Hikajatu-s-Sahaba – Kapitel 8:

Streben nach Wissen


Kapitel 8: Streben nach Wissen                                              

1. Die Liste der Sahaba, die Rechtsbelehrung (Fatwa) geben
    durften                                                                                                 

2. Hadhrat Abu Bakr r.a. verbrennt seine Sammlung                       

3. Mus’ab bin ’Umair r.a. verbreitet den Islam (Tabligh)                  

4. Ubai bin Ka’b r.a. unterrichtet Ahadith                                           

5. Husaifas r.a. Fragen über kommende Prüfungen                         

6. Wie Abu Huraira r.a. Ahadith auswendig gelernt hat                   

7. Der Tod von Musailama dem Lügner und die Zusammen-

    stellung vom Koran                                                                           

8. Ibn Mas’uds r.a. Vorsicht Ahadith zu überliefern                          

9. Eine Person reist für einen Hadith zu Abu Darda                         

10. Ibn ’Abbaas r.a. geht zu einem Ansari                                          

11. Verschiedene Geschichten der Gelehrten                                  



VIII. STREBEN NACH WISSEN

Das Glaubensbekenntnis (Kalima Tauhid) ist der wesentliche Kern des Islam und die Grundlage für alle Werke. Keine gute Tat wird ohne den Glauben an dieses Wort (Kalima) angenommen. Deswegen widmeten die Sahaba, besonders in den frühen Tagen des Islam, die meiste ihrer Energie, zur Ausbreitung dieses Wortes (Kalima Tauhid) und zum Kampf gegen die Kräfte, die dagegen widerstanden. Obgleich ihnen ihre Verpflichtungen sehr wenig Zeit ließen um vom Ozean des Lernens mit der dafür erforderlichen Zielstrebigkeit zu trinken, hat uns ihr Eifer in dieser Richtung eine Erbschaft in Form von Wissen über den Koran und Hadith gelassen, der selbst noch bis heute 1400 Jahre danach erhalten ist; der in sehr hohem Grade ehrenwert und ein glänzendes Beispiel ist.

Wenn immer die Sahaba ein wenig freie Zeit von der Arbeit hatten, die sie am Anfang des Islam beschäftigte und auch als die Zahl der Leute beträchtlich wuchs, offenbarte Allah ta’ala den folgenden Vers im Koran:

 „Die Gläubigen dürfen nicht alle auf einmal ausziehen. Warum rückt dann nicht aus jeder Gruppe nur eine Abteilung aus, auf dass sie (die zurückbleibenden) in Glaubensfragen wohl bewandert würden? Und nach ihrer Rückkehr könnten sie (die zurückbleibenden) ihre (ausgezogenen) Leute belehren, damit sie sich in Acht nähmen.“ (At-Tauba 122)

Hadhrat ’Abdullah bin ’Abbaas radiallahu ’anhu sagt: „Die Verse des Koran, die am Anfang des Islam offenbart wurden, verlangten von jedem Muslim, im Weg von Allah ta’ala rauszugehen.“ Z.B.:

„Wenn ihr nicht auszieht, wird Er euch mit schmerzlicher Strafe bestrafen und wird an eurer Stelle ein anderes Volk erwählen und ihr werdet ihm gewiss keinen Schaden zufügen. Und Allah hat Macht über alle Dinge.“ (At-Tauba 39)

„Zieht aus, leicht und schwer und kämpft mit eurem Gut und mit eurem Blut für Allahs Sache! Das ist besser für euch, wenn ihr es nur wüsstet!“ (At-Tauba 41)

Diese Verse wurden durch den oberen Vers später aufgehoben:

Die Sahaba, sehr gering an der Zahl, wie sie waren, mussten die Verantwortung des Islam auf allen Gebieten übernehmen. Allah ta’ala stattete sie folglich mit solch einer Vielseitigkeit aus, die zu dieser Zeit Notwendig war, weil sie nur eine kleine Gruppe (Dschama’a) waren, die alle Aufgaben der Religion zu tragen hatten. In der Zeit der Nachfolger (Tabi’in) wurde Islam verbreitet und die Zahl der Muslime wuchs. Allerdings mangelte es den neuen Muslimen an der Vielseitigkeit der Sahaba. Allah ta’ala brachte dann unterschiedliche Leute, um sich auf verschiedenen Zweigen des islamischen Wissens zu spezialisieren.

Die Hadith-Gelehrten (Muhaddithin) sollten sich der Ansammlung und der Verbreitung von Ahadith widmen. Ähnlich die Juristen (Fuqaha), Experten im Gedenken Allahs (Sufis), Experten im Rezitieren vom Koran (Qura), Kämpfer im Weg von Allah ta’ala (Mudschahidin), usw., so hatte jede einzelne Gruppe ihr eigenes Aufgabenfeld, um sich damit ganzzeitig zu beschäftigen. Dieses war zu der Zeit sehr notwendig, ansonsten hätten sich unterschiedliche Zweige des islamischen Lernens nicht so gut entwickeln können, da es schwierig für einen Mann ist, sich auf alle Zweige zu spezialisieren.

Nur die Propheten ’alaihimus salaam und besonders Mohammed sallallahu ’alaihi wassallam der Führer unter ihnen, wurden besonders mit solch einer Kapazität ausgestattet. Dieses erklärt auch, warum die Geschichten anderer hervorragender Persönlichkeiten, außer den Sahaba auch in diesem Kapitel berichtet worden sind.


1. Die Liste der Sahaba, die Rechtsbelehrung (Fatwa) geben durften

Obgleich alle Sahaba, sich mit ihrer Verpflichtung in der Anstrengung (Dschihad) und in der Ausbreitung des Glaubens, dem erwerben und der Verbreitung des Wissens gewidmet hatten, gab es dennoch einige Sahaba, die ausschließlich mit der Rechtsbelehrung (Fatwa) vertraut waren, auch schon zu Lebzeiten des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam. In dieser Abteilung waren folgende Sahaba: Hadhrat Abu Bakr, Hadhrat ’Umar, Hadhrat ’Uthman, Hadhrat ’Ali, Hadhrat ’Abdur Rahman bin ’Auf, Hadhrat Ubai bin Ka’b, Hadhrat ’Abdullah bin Mas’ud, Hadhrat Mu’ad bin Dschabbal, Hadhrat ’Amaar bin Jaasir, Hadhrat Husaifa, Hadhrat Salman Farsi, Hadhrat Said bin Thabit, Hadhrat Abu Musa und Hadhrat Abu Darda radiallahu  ’anhum. (Taliqa)

Anmerkung: Rechtsbelehrung (Fatwa) während zu Lebzeiten des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam geben zu dürfen, war ein großes Privileg für die Sahaba und spricht von ihrem tiefen und zuverlässigem Wissen.



2. Hadhrat Abu Bakr radiallahu ’anhu verbrennt seine Sammlung

Hadhrat ’Aischa radiallahu ’anha sagt: „Mein Vater (Hadhrat Abu Bakr radiallahu ’anhu) hatte eine Ansammlung von fünfhundert Ahadith. Eines Nachts bemerkte ich, dass er sehr unruhig war. Er warf sich im Bett hin und her und konnte nicht schlafen. Ich war besorgt da über und erkundigte mich: ‚Leidest du unter irgendwelchen Beschwerden oder bist du wegen etwas besorgt?’ Aber er sprach nicht und blieb während der ganzen Nacht ruhelos.

Am nächsten Morgen rief er mich und sagte: ‚Hole die Ansammlung von Ahadith, die ich dir zur Aufbewahrung gab.’ Ich holte dieses Buch und er setzte es in Brandt. Ich fragte ihn: ‚Warum hast du diese Ansammlung verbrannt?’ Er sagte: ‚Aus Furcht davor, dass ich wenn ich sterbe diese Sammlung hinterlasse. Denn diese Ahadith habe ich von anderen gehört, und betrachtete sie als vertrauensvoll, aber eigentlich waren sie es nicht. Wenn dann bei der Überlieferungskette irgendetwas nicht stimmt werde ich dafür verantwortlich gemacht.’“ (Taskaratu-l-Huffas)

Anmerkung: Es war Hadhrat Abu Bakrs radiallahu ’anhu Eifer für Wissen, das ihn veranlasste, ein Buch von fünfhundert Ahadith zusammenzustellen. Aber es lag an seiner extremen Vorsicht, dass er die Ansammlung verbrannte. 

Die bekannten Sahaba waren, was Ahadith betrifft, sehr sorgfältig und vorsichtig. Das ist der Grund, warum man sehr wenige Ahadith von ihnen finden kann; die Leute, die nicht zögern, Ahadith (ohne Berechtigung) in ihren Predigten von der Kanzel (Mimbar) zu zitieren, sollten eine Lektion von dieser Geschichte nehmen. Hadhrat Abu Bakr radiallahu ’anhu blieb für die meiste Zeit in der Gemeinschaft des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam, selbst auf der Reise und sogar war er auch sein Gefährte bei der Auswanderung.Die Sahaba sagen, dass Hadhrat Abu Bakr radiallahu ’anhu unter ihnen der Gelehrteste war.

