Hikajatu-s-Sahaba Kapitel 2

Furcht der Sahaba vor Allah

Kapitel II: Furcht vor Allah ta’ala         


1. Was der Prophet zu der Zeit eines Sturms unternahm               

2. Was Anas r.a. zu tun pflegte, als ein Sturm sich näherte            

3. Was der Prophet s.a.w. zu der Zeit der Sonnenfinsternis zu
    tun pflegte                                                                                           

4. Der Prophet s.a.w. weinte die ganze Nacht                                    

5. Abu Bakr r.a. und seine Furcht vor Allah ta’ala                             

6. ’Umar r.a. und die Furcht vor Allah ta’ala                                        

7. Eine Zurechtweisung durch ’Abdullah ibn ’Abbaas r.a.              

8. Der Prophet s.a.w. kommt bei seiner Tabuk Expedition an den
    Ruinen der Thamud vorbei                                                              

9. Ka’bs r.a. Hinderungsgrund an der Expedition teilzunehmen    

10. Der Verweis des Propheten s.a.w. auf das Lachen der
     Sahaba und das Erinnern an das Grab                                         

11. Hadhrat Hansalas r.a. Furcht vor Heuchlerei (Nifaq)                 

12. Verschiedene Geschichten über die Furcht vor Allah   



II. FURCHT DER SAHABA VOR ALLAH TA’ALA

Zusammen mit dem bemerkenswerten Geist der Opferbereitschaft für die Religion, und die Bereitschaft sich selbst, ihren eigenen Besitz und ihre Ehre völlig zu vernichten, wie bereits geschrieben, hatten die Sahaba eine aufrichtige und tief verwurzelte Furcht vor Allah ta’ala in ihren Herzen. Ich wünschte, dass die heutigen Muslime etwas von dieser Furcht vor Allah ta’ala haben würden. Hier sind einige Geschichten als Beispiel über diese Seite ihres Lebens.


1. Was der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam zu der Zeit eines Sturms unternahm

’Aischa radiallahu ’anha berichtet, wenn immer ein starker Wind wehte und die Wolken sich verdichteten, wurde der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam besorgt und sein Gesicht wurde aus Furcht blass. Er wurde unruhig, ging besorgt nach draußen und drinnen und rezitierte folgendes Bittgebet (Du’a):

„O mein Allah! Ich bitte Dich um das Gute von diesem Wind, das Gute von dem was in diesem Wind steckt und das Gute was aus diesem entsteht (Regen usw.) und zu welchem Zweck dieser Wind geschickt wurde, daraus verlange ich das Gute. Ich suche Schutz bei Dir vom Übel dieses Windes, vom Übel was in diesem Wind drin ist und mit welchem Zweck er geschickt ist, davor suche ich Schutz vor dem Übel.“

Sie sagte: „Und als es anfing zu regnen, erschienen Zeichen der Freude auf seinem Gesicht. Ich sagte zu ihm einmal: ‚O Prophet von Allah, wenn Wolken erscheinen ist jeder glücklich, da sie Regen voraussagen, aber warum ist es so, dass du zu dieser Zeit so unruhig wirst?’ Er sallallahu ’alaihi wassallam antwortete: ‚O ’Aischa! Wie kann ich sicher sein, dass dieser Wind nicht Allahs ta’ala Zorn mit sich bringt? Die Leute von den ’Aad wurden durch den Wind bestraft. Sie waren glücklich, als sie die Ansammlung dichter Wolken sahen und glaubten, dass sie Regen bringen würden; aber in Wirklichkeit brachten jene Wolken für die ’Aad keinen Regen, sondern die endgültige Zerstörung.’“ (Dur-e-Manthur)

Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sprach offensichtlich die folgenden Verse vom Koran an:

 „Dann aber, als sie (das Volk ’Aad) sahen, wie sich ihren Tälern gleich einer Wolke näherte, sagten sie: „Das ist eine Wolke, die uns Regen geben wird.“ „Nein, es ist vielmehr das, was ihr zu beschleunigen trachtetet – (Sie sagten zum Propheten: „Wenn du Wahrhaftig bist, dann bringe zu uns Strafe) ein Wind, der eine schmerzliche Strafe mitführt. (Al-Ahqāf 24)
„Er wird alles zerstören auf den Befehl seines Herren. Und am Morgen sah man nur noch ihre Wohnungen; so üben Wir Vergeltung am schuldigen Volk.“ (Al-Ahqāf 25, Bajanu-l-Koran)

Anmerkung: Betrachte diese Furcht vor Allah ta’ala im Herzen einer Person, die die beste von allen Geschöpfen ist. Trotz eines klaren Verses im Koran, dass Allah ta’ala die Leute nicht bestrafen würde, solange der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam unter ihnen ist (Al-A’rāf 33), hatte er so viel Furcht vor Allah ta’ala, dass ein starker Wind ihn an die Bestrafung erinnerte, die den Leuten in der Vergangenheit wiederfahren war. Lasst uns jetzt für einen Moment in unser eigenes Herz schauen. Obgleich wir völlig in Sünden ertrinken, erwecken so ungewöhnliche Phänomene wie Erdbeben oder Blitz in uns nicht diese Furcht vor Allah ta’ala und anstatt dass wir Allah ta’ala in solchen Zeiten um Verzeihung bitten oder uns zum Gebet wenden, geben wir uns unnützen Untersuchungen hin.



2. Was Anas radiallahu ’anhu zu tun pflegte, wenn ein Sturm sich näherte

Hadhrat Nadr bin ’Abdullah radiallahu ’anhu berichtete: „Eines Tages, während Hadhrat Anas radiallahu ’anhu noch lebte, wurde es während des Tages sehr dunkel. Ich ging zu ihm und fragte: ‚Hast du überhaupt solch eine Sache in der Zeit des Propheten erlebt?’ Er antwortete: ‚Ich suche Schutz bei Allah ta’ala! In jenen Tagen, wenn der Wind ein wenig stärker als normal wehte, eilten wir zur Moschee, aus Furcht davor, dass der letzte Tag gekommen sei.’“

Hadhrat Abu Darda radiallahu ’anhu berichtete: „Wenn immer ein Sturm wehte, wurde der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam unruhig und ging zur Moschee.“ (Dschama ul-Fawa-id)

Anmerkung: Wer denkt heutzutage daran, zur Moschee zu gehen, sogar nicht einmal bei den schlimmsten Katastrophen. Lassen wir die gewöhnlichen Leute beiseite, sogar diejenigen, die sich selbst als gute und praktizierende Muslime betrachten, sollten selber darüber nachdenken und antworten. 



3. Was der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam zu der Zeit der Sonnenfinsternis zu tun pflegte

Die Sonne war einmal in Ellipse zur Zeit des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam. Die Sahaba ließen ihre Arbeit. Sogar die Jugendlichen, die Bogenschießen übten, beeilten sich zur Moschee zu gehen, um zu wissen, was der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam zu dieser Zeit tun würde. Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam begann zwei Rak’a Gebet, die so lang waren, dass einige Leute in Ohnmacht fielen.

Er weinte in seinem Gebet und sagte: „O mein Herr! Du hast gesagt, dass Du sie nicht bestrafen würdest, solange ich unter ihnen bin und solange sie um Verzeihung bitten.“ Allah ta’ala sagt im Koran:

„Allah aber wollte sie nicht bestrafen, solange du unter ihnen weiltest, noch wollte Allah sie bestrafen, während sie um Vergebung baten.“ (Al-Anfāl 33)

Er sagte dann zu den Leuten: „Ihr sollt zum Gebet eilen, wenn immer ihr die Sonne oder den Mond in der Ellipse findet. Wenn ihr die Zeichen des letzten Tages kennen würdet wie ich, würdet ihr mehr weinen und weniger lachen. In solchen Fällen beeilt euch zum Gebet; betet zu Allah ta’ala und verteilt Almosen (Sadaqa) unter den Armen.“



4. Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam weinte die ganze Nacht

Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam weinte einmal die ganze Nacht. Bis zum nächsten Morgen hindurch wiederholte er im Gebet den folgenden Vers:

„(O Allah) wenn Du sie bestrafst, (und dazu hast du vollkommenes Recht, weil) sie sind Deine Diener (und Du bist ihr Herr, und ein Herr hat Recht seine Diener wegen einer Straftat zu bestrafen) und wenn Du ihnen verzeihst, (und auch dazu hast Du vollkommenes Recht weil) Du bist wahrlich der Allmächtige, (und über die Vergebung hast du auch Macht, weil Du bist) der Allweise (und Deine Vergebung ist nach Deiner Weisheit).“ (Al-Mā’ida 118, Bajanu-l-Koran)

Es wird über Imam Abu Hanifa rahmatullah ’alaih gesagt, dass er auch einmal die ganze Nacht weinte und folgenden Vers aus dem Koran im freiwilligen Gebet in der Nacht (Tahadschud) rezitierte:

„Und (es wird am Jüngsten Tag den Verbrechern gesagt werden): ‚Sondert euch ab, o ihr Schuldigen.’“ (Yā Sīn 59)

Dieser Vers bedeutet, dass am Tag des Urteils den Schuldigen Befehl gegeben wird, sich von den Guten zu trennen und es wird denen nicht erlaubt, sich mit ihnen zu mischen, wie sie es im weltlichen Leben taten. Wie viel man weint, nachdem man diesen Vers gehört hat, ist auch wenig, denn man weiß nicht zu welcher Gruppe man gehören wird?



