Hadhrat Dschaabirs radiallahu ’anhu Begierde zu kämpfen

Als die Schlacht von Uhud vorüber war, ging der Rest der Sahaba nach Madina zurück, sehr müde und gebrochen. Die Quraisch kampierten auf ihrem Weg zurück nach Mekka an einem Platz, der Hamra ul-Asad genannt wurde. Dort saß ihr Führer, Abu Sufjaan, um Rat von seinen Leutnanten einzuholen. Sie sprachen unter sich selbst: „Die Muslime sind in Uhud besiegt worden. Ihre Moral muss sehr niedrig sein. Dieses ist die beste Zeit, Mohammed zu töten.“

Sie entschieden folglich nach Madina umzukehren und sie anzugreifen. Als der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam Nachricht über dieses Vorhaben empfing, befahl er alle jene Sahaba, die auch in Uhud teilgenommen hatten und die gerade von der Schlacht zurückgekehrt waren, aus Madina auszumarschieren und den Feind auf seinem Weg zu treffen. Obwohl sie sehr müde waren, waren trotzdem alle bereit zu gehen. Weil der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam ausrufen lassen hatte, dass nur diejenigen, die auch in Uhud gekämpft hatten nochmals gehen sollten, deswegen kam Dschaabir radiallahu ’anhu zum Propheten sallallahu ’alaihi wassallam und sagte: „O Prophet von Allah! Ich war sehr begierig, in Uhud zu kämpfen, aber mein Vater hinderte mich am Gehen, unter dem Vorwand, dass es sonst kein Mitglied im Haus gab, der sich um meine sieben Schwestern kümmern konnte und so sollte nur einer von uns am Kampf teilnehmen. Da er sich schon entschlossen hatte zu gehen, bat er mich, mit der Familie zurück zu bleiben. Er fand das begehrte Ende (d.h. Märtyrertum) in Uhud. Jetzt bin ich sehr begierig darauf, mit dir dieses Mal zu gehen, um gegen die Quraisch zu kämpfen.“ Der Prophet sallallahu ’alaihi wassallam erlaubte ihm zu gehen. Er war die einzige Person in diesem Kampf, die nicht in Uhud gekämpft hatte. (Khamis)

Anmerkung: Hadhrat Dschaabirs radiallahu ’anhu Vater war in Uhud Märtyrer geworden. Er ließ Dschaabir radiallahu ’anhu eine große Familie, nach der er sehen sollte und eine große Anzahl von Schulden, die zu zahlen waren und nichts wovon er leben konnte. Die Schulden hatte er bei einem Juden gemacht, die, wie wir wissen, selten eine weiche Ecke in ihrem Herzen für ihre Schuldner haben. Auch seine sieben Schwestern, wegen deren Grund es ihm nicht erlaubt war, mit nach Uhud zu gehen, waren immer noch da und man musste sich um sie kümmern. Siehe! Trotz all dieser Schwierigkeiten bat Dschaabir radiallahu ’anhu den Propheten sallallahu ’alaihi wassallam um Erlaubnis zur Schlacht zu gehen. Seine Gesinnung ist wirklich wundervoll und zu beneiden!


Ein Wunder im Khandaq; JĀBIR r.a

Von hinter den Falten des Vorhanges am Fenster war eine Stimme zu hören, die rief: „O ihr Bewohner der Stadt! Die Götzenanbeter von Mekka haben vor, Medina mit einem großen Heer anzugreifen. Deshalb werden wir um Medina herum einen Graben ausheben, um unsere Stadt zu verteidigen. Unser Prophet ruft alle Männer auf, beim Ausheben des Grabens zu helfen.“

Dieser Aufruf traf Jābir (möge Allāh mit ihm zufrieden sein) wie ein Schlag. „Schon wieder!“, sagte er zu sich selbst, und fügte hinzu: „Was haben wir all die Jahre schon von den Götzendienern Mekkas ertragen! Unsere Häuser, unsere Wein- und Obstgärten, alles haben sie uns genommen. Viele unschuldige Menschen haben sie getötet. Und als wäre all das nicht genug, wollen sie jetzt auch noch unsere Stadt besetzen!“

Mit einem Stoßseufzer sah er zum Fenster hinaus, dann nahm er seine Hacke und Schaufel und lief zu unserem ehrwürdigen Propheten (Allāh segne ihn und schenke ihm Frieden).

Die Aushebungsarbeiten für den Graben hatten schon begonnen. Hunderte von Menschen arbeiteten in Schweiß gebadet mit aller Kraft. Die einen gruben, andere schafften die ausgehobene Erde beiseite und einer von ihnen war unser ehrwürdiger Prophet (Allāh segne ihn und schenke ihm Frieden). Auch Jābir  arbeitete mit vollem Einsatz und schlug voller Enthusiasmus mit seiner Hacke die Erde auf.