Hadhrat ’Umar radiallahu ’anhu sagt: „Nach dem Tod des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam, als die Auswahl des Kalifen getroffen werden musste, sprach Abu Bakr radiallahu ’anhu zu den Leuten und zitierte alle die Verse des Koran und solche Ahadith des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam, die sich mit den Tugenden und den Privilegien der Ansar beschäftigten.“

Dieses zeigt, wie viel Wissen vom Koran er hatte und an wie viele Ahadith er sich erinnerte. Trotz alledem gibt es nur sehr wenige Ahadith, die von Hadhrat Abu Bakr radiallahu ’anhu berichtet worden sind. Aus ähnlichen Gründen war Imam Abu Hanifa rahmatullah ’alaih auch nicht so unbefangen, wenn er Ahadith berichtete.



3. Mus’ab bin ’Umair radiallahu ’anhu verbreitet den Is-lam (Tabligh)

Eine Geschichte über Hadhrat Mus’ab ibn ’Umair radiallahu ’anhu ist bereits in Kapitel VII berichtet worden. Als die erste Gruppe der Leute von Madina Islam in Mina angenommen hatte, delegierte der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam Hadhrat Mus’ab bin ’Umair radiallahu ’anhu um mit ihnen zu gehen, Islam zu unterrichten und die anderen in der Religion zu unterweisen. Er blieb die ganze Zeit beschäftigt, zu unterrichten und weiter zu berichten (Tabligh zu machen), den Koran und andere islamische Praktiken zu den Leuten zu unterrichteten. Er blieb mit Hadhrat As’ad bin Surarah radiallahu ’anhu und war bekannt als „Al-Muqrii“ (der Lehrer).

Sa’d bin Mu’as und Usaid bin Hudair, die zu den Oberhäuptern von Madina gehörten, mochten Mus’abs radiallahu ’anhu Aktivitäten nicht. Sa’d hat zu Usaid gesagt: „Gehe zu As’ad radiallahu ’anhu und erkläre ihm, dass wir es nicht mögen, dass er einen Fremden nach Madina geholt hat, der das arme und das einfachen Volk der Stadt irreführt.“

Usaid ging zu Hadhrat As’ad radiallahu ’anhu und sprach mit ihm sehr rau. Hadhrat As’ad radiallahu ’anhu sagte zu ihm: „Höre ihm zuerst zu, wenn dir sein Unterricht gefällt, kannst du es annehmen; wenn nicht, hast du jedes Recht, ihn zu kritisieren und zu stoppen.“

Usaid sagte: ‚Das ist eine gerechte Sache.’ Er war bereit geworden zu hören. Hadhrat Mus’ab radiallahu ’anhu erklärte die Tugend des Islam und rezitierte einige Verse des Koran vor ihm. Usaid sagte: „Dieser Unterricht ist sehr fein und diese Verse sind einfach wunderschön. Wie kann eine Person deinem Glauben betreten?“

Er sagte: „Du nimmst ein Bad, ziehst saubere Kleidung an und rezitierst das Glaubensbekenntnis (Kalima Schahada).“ Usaid stimmte sofort zu allen diesen Formalitäten zu und nahm Islam an. Er ging dann zu Sa’d und holte ihn zu Mus’ab radiallahu ’anhu. Mit ihm wurde das gleiche Gespräch geführt.

Sa’d nahm auch Islam an. Sobald Sa’d Islam angenommen hatte, ging er zu den Leuten seines Stammes (Banu Aschhal) und sagte zu ihnen: „Was denkt ihr, welcher Typ von Mensch ich bin?“ Sie antworteten: „Du bist der Beste und der Edelste des Stammes.“

Er sagte dann: „Ich habe geschworen, dass ich nicht mit euch Männern und Frauen sprechen werde, bis ihr alle Islam angenommen habt und an Mohammed sallallahu ’alaihi wassallam glaubt.“ Alle Männer und Frauen von Banu Aschhal nahmen auf der Stelle Islam an. Danach fing Hadhrat Mus’ab radiallahu ’anhu an, sie zu unterrichten. (Taliqa)

Anmerkung: Die Sahaba hatten die allgemeine Gewohnheit, wenn jemand von ihnen Islam angenommen hatte, fing er sofort an, den Islam weiterzugeben. Jeder von ihnen betrachtete es als seine Lebensaufgabe, zu anderen zu predigen und zu unterrichten, was er über Islam wusste. Geschäfte, Bauernhöfe oder Beschäftigung waren keine Hinderungsgründe für das Weiterberichten (Tabligh).



4. Ubai bin Ka’b radiallahu ’anhu unterrichtet Ahadith

Hadhrat Ubai bin Ka’b radiallahu ’anhu ist einer der bedeutendsten Sahaba und war ein Experte im Rezitieren vom Koran. Sehr wenige Araber waren vor Islam des Lesens und Schreibens kundig und er war einer von diesen. Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam pflegte die offenbarten Koranverse von ihm aufschreiben zu lassen.

Er lernte den Koran noch während der Lebzeiten des Prophet sallallahu ’alaihi wassallam auswendig und hatte vollständiges Verständnis von ihm. Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam, wird berichtet gesagt zu haben: „Hadhrat Ubai bin Ka’b radiallahu ’anhu ist der größte Experte im Rezitieren vom Koran (Qari) von meiner Gemeinschaft (Umma).“ Er pflegte den Koran im freiwilligen Gebet in der Nacht (Tahadschud) in acht Nächten einmal zu beenden.

Einmal sagte der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam zu ihm: „Allah ta’ala hat mir befohlen, den Koran vor dir zu rezitieren.“ Er sagte: „O Prophet von Allah! Hat Allah ta’ala mich bei meinen Namen genannt?“ Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam antwortete: „Ja, er erwähnte dich bei deinem Namen.“ Tränen der übermäßigen Freude fingen an, über seine Wangen zu rollen.

Hadhrat Dschundub bin ’Abdullah radiallahu ’anhu sagte: „Als ich nach Madina ging, um Wissen zu erwerben, fand ich, dass Leute in Gruppen in der Moschee des Propheten (Masdschidu-n-Nabi) saßen und jede Gruppe wurde durch einen Lehrer betreut. In einer der Gruppen sah ich eine Person, der Hadith unterrichtete, er war in zwei Tüchern gekleidet und sein Aussehen war wie ein Reisender. Ich fragte die Leute: ‚Wer ist diese Person?’ Sie sagten: ‚Er ist unser geschätzter Lehrer, Hadhrat Ubai bin Ka’b radiallahu ’anhu.’ Ich setzte mich zu dieser Versammlung. Als er mit seinem Unterricht fertig war, folgte ich ihm zu seinem Haus. Er lebte in einem sehr alten und verfallenen Gebäude, mit nur wenigen oder keinen Möbeln. Ich bemerkte das Hadhrat Ubai radiallahu ’anhu ein sehr einfaches und asketisches Leben lebte.“ (Tabkat)

Hadhrat Ubai radiallahu ’anhu sagte: „Einmal wollte der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam mich über mein Wissen vom Koran prüfen. Er fragte mich: ‚Ubai, welches ist der größte (nach Segen und Wert) Vers  des Koran?’ Ich sagte: ‚Allah und sein Prophet sallallahu ’alaihi wassallam wissen es am besten.’ Er fragte mich wieder die gleiche Frage und ich gab ihm die gleiche bescheidene und respektvolle Antwort. Als er die gleiche Frage noch einmal stellte, antwortete ich: ‚Der größte Vers im Koran ist „Ajatu-l- Kursi“ (Al-Baqara 255).’ Meine Antwort machte ihn sehr glücklich. Er sagte: ‚Möge Allah ta’ala dein Wissen segnen.’“

Einmal als der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam das Gebet führte, vergaß er einen Vers. Ubai radiallahu ’anhu korrigierte von hinten. Nach seiner Beendigung des Gebets erkundigte sich der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam: „Wer verbesserte mich?“ Hadhrat Ubai radiallahu ’anhu antwortete, dass er es war. Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam erwähnte: „Ich dachte auch, dass du es warst.“ (Masnat Ahmed)

Anmerkung: Trotz seiner Hingabe zum Wissen und seinem speziellen Job vom Schreiben des Koran, nahm er an allen Kämpfen an der Seite des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam teil. Er verpasste nicht einen einzigen Kampf oder eine Expedition, die vom Propheten sallallahu ’alaihi wassallam geführt wurde.