5. Abu Bakr radiallahu ’anhu und seine Furcht vor Allah

Nach dem Glauben der Sunniten ist Abu Bakr radiallahu ’anhu die Person, die nach dem Propheten sallallahu ’alaihi wassallam den höchsten Rang unter allen Menschen hat. Er wird mit Sicherheit zu den Paradiesbewohnern zählen, denn der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam selbst übermittelte ihn diese frohe Botschaft und sogar wird er der Anführer von einer Gruppe von Personen im Paradies sein. Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam erwähnte einmal: „Abu Bakrs Name wird von allen Toren des Paradieses (Dschanna) ausgerufen und er ist der Erste von meinen Nachfolgern, der ins Paradies eintreten wird.“

Trotz all dieser Tugenden und Vorzügen pflegte Abu Bakr radiallahu ’anhu zu sagen: „Ich wünschte, dass ich ein Baum wäre, der geschnitten und beseitigt wird.“ Manchmal sagte er: „Ich wünschte, dass ich ein Grashalm wäre, dessen Leben endet wenn irgendein Tier weidet.“ Er sagte auch: „Ich wünschte, ein Haar am Körper eines Gläubigen zu sein.“ Einmal ging er zu einem Garten, indem er einen Vogel singen hörte. Er holte tief Luft und sagte: „O Vogel! Wie glücklich du bist! Du isst, trinkst und fliegst unter den Schatten der Bäume und fürchtest keine Abrechnung am Tag des Jüngsten Gerichts. Ich wünschte, ich wäre wie du.“ (Tariku-l-Khulfa)

Hadhrat Rabi’a Aslami radiallahu ’anhu berichtete: „Einmal hatte ich eine Auseinandersetzung mit Abu Bakr radiallahu ’anhu, während dessen er ein Wort sagte, dass ich nicht mochte. Er bemerkte es sofort und sagte zu mir: ‚Bruder, sag mir bitte dieses Wort zurück als Zurückzahlung.’ Ich lehnte es ab, das zu tun. Er verwies sogar darauf die Angelegenheit vor den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam zu bringen, um sie klären zu lassen, aber ich stimmte nicht zu, diese Worte zurück zu sagen. Er stand auf und ging weg. Einige Leute von Banu Aslam sagten: ‚Schau! Wie merkwürdig! Diese Person tat dir zuerst Unrecht und bedroht dich auch noch, sich beim Propheten sallallahu ’alaihi wassallam zu beschweren.’ Ich sagte: ‚Wisst ihr, wer er ist? Er ist Abu Bakr radiallahu anhu. Ihm zu missfallen ist dem geliebten Propheten sallallahu ’alaihi wassallam von Allah ta’ala zu missfallen und den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam zu missfallen ist Allah ta’ala zu missfallen und wenn man in Allahs ta’ala Missfallen geraten ist, so gibt es keinen Zweifel an der Vernichtung Rabi’as.’ Ich ging zum Propheten sallallahu ’alaihi wassallam und berichtete ihm die vollständige Geschichte. Er sagte: ‚Es war richtig von dir, dass du dieses Wort nicht zurück gesagt hast. Aber du hättest sagen können: ‚O Abu Bakr, Allah ta’ala möge dir vergeben.’“

Anmerkung: Betrachte die Furcht vor Allah ta’ala in Abu Bakr radiallahu ’anhu! Er ist so besorgt darum seine Rechnungen in dieser Welt zu begleichen, so dass sofort nachdem er ein unschönes Wort an eine Person gerichtet hatte, er es bedauerte und als Vergeltung zurück forderte. Und noch obendrein drohte er sogar damit, den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam zu informieren, um Vergeltung zu bekommen. Wir haben die Gewohnheit hunderte beleidigende Wörter zu anderen zu äußern, aber wir denken nicht an die Bezahlung oder Abrechnung im nächsten Leben.



6.’Umar radiallahu ’anhu und die Furcht vor Allah ta’ala

Hadhrat ’Umar radiallahu ’anhu hielt häufig einen Strohhalm in seiner Hand und sagte: „Ich wünschte, dass ich ein Strohhalm wäre.“ Manchmal sagte er: „Ich wünschte, dass meine Mutter mich nicht geboren hätte.“

Einmal war er mit einer Arbeit beschäftigt, als eine Person zu ihm kam, die sich über einen anderen Mann, der ihm Unrecht getan hatte, beschwerte und sagte: „Komm mit mir und fordere mein Recht.“ Hadhrat ’Umar radiallahu ’anhu schlug ihn mit einer Peitsche und sagte: „Wenn ich wegen dieser Sache sitze, kommst du nicht zu mir, aber wenn ich mit einer anderen Arbeit beschäftigt bin, kommst du mit deiner Beschwerde und verlangst, das ich dein Recht von dem anderen fordere.“

Die Person ging weg. Aber Hadhrat ’Umar radiallahu ’anhu schickte jemand ihn zu holen, übergab ihm dann seine Peitsche und sagte: „Peitsche mich jetzt, um die Angelegenheit zu begleichen.“ Er sagte: „Ich verzeihe dir, um Allahs Willen.“ Hadhrat ’Umar radiallahu ’anhu ging nach Hause, betete zwei Rak’a zur Vergebung und tadelte sich: „O ’Umar! Du warst klein, aber Allah ta’ala erhöhte dich. Du warst irregeleitet, aber Allah ta’ala gab dir Rechtleitung. Du warst niedrig, aber Allah ta’ala gab dir Ehre und machte dich zum König über seine Leute. Jetzt kommt einer von ihnen und fragt dich um das Unrecht, was ihm wiederfahren war, zu beseitigen und du schlägst ihn? Wie beantwortest du dies vor Allah ta’ala?“ Er fuhr so fort und schimpfte sich eine lange Zeit. (Asadu-l-Gaba)

Der Sklave von Hadhrat ’Umar radiallahu ’anhu, Aslam radiallahu ’anhu sagte: „Einmal ging ich mit ’Umar radiallahu ’anhu in Richtung Harrah (ein Vorort von Madina), als er ein entferntes Feuer in der Wüste sah.’Umar radiallahu ’anhu sagte: „Es scheint ein Lager zu sein. Möglicherweise ist es eine Karawane, die die Stadt wegen des Einbruchs der Dunkelheit, nicht erreichen konnte. Lass uns dort hingehen, um uns um sie zu kümmern und für ihren Schutz für die Nacht zu sorgen.“

Als er dort ankam, fand er eine Frau und einige Kinder. Die Kinder schrien. Die Frau hatte einen Kessel mit Wasser über dem Feuer. Hadhrat ’Umar radiallahu ’anhu grüßte sie mit „Salam“ und mit ihrer Erlaubnis ging er näher zu ihr. ’Umar radiallahu ’anhu: „Warum weinen die Kinder?“ Die Frau: „Weil sie hungrig sind.“ ’Umar radiallahu ’anhu: „Was ist in dem Topf?“ Die Frau: „Nur Wasser, um die Kinder zu beruhigen, damit sie in dem Glauben schlafen gehen, dass Essen für sie vorbereitet wird. Ah, Allah ta’ala wird am Tag des Jüngsten Gerichts zwischen mir und ’Umar radiallahu ’anhu abrechnen, dafür, dass er sich nicht um uns kümmert.“ ’Umar radiallahu ’anhu (weinend): „Möge Allah ta’ala gnädig mit dir sein. Wie könnte ’Umar von deiner Bedrängnis wissen?“ Die Frau: „Wenn er unser Anführer (Amir) ist, muss er sich über unsere Lage informieren.“

