von Allah taala mit dem Wunsch gesegntet wird, den edlen Koran auswendig zu lernen und Hafiz zu werden. Wenn irgendjemand den Wunsch hat, aus seinem Kind einen Hafiz zu machen, dann bedarf das keiner besonderen Anstrengung, denn so ein zartes Alter ist sehr förderlich beim Auswendiglernen.

Entschließt sich ein Erwachsener dazu, den Koran auswendig zu lernen, so schlage ich vor, dass er mit einem besonderen Bittgebet (Dua) anfangen sollte, das der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam empfohlen hat und das viele Leute sehr wirksam gefunden haben. Es wurde von Tirmisie, Haakim rahmatullah ’alaih und anderen folgendes berichtet:

Ibn ’Abbaas radiallahu ’anhu berichtet, dass er einmal zusammen mit dem Propheten sallallahu ’alaihi wassallam war, als ’Ali radiallahu ’anhu herein kam und sagte: „O Prophet Allahs! Ich liebe dich mehr als meinen Vater und meine Mutter. Ich versuche den Koran auswendig zu lernen, aber ich schaffe es nicht, weil er aus meinem Gedächtnis verschwindet.“ Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte: „Soll ich dir eine Methode sagen, die dir und auch denjenigen, denen du davon berichtest, nützen wird? Du wirst dann besser in der Lagen sein, zu behalten, was du lernst.“

Als ’Ali darum bat, diese Methode zu erfahren, sagte der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam: „Wenn die Nacht vor dem Freitag kommt, steh in ihrem letzten Drittel auf, wenn möglich, denn das ist die Zeit, wo die Engel herab kommen und das Bittgebet (Dua) wird in dieser Zeit besonders angenommen. Jakub (Jakob) alaihis salaam hat auf diese Zeit gewartet, als er zu seinen Söhnen sagte, er würde bald ein Bittgebet (Dua) zu Allah machen und für sie um Vergebung bitten. Sollte es schwer sein, um diese Zeit aufzustehen, dann mach es im mittleren Teil der Nacht. Und wenn dir nicht einmal das möglich ist, dann mach vier Raka Gebet im frühen Teil der Nacht. Nachdem du die Sure Al-Fātiha in jedem Raka rezitiert hast, solltest du im 1. Raka die Sure Yā Sīn rezitieren, im 2. Raka die Sure Ad-Dukhān, im 3. Sure Alif Lam Mim Sağda und im 4. Sure Al-Mulk. Nachdem du das Bittgebet (Dua) im Taschahhud (Sitzen am Ende vom 4. Raka) beendet hast, solltest du Allah reichlich lobpreisen, auf mich und alle anderen Propheten (Ambia) Frieden und Segen erbitten, um Vergebung für alle Gläubigen und die Muslim-Brüder bitten, die vor euch gegangen sind, und dann sollst du folgendes Bittgebet (Dua) sprechen …“

(Man muss dazu sagen, dass verschiedene Formen der Lobpreisung Allahs, die man vor diesem Bittgebet (Du’a) rezitieren muss, in anderen Ahadith berichtet wurden in Kommentaren zu al-Hisn und Munadschat-e-Makbul. Wer diese Bücher zur Verfügung hat, sollte darin nachschauen und sein Bittgebet (Du’a) damit bereichern. Zum Nutzen der Leser, die diese Bücher nicht lesen können, hier ein paar kurze Auszüge:

Alles Lob sei Allah, dem Herrn der Welten, Lob in der Menge Seiner Geschöpfe, entsprechend Seinem Wunsch, Lob so schwer wie sein Thron und so zahlreich wie die Tinte die man braucht um Seine Worte aufzuschreiben. O Allah, ich kann Dich nicht loben, wie es Dir gebührt. Du bist so, wie Du Dich Selbst lobpreist. O Allah, sende Deinen Frieden, Segen und Wohlergehen auf unseren Anführer, den ungebildeten Haschimiten, den Propheten Muhammad und auf alle Propheten und Gesandten und auf Deine bevorzugten Engel. O Allah, vergib uns und unseren Brüdern die vor uns im Glauben waren, und lass unsere Herzen nicht zornig sein gegen die Gläubigen. O Allah, Du bist Der Barmherzigste und Der Mitleidigste und Allergnädigste. O Herr der Welten, vergib mir und meinen Eltern und allen Gläubigen und Muslimen, ob männlich oder weiblich. Wahrlich, Du bist der Allhörende und Der Bitten Gewährende.