5. Hadhrat Husaifas radiallahu ’anhu Fragen über kommende Prüfungen

Hadhrat Husaifa radiallahu ’anhu ist einer der bekanntesten Sahaba. Er war bekannt als „Geheimnisträger“. Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam hatte ihm Namen von Heuchlern (Munafiq) anvertraut. Es wird gesagt, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam ihm die zeitliche Reihenfolge über alle Prüfungen (Fitna) sagte, welche zu den Muslimen bis zum letzten Tag kommen werden.

Er gab ihm gesamte Details (nämlich den Namen von den Unheilstiftern, die Namen seiner Eltern, von seinem Volk, usw.) über die Ereignisse, von denen dreihundert oder mehr Leute beeinflusst werden. Hadhrat Husaifa radiallahu ’anhu sagt: „Die Leute pflegten den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam nach guten Dingen zu fragen, während ich ihn immer nach den nachteiligen Dingen befragte, damit ich mich gegen sie schützen könnte.“

Husaifa radiallahu ’anhu: „Einmal habe ich gefragt: O Prophet von Allah! Kehren wir zum Schlechten zurück nach dem Guten, was du uns gebracht hast?“ Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam: „Ja. Das Schlechte kommt.“ Husaifa radiallahu ’anhu: „Haben wir nach diesem Schlechten wieder Gutes?“ Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam: „Husaifa! Gehe und lese den Koran, meditiere über seine Bedeutung und folge seinen Geboten.“

Aber die Sorge von Husaifa radiallahu ’anhu wuchs mehr und mehr und er setzte seine Fragen über dem Übel fort, das sich mit den Muslimen ereignen sollte. Husaifa radiallahu ’anhu: „O Prophet von Allah! Erkläre mir, ob Gutes kommen wird, nach diesem Übel?“ Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam: „Ja Gutes kommt wieder, aber die Herzen der Leute sind nicht so rein wie vorher.“

Husaifa radiallahu ’anhu: „Und wird dann wieder Übel kommen, nach diesem Guten?“ Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam: „Ja, es wird solche Menschen geben, die die Leute missleiten und sie zur Hölle (Dschahannam) nehmen.“ Husaifa radiallahu ’anhu: „Was soll ich tun, wenn ich Zeuge dieser Zeit werde?“ Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam: „Wenn es eine Gruppe Muslime gibt, die sich unter einen Anführer (Amir) vereinigen, dann verbinde dich mit ihnen, andernfalls trenne dich von all diesen Gruppierungen und ziehe dich in eine Ecke zurück oder nehme Schutz unter einem Baum (d.h. im Wald) und bleibe dort, bis du stirbst.“

Weil der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam ihm die Identität der Heuchler (Munafiqin) jener Zeit offenlegte, fragte Hadhrat ’Umar radiallahu ’anhu ihn immer: „Gibt es irgendeinen Heuchler (Munafiq) unter meinen Abgeordneten?“ Er antwortete einmal: „Ja. Es gibt einen, aber ich gebe nicht seinen Namen bekannt.“ Hadhrat ’Umar radiallahu ’anhu entließ den Mann, wahrscheinlich durch seine eigene scharfsinnige Beobachtung.

Wenn immer jemand starb, erkundigte sich Hadhrat ’Umar radiallahu ’anhu, ob Hadhrat Husaifa radiallahu ’anhu am Begräbnis teilnimmt. Wenn Hadhrat Husaifa radiallahu ’anhu  teilnahm, dann hat Hadhrat ’Umar radiallahu ’anhu das Totengebet verrichtet, ansonsten hat Hadhrat ’Umar radiallahu ’anhu sich nicht daran beteiligt.

Als Hadhrat Husaifa radiallahu ’anhu im Begriff war zu sterben, weinte er aus Angst und Unbehagen. Die Leute sagten zu ihm: „Weinst du, weil du jetzt diese Welt verlassen musst. Er sagte: „Nein, ich weine nicht über das. Ich liebe es zu sterben. Ich weine, weil ich nicht weiß, ob zur Zeit meines Weggehens von dieser Welt, Allah ta’ala mit mir zufrieden ist oder nicht.“ Er betete dann: „O Allah, dieses sind die letzte Momente meines Lebens. Du weißt, dass ich dich immer geliebt habe, segne mich mit Deinem Treffen.“  (Abu Dawud, Asadu-l-Gaba)



6. Wie Hadhrat Abu Huraira radiallahu ’anhu Ahadith auswendig gelernt hat

Hadhrat Abu Huraira radiallahu ’anhu ist ein anderer bedeutender Sahaba. Keine andere Person hat so viele Ahadith berichtet, wie er es getan hat. Er nahm Islam im siebten Jahr nach der Auswanderung (Hidschra) an. Und weil der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam im elften Jahr nach der Auswanderung (Hidschra) starb, war er nur vier Jahre mit ihm zusammen gewesen. Die Leute pflegten sich zu wundern, wie er so viel an Ahadith in solch einer kurzen Periode auswendig lernen konnte.

Er erklärte dieses selbst und sagte: „Die Leute wundern sich, wie ich so viel Ahadith berichten konnte. Die Tatsache ist, das meine Muhadschir-Brüder im Handel beschäftigt waren und deswegen mussten sie auf den Markt gehen, und meine Ansar-Brüder mit ihrer Landwirtschaft beschäftigt waren, während ich immer mit dem Propheten sallallahu ’alaihi wassallam war.“ Und Abu Huraira radiallahu ’anhu gehörte zu den Leuten von Suffa. „Ich habe mich nicht darum gekümmert, etwas für meinen Lebensunterhalt zu erwerben; ich war mit der wenigen Nahrung zufrieden, die der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam mir geben konnte. Ich war manchmal beim Propheten sallallahu ’alaihi wassallam, als niemand dort war. Dadurch konnte ich solche Ahadith auswendig lernen, die andere nicht lernen konnten.

Ich beschwerte mich einmal beim Propheten sallallahu ’alaihi wassallam über mein schlechtes Gedächtnis. Er sagte: „Breite dein Tuch aus!“ Ich tat so. Er machte einige Zeichen mit seinen eigenen Händen auf das Tuch und sagte: „Wickele jetzt dieses Tuch um dich.“ Ich wickelte es um meine Brust. Seitdem habe ich nie etwas vergessen, an das ich mich erinnern wollte.“ (Abu Dawud, Asadu-l-Gaba)

Anmerkung: Die Leute von Suffa waren Bewohner der Moschee des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam. Sie hatten keine regelmäßige Einkommensquelle. Sie waren die Gäste des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam, der ihnen die Almosen (Sadaqa) übertrug und mit ihnen die Geschenke teilte, die er empfing. Abu Huraira radiallahu ’anhu war einer von ihnen. Er blieb manchmal mehrere Tage hintereinander ohne Nahrung und manchmal benahm er sich wie ein Verrückter, wegen des übermäßigen Hungers, wie wir bereits in Kapitel III gesehen haben. Trotz solcher Schwierigkeiten war er die ganze Zeit damit beschäftigt, die Ahadith des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam auswendig zu lernen.

Deswegen sind die meisten Ahadith von ihm berichtet worden. Imam ibn Dschausi rahmatullah ’alaih hat in seinem Buch „Talqi“ geschrieben, dass von ihm 5.374 Ahadith  berichtet worden sind. Einmal berichtete er das folgende Hadith: „Eine Person, die an einem Begräbnisgebet (Dschanasa) teilnimmt, erhält ein Kirat Belohnung. Wenn er sich am Begräbnis beteiligt, erhält er aber zwei Kirat von Belohnung und ein Kirat wiegt schwerer als der Berg Uhud.“

Hadhrat ’Abdullah bin ’Umar radiallahu ’anhu hörte dieses und bezweifelte die Richtigkeit des Hadith: „O Abu Huraira! Denke, bevor du sprichst.“ Hadhrat Abu Huraira radiallahu ’anhu wurde zornig über dieses, ging zu Hadhrat ’Aischa radiallahu ’anha und sagte zu ihr: „O Ummu-l-Mu´minin, ich bitte dich, sage bei Allah ta’ala, ob du vom Propheten sallallahu ’alaihi wassallam das Hadith betreffend des Kirat an Belohnung gehört hast?“

Sie sagte: „Ja, ich habe dieses Hadith gehört.“ Hadhrat Abu Huraira radiallahu ’anhu sagte: „Während der Zeit des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam habe ich keinen Baum im Obstgarten gepflanzt und keine Waren auf dem Markt verkaufen. Ich war immer mit dem Propheten sallallahu ’alaihi wassallam. Mein einziger Job war es auswendig zu lernen, was der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte und nur zu essen, was er mir gab.“

Hadhrat ’Abdullah bin ’Umar radiallahu ’anhu sagte: „Kein Zweifel. Von uns allen, warst du der, der immer bei ihm war und folglich am besten informiert warst über den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam.“ (Masnat Ahmed)

Trotz all dieser Verdienste sagte Hadhrat Abu Huraira radiallahu ’anhu: „Ich machte täglich 12.000 mal Istighfar (Bitte um Verzeihung).“ Er hatte ein Stück Schnur mit 1.000 Knoten. Er ging nicht schlafen, bis er nicht Subhanallah (Lob sei Allah) auf all diesen Knoten gemacht hatte. (Taskara)



7. Der Tod von Musailama dem Lügner und die Zusammenstellung vom Koran

Musailama war ein Betrüger, der sich einen Prophet nannte, schon während der Lebenszeit des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam. Nach dem Tod des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam, fingen die Leute an, Islam zu verlassen und abtrünnig zu werden, wodurch Musailama an Stärke gewann. 