Aslam radiallahu ’anhu sagte: „Hadhrat ’Umar radiallahu ’anhu ging mit mir in die Stadt zurück, in einem Sack vom Schatzhaus (Baitu-l-Mal) füllte er Mehl, Datteln, Fett, Kleidung und legte auch etwas Geld dazu. Als der Sack voll war, sagte er zu mir: „Hebe den Sack auf meinen Rücken, Aslam!“ Ich sagte: „Nein bitte, Amiru-l-Mu´minin! Ich trage diesen Sack.“ „Nein, hebe ihn auf meinen Rücken“, sagte ’Umar radiallahu ’anhu. Zwei oder dreimal bat ich mit Nachdruck darum, den Sack tragen zu dürfen, dann sagte er: „Wirst du am Tag des Jüngsten Gerichts meine Last tragen? Ich muss diesen Sack tragen, weil ich es sein werde (im nächsten Leben), der über diese Frau gefragt werden wird.“

Aslam radiallahu ’anhu hob den Sack widerwillig auf ’Umars radiallahu ’anhu Rücken und dieser ging mit schnellen Schritten zum Zelt der Frau. Aslam radiallahu ’anhu folgte ihm auf den Fersen. Als er dort angekommen war, gab er ein bisschen Mehl, etwas Datteln und Fett in den Topf der Frau und fing an zu rühren. Er blies (mit dem Mund) ins Feuer, um es anzuschüren. Aslam radiallahu ’anhu sagte: „Ich sah wie der Rauch durch seinen dicken Bart ging.“

Nach einiger Zeit war das Essen bereit. Er selbst servierte es der Familie. Als sie satt gegessen hatten, waren die Kinder glücklich und fingen an fröhlich zu spielen. Den Rest der Mahlzeit überließ er ihnen. Die Frau war sehr dankbar und sagte: „Möge Allah dir dafür die beste Belohnung geben! Tatsächlich verdienst du es mehr den Platz als Kalifen, anstelle ’Umar radiallahu ’anhu, einzunehmen.“ ’Umar radiallahu ’anhu tröstete sie und sagte: „Wenn du kommst um den Kalifen zu sehen, wirst du mich dort finden.“ Er setzte sich für eine Weile an einem Platz in der Nähe und beobachtete die Kinder. Dann ging er zurück nach Madina. Auf seinem Rückweg sagte er zu Aslam radiallahu ’anhu: „Weißt du, warum ich dort gesessen bin, Aslam? Ich habe die Kinder weinend gesehen; und ich wollte, sie lachend und glücklich für eine Weile sehen.“ (Aschhir Maschahir Muntahab Kansu-l-Ommal)

Es wird gesagt, dass wenn ’Umar radiallahu ’anhu das Morgengebet (Fadschr) führte, hatte er die Gewohnheit Sure Al-Kahf, Sure und andere solche langen Suren zu rezitieren, dabei weinte er so viel, dass man einige Reihen dahinter sein schluchzen hören konnte. Einst rezitierte er Sure Yūsuf im Morgengebet (Fadschr). Als er zu dem Vers kam:

„Und errette uns durch Deine Barmherzigkeit vor dem Volk der Ungläubigen.“ (Yūsuf 86)

weinte er so sehr, dass er nicht weiter rezitieren konnte. Im freiwilligen Gebet in der Nacht (Tahadschud) fiel er manchmal zu Boden wegen seines übermäßigen Weinens und wurde krank.

Anmerkung: So war die Furcht von ’Umar radiallahu ’anhu, dessen Name Furcht in den Herzen der mächtigen Monarchen seiner Zeit erweckte. Selbst heutzutage, 1300 Jahre später, haben die Menschen Ehrfurcht vor ihm, wenn sie von ihm hören. Gibt es heutzutage irgendeine kleine oder große Person an der Macht, die bereit ist solch eine Gütigkeit zu denen zu zeigen, die ihm Untergeben sind?



7. Eine Zurechtweisung durch ’Abdullah ibn ’Abbaas radiallahu ’anhu 

Wahb bin Munabbih sagte: „’Abdullah ibn ’Abbaas radiallahu ’anhu verlor im hohen Alter sein Augenlicht. Ich führte ihn einmal zum Haram in Mekka, dort hörte er eine Gruppe von Leuten, die unter sich gestritten haben. Er bat mich ihn zu dieser Gruppe zu führen. Er begrüßte sie mit „as-salamu ’alaikum“. Sie baten ihn sich zu ihnen zu setzen, aber er lehnte ab und sagte: „Soll ich euch über solche Leute erzählen, die bei Allah ta’ala ganz nahe sind? Das sind solche, die aus Furcht absolut ruhig geworden sind, obwohl sie weder hilflos noch stumm sind. Sie besitzen auch die Gabe zu reden und haben Kraft zum Sprechen und Verstand, um zu verstehen. Aber die ständige Verherrlichung des Namen Allahs überwältigte ihren Verstand, ihre Herzen sind voll mit Ehrfurcht und ihre Lippen verschlossen. Nachdem sie diesen Zustand erreicht hatten, rannten sie zum Guten. Aber wohin habt ihr Leute euren Kurs gedreht?“ Nach dieser Zurechtweisung habe ich niemals mehr eine Versammlung, auch selbst nur von zwei Personen, im Haram gesehen.“

Anmerkung: Es wird gesagt, dass Hadhrat ibn ’Abbaas radiallahu ’anhu aus Furcht vor Allah ta’ala so viel weinte, dass die Tränen, die über seine Wangen liefen eine Markierung auf ihnen hinterließen. In dieser Geschichte hat ’Abdullah ibn ’Abbaas radiallahu ’anhu eine sehr einfache Methode zur Rechtschaffenheit beschrieben. Man sollte über die Größe von Allah ta’ala meditieren. Wenn man das tut, wird es sehr einfach alle weiteren guten Taten mit voller Aufrichtigkeit durchzuführen. Ist es wirklich so schwierig, sich einige Minuten aus dem vierundzwanzigstündigen Tag herauszunehmen, um sich dieser geistigen Meditation zu widmen?



8. Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam kommt bei seiner Tabuk-Expedition an den Ruinen der Thamud vorbei

Die Tabuk-Expedition ist eine von den großen Feldzügen vom Propheten sallallahu ’alaihi wassallam und die Letzte an der er persönlich teilnahm. Als er die Nachricht bekam, dass der Kaiser (von Rom) eine große Streitkraft versammelte, um die Kraft des Islam zu vernichten und auf seinem Weg (durch Syrien) war, um in Madina einzudringen, entschied er, die Sahaba anzuführen, um dem Kaiser auf seinem Weg entgegenzukommen. Am Donnerstag, den fünften Radschab (7. Monat im islamischen Kalender) im neunten Jahr nach der Auswanderung (Hidschra), marschierten die ergebenen Sahaba aus Madina aus. Da das Wetter heiß war und ein schwerer Kampf erwartet wurde, machte der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam eine offene Erklärung, damit die Muslime ihre Stärke versammeln und völlig vorbereitet sein sollten, den Kräften des römischen Reiches gegenüber zu stehen. Er ermahnte sie auch zur Ausrüstung der Expedition beizutragen. Es war bei dieser Gelegenheit, dass Hadhrat Abu Bakr radiallahu ’anhu sein ganzes Eigentum beitrug. Als er vom Propheten sallallahu ’alaihi wassallam gefragt wurde, was er für seine Familie gelassen hatte, antwortete er: „Ich habe Allah ta’ala und seinen Prophet sallallahu ’alaihi wassallam für sie gelassen.“

Hadhrat ’Umar radiallahu ’anhu trug die Hälfte seines Eigentums bei und Hadhrat ’Uthman radiallahu ’anhu stellte ein Drittel der vollständigen Ausrüstung der Armee zur Verfügung. Obgleich jeder über seinen Mitteln beitrug, erfüllte die Ausrüstung dennoch die Anforderungen nicht. Da zu der Zeit allgemeine Armut herrschte, stand nur ein Kamel für jede Gruppe von zehn Personen zur Verfügung, die abwechselnd reiten sollten. Deshalb ist diese Kampagne bekannt als „die Kampagne der Härte“. Auch deshalb, weil die Reise sehr lang war und die Sonne brannte.