Danach sollte man das folgende Bittgebet (Dua) rezitieren, das der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam ’Ali radiallahu ’anhu beigebracht hat:

O Allah, Sei mir barmherzig, damit ich, solang ich lebe, Sünden aufgebe, Sei mir gütig, damit ich mich nicht in sinnlosen Dingen abmühe und segne mich so, dass ich Trost in den Dingen finde, die Dich erfreuen. O Allah, Schöpfer von Himmeln und Erde, Besitzer von Herrlichkeit und Ehre, Herr solcher Ehre die zu bekommen undenkbar ist, o Allah, o Allerbarmer, ich bitte Dich im Namen Deiner Erhabenheit und Deiner Herrlichkeit ermögliche mir das Lernen von Deinem Buch, wie Du es mir gelehrt hast und gewähre mir so eine Vortragsweise die Dich erfreut. O Allah Der Ursprung von Himmeln und Erde, Besitzer von Herrlichkeit und Ehre, Herr solcher Erhabenheit die zu erlangen undenkbar ist, o Allah Der Allergnädigste, ich bitte Dich im Namen Deiner Erhabenheit und Deiner Herrlichkeit, erleuchte meine Augen mit dem Licht (Nur) Deines Buches, segne meine Zunge mit seiner flüssigen Rezitation und durch seinen Segen entferne die Schwere in meinem Herzen, öffne meinen Verstand und wasche (die Sünden) von meinem Körper. Ohne Zweifel gibt es niemanden der mich bei der Wahrheit unterstützen und der diesen Wunsch von mir erfüllen kann außer Dir. Es gibt keinen Schutz (vorm Schlechten) und keine Macht (Gutes zu tun) außer mit der Hilfe von Allah, Dem Allerhöchsten, Dem Erhabensten.

Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte danach zu ’Ali radiallahu ’anhu: „Wiederhole diese Tat an drei, fünf oder sieben Freitagen. Wenn Allah taala wünscht, wird dein Bittgebet (Dua) mit Sicherheit angenommen. Ich schwöre bei Demjenigen, Der mich zum Propheten gemacht hat, dass die Annahme von diesem Bittgebet (Dua) für jeden Gläubigen (Mu´min) unausweichlich (d.h. garantiert) ist.“

Ibn ’Abbaas radiallahu ’anhu berichtet, dass kaum fünf oder sieben Freitage vorbei waren, als ’Ali radiallahu ’anhu zum Propheten sallallahu ’alaihi wassallam kam und sagte: „Vorher habe ich immer ungefähr vier Verse gelernt, aber ich konnte sie nicht behalten. Und jetzt lerne ich ungefähr vierzig und kann mich so deutlich an sie erinnern, als läge der Koran offen vor mir. Wenn ich vorher einen Hadith gelernt habe und ihn dann wiederholte, konnte ich ihn mir nicht merken. Und jetzt höre ich Ahadith und wenn ich sie anderen berichte, lasse ich kein einziges Wort aus.“

Möge Allah taala mich und euch damit segnen den Koran und Ahadith auswendig zu lernen durch die Güte und Wohltätigkeit Seines Propheten, Amen!

O Allah, sende durch Deine Gnade Frieden und Segnungen auf Muhammad (sallallahu ’alaihi wassallam), das Beste all Deiner Geschöpfe und unseren Anführer und auf seine Familie und seine Gefährten! Du bist Der Allerbarmherzigste von allen die barmherzig sind.