Hadhrat Abu Bakr radiallahu ’anhu entschied diesem Angriff auf Islam ein Ende zu setzen. Eine heftige Schlacht wurde gegen ihn gekämpft, indem die Muslime mit Hilfe Allahs ta’ala triumphierten und Musailama getötet wurde. Eine große Anzahl von Sahaba, einschließlich viele Huffas (Muslime, die vollständigen den Koran auswendig wissen) verloren jedoch ihr Leben.

Nach dieser Schlacht ging Hadhrat ’Umar radiallahu ’anhu zu Hadhrat Abu Bakr radiallahu ’anhu und sagte: „Viele Huffas wurden in dieser Schlacht getötet. Ich habe Angst, dass wir so einen guten Teil des Koran verlieren werden, wenn wir bei einigen mehr Schlachten nochmals einen so hohen Verlust von Huffas erleiden. Ich schlage folglich vor, dass der Koran in Form von einem kompletten Buch zusammengestellt wird und erhalten werden kann.“ Hadhrat Abu Bakr radiallahu ’anhu erwähnte: „Wie kann ich eine Sache wagen zu tun, die nicht zu Lebzeiten des Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gemacht worden ist?“ Aber Hadhrat ’Umar radiallahu ’anhu erklärte seine Überlegungen solange, bis Hadhrat Abu Bakr radiallahu ’anhu ihm zustimmte.

Er ließ Hadhrat Said bin Thaabit radiallahu ’anhu kommen. Hadhrat Said radiallahu ’anhu sagte: „Als ich zu Hadhrat Abu Bakr radiallahu ’anhu kam war Hadhrat ’Umar radiallahu ’anhu auch dort.“ Hadhrat Abu Bakr radiallahu ’anhu informierte ihn zuerst darüber, was ihn und Hadhrat ’Umar radiallahu ’anhu bewegte und sagte dann: „Du bist jung und intelligent. Jeder betrachtet dich als vertrauenswürdig. Außerdem wurdest du vom Propheten sallallahu ’alaihi wassallam mit dem Schreiben des Koran während seiner Lebenszeit beauftragt. Ich fordere dich deswegen auf, zu den Leuten zu gehen und den Koran von ihnen zu sammeln und zusammenzuschreiben.“

Hadhrat Said radiallahu ’anhu sagte: „Bei Allah ta’ala, wenn Hadhrat Abu Bakr radiallahu ’anhu mich gebeten hätte, einen Berg an einem Platz zu zerstören und auf einen anderen Platz zu bringen, wäre das leichter für mich gewesen, als die Zusammenstellung des Koran. Ich sagte: ‚Wie könnt ihr beide euch trauen, eine Sache zu tun, die nicht vom Propheten sallallahu ’alaihi wassallam getan worden ist?’ Sie erklärten mir ihren Punkt. Abu Bakr radiallahu ’anhu sagte zu Said radiallahu ’anhu: „Wenn du ’Umarsradiallahu ’anhu Meinung zustimmst, dann gebe ich dir den Befehl, aber wenn du nicht zustimmst, dann will ich auch nicht mitmachen.“ Said radiallahu ’anhu: „Nach langer Unterhaltung wurde diese Sache, das der Koran zusammengebracht werden soll, in meinem Herzen klar. Um diesen Befehl zu erfüllen fing ich dann an, zu den Leuten zu gehen, die in verschiedener Weise geschriebene Teile des Koran bei sich hatten und die ihn auswendig erlernt hatten, bis die Ansammlung fertig war.“ (Dur)

Anmerkung: Betrachte den Geist der Sahaba, wie strikt sie dem Propheten sallallahu ’alaihi wassallam folgten. Das Verschieben eines Berges von seiner Position war für sie nicht so eine schwierige Sache, als etwas zu tun, das sie nicht beim Propheten sallallahu ’alaihi wassallam gesehen hatten. Allah ta’ala gab ihnen die Ehre des größten Dienstes für den Islam zu tun, indem sie den Koran zusammenstellten, dass das Basisbuch des Islam ist.

Hadhrat Said radiallahu ’anhu war so genau und vorsichtig, dass er die Bruchstücke vom Koran nur dann annahm, wenn nachgewiesen wurde, dass diese während der Zeit des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam geschrieben worden waren und außerdem übereinstimmten mit der Rezitation von denjenigen, die den Koran auswendig wussten. Da der Koran an verschiedenen Plätzen vorhanden war, erforderte diese Arbeit große Anstrengung, aber letztendlich wurde alles gefunden. Er wurde ständig durch Hadhrat Ubai bin Ka’b radiallahu ’anhu unterstützt, den der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam als einen großen Experten im koranischen Wissen erklärt hatte. Diese Leute waren diejenigen, die durch ihre Anstrengung den Koran zusammengebracht haben.



8. Hadhrat ibn Mas’uds radiallahu ’anhu Vorsicht Ahadith zu überliefern

Hadhrat ’Abdullah bin Mas’ud radiallahu ’anhu ist einer von jenen bedeutenden Sahaba, die mit der Aufgabe von Rechtsbelehrung (Fatwa) betraut waren, auch schon während der Lebzeiten des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam. Er war gleich am Anfang in den Islam eingetreten und war einer der Emigranten nach Abessinien. Er begleitete den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam in allen seinen Kämpfen und er stand im besonderen Dienst des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam.

Er trug die Schuhe des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam, bereitete für ihn ein Kissen, wenn er eines benötigte und holte ihm Wasser für seine rituelle Waschung (Wudu). Er wurde folglich „der Wächter der Schuhe“, „der Wächter des Kissens“ und „der Manager für die rituelle Waschung (Wudu)“ gerufen. Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte einmal: „’Abdullah bin Mas’ud radiallahu ’anhu ist die einzige Person, die ich als Anführer (Amir) sicher ernennen kann, ohne es mit jemanden zu beraten.“

Er hatte die Erlaubnis vom Propheten sallallahu ’alaihi wassallam ihn jederzeit zu besuchen. Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam wird berichtet gesagt zu haben: „Wenn du den Koran so rezitieren willst, wie er zu mir offenbart wurde, dann kopiere das rezitieren von Hadhrat ’Abdullah bin Mas’ud radiallahu ’anhu.“ Er hat auch gesagt: „Glaubt das, was ’Abdullah bin Mas’ud radiallahu ’anhu über mich berichtet.“

Hadhrat Abu Musa Asch’ari radiallahu ’anhu sagte: „Als wir von Jemen kamen, besuchte Hadhrat ’Abdullah bin Mas’ud radiallahu ’anhu und seine Mutter das Haus des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam so häufig und waren so zu Hause dort, das wir sie als Familienmitglieder (Ahlu-l-Bait) ansahen.“ (Bukhari)

Obwohl er so nahe zum Prophet sallallahu ’alaihi wassallam stand sagte Hadhrat Abu ’Amru Schibanie radiallahu ’anhu über ihn: „Ich blieb mit Hadhrat ’Abdullah ibn Mas’ud radiallahu ’anhu ein Jahr lang zusammen. Ich hörte ihn niemals ein Wort direkt dem Propheten sallallahu ’alaihi wassallam zuzuschreiben. Wenn immer er es zu tun beabsichtigte, zitterte er aus Furcht.“

Hadhrat ’Amru bin Maimun radiallahu ’anhu sagt: „Ich habe Hadhrat ’Abdullah bin Mas’ud radiallahu ’anhu jeden Donnerstag ein Jahr lang besucht: Ich hörte ihn nie ein Wort direkt dem Prophet sallallahu ’alaihi wassallam zuzuschreiben. Einmal als er ein Hadith erzählte und die Worte äußerte „der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam hat gesagt“, fing sein Körper an zu zittern, seine Augen füllten sich mit Tränen, seine Stirn schwitzte, seine Adern schwollen an und er sagte: „Inscha-Allah (wenn Allah ta’ala will) hat der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam so gesagt oder etwas wie das, es kann auch etwas mehr oder weniger sein.“ (Muqadma Udschus und Masnat Ahmed)

Anmerkung: Das war die Vorsicht und Sorge der Sahaba über Ahadith. Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte: „Eine Person, die mir etwas zuschreibt, was ich nicht gesagt habe, macht seinen Aufenthaltsort in der Hölle (Dschahannam).“ Das ist der Grund für die Angst der Sahaba, sie haben die Vorschriften von den Aussprüchen des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam herausgezogen, aber niemals direkt gesagt, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam etwas gesagt hat, damit sie nicht in die Versuchung der Lüge kommen. Anderseits sollten wir unsere Lage kontrollieren. Wir äußern Ahadith, ohne über ihre Richtigkeit zu wissen und fürchten dabei nicht die Konsequenzen, obwohl es eine große Verantwortung ist, etwas vom Propheten sallallahu ’alaihi wassallam zu äußern. Es kann erwähnt werden, dass das Hanifia-Rechtswesen (Fiqh) meistens auf den Ahadith basiert, die durch Hadhrat ’Abdullah bin Mas’ud radiallahu ’anhu berichtet wurden.