Die Obstgärten waren mit reifen Datteln (die Jahresernte von Madina) beladen und die meisten Menschen in Madina hatten nur dieses Einkommen und jetzt genau war die Zeit für die Ernte; als plötzlich die Sahaba benötigt wurden, um in diesen Kampf zu ziehen. Es war wirklich ein Test an ihrem Glauben (Iman). Sie sahen die lange und anstrengende Reise, die brennende Hitze, den ungeheuren Feind, der ihnen entgegenstand und darüber hinaus, der vermutliche Verlust der Jahresernte. Aber wegen der tiefverwurzelten Furcht vor Allah ta’ala in ihren Herzen konnten sie nicht davon träumen, den Aufruf zur Armee nicht zu folgen. Ausgenommen die Frauen, die Kinder (die Entschuldigt waren), die, denen der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam selbst befohlen hatte, zurück zu bleiben und den Heuchlern (Munafiq) nahm fast jeder an der Expedition teil.

Unter jenen, die zurückblieben, waren auch solche Personen, die weder Transport für sich selbst beschaffen konnten, noch war der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam in der Lage, sie mit irgendwelchem zu versehen. Über solche Leute hat Allah ta’ala in seinem Buch gesagt:

„Noch (trifft) jene (ein Tadel), die zu dir kamen, damit du ihnen die Möglichkeit zu reiten verschafftest und (zu denen) du sagtest: ‚Ich kann nichts finden, womit ich euch beritten machen könnte.’ Da kehrten sie um, während ihre Augen vor Tränen überflossen aus Kummer darüber, dass sie nichts fanden, was sie hätten ausgeben können.“ (At-Tauba 92)

Von den wahren Gläubigen waren drei, die ohne jede Entschuldigung zurückblieben. Ihre Geschichte wird noch berichtet. Auf ihren Weg nach Syrien, als die Expedition die Behausung von den Thamud erreichte, bedeckte der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sein Gesicht mit seinem Hemd und beschleunigte den Schritt seines Kamels. Er wies auch die Sahaba an, dasselbe zu tun, denn dieses war die Szene von der Zerstörung der Thamud. Sie wurden angewiesen, dort weinend und schnell vorbei zu ziehen, aus Furcht, dass Allah ta’ala sie auch so bestrafen könnte, wie er die Thamud bestraft hatte. (Islam Hamis)

Anmerkung: Der liebste Gesandte und geliebteste Prophet von Allah ta’ala zog an dem Platz der Strafe der früheren Völker mit Furcht vorbei und seinen Gefährten, die sogar in dieser harten Zeit bewiesen, dass sie bereit waren, ihr Leben zu opfern, gab er den Befehl, weinend durch die Ruinen eines bestraften Volkes zu ziehen, aus Furcht, dass sie das gleiche Schicksal treffen könnte. Anderseits heute, wenn an irgendeinem Platz Erdbeben stattfand, wird es ein Ort von Sehenswürdigkeit für uns und wenn wir an irgendwelche Ruinen kommen, weinen wir nicht und selbst in unser Herz kommt nicht der kleinste Gedanke daran traurig zu sein. 



9. Hadhrat Ka’bs radiallahu ’anhu Hinderungsgrund an der Expedition teilzunehmen

Bei der Tabuk-Expedition blieben diejenigen zurück, die einem ausreichenden Grund hatten, außerdem die Heuchler (Munafiqin), das waren mehr als achtzig Personen von den Ansar und eine gleiche Zahl von den nomadischen Arabern und außerdem noch eine große Gruppe von außerhalb die auch nicht beteiligt waren. Sie sind nicht nur selbst zurückgeblieben, sondern bewegten sogar andere zurückzubleiben und sagten: „Zieht doch nicht in der Hitze aus!“ Auf dieses antwortete Allah ta’ala:

 Sprich: „Das Feuer der Hölle ist von stärkerer Hitze.“

Unter den Gläubigen gab es nur drei Personen, die den Aufruf des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam nicht folgten, ohne einen Grund dafür zu haben. Sie waren erstens Ka’b bin Malik, zweitens Hilal bin Umajja und drittens Murarah bin Rabi’ radiallahu ’anhum. Diese drei waren weder Heuchler, noch hatten sie einen Grund zurückzubleiben, sondern ihr Wohlstand hielt sie zurück. Die Obstgärten mit Dattelpalmen von Murarah radiallahu ’anhu waren vollbeladen mit Früchten. Er überredete sich selbst zurück zu bleiben, mit dem Vorwand: „Wenn ich jetzt gehe, werde ich die ganze Ernte verlieren. Ich habe an allen Kriegen bis jetzt teilgenommen. Wenn ich an diesem einen fehle, wird das nichts ausmachen.“ Aber als er seinen Fehler bemerkte, spendete er die gesamte Ernte und auch den Garten, im Weg von Allah ta’ala, weil dieses die Ursache dafür war, dass er dem Ruf des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam nicht  gefolgt war.

Der Fall von Hadhrat Hilal radiallahu ’anhu war anders. Einige seiner Verwandten, die für eine lange Zeit weg gewesen waren, kamen gerade nach Madina zurück. Ihnen zu Liebe nahm er nicht an der Expedition teil. Er hatte auch an allen vorherigen Kämpfen teilgenommen und gemeint (wie Murarah radiallahu ’anhu), dass es nicht viel ausmachen würde, wenn er nur an diesen einen Kampf nicht teilnehmen würde. Als er die Ernsthaftigkeit seines Zurückbleibens erkannte, überlegte er sich, dass er die Beziehung mit jenen Verwandten abbrechen wird, die die Ursache für diesen Fehler gewesen waren.

Hadhrat Ka’b radiallahu ’anhu selbst gibt seinen Bericht im Detail, welcher in den Büchern von Hadith berichtet wird. Er sagte: „Ich war nie finanziell so gut gestellt, wie zu der Zeit von Tabuk. Ich hatte zwei Kamele, die mir selbst gehörten und ich nie zuvor gehabt hatte. Es war eine Gewohnheit des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam, dass dieser nie das Ziel seiner Expedition bekannt gab, sondern er erkundigte sich nach den Bedingungen, eines anderen Platzes. Dieses Mal aber, angesichts der weiten Entfernung, der heißen Jahreszeit und der Stärke des Feindes, hatte er sein Ziel bekannt gegeben, damit die Vorbereitungen vollständig und komplett gemacht werden konnten. Die Zahl der muslimischen Teilnehmer war so groß, dass es schwierig war, ihre Namen aufzuschreiben und auch, dass Abwesende in dem großen Heer kaum entdeckt werden konnten.

Die Gärten von Madina waren voll von Früchten. Ich beabsichtigte jeden Morgen, Vorbereitungen für die Reise zu treffen, aber bis es Abend wurde hatte ich keine Vorbereitungen gemacht. Ich war beruhigt, dass ich alle notwendigen Mittel zur Verfügung hatte und das ich in kürzester Zeit bereit sein würde, wenn ich einmal entschied zu gehen. Ich war noch in diesem Zustand von Unentschlossenheit, als ich erfuhr, dass der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam mit seinen Begleitern schon gegangen war. Aber bis dahin war ich noch nicht bereit geworden. Die Idee, dass ich ein oder zwei Tage brauchen würde, um fertig zu werden und die anderen einzuholen, blieb noch in meinem Sinn. Dieses Zaudern blieb, bis die Zeit der Ankunft des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam in Tabuk sehr nahe war. Ich versuchte dann nochmals mich vorzubereiten, aber aus irgendwelchen Gründen ging ich wieder nicht.