Kapitel 4: Schlusswort


Die vierzig Ahadith auf den voran gegangenen Seiten drehen sich um ein spezielles Thema und darum war es unmöglich, sich kurz zu fassen. Heutzutage sind wir bequem geworden und es ist hart für uns, selbst kleinste Schwierigkeiten für die Religion zu ertragen. Angesichts dessen, folgen hier noch vierzig weitere Ahadith, die sehr kurz sind und die in einem Hadith vom Propheten sallallahu ’alaihi wassallam berichtet wurden.

Das Schöne daran ist, dass dieser Hadith all die grundlegenden Lehren vom Islam enthält und in dieser Hinsicht einzigartig ist. Er steht in Kansu-l-Ummal und wird einer Gruppe der ersten Hadith-Gelehrten zugeschrieben. Von den Gelehrten späterer Zeit hat ihn auch Maulana Qutb Din Muhadschir Makki rahmatullah ’alaih berichtet.

Diejenigen, die etwas für den Islam übrig haben, sollten wenigstens diesen Hadith auswendig lernen und die riesige Belohnung für so wenig zu tun verdienen:

Salman radiallahu ’anhu berichtet: „Ich fragte den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam nach den vierzig Ahadith, über die er gesagt hat: „Wenn jemand aus meiner Gemeinschaft (Umma) sie auswendig lernt, geht er ins Paradies.“ Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam antwortete mir: „Du sollst glauben,

  1. an Allah taala (sein Wesen und Seine Eigenschaften) und
  2. an den Jüngsten Tag und
  3. an die Engel und
  4. an die früher geoffenbarten (Heiligen) Bücher und
  5. an alle Propheten (Ambia) und
  6. an die Wiederauferstehung nach dem Tod und
  7. an das Schicksal/Vorbestimmung – d.h. alles Gute oder Schlechte kommt von Allah, und
  8. dass du bezeugst, dass niemand das Recht auf Anbetung hat außer Allah und dass Muhammad sallallahu ’alaihi wassallam sein Gesandter ist und
  9. dass du zur Zeit von jedem Gebet es zur richtigen Zeit machst, nachdem du eine perfekte Waschung (Wudu) genommen hast (Perfekte Waschung ist eine, bei dem man auch auf Adab und Dinge achtet, die erwünscht (mustahabb) sind, die Waschung (Wudu) sollte lieber vor jedem Gebet frisch gemacht werden, auch wenn man noch die Waschung (Wudu) hat und das ist erwünscht (mustahabb). Ein gutes Gebet zu machen bedeutet, dass man auf seine Teile achtet, die Pflicht (fard), eine Gewohnheit (sunna) und erwünscht (mustahabb) sind.

In einem anderen Hadith steht, dass die Reihen beim Gebet gerade sein sollen – also nicht kurvig und mit Lücken darin – das gehört auch zur Bedeutung von „Verrichten des Gebets“.)