9. Eine Person reist für einen Hadith zu Abu Darda

Kathier bin Qais berichtete: „Ich saß mit Hadhrat Abu Darda radiallahu ’anhu in einer Moschee in Damaskus, als eine Person zu ihm kam und sagte: ‚O Hadhrat Abu Darda radiallahu ’anhu, ich bin den ganzen Weg von Madina gekommen, um einen Hadith von dir zu erlernen, wie ich weiß, hast du ihn direkt vom Propheten sallallahu ’alaihi wassallam gehört.’ Hadhrat Abu Darda radiallahu ’anhu: ‚Hast du eine andere Beschäftigung in Damaskus?’ Die Person: ‚Nein.’ Hadhrat Abu Darda radiallahu ’anhu: ‚Bist du sicher, dass du keine andere Arbeit in Damaskus hast?’ Die Person: ‚Ich bin zu diesem Platz wegen dem alleinigen Zweck des Lernens von diesem Hadith gekommen.’ Hadhrat Abu Darda radiallahu ’anhu: ‚Höre, ich habe den Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagen hören: „Allah ta’ala erleichtert den Weg zum Paradies (Dschanna) für den, der einige Entfernung reist, nur um Wissen zu erlernen. Die Engel breiten ihre Flügel aus zur Zufriedenheit des dem nach Wissen suchenden (Talib-e-’Ilm) und alle Bewohner in den Himmeln und auf der Erde beten für seine Verzeihung, auch sogar die Fische im Wasser. Die Überlegenheit einer Person, die Wissen besitzt (’Alim) und einer Person, die Anbetung macht (’Abid), ist wie die Überlegenheit des Mondes über den Sternen. Die Gelehrten (’Ulama) sind die Erben der Propheten’alaihimus salaam. Das Erbe der Propheten ’alaihimus salaam ist nicht Dinar und Dirham, sondern Wissen. Eine Person, die Wissen erwirbt, erwirbt ein großes Reichtum.’“ (Ibn Madscha)

Hadhrat Abu Darda radiallahu ’anhu ist einer der Sahaba, die großes Wissen über die Religion besaß. Er wird „der Weise des Islam“ („Hakimu-l-Umma“) gerufen. Er sagte einmal: „Zur Zeit des Prophetentum von Mohammed sallallahu ’alaihi wassallam lebte ich vom Handel. Nachdem ich Islam angenommen hatte, versuchte ich, den Dienst zu Allah ta’ala mit meinem Geschäft zu kombinieren, aber ich konnte es nicht schaffen und gab folglich meine Geschäfte auf. Jetzt, wenn ich ein Geschäft am Gatter einer Moschee hätte und keine Furcht hätte, ein einziges Gebet dadurch zu verlieren und selbst wenn das Geschäft mir einen täglichen Profit von 40 Dinar geben würde und ich würde diesen vollständig im Weg von Allah ta’ala ausgeben, sogar dann bin ich nicht bereit, ein Geschäft zu betreiben.“ Jemand erkundigte sich nach dem Grund: „Warum bist du mit solch einem Geschäft unzufrieden, wenn du kein Gebet verlierst und täglich so viel im Weg von Allah ausgeben kannst, warum gefällt dir das nicht.“ Er antwortete: „Aus Furcht vor der Abrechnung.“

Er pflegte zu sagen: „Ich liebe den Tod, damit ich Allah ta’ala treffen kann. Ich liebe die Bedürftigkeit, damit ich bescheiden bin. Ich liebe Krankheit, damit meine Sünden vergeben werden.“ (Taskara)

Anmerkung: In dieser Geschichte finden wir, dass eine Person den ganzen Weg von Madina nach Damaskus nur wegen eines Hadith reist. Für diese Leute war es völlig unwichtig, wenn sie nur um ein Hadith zu hören und zu ermitteln solch eine lange Reise machen mussten. Es war sogar sehr leicht für sie. Hadhrat Scha’bi rahmatullah ’alaih war ein berühmter Hadith-Gelehrter (Muhaddith) von Kufa. Er berichtete einmal einen Hadith zu einem seiner Schüler und sagte: „Du hörst diesen Hadith, indem du in deiner Heimatstadt sitzt, und bekommst ihn so umsonst. Leute mussten den ganzen Weg nach Madina für sogar weniger wichtige Dinge reisen, weil Madina in jenen Tagen der einzige Ort war, um zu lernen.“ Die Leute die Wissen (’Ilm) erlernen wollten, haben, um dieses Wissen zu erwerben, große, weite Reisen unternommen.

Sa’id bin Musajjab rahmatullah ’alaih war ein berühmter Nachfolger (Tabi’i). Er sagte: „Für jedes Hadith, das ich erlernt habe, musste ich mehrere Tage und Nächte zu Fuß reisen.“

Imam Bukhari rahmatullah ’alaih wurde in Schawwal (10. Monat im islamischen Kalender) 194 nach der Auswanderung (Hidschra) geboren. Er fing an, Ahadith im Jahre 205 nach der Auswanderung (Hidschra) zu erlernen, als er nur elf Jahre alt war. Er hatte alle Bücher auswendig gelernt, die von ’Abdullah bin Mubarak rahmatullah ’alaih geschrieben worden waren, während er in seiner Kindheit war. Nachdem er Ahadith von allen gelehrten Männern aus seiner Gegend gesammelt hatte, ging er im Jahre 216 nach der Auswanderung (Hidschra) auf die Suche nach weiterem Wissen. Sein Vater starb und er nahm seine verwitwete Mutter mit auf seinen Reisen. Balkh, Bagdad, Mekka, Basra, Kufa, Syrien, Asqalan, Hims und Damaskus. All diese Städte wurden von ihm bereist.

Er sammelte alle vorhandene Ahadith in diesen Städten. Er wurde als Experte in Hadith angenommen, während er nicht ein einziges Haar an seinem Kinn hatte. Er schreibt: „Ich war achtzehn, als ich die Rechtsbelehrung (Fatwa) der Sahaba und deren Nachfolger (Tabi’i) zusammengesammelt hatte.“

Haschid rahmatullah ’alaih und einer seiner Begleiter sagten: „Bukhari und wir zwei gingen zum gleichen Lehrer. Wir schrieben die ganzen Ahadith auf, die wir erlernten, aber er schrieb nichts. Nach vielen Tagen sagten wir zu ihm: ‚Bukhari, du vergeudest deine Zeit!’ Er blieb ruhig. Als wir ihn immer wieder ermahnten, sagte er: ‚Ihr stört mich jetzt zu viel. Holt eure Aufzeichnungen.’ Wir holten unsere Aufzeichnungen, die mehr als 15.000 Ahadith umfassten. Er, zu unserer äußersten Verwunderung, rezitierte alle Ahadith auswendig.“



10. Ibn ’Abbaas radiallahu ’anhu geht zu einem Ansari

Hadhrat ’Abdullah bin ’Abbaas radiallahu ’anhu sagte: „Nach dem Tod des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam sagte ich zu einem Ansari Freund von mir: ‚Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam ist jetzt nicht mehr unter uns. Aber viele Sahaba sind noch unter uns. Lasse uns zu ihnen gehen, um Wissen über die islamische Praktiken zu erhalten.’ Er sagte: ‚Denkst du, dass die Leute zu dir kommen werden um Rechtsbelehrung (Fiqh) von dir zu fragen, wenn doch so eine große Anzahl von bedeutenden Sahaba noch vorhanden sind?’ Dieser Ansari hatte keinen Mut mitzumachen. Aber ich ließ mich nicht entmutigen. Ich machte mich auf die Suche nach Wissen und näherte mich jeder Person, die etwas vom Propheten sallallahu ’alaihi wassallam gehört haben könnte.