Jetzt, als ich dann die Leute betrachtete, die zurückgeblieben waren, stellte ich fest, dass niemand in Madina zurückgeblieben war, ausgenommen die, die als Heuchler (Munafiq) bekannt waren oder aus bestimmten Gründen von der Teilnahme befreit worden waren. Als der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam Tabuk erreicht hatte, erkundigte er sich außerdem: ‚Wie kommt es, dass ich Ka’b nicht sehe?’ Jemand sagte: ‚O Prophet von Allah! Der Stolz über sein Reichtum und seine Gemütlichkeit hat ihn veranlasst zurück zu bleiben.’ Hadhrat Mu’as radiallahu ’anhu unterbrach ihn und sagte: ‚Nein, das ist falsch. Soweit wie wir wissen, ist er ein wahrer Muslim.’ Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam schwieg jedoch.“

Hadhrat Ka’b radiallahu ’anhu sagte: „Nach einigen Tagen hörte ich die Nachricht der Rückkehr des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam. Ich war voller Leid und Gewissensbissen. Gute Entschuldigungen, eine nach der anderen, gingen durch meinen Kopf und ich war sicher, dass ich den Zorn des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam mit einer Entschuldigung vorläufig entgehen würde und später könnte ich Allah ta’ala um Verzeihung bitten. Ich suchte, in dieser Angelegenheit auch Rat bei den weisen Männern meiner Familie. Aber als ich von der Ankunft des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam erfuhr, war ich überzeugt, dass nichts außer die Wahrheit mich schützen würde, also entschied ich, die reine Wahrheit zu sprechen.

Es war eine Gewohnheit des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam, dass, wann immer er von einer Reise zurückkam, begab er sich zuerst in die Moschee, verrichtete zwei Rak’aTahijjatu-l-Masdschid“ und blieb dann dort für eine Weile, um Besucher zu empfangen. Jetzt auch, während er in der Moschee saß, kamen die Heuchler (Munafiqin) und brachten vor ihm unter Eid ihre Entschuldigungen, warum sie ihn nicht auf diesem Feldzug begleitet hatten. Er nahm sie bei ihrem Wort und überließ den Rest Allah ta’ala. Genau dann kam ich zu ihm und grüßte mit „Salam“. Er drehte sein Gesicht mit einem zynischen Lächeln weg. Ich beschwur ihn mit den Wörtern: ‚O Prophet von Allah! Du drehst dein Gesicht von mir. Bei Allah! Ich bin weder ein Heuchler (Munafiq), noch habe ich den kleinsten Zweifel an meinem Glauben.’

Er bat mich, sich ihm zu nähern und das tat ich auch. Er sagte dann zu mir: ‚Was hat dich davor zurückgehalten mit zu gehen? Hattest du nicht die Kamele gekauft?’ Ich gab ihm die Antwort: ‚O Prophet von Allah, wenn ich es mit einem weltlichen Mann zu tun hätte, wäre ich sicher, dass ich seinen Verdruss durch eine (scheinbar) angemessene Entschuldigungen entgehen würde, denn Allah hat mir das Geschenk eines guten Mundwerks gegeben. Aber in deinem Fall bin ich sicher, dass, wenn ich dich mit einer falschen Erklärung beschwichtige, wird Allah mit mir unzufrieden sein. Anderseits bin ich sicher, dass, wenn ich dir missfalle, indem ich die einfache Wahrheit bekenne, dann wird Allah sehr bald deinen Verdruss wegmachen. Ich werde deswegen so kühn sein, die Wahrheit zu sprechen. Bei Allah ich habe überhaupt keine Entschuldigung. Es ging mir nie so gut, wie zu dieser Zeit.’ Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte: ‚Er spricht die Wahrheit.’ Er sagte dann zu mir: ‚Gehe, Allah ta’ala wird über dich entscheiden.’ Als ich die Moschee verließ, tadelten viele Männer meines Stammes mich und verwarnten mich folglich: ‚Niemals zuvor hast du irgendetwas Falsches getan; du hättest eine Entschuldigung vorbringen können und du hättest den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam bitten können, für deine Verzeihung zu beten; sein Gebet wäre sicher genug für dich.’ Ich erkundigte mich bei ihnen, ob es noch andere Leute wie mich gab. Sie informierten mich, dass es noch zwei andere Personen gab. Hilal bin Umajja und Murarah bin Rabi’ radiallahu ’anhum, dass sie auch ihre Fehler zugegeben hatten und die gleiche Antwort vom Propheten sallallahu ’alaihi wassallam empfangen hatten. Ich wusste, dass alle sehr gute Muslime waren und an dem Kampf von Badr teilgenommen hatten, d.h. sie befanden sich in einer ähnlichen Lage wie ich. Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gab Anweisungen, dass keiner mit uns dreien sprechen durfte.“

Es ist eine geläufige Grundregel, dass Unzufriedenheit dort gezeigt wird, wo irgendeine Bindung existiert und ein Verweis wird gegeben, wenn es Hoffnung für Verbesserung gibt. Ein Verweis zu einer nicht korrigierbaren Person wäre eine vergebliche Bemühung. 

Hadhrat Ka’b radiallahu ’anhu fährt fort: „Unter den Anweisungen des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam boykottierten die anderen Sahaba uns vollständig. Niemand war bereit, sich mit uns zu mischen oder sogar mit uns zu sprechen. Es schien, als ob ich in einem merkwürdigen Land leben würde. Bis die Erde mir in ihrer Weite zu eng wurde, und ich fühlte, dass alle mir fremd geworden waren. Die Sache, um die ich mich am meisten sorgte, war, dass, wenn ich in diesem Zustand sterben würde, würde der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam nicht mein Begräbnisgebet führen und wenn der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam in der Zwischenzeit sterben würde, wäre ich für immer verurteilt, niemand würde mit mir sprechen und keiner würde an meinem Begräbnis beten, denn wer würde gegen den Befehl vom Propheten sallallahu ’alaihi wassallam verstoßen. So gingen fünfzig Tage vorbei. Meine anderen zwei Gefährten blieben in ihren Häusern. Ich war der verwegenste von den dreien. Ich ging in den Markt und nahm am Gemeinschaftsgebet teil, aber niemand sprach mit mir. Ich näherte mich dem Propheten sallallahu ’alaihi wassallam und sagte: „As-salamu ’alaikum“ und schaute aufmerksam auf seine Lippen, ob sie sich zu einer Antwort bewegten. Nach dem Pflichtgebet pflegte ich das Gebet zu vervollständigen, indem ich mich in seine Nähe stellte und ihn aus meinem Augenwinkel betrachtete, um zu wissen, ob er wenigstens einen einzigen flüchtigen Blick zu mir warf. Ich bemerkte, dass, wenn ich im Gebet beschäftigt war, er auf mich blickte, aber, außerhalb des Gebets, wenn ich zu ihm sah, wendete er das Gesicht von mir ab.“

Ka’b radiallahu ’anhu fährt fort: „Als das Tragen dieses kompletten Sozialboykotts zu hart für mich wurde, kletterte ich eines Tages auf die Wand von Abu Qataada radiallahu ’anhu, meines liebsten Vetters und begrüßte ihn mit „as-salamu ’alaikum“. Er gab meinen Gruß nicht zurück. Ich sagte zu ihm: ‚Um Allahs Willen, beantworte mir eine Frage. Weißt du nicht, dass ich Allah ta’ala und seinen Propheten liebe?’ Er blieb ruhig. Nochmals wiederholte ich meine Frage, aber wieder sprach er nicht. Als ich mich das dritte Mal erkundigte, sagte er einfach: ‚Allah und sein Prophet wissen es besser.’ Nun quollen Tränen aus meinen Augen heraus und ich ging wieder zurück.

Einmal ging ich durch eine Straße von Madina, als ich einen koptischen Christen bemerkte, der aus Syrien gekommen war, um sein Korn zu verkaufen und der sich nach Ka’b bin Malik radiallahu ’anhu erkundigte. Als die Leute auf mich zeigten, kam er und übergab mir einen Brief vom christlichen König von Ghassan. Dort stand: Wir haben davon gehört, dass dein Meister dich schlecht behandelt hat. Allah will dich möglicherweise nicht erniedrigen und in Schande lassen. Es ist besser, wenn du zu uns kommst. Wir werden dir in vollem Umfang helfen. (Es ist eine Regel von dieser Welt, dass wenn die älteren Leute den Jüngeren Strafe geben, zeigen sich die, die die Kleineren missleiten wollen, dass sie nur das Gute für sie wollen und sie versuchen diese Leute durch solche guten Wörter und Mitleid zu gewinnen). Als ich diesen Brief las, stieß ich aus

Allah gehören wir und zu ihm kehren wir zurück.

und sagte: ‚So weit ist meine Lage gekommen, dass sogar die Ungläubigen (Kafir) danach streben, mich vom Islam wegzuziehen.’ Dieses war noch ein zusätzliches Problem für mich. Ich ging, um den Brief in einen Ofen zu werfen. Danach ging ich zum Propheten sallallahu ’alaihi wassallam und rief aus: ‚O Prophet von Allah! Deine ablehnende Haltung mir gegenüber hat mein Ansehen in solchem Ausmaß gesenkt, dass sogar die Ungläubigen (Kafir) über mir ihre Hoffnung aufbauen.’