Auf diese Weise vergingen drei Tage. Jābir war am Ende seiner Kräfte angelangt. Seit Tagen versuchte er, mit ein paar Brotkrumen seinen Hunger zu stillen. Er war so ausgehungert, dass sein Magen an seinem Rückgrat zu kleben schien. Er hielt es einfach nicht mehr aus. Er wollte den Gesandten Allāhs (Segen und Friede seien auf ihm) um Erlaubnis bitten, nach Hause zu gehen, um etwas zu essen. Doch als er ihn anschaute, erstarrte er. Das Gesicht des Geliebten aller Liebenden war vor Hunger kreidebleich, dennoch arbeitete er, ohne sich etwas anmerken zu lassen, unermüdlich weiter.

Jābir verspürte ein Schuldgefühl in seinem Innern. Tränen traten ihm in die Augen. Er wusste nicht, was er tun sollte. Ohne  jemandem etwas zu sagen, lief er mit großen Schritten nach Hause und fragte seine Frau: „Ich kann es nicht mehr mit ansehen, wie unser ehrwürdiger Prophet unter derart schrecklichem Hunger leidet. Haben wir nichts im Haus, was wir ihm anbieten könnten?“

„Wir haben ein wenig Gerste und außerdem noch das Zicklein“, sagte sie. Jābirs Augen strahlten und seine Stimmung hellte sich auf.

„In Ordnung, sehr gut“, sagte er. „Ich schlachte das Zicklein und du mahlst die Gerste und bäckst Brot. Dann laden wir unseren Propheten zu einem köstlichen Essen ein.“ Nach kurzer Zeit hatte das Ehepaar das Essen zubereitet und

Jābir lief schnell zu unserem Propheten (Allāh segne ihn und schenke ihm Frieden). Er unterdrückte seine Aufregung und sagte mit gedämpfter Stimme: „O Gesandter Allāhs, wir haben für dich etwas Essen vorbereitet. Komm doch bitte mit einigen deiner Gefährten zu uns!“ „Was hast du denn vorbereitet, Jābir?“, fragte Allāhs Gesandter (Segen und Friede seien auf ihm).

Jābir erzählte, was sie zu Hause zubereitet hatten, worauf unser geliebter Prophet (Allāh segne ihn und schenke ihm Frieden) mit einem Lächeln sagte: „Das ist ein reichliches und schönes Essen. Geh zu deiner Frau und sag ihr, dass sie das Essen nicht vom Feuer nehmen soll, bis ich komme.“

Dann rief er mit lauter Stimme seinen Gefährten, die an dem Graben arbeiteten, zu: „O Leute des Grabens! Unser Bruder Jābir hat uns zum Essen eingeladen. Kommt, lasst uns gehen!“

In diesem Moment liefen Jābir die Schweißtropfen übers

Gesicht herunter bis in den Bart, als hätte man ihm kochendes Wasser über den Kopf gegossen. Er war sprachlos. Hunderte von Leuten unterbrachen ihre Arbeit und strömten zu Jābirs Haus.  Es gab keine Gelegenheit, zu sagen: „O Gesandter Allāhs, auf das Kommen so vieler Menschen sind wir nicht vorbereitet.“ So lief er eilig nach Hause.

„Frau, wir sind ruiniert!“, sagte er, „unser Prophet kommt mit allen, die am Graben gearbeitet haben, zu uns. Wie sollen wir nur so viele Leute satt bekommen?“

Nachdem Jābirs Frau sich etwas beruhigt hatte, fragte sie ihren Mann: „Hast du denn all diese Menschen zum Essen eingeladen?“

„Nein, unser ehrwürdiger Prophet hat sie eingeladen“, antwortete Jābir.

„Wusste unser Prophet denn, wieviel Essen wir zubereitet haben?“, fragte sie, und als Jābir dies bejahte, sagte sie: „Dann sollten wir uns nicht den Kopf zerbrechen!“

Ihre Antwort beruhigte Jābir ein wenig und nach kurzer Zeit erschien unser Prophet (Allāh segne ihn und schenke ihm Frieden)

mit ungefähr tausend Personen, die alle seit Tagen nichts Warmes gegessen hatten, bei Jābirs Haus. Allāhs Gesandter (Segen und Friede seien auf ihm) bat Allāh, das Essen ergiebig und für alle ausreichend zu machen, dann sagte er zu Jābirs Frau:

„Tu du den Teig in den Backofen, um das Essen im Topf werde ich mich kümmern!“

Die Gefährten kamen in Reihen herbei und die frisch gebackenen Brotfladen wurden unserem geliebten Propheten gebracht, der jeweils ein Stück Fleisch darauflegte und es dann einem seiner Gefährten reichte. So ging es immer weiter, bis alle satt waren. Dabei wurden weder das Brot noch das Fleisch weniger. Die Menge des Essens blieb immer die gleiche. Voller Bewunderung schaute Jābir unseren Propheten (Allāh segne ihn und schenke ihm Frieden) an. Dieses wunderbare Ereignis hatte ihm seine gewohnte Heiterkeit zurückgebracht.

Nachdem alle gesättigt waren, wandte sich unser geliebter Prophet (Segen und Friede seien auf ihm) an Jābirs Frau und sagte: „Esst ihr von dem Rest und gebt anschließend von dem, was übrig bleibt, auch den Nachbarn zu essen!“