Ich schaffte es, einen großen Vorrat vom islamischen Rechtswesen (Fiqh) von den Ansar zu bekommen. Wenn ich bei meinem Besuch einen der Sahaba schlafend fand, breitete ich mein Tuch vor seiner Tür aus und saß dort wartend. Manchmal wurde mein Gesicht und Körper mit Staub bedeckt, aber ich blieb sitzen, bis sie aufwachten, damit ich die Dinge von ihnen fragen konnte, die ich wissen wollte. Einige von ihnen sagten: ‚’Abdullah radiallahu ’anhu, du bist der Vetter des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam; du konntest nach uns rufen lassen. Warum nahmst du die Mühe auf dich, hierher zu kommen?’ Ich sagte zu ihnen: ‚Ich musste zu dir kommen, denn ich bin der Student, der Wissen lernen will und deswegen ist es meine Pflicht zu dir zu kommen.’

Einige Leute, auf die ich gewartet hatte, sagten: ‚Seit wann hast du auf uns gewartet?’ Ich informierte sie, dass ich dort für eine beträchtlich lang Zeit gesessen hatte. Sie sagten: ‚Es tut mir Leid! Du hättest uns von unserem Schlaf wecken können.’ Ich sagte: ‚Ich mochte dich nicht wegen meinen Angelegenheiten stören.’ So habe ich meine Bestrebungen fortgesetzt, bis eine Zeit kam, als die Leute anfingen, zum Lernen zu mir zu strömen. Mein Ansari-Freund sagte traurig: ‚Dieser Junge war zweifelslos vernünftiger als wir.’“ (Daarimi)

Anmerkung: Es war diese Hingabe zum Wissen, wodurch Hadhrat ’Abdullah bin ’Abbaas radiallahu ’anhu, als Hibru-l-Umma (der gelehrteste Mann des Islam) und Bahru-l-’Ulum (Ozean des Wissens) in seiner Zeit bekannt war. Zu der Zeit als er starb, war er in Taaif. Hadhrat Mohammed bin ’Ali radiallahu ’anhu führte seine Beerdigung durch und sagte: „Heute nehmen wir Abschied von unseren großen Führer.“

Hadhrat ’Abdullah bin ’Umar radiallahu ’anhu sagte: „’Abdullah bin ’Abbaas radiallahu ’anhu besaß Wissen darüber, zu welcher Gelegenheiten die verschiedenen Verse des Koran offenbart worden waren.“ Entsprechend Hadhrat ’Umar radiallahu ’anhu war Hadhrat ibn ’Abbaas radiallahu ’anhu einer des hervorragendsten Gelehrte (’Ulama) des Islam.



11. Verschiedene Geschichten der Gelehrten

Die Errungenschaften des ’Abdullah ibn ’Abbaas radiallahu ’anhu hat er durch seine eigene harte Arbeit, Wissen zu erlernen, erreicht. Hätte er sich als ein Mitglied der Familie des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam gezählt und so Respekt von den Leuten verlangt, anstatt zu gehen und von ihnen zu lernen, hätte er nicht diese Position erreichen können. Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam hat gesagt: „Sei zu den Personen bescheiden und respektvoll, von denen du Wissen lernst.“

Mudschahid rahmatullah ’alaih sagte: „Ein stolzer oder schüchterner Student kann nicht viel gewinnen.“ Hadhrat ’Ali radiallahu ’anhu sagte: „Ich bin ein Sklave von der Person, die mir nur einen einzigen Buchstaben beigebracht hat. Er kann mich verkaufen oder freilassen.“ Hadhrat Jahja bin Kathier rahmatullah ’alaih sagte: „Wissen und leichtes Leben können nicht Hand in Hand gehen.“ Hadhrat Imam Schafi’i rahmatullah ’alaih sagte: „Ein Student, der halbherzig und undankbar lernt, kann nie erfolgreich sein. Ein Student, der bescheiden ist und ein hartes Leben lebt, erreicht häufig sein Ziel.“

Mughira rahmatullah ’alaih sagte: „Wir fürchteten unseren Lehrer Hadhrat Ibrahim rahmatullah ’alaih wie man sich vor Könige fürchtet.“ Hadhrat Bukhari rahmatullah ’alaih schreibt über Jahja bin Mu’ien rahmatullah ’alaih, den berühmten Hadith-Gelehrten (Muhaddith): „Ich habe nie eine Person gesehen, die respektvoller war zu den Hadith-Gelehrten (Muhaddithin), als Jahja.“ Imam Abu Jusuf rahmatullah ’alaih sagte: „Ich habe von älteren Leuten (Schaich) gehört, dass ein Student, der nicht seinen Lehrer respektiert, nie erfolgreich sein kann.“

Diese Geschichte zeigt, dass Hadhrat ’Abdullah bin ’Abbaas radiallahu ’anhu zu denen sehr bescheiden und respektvoll war, von denen er Islam erlernte. Es zeigt auch seine Hingabe zum Wissen. Er scheute sich vor keiner Anstrengung oder Unannehmlichkeit beim Gehen zu den Personen, die etwas Wissen von Ahadith hatten. Die Wahrheit ist, dass man ohne Anstrengung und Schwierigkeit auch nicht das kleinste Wissen bekommen kann. Wie das arabische Sprichwort sagt:

„Eine Person, die eine hohe Stufe haben möchte, muss nachts wach bleiben.“

Es wird über Hadhrat Harith bin Jasied, Hadhrat Ibn Schuburama, Hadhrat Qa’qaa’ und Hadhrat Mughira radiallahu ’anhum gesagt, dass diese über religiöse Themen nach dem Nachtgebet (’Ischa) diskutierten und sich nicht vor dem Gebetsruf (Asaan) vom Morgengebet (Fadschr) trennten. Hadhrat Laith bin Sa’d rahmatullah ’alaih sagte: „Imam Suhri rahmatullah ’alaih saß nach dem Nachtgebet (’Ischa) mit der rituellen Waschung (Wudu) und setzte seine Vorlesung über Ahadith fort, bis zur Zeit des Morgengebets (Fadschr).“ (Daarimi)

Darawardi rahmatullah ’alaih sagte: „Ich sah, wie Imam Abu Hanifa rahmatullah ’alaih und Imam Malik rahmatullah ’alaih in der Moschee des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam nach dem Nachtgebet (’Ischa) saßen und sehr ruhig über religiöse Punkte sprachen, ohne sich zu beleidigen. Sie trennten sich erst nachdem sie ihr Morgengebet (Fadschr) gemacht hatten.“ (Muqadma) Ibn Furat Baghdadi rahmatullah ’alaih, ein Hadith-Gelehrter (Muhaddith), hinterließ nach seinem Tod achtzehn Kästen mit Büchern. Die meisten dieser Bücher hatte er mit seinen eigenen Händen geschrieben. Er ist unter den Hadith-Gelehrten (Muhaddithin) für seine authentischen und systematischen Berichte bekannt. 

Ibn Dschausi rahmatullah ’alaih ist ein anderer berühmter Hadith-Gelehrter (Muhaddith). Er ist als Waise großgeworden, da er seinen Vater verloren hatte, als er nur drei Jahre alt war. Er war so fleißig, dass er sein Haus nicht verließ, außer zum wöchentlichen Freitagsgebet (Dschumu’a). Er erklärte einmal von der Kanzel (Mimbar) und zeigte dabei seine Finger: „Mit diesen Fingern habe ich nicht weniger als zweitausend Bände geschrieben oder kopiert.“

Er war selber der Autor von mehr als zweihundertfünfzig Büchern. Es wird gesagt, dass er nie untätig blieb. Er pflegte täglich vier Teile eines Buches zu schreiben. Seine Vorlesungen waren so beliebt, dass ihm mehr als 100.000 Studenten zuhörten. Die Könige, ihre Minister und Leiter nahmen auch an seinen Vorträgen teil. Er selbst sagte: „Nicht weniger als 100.000 Schüler haben ihre Hingabe zu mir gelobt und nicht weniger als 20.000 Ungläubige haben Islam unter meinen Händen angenommen.“

Er musste unter den Händen von den Schi’a viel erleiden, die an jenen Tagen Macht hatten. (Taskira) Beim Ausbessern seiner Feder, sammelte er die Reste und zu seiner Sterbezeit äußerte er den Wunsch, von diesen Resten das Wasser zum Waschen für seinen Körper zu erwärmen. Es wird gesagt, dass die Stiftreste für das Erwärmen des Wassers genügend waren und sogar ein Teil noch unbenutzt geblieben ist.

Jahja bin Mu’in rahmatullah ’alaih ist ein berühmter Lehrer von Ahadith. Er sagte: „Ich habe eine Million Ahadith mit meiner eigenen Hand geschrieben.“

Ibn Dscharir Tabari rahmatullah ’alaih ist ein Historiker von großem Ruf. Er ist zuverlässig, was seine Geschichte über die Sahaba und deren Nachfolgern (Tabi’in) betrifft. Vierzig Jahre lang schrieb er täglich 80 Seiten. Nach seinem Tod, haben seine Schüler seine schriftlichen Arbeiten (seit seinem Erwachsen sein) errechnet und man kam auf 28 Seiten täglich. Das Buch über Geschichte, das von ihm geschrieben wurde, welches überall erhältlich ist, ist sehr berühmt und populär. Als er plante, dieses Buch zu schreiben, sagte er zu den Leuten um sich: „Es wird euch freuen zu erfahren, dass ich beabsichtige, ein Buch über Weltgeschichte zu schreiben.“ Sie erkundigten sich: „Wie groß wird dieses Buch sein?“ Er sagte: „Ungefähr 30.000 Blätter.“ Sie erwähnten: „Wer lebt, um dieses Buch zu beenden?“ Er sagte:

Allah gehören wir und zu ihm kehren wir zurück.