Als vierzig Tage in diesen Zustand vorbei gegangen waren, brachte ein Kurier des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam mir diesen Befehl: ‚Trenne dich von deiner Frau.’ Ich erkundigte mich: ‚Soll ich ihr die Scheidung geben?’ Er antwortete: ‚Nein, nur dich von ihr trennen.’ Durch denselben Botschafter wurde eine ähnliche Meldung an meine anderen zwei Gefährten überbracht. Ich sagte infolgedessen zu meiner Frau: ‚Gehe zu deinen Eltern und warte, bis Allah ta’ala meinen Fall entscheidet.’ Die Frau von Hilal radiallahu ’anhu ging zum Propheten sallallahu ’alaihi wassallam und sagte: ‚O Prophet von Allah! Hilal ist ein alter Mann und es gibt niemand sonst, der sich um ihn kümmert. Wenn ich von ihm weggehe, würde er das nicht überleben. Wenn es möglich ist, erlaube mir freundlicherweise, dass ich ihm behilflich sein kann.’ Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam antwortete: ‚Es schadet nichts, vorausgesetzt ihr trennt eure Betten.’ Sie erwähnte: ‚O Prophet von Allah, er hat keinen Drang für solch eine Sache. Seit dem Tag, an dem diese schwere Prüfung für ihn begonnen hat, hat er seine gesamte Zeit weinend verbracht.’“

Hadhrat Ka’b radiallahu ’anhu sagte: (Möglicherweise war es seine Frau, da bis zu dieser Zeit noch nicht der Befehl zur Trennung von den Frauen gekommen war, oder ein Kind oder ein Heuchler der zu ihm sprach, da die Sahaba sich überhaupt nicht mit ihm unterhielten). „Mir ist gesagt worden, dass ich den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam auch um Erlaubnis fragen könnte, meine Frau für meine Dienste bei mir zu behalten, vielleicht bekommst du auch Erlaubnis. Aber ich sagte: ‚Hilal ist alt, während ich jung bin. Ich weiß nicht, welche Antwort ich erhalten werde, deswegen habe ich keinen Mut zu fragen.’ Nochmals vergingen zehn Tage, in denen niemand mit uns sprach oder uns traf, so dauerte das ganze volle fünfzig Tage. An dem Morgen des fünfzigsten Tages, als ich mein Morgengebet (Fadschr) auf dem Dach meines Hauses verrichtet hatte, saß ich, heimgesucht von Traurigkeit, auf meinem Hausdach. Die Erde war mir fremd und das Leben war für mich trostlos, plötzlich hörte ich den Schrei eines Ausrufers von der Spitze des Berges Sula: ‚Gute Neuigkeiten für dich, o Ka’b.’ Der Moment, als ich dieses hörte, fiel ich in Niederwerfung auf den Boden und Tränen der Freude rollten über meine Wangen, da ich verstand, dass die Prüfung jetzt vorüber war.

Tatsächlich hatte der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam Allahs ta’ala Verzeihung für alle drei von uns nach dem Morgengebet (Fadschr) verkündet. Eine Person war auf die Spitze des Berges gelaufen und rief diesen Ausruf, der mich zuerst erreichte. Danach kam ein Reiter galoppierend, um die gleiche glückliche Nachricht an mich zu überbringen. Ich gab die Kleidung, die ich trug, als Geschenk an den Reiter. Ich schwöre bei Allah, ich besaß keine andere Kleidung zu dieser Zeit. (Außer diese Kleidung hatte er anderen Besitz, aber das Leben der Sahaba war im Allgemeinen so, dass sie keine überflüssigen Sachen bei sich ließen, deswegen war nur ein Anzug vorhanden.) Ich kleidete mich in einer geborgten Kleidung und ging zum Propheten sallallahu ’alaihi wassallam.  Diese gute Nachricht wurde genauso auch zu meinen zwei Gefährten gebracht.

Als ich die Moschee betrat, liefen die Leute, die beim Propheten sallallahu ’alaihi wassallam waren zu mir, um mich zu beglückwünschen. Abu Talha radiallahu ’anhu war der Erste, der zu mir kam. Er schüttelte meine Hand mit einer Wärme, die ich nie vergessen werde. Danach begrüßte ich den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam, sein Gesicht strahlte, wodurch man seine Freude erkennen konnte. In der Zeit von Freude strahlte sein Gesicht wie der Vollmond. Ich sagte zu ihm: ‚O Prophet von Allah! Ich schlage vor, meinen ganzen Besitz im Weg von Allah ta’ala als freiwillige Almosen (Sadaqa) zu geben, als Dank für die Annahme meiner Reue.’ (Da dieser Reichtum der Grund dafür war, dass er diese Probleme bekommen hatte). Er sagte: ‚Dieses ist zu viel für dich. Behalte einen Teil bei dir.’ Ich war damit einverstanden, meinen Anteil der Beute beim Kampf von Khaibar zu behalten.“

Er sagte: „Es war die Wahrheit, die mich rettete und ich bin fest entschlossen in Zukunft nichts anderes als die Wahrheit zu sprechen.“ (Dur-e-Manthur, Fattahu-l-Bari)

Anmerkung: Diese Geschichte zeigt uns wie gehorsam die Sahaba zu Allah ta’ala und seinen Gesandten waren, ihre Frömmigkeit und wie sehr sie sich vor Allah ta’ala fürchteten. Trotzdem sie an allen Kriegen teilgenommen hatte und nur einmal  abwesend waren, bekamen sie sofort verschiedene Strafen und diese hielten sie dann mit Gehorsamkeit aus. Sogar so gehorsam waren sie, dass sie fünfzig Tage weinend verbrachten und das Geld, welches der Grund für ihr Zurückbleiben gewesen war, auch in freiwillige Almosen (Sadaqa) gegeben haben. Nachdem die Ungläubigen ihm ein Angebot unterbreitet haben, bereute er noch mehr anstatt zornig zu werden und auch wegen der Strafe von Allah ta’ala und dem Weitbleiben vom Propheten sallallahu ’alaihi wassallam. Sein Glaube war so schwach geworden, dass selbst die Ungläubigen (Kafirun) die Hoffnung hatten, ihn ganz von seinem Glauben abzubringen.

Auch wir sind Muslime und für uns gilt auch was Allah ta’ala und sein Prophet sallallahu ’alaihi wassallam gesagt haben. Der Allergrößte Befehl nach dem Glauben (Iman) ist das Gebet. Nun schauen wir, wie viele gibt es, die dieses Gebot erfüllen und die, die beten, wie beten sie. Danach kommt Almosen geben (Zakah) und die Wallfahrt (Hadsch). Was soll man da erwarten, denn dort muss man auch noch Geld ausgeben.



10. Der Verweis des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam auf das Lachen der Sahaba und das Erinnern an das Grab

Einmal kam der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam zur Moschee, um sein Gebet zu verrichten, als er einige Leute bemerkte, die lauthals lachten. Er erwähnte: „Wenn ihr euch mehr an euren Tod erinnern würdet, würde ich euch nicht so sehen. Denkt oft an euren Tod. Nicht ein einziger Tag geht vorbei, wenn das Grab nicht ausruft: ‚Ich bin eine Wildnis, ein Platz der Einsamkeit, ich bin ein Ort aus Erde, ich bin ein Ort von Würmern.’ Wenn ein Gläubiger in das Grab gelegt wird, sagt es: ‚Herzlich Willkommen. Es ist gut von dir, dass du in mich gekommen bist. Von allen Leuten, die auf der Erde gehen, mochte ich dich am liebsten. Nun da du in mich gekommen bist, wirst du sehen, wie ich dich behandeln werde.’ Es vergrößert sich dann so weit, bis wo der darin liegende sehen kann. Eine Tür vom Paradies (Dschanna) wird für ihn im Grab geöffnet und durch diese Tür erhält er die frische und wohlriechende Luft des Paradieses (Dschanna).