  1. dass du Almosen (Zakah) bezahlst (Almosen, die zu geben Pflicht sind, wenn der Reichtum eine bestimmte Grenze übersteigt) und
  2. dass du im Monat Ramadan fastest und
  3. dass du die Wallfahrt (Hadsch) vollziehst, falls du Reichtum hast. (Außer dem nötigen Reichtum müssen natürlich auch die anderen Voraussetzungen erfüllt sein, damit die Wallfahrt (Hadsch) Pflicht (fard) für jemanden wird. Reichtum wurde hier einzeln genannt, weil oft mangelnder Besitz als Ausrede für das Nicht-Machen der Wallfahrt (Hadsch) genannt wird.)
  4. Du solltest die zwölf Raka Sunana-l-mu-akkada jeden Tag verrichten. (Laut anderen Ahadith sind diese zwölf Raka wie folgt: zwei vor dem Pflicht (fard) von dem Morgengebet (Fadschr), vier vor und zwei nach dem Pflicht (fard) vom Mittagsgebet (Suhr), zwei nach dem Pflicht (fard) vom Abendgebet (Maghrib) und zwei nach dem Pflicht (fard) vom Nachtgebet (Ischa).
  5. Verpasse niemals nachts dein Witr-Gebet (Witr ist weniger als Pflicht (fard) aber mehr als eine Gewohnheit (Sunna) und darum besonders betont.)
  6. Geselle Allah taala keine Partner bei.
  7. Sei deinen Eltern nicht ungehorsam.
  8. Verzehre nicht ungerecht den Besitz der Waisen. (Ungerecht heißt, dass es nicht schadet, den Besitz auf erlaubte Weise zu benutzen, was unter bestimmten Umständen erlaubt ist.)
  9. Trinke keinen Alkohol.
  10. Begehe nicht Ehebruch.
  11. Leiste keinen falschen Schwur.
  12. Mach keine falsche Zeugenaussage.
  13. Gib nicht den Wünschen deines Egos (Nafs) nach.
  14. Mach von keinem Muslim-Bruder Ghibat (Lästern, Fehler und Sünden aufdecken…)
  15. Bring keine falsche Anschuldigung gegen eine keusche Frau oder einen keuschen Mann vor.
  16. Hege keine Feindschaft gegen deine Muslim-Brüder.
  17. Ergehe dich nicht in nutzlosen Vergnügungen.
  18. Sei nicht bei den Zuschauern von (unerlaubtem) sinnlosem Spiel und Zeitvertreib dabei.
  19. Nenne einen kleinen Menschen nicht „O du Kleiner!“ mit der Absicht einen Fehler an ihm zu finden. (Wenn jemand unter so einem Spitznamen bekannt ist und man ihn nicht als Beleidigung benutzt, schadet es nichts. Aber so einen Spitznamen als Beleidigung oder zum Ärgern zu benutzen ist nicht erlaubt.)
  20. Mach nicht auf Kosten anderer Witze.
  21. Verbreite keine Verleumdung unter den Muslimen.
  22. Sei Allah immer für Seine Geschenke dankbar.
  23. Bleib standhaft in Leiden und in Unglücken.
  24. Sei dir immer Allahs Bestrafung bewusst.
  25. Trenne nicht die Verwandschaftsbande.
  26. Sei gütig und erfülle deine Pflichten gegenüber den Verwandten.
  27. Verfluche keine Geschöpfe Allahs.
  28. Gedenke Allahs häufig mit Subhanallah (Gepriesen sei Allah), Al-hamdu lillah (Lob sei Allah), la ilaha illa-llah (es gibt keine Gottheiten außer Gott) und Allahu Akbar (Allah ist der Größte).
  29. Verpasse nicht das Freitagsgebet und die Feiertags-Gebete (Id-Gebete)
  30. Glaube daran, dass was immer an Gutem oder Schlechtem dich trifft war vorbestimmt und man konnte es nicht vermeiden. Und was immer dir entgangen ist, musste dir entgehen.
  31. Und du sollst unter keinen Umständen das Koranlesen aufgeben.“

Salman radiallahu ’anhu sagt: „Danach fragte ich den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam: „Welche Belohnung bekommt der, der diese Ahadith auswendig lernt?“ Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte: „Allah taala wird ihn zusammen mit den Propheten (Ambia) und den Gelehrten (Ulama) auferwecken.“

Möge Allah taala durch Seine reine Gnade all unsere Sünden vergeben und uns zur Gesellschaft Seiner gehorsamen Diener zufügen, allein durch Seine Barmherzigkeit. Das übersteigt nicht Allahs Gnade. Die Leser werden demütig darum gebeten, auch diesen Sünder in ihren Bittgebeten (Duas) zu erwähnen.

„Und es gibt für mich kein Gelingen außer durch Allah. Auf Ihn vertraue ich und an Ihn wende ich mich.“ (Hūd 88)

Mohammed Zakaria Kandhalvi (rahmatullah alaih)

29. Su-l-Hidscha 1348, Donnerstag

Mazahirul-Ulum Madrasa

Sahranpur


[1]   Mönchstum nennt man, wenn die Menschen aus den früheren Gemeinschaft (Umma) alle  Verbindung zur Welt (Dunja) abgebrochen und sich ganz der Anbetung (’Ibada) von Allah hingaben.

[2]    Ihsan ist der Zustand, dass man sich ständig bewusst ist das Allah uns sieht.

[3] das Teil, das man Ochsen um den Hals, legt um sie vor einen Karren zu spannen


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