Die Leute sind ergeizlos geworden.“

Er entschied dann, das Material abzukürzen, das noch 6.000 Seiten umfasste. Die gleiche Geschichte wird über sein Buch über die Bedeutung und den Kommentar des Koran berichtet. Dieses ist auch ein sehr berühmtes und populäres Buch.

Dariqutni rahmatullah ’alaih ist ein berühmter Verfasser von Hadith. Er reiste nach Baghdad, Basra, Kufa, Wasit, Ägypten und Syrien um Ahadith zu erlernen. Einmal saß er in der Vorlesung seines Lehrers. Während des Vortrags wurde gesehen wie er ein Buch abschrieb. Einer der Kursteilnehmer ermahnte ihn sagend: „Wie kannst du dem Schaich zuhören, wenn du mit dieser Arbeit beschäftigt bist?“

Er sagte: „Es gibt einen Unterschied bezüglich meines Hörens und deines. Sage mir, wie viele Ahadith hat der Schaich bis jetzt rezitiert?“ Der Kursteilnehmer fing an zu überlegen. Dariqutni rahmatullah ’alaih sagte: „Lass es nun mich sagen. Der Schaich hat bis jetzt achtzehn Ahadith berichtet und die waren soundso.“ Er wiederholte dann in der gleichen Reihenfolge alle achtzehn Ahadith des Schaichs und in jedem Fall die Kette der Erzähler.“

Hafiz Athram rahmatullah ’alaih ist ein Hadith-Gelehrter (Muhaddith). Er hatte eine wundervolle Kapazität für das Auswendiglernen von Ahadith. Einmal war er in Mekka für die Pilgerfahrt (Hadsch). Zwei große Lehrer von Hadith aus Khurasan hielten getrennt ihre Vorträge über Hadith in Mekka im Haraam und viele Leute hörten bei jedem Lehrer zu. Er saß zwischen den zwei Gruppen und schrieb beide Vorträge zur gleichen Zeit nieder.

’Abdullah bin Mubarak rahmatullah ’alaih ist ein Hadith-Gelehrter (Muhaddith) von großem Ruhm. Seine Arbeiten und Bemühungen Ahadith zu sammeln ist bei jedem bekannt. Er sagte: „Ich erlernte Ahadith von viertausend Lehrern.“ ’Ali bin Hasan rahmatullah ’alaih sagte: „Es war eine sehr kalte Nacht, als ich und Ibn Mubarak nach dem Nachtgebet (’Ischa) aus der Moschee kamen. Wir setzten unsere Diskussion über ein Hadith vor der Tür der Moschee im Stehen fort, bis wir den Gebetsruf (Asaan) für das Morgengebet (Fadschr) hörten.“

Humaidi rahmatullah ’alaih ist ein Hadith-Gelehrter (Muhaddith), der die Ahadith von Bukhari rahmatullah ’alaih und Muslim rahmatullah ’alaih in einem Buch zusammengefasst hat. Es wird gesagt, dass er während der Nacht schrieb. In der Sommerzeit wenn ihm die Hitze viel Schwierigkeit bereitete, schrieb er weiter, wobei er sich in eine Wanne mit Wasser setzte. Er war auch ein Dichter. Die folgenden Verse sind von ihm geschrieben worden:

Das Mischen mit Leuten bringt keinen Vorteil,

darüber hinaus nichts als Zeitverschwendung im Klatsch;

Gehe nicht zu den Leuten, außer

um Wissen von einem Lehrer und Frömmigkeit von einem Schaich zu erlernen.

Ibn Tabranie rahmatullah ’alaih ist ein angesehener Hadith-Gelehrter (Muhaddith) und Autor von zahlreichen Büchern. Jemand erkundigte sich: „Wie konntest du so viele Bücher schreiben, Schaich?“ Er antwortete: „Ich bin dreißig Jahre lang auf meiner Matte gewesen, d.h. Tag und Nacht an einem Platz geblieben.“ Abu ’Abbaas Schirasi rahmatullah ’alaih sagt: „Ich habe von Tabranie 300.000 Ahadith geschrieben.“

Imam Abu Hanifa rahmatullah ’alaih hat schwer und tief an solchen Ahadith gearbeitet, die durch spätere aufgehoben worden sind. Kufa war an jenen Tagen als Haus von Wissen (’Ilm) bekannt geworden. Er hatte Ahadith von allen Hadith-Gelehrten (Muhaddithin) an diesem Platz gesammelt. Wenn immer ein Hadith-Gelehrter (Muhaddith) von außerhalb nach Kufa kam, schickte er seine Schüler zu ihm, um zu ermitteln, ob er irgendwelche Ahadith kannte, die ihm nicht bekannt waren. Der Imam hatte einen Kreis gebildet, in dem Gelehrte von Hadith, von islamischem Rechtswesen (Fiqh) und von Sprachwissenschaftlern (Ahl-u-Lughat) zusammen kamen. Sie hatten Diskussion über Regelung der islamischen Praxis. Manchmal dauerten die Diskussionen einen Monat an, bevor sie in einen Punkt übereinstimmten und in das Buch der Regelungen für die Leute seiner Rechtsschule geschrieben wurde.

Imam Tirmisie rahmatullah ’alaih ist jedermann bekannt. Er hatte eine einzigartige Kapazität für das Auswendiglernen und das Behalten von Ahadith. Sein Gedächtnis war vorbildlich. Einige Hadith-Gelehrten (Muhaddithin) prüften einmal sein Gedächtnis. Sie rezitierten vor ihm 40 unbekannte Ahadith. Imam Tirmisie rahmatullah ’alaih wiederholte sofort alle.

Er selbst schreibt: „Auf meinem Weg nach Mekka schrieb ich zwei Teile von den Ansammlungen der Ahadith eines Schaichs ab. Es geschah, dass ich persönlich zu diesem Schaich kam. Ich sagte zu ihm: ‚Ich habe zwei Teile Ihrer Ansammlungen abgeschrieben. Ich möchte jene Ahadith vergleichen, indem ich sie direkt von Ihnen höre.’ Der Schaich stimmte zu. Als ich zu ihm ging, nahm ich aus Fehler ein unbeschriebenes Buch anstelle des Buches, indem ich die Ahadith abgeschrieben hatte. Der Schaich fing an, die Ahadith zu rezitieren, während ich das unbeschriebene Buch in meiner Hand hielte. Als sein Blick zufällig auf dieses Buch fiel, war er mit mir sehr verärgert. Ich erklärte ihm, was geschehen war und sagte: ‚Schaich, Ihre Zeit war nicht vergeudet. Ich erinnere mich an alles, dass Sie gesagt haben.’ Er glaubte mir nicht und bat mich, alle Ahadith zu wiederholen, die er rezitiert hatte. Ich wiederholte die ganzen Ahadith. Er dachte, dass ich sie auswendig gelernt hatte, bevor ich zu ihm kam. Ich sagte: ‚Sie können einige andere Ahadith rezitieren.’ Er rezitierte vierzig neue Ahadith. Ich wiederholte alle ohne irgendeinen Fehler.“

Es ist sehr schwierig, so stark zu arbeiten und sich abzumühen, wie diese Hadith-Gelehrten (Muhaddithin) es taten, beim Sammeln, auswendig lernen und bei der Verbreitung von Ahadith. Es ist sogar schwierig, all diese Geschichten zu erfassen. Qartama rahmatullah ’alaih ist ein Hadith-Gelehrter (Muhaddith), der nicht sehr bekannt ist. Einer seiner Schüler, Dawud, sagte: „Leute sprechen über das Gedächtnis von Abu Hatim rahmatullah ’alaih. Ich habe nie eine Person mit besserem Gedächtnis als Qartama rahmatullah ’alaih gesehen. Einmal sagte er zu mir: ‚Wähle irgendwelche Bücher aus meiner Bibliothek, ich werde sie dann auswendig vortragen.’ Ich hob „Kitabu-l-Aschribah“. Er rezitierte das vollständige Buch rückwärts, d.h. jeweils vom Ende zum Anfang jedes Kapitels.“

Abu Sur’a rahmatullah ’alaih sagt: „Imam Ahmed bin Hanbal rahmatullah ’alaih erinnerte sich an eine Million Ahadith auswendig. Ishaq bin Raiwia rahmatullah ’alaih sagte: „Ich habe 100.000 Ahadith gesammelt und ich kenne 30.000 von ihnen auswendig.“ Khafaaf rahmatullah ’alaih sagte: „Ishaq rahmatullah ’alaih diktierte einmal zu uns 11.000 Ahadith aus seinem Gedächtnis. Er wiederholte dann alle in der gleichen Reihenfolge, ohne einen Fehler zu machen.