Aber wenn ein schlechter Mann in das Grab gelegt wird, dann sagt es: ‚Kein Wort des Willkommens für dich. Dein Kommen in mir ist für dich sehr schlecht. Von allen Personen, die auf der Erde gehen, hasste ich dich am meisten. Nun da du mir übergeben worden bist, wirst du sehen, wie ich dich behandeln werde.’ Es schließt sich nach ihm so eng, dass seine Rippen von der einen Seite und die Rippen von der anderen Seite zusammen gedrückt werden. Nicht weniger als siebzig Schlangen werden dann auf ihn losgelassen, um ihn bis zum Tag der Auferstehung zu beißen. Diese Schlangen sind so giftig, dass, wenn eine von ihnen sein Gift auf die Erde spucken würde, nicht ein einziger Grashalm mehr wachsen würde.“ Danach sagte der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam: „Das Grab ist entweder ein Garten des Paradies (Dschanna) oder eine Grube der Hölle (Dschahannam).“ (Mischkat)

Anmerkung: Furcht vor Allah ta’ala ist die notwendigste und wichtigste Sache. Aus diesem Grund war der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam oft in Gedanken versunken. Sich an den Tod zu erinnern ist nützlich, um diese Furcht zu bekommen und deshalb hat der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam dieses Rezept gegeben, dass es ganz notwendig ist, sich immer wieder an den Tod zu erinnern. 



11. Hadhrat Hansalas radiallahu ’anhu Furcht vor Heu-chelei (Nifaq)

Hadhrat Hansala radiallahu ’anhu sagte: „Wir waren einmal mit dem Propheten sallallahu ’alaihi wassallam, als er eine Predigt hielt. Unsere Herzen wurden weich, aus unseren Augen flossen Tränen und wir erkannten, wo wir standen. Ich verließ den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam und kam nach Hause zurück. Ich saß mit meiner Frau und Kindern, und fing an mit den Kindern zu spielen und mit meiner Frau Spaß zu machen, dann bemerkte ich, dass der Effekt der Predigt des Propheten sallallahu ’alaihi wassallam vollständig bei mir verschwunden war. Plötzlich kam es in mir auf, dass ich nicht mehr war, was ich gewesen bin und ich sagte zu meinem Herz: ‚O Hansala! Du bist ein Heuchler (Munafiq) geworden. Als du mit dem Propheten sallallahu ’alaihi wassallam warst, war deine Lage ganz anders als sie jetzt ist, wenn du zu Hause bist.’

Voll von Kummer verließ ich mein Haus, wobei ich immer wieder diese Wörter sagte: ‚Hansala ist ein Heuchler (Munafiq) geworden.’ Ich sah, dass Abu Bakr radiallahu ’anhu auf mich zukam und ich sagte zu ihm: ‚Hansala ist ein Heuchler (Munafiq) geworden.’ Er sagte: ‚Subhanallah (Allah ist rein)! Was sagst du? Hansala kann kein Heuchler (Munafiq) sein.’ Ich erklärte ihm: ‚Wenn wir mit dem Propheten sallallahu ’alaihi wassallam zusammen sind und seine Darlegung über Paradies und Hölle zuhören, fühlen wir so, als ob beides vor unseren Augen ist, wenn wir aber nach Hause zurückkommen und mit unseren Haus- und Familienangelegenheiten beschäftigt werden, vergessen wir alles über das künftige Leben.’

Hadhrat Abu Bakr radiallahu ’anhu sagte: ‚Mein Fall ist genau derselbe.’ Wir gingen beide zum Propheten sallallahu ’alaihi wassallam und ich sagte: ‚Ich bin ein Heuchler (Munafiq) geworden, o Prophet von Allah!’ Er erkundigte sich nach der Lage und ich erklärte: ‚Wenn wir bei dir sind und deinem Gespräch über das Paradies (Dschanna) und die Hölle (Dschahannam) hören, sehen wir beides vor unseren Augen. Wenn wir aber nach Hause zurückkehren und mit Frau und Kindern beschäftigt werden vergessen wir alles.’ Darauf erwähnte der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam: ‚Bei dem, der mein Leben steuert, wenn du immer diese Glut in dir hoch halten kannst, die in dir geweckt wird, wenn du bei mir bist, würden dich Engel, auf deinen Wegen und in deinen Betten grüßen. Aber, o Hansala! Dieses ist nur ab und zu! Dieses ist nur ab und zu!’“ (Ahja ul-Ulum, Muslim)

Anmerkung: Wir Menschen haben persönliche Bedürfnisse und um diese zu erfüllen ist es auch notwendig, zu essen und zu trinken, sich um Frauen und Kinder zu kümmern, folglich können wir eine solche Lage nur ab und zu bekommen und nicht ständig und man sollte das auch nicht erwarten. Für immer im gleichen Zustand zu bleiben, das gilt nur für die Engel, denn sie haben keine anderen Aufgaben zu tun, keine Frau und Kinder, keine Sorge um das Einkommen und keine anderen weltlichen Dinge. Im Fall der Menschen ist das anders, denn sie haben menschliche Bedürfnisse und der Zustand ihres Gemüts ändert sich. Aber wir können von dieser Geschichte sehen, wie besorgt die Sahaba über den Zustand ihres Glaubens (Iman) waren. Hadhrat Hansala radiallahu ’anhu vermutet Heuchelei (Nifaq) in sich, als er glaubte, dass der Zustand seines Gemüts zu Hause nicht derselbe war, wie wenn er mit dem Propheten sallallahu ’alaihi wassallam war.

In einem Gedicht heißt es: Wenn man jemanden liebt, dann hat man wegen ihm in tausend verschiedenen Arten Gedanken und Sorgen. Wenn man den eigenen Sohn liebt und dieser auf Reisen geht, dann kann man sehen wie man jederzeit diese Gedanken hat, wie geht es meinem Sohn. Und wenn man weiß, dass er sich in einem solchen Gebiet aufhält, in der es eine ansteckende Krankheit gibt oder Unruhen herrschen, schickt man Telegramme und Briefe, um etwas über sein Wohlbefinden heraus zu bekommen.



12. Verschiedene Geschichten über die Furcht vor Allah ta’ala

Es ist sehr schwierig, alles zu berichten, was im Koran und in Ahadith über den Wert von der Furcht vor Allah ta’ala gesagt wird. Man weiß jedoch, dass Furcht vor Allah ta’ala ein wesentlicher Schritt in Richtung zu allem geistigen Fortschritt ist. Der Prophet Mohammed sallallahu ’alaihi wassallam sagte: „Furcht vor Allah ta’ala ist die Wurzel aller Weisheit.“

Ibn ’Umar radiallahu ’anhu hat so viel aus Furcht vor Allah ta’ala geweint, dass er sein Augenlicht verlor. Er sagte zu jemandem, der ihn beobachtete, du wunderst dich über mein Weinen. Sogar die Sonne weint aus Furcht vor Allah ta’ala.“ Bei einer anderen Gelegenheit wird von ihm berichtet, dass er gesagt hat: „Sogar der Mond weint aus Furcht vor Ihm.“

Der Prophet Mohammed sallallahu ’alaihi wassallam ging einmal an einem jungen Sahabi vorbei, der Koran rezitierte. Als er zum Vers kam:

„Und wenn der Himmel sich spaltet und so geworden ist wie eine Rose, gleich rotem Leder.“ (Ar-Rahmān 37)

standen die Haare an seinen Körper zu Berge und er wäre fast an seinem übermäßigen Weinen erstickt. Er schrie und sagte: „Ach was wird mit mir am Tag passieren, wenn der Himmel gespalten wird (der Tag des Gerichts). Wehe mir!“ Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte zu ihm: „Dein Weinen hat sogar die Engel weinen lassen.“ Einmal als ein Ansari nach dem freiwilligen Gebet in der Nacht (Tahadschud) saß und weinte, sagte er: „Ich weine vor Allah ta’ala für Schutz vor dem Feuer der Hölle (Dschahannam).“ Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam hat zu ihm gesagt: „Du hast die Engel heute weinen lassen.“

Hadhrat ’Abdullah bin Rawaha radiallahu ’anhu, ein Sahabi, weinte einmal. Seine Frau fing auch zum Weinen an, als sie ihn in diesem Zustand sah. Er erkundigte sich: „Warum weinst du?“ Sie antwortete: „Was immer dich zum Weinen bringt, bringt mich auch zum Weinen.“ Er sagte: „Der Gedanke, dass ich die Brücke von Siraat über die Hölle (Dschahannam) überqueren muss, lässt mich weinen. Ich weiß nicht, ob ich in der Lage sein werde, darüber zu gehen oder in die Hölle (Dschahannam) fallen werde.“ (Qijamu-l-Lail)

Surarah bin Aufa radiallahu ’anhu führte das Gebet in einer Moschee. Als er die Verse rezitierte:

„Wenn in den Sūr gestoßen wird“ (Al-Muddathir 8)
„Dann wird der Tag ein schwerer Tag sein.“ (Al-Muddathir 9)

fiel er zu Boden und starb. Die Leute trugen seinen Körper zu seinem Haus. 

Hadhrat Khulaid rahmatullah ’alaih verrichtete sein Gebet. Während der Koranrezitation, als er den Vers erreichte:

„Jede Seele wird den Tod kosten und euch wird euer Lohn am Tag der Auferstehung vollständig gegeben; und wer da vom Feuer ferngehalten und ins Paradies geführt wird, der soll glücklich sein. Und das irdische Leben ist nichts als ein trügerischer Nießbrauch.“ (Al-’Imrān 185)

fing er an, sie immer wieder zu wiederholen. Nach einer Weile hörte er eine Stimme von einer Ecke des Raumes sagen: „Wie oft wirst du diesen Vers noch wiederholen? Dein Rezitieren hat bereits den Tod von vier Geistern (Dschinn) verursacht.“

Es wird über einen anderen Mann berichtet, dass während er Koran rezitierte und er den Vers erreichte:

„Dann werden sie zu Allah, ihrem Herrn, zurückgebracht. Wahrlich, Sein ist das Urteil und Er ist der Schnellste im Abrechnen.“ (Al-An’ām 62)

stieß er einen Schrei aus, zitterte und tat seinen letzten Atemzug.

Es gibt viele Geschichten dieser Art. Hadhrat Fudail rahmatullah ’alaih, ein berühmter Schaich, sagte: „Furcht vor Allah ta’ala leitet zu allem, was gut ist.“ Hadhrat Schiblie rahmatullah ’alaih, sein Name ist allen bekannt, sagte: „Wenn immer ich die Furcht vor Allah ta’ala in mir spürte, habe ich eine frische Tür des Wissens und der Weisheit gefunden, die vorher für mich nicht geöffnet war.“

In einem Hadith wird gesagt: „Allah ta’ala sagt: ‚Ich erlege meinem Sklaven nicht zwei Furchten auf. Wenn er mich nicht in dieser Welt fürchtet, gebe ich ihm Furcht im folgendem und wenn er mich in dieser Welt fürchtet, dann mache ich ihn im zukünftigen Leben sorglos.’“ Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte: „Alle Dinge fürchten eine Person, die Allah ta’ala fürchtet, während alles eine Quelle von Furcht für den ist, der jemand anders als Allah ta’ala fürchtet.“ Jahja bin Mu’as rahmatullah ’alaih sagt: „Wenn ein Mensch die Hölle (Dschahannam) so fürchtet, wie er sich vor Armut fürchtet, kann er ins Paradies (Dschanna) eintreten.“ Abu Sulaiman Daranie rahmatullah ’alaih sagte: „Es gibt nichts, außer Ruinen für ein Herz, das leer ist von der Furcht vor Allah ta’ala.“

Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte: „Das Gesicht, das mit dem kleinsten Tropfen einer Träne, die aus Furcht vor Allah ta’ala geweint wird, nass wird, ist geschützt vom Eintritt in das Feuer der Hölle (Dschahannam).“ Er sagte auch: „Wenn ein Muslim aus Furcht vor Allah ta’ala zittert, fallen seine Sünden runter von ihm, wie die Blätter eines Baumes runterfallen.“ Mein geliebter Propheten sallallahu ’alaihi wassallam hat gesagt: „Eine Person, die aus Furcht vor Allah ta’ala weint, kann nicht zur Hölle (Dschahannam) gehen, bis Milch zurück in den Euter fließt (was unmöglich ist).

Hadhrat ’Uqba bin ’Aamir radiallahu ’anhu erkundigte sich einmal beim Propheten Mohammed sallallahu ’alaihi wassallam: „Was ist die Methode zur Errettung?“ Er antwortete: „Halte deine Zunge im Zaun, bleibe zu Hause und weine über deine Sünden.“ Hadhrat ’Aischa radiallahu ’anha erkundigte sich einmal beim Propheten sallallahu ’alaihi wassallam: „Gibt es manchen unter deinen Nachfolgern, der ohne Abrechnung ins Paradies (Dschanna) geht?“ „Ja“, antwortete der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam, „die Person, die sich häufig an seine eigenen Sünden erinnert und weint.“

Es gibt ein anderes Hadith, indem mein lieber Prophet, Mohammed sallallahu ’alaihi wassallam, gesagt hat: „Kein Tropfen ist geliebter bei Allah ta’ala, als zwei Tropfen, ein Tropfen von Tränen, die aus Furcht vor Allah ta’ala vergossen wird und ein Tropfen von Blut, der im Weg von Allah ta’ala vergossen wird.“ Es wird in einem Hadith gesagt, dass sieben Personen unter dem Schatten des Throns am Tag des Urteils sein werden. Eine von ihnen wird diese Person sein, die sich an Allah ta’ala erinnerte, wenn er ganz allein war und Tränen aus seinen Augen liefen.

Hadhrat Abu Bakr radiallahu ’anhu sagte: „Jemand der weinen kann, sollte es tun und jemand der nicht weinen kann, sollte so aussehen, wie eine weinende Person.“ Es wird von Mohammed bin Munkadir rahamtullah ’alaih berichtet, dass wenn er weinte, wischte er seine Tränen über sein Gesicht und Bart und sagte: „Ich habe gehört, dass das Feuer der Hölle (Dschahannam) nicht den Platz berührt, der berührt wird durch diese Tränen.“ Thaabit Bananie rahmatullah ’alaih litt unter Schmerzen an den Augen. Sein Arzt sagte zu ihm: „Ihre Augen würden in Ordnung sein, vorausgesetzt, sie versprechen in der Zukunft nicht zu weinen.“ Er antwortete: „Wozu ist ein Auge gut, wenn es nicht Tränen vergießen kann.“

Jasied bin Maisara rahmatullah ’alaih sagt: „Es kann sieben Gründe für weinen geben, nämlich, extreme Freude, Geisteskrankheit, extremer Schmerz, Horror, List, Rausch und Furcht vor Allah ta’ala. Eine einzige Träne, die aus Furcht vor Allah ta’ala vergossen wird, ist genügend, Ozeane des Feuers (der Hölle/Dschahannam) zu löschen.“ Ka’b Ahbaar rahmatullah ’alaih sagte: „Bei dem, der mein Leben in seiner Hand hält, ich liebe es mehr aus Furcht vor Allah ta’ala zu weinen, mit Tränen, die über meine Wangen hinunterfließen, als einen Berg von Gold im Weg von Allah ta’ala auszugeben.“

Es gibt zahlreiche andere Aussagen, die zeigen, dass es wertvoller als Gold, sehr notwendig und vorteilhaft ist, aus Furcht vor Allah ta’ala und über seine Sünden zu weinen. Man sollte seine eigenen Sünden sehen und somit seine Lage erkennen, wie notwendig es ist zu weinen. Wir sollten dabei aber nicht die Hoffnung auf seine Gnade und den Segen von Allah ta’ala verlieren. Sicher Seine Gnade ist allumfassend. Hadhrat ’Umar radiallahu ’anhu sagte: „Wenn am Tag des Gerichts ausgerufen wird, dass außer einer Person alle in die Hölle (Dschahannam) gehen werden, dann macht mir meine Erwartung auf die Barmherzigkeit von Allah ta’ala Hoffnung, dass ich der einzige bin. Wenn an dem Tag ausgerufen wird, dass alle außer eine Person ins Paradies gehen dürfen, dann fürchte ich, wegen meiner Sünden, dass ich der Verurteilte sein werde.“

Es ist deswegen notwendig, dass wir Furcht und Hoffnung zusammen in unser Herz kombinieren. Besonders, wenn die Zeit des Todes näher kommt, müssen wir mehr Hoffnung als Furcht haben. Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam sagte: „Niemand von euch soll ohne eine starke Hoffnung auf Gnade von Allah ta’ala sterben.“ Als Imam Ahmed bin Hanbals rahmatullah ’alaih Ende näher kam, ließ er seinen Sohn kommen und bat ihm alle die Ahadith zu lesen, die einen dazu bringen, Hoffnung auf Allahs ta’ala Gnade zu haben.

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