Abu Sa’d Isbahanie Bagdadi rahmatullah ’alaih, als er nur sechzehn war, ging er nach Baghdad, um Ahadith von Abu Nasr rahmatullah ’alaih zu erlernen. Auf seinem Weg dorthin erreichte ihn die Nachricht von seinem Tod. Er schrie bitterlich wie ein Kind und sagte: „Wie kann ich nun die Kette der Erzähler von seinem Hadith wissen?“ Solches Weinen ist nicht ohne Liebe und Hingabe möglich. Er kannte die Ansammlung der Ahadith von Muslim auswendig und unterrichtete das Buch auswendig zu seinen Schülern. Er hatte elf Wallfahrten (Hadsch) gemacht und wenn immer er beim Essen saß waren seine Augen voll mit Tränen.

Abu ’Umar Darir rahmatullah ’alaih war seit seiner Geburt blind, aber wird unter den Bewahrern (Huffas) von Ahadith gezählt. Er war ein Experte in der Geschichte, für das islamische Rechtswesen (Fiqh) und der Mathematik.

Abu Husain Isfahanie rahmatullah ’alaih hatte die Bücher von Bukhari und die von Muslim auswendig gelernt. Die Bukhari-Sammlung war so tief in sein Gedächtnis geprägt, dass er die Kette der Erzähler für jeden Text geben konnte und umgekehrt.

Schaich Taqiuddin Ba’labakie rahmatullah ’alaih lernte „Muslim“ in vier Monaten auswendig. Er war auch ein Bewahrer (Hafiz) von dem Buch ‚Dschama Bainis Sajihen’, (die in den Ansammlungen von Muslim und Bukhari vorkommen). Er war ein Schaich und viele übermenschliche Dinge von Allah ta’ala wurden ihm zugeschrieben. Er hatte auch den Koran auswendig gelernt. Es wird gesagt, dass er an einem Tag Sure Al-An’ām auswendig gelernt hatte.

Ibnu-s-Sunnie rahmatullah ’alaih ist ein berühmter Schüler von Imam Nasai rahmatullah ’alaih. Er schrieb sogar bis zum letzten Moment seines Lebens. Sein Sohn sagte: „Mein Vater war beim Schreiben von Ahadith, als er die Feder in die Tinte steckte, dann seine Hände zum Bittgebet erhob und seinen letzten Atemzug tat.“

Alama Sadschie rahmatullah ’alaih studierte islamisches Rechtswesen (Fiqh) als Jugendlicher. Dann fing er an, Wissen über die Ahadith zu erwerben. Er blieb für zehn Jahre in Herat und schrieb den ganzen „Tirmisie“ sechsmal während dieses Aufenthalts. Sein Lehrer Ibn Munda rahmatullah ’alaih starb als er ihn „Gharaib Schubah“ nach dem Nachtgebet (’Ischa) beibrachte. Das zeigt, was für einen hohen Wert der Lehrer darauf gelegt hat, Wissen zu vermittelt.

Abu ’Amr Khafaaf rahmatullah ’alaih erinnerte sich an 100.000 Ahadith auswendig. Als ’Asim bin ’Ali rahmatullah ’alaih (Lehrer von Imam Bukhari), in Baghdad angekommen war, kamen mehr als 100.000 Schüler zu seinen Vorträgen. Eines Tages wurde das Publikum, während seines Vortrags, auf 120.000 geschätzt. Die Wörter, die er sprach, wurden mehrmals weitergegeben, bevor diese von allen Leuten gehört werden konnten. Die Wörter „Al-Laith rahmatullah ’alaih“, die er gesprochen hatte, mussten vierzehnmal weitergegeben werden. Das ist eine klare Sachen, das bei so einem großen Publikum mache Wörter mehrmals weitergesagt werden müssen, damit der Vortrag von jedem gehört wird.

Abu Muslim Basri rahmatullah ’alaih, als er Bagdad erreichte, hielt seine Vorlesung auf einem großen Platz. Sieben Männer standen auf um seinen Vortrag weiterzugeben, wie Allahu Akbar (Takbir) beim Festgebet (’Id). Nach diesem Vortrag wurden 40.000 Tintentöpfe gezählt, die dazu benutzt wurden, seinen Vortrag aufzuschreiben. Es gab viel mehr, die nur einfach zuhörten. In den Vorträgen von Firjabie rahmatullah ’alaih waren 316 Personen, die seine Worte weitergaben. Wie groß muss dann die gesamte Zuhörermenge gewesen sein? Es war diese Arbeit und Anstrengung, wodurch das heilige Wissen bis zu unserer Zeit leben konnte.

Imam Bukhari rahmatullah ’alaih sagt: „Ich wählte meine Ansammlung von 7.275 Ahadith aus einer Auswahl von 600.000 aus. Ich habe ein Gebet von zwei Rak’a gemacht, bevor ich jedes Hadith schrieb.“ Als Imam Bukhari rahmatullah ’alaih nach Bagdad kam, testeten die Hadith-Gelehrten (Muhaddithin) sein Wissen. Zehn Personen wurden ausgesucht ihn zu testen. Jede von dieser Person sammelte zehn Ahadith seiner Auswahl und nachdem er einige Veränderungen im Wortlaut gemacht hatte, rezitierte jeder jeden Hadith vor Imam Bukhari.

Nach jedem Vortrag sagte er: „Ich kenne einen solchen Hadith nicht.“ Als alle fertig waren, wendete er sich jedem zu und sagte: „Bruder, den ersten Hadith hast du so vorgetragen (er rezitierte so, wie der Mann es getan hatte), aber eigentlich ist er so (rezitierte ihn in den richtigen Worten) usw.“ Er wiederholte alle hundert Ahadith, zunächst in der Art, in der die Männer sie vorgetragen hatten und dann in der korrekten Form, in der gleichen Reihenfolge.

Imam Muslim rahmatullah ’alaih begann Ahadith zu lernen, als er vierzehn war und blieb damit beschäftigt bis er starb. Er sagte: „Ich habe in meinem Buch 12.000 Ahadith zusammengesammelt, nachdem ich sie von 300.000 ausgewählt habe.“ Abu Dawud rahmatullah ’alaih sagte: „Ich habe 500.000 Ahadith gesammelt, aber ich habe nur 4.800 ausgesucht für mein Buch.“

Jusuf Misi rahmatullah ’alaih ist ein berühmter Hadith-Gelehrter (Muhaddith). Er ist ein Führer in Wissenschaft von Asma-ur-Ridschal (Berichte über Personen). Nachdem er islamisches Rechtswesen und Ahadith von den Lehrern in seiner eigenen Stadt gelernt hatte, ging er nach Mekka, Madina, Halab, Hamat, Balabak usw., um mehr Wissen zu lernen. Er ist der Autor von vielen Büchern. „Tahdibu-l-Kamal“ hat 200 Bänder und „Kitabu-l-Atraf“ hat mehr als 80 Bänder. Er blieb oft still und hat wenig gesprochen. Die meiste Zeit war er mit lesen oder schreiben beschäftigt. Manche Leute die neidisch auf ihn waren haben ihm immer wieder Schwierigkeiten gegeben, aber er hat nie Rache genommen.

Es ist wirklich sehr schwierig, all solche Geschichten von ausgezeichneten Leuten zusammenzutragen, die für das Wissen gearbeitet und Opfer gegeben haben. Die Einzelheiten ihrer Mühe kann man auch nicht in mehreren Büchern erfassen. Was hier darüber geschrieben wurde, soll nur ein kleiner Schimmer von dem Schmerz sein, welches unsere Älteren im Islam ertrugen, um das Hadith-Wissen zu Entfalten und an uns in solcher hervorragender Form zu hinterlassen, das dieses Wissen selbst noch nach 1300 Jahren mit voller Kraft strahlt.
Lass die Personen, die öffentlich bekunden Wissen zu suchen (Talib-e-’Ilm), selber sehen, zu welchen Opfer sie in diesem Feld bereit sind. Es ist aussichtslos zu hoffen, dass das Wissen über den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam, das uns auf diese Weise erreichte hat, sich verbreitet und praktiziert werden kann, während wir in unserem Luxus, Komfort, Vergnügungen und anderen weltlichen Verpflichtungen gefesselt sind. Das kann nur ein Traum sein.

Nach Wunsch können sie manche Bücher online bestellen unter der Webseite: www.al-madinamarkt.de